Prognosen über bevorstehende Vulkanausbrüche -oder über Erdbeben- zu treffen, ist bis heute nur sehr eingeschränkt möglich. Seriöse Vulkanologen und Seismologen äußern sich dazu praktisch kaum, obwohl es ein Ziel der Forschung ist, entsprechende Naturkatastrophen vorherzusagen. Fragt man nach einer Eruption einen Vulkanologen, ob er mit dem Vulkanausbruch gerechnet hatte, wird man mit aller Wahrscheinlichkeit diesen Satz zu hören bekommen: „Wir wussten, dass der Vulkan zu einem Ausbruch bereit war, konnten aber nicht sagen, wann genau es zum Ausbruch kommen wird“.
Vorhersage von Vulkanausbrüchen
Trotz aller Bemühungen und technischer Fortschritte, kann man bisher nicht exakt sagen, ob- und wann es zu einem Ausbruch (oder Erdbeben) kommen wird. Normalerweise heizen Vulkane vor einer Eruption langsam auf und zeigen das durch verschiedene Parameter an. Die ersten Anzeichen sind schwach und nur mit entsprechend empfindlichen Messinstrumenten wahrnehmbar: aufsteigendes Magma verursacht leichte Bodenvirbrationen, die man nur messen, aber nicht spüren kann. Der Vulkan bläht sich auf und die Hangneigung wird größer. Oft geschieht das aber auch so subtil, dass wir das ohne Gerätschaften nicht wahrnehmen können. Die Gaszusammensetzung ändert sich, aber da die meisten vulkanischen Gase unsichtbar sind, nehmen wir die erhöhte fumarolische Aktivität erst wahr, wenn deutlich mehr Wasserdampf kondensiert, oder sich große hydrothermale Quellen bilden. Alle diese Anzeichen können bereits Jahre vor einem Ausbruch zunehmen. Sobald die Veränderungen makroskopisch wahrnehmbar sind, steht der Vulkanausbruch meistens unmittelbar bevor, doch auch dann kann der Magmenaufstieg unvermittelt stoppen und der erwartete Ausbruch bleibt aus. Prognosen werden natürlich umso genauer, je kürzer der Zeitraum bis zum erwarteten Event ist.
Erdbeben-Prognosen
In Bezug auf die Vorhersage von Erdbeben sind die Anzeichen vor einem Erdbeben noch viel subtiler und ohne Messinstrumente praktisch nicht wahrnehmbar. Während der Vulkanologe wenigstens handfeste Indizien für einen bevorstehenden Vulkanausbruch geliefert bekommt, muss der Seismologe darauf verzichten. Zwar können starke Erdbeben durch eine Serie leichter Erdbeben angekündigt werden, doch oft bauen sie auch die Spannungen über lange Zeiträume ab, ohne dass es zu einem Starkbeben kommt. Etwaige Spannungsänderungen im Gestein sind nur punktuell mit großem Aufwand festzustellen. Tiere haben möglicherweise einen „siebten Sinn“ der sie vor starken Erdbeben warnt, das aber wahrscheinlich auch nur kurz vor einem entsprechenden Ereignis. Hier sind es vor allem statistische Daten und Erfahrung, die einem Seismologen Hinweise auf möglicher Weise bevorstehende Starkbeben liefern. Verläss
liche Prognosen sind aber so kaum möglich. Hinweise könnten auch ausströmende Gase, oder elektrische Phänomene liefern, doch hier steckt man noch in den Anfängen der Forschung.
Neben mangelnden Daten bereiten den Forscher rechtliche Hürden Probleme. Treffen sie falsche Prognosen, dann drohen heutzutage schnell Klagen. So geschehen etwa in Italien im Zusammenhang mit dem Erdbeben von L’Aquila. Solche Geschichten motivieren natürlich niemanden sich zu äußern und das Risiko einer Fehleinschätzung einzugehen.
Meine Prognose ist, dass es dem Menschen noch auf lange Sicht nicht gelingen wird Naturkatastrophen verlässlich zu prognostizieren. Besonders die Vorgänge im Erdinneren laufen zum großen Teil vor uns verborgen ab und es gibt zu viele variable (und unbekannte) Parameter, die den Ablauf der Prozesse im Erdinneren steuern, als das wir sie hinreichend entschlüsseln könnten. Dank dieser Unberechenbarkeit bleiben Vulkanausbrüche und Erdbeben weiterhin faszinierend und gefährlich zugleich.