Als Lavasee wird eine größere Ansammlung geschmolzener Lava in einem Vulkankrater bezeichnet. Die Lava bleibt über lange Zeiträume im Krater geschmolzen. Die Lava des Sees zirkuliert und erhält entweder direkten Nachschub an frischer Lava aus dem Magmenreservoir unter dem Vulkan, oder ein sehr hoher Wärmefluss sorgt dafür, dass die Lava geschmolzen bleibt. Für gewöhnlich steht die Lava zunächst im Förderschlot. Dieser erweitert sich im Laufe der Zeit zu einem Pitkrater mit (mehr oder weniger) senkrecht abfallenden Wänden. Kleinere Lavaseen werden auch Lavapond (pond= Teich) genannt.
Sammelt sich Lava in einer Senke ohne eigenen Förderschlot, dann spricht man von sekundären Lavaseen. Sie entstehen, wenn ein Lavastrom eine Depression auffüllt. Ist die Depression aufgefüllt, läuft der Lavasee über. Sekundäre Lavaseen sind meistens relativ kurzlebig, können aber große Areale einnehmen.
Lavaseen sind typisch für Schildvulkane die niedrigviskose basaltische Lava fördern. Sie können sie über Jahrzehnte aktiv bleiben und Durchmesser von mehreren Hundert Metern haben. Die meisten Lavaseen sind mehrere Jahre lang aktiv und haben Durchmesser kleiner als 100 m. Auf großen Lavaseen bildet sich oft eine Kruste aus erstarrter Lava. Während die Schmelze meistens heißer als 1000 Grad Celsius ist, liegen die Temperaturen der erstarrten Kruste deutlich unterhalb von 800 Grad. Die Schollen wandern wie Miniatur-Kontinente auf der Schmelze, tauchen am Rand des Lavasees ab und werden aufgeschmolzen. Die Prozesse der Plattentektonik kann man hier wie an einem Modell studieren.
Kleinere Lavaseen sind für gewöhnlich aktiver als größere Exemplare. Bei Lavaseen mit Durchmessern zwischen 20 – 40 Metern ist deutlich mehr Dynamik zu beobachten. Gasblasen platzen und bringen den Lavasee regelrecht zum Kochen. Solche Lavaseen kommen auch in den Kratern von Stratovulkanen vor. Sie sind kurzlebiger als solche in den Schildvulkanen. Ist nur ein Förderschlot mit brodelnder Lava gefüllt, spricht man auch von einer Lavalinse.
Gefahren eines Lavasees
Obwohl die Lavaseetätigkeit einen VEI 0 hat und normalerweise nicht explosiv abläuft, können große Blasen platzen und glühende Lavafetzen bis auf den Kraterrand schleudern. Diese stellen eine Gefahr für Vulkanbeobachter dar. Steht der Wind ungünstig, können Gaswolken eine ernste Gefahr sein. Hohe Gaskonzentrationen sind per se gesundheitsschädlich und sind in der Nähe von Lavaseen praktisch immer vorhanden. Der Kraterrand ist meistens brüchig und es drohen Kollapse. Gelegentlich kommt es zu explosiven Ereignissen. Oft werden diese durch einen Kollaps ausgelöst, oder durch den Kontakt von Magma mit Wasser.
Die größte Gefahr, die von einem Lavasee ausgeht, ist sein Auslaufen durch eine Fraktur im Vulkan. So geschehen im Jahr 2002, als in der Demokratischen Republik Kongo der Lavasee des Nyiragongos auslief. Ein gigantischer Lavastrom floss bis in den Kivu-See und brannte eine große Schneise durch die Stadt Goma. Heimtückisch und katastrophal kann das unterirdische Abfließen der Lava sein, wie es 2018 am Kilauea auf Hawaii geschah: Die Lava floss in Form eines Dykes ab und trat mitten in der Siedlung Leilani zu Tage. Die Zerstörungen waren gewaltig.
Bekannte Lavaseen
Die weltweite Anzahl der Lavaseen schwankt zuweilen stark: Im Jahr 2018 gab es 9 Lavaseen. Im Jahr 2019 waren es nur noch 4. Der größte befindet sich im Krater des Nyiragongos (Kongo). Im Nachbarvulkan Nyramuragira brodelt ein relativ kleiner Lavasee, der nur spoardisch aktiv ist. Klein sind auch die Lava-Akkumulationen in den Kratern der Vulkane Masaya (Nicaragua) und Erebeus (Antarktis). Die bis dato bekanntesten Lavaseen in den Kratern Halema’uma’u und Puu’O’o am Kilauea auf Hawaii liefen im Zuge der Leilani-Eruption ab. In den Reigen der verschwundenen Lavaseen fügen sich die 4 Seen auf Ambrym ein, die sich Ende 2018 verabschiedeten. Ebenfalls bekannt war der Lavasee des Vulkans Erta Alé in der äthiopischen Wüste Danakil. Er ist seit 2017 Geschichte.