Normalerweise schreibe ich hier ja nur über Vulkanausbrüche, Erdbeben und andere Naturkatastrophen, doch die aktuelle Situation lässt mir keine Ruhe, sodass ich mich dazu entschlossen habe, die Geschehnisse um die Ukraine zu kommentieren. Und letztendlich sind die Auswirkungen von Naturkatastrophen nicht soviel anders, wie mögliche Sekundäreffekte des aktuellen Kriegs in Europa.
Gefährliche Mischung: Geistesgestörte Diktatoren und kurzsichtige Politiker
Wer weiß schon, was im Kopf eines Diktators vorgeht, doch leider zeigt die Geschichte in unzähligen Beispielen, dass die Resultate der Gedankenketten in einem machtbesessenen Gehirn selten Gutes hervorbringt. Defacto ist Putin ein Diktator, und defacto versteht es so mancher dieser Größenwahnsinnigen Menschen um sich zu scharren, die ihrer geisteskranken Ideologie folgen. Er sieht sich von der (kaum einsatzfähigen) Nato bedroht und beruft sich auf die einstige Größe des russischen Zarenreichs. Erinnert Euch das an was? Ja, ER ist wieder da, nur in anderer Gestalt. Putin will sein Land zur alten Größe zurückführen, was es auch kosten mag. So sehen wir uns innerhalb kürzester Zeit einer der gefährlichsten Situationen nach dem 2. Weltkrieg gegenüber, einer Situation, in der sogar der Einsatz von Atomwaffen nicht vollkommen ausgeschlossen erscheint. Eine Situation, an der auch westliche Politiker nicht ganz unschuldig sind, denn auch sie zeigen Anzeichen europäischen Größenwahnsinns. Ist eine immer weitere Expansion des Euroraums und der Nato wirklich notwendig, bzw. sinnvoll? Schon jetzt können sich die EU-Staaten kaum auf eine gemeinsame Linie einigen. Die Nato wurde noch vor 2 Jahren als obsolet angesehen. Naja, wie schnell sich die Dinge ändern können!
Corona-geschwächtes Europa
Putin hat sich den idealen Zeitpunkt für seine Offensive ausgesucht: Die Welt ächzt noch unter den Folgen der Corona-Pandemie und Europa ist so schwach wie nie. Dazu kommt -wie so oft in Krisenzeiten- eine totale Fehleinschätzung der Lage von Seiten der Politik. Insbesondere scheinen mir unsere Politiker geradezu naiv zu sein. Nie wieder Krieg in Europa? Reines Wunschdenken! Eine kaputt gesparte Mini-Bundeswehr, die im Verteidigungsfall kaum einsatzfähig ist und dem Aggressor einer Weltmacht nichts entgegenzusetzten hat, was leider auf die gesamte Nato zutrifft: innerhalb eines Monats könnte die Einsatztruppe der Nato 40.000 Soldaten ins Baltikum schaffen und würde es auf 1/4 der in der Ukraine aufmarschierten Streitkräfte Russlands bringen. Wenn Putin wollte, könnte er innerhalb weniger Wochen bis nach Lissabon durchmarschieren. Dauerhafter Weltfrieden, davon sind wir mehrere Generationen weit entfernt: Überbevölkerung (Expansionsdruck), Ressourcenmangel, Klimawandel, Geld- und Machtgier werden diese pazifistische Wunschvorstellung lange vereiteln, wenn die Menschheit überhaupt dahingehend reifen wird. Umso wichtiger wäre es, eine politische Führung zu haben, die über Weitsicht verfügt und nicht auf Prinzip Hoffnung setzt. Zu dieser Weitsicht gehört auch China im Fokus zu halten.
Deutschlands Energiekonzept: ein Desaster
Noch viel konkreter ist allerdings die Gefahr, dass die deutsche Energieversorgung kollabiert. Mehr als die Hälfte an Erdgas und Kohle -die wir in Deutschland verheizen und verstromen- beziehen wir aus Russland. Das Gas erreicht uns über Pipelines, die durch das Baltikum und die Ukraine laufen. Unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland ist es wohl auch zu verdanken, dass die stärkste Sanktion, die Europa gegen Russland verhängen könnte, bislang nicht genutzt wurde: den Ausschluss aus dem Internationalen Zahlungsverkehr. Unsere Gasspeicher sind nur zu 1/3 gefüllt und die Reserven reichen gerade einmal 1 Monat. Danach wäre im Ernstfall frieren angesagt. Und nicht nur das, ein nicht unwesentlicher Teil unseres Stroms wird in Kraftwerken erzeugt, die fossile Brennstoffe aus Russland verfeuern. Dabei wird das Erdgas neuerdings ja sogar als nachhaltig eingestuft. So ist ein Szenario denkbar, bei dem wir eines Morgens in einer kalten Bude ohne Heizung und Strom aufwachen und wir somit von der Versorgung mit Nahrungsmitteln abgeschnitten sind. Natürlich ist es eine gewaltige Herausforderung den Ansprüchen des Klimaschutzes gerecht zu werden und eine -in Krisenzeiten- stabile Energieversorgung zu gewährleisten. Was sicher kein sicheres Konzept ist, ist eine Energietrasse von Nord-nach Süd durch das Land zu bauen, denn solch ein Trasse ist extrem Zerstörungs-anfällig.
Desolater Katastrophenschutz
Wie ich schon oft bemängelt habe, ist der Zivil- und Katastrophenschutz in Deutschland desolat aufgestellt. Die einst gut ausgebauten Infrastrukturen zur Notversorgung wurden nach dem Mauerfall genauso kaputtgespart wie die Bundeswehr. Dazu kommt noch, dass kaum ein Bürger weiß, was zu tun ist, wenn es hart auf hart kommen sollte. Zu unangenehm sind Überlegungen in Bezug auf das Survival in unserer bequemen Überflussgesellschaft. Eigene Wasser- und Nahrungsmittelvorräte sucht man in den meisten Haushalten vergebens und wer kein Camper ist, wird nicht einmal in der Lage sein, sich Teewasser zu kochen, sollte es zum Ausfall der Energieversorgung kommen. Würden auch die Kommunikationssysteme ausfallen, wüsste man nicht, wann man wo auf die staatlichen Notreserven zugreifen kann. Bis die Notversorgung anläuft, werden die Bäuche ganz schön leer sein und Gewalt und Chaos herrschen. Apropos desolat: In Deutschland gibt es immer noch kein Vulkanologisches Observatorium, dabei können Vulkane fast genauso schnell entstehen wie Kriege. Und keiner hats vorausgesehen.
Eine Krise folgt der Andern
Gut, sehr wahrscheinlich wird es bei einem Krieg in der Ukraine bleiben, obwohl ein Restrisiko bestehen bleibt, dass der größenwahnsinnige Diktator gänzlich den Verstand verliert. Trotzdem kann es nicht schaden, wenn man sich ein wenig Gedanken über Worstcase-Szenarien macht. Was uns alle treffen wird, ist die weiter hochschießende Inflation bei Minuszinsen und immer weitere steigende Energiepreise. Der Preis für eine Lebensweise auf Schuldenbasis. Über all den negativen Entwicklungen des neuen Jahrtausends -Finanzkrise, Euroschwäche, Terrorismus, Islamismus, Flüchtlingskrise, Corona-Pandemie- schwebt das Damoklesschwert aus Umweltzerstörung, Raubbau an den Ressourcen und Klimawandel. Grund für Optimismus einer langfristigen positiven Entwicklung des Weltgeschehens sehe ich leider nicht, besonders, da eine politische Fehleinschätzung der anderen folgt: ein Krieg in Europa wurde für genauso unwahrscheinlich gehalten, wie eine Pandemie. Beides erwischte uns kalt. Hoffen wir, dass der Krieg bei uns auch ein kalter bleibt.
P.S.
Ich würde Euch gerne zur Diskussion meiner Gedanken einladen, doch leider wurde das Forum bei den Geonauten zerschossen: trotz Antispam-Programme sammelten sich innerhalb weniger Tage 200.000 Spamnachrichten an, die ich nicht mehr aus der Datenbank entfernen konnte. So sah ich mich gezwungen den Blog offline zu nehmen und lasse die Kommentare hier trotzt https-Umstellung geschlossen. Ein neues Diskussionsboard ist aber in Planung. Bis dahin könnt ihr mich über meine Social Media-Profile erreichen.