Datum: 21.03.22 | Zeit: 20:38:24 UTC | Lokation: 38.67 N ; 28.13 W | Tiefe: 11 km | Ml 3,0
Inhalt
- Die Azoreninsel São Jorge wird von weiteren Erdbeben gerockt
- Der Ursprung der Beben ist nicht geklärt
- Könnte es einen Vulkanausbruch geben?
Die Azoreninsel São Jorge kommt nicht zur Ruhe und wird weiterhin von zahlreichen Erdbeben erschüttert. Seit gestern registrierte das EMSC 21 Erdbeben mit Magnituden ab 2. Das stärkste Beben brachte es auf M 3,0 und hatte ein Hypozentrum in 11 km Tiefe. Das Epizentrum lag 12 km west-nord-westlich von Calheta. In den letzten Stunden ist die Aktivität etwas rückläufig.
Zahlreiche Mikrobeben
Das EMSC zeigt bei weitem nicht alle Erschütterungen an, die sich unter der Insel ereignen. Allerdings ist es schwierig verlässliche Zahlen zu bekommen: Auf der Seite des zuständigen Observatoriums steht, dass heute ein Team vom Festland einfliegen soll, um dem Erdbebenschwarm weiter auf den Grund zu gehen. Gestern berichtete man vor Ort von 70. Beben. In den Sozialen Medien gibt es Nachrichten, nach denen mehr als 700 Beben detektiert worden sein sollen. Eine Statistik bei Volcano Discovery zeigt knapp über 300 Erschütterungen an. Die Vielzahl der Beben hat Magnituden kleiner als 2 und viele Erschütterungen dürften im Bereich der Mikroseismizität anzusiedeln sein.
Die Frage nach dem Ursprung der Beben ist nicht geklärt, doch viele Vulkanophile gehen davon aus, dass die Beben in Zusammenhang mit einer Dyke-Intrusion stehen. Solche Magmatischen Gänge sind uns aus der Berichterstattung der letzten Jahre sehr wohl bekannt. Sie sorgten im letzten Jahr sowohl auf Island, als auch auf La Palma für Bodenhebungen, die in Vulkanausbrüchen endeten. Das Problem: es sieht nicht so aus, als würde es auf São Jorge ein engmaschiges Instrumenten-Netzwerk geben, was den Puls der Erde fühlt. So dürfte es nicht viele GPS Punkte geben, die nun als Referenzen für etwaige Höhenänderungen infolge von Magmenintrusion herhalten können. Wahrscheinlich wird das angekündigte Techniker-Team erste Messungen durchführen, die als Referenz für weitere Geschehnisse herhalten dürfen. Vielleicht gibt es aber bald INSAR-Daten, die uns genaueres verraten.
Droht auf São Jorge ein Vulkanausbruch?
Die Erfahrung zeigt, dass ein kurzfristig bevorstehender Vulkanausbruch unwahrscheinlich ist, selbst wenn die Beben von Magmenintrusion hervorgerufen werden sollten. Für gewöhnlich sind mehrere Anläufe nötig, bis es das Magma zur Oberfläche schafft. So könnte es noch Monate, oder Jahre dauern, bis wir den nächsten Vulkanausbruch auf den Azoren erleben werden. Sollte es dazu kommen, dann droht dieser -wie auf La Palma- zur Katastrohe zu werden, da die Küstenregion besiedelt ist und im Inselinneren Landwirtschaft betrieben wird. Der Inselflughafen liegt nahe der Erdbebenregion.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, dass die Beben tektonischer Natur sind. Die Insel wird in ihrer Länge von einem Rift durchzogen. Und Last, but not Least, entwickelt sich an Vulkanen manchmal alles viel schneller, als angenommen. Vollkommen ausgeschlossen ist es nicht, dass wir in wenigen Tagen/Wochen bereits einen Ausbruch sehen werden.