Global betrachtet wird 2023 das wärmste Jahr des Industriezeitalters – Ökosysteme stehen vor Kollaps
Schon lange wird es gemunkelt, doch jetzt scheint es Gewissheit zu sein, obwohl das Jahr 2023 noch nicht zu Ende ist: Es wird global betrachtet das wärmste Jahr des Industriezeitalters werden und damit einen traurigen Rekord aufstellen. Weltweit betrachtet lagen die Durchschnittstemperaturen bis einschließlich November um 1,46 Grad höher als im vorindustriellen Referenzzeitraum.
Der Rekord wird sich laut NOAA mit einer 99 prozentigen Wahrscheinlichkeit einstellen. Damit das nicht so ist, würde es einen sehr kalten Dezember brauchen, was laut EU-Klimawandeldienst Copernicus aufgrund des Klimaphänomens El Ninio aber nicht zu erwarten sei.
Damit ist fast die 1,5 Grad-Marke erreicht, auf die man laut Pariser Abkommen die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts begrenzen wollte. Dass dieses Ziel weit verfehlt werden wird, ist mittlerweile ebenfalls gewiss.
Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S), betonte, dass 2023 Temperaturrekorde für mehrere Monate aufgestellt habe, einschließlich des Novembers mit Tagen, an denen die Temperaturen um zwei Grad über den vorindustriellen Werten lagen.
Carlo Buontempo, Direktor des C3S, erklärte, dass solange die Treibhausgaskonzentrationen weiter steigen, ein Anstieg der Temperaturen sowie verstärkte Auswirkungen von Hitzewellen und Dürren zu erwarten sind. Aktuelle Berichte zum globalen Kohlenstoffbudget zeigen, dass die CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas im Jahr 2023 voraussichtlich mit 36,8 Milliarden Tonnen einen neuen Höchststand erreichen werden – ein Anstieg von 1,1 Prozent im Vergleich zu 2022 und 1,4 Prozent im Vergleich zu 2019 vor der Corona-Pandemie. Das zeigt deutlich, wie wenig die bisherigen Anstrengungen dem Klimawandel zu begegnen fruchten. Bei einer weiter rasant ansteigenden Weltbevölkerung ist davon auch nicht auszugehen.
Dabei ist der Klimawandel nur eines von mehreren globalen Umweltproblemen. Umweltverschmutzung, Abholzung, Waldsterben, Ausbeutung von Bodenschätzen, Versalzung von Böden und Erosion bedingen bereits ein Artensterben unbeschreiblichen Ausmaßes. Da in der Ökosphäre praktisch alles mit allem zusammenhängt, drohen bereits jetzt mehrere Ökosysteme endgültig zu kippen, was eine Kettenreaktion mit sich bringen könnte. Neben den arktischen Eiswelten und korallenbasierten Meeresökosystemen ist selbst der Amazonas-Regenwald stark gefährdet. Besonders in Brasilien herrscht seit Monaten eine der schlimmsten je aufgezeichneten Dürren im Regenwald, während es in Nachbarstaaten gerade Land unter heißt.