Vulkanreisen im Jahr 1 nach der Zeitenwende

Wir alle wurden in den letzten Jahren von vielen Katastrophen gebeutelt, die einige Veränderungen mit sich brachten. Viele der Veränderungen sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen, andere sind offensichtlich und betreffen jeden. Die meisten Normalbürger merken die Auswirkungen finanziell: Infolge der hohen Inflation ist fast alles merklich teurer geworden und weniger Geld steht zur Verfügung. Das wirkt sich auch auf das Reisen aus.

Zu den Katastrophen der letzten 10 Jahre zähle ich den Terrorismus, den IS, die syrische Flüchtlingskrise, die Corona-Pandemie, die Lieferkettenprobleme und den russischen Krieg gegen die Ukraine, der eine erneute Flüchtlingswelle auslöste und eine Energiekrise bedingte, die letztendlich durch unsere politischen Entscheidungsträger getriggert worden ist. Die gleichen Entscheidungsträger postulierten vor einem Jahr die Zeitenwende in Sachen Rüstungs- und Energiepolitik. Doch diese Zeitenwende stockt und wendete nichts zum Positiven, sondern sorgt dafür, dass wir über noch weniger Kaufkraft verfügen. Last, but not least, schwebt das Damoklesschwert des Klimawandels über uns, das in den nächsten Jahren weitere negative Folgen haben wird.

Vulkanreisen im Jahr 1 nach der Corona-Pandemie und Zeitenwende

Was das alles mit Vulkanreisen zu tun hat? Jede Menge! Vor allem Inflation und Gewinnoptimierung von Fluggesellschaften und Reiseunternehmen sorgen dafür, dass viele Fernziele nur noch mit erheblich gesteigertem finanziellen Aufwand erreichbar sind, obwohl nun im Jahr 1 nach der Corona-Pandemie die meisten Reisebeschränkungen wieder aufgehoben wurden. So kann man zwar wieder Ziele auf weit entfernten Kontinente ansteuern, aber zu welchem Preis? Während innerkontinentale Reisen wieder einigermaßen durchführbar sind und die meisten Touristendestinationen regelmäßig angeflogen werden, sind die interkontinentalen Flüge knapp und teuer. Als Vulkanreisender, der oft kurzfristig bucht, weil er sich nach der Aktivität der Vulkane richten muss, bezahlt man für viele Destinationen mittlerweile das Doppelte wie vor der Corona-Pandemie. Teilweise werden sogar 3-fach überhöhte Preise aufgerufen. Wer z.B. das japanische Kagoshima ansteuern will, um die Vulkane Sakura-jima und Suwanose-jima zu besuchen, zahlt mittlerweile fast 2000 € für einen Flug, der 14 Tage vor Reiseantritt gebucht wird. Ähnlich verhält es sich mit solchen Zielen wie La Réunion und Sulawesi. Doch nicht nur wer kurzfristig bucht, hat das Nachsehen, sondern auch wer in der Ferienzeit fliegen will. Dann steigen die Preise exponentiell. Noch krasser verhält es sich, wenn man Safaris in Afrika bucht: hier explodierten die Preise praktisch, da nicht nur die Flüge teuer geworden sind, sondern weil sich die Preise für Unterkünfte, Mietwagen und Personal teilweise verdreifacht haben. So ist eine einwöchige Reise zum Ol Doinyo Lengai pauschal nicht mehr für unter 6000 € p.P machbar. Um diesen Preis zu erreichen, benötigt man 2-3 Reisende. Also, wer mit einem Jeep nebst Fahrer und Guide unterwegs ist, bezahlt bei 3 Personen ca. 18.000 €! Hinzu kommen die Flugkosten. Wobei man meistens nur eine Nacht am Vulkan hat. Billiger geht es nur, wer alles selbst managet und nicht immer einen eigenen Jeep dabei hat.

Ein weiteres Problem für Vulkanreisende sind immer weiter ausufernde Restriktionen, wenn es um die Besteigung aktiver Vulkane geht. Viele Aufstiege, die früher frei waren und sogar touristisch ausgeschlachtet wurden, sind mittlerweile verboten oder nur noch bedingt machbar. Ignoriert man die Verbote drohen teils empfindliche Geldbußen. Am Stromboli werden 500 € aufgerufen. Bis zur Quota 400 m kann man mit Führer aufsteigen. Will man eine Privattour buchen, werden 300 € verlangt! Ein Grund für die ausufernden Restriktionen liegt natürlich darin, dass die Verantwortlichen mittlerweile von Klagewellen überrollt werden, wenn denn dann doch ein größerer Ausbruch stattfindet, bei dem Personen zu Schaden kommen. Bestes Beispiel hierfür ist die White-Island Katastrophe aus dem Jahr 2019. Seitdem wird ein Vulkan nach dem anderen dicht gemacht. Am Stromboli kommt hinzu, dass es eine Häufung stärkerer Eruptionen gab, die eine reale Bedrohung für Beobachter in höheren Lagen des Vulkans darstellten.

Natürlich gibt es noch ein paar freie Destinationen, die man als Vulkanspotter ansteuern kann. Flüge nach Jakarta und Guatemala sind außerhalb der Reisesaison nur moderat teurer geworden. Von Jakarta aus muss man dann mit Inlandsflügen lokaler Fluggesellschaften weiter zu den Vulkaninseln fliegen oder man guckt sich die Vulkane auf der Hauptinsel an. Auf Halmahera sind Ibu und Dukono ansteuerbar. Zu beachten gilt aber, dass auf einigen Inseln Islamisten das Sagen haben und Entführungen drohen. In Guatemala ist der Fuego gut zu erreichen. Dort werden organisierte Touren nebst Übernachtung in Sichtweite der Eruptionen angeboten. Fuego ist praktisch der Stromboli der Gegenwart. Die Sicherheitslage in Bezug auf Überfällen soll wieder auf ähnlichem Niveau sein, wie vor der Pandemie. Das Risiko ist überschaubar, aber nicht gleich Null.

Apropos Stromboli: die nächsten Tage bin ich auf den Liparischen Inseln unterwegs, um zu gucken, was dort noch geht. Vulkane.net wird dann nicht so häufig aktualisiert wie gewohnt.