Im Moment eruptiert kein isländischer Vulkan, doch in den letzten Tagen gab es unter mehreren isländischen Feuerbergen Seismizität, was ich als Anlass nahm, die GPS-Daten zu kontrollieren. Tatsächlich gibt es an mehreren Vulkanen Bodenhebungen um mehrere Zentimeter. Doch der Reihe nach.
Askja mit 43 cm Bodenhebung
Der Vulkan Askja stand letzten Monat öfters in den Schlagzeilen, weil es unter ihm, aber vor allem am Herdubreid, der zum Askja-System gehört, ein starkes Schwarmbeben gab. Inzwischen hat die Seismizität deutlich nachgelassen, wenngleich es Erdbeben gibt. Dafür funktioniert die GPS-Datenübertragung wieder, die seit Anfang Oktober offline war. Man erkennt, dass an der Messstation OLAC die Bodenhebung unverändert anhielt und sich mittlerweile auf 43 cm summierte. Auch der horizontale Versatz ist beachtlich und beträgt an einigen Stationen ca. 10 cm. Da wächst also eine ordentliche Beule in der Caldera. Sollte die Bodenhebung von Magma verursacht werden, dann steht möglicherweise ein größerer Vulkanausbruch bevor. Es ist aber auch möglich, dass andere magmatische Fluide (Gas, Tiefenwasser) für die enorme Bodenhebung verantwortlich sind, ähnlich wie wir es an der Caldera Campi Flegrei erleben. Die nächsten Monate werden uns vielleicht Erleuchtung bringen.
Grimsvötn mit abstürzender Bodendeformation
Südlich der Askja liegt der Grimsvötn. Er befindet sich unter dem Eis von Europas größtem Gletscher, dem Vatnajökull. Die Erdbebentätigkeit ist leicht erhöht, ohne dass es zu einem Schwarmbeben kommt. Bis vorgestern wurde an der Messstation GFUM eine schnelle Bodenhebung von 9 cm gemessen , doch die letzten 2 Messungen zeigten einen ebenso schnellen Absturz der Bodenhebung an. Die nächsten Tage werden zeigen, ob es sich um Fehlmessungen handelt oder ob die scheinbare Bodenhebung einfach so verpuffte und in Subsidenz umgeschlagen ist. In den letzten Jahren gab es mehrere Bodenhebungsphasen und mehr als einmal rechnete man mit einer Eruption. Irgendwann wird sie auch kommen, vielleicht sogar in den nächsten Monaten. Erwähnenswert ist, dass es vorgestern zu einem Beben M 3,0 unter dem benachbarten Vulkan Öræfajökull kam. Hier hatte man bereits 2018 mit einer Eruption gerechnet, die dann aber doch ausblieb.
Katla mit Beben und Deformation
Bei der Katla handelt es sich ebenfalls um einen großen subglazialen Zentralvulkan, der zugleich das Schreckgespenst Islands ist, denn die Eruptionen dort können sich auf Siedlungen in Vulkannähe katastrophal auswirken. An der Messstation AUST wird inzwischen 15 cm Bodenhebung angezeigt. Die Hebungsphase begann erst am 17. November. Für einen so kurzen Zeitraum ist die Hebung beachtlich, vorausgesetzt, es handelt sich nicht um ein Phantom, ähnlich wie es unter Grimsvötn der Fall zu sein scheint.
Es ist auch nicht auszuschließen, dass andere Phänomene die Bodenhebungen unter Katla und Grimsvötn verursachen. So ist in einer Meldung des isländischen Katastrophenschutzes zu lesen, dass es in den letzten Wochen sehr viel regnete und die Böden mit Wasser gesättigt sind. Aktuell erwartet man eine Unwetterfront, die weiteren Starkregen mit sich bringt. In der Folge könnte es zu Hochwasser in den Flüssen kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass es zu Wasseransammlungen in subglazialen Kavernen kommt, die die Gletscher anschwellen lassen.
Unauffällig hingegen sind die GPS-Daten von Hekla und den Vulkanen auf Reykjanes. Über das Jahr gerechnet gab es unter Thorbörn nahe der Blauen Lagune zwar eine Bodenhebung, die auch durch die Eruption am Fagradalsfjall nicht abgebaut wurde, doch seit Juni stagniert diese und zeigt einen leicht rückläufigen Trend.