Nachdem die Livecam am Fagradalsfjall nachts offline war, ist sie nun wieder on und zeigt multiple Lavaströme.
Fagradalsfjall: Neue Lavaströme in Richtung Natthagi
Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch
Update 15:30 Uhr: Die Eruptionsstelle wurde evakuiert und der Zugang zum Vulkan gesperrt. Grund hierfür sind die aktuellen Lavaströme. Laut einem lokalen Medienbericht stammt die Lava aus dem sekundären Lavasee, der sich seit Samstag im Nordwesten des Geldingadalir-Tal bildete. Ein „Deich“ sei gebrochen und die Lava flutet die Täler.
Originalmeldung: Heute Vormittag war die LiveCam offline und seit ca. 13 Uhr ist sie wieder on. Offenbar wurde auf eine andere Kamera geschaltet und nun erkennt man, dass 3 Lavaströme über die steilen Hänge vom Geldingadalir in Richtung Natthagi-Tal fließen. Zwei der Ströme haben fast die Talsohle erreicht. Zuvor wurde noch kurz die Cam Richtung Krater geschaltet und dort war Lavaspattering über dem Kraterrand hinaus zu sehen gewesen: der Krater ist also wieder mit Lava gefüllt und scheint überzulaufen. Unklar ist, ob die Lavaströme von einem Überlauf über den Kraterrand gespeist werden, oder ob sich weiter unten am Krater ein weiterer Schlot/Tube geöffnet hat. Denkbar ist auch, dass die Lava aus den Spalten am Talboden quillt, die sich am Samstag öffneten.
Auf meinen Videoaufnahmen vom Samstag ist ein großer Riss zu sehen, der sich über die Westflanke des Kegels erstreckt und im Bereich des neuen Schlotes an der Kegelbasis mündete. Es bildete sich eine potenzielle Schwachstelle, entlang derer neue Öffnungen entstehen könnten, auch ein Kollaps der Kegelwand wäre denkbar.
Der Tremor ist weiter erhöht und zeigt starke Peaks im Frequenzbereich 2-4 Hz. Ein ähnliches Muster sahen wir zur Zeiten der Lavafontänen-Tätigkeit und der Bildung großer Lavaströme. Es schaut tatsächlich so aus, als hätte der Vulkan seine Aktivität nachhaltig gesteigert.
Neue Daten (von der Universität Island) zum Vulkan liegen auch vor. Demnach befindet sich der Kraterrand auf 332 m Höhe. Das Lavafeld nimmt eine Fläche von 4,6 Quadratkilometer ein und bisher wurden ca. 143 Millionen Kubikmeter Lava gefördert. Die Förderrate sank in der letzten Augustwoche auf 8,5 Kubikmeter pro Sekunde, dürfte inzwischen deutlich höher liegen. Interessant ist auch, dass sich die chemische Zusammensetzung der Schmelze änderte und wieder weniger Magnesium enthielt. Sie glich sich mehr der Basalt-Art an, wie sie in den ersten Wochen der Eruption gefördert wurde, allerdings mit mehr Kalium,- und Titan-Oxid. Die Änderung des Chemismus könnte anzeigen, dass die basaltische Schmelze aus geringerer Tiefe kam als zuvor. Die Daten wurden am 10. September erhoben, also noch vor dem aktuellen Puls. Es würde mich nicht wundern, wenn das Magma nun wieder direkt aus größeren Tiefen aufsteigen würde.