Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom
Erneuter Lavaüberlauf am Stromboli
Am Stromboli gab es gestern Abend einen neuen Lavaüberlauf. Wie schon bei den vorangegangenen Episoden floss der Lavastrom aus dem Nordschlot des Kraters und ergoss sich über die Sciara del Fuoco. Dabei teilte sich der Strom in zwei Arme. Der Aktivität voran ging Lavaspattering. Nachdem die Tätigkeit heute Morgen etwas zurückging, lebt der Lavastrom zur Stunde wieder auf. Das Geschehen lässt sich über die Thermalcam verfolgen. Allerdings sieht man dort nur den oberen Bereich der Sciara del Fuoco. Der Strom verschwindet dann in dem neu entstandenen Kerbtal, das sich infolge der Lavastromtätigkeit und den Abgängen pyroklastischer Ströme seit Oktober bildete. Auf Drohnenvideos ist zu sehen, dass der Lavastrom heute Nacht verhältnismäßig breit war und kleine Kaskaden bildete. Die Lavafront stagnierte kurz vor der Küste. Es gingen aber glühende Schuttlawinen ab, die bis ins Meer flossen. Das Video kann man in unserer FB-Gruppe betrachten. Leider lässt es sich auf anderen Webseiten nicht einbinden. Das geht nur mit Fotos des gleichen Autors, die ich Euch hier zeigen kann.
Eigentlich wäre gestern der neue INGV-Wochenbericht fällig gewesen, doch aufgrund des Jahreswechsels verzögert sich sein Erscheinen. Leider sind auch App und Website des LGS down, sodass kaum Daten zur Verfügung stehen. Daher kann ich jetzt nur kurz die geophysikalischen Parameter anreißen: Anhand der Seismik des INGVs lässt sich ablesen, dass der Tremor leicht erhöht ist. Die Anzahl der VLP-Beben ist vergleichsweise gering. MIROVA detektiert eine moderate Thermalstrahlung. Sie hat eine Leistung von 50 MW. Generell erscheint mir die ermittelte Leistung von Lavaströmen auf der Sciara vergleichsweise gering zu sein. Das kann an der Steilheit des Hangs liegen, sodass der Winkel zum Satelliten ungünstig ist und er nur einen Teil der tatsächlichen Fläche abtasten kann. Dadurch erscheint die Leistung geringer als sie tatsächlich ist.
Generell muss ich leider feststellen, dass der Internet-Datenfluss von Seiten europäischer Observatorien in den letzten Jahren eher zurückgegangen ist als dass er ausgebaut wurde. Das kann verschiedene Gründe haben: Einmal natürlich der Mangel an Personal und Geld, zum anderen aber auch, dass weniger Anhaltspunkte für Spekulationen und Beunruhigung der Bevölkerung geliefert werden sollen.