Vulkan Ol Doinyo Lengai am 17.09.22

Thermische Anomalie am Ol Doinyo Lengai

Der Ol Doinyo Lengai in Tansania ist aktuell sehr aktiv. MIROVA detektiert eine moderate thermische Anomalie im Krater des Vulkans. Sie hat eine Leistung von 15 MW. Während dieser Wert für einen normalen Vulkan nicht aufsehenerregend wäre, ist er es für den kältesten Vulkan der Welt schon. Die Natriumkarbonat-Lava am Ol Doinyo Lengai ist nur etwa halb so heiß, wie gewöhnliche Basaltschmelze und so fließfähig wie dünner Schlamm. Diese Lava-Art wird rezent nur am Ol Doinyo Lengai gefördert, darum übertreibt man nicht, wenn man den Vulkan als einzigartig bezeichnet. Die Anomalie erkennt man auch auf einem aktuellen Sentinel-Satellitenbild. Im normalen Lichtspektrum sieht man das Schwarz von frischer Lava, die aus dem zentralen Hornitokomplex stammt. Ausnahmsweise sind wir nicht nur auf die Fernanalyse von Satellitenbilder angewiesen, sondern es gibt ein tolles Video, das im Juni gedreht wurde.

Video zeigt Lavapool

Das Video wurde vom französischen Expeditionsanbieter „80 Jours Voyages“ online gestellt und dokumentiert sehr schön die aktuellen Vorgänge. Im zentralen Hornitokomplex kam es zum Kollaps von einem der Hornitos. In ihm brodelt ein Lavapond, wie es für den Ol Doinyo Lengai typisch ist. Ich konnte am Lengai bereits öfters den Kollaps von Hornitos miterleben. Damals war der Krater noch zugänglich gewesen und man geriet schnell in Teufelsküche, wenn so etwas passierte. Aufgrund der Nähe zum Geschehen gab es am Lengai früher oft schwere Unfälle, wenn es zu einem Duell „man versus lava“ kam. Da seit den Eruptionen 2007 ein neuer Kraterkegel entstand, der senkrecht abfallende Kraterwände hat, ist der Kraterboden nicht mehr erreichbar. Dadurch hatte der Vulkan viel an Attraktivität eingebüßt, doch seitdem sich der Krater immer weiter auffüllt und der Boden nach oben rückt, werden Beobachtungen der Eruptionen wieder einfacher. Daher finden wieder öfters Reisen zum Vulkan statt.

Das Video zeigt nicht nur den brodelnden Lavapool, sondern auch Lavaspattering aus verschiedenen Öffnungen in intakten Hornitos. Die herausspritzende Lava lässt die Hornitos wachsen und füllt den Krater weiter auf. Eine Besonderheit der natriumkarbonatitischen Lava ist, dass sie bei Kontakt mit Feuchtigkeit schnell zu einem weißen Pulver zerfällt.

Den Machern des Videos ist es tatsächlich gelungen, die schwache Rotglut der Lava zu dokumentieren. Das gelingt nun dank moderner, lichtempfindlicher Kamerasensoren.