Karangetang mit zahlreichen Abgängen
Der Vulkan Karangetang auf der indonesischen Insel Api Siau ist in den letzten Tagen sehr munter und produziert Abgänge glühender Schuttlawinen, die auf langzeitbelichteten Fotos beeindruckende Glutspuren hinterlassen. Zu diesen Abgängen kommt es, wenn der Lavadom im Krater des Vulkans über seinen Rand hinauswächst. Dabei können auch zähflüssige Lavaströme entstehen, die sich über die Vulkanflanken ergießen. Sporadisch kann es auch zu Explosionen kommen, die viel glühende Tephra ausstoßen und in dessen Folge ebenfalls glühende Schuttlawinen abgehen.
Die Seismizität ist dafür vergleichsweise unspektakulär und geringer als im Vorfeld des erhöhten Domwachstums. Ein Anzeichen dafür, dass die Aufstiegswege des Magmas frei sind. Stutzig macht es, dass die Seismometer keine Schuttlawinenabgänge zu registrieren scheinen, obwohl diese auf Fotos dokumentiert werden. Vor 14 Tagen sah das noch anders aus, da wurden zu Spitzenzeiten bis zu 50 Abgänge am Tag registriert. Ich vermute daher, dass die entsprechenden Messstationen offline sind.
Auf jeden Fall enthüllt ein aktuelles Sentinel-Satellitenfoto ausgeprägte thermische Anomalien auf der Westflanke des Vulkans. Diese gehen vom Südkrater aus und können von den glühenden Schuttlawinen oder/ und Lavaströmen stammen. Die Süd- und Ostflanken waren zum Zeitpunkt der Aufnahme wolkenverhüllt. Zudem sieht man eine kleinere Anomalie im Nordkrater. Dieser wird überwiegend strombolianisch aktiv sein. Denkbar ist auch die Genese eines kleineren Lavadoms. Gestern wurde von MIROVA eine hohe Thermalstrahlung mit 151 MW Leistung detektiert. Heute bringt sie es gerade einmal auf 20 MW, was aber wahrscheinlich der Bewölkung geschuldet sein wird.
Alles in Allem sieht es so aus, als wäre die überwiegend effusive Eruption am Karangetang stabiler und nicht nur ein kurzes Strohfeuer. Entsprechend hoch ist das Gefahrenpotenzial einzuschätzen. Neben Lavaströmen und Schuttlawinen- die bereits bis zur Vegetationsgrenze vorgedrungen sind- besteht die Gefahr, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten, die bewohntes Gebiet erreichen.
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