Shiveluch kommt nicht zur Ruhe
Auf Kamtschatka ist der Vulkan Shiveluch weiter aktiv und emittiert eine Asche-Dampf-Wolke, die bis auf einer Höhe von 6700 m aufsteigt und nach Nordwesten treibt. Die Eruptionswolke verdeckt die meiste Zeit über den neuentstandenen Krater, doch gelegentlich detektiert MIROVA eine hohe Thermalstrahlung. Gestern erreichte sie einen Spitzenwert von 212 MW. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Eruptionswolke in nördlicher Richtung geweht. Bei einer dieser Gelegenheiten entstand auch das Satellitenfoto des Kraters, dessen Lichtspektrum gefiltert wurde, so dass die Wärmestrahlung sichtbar geworden ist. Für mich sieht die Wärmesignatur so aus, als würde sich am Boden des Kraters bereits wieder ein neuer Lavadom bilden und es besteht die Gefahr weiterer starker Explosionen.
In ihren täglichen Updates bestätigen die Vulkanologen von KVERT anhaltendes Domwachstum. Die Ausbrüche zwischen dem 10. und 13. April bezeichnen sie als Paroxysmen. Der Alarmstatus wurde von „rot“ auf „orange“ herabgestuft. Sollte es sich bei der Eruption tatsächlich um einen Paroxysmus gehandelt haben, muss man mit weiteren Ausbrüchen dieser Art rechen, denn typischerweise kommen Paroxysmen in Serien und werden durch aufsteigende Magmablasen verursacht, die schnell entgasen, womit dombildende Vulkane wie der Shiveluch aufgrund ihrer zähflüssigen andesitischen bis dazitischen Magmen eigentlich ein Problem haben. Gesichert scheint indes die Erkenntnis zu sein, dass neues Magma aufsteigt und sich die Eruption nicht ihrem Ende zuneigt.
Inzwischen sind auch russische Wissenschaftsteams am Shiveluch eingetroffen, die die Vorgänge am Vulkan untersuchen. Diese Arbeiten müssen allerdings aus der Ferne stattfinden. Leider gibt es keine online verfügbaren Messdaten wie Seismik und Bodendeformation. Einzig Webcams sind online, die geben aber nur selten einen Blick auf den Vulkan her, denn die meiste Zeit über ist der Vulkan hinter Wolken verborgen.
Es war übrigens nicht der erste große Ausbruch des Shiveluch-Vulkans. Ein ähnliches Ereignis manifestierte sich 2005. Damals flossen Pyroklastische Ströme ebenfalls 20 km weit.