Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom
Erdbeben und Schuttlawinen am Merapi auf Java
Der indonesische Vulkan Merapi wird weiterhin von einer großen Anzahl hybrider Erdbeben gerockt: Am 7.9.23 waren es 427 dieser besonderen Erdbeben, die unter dem Vulkan registriert wurden. Sie zeugen von Magmenaufstieg. Außerdem gab es 30 andere vulkanisch bedingte Erdbeben, die ebenfalls mit magmatischen Fluidbewegungen assoziiert waren. Generell ist die seismische Aktivität unter dem Merapi seit Wochen erhöht und es werden immer wieder neue Rekorde aufgestellt. Neben den Erdbeben werden seismische Signale registriert, die von starken Entgasungen und den Abgängen von Schuttlawinen zeugen. Gestern waren es 149 Schuttlawinen, die vom Dom abgingen. Die Daten zeugen von weiterem Domwachstum.
Im BPPTKG-Wochenbericht für die Beobachtungsperiode vom 1. September bis zum 7. September heißt es, dass sich die Morphologie der südwestlichen Kuppel aufgrund von Wachstumsaktivitäten und Lavalawinen verändert hat. Für die mittlere Kuppel wurden hingegen keine signifikanten Veränderungen beobachtet. Neue Messergebnisse zu den Volumina der beiden Lavadome gab es nicht, stattdessen wurden die Werte vom 30. August wiederholt: an der südwestlichen Kuppel betrug das Volumen 2.858.600 Kubikmeter. Das Volumen der zentralen Kuppel lag bei 2.355.100 Kubikmetern.
Hohes Explosionsrisiko am Merapi
In den täglichen Berichten des VSI werden auch aktuelle Livecambilder gepostet. Heute entdeckte ich auf einem dieser Bilder eine Siedlung, die sich weit die Flanke des Merapis hinaufzieht. Wenn ich mich nicht irre, befindet sich diese Siedlung auf der Merapi Nordseite und ist nur etwas mehr als 3 km vom Krater entfernt. Auf der gefährlicheren Südflanke reichen die Siedlungen noch näher an den Gipfel heran. Bei der Katastrophe von 2010, bei der mehr als 350 Menschen starben, wurden viele der nahegelegenen Siedlungen der Südflanke zerstört. Man baute sie nur ein wenig nach Westen verlagert neu auf. Ein wenig wundern darf man sich darüber schon! Wenn dann beim nächsten größeren Ausbruch wieder Menschen sterben, ist das Geschrei groß. Offenbar hat man am Merapi vergessen, dass große proklastische Ströme nicht nur durch partiellen Domkollaps entstehen können, sondern sich auch infolge von großen Explosionen, bei denen der Dom ausgeblasen wird. Durch Kollaps einer plinianischen Eruptionswolke können sich dann pyroklastische Ströme bilden, die nach allen Richtungen gleichmäßig abgehen. Davon abgesehen sind 3 km Luftlinie auch keine unüberwindbare Distanz für große Vulkanbomben und Blöcke, die bei Explosionen ausgeschleudert werden können. Die aktuelle Seismizität signalisiert, dass der Druck im Fördersystem zunimmt, denn die beiden Dome verstopfen die Förderschlote. Damit wächst nicht nur die Gefahr für Domwachstum, sondern auch das Risiko großer Explosionen.
In Angesicht dieses Siedlungswahnsinns fragt man sich dann schon, warum der Aufstieg zum Gipfel für Vulkanwanderer gesperrt ist. Wenn man sich nur wenige Stunden in der Gipfelregion aufhält, geht man unter Garantie ein geringeres Risiko ein, als die permanenten Bewohner der Vulkanflanken.