Schwarmbeben erschüttert isländischen Calderavulkan Katla – Stärkstes Beben Mb 4,4
Datum 30.06.23 | Zeit: 02:46:45 UTC | 63.658 ; -19.097 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,4
Der subglaziale Calderavulkan Katla wurde heute Nacht von einem Schwarmbeben erschüttert. Die IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 59 Erdbeben im Bereich des Gletschers Myrdalsjökull, der die Caldera bedeckt. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 4,4. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 7,8 km ost-nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Es gibt Wahrnehmungsberichte aus Thorsmörk. Der Schwarm zählt zu den stärksten Ereignissen der letzten Jahre und schürt Sorge, dass der Vulkan bald aktiv werden könnte. Die Gesamtenergie des Schwarms war vergleichsweise hoch. Es wurden 8 Beben mit Magnituden über 3 registriert. Genauso viele Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich.
Die Vulkanologen von IMO beschreiben zwar den Erdbebenschwarm auf ihrer Website, liefern aber keine weiteren Interpretationen des Geschehens. Die Ursache für die Erdbeben bleibt weiter spekulativ. Bodenhebung und vulkanischer Tremor werden im Bereich der Katla derzeit nicht registriert. Die Beben verursachen aber Peaks im Tremorgraphen, die besonders im niedrigen Frequenzband sichtbar sind. Die meisten Beben liegen in geringen Tiefen, kurz unterhalb des Meeresspiegelniveaus. Da tiefere Erdbeben selten vorkommen, halte ich Magmenaufstieg als Ursache für die Beben für unwahrscheinlich. Dennoch könnten sich magmatische Fluide bewegen, die sich bereits früher akkumuliert haben und das Hydrothermalsystem beeinflussen. Steigender Fluiddruck könnte das Spannungsfeld ändern und oberflächennahe Störungen aktivieren.
Übrigens gab es gestern ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude größer 3, das sich außerhalb des Katla-Gebietes ereignete. Das Beben der Magnitude 3,1 erschütterte die südwestliche Vatnajökullregion beim Vulkan Þórðarhyrna, der mir bis dato unbekannt war.
Gestern gab es auch einen Erdbebenschwarm auf der Reykjanes-Halbinsel. Die meisten der 66 Beben hier ereigneten sich im Bereich von Krýsuvík, wo es auch vor den beiden Fagradaslfjall-Eruptionen Schwarmbeben gab. Alles in allem herrscht gerade viel Bewegung unter Island, und es würde mich nicht wundern, wenn wir hier innerhalb eines Jahres einen weiteren Vulkanausbruch erleben würden. Neben Fagradalsfjall und Katla ist Askja ein möglicher Kandidat. Dort gibt es aktuell Bodenhebung. Ihr Zentrum hat sich offenbar etwas verlagert, weg von der Messstation OLAC, hin zur Station JONC, wo inzwischen 26 cm Bodenhebung festgestellt werden. Der Wert von 60 cm an der Station OLAC stagnierte zuletzt bei 59,7 cm.
Update 16:00 Uhr: Es gibt ein Statement der Vulkanologen zum Erdbebenschwarm unter der Katla, nach dem unter dem Gletscher ein erhöhter Gasausstoß registriert wird. Zudem ist die elektrische Leitfähigkeit, von Flüssen die den Gletscher entwässern, erhöht.