Erdbeben aufgrund von Magmenaufstieg unter Fagradalsfjall halten an
Das Schwarmbeben unter dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall hält auch den zweiten Tag in Folge an und macht keine Anzeichen aufzuhören. In den letzten Stunden nahm die Anzahl der Erdbeben etwas ab, aber solche Fluktuationen sah man auch bereits bei ähnlichen Ereignissen in den Jahren 2021 und 2022. Der Erdbebenschwarm zählt über 4000 Einzelbeben, von denen 3400 in den Tabellen auf der Website von IMO angezeigt werden. 13 Erdbeben hatten Magnitude im 4er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es gestern auf M 4,8. Insgesamt 90 Erschütterungen hatten Magnituden ab 3.
Die Vulkanologen von IMO stuften gestern den Alarmstatus des Vulkans auf „orange“ hoch und halten es für sehr gut möglich, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neuer Vulkanausbruch beginnt. Sie beobachteten eine aufwärtsgerichtete Verlagerung der Erdbeben, die in ca. 8 km Tiefe begannen und mittlerweile bei einer Tiefe von 2-3 km angekommen sind. Die Beben manifestieren sich in einer langgestreckten Zone, die im Nordosten des Fagradalsfjall-Vulkans beginnt und im Südwesten des Vulkans Keilir endet. Das entspricht der Lage des magmatischen Gangs, der sich bereits im den letzten beiden Jahren vor den Eruptionen am Fagradalsfjall gebildet hatte. Das Magma steigt also wieder entlang des gleichen Risssystems auf, wie es 2021 und 2022 der Fall war. Während sich die erste Eruption durch wochenlange Erdbeben angekündigt hatte, startete der zweite Vulkanausbruch im letzten Jahr nach wenigen Tagen. Allerdings hatte es damals auch Wochen vor der Eruption Magmaansammlungen an anderen Stellen der Region um Grindavik und dem Thermalkraftwerk Svartsengi gegeben. Doch auf Island vertritt man die Meinung, dass es diesmal schneller zu einer neuen Eruption kommen könnte. Wie immer besteht trotzdem die Möglichkeit, dass das Magma kurz unter der Oberfläche in der Kruste stecken bleibt und eine Eruption ausbleibt.
Ich halte zwar auch einem baldigen Ausbruch für wahrscheinlich, allerdings finde ich die Bodenhebung von 3 cm noch zu gering, als dass ich meinen würde, dass es bereits in den nächsten Stunden losgeht. Vor der letzten Eruption betrug die Bodenhebung 16 cm. Es kann aber auch sein, dass die GPS-Messungen ungenau sind und die tatsächlichen Werte höher sind. Hier müssen wir auf ein Interferogramm warten. Weiterhin ist es möglich, dass der Untergrund unter dem Vulkan so geschwächt ist, dass jetzt ein geringerer Druck reicht, um eine Eruption auszulösen.
Die großen isländischen Medienanstalten laufen bereits warm und haben wieder ihre LiveCams online gebracht. Sie blicken in Richtung Fagradalsfjall und Keilir. Ich habe sie auf der Fagradalsfjall-Live-Seite eingebunden.
Interessant ist auch diese 3D-Grafik, die Mike entdeckt hat. Dort erkennt man sehr schön die Lage der Erdbeben, die den Verlauf des magmatischen Gangs widerspiegeln.