Fagradalsfjall Eruption schwächelt
Dass die Intensität der Eruption am Litli-Hrútur in den letzten Tagen kontinuierlich schwächer wurde, ist keine Neuigkeit mehr. Seit gestern Mittag hat sich der Aktivitätsrückgang jedoch deutlich beschleunigt, und es scheint so, als ob das eintreten würde, was viele bereits vermutet haben: Die Eruption neigt sich ihrem (vorläufigen) Ende zu. Auf der RUV-Livecam ist der Krater nun herangezoomt, und man sieht noch etwas Lava aus dem fast geschlossenen Krater spattern. Es scheint nicht so, als wäre noch viel Lava in den Röhren unterwegs. Gestern Mittag registrierte MIROV noch eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 109 MW. Heute wurde nur eine schwache Wärmeanomalie festgestellt, die aber durch eine leichte Bewölkung gedimmt worden sein könnte. Entlang des Magmatischen Gangs gab es vereinzelte Erdbeben, ein Schwarm, der auf einen Magmenaufstieg hindeuten würde, ist jedoch ausgeblieben.
Alles in allem sieht es für mich so aus, als würde sich die Eruption tatsächlich ihrem Ende nähern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten Monaten eine neue Eruption auf Reykjanes geben wird, ist vergleichsweise hoch, denn schon zu Beginn der Eruptionsserie in 2021 machten Vulkanologen deutlich, dass die Reykjanes-Halbinsel in eine neue Tätigkeitsphase eingetreten ist und man in den nächsten Jahrzehnten mit einer verstärkten eruptiven Tätigkeit rechnen muss. Bis jetzt beschränkten sich die Eruptionen auf die Gegend des Fagradalsfjall, und es wurde keine Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass auch andere Spaltensysteme aktiv werden. Konkret könnten sich zukünftige Eruptionen in der Gegend von Svartsengi und der Blauen Lagune abspielen, oder auch an der Westspitze der Halbinsel, unweit des Flughafens von Keflavik. Sogar nahe Reykjavik könnte es zu Eruptionen kommen.
Darüber hinaus sind auf Island auch Eruptionen an anderen Vulkanen möglich. Neben Askja und Katla sind auch Vulkanausbrüche am Grimsvötn und Hekla möglich. Es bleibt spannend auf Island.
Video vom Kollaps der Kraterwand
Das Video unten stammt von Jochen Felkl, dem Kassenwart der Vulkanologischen Gesellschaft e.V., der zusammen mit den Vereinsmitgliedern Thorsten Böckel, Carsten Peters, Martin Rietze und Thomas Spinner (in alphabetischer Reihenfolge) am Fagradalsfjall waren. Jochen hatte das Glück, dass seine Drohne gerade in der Luft war, als es zum Kollaps der Kraterwand kam, und konnte den spannenden Augenblick dokumentieren. Auch sonst ist sein Video sehr gelungen.