Hohe Thermie am Erta Alé
Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Aktivität: Hawaiianisch
Der äthiopische Schildvulkan Erta Alé emittiert seit gestern Abend eine hohe thermische Strahlung. MIROVA zeigt bei den letzten beiden Messungen eine Leistung von 401 und 312 MW an. Diese Werte sind damit etwa 10 Mal so hoch wie die zuletzt gemessene Thermalstrahlung, die bis zum Juni letzten Jahres von dem ca. 12 m durchmessenden Loch im Deckel des Lavasees ausging. Reiseleiter Seifegebreil Shifferaw schrieb gestern Abend, dass Augenzeugen aus dem nächstgelegenen Dorf in Sichtweite des Vulkans von einem rot illuminierten Himmel über den Vulkan gesprochen haben. Zur Stunde lässt sich noch nicht genau sagen, was passiert ist, aber allen Anschein nach ist eine größere Fläche Lava freigelegt worden, ich kann mir folgende Szenarien vorstellen:
a) Der Deckel auf dem Lavasee ist kollabiert bzw. der Spiegel des Lavasees stieg so stark an, dass der Deckel geschmolzen oder überflutet wurde.
b) Der neue Schlot, den es seit einigen Tagen am Rand des Nordkraters gegeben hat, war ein Anzeichen für beginnende Aktivität in diesem Krater. In der Vergangenheit sahen wir öfters Lavaströme, die über den Boden dieses Kraters flossen. Da sich der neue Schlot auf dem Kraterrand befand, könnte auch von dort aus ein Lavastrom ausgehen.
c) Der gedeckelte Lavasee im Südkrater läuft durch einen Riss aus und bildet einen Lavastrom. Sollte das der Fall sein, müssten wir bald ein noch stärkeres thermisches Signal sehen.
In den letzten Wochen gab es eine Zunahme tektonischer Erdbeben im Afar-Dreieck. Das letzte Beben ereignete sich vor 2 Tagen. Schon zu Beginn der Erdbebensequenz hatte ich gemutmaßt, dass sich bald auch die Aktivität des Vulkans steigern könnte. Noch steht nicht fest, ob sich die Aktivität tatsächlich steigerte oder ob nur der Lavasee freigelegt wurde, der eh im Südkrater brodelte. In den nächsten Stunden müsste es eigentlich ein neues Sentinel-hub Satellitenfoto geben, dann kann man wahrscheinlich genauere Interpretationen des Geschehens machen. Auf jeden Fall eine spannende Situationen.
Für Vulkanspotter ist es vielleicht interessant zu wissen, dass einige Tourenanbieter Reisen zum Vulkan anbieten. Die politische- und humanitäre Situation in dem Grenzgebiet zu Eritrea ist zwar alles andere als gut, aber besser als es noch im letzten Jahr der Fall war.