Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Eruption: Fumarolisch
Askja heizt weiter auf
Der Vulkan Askja liegt im isländischen Hochland in Sichtweite von Herdubreid und dem größten Gletscher der Insel, dem Vatnajökull. Seit dem Wochenende ist bekannt, dass das winterliche Eis auf dem Calderasee Öskjuvatn schmilzt. Erst war ein relativ kleines Gebiet eisfrei, das sich schnell ausdehnte, bis nur noch die Hälfte des Sees mit Eis bedeckt war. Mittlerweile scheint die Eisschmelze zu stagnieren und sich nicht weiter auszudehnen, obwohl sich das restliche Eis verschiebt und über den See wandert. Dauerhaft eisfrei ist ein Areal im Südwesten des Sees, ungefähr dort, wo am Seeufer die Messstation OLAC steht, an der die bislang größte Bodenhebung mit 50 cm Hub registriert wurde. Isländische Wissenschaftler spekulieren darüber, dass das Magma damit begonnen hat aufzusteigen und sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereitet. Was meiner Meinung nach bislang fehlt, sind eindeutige seismische Signale dafür, dass Magma aufsteigt und vulkanotektonische Erdbeben auslöst. Zwar steigerte sich die Seismizität in dem Areal seit gestern und IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 52 Beben im Bereich des Vatnajökulls, aber von einem massiven Schwarmbeben, wie es normalerweise von Magmenaufstieg ausgelöst wird, sind wir noch weit entfernt. Bei den Vulkanausbrüchen der letzten Jahre erlebten wir in den Wochen und Tagen vor einer Eruption Tausende Erschütterungen. Nur die Hekla ist bekannt dafür, dass die Eruptionen ohne vorherige seismige Krise starten können. Außerdem wurden heute in mehreren Regionen entlang der isländischen Riftzonen Erdbeben registriert, sodass nicht klar ist, ob die Beben im Bereich des Vatnajökulls ein regionales Phänomen sind, oder ob das gesamte System von einem seismischen Schub erfasst wurde. Entlang der Reykjanes-Halbinsel gab es 54 Beben, im Süden Islands waren es 32 und an der TFZ wurden 21 Beben festgestellt. Betrachtet man das Seismogramm der Askja genauer, scheint es aber zahlreiche Mikrobeben zu geben. Eine verdickte Grundlinie könnte von schwachem Tremor oder starkem Wind verursacht werden. Wahrscheinlich ist letzteres der Fall, denn auf dem Tremorgraphen ist nichts Auffälliges zu erkennen.
Doch eins scheint sicher zu sein: unter der Askja hat sich in den letzten Jahren einiges an Magma angesammelt. Hitze steigt auf und bringt das Eis auf dem See zum Schmelzen. Ein Ausbruch könnte sich innerhalb von Stunden ereignen. Wahrscheinlicher ist es aber, dass es bis dahin noch einige Wochen dauert, wenn es denn überhaupt zu einem Vulkanausbruch kommen wird. Ich gehe davon aus, dass spätestens einige Stunden vor einer Eruption eine seismische Krise beginnen wird. Bei den Eruptionen von Eyjafjallajökull, Bardarbunga und Fagradalsfjall rappelte es mehrere Wochen bevor es losging. Klar ist aber auch, dass es zwischen den verschiedenen Ausbrüchen zwar Parallelen gibt, aber dass sich Vulkane nicht an Regeln halten. Es bleibt also spannend!