- Gestern Abend wurde die Öffnung einer neuen Eruptionsspalte gemeldete
- Sie liegt an der Nordwand des Valle del Bove
- Die Infraschall-Aktivität ist niedrig
Öffnung einer kleinen Spalte am Ätna
Gestern nahm der Tremor im Laufe des Tages etwas ab und bewegte sich kurzzeitig im Grenzbereich zwischen „gelb“ und „rot“, bevor er wieder anstieg, um im roten Bereich Fuß zu fassen. Die Quelle des Tremors wurde unter der Basis des Neuen Südostkraterkegels in 2900 m Höhe ausgemacht. Abends brachte das INGV dann ein Sonderbulletin heraus, nach dem sich eine kleine Eruptionsspalte geöffnet hatte. Diese soll sich an der Nordwand des Valle del Bove befinden, genauer, im Serracozzo-Gebiet auf 1800 m Höhe. Ein Foto zeigt, wie etwas zähflüssige Schmelze aus dem Boden quillt. Auf diesem Höhenniveau befindet sich inzwischen auch die Lavafront des Hauptstroms, der in 2 Arme geteilt über das Steilstück am Vulkanhang fließt. MIROVA detektiert eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1500 MW. Die Vulkanologen wollten ein Team losschicken, um die neue Situation vor Ort zu begutachten. Wir dürfen auf deren Bericht gespannt sein.
Interessanterweise gab es bereits am 6. Juni einige schwache Erdbeben in dem Bereich des Valle del Bove, in dem sich jetzt vermutlich die neue Spalte öffnete. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,8 und ein Epizentrum, dass 1,5 km westlich vom Monte Scorsone lag. Die Tief des Erdbebenherds wurde mit 4,55 km angegeben. Allerdings hat das GPS-Netzwerk keine besondere Bodenhebung im Zusammenhang mit den Erdbeben und der neuen Spaltenöffnung feststellen können. Bemerkenswert ist eine Spaltenöffnung so weit unten auf jeden Fall. Anwohner zeigen sich in den Sozialen Medien besorgt, dass sich eine größere Flankeneruption entwickeln könnte.
Die Infraschall-Aktivität wurde von den Vulkanologen als niedrig bezeichnet, was auf eine geringe explosive Tätigkeit der Gipfelkrater hindeutet. Es wurde die Einschränkung gemacht, dass es stark windig war und daher die Messergebnisse verfälscht sein könnten. VONA-Meldungen lagen auch nicht vor, so dass es zumindest nicht zur Eruption größere Aschewolken gekommen war.
Update 10:00 Uhr: Inzwischen wurde die neue Eruptionsspalte vom INGV begutachtet. Sie befindet sich auf 1900 m Höhe und nicht, wie zuvor gemeldet, auf 1800 m. Mittlerweile hat sich ein kleiner Lavastrom gebildet.