Aktivität am Ätna fluktuiert
Gestern Abend ließ der Lava-Ausstoß aus der Bocce auf 2850 m Höhe nach und der Teil des Lavastroms, der auf der Thermalcam des INGV sichtbar war versiegte langsam. Heute Morgen zeigte sich der Steilhang des Valle del Bove kalt. Oberhalb des Steilhangs wurde nachmittags dann wieder ein neues thermisches Signal sichtbar und ein neuer Lavastrom begann zu fließen. Aktuell hüllt sich der Vulkan wieder in Wolken, so das wir uns wohl in Geduld übern müssen, bis die Sicht wieder besser wird.
Das neue INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 16.-22. Januar 2023 wurde soeben veröffentlicht. Es fasst die Lavastrom-Aktivität der letzten Tage zusammen. Im Wesentlichen wird das bestätigt, was ich in meinen Updates bereits schrieb: es gab mehrere Fluktuationen in der Förderrate. In der Nacht vom 16. auf den 17. Januar nahm die Lavaemission schrittweise ab und in den frühen Morgenstunden des 18. Januar setzte die Aktivität wieder ein. Sie erzeugte zwei Lavaströme, von denen einer nach Nordosten gerichtet war. Der andere floss in östlicher Richtung an die steile Westwand des Bove-Tals. Die fortgeschrittenen Fronten stagnierten zunächst auf einer Höhe von etwa 2500-2400 m. Am 20. Januar erreichte ein Strom den Fuß der Westwand. Am darauffolgenden Tag nahm die Ergussrate wieder ab, um am Abend wieder zuzunehmen. Am Abend des 22. Januar floss ein neuer Strom das Bove-Tal hinab und nähert sich dem Fuß der westlichen Wand, auf etwa 2200-2250 m Höhe.
Darüber hinaus wurde eine geringe seismische Aktivität beobachtet. Die Tremor-Amplitude bewegte sich auch auf niedrigem bis mittlerem Niveau. Das Gleiche galt für den Ausstoß an Schwefeldioxid. Der Kohlendioxid-Flux war durchschnittlich. Es gab nur eine geringe Infraschalltätigkeit aus Richtung der Bocca Nuova.
Die interessanteste Erkenntnis lieferte eine chemische Untersuchung der aktuell eruptierten Lava. Sie zeigt, dass der Lavastrom die am weitesten entwickelte Zusammensetzung unter den Laven hat, die im letzten Jahr im Rahmen der Lavastromtätigkeit am Südostkrater eruptiert wurden. Das zeigt, dass das Magma im Speichersystem des Vulkans reifte und dass es sich nicht um frisch aufgestiegenes Magma handelt. Für einen massiven Magmenaufstieg gibt es momentan auch keine Anzeichen.