Datum: 10.04.22 | Zeit: 07:23:25 UTC | Lokation: 38,3949; 15,0175 | Tiefe: 10,2 km | Mb 1,9
- Unter Vulcano wurden weitere Erdbeben festgestellt
- Im April gab es bereits 53 Erschütterungen
- Der Schwefeldioxid-Ausstoß ist leicht gestiegen
Unter der Liparischen Insel Vulcano ereigneten sich weitere Erschütterungen. Seit dem 9. April summierten sich 9 Erdbeben hinzu, so dass in diesem Monat bereits 26 Erdbeben auf der Erdbebenkarte angezeigt werden. Allerdings werden die Beben auf der Anzeige gefiltert, denn insgesamt trugen sich im April bereits 53 Erschütterungen im Bereich von Vulcano zu. Im ganzen März waren es 44. Somit erleben wir eine seismische Aktivitätssteigerung.
Das Stärkste der neuen Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 10,2 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich 6.0 km östlich von Porto di Ponente.
In meinem letzten Update schrieb ich, dass ich auf das neue Wochenbulletin des INGVs gespannt bin. Dort findet die Zunahme der seismischen Aktivität zunächst kaum Beachtung. In der Zusammenfassung heißt es: “ Lokale Seismizität: Geringe Häufigkeit von lokalen Ereignissen. Regionale Seismizität: Mäßige Frakturseismizität in Verbindung mit Erdbeben mit Ml ab 1,0.“ In der genaueren Analyse ist dann zu lesen, dass die lokale Seismizität im Frequenzband unter 1 Hz (VLP-Ereignisse) im Vergleich zur Vorwoche nicht zugenommen habe. Dafür werden dann aber die regionalen Erdbeben mit Magnitude größer 1 genauer beschrieben.
Schwefeldioxid-Ausstoß auf Vulcano nahm zu
Interessant ist auch, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß aus den Fumarolen am Kraterrand wieder zugenommen hat. Die Werte werden als mittelhoch beschrieben, mit steigender Tendenz. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist weiterhin hoch. Eine neue Bodendeformation wurde nicht festgestellt. Dennoch ist es möglich, dass es einen Zusammenhang zwischen den Erdbeben und dem steigenden Gasausstoß gibt, selbst wenn die Erdbeben nicht direkt durch Fluidbewegungen ausgelöst worden sind. Vom Magmenkörper aufsteigendes Gas könnten den Druck auf die Störungszonen erhöht haben. Zu beachten ist auch, dass sich recht viele Erdbeben in einem Cluster offshore zutrugen. Hier wäre eine evtl. Bodenhebung nur schwer festzustellen.
Sahen wir in den letzten Wochen eine leichte Entspannung der Situation auf Vulcano, gibt es nun also wieder eine leichte Zunahme der geophysikalischen Parameter, die im Zusammenhang mit dem intrudierten Magmenkörper stehen. Ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch lässt sich aus den Daten nicht unbedingt ablesen, aber es könnte jederzeit zu phreatischen Explosionen kommen. Vor einem stärkeren magmatischen Ausbruch, würde man eine seismische Krise mit weiterem Magmenaufstieg erwarten. Auszuschließen sind spontane Eruption allerdings nicht. Der Alarmstatus steht auf „gelb“.