Türkei: Mittelstarkes Erdbeben besorgt Bürger

Mittelstarkes Erdbeben Mb 4,5 war im weiten Umkreis spürbar – Meldungen besorgter Bürger

Datum 12.12.24 | Zeit: 11:34:52 UTC | Koordinaten: 40.429 ; 26.230 | Tiefe: 12 km | Mb 4,5

Heute Mittag manifestierte sich um 11:34:52 UTC (14:34:52 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude Mb 4,5. Das Hypozentrum wurde in 12 Kilometern Tiefe verortet. Das Epizentrum befand sich laut EMSC-Angaben 34 km nordwestlich von Çanakkale, kurz vor der Nordwestküste des Mittelmeeres und nahe der Grenze zu Griechenland. Obwohl es sich nur um ein mittelstarkes Erdbeben handelte, war es in einem Umkreis von mehr als 300 Kilometern zu spüren gewesen. Dem EMSC gingen sogar Meldungen aus Bulgarien und Istanbul ein. Vermutlich dachten die Anwohner von Istanbul, dass sich ein Beben in ihrer Nähe ereignet hatte, denn die Stadt liegt an der Nordanatolischen Verwerfung und gleicht einem tektonischen Pulverfass, denn man wartet seit Jahren auf das „Big One“: ein Starkbeben mit großer Zerstörungskraft. Seismologen berechneten eine 70-prozentige Wahrscheinlichkeit für ein Erdbeben innerhalb der nächsten 30 Jahre mit der Magnitude 7 oder mehr. Dementsprechend nervös ist man am Bosporus.




Das aktuelle Beben ereignete sich am Nordarm der Nordanatolischen Verwerfung, die sich am Marmara-Meer in drei Arme teilt. Bei der Störung handelt es sich um eine rechtsversetzende Blattverschiebung, die dem San-Andreas-Fault in den USA gleicht, und sie bildet die Grenze zwischen der Anatolischen Platte und dem eurasischen Kontinent. Die Relativgeschwindigkeit der Platten entlang der Verwerfung beträgt etwa 20–25 mm pro Jahr. Da die Platten nicht widerstandslos aneinander vorbeigleiten, kommt es zu Blockaden und Spannungsaufbau entlang der Störung. Sie lösen sich in einem fast als explosiv zu beschreibenden Ereignis, das die Erdbebenwellen auslöst.

Die südliche Grenze der Anatolischen Platte ist nicht weniger gefährlich, denn hier manifestierte sich das verheerende Gaziantep-Erdbeben. Ein Erdbeben nahe Istanbul hätte wahrscheinlich ähnlich dramatische Folgen.

Gestern ereignete sich übrigens ein vergleichbares Erdbeben (Mb 4,5) südwestlich von Kreta. Betrachtet man die Shakemap genau, dann erkennt man auch wieder ein schwaches Beben nördlich der Vulkaninsel Santorin. Hier kam es in den letzten Tagen häufiger zu Erschütterungen.