Schwarmbeben beim tschechischen Cheb detektiert – gut 100 Erschütterungen seit Freitag
Eine Woche nach dem Schwarmbeben an der deutsch-tschechischen Grenze bei Klingenthal kam es während des Wochenendes auch an einer zweiten, weiter südlich gelegenen Lokation zu einem Erdbebenschwarm. Dabei handelt es sich um die Region um Františkovy Lázně (Franzensbad) im Cheb-Becken (Egerbecken), die bereits vor Jahren das Interesse der Vulkancommunity auf sich zog. Damals wurden tiefsitzende Schwarmbeben registriert, die mit magmatischen Fluidbewegungen in Verbindung gebracht wurden. Denn in dieser Region bebte es nicht nur in Tiefen von 20 bis 30 Kilometern, sondern es trat auch vermehrt Gas aus dem Boden aus, das an Mofetten freigesetzt wurde und noch heute freigesetzt wird.
Der aktuelle Erdbebenschwarm begann am 10. Januar 2025 und dauert bis heute an, wobei die Häufigkeit der Beben rückläufig ist. Die beiden stärksten Erschütterungen hatten Magnituden von etwa 2,5 und Hypozentren in 11 Kilometern Tiefe. Damit liegen sie deutlich flacher als die Hypozentren früherer Erdbebenschwärme. Entweder sind die aktuellen Beben tektonischer Natur, oder magmatische Fluide sind aufgestiegen und befinden sich näher an der Erdoberfläche als noch vor 20 Jahren.
Tektonische Situation im Cheb-Becken
Auch das Schwarmbeben im weiter nördlich gelegenen Bereich von Klingenthal ist weiterhin aktiv. Die Erdbebenherde befinden sich hier in ähnlicher Tiefe wie bei Franzensbad, was einen tektonischen Ursprung der Beben nahelegt. Wahrscheinlich stehen die Beben mit der Mariánské-Lázně-Verwerfung (Marienbader Störung) in Zusammenhang. Diese Störungszone kreuzt im Cheb-Becken den Egergraben.
Beim Egergraben handelt es sich um eine rund 300 Kilometer lange Riftzone, die parallel zur Alpen-Karpaten-Front verläuft und zwischen dem Erzgebirge und dem Böhmischen Massiv liegt. Die Bildung des Egergrabens begann vor etwa 50 Millionen Jahren im Erdzeitalter Tertiär und erreichte ihre Hochphase während des späten Eozäns vor etwa 30 Millionen Jahren. Während der alpidischen Orogenese infolge der Kollision der Kontinentalplatten von Afrika und Eurasien kam es entlang des Egergrabens zu einer Dehnung der Erdkruste, wodurch das Rift entstand.
Die Riftbildung wurde von intensivem Vulkanismus begleitet. Der letzte Vulkanausbruch in der Region fand vor etwa 700.000 Jahren statt. Dennoch zeugen noch heute heiße Quellen im Cheb-Becken von der vulkanischen Vergangenheit der Region. Diese Quellen weisen darauf hin, dass es im tiefen Untergrund noch eine magmatische Wärmequelle gibt. Der geothermische Gradient liegt hier bei etwa 5,5 Grad Celsius pro 100 Meter.