Die Eruption des Vulkans Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa war eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes: mehr als 12.000 Menschen starben während des größten Vulkanausbruches in geschichtlicher Zeit. An den Spätfolgen gingen nochmal 71.000 Menschen zugrunde. Die Spätfolgen wurden durch die gigantischen Aschemassen und Aerosole hervorgerufen, die der Vulkan bis hoch in die Stratosphäre schleuderte. Die Partikel verteilten sich global und sorgten für einen Temperaturrückgang, in dessen Folge es zu Missernten und Hungersnöten in Europa und Nordamerika kam.
Die direkten Opfer des Vulkanausbruches bevölkerten ein legendäres Königreich das am Fuße des Vulkans lag und seinen Namen trug: Tambora. Lange Zeit kusierten nur Mythen und Gerüchte um Tambora, die in den 1980iger Jahren durch vereinzelte Funde von Knochen und Tonscherben genährt wurden. Von diesen Artefakten angelockt begann der Vulkanologe Haraldur Sigurdsson mit ersten Ausgrabungen Am Fuße des Vulkans. Das war im Jahr 2004. Während dieser ersten Grabung förderte man die Grundrisse eines Gebäudes zu Tage in dem 2 skelettierte Opfer der Katastrophe lagen. Die Gebäudereste befanden sich unter einer 3 Meter mächtigen Schicht aus Ablagerungen pyroklastischer Ströme, deren Gluthitze nur wenig wiederstehen konnte. Die Holzbalken des Hauses wurden total verkohlt, eines der Skelette befand sich in einem üblen Zustand. Nur chinesisches Porzellan, Eisenwerkzeuge und Kupfertöpfe überstanden die Hitze.
Seit der ersten Grabung wurden mehrere Grabungskampangen durchgeführt, die unter der Leitung von Dr M. Geria (Universität von Bali) und unter Miarbeit von Emma Johnston (Uni Bristol) stattfanden. Nach und nach gewannen die Wissenschaftler ein immer umfassenderes Bild vom einstigen „Königreich Tambora“, das scheinbar eher eine dörfische Struktur hatte. Allerdings zeugen neue Funde, zu denen auch Juwelen gehören, vom Wohlstand der Tamboraner, die ihrem Reichtum vermutlich dem Handel mit Sandelholz, Pferden und Honig verdankten. Bei den Ausgrabungen kamen auch weitere Skelette zutage. Eines davon bedeckt seinen Kopf mit der Hand, vermutlich um sich zu Schützen. Diese Haltung entdeckte man auch bei zahlreichen Opfern aus Pompeji und Herculaneum, die Städte, die beim Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. untergingen.
Das Wissenschaftlerteam wird auch diesen Sommer nach Sumbawa zurückkehren und versuchen, Vulkan und Königreich weitere Geheimnisse zu entlocken. Mit von der Partie wird auch der gebürtige Niederländer Rik Stoetman sein, der die Expeditionen nach Tambora leitet.