Boris Behncke berichtet von einer Zunahme der Aktivität am Ätna. In den vergangenen Tagen kam es zu Asche-Exhalationen aus der Bocca Nuova. Bei der Asche handelt es sich allerdings nicht um frisch gefördertes Material, sondern um alte Lava die aus dem Schlot geblasen wurde. Auf der Ätna-LiveCam war heute nacht ein roter Lichtschein über dem Krater zu sehen.
Im Nordostkrater finden tief sitzende Explosionen statt. Aus dem neuen Krater an der Flanke des SE-Krater-Kegels hat verstärkte Entgasung eingesetzt. Teilweise ist in den Gaswolken etwas Asche enthalten. Diese Ereignisse können als Anzeichen dafür interpretiert werden, dass sich der Ätna auf einen weiteren Paroxysmus vorbereitet. Wann genau der neue Vulkanausbruch stattfinden wird, lässt sich nur schlecht prognostizieren. Ich rechne damit innerhalb der nächsten Tage.
Der Vulkanausbruch des chilenischen Vulkans Puyehue geht zurück. Am Wochenende stieg die Aschewolke nur noch ca. 1,2 km hoch auf. Von dem Ausbruch besonders stark betroffen ist Argentinien. Dort wurde in 3 Provinzen der Notstand ausgerufen. Der Flugverkehr kam tagelang zum erliegen. Einschränkungen im Flugverkehr gab es aufgrund der Aschewolke auch in Neuseeland, Australien und zuletzt in Südamerika. Die Asche ist nun einmal um die ganze Welt gedriftet und wieder in Chile angekommen.
Die erhöhte Sensibilität der Luftfahrbehörden in Bezug auf Vulkanasche und Flugverbote finde ich schon erstaunlich. Die explosiven Vulkanausbrüche waren alle nur von moderater Stärke und nicht annähernd so stark, wie die Eruptionen von Mount St. Helens im Jahr 1980, oder dem Pinatubo im Jahr 1991. Dieser Ausbruch auf den Philippinen hatte einen VEI 6 und war schätzungsweise ca. 20 Mal so stark wie die Ausbrüche der letzten Wochen. Bei diesem Ausbruch wurden 10 Kubikkilometer Tephra gefördert. Die Vulkanasche stieg 40 km hoch auf und verteilte sich global. Im Folgejahr fielen die globalen Durchschnittstemperaturen um 0,5 Grad.
Der stärkste Vulkanausbruch, der jemals von Menschen dokumentiert wurde fand 1815 in Indonesien statt. Auf der Insel Sumbawa brach der Vulkan Tambora in einer VEI 7 Eruption aus. Dabei wurden 160 Kubikkilometer Tephra gefördert. Ein Jahr später sanken die globalen Durchschnittstemperaturen um 3 Grad Celsius. Das Jahr 1816 ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichtsschreibung ein.
Was passiert wohl, wenn sich so ein starker Vulkanausbruch heute ereignet? Wenn die modernen Düsenjets so empfindlich auf Vulkanasche reagieren, wie es nun den Anschein hat, würde der globale Flugverkehr auf Wochen zum erliegen kommen. Die Folgen für die Weltwirtschaft wären katastrophal. Niemand kann sagen, wann es wieder zu einer Eruption mit einem VEI 6, oder VEI 7 kommen wird, gewiss ist nur, dass so ein Vulkanausbruch irgendwann in den nächsten Jahrzehnten stattfinden wird und es die Menschen unvorbereitet eiskalt erwischen wird.
Droht auf Island der nächste Vulkanausbruch? Heute Nacht erschütterten 12 Erdbeben den subglazialen Vulkan Katla im Süden von Island. Die Epizentren der Beben lagen zum größten Teil in der Caldera, einige Erschütterungen wurden auch am Westrand des Vulkans registriert. 2 Beben hatten eine Magnitude größer als 3. Das war die stärkste Erdbebenserie unter der Katla seit dem Ausbruch des Nachbarvulkans Eyjafjallajökull im März letzten Jahres. In der Vergangenheit triggerten Vulkanausbrüche dieses Vulkans Folgeeruptionen der Katla. Diese fanden bis zu 18 Monaten nach dem Ausbruch des Eyjafjallajökulls statt.
Die Erdbebenserie jetzt ist noch kein eindeutiges Indiz für einen bevorstehenden Ausbruch, allerdings ein erster Hinweis, dass sich tatsächlich Magma im Untergrund des Vulkans bewegen könnte. Statistisch gesehen ist ein Ausbruch der Katla überfällig.
Nicht überfällig, aber fällig, ist der Ausbruch der Hekla. Dieser Vulkan befindet sich praktisch in Sichtweite der Katla und liegt ca. 50 km nordwestlich des subglazialen Vulkans. Zwischen den beiden Vulkanen gibt es aber keine direkte Beziehung. Geoforscher der Universität Reykjavik beobachten eine wachsende Ausbeulung an der Hekla, die bereits eine Länge von 20 km erreicht. Die Beule gewann in den letzten Jahren jährlich 5 mm Höhe dazu. Sie ist ein untrügerisches Anzeichen dafür, dass sich große Magmamengen unter der Hekla ansammeln und dass der Druck unter dem Vulkan steigt. Es ist keine Frage ob der Vulkan ausbricht, sondern nur noch wann!
Die letzten Eruptionen der Hekla ereigneten sich in den Jahren 1970, 1980, 1991 und 2000. Die letzten beiden Ausbrüche waren vergleichsweise schwach. Vor diesen Ausbrüchen erhöhte sich die Hangneigung nicht annähernd so weit, wie es nun der Fall ist. Dementsprechend wird der nächste Ausbruch der Hekla sehr wahrscheinlich stärker ausfallen.
Der Vulkanausbruch am eritreischen Vulkan Nabro geht weiter. Heute wurden wieder Erdbeben unter dem Vulkan registriert. Die Angaben über die Stärke der Erdstöße schwankt. Das „Observatoire Géophysique Arta“ in Djibouti gab Magnituden um 4,5 an, das USGS verzeichnete Erschütterungen mit einer Magnitude < 3.
Das Nasa Earthobservatory veröffentlichte Satelittenfotos der Eruption. Darauf ist zu erkennen, dass die Eruptionswolke überwiegend aus Wasserdampf besteht, in dem viel Schwefeldioxid enthalten sein soll. Die Eruptionswolke ist deutlich kleiner als zu Beginn des Ausbruches. Am Sonntag erreichte sie eine Höhe von 11 km.
Mehrere kleine Siedlungen in Vulkannähe wurden scheinbar evakuiert. Statements, oder Informationen der eritreischen Regierung liegen nicht vor. Vor Reisen in das isolierte Bürgerkriegsland wird generell gewarnt. Besonders betroffen von dieser Reisewarnung ist die Grenzregion zu Äthiopien in der der Nabro liegt.
In den vergangenen Tagen strichen zahlreiche Fluggesellschaften Flüge über Ostafrika.
Der Vulkanausbruch in Chile geht weiter. Gestern fluktuierte die Aktivität stark. Im Allgemeinen bewegte sich die Aschewolke unter 5 km Höhe und die Tremoramplitude war niedrig. Mittags kam es dann plötzlich zu einer starken Zunahmen der Tremoramplitude und die Aschewolke stieg bis zu 9 km hoch auf.
Es wird vor pyroklastischen Strömen und Lahare entlang von Flußtälern gewarnt. Schlechtes Wetter verhinderte die visuelle Observierung des Ausbruches und so ist es spekulativ, ob diese Events z.Z. tatsächlich stattfinden, die Wahrscheinlichkeit hierfür ist aber groß.
Wie das INGV-Catania berichtet, gabe es heute Morgen einie Serie kleiner Ascheeruptionen aus der Bocca Nuova, einem der Ätna-Hauptkrater. Die Asche stieg ca. 250 m über den Kraterrand auf. Es war das erste Lebenszeichen der Bocca seit 6 Monaten.
Gestern war es Wissenschaftlern von SERNAGEOMIN möglich, das Ausbruchszentrum genau zu lokalisieren. Schlechtes Wetter und schwieriger Zugang durch Ascheablagerungen hatten das bisher scheinbar vereitelt. Bei einem Überwachungsflug entdeckten sie einen neuen Krater-Kegel am Oberlauf des Nilahue Flusses. Der neue Krater-Kegel hat einen Durchmesser von ca. 400 m. An zwei weiteren Stellen wurden Dampfaustritte gesichtet. Das Eruptionszentrum befindet sich demnach in der Nähe der Eruptionsspalte von 1960. Diese bildete sich auf der Nordflanke des Puyehue-Cordón Caulle Vulkankomplexes.
Der Nilahue River wurde von pyroklastischem Material verstopft und trat über die Ufer. Es kam zu einer Erhöhung der Wassertemperatur und zu einem Fischsterben. Zahlreiche Lachsfarmen in der Gegend beklagen einen Totalausfall ihrer Fische. Auf Seen in der Region wurde viel schwimmender Bimsstein entdeckt.
Während des Überwachungsfluges schwankte die Höhe der Eruptionssäule stark. Es kam zum basalen Kollaps der Eruptionswolke und damit vermutlich zur Entstehung von pyroklastischen Strömen (unbestätigt).
Gestern war einiges los in der Welt der Naturkatastrophen und Naturphänomenen, deshalb folgt heute eine Zusammenfassung der Ereignisse in einem Artikel:
Vulkanausbruch Puyehue: Der chilenische Vulkan ist weiterhin sehr unruhig. Asche steigt bis zu 5 km hoch auf und sorgt für Schwierigkeiten in Südamerika. In 3 Provinzen wurde wegen den zentimeterhohen Ascheablagerungen der landwirtschaftliche Notstand ausgerufen. Wichtige Straßen sind unterbrochen, und es kommt zu weitreichenden Behinderungen im Flugverkehr. Zahlreiche Flughäfen in Chile, Argentinien und Uruguay mussten schließen. Da Ausläufer der Aschewolke Australien und Neuseeland erreichten, kam es auch dort zu Störungen des Luftverkehrs.
Erdbeben Christchurch: Bereits zum 2. Mal in diesem Monat wurde die zweitgrößte Stadt Neuseelands wieder von Erdbeben erschüttert. Das stärkste Beben der letzten 24 Stunden hatte eine Magnitude von 6.3 Einige der bereits beschädigten Gebäude der Altstadt erlitten weitere Beschädigungen. Eine Person starb. Nach den Beben im September 2010 und im Februar dieses Jahres sprudelten plötzlich heiße Quellen und Fumarolen aus dem Boden und Anwohner befürchten einen Ausbruch des Vulkans Lyttelton.
Erdbeben Indonesien: Ein Seebeben der Stärke 6.2 erschütterte Sulawesi. Das Beben lag 180 km südöstlich der Insel Tahuna in 10 km Tiefe. In Manado, der Inselhauptstadt von Sulawesi waren die Erschütterungen zu spüren und bei der Bevölkerung brach Panik aus. Im Norden von Sulawesi liegen einige aktive Vulkane wie der Soputan und Lokong Empung. Beide Vulkane sind in den letzten Jahren ausgebrochen und könnten es nun, angetrieben durch das Erdbeben, wieder tun.
Fukushima: 3 Monate nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami in Japan gibt es weitere Schreckensmeldungen um den Atomreaktor Fukushima. Im Grundwasser nahe des AKWs wurde Strontium gefunden. Das radioaktive Metall ist als Knochenkiller bekannt und kann Leukämie verursachen. Die Grenzwerte wurden um das 240-fache überschritten. Auch im Grünen Tee wurden erhöhte Strahlenwerte gemessen.
Unwetter in China: Am Wochenende hatten starke Regenfälle in China ca. 100 Menschen das Leben gekostet. In 13 Provinzen gab es Überschwemmungen und Erdrutsche. Betroffen seien 8,5 Millionen Menschen. 465 000 Hektar Agrarfläche wurden zerstört.
EHEC: Nachdem der gefährliche EHEC-Erreger auf Sprossen nachgewiesen wurde, fand man jetzt auch einen EHEC-Erreger auf bayerischen Salat der Marke „Lollo Rosso“. Ob es sich um den gefährlichen Serotyp O104:H4 handelt ist noch unklar.
Update 13.00 Uhr: Ersten Berichten zufolge soll im 30 km entfernten Ort Afdera (Äthiopien) laute Explosionen gehört worden sein. Im ca. 200 km entfernten Mekele regnet es Asche. Ein Flug von Eritrea Richtung Frankfurt wurde möglicherweise gecancelt.
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Im Afar-Dreieck von Eritrea ist der Vulkan Nabro ausgebrochen. Wie mich vulkane.net Leser Dr. Franzky bereits gestern informierte, kündigte sich der Vulkanausbruch durch eine Erdbebenserie an. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 5.7. Die Angaben des GFZ-Potsdam über die Tiefe des Erdbebenherdes waren widersprüchlich, zuerst wurde eine Tiefe von 40 km angegeben, nun sollen es 10 km sein. In dieser Tiefe könnte eine Magmakammer liegen. Allerdings befinden sich aktive Magmakammern meistens eher in einer Tiefe zwischen 2 und 5 km.
In der Nacht begann dann der Ausbruch. Heute Morgen war auf Satellitenaufnahmen bereits eine Eruptionswolke von ca. 1000 km Länge sichtbar, die Richtung Sudan driftete.
Der Vulkan Nabro bildet ein Doppel-Caldera-System und ist mit 2218 m Höhe der höchste Vulkan in der Wüste Danakil, die an Äthiopien grenzt. Die Calderen haben einen Durchmesser von 5 km und 8 km. Der Ursprungsvulkan besteht aus Trachyt. In der Caldera wurden rhyolithische Lavadome und basaltische Lavaströme entdeckt. Wann genau die letzte Eruption des Nabro war ist unbekannt. In einem NNW-streichenden Störungssystem an der Vulkanflanke wurden junge Lavaströme kartiert.
Das Gebiet, in dem der Nabro liegt ist Grenzgebiet zwischen Äthiopien und Eritrea. Es gibt zwar eine Strasse in Vulkannähe, aber diese könnte von Rebellen kontolliert werden und vermint sein.
Die Dankil-Depression und das Afar-Dreieck sind Gabelpunkt des ostafrikanischen Riftvalleys und seismisch und vulkanisch sehr aktiv. In der Spreizungszone finden sich zahlreiche Vulkane, deren Laven chemisch ozeanischer Kruste entsprechen. Hier wird vermutlich in einigen Millionen Jahren ein neuer Ozean entstehen.