Vulkanausbrüche während der Eiszeit waren stärker

Es gibt Anzeichen dafür, dass die eiszeitlichen Vulkanausbrüche häufiger und stärker waren, als wir sie heute erleben. Dass geht aus einer neuen Studie hervor, die von Forschern der dänischen Universität Kopenhagen durchgeführt wurde.

Inhalt

  • Studie der Uni Kopenhagen kommt eiszeitlichen Vulkanausbrüchen auf die Spur
  • Untersucht wurden Eisbohrkerne von Grönland und der Antarktis
  • Während der Eiszeit lagerte sich deutlich mehr Schwefeldioxid und Tephra im Eis ab
  • Es kam weitaus häufiger zu starken Eruptionen als zu historischen Zeiten

Schon oft stand ich auf Stromboli und überlegte, wie er bei den vergleichsweisen schwachen Eruptionen, die ich selbst bislang dort erlebte, so groß werden konnte. Dieser Gedanke trifft auch auf andere Vulkane zu, was bereits rege Diskussionen unter den Vulkanauten auslöste. Wir kamen zu dem Schluss, dass es Phasen erhöhter Aktivität gegeben haben muss, denn die Größe vieler junger Vulkane lässt sich nicht mit den Eruptionen der vergangenen Jahrtausende erklären. Einen Beweis dafür, lieferte nun die eingangs erwähnte Studie.

Studie der Uni Kopenhagen identifiziert 1113 Vulkanausbrüche anhand von Eiskernen

Die Studie stützt sich auf Erkenntnisse, die ein internationales Forscherteam aus den Untersuchungen von Eisbohrkernen der Antarktis und von Grönland erhielten. In den kilometermächtigen Eisschichten sind Informationen von mehreren Hunderttausend Jahren gespeichert. Daher werden sie auch oft als Klimaarchiv der Erde bezeichnet. In den Eisschichten lagerten sich aber nicht nur klimarelevante Gase und Partikel ab, sondern auch solche, die von großen Vulkanausbrüchen stammten. Hierbei handelt es sich überwiegend um Schwefeldioxid-Partikel und Tephra. Beides hat natürlich auch Auswirkungen auf das Klima, wenn es sich in der Atmosphäre befindet. In der Studie wurden Eisschichten untersucht, die ein Alter zwischen 12.000 und 60.000 Jahre haben, indem man mit einem Hohlbohrer tiefe Löcher bohrte und Eiskerne zog. Dabei identifizierten die Forscher in Eisproben aus Grönland 1.113 Eruptionen, im antarktischen Eis gab es Spuren von 740 großen Vulkanausbrüchen. Eine 2-6fach gesteigerte Häufung großer Eruptionen ist aus der Zeit der Eisschmelze bekannt, als sich aufgrund des isostatischen Ausgleichs (infolge des Masseverlustes an Eis) die Landmassen massiv anhoben. In den 48.000 Jahren zuvor, lagerten sich im Eis ebenfalls deutlich mehr Aerosole vulkansicher Gase und Aschepartikel ab, als es in den letzten 2000 Jahren der Fall war. Sie zeigen, dass es während der Eiszeit deutlich mehr starke Vulkanausbrüche gab, als aus den letzten 2 Jahrtausenden bekannt sind.

Eiszeitliche Vulkanausbrüche waren z.T. stärker als die Tambora-Eruption 1815

Die Forscher entdeckten Hinweise auf Dutzende Eruptionen, die größer waren, als die Eruption des Tambora im Jahr 1815. Dieser gilt als der größte Vulkanausbruch in historischen Zeiten und löste das „Jahr ohne Sommer“ aus, indem die Aerosole in der Atmosphäre zu einem weltweiten Temperatursturz führten. So kam es 1816 zu weltweiten Hungersnöten. Insgesamt sollen mindesten 80.000 Menschen infolge der Eruption gestorben sein. Die Studie ermittelte, dass 69 Eruptionen während der Eiszeit größer gewesen sein sollen, als der Ausbruch von Tambora. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es dann statistisch gesehen etwa alle 750 Jahre zu einer wirklich großen Eruption kam. Bisherige Statistiken gingen davon aus, dass sich Eruption vom Tambora-Typ (VEI 7) in Zeitabständen größer 1000 Jahre ereignen. Warum es während der Eiszeit scheinbar zu einer Häufung starker Ausbrüche kam, beantwortet die Studie allerdings nicht. Es stellt sich auch die Frage, ob der historische Zeitraum groß genug ist, um statistisch relevant zu sein. Zudem bleibt es unklar, ob es einen Zusammenhang zwischen Eiszeiten und Vulkanausbrüchen gibt, oder ob es auch vor den Eiszeiten häufiger zu großen Eruptionen kam, als es heute der Fall zu sein scheint. Die größte Eruption des Pleistozäns -der Ausbruch des Toba Vulkans– wurde von der Studie nicht erfasst. Er manifestierte sich vor gut 72.000 Jahren und steht im Verdacht, die Tausend kältesten Jahre der Würm-Eiszeit ausgelöst zu haben.

Tatsächlich ist mir beim Schreiben der Vulkansteckbriefe auf Vnet bereits öfters aufgefallen, dass es in einigen Vulkanregionen zu Phasen erhöhter Aktivität kam. Ein Beispiel liefern die Riftvulkane in Kenia. Sie wahren im 18. und 19 Jahrhundert besonders aktiv und sind seit gut 150 Jahren ungewöhnlich ruhig. Die geodynamischen Prozesse des Erdinneren scheinen nicht ganz so gleichmäßig abzulaufen, wie wir es uns gerne vorstellen. (Quelle: EGU)

Azoren-Insel São Jorge: Inflation detektiert

  • Auf São Jorge gab es über 1800 Erdbeben
  • INSAR-Aufnahmen zeigen Bodenhebung
  • Alarmstatus des Vulkans wurde auf „gelb“ gesetzt

Die Erdbeben auf der Azoreninsel São Jorge gingen auch nachts weiter. Das EMSC meldete heute bereits 8 Erdstöße. Der Stärkste brachte es auf eine Magnitude von 3,1. Tatsächlich registriert die Europäische Erdbebenorganisation nur einen Bruchteil der Erdbeben auf São Jorge. In einem Antenna-Interview erklärte Rui Marques, Leiter des lokalen Observatoriums CIVISA, dass bislang mehr als 1800 Erschütterungen detektiert worden seien. Die meisten Beben hatten geringe Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. 93 Erschütterungen konnten von den Anwohner wahrgenommen werden. Die Gesamtanzahl der Beben weist auf eine seismische Krise hin, wie man sie häufig vor Vulkanausbrüchen erlebt. Dennoch spricht Marques davon, dass die Beben tektonischer Art seien, schließt aber einen Zusammenhang mit dem Vulkanrücken von Mandanas nicht aus. Er postuliert 2 Szenarien, in denen es heißt, das der Erdbebenschwarm entweder ein starkes Erdbeben ankündigen könnte, oder einen Vulkanausbruch. Er forderte die Bewohner von São Jorge auf wachsam zu bleiben. Momentan befinden sich weitere wissenschaftliche Mitarbeiter aus Portugal auf der Insel, die zwei seismische Messstationen installieren. Ein weiteres Team wurde angefordert, um Gasmessungen durchzuführen.

INSAR-Aufnahmen enthüllen Bodenhebung auf São Jorge

Das Statement von Rui Marques scheint indes bereits ein wenig überholt zu sein, denn es sind erste INSAR-Aufnahmen aufgetaucht, die eindeutig eine Bodenhebung auf São Jorge zeigen. Zwar können Bodendeformationen auch durch Erdbeben hervorgerufen werden, doch an Vulkanen stammen sie dann meistens von Magmenintrusion. Die Situation könnte viel schneller in einem Ausbruch eskalieren, als ich gestern noch vermutet hatte. Das denkt wohl auch der Katastrophenschutz, denn er bereitet Evakuierungsmaßnahmen auf der Insel vor. Der Alarmstatus wurde offiziell auf „gelb“ erhöht.

Es ist auch eine neue Karte der alten Lavaströme auf São Jorge geteilt worden. Die Situation erinnert sehr an La Palma, wo ebenfalls alte Lavaströme überbaut wurden. Auf São Jorge leben allerdings deutlich weniger Menschen. Die Insel hat gut 10.500 Bewohner. Auf La Palma sind es 87.500. Wenn es zu einem Vulkanausbruch kommen sollte, sind weitaus weniger Menschen betroffen. Dennoch, für die Betroffenen wäre ein Ausbruch eine Naturkatastrophe.

Vulkan-News 07.01.21: Galapagos

Galapagos: Spalteneruption am Wolf-Vulkan

Staat: Ecuador | Koordinaten: 0.032-91.332 | Eruption: Spalteneruption

Auf der Galapagos-Insel Isabella ist der Schildvulkan Wolf ausgebrochen. Auf der Außenflanke des größten Vulkans des Archipels bildeten sich mehrere lange Risse, aus denen niedrige Lavafontänen multiple Lavaströme speisen. Es ist sehr gut möglich, dass sich in recht kurzer Zeit ein Ocean Entry bilden wird. Das VAAC registrierte um 17.10 Uhr Zuluzeit eine große Schwefeldioxid-Wolke, die auch etwas Vulkanasche enthielt. MIROVA detektiert eine extreme Thermalstrahlung mit einer Leistung von 30.000 MW. Die Eruptionen des Wolf-Vulkans sind meistens sehr spektakulär, gefährden aber auch oft die einzigartige Tierwelt der Galapagos-Inseln.

Vulkan-News 12.12.21: Merapi, Semisopochnoi

Am Cumbre Vieja ist weiterhin Lava unterwegs. Am Merapi stieg die Seismizität. Die Vulkane Semeru und Semisopochnoi förderten Aschewolken.

Cumbre Vieja. Hohe Thermalstrahlung

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57-17.84 | Eruption: Flankeneruption

Auf La Palma geht es weiterhin heiß her. Zwar hat die Explosivität der Eruption weiter abgenommen, dennoch sind Lavaströme unterwegs. Sie emittieren eine Wärmestrahlung mit einer Leistung von über 3700 MW und fließen über die Küstenklippe. Der Tremor bewegt sich seitwärts. Die Seismizität hat gestern wieder abgenommen: es wurden 21 Erdbeben festgestellt. Die Bodenhebung war ebenfalls rückläufig, doch heute ist sie wieder auf nie Null-Linie hochgesprungen.

Merapi: Zunahme der Seismizität

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom

Am Merapi hat die Anzahl vulkanisch bedingter Erdbeben deutlich zugenommen. So registrierte das VSI gestern 69 hybride Erdbeben und 18 vulkanotektonische Erschütterungen. Hinzu kamen 132 seismische Signale, die von Abgängen von Schuttlawinen zeugten. Das Material war teilweise so heiß, dass es glühte. 6 Signale wurden von starken Entgasungen verursacht. Heute Vormittag ging auch wieder ein Pyroklastischer Strom ab. Er war 158 Sekunden lang unterwegs. Es sieht so aus, als würde die Aktivität am Merapi wieder zunehmen. Evtl. bahnt sich ein neuer Magmaschub an, der die Dome schneller wachsen lassen wird.

Semeru: Wideraufnahme explosiver Aktivität

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Eruption: Dom

Nach dem partiellen Domkollaps und dem Abgang des großen Pyroklastischen Stroms, der sich letzte Woche Samstag zutrug, findet der Semeru langsam wieder zu seinem alten Rhythmus zurück: Das VSI verzeichnete in den ersten 6 Tagesstunden 12 explosive Eruptionen. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 4300 m Höhe. Auf einem Sentinel-Satellitenbild ist auch eine thermische Anomalie zu erkennen, die der Spur der Pyroklastischen Ströme folgt.

Semisopochnoi: Eruption am Freitag

Staat: USA | Koordinaten: 51.93, 179.58 | Eruption: Aschewolken

Der Aleuten-Vulkan Semisopochnoi  eruptierte am Freitag eine Aschewolke, die größer war als die zahlreichen kleineren Eruptionen, die von dem entlegenen Vulkan seit einigen Tagen ausgehen. Das AVO registriert darüber hinaus eine erhöhte Seismizität. Die Eruption ging vom Mount Cerebus aus, der in der Caldera des Vulkans liegt. Sie hat einen Durchmesser von 8 km und entstand sehr wahrscheinlich während des Holozäns.

Pflanzen geben Hinweise zu bevorstehenden Vulkanausbruch

Dass vulkanische Gase Pflanzen absterben lassen klingt logisch und ist hinlänglich bekannt. Jetzt berichtet eine neue Studie allerdings vom umgekehrten Effekt und er könnte sogar dazu genutzt werden, um Vulkanausbrüche vorherzusagen. Der Geophysiker Nicolas Houlié geht in seiner Studie noch ein Stück weiter und untersucht, ob Pflanzen nicht sogar den Ort einer bevorstehenden Eruption anzeigen könnten.

Streifen intensiven Pflanzenwachstums vor einem Vulkanausbruch

Im Jahr 2001 wurde auf Satellitenfotos des Ätnas eine Reihe von Pinien aufgespürt, die besonders grüne Nadeln hatten, was auf eine gesteigerte Photosynthese hindeutete. Wanderer am Boden konnten hingegen keine Veränderungen feststellen. Die Bäume wuchsen in einem 30 m schmalen Streifen, der eine Länge von gut 2 km hatte. Doch das verstärkte Pflanzenwachstum war nur von kurzer Dauer: im Herbst 2002 öffnete sich entlang des Vegetationsstreifens eine Eruptionsspalte und die Bäume vergingen in einem Lavastrom. Recherchen der Forscher ergaben, dass das gleiche Phänomen bereits einige Monate vor anderen Eruptionen aufgespürt wurde, etwa 1973, als Aufnahmen aus dem alten Skylab-Labor einen Streifen verstärkter Vegetation zeigten, entlang dessen sich einige Monate später eine Eruptionsspalte geöffnet hatte. Weitere Auswertungen von Satellitenfotos ergaben, dass das Phänomen auch vor der Ätna-Eruption von 2001 auftrat. Ebenso an anderen Vulkanen, wie z.B. am Nyiragongo im Kongo, der ebenfalls im Jahr 2001 eruptierte. Vor dem Ausbruch verstärkte sich das Pflanzenwachstum entlang der künftigen Eruptionsspalte. Doch was verstärkte das Pflanzenwachstum? Um dem Rätsel auf die Spur zu kommen, wurden Holzproben von überlebenden Bäumen genommen, die in einem Radius von 150 m um die Spalten standen. Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass vulkanische Gase vermehrt Kohlenstoff an die Oberfläche transportierten, doch dass konnte anhand der Holzproben nicht nachgewiesen werden. Dafür stellte man eine geringere Konzentration an bestimmten Sauerstoffisotopen fest, was auf eine vermehrte Wasserzufuhr hindeutete. Sehr wahrscheinlich war es einfach der Wasserdampf, der mit den Gasen aufstieg und den Boden durchfeuchtete, wovon die Pflanzen profitierten.

Forscher entwickelten in den letzten Jahren weitere Methoden, um Hinweise aus der Natur zu interpretieren, mit denen Vulkanausbrüche vorhergesagt werden sollen. So rüstete man am Ätna Ziegen mit GPS Sendern aus, um aus ihren Bewegungsmustern auffälliges Verhalten abzuleiten, das auf einer bevorstehende Eruption hindeuten könnte. In der Vulkaneifel werden Ameisen beobachtet, ob sie ihre Ameisenhügel vermehrt dort bauen, wo Kohlendioxid aus dem Boden strömt. Einzeln für sich genommen, stellt keine der Methoden ein hinreichendes Kriterium für die Vorhersage einer Eruption dar, doch alle zusammen genommen, können den Wissenschaftler wichtige Hinweise liefern, ob sich am Vulkan ein Ausbruch zusammenbrauen könnte. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2021EO210590)

Fagradalsfjall: Vulkanausbruch auf Island geht weiter

Der Vulkanausbruch auf Island, der am späten Abend des 19. März begann, geht in die Verlängerung. Den letzten Meldungen zufolge, sind am Fagradalsfjall mindestens noch 4 Hornitos aktiv, die sich auf der kurzen Eruptionsspalte bildeten. Aus ihnen findet Lavaspattering statt und sie speisen Lavaströme, die den Boden des Tals Geldingadali überfluten. Die Seismizität hat weiter stark nachgelassen, dennoch registrierte das IMO in den letzten 48 Stunden 446 Erdbeben. Zwei Erschütterungen hatten Magnituden über 3.

Ausbruchs-Szenarien am Fagradalsfjall

Wie es mit der Eruption weiter gehen wird ist schwer zu sagen. Wie immer gibt es mehrere Szenarien und im Endeffekt ist vieles möglich:

  • Die Eruption geht auf diesem schwachen Niveau einige Zeit weiter
  • Der Ausbruch verstärkt sich
  • Der Ausbruch Endet bald
  • Es kommt zu einer Stopp-and-Go-Eruption

Es könnte auch eine neue Tätigkeitsphase auf Reykjanes eingeleitet worden sein, so wie es einige Forscher meinen. Dann würden wir in den nächsten Jahrzehnten mehrere vergleichbare (oder auch stärkere) Ereignisse erleben. Bisher wurde auf jeden Fall nur wenig Magma eruptiert und der Magmatische Gang sollte über genug Schmelze verfügen, um die Eruption einige Wochen am Leben zu halten. Meiner persönlichen Einschätzung nach, wird die Eruption nicht allzu lange dauern. Ich halte aber eine Stop-and-Go-Eruption durchaus für möglich.

Zugang zur Eruptionsstelle

Übrigens ist es tatsächlich gestattet zur Eruptionsstelle zu wandern. Die Wanderung dauert gut 4 Stunden und ist bei den momentanen Wetterbedingungen kein Kinderspiel. Medienberichten zufolge musste die Polizei bereits einigen erschöpften Vulkanspottern helfen. Sie erreichten ihre Autos zwar aus eigener Kraft, waren aber durchnässt und durchgefroren.

Reisende haben es nicht einfach die Insel zu erreichen: Es sind mehrere Corona-Tests nötig, sowie eine 6-tägige Quarantäne. Allerdings darf man seine Unterkunft scheinbar verlassen, wenn man keinen Kontakt zu Einheimischen hat. Wer bereits vollständig geimpft ist, darf ohne Quarantäne einreisen.

Island: Vulkanausbruch hat begonnen

Gestern Abend hat der erwartete Vulkanausbruch auf Island begonnen. Obwohl man wusste, dass sich Magma im Untergrund ansammelte, kam der Start gestern Abend, um 20.45 Uhr Ortszeit, dennoch überraschend, da alle Parameter eigentlich auf Entspannung der Situation hindeuteten. Im Tal Geldingadali , am südöstlichen Rand vom Fagradalsfjall, öffnete sich eine 500-700 m große Eruptionsspalte. Es entstand eine Reihe kleinerer Lavafontänen, die 2 Lavaströme speisen. Gestern Abend war der Ausbruch noch verhältnismäßig klein, genauso, wie es die Vulkanologen erwartet hatten. Größere Explosionen gab es bisher nicht, es handelt sich um eine rein effusive Eruption. Aschewolken und eine damit einhergehende Beeinträchtigung des Flugverkehrs werden nicht erwartet. Allerdings könnte der Flughafen Keflavik beeinträchtigt werden, da er nur wenige Kilometer von der Eruptionsstelle entfernt liegt. Die größte Beeinträchtigung dürfte von den Gasemissionen ausgehen, die oft mit Spalteneruptionen assoziiert sind. Besonders in dem Tal, in dem die Eruption stattfindet, könnten sich bei Windstille lebensgefährliche Gaskonzentrationen ergeben. Allerdings ist es auf Island so gut wie nie windstill.

Die ersten brauchbaren Bilder der Eruption zeige ich euch hier. Sie wurden heute Morgen von der isländischen Küstenwache gemacht. Interessante Weise blieb der Tremor gering und es gab auch keinen Anstieg in Frequenzbändern, die bisher nicht aktiv waren. Selbst zu Beginn der Eruption gab es nur eine leichte Erhöhung im Frequenzband 0,5-1 Hz. Die Häufigkeit der Erdbeben hat ebenfalls weiter abgenommen. Mich erinnert das Ganze momentan an die Voreruption des Bardarbunga-Ereignisses. Allerdings ist es völlig offen, ob eine deutlich stärkere Eruption folgen wird.

Erste Videobilder des Geschehens wurden vom isländischen TV-Sender RUV veröffentlicht. Das Bewegtbild verdeutlich, dass es sich bisher tatsächlich nur um eine kleine Eruption handelt.

Raikoke: Erste Bilder der Eruption

Der Vulkan Raikoke auf den Kurilen ist immer noch aktiv und eruptiert Aschewolken. Die letzte VAAC Meldung warnt den Flugverkehr vor Vulkanasche in einer Höhe von 11.600 m. Die Asche steigt in Höhen auf, die durchaus für Flugzeuge relevant sind. Die Warnungen kommen in  größeren Zeitintervallen, als in der Anfangsphase des Vulkanausbruchs. Die Stärke der Eruptionen ist rückläufig. Das Team von Volcano Discovery startet nächsten Monat zu einer lang geplanten Expedition zum Inselbogen der Kurilen, vielleicht gelingen ihnen ja noch einzigartige Aufnahmen vom Raikoke. Erste Bilder des Ausbruchs wurden jetzt veröffentlicht und ich möchte sie euch nicht vorenthalten.

Die Bilder stammen von kscnet.ru und sind © Nick Pavlov. Unter dem Link findet ihr weitere Fotos. Es sieht so aus, als wäre während der Hochphase des Ausbruchs pyroklastische Ströme generiert worden, die bis in den Ozean flossen. Der gesamte Inselvulkan ist von einer Ascheschicht bedeckt, die Vegetation zerstört worden. Vor dem Ausbruch lebten auf der Insel relativ seltene Stellerschen Seelöwen. Es soll 5 Kolonien gegeben haben. Zudem war Raikoke Heimat des Eissturmvogels. Das Schicksal der Tiere ist ungewiss.

Beeindruckend ist auch ein Bild, das vom NASA Earth-Observatory veröffentlicht wurde. Es wurde am 22. Juni von Bord der ISS aus gemacht und zeigt den Vulkan während der Hauptphase der Eruption.

 

Anak Krakatau eruptiert phreatomagmatisch

Weitere spektakuläre Bilder lieferte eine neue Webcam, die auf Anak Krakatau installiert ist. In unserer Fb-Gruppe „volcanoes and volcanism“ wurde das Video geteilt. Es zeigt eine phreatomagmatische Eruption. Die Kamera steht hinter dem Krater auf einem Grat und wird von der Eruptionswolke eingehüllt. Bisher wurde die Eruption nicht vom VAAC gemeldet.

Manam eruptiert Vulkanasche

Der Manam auf Papua Neuguinea ist ebenfalls weiter aktiv: Das VAAC registriert Vulkanasche in 3600 Metern Höhe. MIROVA verzeichnet eine thermische Strahlung mit einer Leistung von 21 MW.

Manam: Behörden waren vor Eruptionsfolgen

Der Inselvulkan im Norden von Papua Neuguinea kommt auch heute noch nicht zur Ruhe. Aktuell registriert das VAAC Darwin Vulkanasche in 7 km Höhe. Gestern Abend wurde der Spitzenwert des Paroxysmus erreicht: Vulkanasche wurde in über 18 Kilometern Höhe nachgewiesen. Bei Eruptionen dieser Größenordnung entstehen durch Kollaps der Eruptionswolke schnell pyroklastische Ströme. So war es auch diesmal am Manam. Es wurde ein Mobilfunkmast zerstört und die Kommunikation mit den Insulanern funktioniert nur noch sehr eingeschränkt.

Der Forscher Steve Saunders vom Rabaul Volcano Observatory warnt nun davor, dass es sehr wahrscheinlich nicht nur weitere Paroxysmen geben wird, sondern das die Eruptionen sogar größer werden könnten. In einem Statement sagte er: „Der Ausbruch von gestern war groß, aber ich bin nicht sicher, dass er wesentlich größer war als in den letzten Monaten. Die Erfahrung vergangener Eruptionen zeigen, dass die Ausbrüche größer werden könnten. Es ist eine kleine Insel mit einer großen Bevölkerung, daher müssen wir die Menschen warnen und zur Vorsicht raten. Es sind vor allem Flusstäler gefährdet, durch die pyroklastische Ströme fließen könnten.“

Die Manam Resettlement Authority berichtete am Donnerstag, dass seit dem Vortag ununterbrochen Ausbrüche stattgefunden hätten. Die Behörde stellte fest, dass durch den Ausbruch Wasserquellen und Anbaufläche vernichtet wurde. Die Versorgung der Bevölkerung sei nicht mehr sichergestellt. Die Behörde schlägt vor, die Bewohner von Manam vorläufig zu evakuieren.

Dieses ist in der Vergangenheit schon mehrfach geschehen, doch die Menschen geben ihre Vulkaninsel nicht auf. Manam zählt zu den aktivsten Vulkanen auf Papua Neuguinea. Bereits 1992 zerstörten pyroklastische Ströme ein Dorf. Die jüngste Eruptionsphase begann im Sommer letzten Jahres. Sie könnte durchaus mehrere Jahre andauern. (Quelle: radionz.co.nz)