Neuer Vulkanausbruch auf Reykjanes hat begonnen – Spalte öffnete sich nördlich von Grindavik
Heute morgen hat um 7:57 Uhr Ortszeit ein neuer Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel begonnen. Südsüdöstlich von Hagafell öffnete sich eine Eruptionsspalte, die sich südlich der letzten Spalte über dem Magmatischen Gang befindet. Damit liegt sie deutlich näher an Grindavik als die letzte Spalte und möglicherweise auf der Seite der Wasserscheide, die Richtung Grindavik geneigt ist. Damit ist die Gefahr größer als zuvor, dass Lava in Richtung des Ortes fließt.
Entlang der Spalte sieht man auf den Livecams Lavafontänen aufsteigen, die einige zehner Meter hoch sind. Sie speisen Lavaströme, die sich um die Spalte ausbreiten.
Die Spalte hat momentan noch eine überschaubare Länge von einigen hundert Metern Länge, könnte sich aber noch entwickeln und deutlich länger werden. Die letzte Spalte war 4 km lang.
Der Spaltenöffnung voran ging ein intensives Schwarmbeben, das heute Nacht gegen 3 Uhr begann. Das Beben hält an, was ein Indiz dafür ist, dass wir noch das Initialstadium der Spaltenöffnung erleben und sich der Ausbruch verstärken könnte.
Aktuell fließt die Lava auf ein Flutlicht zu, an dem zwei Bagger stehen. Ihnen droht die Zerstörung. Die Lava kommt aus Richtung des Schutzwalles, der Grindavik bzw. die Hauptstraße schützen soll. Tatsächlich gab der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson gerade ein Statement bei RUV ab und sagte: „Dies ist vielleicht einer der schlimmsten Orte, an denen es zu einem Ausbruch kommen kann, und er gefährdet Grindavík, wenn der Ausbruch anhält“. Demnach verläuft die Eruptionsspalte direkt durch den Erdwall, der Grindavik schützen sollte.
Es ist der fünfte Vulkanausbruch auf Island, seit Beginn der Eruptionsserie im März 2021 als sich eine Eruption am Fagradalsfjall ereignete.
Es sind diverse Livestreams verfügbar, die ich auf der Grindavikseite verlinkt habe.
Der Vulkanausbruch bei Litli Hrútur am Vulkan Fagradalsfjall geht weiter
Der Vulkanausbruch, der gestern um 16:40 Uhr in der Nähe von Litli Hrútur auf Island begann, geht weiter. Während des Initialstadiums der Eruption öffnete sich eine ca. 200 m lange Eruptionsspalte, die sich innerhalb von ca. 2 Stunden auf 900 m verlängerte. Zahlreiche kleine Lavafontänen schossen aus der Spalte hoch und förderten einen Lavastrom, der in Richtung des südwestlich gelegenen Vulkans Fagradalsfjall strömte. Die erste Schätzung der Ausstoßmenge zu Beginn des Ausbruchs ist im Vergleich zu früheren Ausbrüchen in diesem Gebiet deutlich höher. Die Wissenschaftler vom IMO betonen, dass die Gasverschmutzung im Umfeld des Ausbruchs hoch und gefährlich ist. Das Gas wird in Richtung Reykjanes geweht und verbreitet sich auch in der Hauptstadtregion. Reisenden wird geraten, sich nicht in das Gebiet zu begeben, bis die Einsatzkräfte die Möglichkeit hatten, die Lage zu beurteilen. Gasverschmutzung in der Nähe des Ausbruchs kann gefährlich sein. Auch an steilen Hängen ist Vorsicht geboten, denn nach den starken Erdbeben kann es zu Steinschlag kommen.
Die starke Seismizität ließ bereits in den Stunden vor dem Vulkanausbruch nach und ist bis heute Morgen immer noch erhöht. Neben den Erdbeben, die schwächere Erschütterungen zum Teil überlagerten, wurde ein vergleichsweise schwacher Tremor registriert.
Aktuell sieht man auf einer neu positionierten Livecam, dass der größte Teil der Eruptionsspalte seine Aktivität bereits eingestellt hat. Die Eruption konzentriert sich auf einen Teil der Spalte im zuerst gebildeten Spaltenbereich. Hier wird eine langgestreckte Lavafontäne ausgestoßen. Der Lavastrom fließt entlang der Spalte und könnte die weiter unten liegenden Teile des Risses verkleben.
Wie lange der Ausbruch anhalten wird, ist ungewiss. Nach dem starken Magmenaufstieg der letzten Tage wird er wohl nicht ganz so schnell enden. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass sich neue Spalten entlang des magmatischen Gangs öffnen werden, besonders, wenn es zu einer Pause an der aktuellen Eruptionsstelle kommen sollte.
Am späten Nachmittag öffnete sich gegen 16:20 Uhr (Ortszeit) eine erste ca. 200 m lange Eruptionsspalte nahe dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall. Die Spalte befindet sich nordöstlich des Vulkans an einem Ort, der Litla Hrêt genannt wird. Er wurde in den letzten Tagen als einer der wahrscheinlichen Eruptionsorte gehandelt. IMO schreibt, dass der Fußmarsch dorthin lang sei und man sich besser noch nicht auf dem Weg macht, sondern wartet, bis Experten die Eruptionsstelle gesichtet und freigegeben haben. Für mich hört sich das noch nicht nach einer Vollsperrung an.
Nach der Phase mit intensiven Magmenaufstiegs scheint der aktuelle Ausbruch erst einmal überraschend klein zu sein, doch man weiß ja noch nicht, wie er sich weiter entwickeln wird. Sowohl der Ausbruch von 2021, als auch die enorm große Bardarbunga-Eruption im Jahr 2014 begannen ähnlich bescheiden wie die aktuelle Eruption, bevor sie sich enorm verstärkten.
Das Gelände hinter dem Fagradalsfjall ist flach und es gibt keine Täler zu füllen. Die Lava folgt einem schwachen Gefälle in Richtung Fagradalsfjall, wo sie auf die vulkanische Erhebung stoßen wird, die ein natürliches Hindernis darstellt. Wenn das Gefälle ausgeglichen ist, könnte die Lava in Richtung Norden fließen.
Auf einem der Livestreams sieht man den Ausbruch dampfen. Die Kamera steht auf einer vulkanischen Erhebung, die ich noch zum Fagradalsfjall-Komplex rechnen würde. Es scheint ein altes Eruptionszentrum gewesen zu sein, denn man kann auf Satellitenaufnahmen eine leichte Depression im Gipfelbereich erkennen, die mal ein Krater gewesen sein könnte.
Für mich persönlich kommt der Ausbruch mal wieder zur ungünstigsten Zeit, da ich nächste Woche Familienurlaub in Kenia machen werde. Für mich kommt eine Island-Reise dann erst danach in Betracht.
Update 21:30 Uhr: Inzwischen haben sich 2 weitere kurze Spalten im Bereich der ersten Eruptionsspalte geöffnet. Die beiden neuen Spalten liegen leicht seitlich versetzt zur ersten Spalte. Ich schätze die Gesamtlänge auf gut 350 m. Die Erste Spaltet öffnete sich genau auf einer Jeep-Piste.
Es liegen Berichte vor, nach denen Wanderer aus dem Eruptionsgebiet evakuiert wurden. Straßensperren werden errichtet und die zuvor angekündigte Sperrung des Eruptionsgebiets etabliert.
Die Erdbeben in der Türkei triggerten möglicherweise einen kleinen phreatischen Ausbruch
Nach den beiden verheerenden Erdbeben im Südwesten der Türkei, die am 6. Februar für große Zerstörungen mit Tausenden Todesopfern sorgten, wächst nun die Sorge vor einer weiteren Naturkatstrophe, denn in der Region gibt es viele Vulkane, die während des Holozäns eruptierten und teilweise als aktiv eingestuft werden. Tatsächlich geht auf Twitter ein Video viral, dass Spuren einer Eruption zeigt. Bei dem betroffenen Berg handelt es sich um den Kuşkayası Mountain, der nahe des Dorfes Büyükkızılcık (Gemeinde Göksun) in der Region Kahramanmaraş liegt. Zu sehen ist ein dampfender Bereich unter dem Berggipfel und ein dunkelgrauer Schuttfächer auf der unteren Flanke des Berges. Es sieht so aus, als wäre es hier zu einer kleinen seitwärts-gerichteten Eruption gekommen, wobei das ausgestoßene Material des Schuttfächers für mich nach Schlamm aussieht.
Es ist denkbar, dass es zu einer phreatischen Eruption gekommen ist und ein schlammartiges Gemisch aus Tephra und Wasser ausgestoßen wurde, das praktisch einen Lahar bildete. Durch die massiven Verschiebungen entlang der Ostanatolischen Verwerfungen könnten magmatische Fluide aus dem Boden gepresst worden sein, ähnlich als wenn man eine Zahnpastatube ausquetscht. Natürlich ist es auch möglich, dass es zu einem schnellen Aufstieg eines Magmenkörpers gekommen ist. Dann könnten weitere Eruptionen folgen. Die Frage ist, ob der Kuşkayası Mountain vulkanischen Ursprungs ist? Eruptionen abseits von bekannten Vulkanen sind mir in meiner Laufbahn noch nicht untergekommen. Ich bleibe an dem Thema dran!
Erdbeben können Vulkanausbrüche auslösen
Es ist bekannt, dass starke Erdbeben ab einer Magnitude von 6,0 Vulkanausbrüche triggern können. Doch normalerweise heißt es, dass der Vulkan dafür „geladen“ sein muss. Da es bislang keine Anzeichen für sich aufheizende Vulkane in der Türkei gab, habe ich diesmal auf entsprechende Hinweise in meinen Berichten zu den tragischen Ereignissen in der Türkei verzichtet. Wobei, ganz richtig ist diese Aussage auch nicht, denn nach einem der letzten stärkeren Erdbeben im Südwesten der Türkei wurden ähnliche Vorgänge beobachtet und man fürchtete ebenfalls einen bevorstehenden Vulkanausbruch, der dann aber ausblieb.
Das Video halte ich nicht für einen Fake, denn es wurde vom türkischen Geowissenschaftler Prof. Dr. Övgün Ahmet Ercan gepostet. Türkische Medien griffen die Meldung bereits auf und lieferten weitere Details, anhand derer ich die Lokation des betroffenen Berges als orangenen Marker in der Karte einzeichnen konnte. An dieser Stelle gab es bis jetzt keinen bekannten Vulkan. Diese haben grüne Vulkansymbole. Offensichtlich ist es aber, dass sich in der Region der auslaufenden und sich teilenden Ostanatolischen Verwerfungszone mehrere Vulkangebiete befinden, die laut Definition als aktiv eingestuft werden können. So liegt es im Bereich des möglichen, dass wir in der Region eines Tages einen Vulkanausbruch sehen werden.
Update: Der unten ursprünglich zitierte Tweet von Professor Dr. Övgün Ahmet Ercan wurde inzwischen gelöscht! Ich habe ihn durch das entsprechende Youtube Video ersetzt. Eine andere Quelle schrieb mir, dass es sich bei dem Berg um den Büyük Kızılcık handelt. Weitere Recherchen ergaben, dass es sich dabei um ein Dorf handelt, das von Bergen umgeben ist. Bilder aus der Region zeigen schlammbeschmierte Kinder. Offenbar gibt es dort Schlammquellen. So könnte es sich bei dem eruptierten Fluid auch direkt um Schlamm handeln! Unklar ist, ob das Material unter Einwirkung von geothermaler Hitze eruptiert wurde oder ob es sich um ein rein tektonisch/seismologisches Phänomen handelt. Ich halte Letzteres mittlerweile für das wahrscheinlichere Szenario. Ich habe den Titel der Meldung daher mit einem Fragezeichen versehen. Hinweise, dass es sich bei den infrage kommenden Bergen um holozäne Vulkane handeln könnte, habe ich nicht gefunden.
Zahl besonders starker Vulkanausbrüche unterschätzt
Besonders starke Vulkanausbrüche mit einem VEI 7 oder 8 können das Weltklima stark beeinflussen und sogar einen globalen Winter verursachen. Die Häufigkeit solcher Ereignisse wurde bislang unterschätzt. Wissenschaftler sehen die Welt schlecht auf so eine Katastrophe vorbereitet. Dabei könnte eine besonders starke Eruption die Welt härter treffen und dramatischere wirtschaftliche Folgen haben, als die Corona-Pandemie. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Wissenschaftlern des Centre for the Study of Existential Risk (CSER) an der Universität Cambridge und von der Uni Birmingham, die jüngst in der Zeitschrift „Nature“ veröffentlicht wurde.
Die Studie fußt auf die Untersuchung von Eisbohrkernen aus den Regionen der beiden Pole. Das Eis wurde auf Spuren des vulkanischen Gases Schwefeldioxid untersucht. Große Konzentrationen des Gases weisen auf starke Eruptionen hin. Gelangen Schwefeldioxid-Aerosole in die obere Atmosphäre, dann können sie eine Abkühlung der Erde verursachen. Den gleichen Effekt hat Vulkanasche, die infolge großer Eruptionen bis in die Stratosphäre aufsteigt und um die Erde verteilen kann. Es kommt zu einem vulkanischen Winter, der im Extremfall eine Kaltzeit auslösen könnte.
Wahrscheinlichkeit einer VEI 7 Eruption bei 1:625
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich innerhalb von 100 Jahren eine starke Eruptionen mit einem VEI 7 oder größer ereignet, liegt bei einem Sechstel. Statistisch gesehen treten solche Ausbrüche alle 625 Jahre auf. Eruptionen mit einem VEI 8 sollen sich alle 14.300 Jahre ereignen. Bislang ging man davon aus, dass sich VEI 7 Ausbrüche in Zeitabständen von mehr als 1000 Jahren wiederholen. VEI 8-Eruptionen sollten sich in Zeitabständen von mehr als 10.000 Jahren ereignen. Genauere Forschungen ermittelten früher Wiederholungsintervalle von 1.200 Jahren für VEI 7 Eruptionen und 17.000 Jahren für Eruptionen mit einem VEI 8. Die neuen Forschungen zeigen also, dass VEI 7 Eruptionen fast doppelt so häufig vorkommen, als man bislang dachte.
Die Forscher untersuchten auch die klimatischen Auswirkungen von Serien kleinerer Eruptionen und kamen zu dem Schluss, dass auch sie das Weltklima beeinflussen können. Andere Studien untersuchten in letzter Zeit den Einfluss der weltweiten Gletscherschmelze und des Meeresspiegelanstiegs auf Häufigkeit und Stärke von Vulkanausbrüchen und kamen zum Ergebnis, dass beide Phänomene Eruptionen verstärken können. Zugleich müssen künftige Studien zum Klimawandel die Effekte von Eruptionen besser berücksichtigen.
Die Forscher kritisieren, dass Hunderte Millionen Dollar in die Erforschung der Asteroiden-Abwehr investiert werden, aber praktisch keine Anstrengungen unternommen werden, um die Folgen großer Vulkaneruptionen abzumildern. Dabei ist das Risiko einer klimaverändernden Eruption 100 Mal größer als ein Asteroideneinschlag mit ähnlichen Folgen. Eine VEI 8 Eruptionen würde sich auf unsere Zivilisation dramatisch auswirken und könnte deren Ende einläuten. Auf jeden Fall käme es zu einem Wirtschaftskollaps. Die Studie blieb allerdings die Antwort schuldig, wie denn eine bessere Vorbereitung auf einen Vulkanausbruch globalen Ausmaßes aussehen soll?
Der letzte Vulkanausbruch mit einem VEI 7 ereignete sich im Jahr 1815 am indonesischen Vulkan Tambora. Bislang unklar ist der genaue VEI der Eruption des Hunga Tonga-Hunga Haʻapai, die im Dezember 2021 begann und ihren Höhepunkt im Januar 2022 erreichte. Dieser Ausbruch wird als die stärkste Eruption seit Krakatau im Jahr 1883 angesehen. Da es sich um eine submarine Eruption handelte sind die Folgen nicht 1:1 vergleichbar. Krakatau brachte es auf einen VEI 6. Statistisch gesehen hätten wir also noch etwas Zeit, bis zur nächsten VEI 7-Katastrophe, aber Naturphänomene halten sich selten an Statistiken.
In der Nähe des Vulkans ereigneten sich weitere tektonische Erdbeben
Unter dem Taal selbst ist die vulkanotektonische Aktivität zurückgegangen
Der philippinische Taal-Vulkan eruptierte heute phreatomagmatisch. Die Eruption ereignete sich gegen 10:40 Uhr (Ortszeit) und förderte eine Eruptionswolke, die vom VAAC in einer Höhe von 1200 m detektiert wurde. Da es sich laut PHILVOLCS um eine phreatomagmatische Eruption gehandelt haben soll, müsste in der Wolke auch Vulkanasche enthalten gewesen sein. Auf Videoaufnahmen erkennt man in erster Linie Dampf, nur auf dem ersten Bild des Zeitraffervideos lassen sich Schlamm und Lavabrocken erkennen. Der Alarmstatus wurde wieder auf „3“ erhöht.
Erdbeben in der Nähe von Taal
PHIlVOLCS meldete nicht nur die phreatomagmatische Eruption am Taal, sondern auch weitere Erdbeben westlich der Insel Luzon. Die verstehen sich als Nachbeben der Erschütterung vom 13. März, die möglicherweise die neuen Eruptionen am Taal getriggert hat. Sie hatte eine Magnitude von 6,4. Das stärkste Nachbeben brachte es gestern auf M 4,9, gefolgt von einem Erdstoß M 4,8. Heute gab es ein Beben M 3,0.
Interessant ist, dass es zwar zahlreiche tektonische Erdbeben westlich der Caldera gibt, aber nur wenige vulkanotektonischen Beben unter der Caldera. Vor wenigen Tagen wurden täglich Dutzende vulkanotektonische Erschütterungen mit Tremorphasen festgestellt, doch seit Beginn der phreatomagmatischen Eruptionen haben diese stark nachgelassen. Allerdings wird weiterhin geringer Hintergrundtremor registriert. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich gestern auf 6405 Tonnen am Tag. Für den Taal ist das ein moderater Wert, anhand dessen sich keine magmatische Aktivität ablesen lässt. Neben der Eruption heute, beobachteten die Vulkanologen brodelnde hydrothermale Lösungen im Kratersee, die für Turbulenzen im Wasser sorgten. Dampf stieg bis zu 1500 m hoch auf. Bei der letzten Messung in Februar betrug die Seetemperatur 63,5 Grad Celsius. Seit Oktober letzten Jahres wird Deflation gemessen.
Die Werte ergeben kein einheitliches Bild, mit dem man Prognosen über das weitere Geschehen am Vulkan abgeben könnte. Es ist unklar inwieweit die Daten mit dem Hydrothermalsystem des Vulkans zusammenhängen. Klar ist, dass es im Untergrund einen Magmenkörper gibt, der Schmelze enthält und das Hydrothermalsystem anheizt. Offenbar ist auch Schmelze im Fördersystem vorhanden. Der Kontakt zwischen dieser Schmelze und dem Wasser des Hydrothermalsystems/Kratersees verursacht die Eruptionen.
Im heutigen Vulkan-Update geht es um eruptierende Vulkane in Indonesien. Von dort gibt es heute 4 VONA-Meldungen über Aschewolken. Außerdem lest ihr über die bedeutendsten Eruptionen des Archipels.
Anak Krakatau eruptiert Asche bis auf 1000 m Höhe
Am Dukono erreicht die Asche eine Höhe von 2100 m
Am Merapi gehen Schuttlawinen ab
Der Ibu lässt Vulkanasche bis auf 2400 m aufsteigen
Der Semeru eruptiert weiter und schickt Asche auf 4300 m Höhe
Im Sunda Strait ist es der Anak Krakatau, der weiterhin aktiv ist. Gegenüber der Initialphase, wird die Asche jetzt weniger hoch ausgestoßen. Nachts wurde rotglühende Tephra beobachtet. Das VSI meldete gestern 3 Explosionen. Die Seismizität ist erhöht. Es wurden 9 Tremorphasen, 30 Niedrigfrequenzerdbeben und 22 vulkanotektonische Erschütterungen registriert.
Auf Halmahera liegt der Aschespeier Dukono. Er förderte gestern Asche bis auf 2100 m Höhe. Das VSI registriert hier nur wenige Erdbeben. Gestern gab es nur 1 vulkanotektonische Erschütterung. Dennoch ist Dukono für seine frequenten Eruptionen bekannt. Die Asche lagert sich auf den Pflanzen am Vulkanhang ab, wo die -meist nassen- Vulkanbesteiger sie abstreifen und sich eindrecken. Daher ist der Dukono auch als Dreckschleuder verrufen.
Merapi
Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Eruption: Dom
Der Merapi auf Java baut weiter an seinen beiden Lavadomen. Gestern gingen 96 glühende Schuttlawinen ab. Das VSI meldete zudem 10 vulkanisch bedingte Erdbeben. Die Seismizität ist vergleichsweise gering.
Ibu
Datum: 21.04.2021 | Lokation: 1.49, 127.63 | Eruption: Dom
Der Ibu ist der 2. eruptierende Vulkan auf Halmahera. In seinem Kratern wachsen Lavadome. Heute steht er in den News, weil er eine Aschewolke eruptierte, die bis auf einer Höhe von 2400 m über dem Meeresspiegel aufstieg. Gestern wurden vom VSI 87 Eruptionssignale aufgezeichnet. Auch seismisch betrachtet ist der Vulkan recht munter: Es wurden 13 Tremorphasen und 35 vulkanotektonische Erdbeben registriert.
Am Semeru auf Java, stieg die Vulkanasche bis auf 4300 m Höhe auf. Gestern wurden 66 seismische Eruptionssignale registriert. Die Seismizität ist gering, es gab nur 1 vulkanotektonisches Erdbeben.
Im indonesischen Archipel sind viele Vulkane aktiv. Aktuell haben 4 Vulkane (Lewotolok, Merapi, Semeru, Sinabung) den Alarmstatus „orange“ und 18 Vulkane stehen auf „gelb“. 46 Feuerberge haben einen „grünen“ Status. Hier droht keine unmittelbare Eruption, dennoch sind sie potenziell aktiv und zeigen für gewöhnlich fumarolische Aktivität. Sie könnten in recht kurzer Zeit erwachen. Das VSI beschreibt diesen Alarmstatus wie folgt: „Die Ergebnisse visueller und instrumenteller Beobachtungen schwanken, zeigen jedoch keine signifikante Aktivitätssteigerung.“
Bedeutende Eruptionen in Indonesien
Indonesien hat weltweit die höchste Anzahl aktiver Vulkane: 127 Feuerberge eruptierten in den letzten 10.000 Jahren mindestens einmal. Betrachtet man das gesamte Erdzeitalter Quartär, dann waren es gut 150 Vulkane die ausbrachen. Dabei kann es durchaus eine Dunkelziffer geben.
Einige der bedeutendsten Eruptionen des Quartärs spielten sich im indonesischen Archipel ab. Allen voran ist die Toba-Eruption zu nennen, bei der nicht nur eine gewaltige Caldera entstand, sondern auch die gesamte Menschheit kurz vor ihrem Untergang stand. Forscher entdeckten ein genetisches Schlüsselloch, dass infolge der Toba-Eruption vor 72.000 Jahren auftrat: damals überlebten nur knapp 1000 Individuen die Katastrophe. Auf der ganzen Welt wohlbemerkt, denn der Toba-Ausbruch war so gewaltig, dass es durch Asche und Aerosole in der Luft zu einem globalen vulkanischen Winter kam, der die 1000 kältesten Jahre der Würm-Eiszeit auslöste. Demnach stammen alle heute lebenden Menschen von den 1000 Überlebenden der Katastrophe ab. Selbst wenn die Zahl der Überlebenden nicht korrekt sein sollte, wurde die Menschheit drastisch reduziert.
Zwei weitere bedeutende Eruptionen Indonesiens beeinflussten die jüngere Weltgeschichte maßgeblich. Zum Einen war da der Ausbruch des Tambora. Er ereignete sich 1815 und verursachte ebenfalls einen globalen Temperatursturz. Das Folgejahr war das „Jahr ohne Sommer“, in dem man sogar in Europa hungerte. Freilich stellte damals niemand einen Zusammenhang mit der Eruption im fernen Indonesien her. Anders sah es bei der zweiten bedeutenden Eruption des 19. Jahrhunderts aus: als 1883 der Krakatau explodierte und Tsunamis auslöste, verbreiteten sich nicht nur die Wellen global: Dank des kurz zuvor verlegten Telegrafenkabels erfuhr die ganze zivilisierte Welt von der Katastrophe und das fast in Echtzeit. Das war die Geburtsstunde des Globalen Dorfes. Diesem Ereignis verdanken wir nicht nur die zeitnahe Nachrichtenübermittlung, sondern in der Weiterentwicklung auch die Datenübertragung vulkanischer Parameter in Echtzeit.
Die Azoreninsel São Jorge kommt nicht zur Ruhe. Zwar ist die Seismizität weiter rückläufig, doch dafür liegen neue Daten vor, die nichts Gutes erahnen lassen. Die Inflation hat weiter zugenommen und beträgt nun fast 10 cm. Das spanische Institut INVOLCAN, dass Vielen noch von der Berichterstattung auf La Palma im Gedächtnis sein dürfte, hat das Volumen der Magmen-Intrusion berechnet, die für die Bodenhebung verantwortlich sein soll. Sie beträgt gut 20 Millionen Kubikmeter. Der Wert ist vergleichbar mit dem der Anfangsintrusion auf La Palma.
Die Forscher von INVOLCAN schreiben, dass es zu Beginn der seismischen Krise auf São Jorge Zweifel gab, ob die Erdbeben tektonischen, oder vulkanotektonischen Ursprungs waren. Der Zweifel scheint mit der Berechnung des intrudierten Magmen-Volumens ausgeräumt zu sein, wenigstens trifft das für die INVOLCAN-Forscher zu. Sie berichten von mehr als 400 Beben mit Magnituden bis 3,3. Sehr wahrscheinlich bezieht sich diese Angabe auf Erdbeben mit Magnituden größer als 1,5. Beben die schwächer sind, fallen im Bereich der Mikroseismizität, wobei die verschiedenen Institute die Schwellenmagnitude, unter derer Beben als Mikrobeben angesehen werden flexibel handhaben. Mir sind Werte zwischen 1,3 und 1,7 untergekommen. Berücksichtigt man die Mikrobeben, dann hat es wohl mehr als 14.000 Erschütterungen gegeben. Dabei sind dann wahrscheinlich auch extrem schwache Bodenvibrationen berücksichtigt, die sogar negative Magnituden annehmen können und die erst seit einigen Jahren mit modernster Technik aufzuspüren sind.
Erdbeben auf São Jorge sind möglicherweise tektonischer Art
Apropos Technik: davon wird in den letzten Tagen einiges auf der Insel installiert. Aber nicht nur Geotechniker befinden sich auf São Jorge, sondern auch viele Forscher aus den unterschiedlichen Disziplinen. Liest man die Interviews durch, die in den verschiedenen Medien veröffentlicht wurden, dann gibt sich doch nicht so ein klares Bild, wie man es aufgrund der oben genannte INVOLCAN-Meldung meinen könnte. Professor Rui Fernandes erklärte in einem Interview mit der Zeitung Expresso: „Zunächst dachten wir, dass diese Erdbeben durch eine magmatische Intrusion verursacht werden, aber das ist vielleicht nicht der Fall. Alle bisher aufgetretenen Erdbeben sind tektonischer Art. Das heißt, sie werden nicht durch vulkanische Aktivität verursacht, sondern weil die tektonische Störung aktiviert wurde „. Wir sehen, dass das Geschehen noch kontrovers diskutiert wird und es ist nicht sicher, dass es zu einem Vulkanausbruch kommen wird.
Der submarine Vulkan Funka Asane erzeugte weitere Eruptionen. Das VAAC Tokio meldete gestern Abend um 18:00 Uhr UCT Vulkanasche in einer Höhe von 8000 m. Die Eruptionswolke driftete in Richtung Nordosten. Heute um Mitternacht erreichte die Asche noch eine Höhe von 3700 m. Das JMA meldete, dass bislang keine schwimmenden Bimssteine in der Gegend entdeckt wurden. Bimssteinteppiche können eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellen. Besonders kleinere Boote können in ernste Schwierigkeiten gelangen.