Popocatepetl eruptiert Vulkanasche 9000 m hoch

Popocatepetl befindet sich in eruptiver Hochphase – Vulkanasche verteilt sich großflächig

Die Eruptionen am mexikanischen Vulkan Popocatepetl haben sich weiter verstärkt, zumindest was die Höhe der aufsteigenden Aschewolken und deren Ausbreitung anbelangt; Der Vulkan nahe der mexikanischen Hauptstadt stößt vergleichsweise viel Vulkanasche aus, die in Richtung Nordosten driftet und sich bis weit über den Golf von Mexiko verteilt und fast bis zur US-amerikanischen Küste von Texas reicht. Dabei legt sie eine Strecke von gut 1000 Kilometern zurück, bis sich ihre Spur auch für die Sensoren der Satelliten verliert. Es wird nicht nur Vulkanasche gefördert, sondern auch rotglühende Tephra, die mehrere Hundert Meter über den Kraterrand aufsteigt und teilweise auf den Außenflanken des Kraters niedergeht. Vom Krater geht eine moderate Wärmestrahlung aus. MIROVA zeigt eine Leistung von 54 MW an.

Die Asche sorgt für Ascheniederschläge in zahlreichen Gemeinden unter der Aschewolke. Welche Gemeinden genau betroffen sind, wird in einem Communiqué der mexikanischen Katastrophenschutzbehörde wiedergegeben. Dort ist auch zu lesen, dass der Alarmstatus vorerst auf „Gelb Phase 2“ bleibt, da die Eruptionen die Bevölkerung noch nicht gefährden würden. Dennoch bleibt das Besteigungsverbot des Popocatepetl bestehen und es wird davor gewarnt, sich in Nähe der Entwässerungskanäle des Vulkans aufzuhalten und Flussläufe und Bachbette zu meiden, da hier insbesondere Lahars abgehen könnten.

CENAPRED berichtet von langanhaltenden Ascheemissionen, die nur von kurzen Pausen unterbrochen werden. Zudem wurden am Vortag 1005 Minuten Tremor aufgezeichnet und der Trend der letzten Tage setzt sich fort. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht, im Gegenteil, die Eruptionen könnten sich noch verstärken und so weit gehen, dass der Flugbetrieb am Internationalen Flughafen von Mexico City gestört wird. Hierzu muss nur der Wind auf Nordwesten umschwenken. Dann zeihen die Aschewolken über die Landeshauptstadt mit dem Flughafen und sorgen dort für Ascheregen, was zur temporären Sperrung des Flughafens führen würde. Wer in diese Richtung fliegt, sollte sich seelisch auf Verzögerungen vorbereiten und eine Staubschutzatemmaske im Gepäck haben.

Der 5462 m hohe Popocatepetl ist der mächtigste und aktivste Vulkan in Mexiko, der immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Zuletzt kam es im Februar 2024 zu vergleichbaren Eruptionen, die den Flugverkehr beeinträchtigten. Das Geschehen lässt sich gut auf der AFAR-TV-Webcam verfolgen.

Island: Lava mit Polarlichtern am 29.08.24

Vulkanausbruch auf Island hält an und bietet zusammen mit Nordlichtern spektakuläre Lichtshow

Der sechste Ausbruch am Sundhunúkur in Folge lieferte letzte Nacht eine atemberaubende Lichtshow, bei der glühende Lava und Nordlichter um die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Fotografen konkurrierten. Unsere Vereinsmitglieder Jochen und Sandra sind weiterhin vor Ort und haben spektakuläre Bilder der Lichtshow aufgenommen.

Wie bereits gestern erwähnt, scheint es aktuell von den Sicherheitsbehörden toleriert zu werden, dass Schaulustige bis zur Lavafront vordringen und auch das Parken am Straßenrand des Grindavikurvegur scheint akzeptiert zu werden, obwohl es keine offiziellen Bekanntmachungen gibt, dass der Zugang zur Eruptionsstelle offen ist. Relativ problemlos kann man bis zur breit aufgefächerten Lavafront vordringen, die sich etwa 3 Kilometer vom Eruptionszentrum entfernt befindet. Die Lavafront ist noch etwa 2 Kilometer von der Straße entfernt. Sollte sich der Lavastrom in den nächsten Tagen nicht deutlich abschwächen, könnte es auch für die Hauptstraße Reykjanesbraut, die zwischen Reykjavik und dem Flughafen Keflavik verläuft, kritisch werden.

Was die Polizei allerdings nicht toleriert, sind Schaulustige, die einfach auf der Schnellstraße Reykjanesbraut anhalten und dort Staus provozieren. Solches Verhalten wird als lebensgefährlich und rücksichtslos angesehen, und die Polizei patrouilliert ununterbrochen, um den Verkehr am Fließen zu halten.

Erstaunlich ist, dass es weiterhin Erdbeben entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gibt. Die Subsidenz hält an und ist stärker als bei den vorherigen Eruptionen. Laut dem IMO-Wissenschaftler Magnús Tumi stammt die Schmelze aus demselben Reservoir wie bei den früheren Eruptionen. Dass sich die Spalte so weit nördlich auf der Kálfellsheiði, nordöstlich von Stóra-Skógfell, öffnete, kommt für ihn nicht überraschend. Damit habe man gerechnet. Diese Aussage steht etwas im Widerspruch zu früheren Äußerungen, als die IMO-Wissenschaftler befürchteten, dass sich die nächste Eruption näher an Grindavik im Süden ereignen würde.

Einer der von Anfang an meinte, dass in der Nähe von Grindavik keine Gefahr drohe, war der Vulkanologe Þorvalður Þórðarson. Die weite Ausbreitung in Richtung Norden entspreche dem Verhalten einer Eruptionsserie von vor 2500 Jahren, als es hier zum letzten Mal zu Ausbrüchen kam, so Þorvalður in einem Visir-Interview. Der Vulkanologe vermutet, dass sich im unterirdischen Fördersystem möglicherweise etwas verändert hat, als es am 22. August zu einem Erdbeben der Magnitude 4,1 kam. Sollten sich weitere Eruptionen noch weiter nach Norden verlagern, könnten Siedlungen in der Nähe der Hauptstadt gefährdet werden.

Übrigens wurden gerade die ersten Ergebnisse der Lavaproben-Analysen veröffentlicht, aber dazu später mehr.

White Island: Vulkan Whakaari emittiert weiterhin Vulkanasche

Neuseeländischer Inselvulkan White Island stößt Vulkanasche und Schwefeldioxid aus

Der Inselvulkan White Island, der auch unter dem Namen Whakaari bekannt ist und in der Bucht von Plenty liegt, stößt weiterhin Vulkanasche aus und hat heute wieder eine VONA-Warnung ausgelöst, nach der eine Aschewolke in gut 900 m Höhe detektiert wurde. Die Asche breitet sich in Richtung Osten aus und überquert dabei einen Teil der neuseeländischen Nordinsel.

GeoNet berichtet weiterhin über die Aktivität und brachte heute eine Meldung heraus, nach der auch eine Schwefeldioxidwolke mit Hilfe von Satelliten detektiert wird, die zusammen mit der Vulkanasche ausgestoßen wird. Der Vulkan eruptiert aus einem neuen Schlot, der sich Anfang August gebildet hatte. Er ist auf einem Foto sichtbar, das während eines Überwachungsflugs letzte Woche aufgenommen wurde.

Der Beobachtungsflug bestätigte, dass die Aktivität auf eine einzige aktive Öffnung auf der Insel beschränkt war. Diese Öffnung stieß eine Wolke feiner Vulkanasche aus, die auf eine Höhe von etwa 600 bis 900 Metern aufstieg und dann vom Wind verteilt wurde. Der Aschefall war auf einen Umkreis von 1 km um die Insel begrenzt. Thermische Infrarotbilder, die während des Fluges aufgenommen wurden, zeigten eine Temperatur von etwa 590 °C an der Schlotöffnung.

Die Beobachtungen und Daten bestätigen, dass sich die Eruptionsaktivität in den letzten 10 Tagen kaum verändert hat. Es wird weiterhin eine geringe Menge Vulkanasche in die Dampffahne abgegeben, und die SO2-Emissionen bleiben erhöht. Obwohl der Ausbruch spektakulär aussieht, bleibt er klein, und die Vulkanasche in der Eruptionswolke ist sehr gering und oft schwer erkennbar. Insgesamt deutet die Aktivität auf Magma hin, das sich nahe der Oberfläche befindet und die Eruption antreibt. Ein Indiz hierfür ist der Schwefeldioxidausstoß. Ansonsten könnte man annehmen, dass es sich um einen phreatische angetriebene Ausbruch handelt, bei dem alte Vulkanasche mobilisiert wird. Solche Ausbrüche halten aber normalerweise nicht so lange an.

Ändert sich die Windrichtung, kann die Aschewolke gelegentlich in Richtung der Küste des Bay of Plenty geweht werden, wie es letzte Woche am Donnerstag und Freitag der Fall war. Bei der derzeitigen Ascheemission ist jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass Asche auf den Boden fällt, sehr gering. Erst bei einer erheblichen Zunahme der vulkanischen Aktivität würde dieses Risiko steigen.

Die Vulkanalarmstufe bleibt auf Stufe 3  und der Flugfarbcode bleibt auf Orange. (Quelle GeoNet)

Zusammenfassung:

  • Whakaari auf White Island stößt Vulkanasche aus
  • Sie steigt bis auf 900 m Höhe auf und driftet nach Osten
  • In der Eruptionswolke ist auch Schwefeldioxid enthalten
  • Es handelt sich um eine magmatische Eruption

Island: Von Lavafontänen und Schwefeldioxidwolken

Lavafontänen weiterhin kraftvoll – Schwefeldioxidwolken erreichten Mitteleuropa

  • Drei Schlot fördern weiterhin Lavafontänen
  • Der Lavaausstoß liegt bei 25 Kubikmetern pro Sekunde
  • Während der Initialphase waren es 1.500 – 2.000 Kubikmeter Lava pro Sekunde
  • Es wurden zwischen 17 und 27 Millionen Kubikmeter Lava gefördert
  • Lavafeld bedeckt eine Fläche von 15,1 Quadratkilometern
  • Schwefeldioxidwolke erreichte Mitteleuropa

Es ist Tag 6 der sechsten Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel, und verglichen mit den vorangegangenen Eruptionen entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe stabilisierte sich der aktuelle Ausbruch auf einem Niveau, das deutlich höher liegt als es bei den anderen Ausbrüchen nach fast einer Woche der Fall war. Freilich haben die Eruptionsstärke und der Ausstoß an Lava seit der Initialphase stark abgenommen, aber es war auch die stärkste Initialphase aller Ausbrüche, die wir seit Dezember in der Region gesehen haben. Laut einem neuen IMO-Bericht wurden in den ersten Ausbruchsstunden zwischen 1.500 und 2.000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Bis jetzt sollen zwischen 17 und 27 Millionen Kubikmeter Lava gefördert worden sein, die ein Lavafeld hervorbrachten, das eine Fläche von mehr als 15 Quadratkilometern bedeckt. Der Boden, der seit Oktober letzten Jahres um gut 80 Zentimeter angehoben wurde, sackte bereits um gut 30 Zentimeter ab. Damit wurde bei der Eruption in etwa soviel Lava ausgestoßen, wie sich nach der Vorangegangenen angesammelt hat. Gestern belief sich die Förderrate auf gut 25 Kubikmeter pro Sekunde und lag damit noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Schwefeldioxidwolken erreichten Mitteleuropa

Die starke Eruption fördert nicht nur große Mengen Lava, sondern weist auch einen hohen Gasausstoß auf. Sorgen bereitet vor allem das gesundheits- und umweltschädliche Schwefeldioxid, das sich nicht nur auf Island weit verbreitet, sondern in den letzten Tagen auch seinen Weg nach Skandinavien, den Britischen Inseln und Mitteleuropa gefunden hat. Die Boulevardpresse titelte gestern, dass Giftgaswolken Europa erreicht hätten. Natürlich sind solche Darstellungen überspitzt und sollen nur Klicks generieren. Das Schwefeldioxid ist mit Hilfe von Satellitenaufnahmen in höheren Atmosphärenschichten zwar nachweisbar, wirkt sich bislang in Bodennähe aber kaum aus. Anders sieht es in Vulkannähe aus, wo die Konzentrationen sämtliche Grenzwerte überschritten haben und je nach Windrichtung Probleme für Mensch und Tier verursachen können. Hier wirken sich dann auch Gasbestandteile wie Flour negativ aus, welches die Weideflächen kontaminiert. Last but not least gibt es intensive Moosbrände, die klassischen Rauch von Verbrennungen hervorbringen und die Atemluft zusätzlich belasten. Wer auf Island unterwegs ist, sollte die Luftverschmutzung im Auge behalten. Entsprechende Daten und Vorhersagen gibt es auf der IMO-Seite.

Neue Drohnenaufnahmen von zwei Vereinsmitgliedern gefertigt

Unsere Vereinsmitglieder Sandra und Jochen sind vor Ort und haben ein paar schöne Drohnenaufnahmen erstellt. Für Normalsterbliche ist das Gebiet nach wie vor nicht zugänglich. Bei der letzten Eruption war es so, dass man Drohnen im Eruptionsgebiet maximal 60 m hoch fliegen lassen durfte und nicht wie sonst üblich 120 m. Natürlich müssten die Drohnen in Sichtweite bleiben. Wer mit einer Drohne dort unterwegs ist, sollte sich erkundigen, ob es weitere Restriktionen gibt. Erfahrungsgemäß können Hubschrauber auch tiefer als 60 m fliegen und man fühlt sich als Drohnenpilot sehr unwohl, wenn das eigene Fluggerät wohlmöglich außer Sichtweite unterwegs ist und Hubschrauber tief kreisen.

Übrigens: MBL hat nun auch wieder eine Livecam online, die sich auf anderen Webseiten einbinden lässt und einen guten Blick auf die Eruption liefert. Sie steht auf der Erhebung Sandhóll. Ich habe sie von den der Seite zu den Livedaten Grindavik verlinkt.

Island: Weiterhin Förderung von Lavafontänen

Der Vulkanausbruch im Norden von Sundhnúkur geht weiter – Forscher beschreibt ihn als außergewöhnlich

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am fünften Tag weiter und zeigt sich von seiner stabilen Seite: Aus mindestens fünf Schloten entlang des aktiven Spaltensegments im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe werden weiterhin kraftvolle Lavafontänen gefördert. Laut Angaben des Vulkanologieprofessors Þorvaldur Þórðarson erreichen zwei der Lavafontänen Höhen zwischen 75 und 150 Metern. Die anderen drei Jets speien die Lava bis zu 50 Meter hoch. Dass auch noch fünf Tage nach Beginn der Eruption so viele kraftvolle Lavafontänen aktiv sind, bezeichnet der Vulkanologe als ungewöhnlich. Möglicherweise enthält die Schmelze mehr Gas als bei vorherigen Eruptionen, was auf eine längere Speicherzeit im Reservoir hindeutet. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass die Aktivität am Nordende der Spalte am größten ist. Hier hatte sich in der Nacht zum Freitag eine zweite, fast 1 Kilometer lange Eruptionsspalte gebildet, nachdem sich die erste, gut 3,9 Kilometer lange Spalte geöffnet hatte. Genau genommen hat sich die Sundhnúkur-Kraterreihe in Richtung Norden verlängert. In diesem Gebiet soll zuletzt vor etwa 2500 Jahren Lava geflossen sein.

Momentan bewegt sich ein Lavastrom in Richtung Norden, kommt jedoch nur verhältnismäßig langsam voran. Er fließt über das Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes, auf dem noch scharfe Granaten vermutet werden, die bei Schießübungen nicht detonierten. Diese werden gerade von Lava überdeckt.

Der Vulkanologe sieht eine Gefahr für die Infrastruktur nördlich der Eruptionsstelle. In einem Interview mit MBL meinte Þorvaldur: „Es ist besorgniserregend, wenn der Lavastrom weiterhin nach Norden fließt. Dann besteht durchaus die Möglichkeit, dass die dortige Infrastruktur im Norden, wie die Wasserquelle von Vogamann und sogar die Hauptstraße Reykjanesbraut, möglicherweise von einem Lavastrom betroffen sein könnte.“ Doch so wie wir die Isländer kennen, würden sie nicht tatenlos zusehen, wie die wichtige Verbindungsstraße zwischen dem internationalen Flughafen und Reykjavik verschüttet wird. Bestimmt würde man schnell Dämme bauen und versuchen, die Lava mit Wasser abzukühlen.

Die Eruption ist ein Paradebeispiel dafür, wie schwer es ist, Vulkanausbrüche vorherzusagen. Über mehrere Wochen hinweg hatte man damit gerechnet, dass die Eruption jederzeit beginnen könnte und war davon ausgegangen, dass sich die Eruptionsspalte eher nach Süden und damit in Richtung Grindavík ausdehnen würde. Dort hatte man die Befestigungsanlagen verstärkt. Auch eine Verlagerung der Aktivität in Richtung Westen wurde zu einem frühen Zeitpunkt in Betracht gezogen. Doch niemand rechnete damit, dass sich der Ausbruch nach Norden verlagern würde.

Erdbeben der Stärke 3,6 bei Krýsuvík

In den letzten 24 Stunden war die Erdbebenaktivität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe leicht erhöht. Besonders im Vergleich zu vorherigen Eruptionen ist das ungewöhnlich. Bemerkenswert war auch ein Erdbeben der Stärke 3,6 im Spaltensystem von Krýsuvík. Diese Erschütterung hatte ein Hypozentrum in 7,6 km Tiefe und löste einen kleinen Erdbebenschwarm aus. Vermutlich handelte es sich um ein tektonisches Beben infolge der Spannungsänderungen durch die starke Subsidenz bei Svartsengi.

Island: Vulkanausbruch geht am 24.08.24 weiter

Der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur auf Island geht weiter und hat sich weitestgehend stabilisiert

Die Spalteneruption auf Island, die am Abend des 22. August begann, setzt sich auf moderatem Niveau fort und scheint weitgehend stabil zu sein. Lava strömt aus zwei Stellen im Norden des Spaltensystems an die Oberfläche, bildet zunächst kleine Lavafontänen und fließt dann als Lavaströme weiter. Der Großteil des ursprünglich fast fünf Kilometer langen Systems aus zwei Eruptionsspalten ist jedoch inaktiv geworden. Entlang der beiden aktiven Segmente am Nordende der Spalten bilden sich Schlote und Hornitos, die in den nächsten Tagen zu Schlackenkegeln heranwachsen können. Erfahrungsgemäß wird sich die Aktivität wieder auf wenige Kraterkegel konzentrieren. In der Vergangenheit war es so, dass bei länger anhaltenden Eruptionen zum Schluss nur noch ein Kraterkegel aktiv blieb.

Tatsächlich ist es bisher nicht völlig auszuschließen, dass sich weitere Eruptionsspalten öffnen werden, doch dieses Risiko ist vergleichsweise gering: Auch wenn noch keine Zahlen vom IMO vorliegen, war die Initialphase der Eruption ziemlich stark, und der größte Teil des Drucks im Fördersystem dürfte sich abgebaut haben. Erste Messdaten zur Bodendeformation zeigen, dass die Bodenhebung, die sich seit dem Ende der letzten Eruption akkumuliert hatte, bereits wieder abgebaut wurde. Die verbleibende Eruption fördert immer noch mehr Lava, als aus der Tiefe nachströmt, und die Subsidenz geht mit verringerter Rate weiter.

Die verbleibenden Eruptionsstellen im Norden des Sundhnukur-Gebiets liegen viel näher an der Hauptstraße Reykjanesbraut als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall war. Und auch der Grindavikurvegur ist nicht sicher, denn es fehlt der Schutz der vorgelagerten Vulkanhügeln. Je nach Förderrate und Dauer der Eruption droht zumindest der Grindavikurvegur wieder von Lava unterbrochen zu werden.

Schaulustige Person ist verunglückt und brach sich das Bein

Die Eruption kann vergleichsweise gut von den Straßen aus gesehen werden, und gestern Abend hielten zahlreiche Schaulustige am Straßenrand und auf Nebenwegen an, um das Spektakel zu bewundern. Die Einsatzkräfte waren stark gefordert, die Menschen daran zu hindern, sich der Eruption zu nähern. Manche gelangten dennoch näher heran und mussten zurückgewiesen werden. In dem unwegsamen Gelände kam es auch zu einem Unfall, als eine Person in eine Spalte trat und sich das Bein brach. Þorbjörg Pálsdóttir, die Einsatzleiterin der Bodenkontrolle in Grindavík, äußerte gegenüber der Zeitung MBL, dass die meisten Menschen den Anweisungen der Sicherheitskräfte folgen, manche sich jedoch unverantwortlich verhalten: Sie parken am Straßenrand der viel befahrenen Kraftfahrtstraße, reißen die Türen auf und gefährden so andere Autofahrer. Manche kommen direkt vom Flughafen und stürmen zum Vulkan. Mmh, das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Ein Vorteil der Lage der aktiven Eruptionsstellen ist, dass sie ein gutes Stück von Grindavik entfernt liegen und das Gelände relativ eben ist. Sollte der Ausbruch länger andauern, kann ich mir gut vorstellen, dass hier Parkplätze und Aussichtspunkte eingerichtet werden, um die Eruption für Touristen zugänglich zu machen. Die nahe gelegene Blaue Lagune soll heute übrigens wieder geöffnet werden.

Island: Nordende der Spalte bleibt aktiv

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Phreatische Eruption erzeugte Asche-Dampfwolke

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Abend begann, setzt sich fort, hat sich jedoch im Vergleich zur Initialphase deutlich abgeschwächt. Laut einem Update des isländischen Wetteramts (IMO) von 16 Uhr sind noch zwei Spaltensegmente im Norden der Fissur aktiv. Der aktivste Teil befindet sich in einem fast einen Kilometer langen Abschnitt, der sich erst in der Nacht geöffnet hat, nachdem die Hauptspalte, die fast vier Kilometer lang ist, vollständig aufgebrochen war. Diese Eruptionsspalte befindet sich in einem Gebiet, das bisher von der Aktivität verschont geblieben war. Südlich von Stóra-Skógafell gibt es derzeit keine vulkanische Aktivität mehr. Entgegen den Vorhersagen vieler Geoforscher hat sich die Aktivität nach Norden verlagert und nicht wie prognostiziert nach Süden. Grindavík bleibt somit vorerst verschont. Allerdings sind Vulkanausbrüche sehr dynamische Prozesse, bei denen jederzeit unvorhergesehene Entwicklungen möglich sind.

Am Nachmittag gab es eine Phase phreatomagmatischer Aktivität (siehe Titelbild), ähnlich der, die gegen Ende der Initialphase des letzten Ausbruchs beobachtet wurde. Asche- und Dampfwolken stiegen aus einem Teil der nördlichen Fraktur auf. Vermutlich floss ein Lavastrom in diesen bereits inaktiven Teil der Eruptionsspalte zurück und geriet in Kontakt mit Grundwasser. Das war zumindest die Theorie, die in den sozialen Medien während der ähnlichen Ereignisse des letzten Ausbruchs verbreitet wurde.

Schwefelwolke zog bis nach Schottland

Vulkanische Asche- und Gaswolken vermischten sich mit den Rauchwolken der Moosfeuer und breiteten sich schnell über ein weites Gebiet in Richtung Süden aus. Satellitenbilder zeigen, dass die Schwefeldioxidwolke bereits mehr als 1.000 Kilometer in Richtung Schottland gezogen ist.

Während die Luftverschmutzung hoch ist, haben die Seismizität und die Bodenverformung nachgelassen, wovon besonders die Region Grindavík profitiert. Hier wurde die Gefahrenstufe von „Rot“ auf „Orange“ gesenkt.

In der Nacht wurden übrigens die sogenannten Grindavík-Schläfer – es handelt sich um 22 Personen – sowie die Gäste der Blauen Lagune mitsamt dem Ressorthotel evakuiert. Dort sollen sich 1.300 Personen aufgehalten haben. Es scheint, als würde die Gefahr eines Vulkanausbruchs eher zusätzliche Besucher anlocken als abschrecken. Sehr wahrscheinlich wird alles darangesetzt, so schnell wie möglich wieder zu eröffnen.

Vulkanausbruch konservierte 500 Millionen Jahre alte Lebewesen

Vulkanasche konservierte 500 Millionen Jahre alte Fossilien – Trilobiten dreidimensional erhalten

Ein internationales Forscherteam unter der Leitung von Abderrazak El Albani von der Universität Poitiers machte im marokkanischen Atlasgebirge einen sensationellen Fossilfund: In einer 500 Millionen Jahre alten Schicht aus Vulkanasche fand man die dreidimensional erhaltenen Körper von Trilobiten. Damals, im Erdzeitalter Kambrium, muss es zu einem großen Vulkanausbruch nahe der Küste eines flachen Schelfmeeres im Gebiet des heutigen Atlasgebirges gekommen sein. Sehr wahrscheinlich wurden die Meeresbewohner Opfer des Vulkanausbruchs, dessen Ascheablagerungen die Körper umschlossen und konservierten. Anders als bei anderen Versteinerungen von Trilobiten sind hier die Körper nicht als plattgedrückte Objekte in Steinplatten erhalten geblieben, sondern liegen den Forschern im körperlichen Zustand vor, was natürlich viel besseres Anschauungsmaterial liefert, das Einblicke in die Anatomie der marinen Urzeitlebewesen ermöglicht.

Die Wissenschaftler vergleichen ihren Fundort mit dem italienischen Pompeji, wo im Jahre 79 n. Chr. der katastrophale Ausbruch des Vesuvs die römische Stadt verschüttete und gleichzeitig für die Nachwelt konservierte. Pompeji wurde nicht nur unter Vulkanasche begraben, sondern durch pyroklastische Ströme zerstört, die als heiße Glutwolken die Hänge des Vesuvs hinunterströmten. Ähnliches geschah sehr wahrscheinlich auch bei dem Vulkanausbruch im heutigen Marokko. Die aus pyroklastischen Strömen entstandenen Ablagerungen nennt man Ignimbrite. Die Paläontologen vermuten nun, dass es in anderen Regionen der Erde ähnliche Fossilfundstätten in Ignimbriten geben könnte. Allerdings bedarf es sehr wahrscheinlich besonderer Umstände, damit man so gut erhaltene Fossilien in einem Ignimbrit finden kann. Normalerweise sind pyroklastische Ströme sehr heiß und verbrennen organische Substanzen stark. In den marokkanischen Tatelt-Formationen flossen pyroklastische Ströme offenbar aufs Meer hinaus, sodass sich das Material beim Absinken abkühlen konnte.

Trilobiten gehören zu den bekanntesten ausgestorbenen Lebewesen der Erdgeschichte: Vom Kambrium vor etwa 521 Millionen Jahren bis zum Ende des Perms vor etwa 251 Millionen Jahren bevölkerten sie die Meere. Ihre Fossilien sind zahlreich, und sie gelten als die am besten untersuchten Meerestiere der Entwicklungsgeschichte. Doch ihre Geheimnisse sind noch nicht vollständig enthüllt, da meist nur ihre harten Panzer gut erhalten sind. Feinstrukturen des Körperbaus sind bei der Fossilisation oft verloren gegangen. (Quelle: Pressemeldung Eurekalert)

Island: Nordlichter treffen auf Vulkanausbruch

Leichte Abnahme der vulkanischen Aktivität auf Island – Bodenhebung hat zugenommen

Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hat die vulkanische Aktivität nachts etwas abgenommen und der Lavaausstoß hat nachgelassen. Laut einem RUV-Artikel, in dem die IMO-Expertin Elísabet Pálmadóttir zitiert wird, heißt es, dass sich nur noch der Rand einer Lavazunge auf der Südostseite von Hagafell bewegt. Die anderen Lavavorstöße in Richtung der Küstenstraße und des Grindavíkurvegurs sind zum Stillstand gekommen. Betrachtet man die Livecams, dann erkennt man, dass sich die Lavafontänenaktivität auf die beiden größten Kegel beschränkt. Die kleineren Kegel sind fast geschlossen und aus einigen ist nur noch schwaches Lavaspattering zu sehen. Soweit ist das eine normale Entwicklung für diesen Eruptionstyp, und Vergleichbares sahen wir auch bei den Fagradalsfjall-Eruptionen. Während die Tätigkeit bei den beiden letzten Ausbrüchen dort nach einer stabilen Phase graduell abnahm, begann sie während der ersten Eruptionsphase zu pulsieren: in einem mehrstündigen Zyklus nahm die Aktivität ab und wieder zu, bis hin zur Förderung hoher Lavafontänen. So ein Eruptionsverhalten ist eher untypisch und wir werden abwarten müssen, wie sich der aktuelle Ausbruch weiter entwickelt.

Die geophysikalischen Parameter sind nicht mehr so stabil wie es in den letzten Tagen der Fall war: Der Tremor hat leicht abgenommen und die letzten Messungen zur Bodenhebung deuten einen stärkeren Anstieg an als wir es in den vergangenen Tagen sahen. Hier muss man allerdings weitere Messungen abwarten, um daraus einen Trend abzulesen. Die Erdbebenaktivität an den verschiedenen Spaltensystemen auf Reykjanes hat gestern ebenfalls wieder leicht zugenommen. Unklar ist, ob es dem besseren Wetter geschuldet ist, weswegen auch schwache Erschütterungen besser detektiert werden können, oder ob die Seismizität tatsächlich zugenommen hat. Ursache könnte dann die erwähnte Beschleunigung der Bodenhebung sein, die wieder größere Spannungen im Untergrund von Reykjanes verursacht.

Auffällig ist, dass es unter Fagradalsfjall weiterhin eine leichte Inflation zu geben scheint, die sich in einer Bodenhebung manifestiert. Hier scheint es unabhängig von der Eruption im benachbarten Svartsengisystem Magmenaufstieg zu geben, der letztendlich auch hier wieder zu einer Eruption führen könnte.

Nordlichter über dem Vulkan

Wie ich in einem vorherigen Artikel bereits erwähnte, gab es über den Vulkanausbruch in den letzten Nächten fantastische Nordlichter zu sehen, die von einem Sonnensturm verursacht wurden. Auch in der kommenden Nacht könnte sich das beeindruckende Naturschauspiel wiederholen.