Vesuv: Erdbeben M 2,3 im Norden des Vulkans

Der Gran Cono des Vesuvs mit seinem mächtigen Krater. © Marc Szeglat

Erdbeben M 2,3 erschüttert Vesuv – Deflation der Meeresmessstation rückläufig

Der Vesuv bei Neapel steht hier nicht ganz so häufig in den Schlagzeilen, obgleich er seismisch aktiv ist. Gestern Abend gab es um 17:05:45 UTC (19:05:45 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude 2,3, dem ein Beben M 1,8 folgte. Die Hypozentren lagen in 2,9 und 0,8 Kilometern Tiefe. Zudem gab es noch schwächere Erschütterungen. Das stärkere Beben manifestierte sich nördlich des Gran Cono, unter dem Tal zwischen Somma und dem Kraterkegel. Der schwächerer Erdstoß manifestierte sich unter der Südflanke des Kegels.

Zuletzt hatte es Anfang April ein Beben M 2,8 gegeben. Im gesamten Monat April wurden bis jetzt 48 Erschütterungen detektiert. Im März waren es 71 Beben. Das sind in etwa so viele Erdbeben, wie in „normalen Zeiten“ in den Campi Flegrei auftauchen. Der Unterschied zwischen beiden Vulkanen liegt darin begründet, dass sich am letztgenannten Vulkan der Boden hebt, während er sich am Vesuv senkt, was im Allgemeinen als Anzeichen einer Deflation bzw. anhaltenden Abkühlung des Vulkans angesehen wird. Vesuv und Campi Flegrei liegen übrigens in Sichtweite zueinander.

Bereits Ende 2024 wies ich darauf hin, dass es so aussieht, als würde die Subsidenz im Küstenbereich des Vesuvs nachlassen. Dieser Trend bestätigt sich anhand der aktuelle Medusa-Messdaten. Im Gipfelbereich des Vesuvs wird allerdings eine anhaltende Bodenabsenkung registriert. Als Grund hierfür nennen die INGV-Vulkanologen gravitative Effekte, weil sich der Schotterkegel des Gran Cono weiter verdichtet und die Schlotfüllung abkühlt. Der Boden im Kraterbereich senkte sich im Verlauf eines Jahres um ca. 14 mm.

Im Bulletin für den März schreiben die INGV-Vulkanologen darüber, dass es keine Anzeichen für Bodendeformationen magmatischen Ursprungs gibt. Das Bohrloch-Tiltmeter an der Südost-Flanke des Vulkans zeigen allerdings eine Versteilung der Flanken an. Diese Messstation steht in relativer Nähe zur Medusa-Messstation bei „Torre del Greco“.

Die Gastemperaturen der Fumarolen am Kraterboden variierten tagesbedingt, doch die gemittelten Werte zeigten einen stabilen Trend. Die Vulkanologen kommen in ihrem Bericht zu dem Schluss, dass der Vesuv seinem langjährigen Trend der Abkühlung weiter folgt.

Vesuv-Katastrophe verwandelte in Herculaneum Hirn in Glas

Alte und neue Ruinen von Herculaneum. Rechts hinter dem Baum liegt das Collegium Augustalium. © Marc Szeglat

Verglastes Gehirn im Schädel eines Opfers der Vesuv-Katastrophe in Herculaneum: Einzigartiger Fund enträtselt

Im Jahr 79 n. Chr. brach der Vesuv aus und zerstörte die römischen Siedlungen Pompeji, Herculaneum, Oplontis und Stabiae. Der Ausbruch schleuderte eine gigantische Aschewolke bis zu 33 Kilometer hoch in die Atmosphäre. Innerhalb weniger Stunden begruben glühende Gesteinsbrocken, Asche und giftige Gase die Region. Während Pompeji überwiegend infolge von herabregnender Bimssteinen und Vulkanasche langsam unter einer bis zu zwölf Meter dicken Schicht vulkanischer Ablagerungen verschwand, wurde Herculaneum, das näher am Vesuv liegt als Pompeji vor allem von extrem heißen pyroklastischen Strömen die bis zu 500 km/h schnell waren überrollt und verschüttet. Hier erreichten die Ignimbrit-Ablagerungen eine Mächtigkeit von bis zu 20 m

Bei einem pyroklastischer Strom handelt es sich um eine Art Lawine aus heißer Asche, Gasen und Gestein, die sich mit enormer Geschwindigkeit den Hang eines Vulkans hinabbewegt. Die Temperaturen können 800 Grad Celsius erreichen, wodurch alles Leben in Sekunden ausgelöscht wird.

Das verglaste Gehirn aus Herculaneum. ©Pier Paolo Petrone

In den 1960er-Jahren entdeckten Forschende in den Ausgrabungen von Herculaneum die Überreste eines Mannes im Collegium Augustalium. Bei dem Mann handelte es sich vermutlich um den Wächter des Versammlungsorts. Zum Zeitpunkt des Todes lag er auf seinem Bett. Im Jahr 2020 wurde sein Schädel erneut untersucht – mit einer spektakulären Entdeckung: Anstelle seines Gehirns fand man eine schwarze, glasartige Masse. Sein Gehirn war verglast und sieht auf Fotos aus wie Obsidian.

Glas bildet sich, wenn eine Flüssigkeit so schnell abgekühlt wird, dass sich keine Kristalle ausbilden. Dieser Prozess, der Glasübergang oder Vitrifikation genannt wird, ist in der Regel reversibel.

Aus welchen Flüssigkeiten Glas entstehen kann

Bei der Verglasung handelt es sich um Flüssigkeiten, die beim schnellen Abkühlen nicht kristallisieren, sondern in einen amorphen (glasartigen) Zustand übergehen. Dazu gehören:

  • Silikatschmelzen – Hauptbestandteil von natürlichem Glas, wie vulkanischem Obsidian oder künstlichem Fensterglas.
  • Organische Flüssigkeiten – Bestimmte Polymere, Zucker oder biologische Lösungen können verglasen, wenn sie schnell abgekühlt werden.
  • Wasser in biologischem Gewebe – In der Kryokonservierung gefriert Wasser nicht kristallin, sondern bildet bei extrem niedrigen Temperaturen eine glasartige Struktur.
  • Metallschmelzen – Einige Metalle und Legierungen können durch sehr schnelles Abkühlen als metallisches Glas erstarren.

Im Fall des verglasten Gehirns von Herculaneum bestand die Flüssigkeit wahrscheinlich aus einer Mischung aus Zellflüssigkeit, Lipiden und Proteinen, die durch extreme Hitze geschmolzen und dann abrupt abgekühlt wurden.

Wandmalereien im Collegium Augustalium. © Marc Szeglat

Ein italienisch-deutsches Forschungsteam unter Guido Giordano von der Universität Rom wollte dem Rätsel um das verglaste Gehirn auf die Spur kommen und fand in Experimenten heraus, dass eine über 510 Grad heiße Gaswolke, die vermutlich nur wenig Tephra enthielt und einem pyroklastischen Strom voranging, das Hirngewebe in Glas verwandelt haben musste. Anschließend kühlte das Gehirn im Schädel rasch ab und verhinderte eine Kristallisation.




Wie genau es zu der schnellen Abkühlung gekommen ist, bleibt unklar. Vermutlich kühlte der Leichnam an der normalen Luft schnell ab, nachdem die Gaswolke vorübergezogen war und noch bevor es zu den ersten pyroklastischen Strömen kam, die Herculaneum bedeckten. Möglicherweise wurde die Leiche des Mannes mit dem Glashirn zunächst in einem vergleichsweise kühlen vulkanischen Material eingeschlossen, das ihn vor weiteren Hitzeeinwirkungen isolierte. Im Collegium Augustalium müssen einzigartige Bedingungen geherrscht haben, denn ansonsten hätte es auch in den Schädeln anderer Opfer verglastes Hirn geben müssen.

Dieser Fund eines verglasten Gehirns ist einzigartig, da sich kein weiteres verglastes Gehirn in Herculaneum oder Pompeji nachweisen ließ. Auch andernorts auf der Welt wurde bislang nichts Vergleichbares entdeckt. Die Erkenntnisse helfen nicht nur bei der Rekonstruktion des Vesuv-Ausbruchs, sondern auch beim modernen Katastrophenschutz, da sie die tödlichen Auswirkungen heißer Gaswolken verdeutlichen. Es stellt sich natürlich die Frage, wie diese Gaswolke entstand, die vor den eigentlichen pyroklastischen Strömen abgegangen sein muss. Und natürlich, warum der Mann auf dem Bett lag und womöglich schlief. Wurde die Gaswolke während eines Initialereignisses freigesetzt und war nur lokal begrenzt? Die Menschen, die sich am anderen Ende Herculaneums in den Bootschuppen schutzsuchend zusammengefunden hatten, zeigen, dass sie alarmiert waren und nicht von de Eruption überrascht wurden. (Quelle: Nature.com)

Vesuv: Erdbeben erschüttern Gipfelregion

Zwei Erdbeben im Zweierbereich erschüttern Vesuv

Nachdem wir in den letzten Tagen eine erhöhte Seismizität in mehreren süditalienischen Vulkanregionen erlebten, darf natürlich der Vesuv nicht fehlen, denn der zog heute nach und erzeugte zwei Erdbeben mit den Magnituden 2,5 und 2,3. Die Hypozentren beider Beben lagen nahe des Meeresspiegels in nur 700 und 200 m Tiefe. Das Epizentrum des stärkeren Bebens wurde östlich des Kraterbereichs verortet, während die schwächere Erschütterung unter dem südlichen Kraterrand lag. Bereits am Freitag hat es ein Beben Mb 2,0 gegeben. Darüber hinaus wurden auch einige Mikrobeben aufgezeichnet. In diesem Jahr konnten bislang 56 Beben registriert werden.

Die Wissenschaftler vom INGV bringen die Seismizität nicht etwa mit Magmenaufstieg in Verbindung, sondern mit Schrumpfungsprozessen im Schlotbereich des Vulkans. Diese Schrumpfungsprozesse beschleunigten sich den Erdbebenstatistiken zufolge im Jahr 1999, als es zu einer deutlichen Zunahme der Seismizität kam. Seitdem liegt die Erdbebentätigkeit deutlich über dem Niveau des zuvor beobachteten Trends. Warum ausgerechnet seit 1999 die Schrumpfungsprozesse zugenommen haben, wo sich die letzte Eruption bereits 1944 ereignete und das Magma bereits reichlich Zeit zum Abkühlen hatte, blieb rätselhaft.

Im jüngst veröffentlichten Bulletin für den Januar schreiben die Vulkanologen, dass die mehrjährigen Trends des Aktivitätsrückgangs der geophysikalischen Parameter (mit Ausnahme der Seismik) weiter anhalten. Anzeichen für eine Trendwende infolge von Magmaaufstieg gibt es nicht. Schaut man sich die Diagramme aber genauer an, dann erkennt man seit 2022 eine leichte Zunahme der Fumarolen-Temperaturen von 45 auf gut 50 Grad. Außerdem stoppte die bis zum letzten Jahr anhaltende Bodensenkung einer klinometrischen Messstation im Ort Torr del Greco. Es gibt also doch leichte Abweichungen der bisherigen Trends.

In Sichtweite zum Vesuv liegt der Calderavulkan Campi Flegrei, der seine langjährigen Trends ebenfalls beibehält. Hier steigt die magmatisch bedingte Unruhe im Untergrund allerdings weiter an. Auch in den letzten Tagen gab es weitere Erdbeben und Bodenhebungen.

Campi Flegrei startet mit einigen Beben ins neue Jahr

Mäßige Erdbebenaktivität unter den Campi Flegrei – geophysikalische Parameter zeigen weitere Druckbeaufschlagung

Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei ist mit einer mäßig starken Seismizität ins neue Jahr gestartet: In den ersten 2 Januartagen registrierte das seismische Netzwerk des INGV 13 Mikrobeben mit nicht feststellbaren Magnituden sowie ein Beben Mb 1,9, das sich heute Nachmittag um 16:04 UTC ereignete. Die Herdtiefe wurde in 2700 m Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum lag vor der Nordwestküste des Golfs von Pozzuoli. Viele der schwächeren Beben manifestierten sich ebenfalls im Golf und nicht im Bereich der Solfatara, wie es noch letzte Woche der Fall gewesen war. Die mäßige Erdbebenhäufigkeit hat den Vorteil, dass man die einzelnen Beben auf der Shakemap gut ausmachen kann: Eine so jungfräuliche Karte sehen wir von den Campi Flegrei halt immer nur zum Jahresanfang. Unklar ist bis jetzt natürlich, ob sie sich in diesem Jahr wieder so rasant mit Erdbebenmarkierungen füllen wird, wie es im letzten Jahr der Fall gewesen war, als 4861 Erdbeben lokalisiert wurden.

Generell zeigen die geophysikalischen Messdaten aktuell keinen Aktivitätsrückgang, wie man dem letzten INGV-Wochenupdate entnehmen kann, das am Dienstag veröffentlicht wurde. Es beschreibt die Periode vom 23. bis zum 29. Dezember 2024, während der nur 13 Beben registriert wurden. Das stärkste hatte eine Magnitude von 1,6. Dementsprechend zeichnet sich ab, dass es in der aktuellen Woche eine stärkere Seismizität gibt, denn neben den oben erwähnten 14 Beben gab es in den ersten Wochentagen bereits 10 Erschütterungen.

Die Bodenhebung lag bei der Messstation RITE weiterhin bei 10 mm pro Monat. An den Graphen einiger anderer Messstationen ist aber abzulesen, dass sich die Bodenhebung dort verlangsamt hat.

Der Gasausstoß war weiterhin hoch und es zeigte sich ein hoher Kohlendioxidausstoß, dessen genaue Werte nicht kommuniziert wurden. Dennoch heißt es im Kommentar, dass sich die langjährigen Trends der Druckbeaufschlagung fortsetzten.

Die Gastemperatur der Hauptfumarole von Pisciarelli betrug im Schnitt 97 Grad, was ebenfalls dem Trend der letzten Wochen entspricht.

Erdbeben auch am Vesuv

Die Erdbebenkarte am Vesuv sieht genauso aufgeräumt aus wie jene der Campi Flegrei. Aber immerhin manifestierten sich auch hier innerhalb von 36 Stunden 13 schwache Beben. Sie konzentrieren sich nicht unbedingt unter dem Kraterbereich, sondern verteilen sich über den Vulkan. Im letzten Jahr wurden übrigens 1844 Beben festgestellt. Ruhig sieht anders aus.

Update 03.01.2025:
Die Seismizität legte nach dem Erdbeben Mb 1,9 zu und es gab 8 weitere Erschütterungen mit etwas größeren Magnituden als zuvor. Dennoch bewegten sie sich noch im Bereich der Mikroseismizität. Mehrere Beben manifestierten sich im Solfatara-Krater.

Campi Flegrei: Fumarolentemperatur steigerte sich

Kleiner Erdbebenschwarm erschütterte Campi Flegrei – Temperatur der Pisciarelli-Fumarole erhöht

Nachdem es einige Tage lang recht wenige Erdbeben im Bereich der süditalienischen Caldera Campi Flegrei gab, steigerte sich die Aktivität gestern zu einem kleinen Schwarm, der sich aus 19 Beben zusammensetzte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,3 und ein Hypozentrum in 1,6 Kilometern Tiefe. Die Epizentren konzentrierten sich auf die Solfatara-Gegend. Ich gehe davon aus, dass die Beben mit Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem zusammenhingen. Dafür sprechen die geringen Magnituden und Tiefen, aber auch die Lokation der Beben.

Dem INGV-Tätigkeitsbericht für die Woche 11.–17. November 2024 ist zu entnehmen, dass die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole um ein Grad auf durchschnittlich 97 Grad gestiegen ist. Die Temperatur wird im Gastral in 5 Metern Entfernung zum Fumarolenmund gemessen. Außerdem wurde viel Flüssigkeit ausgestoßen, die sich im Fangobecken um die Fumarole ansammelt.

Die Vulkanologen sehen, dass der mehrjährige Trend von Druckbeaufschlagung und Temperaturerhöhung des hydrothermalen Systems des Vulkans anhält, denn auch der Gasausstoß ist weiterhin hoch. Vor allem ist es Kohlendioxid, das dem Erdboden entweicht. Es gab zwar keinen signifikanten Anstieg der Kohlendioxidkonzentration, aber größere Schwankungen in den Messwerten. Zum Trend gehört auch, dass sich der Boden weiterhin mit einer Rate von 1 Zentimeter pro Monat hebt. Da sich die Heberate während des Frühsommers auf 2 Zentimeter pro Monat beschleunigt hatte, hob sich der Boden in diesem Jahr bereits um 17 Zentimeter.

Steigender Druck und Bodenhebung gingen einher mit 46 schwachen Erdbeben, die in der letzten Woche detektiert wurden. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,8. Erdbeben, die eindeutig mit Rissbildungen im Grundgebirge einhergingen, wurden nicht festgestellt.

Vesuv mit weiteren Erdbeben

Bereits gestern Morgen habe ich vom Schwarmbeben unter dem Vesuv berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war das Schwarmbeben noch nicht vorbei und bis heute hat sich die Zahl der Beben auf 32 verdoppelt. Sieht so aus, als wäre der Vesuv momentan seismisch aktiver als die Campi Flegrei. Ich bin mal auf den nächsten Monatsbericht gespannt, ob die langjährige Subsidenz beendet ist.

Vesuv: Erdbeben Mb 2,2 am 23.11.24

Erdbeben der Magnitude 2,2 am Vesuv – Mehrere Nachbeben folgten

Datum 23.11.24 | Zeit: 07:35:34 UTC | Koordinaten: 40.8208 ; 14.4285 | Tiefe: 0,2 km | Mb 2,2

Am Vesuv manifestierte sich heute Morgen um 07:35:34 UTC (08:35:34 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude 2,2. Das Hypozentrum wurde in 0,2 Kilometer Tiefe lokalisiert, was knapp unter Meeresspiegelniveau liegt. Das Epizentrum befand sich im Bereich des westlichen Kraterrands und wurde vom EMSC 14 Kilometer östlich von Neapel lokalisiert. Die Daten sind relativ frisch und könnten noch korrigiert werden.

Dem Beben folgten bis jetzt 16 Nachbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Es kann gut sein, dass weitere folgen werden. Man könnte natürlich auch von einem Schwarmbeben sprechen. Auffällig ist wieder, dass die Beben über einen größeren Bereich streuen und es sogar Beben gab, die offshore im Golf von Neapel lagen, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Lokalisierung dieser sehr schwachen Beben fehlerhaft ist und sie sich tatsächlich auch im Kraterbereich ereignen. Dieser sackt seit Jahren langsam ab und die Beben wurden bis jetzt als Schrumpfungsbeben interpretiert, weil sich die Schlotfüllung im Zentralbereich des Vulkans durch Abkühlungsprozesse und der Gravitation kontaktieren soll. Eine andere These aus dem Jahr 2005 besagt, dass einige Jahre zuvor der Gasflux höher wurde und der Vesuv so mehr Druck ablässt. Das sollte nach Ansicht einiger Forscher um Franco Blasio auch die Explosionsgefahr minimieren. Der letzte Ausbruch des Vesuvs war übrigens 1944 und bedingte moderate Zerstörungen in Orten nahe des Vulkans.

Wie ich bereits in meinem letzten Bericht zum Vesuv am 11. November schrieb, deuten erste Messungen darauf hin, dass sich die Subsidenz zumindest im Bereich der Vulkanbasis verlangsamt haben könnte bzw. ganz zum Erliegen kam. Daraus kann man im Umkehrschluss zwar noch nicht interpretieren, dass sich Schmelze unter dem Vulkan ansammelt, aber irgendetwas könnte dabei sein, sich zu ändern. Dafür würde auch der Anstieg der Seismizität am Vesuv sprechen, den wir in den letzten Monaten sehen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass sich die anhaltenden Bodenhebungen der Campi Flegrei bis auf den Vesuv auswirken und das Spannungsfeld im Untergrund großräumig ändern. Die Erdbebentätigkeit der Campi Flegrei war in den vergangenen Tagen unauffällig, obwohl sich der Boden weiterhin mit einer Geschwindigkeit von 1 Zentimeter pro Monat hebt. By the way, die Entfernung (Luftlinie) zwischen Campi Flegrei und dem Vesuv beträgt ca. 29 Kilometer.

Vesuv: Zunahme der Seismizität im Oktober

Steigerung der Erdbebentätigkeit am Vesuv – 186 Erschütterungen im Oktober

Der Vesuv schlummert in den letzten Jahren ein mediales Schattendasein, während sich die benachbarte Caldera Campi Flegrei im Rampenlicht sonnte, doch dieser Trend könnte sich bald ändern: betrachtet man die INGV-Shakemap zum Vesuv, dann erkennt man, dass es in den letzten Wochen täglich mehrere Erdbeben gab, die sich sogar nicht nur auf den Vulkan selbst konzentrierten, sondern auch über einen größeren Bereich streuten. Am 9. November begann ein kleiner Erdbebenschwarm, der bis gestern 20 Beben hervorbrachte. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,8 und manifestierte sich in einer Tiefe von 0,9 Kilometern unter der Südwestflanke des Vulkans.

Dem jüngst veröffentlichten Monatsbericht für den Oktober ist zu entnehmen, dass es im Oktober 186 Beben im Bereich des Vesuvs gab, was im Jahresverlauf einen Spitzenwert darstellt. Und auch das bisherige Jahr zeichnet sich durch eine deutlich höhere Erdbebenaktivität aus, als es in den letzten Jahren der Fall gewesen war. In 2024 wurden bereits 1036 Erschütterungen detektiert, während es in den Vorjahren unter 700 waren. Auch das Verteilungsmuster der Beben war ein anderes, denn die Beben beschränkten sich überwiegend auf den Kernbereich des Vesuvs, ohne großflächiger zu streuen.

Absenkung des Bodens am Fuß des Vesuvs gestoppt

Die meisten Beben konzentrierten sich auch in diesem Jahr auf den Zentralbereich des Vesuvs in Tiefen von weniger als 3 Kilometern. Die Vulkanologen vom INGV analysierten auch weitere geochemische und physikalische Daten und kommen zu dem Schluss, dass die Beben in diesem Jahr ebenfalls durch einen Kontraktionsprozess im Kernbereich des Vesuvs hervorgerufen werden und dass der langjährige Trend anhält. Dieser Trend besagt, dass es in der Schlotfüllung des Fördersystems aufgrund von Abkühlungsprozessen und der Gravitation Setzungen gibt, die die Beben auslösen und eine leichte Subsidenz des zentralen Vulkangebäudes bewirken.

Betrachtet man allerdings die Bodenhebungsdaten von Messinstrumenten am Fuß des Vulkans, dann sieht man, dass es hier keine Subsidenz mehr gibt und der mehrjährige Trend gebrochen wurde. Das, zusammen mit der Streuung der Beben, wirft die Frage auf, ob sich vielleicht in der Tiefe Magma akkumuliert, oder ob sich die Bodenhebung der Campi Flegrei bis hierin auswirkt und das Spannungsfeld verändert, so dass es zur Streuung der Erdbeben kommt. Eine weitere Ursache für die Streuung könnte eine gesteigerte Aktivität des Hydrothermalsystems sein, wobei mir neu wäre, dass der Vesuv über ein so großflächiges System verfügt. (Grafiken und Daten: INGV)

Pompeji: Neue Entdeckungen im Oktober

Ein kleines Haus mit erotischen Fresken mythologischer Figuren wurde in Pompeji freigelegt

Auch im Oktober gingen die archäologischen Ausgrabungen in Pompeji bei Neapel weiter und es wurden einige faszinierende Funde gemacht. Hierzu zählt ein kleines Haus, das mit erotischen Fresken verziert ist. Die Wandmalereien in einem der Räume zeigen unter anderem die leicht bekleidete Phaedra und ihren Stiefsohn Hippolytus. Phaedra war in der griechischen Mythologie die zweite Frau des athenischen Königs Theseus. Der Legende nach wurde Phaedra von Aphrodite verzaubert, so dass sie sich in ihren Stiefsohn verliebte, der ihre Gefühle aber nicht erwiderte, woraus sich ein Drama entwickelte. Neben dieser Wandmalerei zieren die Wände des kleinen Hauses auch weitere erotische Darstellungen. Hierzu zählt ein Geschlechtsakt zwischen Waldgott Satyr und einer Nymphe. Ein weiteres Fresko zeigt eine erotische Szene mit dem Naturgott Faunus, dem Schutzpatron der Bauern und Hirten.

Solche erotischen Fresken und auch Statuen gehörten zum pompejanischen Alltag. Sie waren weit verbreitet und galten nicht als anstößig. Damals war man wohl alles andere als prüde.

Das sogenannte „Haus der Phaedra“ offenbart auch bauliche Veränderungen des ersten Jahrhunderts nach Christus. Offenbar war es nach dem Erdbeben von 62 n.Chr. bereits saniert worden. Das Erdbeben gilt heute als mögliche Vorwarnung zum Vulkanausbruch der sich 17 Jahre später ereignete.

Opfer der Katastrophe hielt Schatztruhe umklammert

Eine weitere Entdeckung aus dem Sommer, über die ich bereits berichtet habe, die jetzt aber wieder die Runde in den Medien macht, zeugt einmal mehr vom Todeskampf der Opfer des Vesuv-Ausbruchs im Jahre 79 n.Chr. und ihrem Versuch, der Katastrophe zu entgehen. Die Ausgrabungen legten zwei skelettierte Opfer frei, die auf ihrer Flucht Unterschlupf in einem Gebäude gefunden hatten. Die beiden, offenbar ein Mann und eine Frau, suchten Schutz in einem Raum in einem Haus, dessen Dach länger dem Gewicht der Vulkanasche standhielt als die Dächer andere Gebäude. Die Frau hielt zum Zeitpunkt ihres Todes eine kleine Truhe umklammert, in der sich ein kleiner Schatz aus Goldmünzen und Schmuck befand. Offenbar wollten sie ihre Wertgegenstände noch retten, sofern es sich nicht um Güter handelte, die sie bei Plünderungen entdeckte.

Apropos Plünderungen: Da auch heute noch immer viele Wertgegenstände ausgegraben werden, besteht natürlich die Gefahr von Raubgrabungen. Die ersten Archäologen gruben bereits vor Jahrhunderten nach Goldschätzen in Pompeji, als die Stadt noch unter Asche begraben lag. Dazu fertigten sie Schächte und Tunnel an. Wie viele Kulturschätze durch Raubgrabungen verloren gingen, ist unbekannt.

Pompeji: Ausgrabungen fördern 2 Skelette zutage

Funde von 2 Skeletten in Pompeji – Goldschatz bei einem der Opfer entdeckt

Ein schreckliches Schicksal erlitten zwei Menschen, die im antiken Pompeji infolge des Vulkanausbruchs des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. starben. Ihre Skelette wurden nun von Archäologen ausgegraben, die in einem Haus der Insula 10 der Regio IX arbeiteten, wo in den letzten Monaten und Jahren mehrere sensationelle Funde gemacht wurden. Jeder dieser Funde brachte den Forschern neue Erkenntnisse über das Leben und Sterben in der römischen Stadt. Einer dieser Funde machte sogar eine Neudatierung des Untergangs Pompejis notwendig. Es handelte sich um eine Inschrift, die vermuten lässt, dass das bisherige Untergangsdatum falsch war. Daher verschob man die Katastrophe um fast zwei Monate auf den 17. Oktober 79. Das bisher gültige Datum könnte durch einen Übersetzungsfehler entstanden sein, der bereits im Mittelalter begangen wurde.

Der aktuelle Fund enthüllte die Skelette eines Mannes und einer Frau, die möglicherweise ein Paar waren und in einem provisorischen Schlafzimmer im Servicebereich des Hauses Schutz vor dem Vulkanausbruch gesucht und gefunden hatten. Bei dem Haus handelt es sich um das gleiche Gebäude, in dem im Frühjahr bereits der Blaue Schrein entdeckt wurde. Das Gebäude wurde zum Zeitpunkt der Katastrophe renoviert, vielleicht um frühere Erdbebenschäden auszubessern. Das Schlafgemach lag in einem gut abgeschotteten Teil des Gebäudes, war offenbar fensterlos und hatte eine stabile Decke, die durch der Ascheablagerungen nicht eingestürzt war. Der Raum war frei von Bimssteinen, und offenbar waren keine vulkanischen Ablagerungen während der Eruption eingedrungen, obgleich der Raum später mit Sedimenten gefüllt wurde. Von den direkten Folgen des Ausbruchs blieb jedoch der benachbarte Raum nicht verschont. Dieser war mit Bims verfüllt, und die Ablagerungen blockierten die Tür, sodass die beiden Schutzsuchenden zwar den Ausbruch zunächst überlebten, aber in dem Schlafzimmer gefangen waren und wahrscheinlich erstickten oder verdursteten. Zum Zeitpunkt ihres Todes lag die Frau halb in ihrem Bett, zusammen mit einem kleinen Schatz aus Gold-, Silber- und Bronzemünzen sowie goldenen Ohrringen, die mit Perlen verziert waren. Der Mann lag am Fußende des Bettes auf dem Boden. Weitere Möbelstücke im Raum waren ein Tisch mit Marmorplatte und die Überreste einer Truhe. Offenbar waren es sehr wohlhabende Leute gewesen. Doch ihr Reichtum konnte sie nicht vor dem Untergang bewahren.

Im Juli machte eine Meldung die Runde, dass neue Hinweise darauf gefunden wurden, dass während der Eruption starke Erdbeben stattfanden, die zu einem Teil der Zerstörungen Pompejis beitrugen. Bei diesen Hinweisen handelte es sich um forensische Untersuchungen von zwei männlichen Skeletten, die bereits vor einiger Zeit im Haus der „keuschen Liebenden“ entdeckt wurden. Die Untersuchungen ergaben, dass sie nicht Opfer des Vulkanausbruchs wurden, sondern von einer umgestürzten Wand erschlagen wurden, die infolge von Erdbeben kollabierte. Zum Kollaps kam es vor der Serie alles zerstörender pyroklastischer Ströme, die einen Großteil der Todesopfer verursachten. In Pompeji starben mindestens 2000 Menschen, was 10 Prozent der damaligen Bevölkerung ausmacht.