USA 2024: Go West!

Panoramafoto vom Bryce Canyon in Utha. © Marc Szeglat

Bericht zum Roadtrip im Südwesten der USA im Juli 2024

Erste Woche von Las Vegas zum Arches N.P.: Im Wunderland der Canyons

Zugegeben, mitten im Hochsommer in den Südwesten der USA zu reisen, ist nicht unbedingt die beste Idee, auf die man kommen kann, denn der Juli ist dort der heißeste Monat im Jahr. Um dann noch ausgerechnet Las Vegas in Zeiten des Klimawandels (aus dem wir aber auch nicht mehr herauskommen werden) anzusteuern, muss man entweder bekloppt oder fatalistisch-enthusiastisch sein, und zumindest auf den Autor dieser Zeilen trifft beides zu. Zu meiner Verteidigung habe ich zu sagen, dass man sich mit einem schulpflichtigen Kind und einer Freundin im öffentlichen Dienst eines Kindergartens, in dem man nur während der Sommerschließung lang genug Urlaub am Stück bekommt, um länger zu verreisen, nicht unbedingt die Reisezeit aussuchen kann. Wenn man also dann in die USA reisen möchte, heißt es: „Friss oder lass es sein!“. Dass wir Las Vegas ansteuerten, war ein wenig der Preisgestaltung der Airlines geschuldet, denn entgegen den Zielen in den Metropolen der Westküste spart man hier gut 200 Euro pro Flugticket. Also nahmen wir den Schweiß bei der Buchung der Flüge in Kauf und fluchten dann am Ziel angekommen nicht schlecht, denn es war nicht nur heiß, sondern kochend: Das Thermometer zeigte 47 Grad Celsius an, und in den Nachrichten sprach man nicht nur von einer Hitzewelle, sondern vom heißesten Juli in Las Vegas seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Nun ja, Sport wollte ich hier sowieso nicht treiben.

Unsere erste Nacht verbrachten wir im Hotel Stratosphere, das wir aufgrund seines hohen Turms ausgewählt hatten, von dem man einen tollen Blick über die Spielermetropole im Bundesstaat Nevada hat. Das Problem hier und in ganz Las Vegas ist nur, dass man mit einem Minderjährigen nicht die Casinobereiche der Hotels betreten darf, was dann das Besichtigungsprogramm für die begleitenden Erwachsenen doch ein wenig einschränkt. Im Aussichtsturm machten wir die erste Bekanntschaft mit den Preisen in den USA: Für zwei Slush-Eis und eine Flasche Wasser war ich dann gleich 20 USD los. Früher galt Las Vegas immer als Billigmeier, und man lockte die Leute über günstige Drinks und „All-You-Can-Eat-Buffets“ in die Casinos. Sollte sich daran seit meinem letzten Besuch hier vor 30 Jahren etwas geändert haben? Um die Antwort vorwegzunehmen: Ja! Spätestens beim Frühstück wurde klar: Amerika ist teuer. Durchschnittspreis für drei Mal amerikanisches Frühstück mit Getränken lag bei 70 USD. Nicht nur in Las Vegas, sondern auf der ganzen Tour. Ich habe mich bis heute nicht getraut, meine Kreditkartenabrechnung anzusehen.

Am nächsten Tag nahmen wir unser gemietetes Wohnmobil in Empfang: Es war ausgerechnet in Dunkelgrau gehalten, und eine Sauna war nichts gegen die Temperaturen in seinem Inneren. Der Übergabecheck, der online erfolgte und mit dem Smartphone in der Hand abgearbeitet werden musste, dauerte über eine halbe Stunde und brachte mich an den Rand eines Kreislaufkollapses. Erst später sollte ich auf die Idee kommen, den Motor einfach auch im Stand laufen zu lassen und die Klimaanlage voll aufzudrehen, was hier üblich ist. Auch wenn man kurz aussteigt, etwa um ein Foto zu machen oder einkaufen zu gehen, praktiziert man es so. Ich lernte schnell: In dem Land, in dem man unter Hitzewellen und Waldbränden leidet wie kaum anderswo, schert man sich einen Dreck um Klimaschutz! Natürlich geht man nicht mit gutem Beispiel voran, wenn man zum Schwitzen elf Stunden über den großen Teich fliegt und mit einem Wohnmobil durch die Gegend fährt, doch im Endeffekt bin ich auch nicht bereit, auch noch aufs Reisen ganz zu verzichten, wenn anderswo permanent voll aufgedreht wird.

Am Duck-Creek bei Cedar City. © Marc Szeglat
Nachdem die Formalitäten erledigt waren, ging es direkt auf die Straße und hinaus aus dem Höllenloch Las Vegas, hinauf in die kühleren Regionen des höher gelegenen Coloradoplateaus. Da es schon Spätnachmittag war, als wir endlich losfahren konnten, steuerten wir zuerst eine nette Bergregion bei Cedar City an und übernachteten im Duck-Creek-Statepark. Wie es der Zufall so will, gab uns einer der Security-Männer im Stratosphere den Tipp, uns dort umzusehen. Und tatsächlich war es ein wunderschöner Ort, mitten in einem Pinienwald, wo sich der Entenbach zu einem See erweiterte. Hier schlug gleich Leroys und mein Anglerherz höher, doch um die Ruten auszupacken, hatten wir noch nicht die Muße.

Als nächstes mussten wir den Zion Nationalpark und den Bryce Canyon ansteuern, da wir den Campingplatz im Bryce Canyon Nationalpark reserviert hatten. Erfahrungsgemäß ist es nicht einfach, auf die Plätze in den Nationalparks unterzukommen, besonders nicht in der Ferienzeit. Den Zion nahmen wir im Schnellgang mit, fotografierten die versteinerten Dünen und sagten die geplante Wanderung zu den Emerald Springs kurzerhand ab, weil es hier zwar kühler war als in Las Vegas, das Thermometer aber trotzdem die 40-Grad-Marke sprengte. Außerdem nervte es, dass man nur mit den nationalparkeigenen Bussen durch die Schlucht fahren durfte.

Camping im Bryce Canyon Nationalpark

Abends erreichten wir dann den Bryce Canyon Nationalpark, wo die Temperaturen immer noch warm, aber erträglich waren. Tatsächlich war der Campingplatz voll, doch die Reservierung hatte geklappt und wir konnten zwei Nächte hier bleiben. Wie auf solchen Plätzen üblich, gab es weder Strom für den Camper, noch anderen Luxus, der über einfache Toiletten (immerhin mit Spülung) und einem Waschbecken hinausging. Sehr zu Ullahs Leidwesen. Zwar hatte der Camper ein Duschklo, aber wir noch kein Wasser im Tank, und so richtig wollten wir Dusche und Klo nicht benutzen. Mich musste man eh mit Pressluft in die Kabine hineinschießen, so eng war das Teil, und außerdem hielt sich meine Motivation in Grenzen, ständig eine Kassette mit chemisch aufgelösten Fäkalien zu reinigen! Also, erstmal keine Dusche, dafür schnell zum Aussichtspunkt mit Blick auf den Canyon, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Der Bryce Canyon gehört meiner Meinung nach zu den schönsten geologisch geprägten Naturwundern im Südwesten der USA. Der von Wind, Wasser und Frost modellierte Canyon im Sandstein des Colorado-Plateaus schimmert in allen vorstellbaren Nuancen von Rot bis Ocker. Die Farben variieren mit dem Licht. Am Morgen brachen wir mit dem Sonnenaufgang zu einer kleinen Wanderung auf und stiegen in den Canyon hinab. Das Besondere hier sind die Hoodoos genannten Sandsteintürme, die unter einem Deckstein aus härterem Material stehen geblieben sind, während der Sandstein rundherum erodierte. Ähnliche Feenkamine kenne ich ansonsten nur aus Göreme in der Türkei. Bereits um 10 Uhr beendeten wir aufgrund der zunehmenden Hitze unsere Tour und gingen im Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks zum Brunch. Wir erfuhren, dass es abends ein Rodeo geben sollte, das wir uns natürlich anschauen wollten. Zurück auf dem Campingplatz streiften wir auf dem Gelände umher und bestaunten die Gespanne der Einheimischen. Caravan-Salon lässt grüßen! Unser Campervan schnitt im Vergleich zu den anderen Wohnmobilen, die schnell mal 250.000 USD und mehr kosten, ziemlich schlecht ab. Bei uns kam die Frage auf, wie sich so viele Amerikaner sowas leisten können. Tatsächlich verdient man in den USA deutlich mehr als bei uns, was sich auf den Campingplätzen u.a. durch Stille bemerkbar machte: Saufgelage und nächtliches Krakeelen erlebt man auf Campingplätzen in den USA nicht. Hier steht man auch nicht Hering an Hering, sondern hat geräumige Stellplätze mit eigener Feuerstelle und Tischen mit angebauten Bänken zur Verfügung. Häufig gibt es sogar eine Bärenbox mit Stahltor, in der man Lebensmittel einschließt, damit Bären nicht Zelte oder Caravans demolieren und plündern. Außerdem kann man hierin prima übernachten, falls es doch mal ein Bär bis ins Zelt schafft.

Während die Campingplätze in den Parks meistens zwischen 20 und 30 USD pro Nacht kosten, sieht es bei den privat betriebenen Anlagen anders aus: Hier gibt es dann Duschen, Strom und Wasseranschlüsse für die Wohnmobile, aber auch Rechnungen, die dreistellig werden können. Auf so einem Campingplatz begaben wir uns nachmittags zum Duschen und Wassertankauffüllen. Für die Dusche bezahlten wir 8 USD pro Person, was in meinen Gedanken die 70 € für den Eintritt in der Blauen Lagune auf Island ein wenig abmilderte. Luxus hat eben seinen Preis, und wenn man sein Duschklo im Camper nicht dreckig machen will, muss man den zahlen und darf nicht jammern. Ein Gedanke, den ich noch öfter denken sollte.

An unserem letzten Abend in der Region besuchten wir dann noch das Rodeo. Es war mal eine interessante Erfahrung, so etwas live zu sehen. Das Ganze erinnerte ein wenig an eine Stuntshow mit gut trainierten Reitern, die gekonnt von Pferden und Bullen fielen.

Abstecher zum Grand Canyon

Vom Bryce Canyon ging es zu einem kurzen Abstecher ans North Rim des Grand Canyons. Den mehrtägigen Abstieg in die größte Schlucht der Welt sparten wir uns. Dafür absolvierten wir den Rim Drive und genossen von verschiedenen Parkplätzen aus den Blick über den Canyon. Besonders im Licht der tiefstehenden Sonne des Nachmittags entfalteten die Jahrmillionen alten Gesteinsschichten ihre volle Farbenpracht. Unglaublich, welche Naturkräfte hier am Werk gewesen sein müssen.

Da wir uns aufgrund der hohen Temperaturen so manche Wanderung erspart hatten, lagen wir ziemlich gut in der Zeit, und so beschlossen wir, Leroy seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen und dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten. Dazu mussten wir nach Page zum Lake Powell fahren, wo der Colorado River in einer Schlucht, ähnlich dem Grand Canyon, gestaut wird. Der Weg dorthin führte durch die menschenleere Halbwüste, und hier bekamen wir einen schönen Eindruck von der Weite des amerikanischen Südwestens. Kurz vor dem Ziel legten wir eine kleine Pause an den beiden Navajo Bridges ein, die hier über den Fluss führen, der als Lebensader der gesamten Region gilt. Ich fragte zwei Biker, ob ich sie fotografieren dürfte, und einer sprang sogar von seiner Harley und gestattete Leroy, eine Runde zu drehen.

Der Antelope-Canyon: Steingewordener (Alp)Traum

Den Antelope Canyon kannte ich schon von einem früheren Besuch des Südwestens, und zweifellos gehörte er immer in meine Top 10 geologischer Naturwunder. Leider scheint er nicht nur in meiner Liste weit oben zu stehen. Im Vorfeld unseres Abstechers recherchierte Leroy während der Fahrt im Internet zum Antelope Canyon und kam zu dem Schluss, dass man zwingend eine Online-Reservierung bei einem der zahlreichen Veranstalter buchen müsste, doch praktisch alle Plätze waren natürlich vergeben. Außerdem waren mir diese Touren zu teuer, denn die Preise lagen zwischen 120 und 180 USD pro Person für einen gut 2-stündigen Trip. Doch ich, wie immer optimistisch, meinte, dass man beim Navajo vor Ort bestimmt noch etwas deichseln konnte. Ich erinnerte mich an das Gatter am Eingang zum Indianerland, vor dem ich vor 30 Jahren stand, an dem ein Schild mit einer Telefonnummer hing, die man anrufen sollte, wenn man den Slickrock-Canyon besichtigen wollte. Damals wählte ich diese Nummer und verabredete mich mit dem Besitzer der Schlucht, die in einem Navajo-Reservat auf Privatland liegt. Während ich mit meiner damaligen Begleiterin auf den Navajo wartete, gesellten sich noch eine Handvoll anderer Touristen zu uns und der Native American fuhr uns gegen ein moderates Entgelt zur Schlucht, wo wir uns frei umsehen konnten. Damals schrieb ich ins Tagebuch: „Der Antelope Canyon, ein steingewordener Traum, der in allen Variationen von Gelb, Rot und Ocker schillert“. Wieder am Tor gab er sein Einverständnis, dass wir uns noch in den Lower Antelope Canyon begeben konnten, den wir dann tatsächlich für uns ganz alleine hatten und eine spannende Klettertour erlebten. Umso heftiger musste ich schlucken, als wir jetzt auf die gut ausgebaute Touristenstation zufuhren, in der deutlich über 150 Schaulustige warteten. In der Ferne lag eine zweite Station, die den Eintritt in den Lower Canyon verwaltete.

Anstelle des alten Tors gab es einen gut ausgebauten Parkplatz, einen überdachten Wartebereich für die Touristen, zwei Ticketschalter, zwei Reihen echt vollgeschissener und seit Wochen nicht geleerter Dixiklos und gut 20 Pickups mit Sitzbänken für bis zu 14 Personen auf der Ladefläche. Die einen hatten rote Baldachine, die anderen blaue. Beide knackten sicher beim reinbeißen. Es gab also zwei Tourenanbieter, die alle 40 Minuten zeitversetzt mit einer Tour starteten. Soviel dazu! Am Ticketschalter stand ein Schild „cash only“ und ich fluchte bereits gedanklich, da ich keine 360 USD mehr cash hatte, aber zum Glück akzeptierte man auch Kreditkarten und es gab sogar noch ein paar freie Plätze für uns. Also, obwohl mir meine Lust angesichts des Massentourismus eigentlich vergangen war, zahlte die Kreditkarte. Da Filmen und Fotografieren vom Stativ auch noch verboten war, speckte ich meine Ausrüstung ab und nach kurzer Wartezeit wurden wir zusammen mit gut 70 anderen in Richtung Canyoneingang gefahren. Nach 10 Minuten über eine staubige Piste erreichten wir den Eingang zum Upper Antelope Canyon. Hier parkte bereits eine Doppelreihe klimatisierter Kleinbusse mit abgedunkelten Scheiben, die auswärtigen Reiseunternehmen gehörten, die nicht zum Navajo-Clan gehörten. Schätzungsweise waren gut 120 Personen in der Schlucht unterwegs, die so schmal ist, dass man in vielen Bereichen die beiden Steilwände mit ausgestreckten Armen berühren kann. Damit kein Chaos entsteht, gehörte zu jedem Pickup ein Führer, der seine Leute zusammenhielt und so durch die Schlucht bugsierte, dass kein größeres Gedränge entstand. Allerdings wurde das Tempo der Wanderung durch die Schlucht vorgegeben und man konnte nicht einfach an einem Ort länger verweilen, etwa um die einzigartige Stimmung in sich aufzunehmen oder um Fotos zu machen. Außerdem hatte man natürlich fast immer jemand anderes im Bild, sobald man den Boden der Schlucht mit auf dem Foto haben wollte. Obwohl der Canyon derselbe geblieben ist, stellte sich bei mir nicht mehr diese ehrfurchtsvolle Faszination ein, die ich bei meinem ersten Besuch hier empfand. Damals konnte man sich gut vorstellen, wie die Navajos tanzend und singend die Schlucht durchzogen, die eine heilige Stätte für sie war. Durch diese extreme Form des geschäftstüchtigen Massentourismus haben sie selbst diesen einmaligen Ort entweiht, obschon ich natürlich gut verstehen kann, dass auch Native Americans inzwischen den amerikanischen Traum des Weißen Mannes träumen. Und Geld lässt sich so auf jeden Fall verdienen!

Nach gut eineinhalb Stunden standen wir wieder am Ausgangspunkt der Touristenstation. Leroy war wieder um einen Traum ärmer und um eine Erfahrung reicher. im Angewsicht der herben Enttäuschung ob der Menschenmassen war mein Kommentar, dass es wohl erst besser wird, wenn die menschliche Zivilisation nach dem zu erwartenden Kollaps in den nächsten Jahrzehnten neu startet und wir mit modernen Segelschiffen den Atlantik überqueren. Allerdings wird Reisen dann wieder so exklusiv sein, wie es vor 3 bis 4 Generationen der Fall gewesen war. Ob Leroy -so wie ich- nach 30 Jahren eine zweite Chance erhält, dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten, ist fraglich. Soviel zu meinem Optimismus.

Den Mittag verbrachten wir dann in Page. Dort besichtigten wir den majestätischen Glen-Canyon-Damm. Der Pegel des Sees hat sich in diesem Jahr etwas von der vorherigen Dürre erholt, lag aber dennoch weit unter dem früher anvisierten Maximum. Im Marina State Park bezogen wir Quartier und zahlten für den Stellplatz prompt 105 USD. Aufgrund der Temperaturen von ca. 44 Grad benötigten wir allerdings für das Wohnmobil Elektrizität, damit die Klimaanlage auch nachts laufen konnte, daher war der teure Stellplatz alternativlos, zumindest, wenn man sich im Womo nicht wie in einem Schnellkochtopf fühlen wollte.

Nachmittags ging es dann noch zum Schwimmen ans Seeufer. Eigentlich hat die Umgebung des Sees schon so viele Naturwunder zu bieten, dass man hier einen ganzen Urlaub verbringen kann, doch da es mir ein wenig darum ging, Leroy einen möglichst umfassenden Eindruck des geologischen Wunderlands zu vermitteln, beschränkten wir uns auf die Highlights.

Arches Nationalpark: Im Wunderland der Steinbögen

In diesem Sinne dehnten wir unsere Tour noch etwas weiter aus und nahmen auch noch den Arches Nationalpark mit. Dafür hieß es einen ganzen Tag lang Autofahren und Kohlendioxidemissionen zu erzeugen, was der Auspuff nur so hergab. Morgens besichtigten wir noch den Horseshoe Bend am Colorado. Hier macht der Fluss eine spektakuläre 180-Grad-Wende. Anschließend ging es vorbei am Monument Valley, den gefalteten Gesteinen am Mexican Hat und dem Eingang zu den Canyonlands. Am Abend erreichten wir Moab mit dem nächsten 100-Dollar-Stellplatz. Wenigstens gab es hier nicht nur Strom, sondern auch Duschen und einen Pool, was wir bis in die Dunkelheit hinein ausnutzten. Verwöhnte Bande!

Am Morgen hieß es um 5:30 Uhr aufstehen und schnell in den Arches Nationalpark zu fahren. Wir wollten möglichst früh eine Wanderung zum Double-O-Arch unternehmen und wieder am Wagen sein, bevor die Hitze zuschlug. Die Wanderung hatte ich als ziemlich spektakulär in Erinnerung: Sie führt auf einer Strecke von ca. 7 Kilometern durch das Gebiet des Devil’s Garden. Bevor man den doppelten Steinbogen erreicht, passiert man den Landscape-Arch, der mit einer Spannweite von 88 m der Bogen mit der größten Spannweite ist. Doch das Spektakuläre an dieser Wanderung ist der Pfad, der teilweise auf schmalen Graten von Gesteinsrippen entlangführt und ein wenig Kraxelei erfordert. Ich war mir nicht ganz sicher, wie motiviert Ullah und Leroy waren und ob sie die teils exponierte Lage auf den Graten vertragen würden. Daher behielt ich diesen Detail der geplanten Wanderung für mich, ermahnte Leroy nur, bei uns zu bleiben und nicht voranzupreschen. Erstaunlicherweise schien es den beiden Spaß zu machen, auf den Gesteinsrippen, aus denen in einigen Hunderttausend Jahren vielleicht mal Natursteinbögen werden, entlangzulaufen. Der Double-O-Arch zählt meiner Meinung nach zu den schönsten Bögen im Park. Tatsächlich waren hier um diese Uhrzeit noch nicht viele andere Wanderer unterwegs, sodass wir einige kostbare Momente fast meditativer Stille im Angesicht der Steinbögen verbringen konnten.

Zurück am Parkplatz verließen wir während der Mittagshitze den Park, fuhren in die Stadt hinab, um Nahrung zu fassen, zu tanken und wieder in den Park zu fahren, als man uns plötzlich den Eintritt verwehrte: „Zwischen 7 und 16 Uhr darf man nur mit Online-Reservierung den Park betreten“, teilte uns der Ranger am Parkeingang mit. Es spielte auch keine Rolle, dass wir bereits morgens ein Ticket gelöst hatten, das typischerweise 7 Tage lang gültig ist. Da war es wieder, dieses „Online-Reservierung“, wie ich das mittlerweile abgrundtief hasse! Es erstickt jeden Raum für Spontanität. Heutzutage wird Reisen immer mehr nur noch etwas für Leute, die ihren Urlaub totplanen. Also, wieder mal ran ans Smartphone, und tatsächlich gab es noch 20 Zusatztickets für diesen Tag, die man gegen eine kleine Gebühr erwerben konnte.

Delicate-Arch vom unteren Aussichtspunkt aus gesehen. © Marc SzeglatNach der Verzögerung besichtigten wir einige andere Steinbögen, bis wir am Delicate-Arch ankamen. Dieser Steinbogen, den einigen Lesern noch aus der Mars-Werbung mit dem Indianer bekannt sein dürften, liegt ebenfalls spektakulär. Sollten wir die 5 Kilometer lange Wanderung trotz der Hitze von 42 Grad wagen? Der Weg wird in der nationalparkeigenen Karte als schwierig beschrieben und führt über eine schattenlose Sandsteinplatte stetig bergauf. Trotz Warnung eines Rangers, dass es keinen Schatten gäbe und viele Wanderer wegen der Hitze über 3 Stunden brauchten, packten wir reichlich Wasser ein und machten uns auf den Weg. Leroy war eindeutig zu warm und so opferte ich eine Wasserflasche für seine Kühlung. Auch hier waren nur wenige Menschen unterwegs. Kurz vor dem Ziel verlief der Pfad inmitten einer Felswand, in die er geschlagen war. In gut 20 Metern Höhe beschrieb er eine Kurve und gab unvermittelt den Blick auf den rot leuchtenden Steinbogen frei, der am Rande eines natürlichen Amphitheaters steht. Natürlich war man auch hier nicht alleine, was man auch nicht unbedingt erwarten konnte. Doch was mir den letzten Nerv raubte, war, dass jeder Tourist ein Foto von sich haben wollte, wie er in der Öffnung des Steinbogens steht. Instagram lässt grüßen. Eine leider komplett sinnbefreite Aktion, denn wenn man eine Person in einem 16 Meter hohen Steinbogen positioniert und diesen formatfüllend ablichtet, ist die Person auf dem Bild etwa stecknadelkopfgroß und somit beliebig. So wartete ich gut 30 Minuten, bis ich endlich Fotos vom Steinbogen machen konnte, auf denen KEINE Personen abgebildet waren.

Zurück am Wagen waren wir gut durchgekocht, aber froh, dass wir die Wanderung unternommen hatten.

Hier endete die erste Reisewoche. Die zweite wollten wir im kühleren Nordkalifornien verbringen. Darüber berichte ich im zweiten Teil der Reisedokumentation. Außerdem werden in lockerer Folge noch ein paar Beschreibungen zu den besichtigten Nationalparks veröffentlicht.

USA: Erdbeben M 5,2 erschüttert den Süden von Kalifornien

Starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 nahe Bakersfield in Kalifornien – Beckeneffekt verstärkte Erschütterungen

Datum 07.08.2024 | Zeit: 04:09:55. UTC |  35.114 ; -119.070 | Tiefe: 10 km | Mw 5,2

Im Süden Kaliforniens manifestierte sich an der berüchtigten San Andreas-Fault ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 Kilometer südwestlich der Kleinstadt Arvin lokalisiert. Das größere Bakersfield lag 29 Kilometer nördlich des Epizentrums. Diese Daten stammen vom USGS. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 5,4.

Es gab und gibt zahlreiche Nachbeben, das stärkste brachte es auf Mb 4,8 und ereignete sich in einem Zeitabstand von weniger als einer Minute zum Hauptbeben. Berichte über größere Schäden oder Verletzte liegen nicht vor.

Das Erdbeben ereignete sich um 21:09 Uhr Lokalzeit. Bei uns in Europa war es 04:09 UTC. Es wurde in einem großen Umkreis von mehr als 300 Kilometern gespürt und versetzte die Anwohner Südkaliforniens in Schrecken. Auch in der Innenstadt von Los Angeles, die gut 140 Kilometer vom Erdbebenzentrum entfernt liegt, wackelten die Häuser. Einige Bebenzeugen berichten von einem lang anhaltenden Erdstoß, den man bis zu 45 Sekunden lang spüren konnte. In einem Zeitungsinterview erklärte der Leiter des Southern California Seismic Network am Caltech, Geophysikprofessor Allen Husker, dass es keine Überraschung sei, dass so viele Menschen im Großraum L.A. die Erschütterungen des Erdbebens spürten. Demnach sollen die Erdbebenwellen durch die besondere Geometrie des Los Angeles Basins verstärkt worden sein. Bei diesem Becken handelt es sich um eine gut 10 Kilometer tiefe Depression im Grundgestein, die mit lockeren Sedimenten aufgefüllt ist. Die Erdbebenwellen werden von den Seitenwänden des Beckens reflektiert, weshalb man ein Erdbeben lange spüren kann. Dieser Effekt macht Erdbeben, die sich näher an Los Angeles ereignen, noch gefährlicher, als sie es ohnehin sind. Außerdem kommt hinzu, dass das Nachbeben Mb 4,8 ebenfalls im Großraum L.A. zu spüren war und dass sich die Erdbebenwellen beider Erdstöße überlagerten.

Das Erdbeben ereignete sich in einem weiten Farmland abseits von Gebäuden, weshalb wohl keine größeren Schäden entstanden. Es löste aber Steinschläge aus, und Medien berichten darüber, dass auf der Interstate 5 ein Felsbrocken von der Größe eines SUVs landete. Die Autobahn musste gesperrt werden. Vor zwei Wochen fuhr ich tatsächlich auf dieser Strecke und machte mir ein Bild von der San-Andreas-Verwerfung, die in dieser Region zutage tritt und sich für das Erdbeben verantwortlich zeigt. Ihr Verlauf wird von mehreren Bergrücken markiert, entlang derer man typische Strukturen entdecken kann, die auf die große Störungszone hindeuten. Aus der Luft kann man auch die Störung selbst erkennen, die durch die Carrizo Plains zieht. Hierbei handelt es sich um weitläufiges Grasland, das sich einst durch das gesamte Central Valley in Kalifornien zog. Heute ist das Gebiet um Bakersfield eines der größten agrarwirtschaftlich genutzten Ländereien der USA: Neben Zitrusfrüchten baut man Mandeln, Pistazien und Baumwolle an und betreibt intensive Milchwirtschaft. In Bakersfield, wo ich übernachtete, leben viele Migranten aus Mittelamerika, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeiten.

USA: Hurrikan Debby vor Landfall in Florida

Tropensturm verstärkte sich vor Landfall in Floriada zu einem Hurrikan – Weitere Intensivierung möglich

Wirbelsturm Debby hält auf die US-amerikanische Küste von Florida zu und hat sich kurz vor seinem Landfall über dem Golf von Mexiko verstärkt, so dass aus einem Tropensturm ein Hurrikan der Kategorie 1 wurde. Prognosen sagen, er bedroht die Region mit historischen Regenmengen.  Vorsorglich wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Der Sturm befindet sich wenige Kilometer westnordwestlich von Tampa und soll mit maximalen Windgeschwindigkeiten von 120 km/h pro Stunde auf Land treffen. Das National Hurricane Center prognostiziert, dass Debby heute in der Big Bend-Region auf Land treffen wird und sich danach langsam über Nordflorida parallel zur Küste nach Georgia und South Carolina bewegen wird.

Bereits am frühen Sonntag begann Debby, als tropischer Sturm, heftige Regenfälle über Teile Floridas zu bringen, die möglicherweise historische Ausmaße annehmen könnten. Es wird erwartet, dass mehrere Städte auf der Bahn des Sturms, innerhalb eines Tages Regenmengen eines ganzen Monats erhalten könnten. Die Behörden in Florida, Georgia und South Carolina warnen vor möglichen Überschwemmungen und fordern die Bevölkerung zur Vorbereitung auf.

Sturmfluten und gewaltige Regenmassen in erwartet

Vor dem Landfall könnte sich Debby weiter verstärken. Außläufer des Sturms treffen bereits seit Sonntag auf Land, während der Hauptteil des Sturms am Montagmittag in der Big Bend-Region erwartet wird. Die größte Bedrohung geht von Überschwemmungen aus, verursacht durch Sturmfluten von bis zu 100 Zentimetern Höhe und heftige Regenfälle. Untersuchungen des Hurricane Centers zeigen, dass Süßwasserüberschwemmungen, die durch Regenfälle verursacht werden, in den letzten Jahrzehnten die tödlichste Gefahr tropischer Stürme darstellen.

Bezirks- und Staatsbeamte haben in verschiedenen Regionen, darunter Tampa und die Big Bend-Region, Evakuierungsbefehle erlassen und Hurrikanwarnungen herausgegeben. Für Teile der drei genannten Bundesstaaten gelten Tropensturm- und Sturmflutwarnungen. Eine Tornadowarnung wurde für weite Teile Floridas und Südgeorgiens herausgegeben, die über 13 Millionen Menschen betrifft.

Die Gouverneure von Florida, Georgia und South Carolina haben den Notstand ausgerufen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat die Nationalgarde aktiviert und die Einwohner zur Vorbereitung auf Stromausfälle aufgefordert. In Florida und Georgia waren bereits Zehntausende ohne Strom. Präsident Joe Biden hat den Katastrophenfall für Florida erklärt und Bundesmittel für Katastrophenhilfemaßnahmen genehmigt.

Yellowstone: Hydrothermale Explosion am 23. Juli

Hydrothermale Explosion löst Schrecken bei Touristen im Yellowstone-Nationalpark aus

Im Yellowstone Nationalpark schreckte eine plötzlich auftretende hydrothermale (phreatische) Explosion Touristen auf, die im Biscuit-Geyser-Basin unterwegs waren und sich die postvulkanischen Erscheinungen der Caldera genauer ansehen wollten.

Die hydrothermale Eruption manifestierte sich am 23. Juli gegen 10:00 Uhr MST, in einem Areal, das sich rund 3,5 km nordwestlich vom bekannten Old Faithful Geysir befindet. Besucher filmten den Vorfall, und viele Aufnahmen gingen viral. Auf den Bildern erkennt man, dass die Explosion nicht ganz so klein war, wie es vom YVO dargestellt wird: eine Schlammfontäne schoss mehrere Dutzend Meter hoch in die Luft. Dabei wurden auch Gesteinsbrocken aus dem Schlotbereich gesprengt, die zusammen mit Trümmerstücken eines hölzernen Laufstegs auf die Besucher niederprasselten, die vor dem Ausbruch flüchteten. Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt. Die Explosion ereignete sich in der Nähe des Black Diamond Pools und hinterließ einen über 10 Meter durchmessenden Krater.

Aus Sicherheitsgründen ist das Biscuit Basin, einschließlich des Parkplatzes und der Promenaden, vorübergehend für Besucher geschlossen. Die Grand Loop-Straße bleibt jedoch geöffnet. Geologen des Yellowstone-Nationalparks untersuchen das Ereignis.
Hydrothermale Explosionen, die durch plötzliches Verdampfen von Wasser unter der Erde verursacht werden, sind im Yellowstone relativ häufig. So ereignete sich 1989 im Porkchop Geyser des Norris Geyser Basin eine Explosion, und am 15. April 2024 wurde ein kleines Ereignis im Norris Geyser Basin von Überwachungsgeräten aufgezeichnet. Im Mai 2009 kam es zu einer ähnlichen Explosion im Biscuit Basin.

Die YVO-Vulkanologen weisen darauf hin, dass die Überwachungsdaten keine Veränderungen in der Yellowstone-Caldera zeigen. Die heutige Explosion spiegelt nicht die Aktivität innerhalb des Vulkansystems wider, dessen Aktivität auf einem normalen Hintergrundniveau bleibt. Hydrothermale Explosionen wie diese sind kein Anzeichen für bevorstehende Vulkanausbrüche und werden nicht durch aufsteigendes Magma verursacht.

Auch wenn die Explosion von Wasserdampf ausgelöst wurde, verdeutlicht sie, wie aktiv das hydrothermale System der riesigen Caldera ist. Letztendlich ist die treibende Kraft hinter den postvulkanischen Manifestationen Magma, das sich im tieferen Untergrund der Caldera befindet. Ob genügend Schmelze vorhanden ist, um eine magmatische Eruption auszulösen, ist ungewiss.

Übrigens, der weltgrößte Geysir Steamboat, der ebenfalls im Yellowstone Nationalpark liegt, eruptierte zuletzt am 15. Juli. Das Pausenintervall betrug 46 Tage.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,4 am 7. Juli

Kilauea wurde von spürbaren Erdbeben Mb 4,4 erschüttert – Epizentrum nahe der Ostküste

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 06:47:45 UTC | Lokation: 19.338 ; -155.122 | Tiefe: 13 km | Mb 4,4

Heute Morgen um 06:47:45 UTC (6. Juli, 20:47 Uhr HST) manifestierte sich auf Big Island, Hawaii, ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,4. Das Hypozentrum lag in 13 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 km südlich von Mountain View lokalisiert, einer Gemeinde auf der Südostflanke des Kilaueas, die ich gut kenne, da ich 2016 dort residierte. Das Beben war in einem großen Umkreis spürbar, und dem EMSC – von dem die oben aufgeführten Daten stammen – liegen Wahrnehmungsmeldungen aus einem Umkreis von gut 100 Kilometern vor.

Die Daten des USGS weichen etwas von jenen des EMSC ab. Hier wird die Magnitude mit 4,1 angegeben. Das Epizentrum wurde 14 km südlich von Fern Forest lokalisiert, einem Ort, den man zum Beispiel auf dem Weg zum Puʻuʻōʻō-Krater durchquert. Laut USGS lag das Hypozentrum in nur 7 Kilometern Tiefe, was die große Wahrnehmungszone erklärt. Das Beben manifestierte sich auf der unteren Südostflanke des Vulkans Kilauea, die für ihr langsames Gleiten in Richtung Ozean berüchtigt ist.

Innerhalb von 10 Minuten folgten drei Nachbeben im gleichen Gebiet mit Stärken von 2,0, 2,6 und 3,3, wodurch ein kleiner Erdbebencluster entstand. Das HVO warnt vor weiteren Nachbeben.

Das Erdbeben hatte keine sichtbaren Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa oder Kīlauea. Die meisten Erdbeben in dieser Region werden durch abrupte Bewegungen der Südflanke des Kīlauea verursacht, die sich über die ozeanische Kruste nach Südosten bewegt. Ort, Tiefe und die im Rahmen des heutigen Erdbebens aufgezeichneten Wellenformen entsprechen den Verwerfungen im Zusammenhang mit der Ablösungsverwerfung an der Südflanke.

Die Erdbebenaktivität im Gipfelbereich und in den Riftzonen des Kilauea ist immer noch erhöht, aber bei weitem nicht mehr so hoch wie Anfang der Woche, als es über 500 Beben an einem Tag gab. Gestern wurden ca. 120 Erschütterungen detektiert. Viele der Beben ereigneten sich entlang des oberen Südostrifts. Zum ersten Mal seit langem gab es auch ein Beben am Puʻuʻōʻō-Krater. Es hatte eine Magnitude von 2,2 und manifestierte sich unter der Südflanke des Kraterkegels.

Mexiko: Hurrikan Beryl richtet Zerstörungen an

Hurrikan „Beryl“ traf auf mexikanische Halbinsel Yucatan – Schäden überschaubar

Nachdem Hurrikan „Beryl“ durch die Karibik fegte und dort zeitweise als starker Hurrikan der Kategorie 5 unterwegs war und mindestens 11 Menschenleben forderte, erreichte er gestern die mexikanische Halbinsel Yucatan. Kurz vor seinem Landfall in der beliebten Urlaubsregion schwächte sich der Hurrikan auf Kategorie 2 ab und war nur noch mäßig stark. Immerhin wurden in der Spitze noch Windgeschwindigkeiten von bis zu 175 km/h gemessen. Kurz darauf verlor der Hurrikan weiter an Schwung und wurde zunächst auf Kategorie 1 abgestuft. Mittlerweile hat „Beryl“ seinen Hurrikanstatus verloren und zieht als Tropensturm über das Land.

Die mexikanischen Behörden waren gut auf den Landfall des Hurrikans vorbereitet und versuchten vor allem, die rund 340.000 Touristen vor Schaden zu bewahren, die sich in der Urlaubsregion zwischen Tulum und Cancún aufhalten sollen. Die Lokalregierung rief die höchste Warnstufe aus und brachte rund 8.000 Soldaten in die Region, um lokale Einsatzkräfte von Feuerwehr und Katastrophenschutz zu unterstützen. Zudem wurden Trinkwasserreserven angelegt und Evakuierungsplätze geschaffen. Man warnte vor starken Winden, Starkregen und Sturmfluten infolge schwerer Brandung an der Küste.

Als „Beryl“ die Kleinen Antillen, Venezuela und Jamaika heimsuchte, richtete der Hurrikan auf vielen Inseln große Schäden an. Auf einigen Inseln der Kleinen Antillen sollen bis zu 95 % der Gebäude beschädigt oder zerstört worden sein. Im Angesicht solcher Schadensmeldungen erscheinen die Opferzahlen vergleichsweise gering.

Vergleichsweise gering sind nach ersten Meldungen auch die Schäden, die „Beryl“ auf Yucatan anrichtete: Natürlich gab es zerstörte Hütten, abgedeckte Häuser, entwurzelte Bäume und umgestürzte Strommasten nebst Stromausfällen, von denen 50 % der Haushalte betroffen waren, doch neue Todesopfer wurden nicht gemeldet.

Erneuter Landfall in Texas prognostiziert

Damit ist die Geschichte von „Beryl“ aber noch nicht vorbei. Der Tropensturm soll über den Golf von Mexiko ziehen und dort an Stärke wieder zunehmen, so dass er wieder zu einem Hurrikan hochgestuft werden könnte. Anfang nächster Woche wird er dann die USA erreichen und in der Nähe von Houston im Bundesstaat Texas einen erneuten Landfall proben. Dort warnt man vor dem Strum der wahrscheinlich Überschwemmungen verursachen wird.

Yellowstone: Video zeigt Risse im Boden

Ein virales Video zeigt Risse im Boden – Stammt aber nicht aus dem Yellowstone N.P.

Der Yellowstone-Nationalpark ist nicht nur der älteste Nationalpark der Welt, sondern schützt ein einzigartiges Naturgebiet inmitten einer der größten vulkanischen Caldera unseres Planeten, in der sich die weltgrößte Ansammlung von Geysiren und heißen Quellen befindet. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten bewohnen die Wälder und Prärien, die als UNESCO-Weltnaturerbe ebenfalls unter Schutz stehen. Millionen Touristen besuchen den Yellowstone Jahr für Jahr, und so ist es nicht verwunderlich, dass das Areal auch medial von besonderem Interesse ist.

Immer wieder tauchen Spekulationen über einen bevorstehenden Vulkanausbruch auf, obwohl seit 2015 übergeordnet eine leichte Subsidenz registriert wird und es nur lokal zu kleineren Bodenhebungen kommt. Das heißt, der Boden sinkt überwiegend ab, anstatt sich zu heben, was man im Vorfeld einer Eruption erwarten würde. Die letzte Bodenhebungsphase fand zwischen 2004 und 2014 statt. Damals hob sich der Boden um 21 Zentimeter. Diese Bodenhebungsphase wurde von Erdbebenschwärmen begleitet, ähnlich wie jene, die wir heute in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei sehen. Dort werden solche Hebungsphasen mit dem Phänomen des Bradyseismos in Verbindung gebracht. Ähnliches könnte man auch für die Yellowstone-Caldera vermuten, denn auch hier treten solche Hebungs- und Senkungsphasen periodisch auf.

Der Grund für diesen Artikel ist ein Video, das heute in den sozialen Medien viral geht und lange Bodenrisse in einem Feld zeigt, das sich angeblich im Yellowstone-Nationalpark befinden soll. Die Risse ziehen sich über viele Hundert Meter hin und durchschneiden auch eine Piste. Im begleitenden Texten werden Ängste geschürt, dass die Aktivität im Yellowstone größer ist, als es von den Vulkanologen des YVO angegeben wird. Tatsächlich gibt es diese Risse, jedoch nicht im Yellowstone-Nationalpark. Das Video zeigt sehr wahrscheinlich Risse, die sich nahe dem Ort Meeteetse gebildet haben. Der Ort liegt südlich von Cody und außerhalb des Yellowstone-Nationalparks mit seiner Caldera. Hier ist der Boden in Bewegung, und man spricht von einem „Earthflow“, den man nicht mit einem klassischen Erdrutsch verwechseln sollte. Der Boden der Region gilt als instabil, und an sanft geneigten Hängen kann er sich langsam abwärts bewegen, wodurch Risse entstehen. Die Region ist tektonisch aktiv, aber es werden hydrogeologische Prozesse hinter den Instabilitäten vermutet.

Der Yellowstone-Vulkan indes zeigte im Juni normale seismische Aktivität auf Hintergundniveau: Wie das YVO im neuen Monatsbulletin berichtet, gab es 74 schwache Erschütterungen. Die stärkste hatte eine Magnitude von 2,5. Jahreszeitlich bedingt stoppte die Subsidenz, und es kam lokal zu leichter Bodenhebung. Hierfür soll ein vermehrter Wassereintrag ins Hydrothermalsystem des Vulkans verantwortlich sein. Dieser wird mit der Schneeschmelze in Verbindung gebracht.

USA: Dammbruch droht in Minnesota

Flutendes Blue Earth River in Minnesota umspülten Damm – Kollaps drohte

Das Extremwetter in den USA hält weiterhin an und im Bundesstaat Minnesota droht die Lage weiter zu eskalieren. Die Fluten des Blue Earth River transportierten Baumstämme und Unrat mit, die die Abläufe des über 100 Jahre alten Rapidan-Damms blockierten. Der Fluss suchte sich kurzerhand einen neuen Weg um den Damm herum und gefährdet so die strukturelle Integrität des Bauwerks, indem das Wasser die seitlichen Widerlager schwächt.

Die Wassermassen überfluteten auch ein Umspannwerk unterhalb des Damms und unterbrachen die Stromversorgung Hunderter Haushalte. Dem Betreiber gelang es dennoch, gestern Nacht die Versorgung wiederherzustellen.

In einer Pressemitteilung hieß es gestern, dass man unterhalb des Staudamms keine groß angelegten Evakuierungen plane.

Doch nicht nur der Blue Earth River bereitet in Minnesota Sorgen, auch andere Flüsse führen Hochwasser, und steigende Pegel lassen weitere Überflutungen befürchten. Der Blue Earth River mündet bei Mankato in den bekannteren Minnesota River. Der 534 Kilometer lange Fluss vereint sich mit dem Mississippi, der zusammen mit dem Missouri das längste Flusssystem der USA bildet. Auch der Minnesota River ist bereits über die Ufer getreten und verursachte die Sperrung von zwei Abschnitten des Highways 169.

Der Highway ist bei Mankato und St. Peter gesperrt. Der gesamte Verkehr von dieser vielbefahrenen Autobahn muss auf zweispurige Staatsstraßen umgeleitet werden. Mehrere Parks und Wanderwege wurden ebenfalls gesperrt.

Gouverneur Tim Walz bezeichnete die Überflutungen in seinem Bundesstaat als katastrophal und zog Vergleiche zu den historischen Fluten von 1997 und 2007. Er mobilisierte Soldaten der Minnesota National Guard, um bei dem Kampf gegen die Fluten zu helfen. Zusammen mit Freiwilligen wurden am Tetonka Lake in Waterville 70.000 Sandsäcke gefüllt, um Häuser am Seeufer zu schützen. Polizeichef John Manning forderte die Bewohner auf, Sicherheitsbarrieren zu respektieren und vorsichtig durch das Wasser zu fahren, um keine weiteren Schäden zu verursachen.

USA: Extremwetter und Hitzewellen bergen Gesundheitsrisiken

Extremwetter mit Hitzewellen, Unwettern und Überflutungen in den USA nimmt auf die Gesundheit Einfluss

In den USA herrschen weiterhin extreme Wetterbedingungen, die so gefährlich sind, dass sie inzwischen die Gesundheitsstatistiken beeinflussen und für ungewöhnlich viele Erkrankungen infolge von Hitze sorgen. Auch die Zahl der Hitzetoten steigt. Dabei ist das Wetter unterschiedlich extrem: Während es an der Ost- und Westküste ungewöhnlich heiß ist und Waldbrände wüten, gibt es im Norden und Süden der Vereinigten Staaten und angrenzenden Ländern ungewöhnlich heftige Unwetter mit Starkregen, die für Überflutungen sorgen.

Am Wochenende näherten sich die Temperaturen in den Metropolen der Ostküste der 40-Grad-Marke an. So wurden die höchsten Temperaturen in den Städten Arlington, Baltimore und Dulles gemessen. Diese Städte liegen zwischen Washington DC und New York. In der Stadt, die niemals schläft, dürfte Letzteres dieser Tage besonders schwergefallen sein, denn dort war es am Freitag bis zu 34 Grad heiß und auch nachts blieben die Temperaturen im subtropischen Bereich.

Hochwasser riss Eisenbahnbrücke in Iowa ein

Obwohl es aktuell im Bereich der Ostküste etwas abkühlt, drohen schwere Unwetter mit Gewittern und sogar Tornados. Die Gefahr hierfür ist im Mittleren Westen am größten. In Iowa kam es heute Nacht bereits zu schweren Unwettern, die den Fluss Sioux über die Ufer traten ließen. Die Wassermassen ließen eine Eisenbahnbrücke einstürzen.

Waldbrände in New Mexiko

Hitze herrscht auch im Westen des Landes, wo es besonders im Landesinneren von Kalifornien und Nevada unerträglich heiß ist. In den gesamten Staaten leben mehr als 100 Millionen Menschen in Gegenden, für die Hitzewarnungen ausgesprochen wurden. Besonders für alte und kranke Menschen sind die extremen Temperaturen unter Umständen tödlich.

Tödlich kann es auch sein, in einem Waldbrand zu geraten. So geschehen in New Mexiko, wo mindestens 2 Menschen infolge der Brände ums Leben kamen. Die Feuer machen auch vor Gebäuden keinen Halt und so wurden bereits mehr als 1400 Häuser Opfer der Flammen.

Schneestürme in den Höhenlagen der Rocky Mountains

Ein anderes Bild liefert der Süden der USA, wo der Tropensturm Alberto wütete und Starkregen Überschwemmungen verursachten. Einen krassen Kontrast zu der Hitze in den beschriebenen Regionen bildeten Schneestürme, die in den Höhenlagen der nördlichen Staaten zwischen Idaho und Montana noch Anfang letzter Woche auftraten.