Kilauea: Erdbeben Mb 4,4 erschüttert Hawaii

Ein Erdbeben der Magnitude 4,4 im Südosten des Vulkans Kilauea auf Hawaii – zahlreiche Nachbeben

Datum 15.09.24 | Zeit: 02:25:06 UTC | 19.387 ; -155.260 | Tiefe: 0,3 km | Mb 4,4

Unter dem hawaiianischen Schildvulkan Kilauea ereignete sich heute Nacht um 02:25:06 UTC (16:25 Uhr Lokalzeit) ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,4. Der Erdstoß wurde von der Bevölkerung auf Big Island, Hawaii, deutlich wahrgenommen. Berichte über Schäden liegen nicht vor.

Das Hypozentrum lag in einer geringen Tiefe von 0,3 Kilometern, also fast auf Höhe des Meeresspiegels im Vulkangebäude. Das Epizentrum wurde 7 km süd-südwestlich des Ortes Volcano verortet, der sich in der Nähe des Eingangs zum Volcano-Nationalpark befindet. Das Epizentrum lag somit ca. 1 Kilometer südöstlich der Kīlauea-Gipfelcaldera im Bereich der Oberen Ostriftzone. Es gab und gibt zahlreiche Nachbeben, die sich überwiegend im Bereich der Mittleren Ostriftzone erstrecken und bis unterhalb des Puʻu ʻŌʻō-Kraters reichen. Auffallend ist, dass einige Minuten nach dem Erdbeben eine Tremorphase begann. Das HVO erklärte jedoch, dass das Erdbeben keine sichtbaren Auswirkungen auf die Vulkane Mauna Loa oder Kīlauea hatte. Eine Eruption ist demnach bislang nicht eingetreten.

Die Vulkanologen des HVO gehen davon aus, dass die Stärke, Lage und Art des Erdbebens darauf hinweisen, dass es mit dem Magmaspeichersystem unter dem Gipfelbereich des Kīlauea zusammenhängt, das sich bis in die obere East Rift Zone erstreckt, wo es kürzlich zu Magmaintrusionen kam. Innerhalb der ersten 30 Minuten nach dem Erdbeben wurden mehrere Nachbeben registriert, was für ein Ereignis dieser Größenordnung typisch ist. Weitere Nachbeben werden voraussichtlich geringfügig sein, können aber noch Tage oder Wochen andauern.

Das Magmaspeichersystem steht unter Druck, der durch eine langsame Magmeninflation aus der Tiefe weiter steigt. Letztendlich wird der Druckanstieg zu einer Eruption oder der Bildung eines magmatischen Gangs führen, wie es in den letzten Monaten mehrfach beobachtet wurde. Der Halemaʻumaʻu-Krater steht derzeit nicht mehr im Fokus der Aktivität, die sich zunehmend in Richtung der Ostriftzone verlagert hat.

Update: Wenn ich mit die Mikroseismizität plus die starke Deflation anschaue, vermute ich, dass das stärkere Beben heute Nacht der Auftakt für eine weiter Bildung eines Magmatischen Gangs war. Vermutlich intrudiert Magma ins Ostrift.

Der Antelope-Canyon im Land der Navajos

Lichtstrahl im Antelope Canyon. © Leroy Szeglat

Den Antelope-Canyon besuchte ich bereits zweimal. Das erste Mal zu Anfang der 1990er Jahre, als der Canyon noch ein Geheimtipp für Liebhaber geologischer Naturwunder war, das zweite Mal im Juli 2024, als der Massentourismus dieses Kleinod komplett entzaubert hatte. Obwohl das Spiel von Licht, Schatten und Farbe unverändert war, wurde der Slotcanyon von den vielen Menschen entweiht. Schon erstaunlich, was einige Jahrzehnte der Entwicklung nicht alles kaputt machen können.

Antelope-Canyon: Im Sandstein aus der Zeit der Dinosaurier

Dabei ist die Basis des Canyons alt, uralt sogar, denn die Sandsteine der Navajo-Serie des Coloradoplateaus wurden bereits im Erdzeitalter Jura abgelagert und sind zwischen 190 und 180 Millionen Jahren alt. Zu dieser Zeit erlebten die Dinosaurier ihre volle Blüte. Die Sandkörner wurden über mehrere Millionen Jahre hinweg in einer Wüste abgelagert, so dass ein riesiges Dünenfeld entstand. Der Sand geriet unter den Druck der immer mächtiger werdenden Schichten und zementierte, indem Fluide Mineralien wie Quarz und Kalzit durch die Poren zirkulieren ließen und mineralisierten. Eisenoxide verliehen dem Sandstein seine rote Färbung.

In den folgenden Jahrmillionen wurde das Gebiet durch tektonische Kräfte angehoben. Dies setzte die Sandsteinformationen den Elementen aus, insbesondere dem Wasser, aber auch Wind und Frost nagten an ihm. Der eigentliche Canyon entstand durch die Erosion: Während der Regenzeit fließen in der Region starke Regenfälle, die zu heftigen Sturzfluten führen. Diese Fluten spülten mit enormer Kraft durch den Sandstein und schnitten dabei die engen, tiefen Schluchten aus, die heute als Slot Canyons bekannt sind. Von diesen gibt es mehrere auf dem Coloradoplateau und besonders abenteuerliche Gesellen entwickelten eine eigene Sportart: das Canyoning.

Die Erosion durch Wasser war so intensiv, dass sich die schmalen und tiefen Schluchten bildeten, die den Antelope-Canyon auszeichnen. Die geschwungenen, wellenförmigen Wände und die glatten Oberflächen sind das Ergebnis dieser lang andauernden Erosionsprozesse.

Die beeindruckenden Lichtspiele im Canyon sind ein Nebeneffekt der engen Spalten an der Oberfläche, durch die das Sonnenlicht nur an bestimmten Stellen und zu bestimmten Tageszeiten einfällt. Diese wechselnden Lichtverhältnisse tragen zur Schönheit und Einzigartigkeit des Canyons bei. Tatsächlich gibt es Bereich im Antelope Canyon, die ehr den Charakter einer Höhle aufweisen als den einer Schlucht, so schmal ist er an der Oberfläche. Außerdem gibt es eine Oberen- und Unteren-Antelope-Canyon, da er in seiner Mitte erodierte und nicht ganz durchgeht.

Bei meinem jüngsten Besuch dort macht mich unser indigener Führer auf eine dünne Schicht vulkanischen Gesteins aufmerksam, die er als alten Lavastrom bezeichnete. Er meinte, dass es hier früher einen Vulkan gegeben habe, der Lavaströme aussandte, als sich die Sandsteine abgelagert haben. Leider blieb keine Zeit, damit man sich das genauer anschauen konnte. Für mich sah es allerdings eher wie ein zementiertes Konglomerat oder eine dünne Tuffschicht aus. Für einen Lavastrom war mir die Schicht zu dünn. Allerdings ist sie halt so alt wie der Sandstein und könnte schon einiges an Erosion und Umwandlung erlebt haben, bevor sich weitere Sandstein auf ihr ablagerte. Zudem gab es in dem Areal eine Diskordanz. In der Literatur konnte ich keinen Hinweis auf entsprechende Gesteine am Antelope Canyon entdecken, obwohl es bekannt ist, dass es am nahegelegenen Grand Canyon Vulkanausbrüche gab.

Übrigens: Der Antelope-Canyon ist nicht in einem Nationalpark geschützt, sondern liegt auf Privatland eines Navajo-Reservats. Lange Zeit war er nur den amerikanischen Ureinwohnern bekannt. Für die Navajos war der Canyon lange Zeit ein heiliger Ort. Erst im 20. Jahrhundert tauchte er in der Literatur auf, zunächst in wissenschaftlichen Berichten und Tagebüchern und später in Reiseführern und Kunstwerken. Sein Bekanntheitsgrad stieg deutlich in den 1980er und 1990er Jahren, hauptsächlich durch die Arbeit von Fotografen, die seine außergewöhnliche Schönheit dokumentierten.

Bermuda: Hurrikan Ernesto rückt an

Hurrikan Ernesto hält auf Bermuda zu – Taifun Ampil bedroht Japan

Hurrikan Ernesto nähert sich den Bermuda-Inseln als Sturm der Kategorie 2, wie das National Hurricane Center mitteilte. Es wird erwartet, dass Ernesto eine längere Phase starker Winde und Sturmfluten auf Bermuda bringt, die bereits begonnen hat und bis Samstagnacht andauern dürfte. Daher gilt für das Archipel eine Hurrikanwarnung. Vorbereitungen zum Schutz von Leben und Eigentum sollten daher schnell durchgeführt werden.

Zuvor zog der Wirbelsturm an Puerto Rico vorbei und brachte große Regenmengen mit sich, die das Land teilweise überfluteten, obwohl der Sturm in mehreren Hundert Kilometern Entfernung an den Inselstaat vorbeizog. Es kam zur Kontamination von Trinkwasseraufbereitungsanlagen und die Trinkwasserversorgung wurde lokal unterbrochen.

Ernesto ist ein großer tropischer Wirbelsturm. Orkanartige Winde erstrecken sich bis zu 120 km vom Zentrum, während tropische Sturmwinde bis zu 440 km weit nach außen reichen.

Der Sturm bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 21 km/h nach Nordosten und wird voraussichtlich heute Früh über Bermuda vorbeiziehen. Die maximal anhaltenden Winde betragen etwa 160 km/h mit stärkeren Böen.

Der Sturm könnte auch gefährliche Wellen und lebensgefährliche Strömungen bis zum Wochenende an die Küste Floridas und die gesamte Ostküste der USA bringen. Es gibt Warnungen vor Brandungsrückströmungen. Der Sturm kann auch für kleine Boote aufgrund der erzeugten Dünung gefährlich werden.

Am Freitagabend befand sich der Hurrikan östlich von Florida und wird voraussichtlich weit vor der Küste bleiben, während er sich nach Norden bewegt. Ernesto ist der jüngste Sturm der atlantischen Hurrikansaison 2024, der gut eine Woche nach Hurrikan Debbys Landfall in Floridas Big Bend entstanden ist.

Während man sich also in der Karibik auf den nächsten Sturm vorbereitet, kämpft man vor allen im Südosten der USA noch gegen die Folgen des letzten Hurrikans an. Debby richtete große Zerstörungen an, wobei nicht nur die starken Winde die Katastrophe auslösten, sondern vor allem der Starkregen, der viele Küstenregionen überflutete. Die Schadenssumme wird aktuell mit 1,3 Milliarden USD beziffert.

Nicht nur in der beschriebenen Region kämpft man aktuell gegen Stürme und Fluten an, sondern auch in anderen Teilen der Welt. An der japanischen Küste wütet Taifun Ampil, der bereits gestern Stromausfälle und Verkehrschaos verursacht. Zahlreiche Flüge mussten zudem gestrichen werden. Die Stadt Iwaki in der Präfektur Fukushima stand vor der Evakuierung, von der 320.000 Menschen betroffen sind. Auch hier erreichen die Windgeschwindigkeiten 160 km/h.

Im Yemen lösten starke Regenfälle Überschwemmungen aus, in deren Folge mindestens 57 Menschen den Tod fanden. Tausende wurden obdachlos.

Bryce Canyon: Von Hoodoos, Ruby und Messern

Die bizarre Felsenlandschaft des Bryce Canyons – Und wer zum Teufel ist Ruby?

Die zweite Etappe unserer USA-Reise, die uns mit dem Wohnmobil durch den Südwesten der USA führte, brachte uns zum Bryce Canyon. Die Schlucht am Rand des Colorado-Plateaus hat einen ganz anderen Charakter als etwa der Zion-Canyon, den wir zuvor besucht haben. Dort dominieren massive Felswände das Bild, die Hunderte Meter hoch aufsteigen. Im Bryce Canyon hingegen prägen unzählige Gesteinstürme und Rippen das Landschaftsbild. Diese seltsam anmutenden geologischen Sandsteinformationen haben sogar eine eigene Bezeichnung: Hoodoos! Auch sie wurden vom Bildhauer der Erosion geschaffen, wobei der Künstler nicht nur die erosive Kraft fließenden Wassers, sondern vor allem die Frostsprengung nutzte.

Der Bryce Canyon ist in einem Nationalpark geschützt. Er befindet sich nur 80 Kilometer vom Zion entfernt im US-Bundesstaat Utah und liegt in einer Höhenlage zwischen 2.400 und 2.700 Metern. Nachts kann es hier auch im Sommer empfindlich kalt werden, während es tagsüber brütend heiß ist. Auch die täglichen Temperaturunterschiede tragen zur Erosion bei.

Der Park ist nach Ebenezer Bryce benannt, einem Mormonenpionier, der in den 1870er Jahren in der Gegend lebte und dort Viehwirtschaft betrieb. Im Jahr 1928 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt, nachdem es 1923 zunächst als National Monument ausgewiesen worden war.

Die Vegetation der Gegend ist vielfältig, und im Nationalpark gibt es unterschiedliche Vegetationszonen, die nach der Höhenlage gestaffelt sind. So findet man Wüstensträucher, aber auch Tannenwälder. Die Tierwelt ist ebenfalls mannigfaltig, es gibt Maultierhirsche, Füchse, Kojoten und eine Vielzahl von Vogelarten, darunter den Kalifornischen Kondor und den Wanderfalken.

Als Besucher des Bryce Canyons arbeitet man meistens erst einmal die Aussichtspunkte ab, die bequem mit dem Wagen zu erreichen sind und so wohlklingende Namen wie Sunrise Point, Sunset Point, Inspiration Point und Bryce Point tragen. Typischerweise unternimmt man dann Wanderungen in den Canyon hinab. Wanderwege gibt es mehr als genug und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, darunter den beliebten Navajo Loop Trail und den Queen’s Garden Trail.

Über unsere Campingerfahrungen am Bryce Canyon habe ich schon ausführlich im Hauptartikel zur USA-Reise geschrieben. Hier nur so viel: Wir standen zwei Tage auf dem Sunset Campground, und das Campingerlebnis hier übertraf deutlich das, was man normalerweise in Deutschland erfährt. Mehr Platz, inklusive Feuerstelle, viel naturnäher als bei uns, und nahe an Aussichtspunkten mit spektakulären Landschaften. Die Sanitäranlagen sind allerdings nur rudimentär ausgestattet. Ein prima Ausgangspunkt für alle, die zum Sonnenaufgang zu Wanderungen in den Canyon aufbrechen wollen. Diese können besonders im Sommer schweißtreibend sein, obwohl ich sie vom Gelände her angenehm zu gehen finde. Fantastische Perspektiven ergeben sich auf jeden Fall, und es ist ein besonderes Erlebnis, zwischen den Hoodoos umherzuwandeln und nach ihren Decksteinen Ausschau zu halten.

Apropos Canyon: Genau genommen ist der Bryce Canyon kein Canyon im geologischen Sinne. Die bizarren Erosionsformen sind an der Südostkante des Paunsaugunt-Plateaus entstanden, das Teil des riesigen Colorado-Plateaus ist. Entlang einer Strecke von gut 30 Kilometern haben sich an dieser Schichtstufe mehrere Ausbuchtungen gebildet, die man gerne mit einer Reihe von Amphitheatern vergleicht. In diesen Amphitheatern bildeten sich die Steintürme der Hoodoos und sicher auch einige labyrinthartige Canyons als sekundäre Strukturen. Der eigentliche Bryce Canyon ist das größte dieser Amphitheater. Es erstreckt sich über eine Länge von 19 Kilometern, ist 5 Kilometer breit und weist eine Höhendifferenz von mehr als 240 Metern auf.

Das Bowie Messer im Rubys General Store

Zum Abschluss eine kleine Anekdote aus dem Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks: Praktisch jedes Geschäft, Restaurant und Hotel scheint dort jemandem namens Ruby zu gehören und man entkommt diesem Namen auf den Schildern der Geschäfte praktisch nicht. Ruby war ein Farmer, der 1916 in die Region übersiedelte und mit vollem Namen Reuben C. (Ruby) Syrett hieß. So ergab es sich, dass Leroy und ich Rubys General Store nach Outdoor-Equipment durchstöberten. Leroy liebäugelte mit einem schön gearbeiteten Bowie-Messer als Souvenir und wir kamen darüber mit der Verkäuferin der Waffenabteilung ins Gespräch, als ich fragte, wie lang die Klinge sei. Ich erklärte ihr, dass in Deutschland Messer mit einer Klingenlänge von mehr als 12 Zentimetern verboten sind bzw. nicht mitgeführt werden dürfen. Dasselbe gilt für Spring- und Einhandmesser, die generell verboten sind. Die Verkäuferin schaute mich mit einem verstörenden Gesichtsausdruck an, der wohl Zweifel und Mitleid zugleich ausdrücken sollte. Sekunden später schüttelte sie lächelnd den Kopf und meinte: „Ihr Deutschen!“.  Glaubte sie, ich hätte sie verkohlt? Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie von der Absicht unserer Innenministerin wüsste, die Deutschen in ihren Rechten noch weiter einzuschränken, sodass nur noch Pommespieker mit 6 cm Klingen erlaubt sind? Wie bitte soll man mit so einem Nagelclipser Fische ausnehmen oder beim Camping Brot schneiden oder Feuerholz spalten? Langsam wird es skurril bis lächerlich in unserem überzivilisierten Land der Verbote! Wenn Großstadtmädchen – und Jungs im Berliner Parlament keine Messer brauchen -die wohl die allermeisten vernunftbegabten Menschen als Werkzeug und nicht als Waffe einsetzten-, können die schön für sich selbst sprechen, ich werde nicht darauf verzichten ein EDC (Every Day Carry) bei mir zu haben. Schließlich bin ich auch jemand, der immer für den Notfall gerüstet sein möchte. Aber gut, vielleicht wechsle ich bei einem Messerverbot zum Tomahawk! Das schöne Bowiemesser kaufte ich übrigens nicht und ärgere mich heute darüber.

USA: Moderates Erdbeben erschütterte Los Angeles

Erdbeben der Magnitude 4,3 erschütterte Los Angeles – Schrecksekunden für Anwohner der Region

Datum 12.08.2024 | Zeit: 19:20:24 UTC | 34.083 ; -118.179 | Tiefe: 11 km | Mb 4,3

Der Großraum Los Angeles (USA) wurde gestern Abend (mittags Ortszeit) von einem moderaten Erdbeben der Magnitude 4,3 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 11 Kilometern Tiefe. Das EMSC lokalisierte das Epizentrum 7 km nordöstlich des Stadtzentrums von Los Angeles, also etwa in der Gegend von Hollywood und dem Griffith-Observatorium. Es folgten zwei Nachbeben mit Magnituden im Zweierbereich. Berichte über größere Schäden liegen nicht vor, doch der Erdstoß wurde in einem Umkreis von 150 Kilometern um das Epizentrum deutlich gespürt und schreckte zahlreiche Anwohner auf, die teilweise ihre Häuser verließen, aus Angst, es könnte sich um das Vorbeben eines stärkeren Erdstoßes handeln, der jedoch bisher ausblieb.

Das Erdbeben stand tektonisch gesehen in Verbindung mit der San-Andreas-Verwerfung. Die große Blattverschiebung verläuft einige Kilometer nördlich von Los Angeles und gilt als die Geißel Kaliforniens: Auch wenn Seismologen nicht vorhersagen können, wann sich ein starkes Erdbeben ereignen wird, so sehen sie doch eine 99,7-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten 14 Jahren zu einem Erdbeben der Magnitude 6,7 kommen wird. Die Wahrscheinlichkeit für ein Beben der Magnitude 7,5 oder mehr wird mit 46 Prozent angegeben. Die Besorgnis der Bevölkerung ist also begründet.

Das Erdbeben störte mehrere TV-Live-Sendungen; so war es unter anderem während einer NBA-Übertragung zu sehen. Auch eine Nachrichtensprecherin geriet durch die Erschütterungen im Studio ins Stocken und kommentierte, dass es wohl ein leichtes Erdbeben gewesen sei.

Los Angeles ist Austragungsort der Olympischen Spiele 2028, die autofrei stattfinden sollen. Mir persönlich ist es ein Rätsel, wie man dies in dieser Metropolregion managen will. Noch interessanter dürften Notfallpläne zur Evakuierung und Versorgung von Olympiateilnehmern, Zuschauern und der Bevölkerung sein, sollte sich das erwartete starke Erdbeben ausgerechnet zu dieser Zeit ereignen. Viele der achtspurig ausgebauten Autobahnen verlaufen im Stadtgebiet über brückenartige Galerien und stellen im Falle eines starken Bebens eine der Schwachstellen dar. Im Großraum Los Angeles leben fast 18 Millionen Menschen.

Zion Nationalpark – Erste Etappe der USA Reise

Die versteinerten Dünen im Zion Nationalpark

Wie ich im ersten Teil des Reisebericht bereits angekündigt habe, veröffentliche ich in lockerer Folge weitere Beschreibungen zu den Nationalparks im Südwesten der USA, die wir im Rahmen unseres Sommerurlaubs 2024 bereist haben. Wir, das sind Leroy, Ullah und Marc. Die erste Etappe führte uns in den Zion Nationalpark im US-Bundesstaat Utah.

Der Zion Nationalpark befindet sich im südwestlichen Teil von Utah und umfasst eine Fläche von etwa 593 Quadratkilometern. Der Park wurde 1909 von Präsident William Howard Taft als Mukuntuweap National Monument ausgewiesen und 1919 in Zion Nationalpark umbenannt.




Im Zion N.P. finden sich -wie in vielen Naturschutzgebieten auf dem Coloradoplateau- beeindruckende Sandsteinformationen. Das Herzstück des Parks ist der Zion Canyon, der vom North Fork Virgin River in die Felsformationen geschnitten wurde. Von Wind und Wasser glatt geschliffen, bilden fast senkrechte aufsteigende Felswände eine majestätische Kulisse, die jedes Geologenherz höherschlagen lässt. Bei dem Sandstein, der während der Trias- und Jurazeit abgelagert wurde, handelt es sich überwiegend um den Navajo-Sandstein.

Während der Hauptreisezeit darf man den Park nicht mit dem eigenen Wagen befahren, sondern muss Shuttlebusse nutzen, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ansteuern. Genaugenommen wird man meistens nur in die Nähe der Sehenswürdigkeiten gefahren, denn die eigentlichen Ziele wollen erwandert werden. So ist Hiking angesagt. Das Problem: Als wir dort in der ersten Julihälfte waren, lagen die Temperaturen bei über 40 Grad und für ausgedehnte Wanderungen war es uns einfach zu heiß. Darüber hinaus sind die interessantesten Plätze nur mit limitierten Permits zu erwandern, die zu ergattern oft Glückssache ist.

Die hoch aufragenden Felswände sind zudem ein El Dorado für Sportkletterer. Zu diesen zähle ich mich nicht mehr, denn meine Ambitionen in dieser Richtung endeten vor 30 Jahren jäh, als ich mir bei einer Kletterpartie meine Hand an einem scharfen Stein bis auf die Knochen aufgeschnitten hatte. Die Narbe ziert mich noch heute.

Unser Aufenthalt im Zion beschränkte sich auf wenige Stunden und wir begnügten uns damit, mit dem Bus durch die Schlucht zu fahren. Darüber hinaus bekam ich endlich mal die Gelegenheit, die versteinerten Dünen zu fotografieren, die aufgrund ihrer tollen Schrägschichtung vielen Geologen bekannt sind. Bei meinem ersten Besuch hier verpasste ich die Dünen, da sie im Osten des Parks liegen, den ich damals nicht ansteuerte.

Vom Zion N.P. aus steuerten wir den Bryce Canyon an, den man in weniger als 2 Stunden Fahrtzeit erreicht. Außerdem kann man vom Zion aus gut in Richtung Grand Canyon-North-Rim weiterfahren.

USA 2024: Go West!

Panoramafoto vom Bryce Canyon in Utha. © Marc Szeglat

Bericht zum Roadtrip im Südwesten der USA im Juli 2024

Erste Woche von Las Vegas zum Arches N.P.: Im Wunderland der Canyons

Zugegeben, mitten im Hochsommer in den Südwesten der USA zu reisen, ist nicht unbedingt die beste Idee, auf die man kommen kann, denn der Juli ist dort der heißeste Monat im Jahr. Um dann noch ausgerechnet Las Vegas in Zeiten des Klimawandels (aus dem wir aber auch nicht mehr herauskommen werden) anzusteuern, muss man entweder bekloppt oder fatalistisch-enthusiastisch sein, und zumindest auf den Autor dieser Zeilen trifft beides zu. Zu meiner Verteidigung habe ich zu sagen, dass man sich mit einem schulpflichtigen Kind und einer Freundin im öffentlichen Dienst eines Kindergartens, in dem man nur während der Sommerschließung lang genug Urlaub am Stück bekommt, um länger zu verreisen, nicht unbedingt die Reisezeit aussuchen kann. Wenn man also dann in die USA reisen möchte, heißt es: „Friss oder lass es sein!“. Dass wir Las Vegas ansteuerten, war ein wenig der Preisgestaltung der Airlines geschuldet, denn entgegen den Zielen in den Metropolen der Westküste spart man hier gut 200 Euro pro Flugticket. Also nahmen wir den Schweiß bei der Buchung der Flüge in Kauf und fluchten dann am Ziel angekommen nicht schlecht, denn es war nicht nur heiß, sondern kochend: Das Thermometer zeigte 47 Grad Celsius an, und in den Nachrichten sprach man nicht nur von einer Hitzewelle, sondern vom heißesten Juli in Las Vegas seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Nun ja, Sport wollte ich hier sowieso nicht treiben.

Unsere erste Nacht verbrachten wir im Hotel Stratosphere, das wir aufgrund seines hohen Turms ausgewählt hatten, von dem man einen tollen Blick über die Spielermetropole im Bundesstaat Nevada hat. Das Problem hier und in ganz Las Vegas ist nur, dass man mit einem Minderjährigen nicht die Casinobereiche der Hotels betreten darf, was dann das Besichtigungsprogramm für die begleitenden Erwachsenen doch ein wenig einschränkt. Im Aussichtsturm machten wir die erste Bekanntschaft mit den Preisen in den USA: Für zwei Slush-Eis und eine Flasche Wasser war ich dann gleich 20 USD los. Früher galt Las Vegas immer als Billigmeier, und man lockte die Leute über günstige Drinks und „All-You-Can-Eat-Buffets“ in die Casinos. Sollte sich daran seit meinem letzten Besuch hier vor 30 Jahren etwas geändert haben? Um die Antwort vorwegzunehmen: Ja! Spätestens beim Frühstück wurde klar: Amerika ist teuer. Durchschnittspreis für drei Mal amerikanisches Frühstück mit Getränken lag bei 70 USD. Nicht nur in Las Vegas, sondern auf der ganzen Tour. Ich habe mich bis heute nicht getraut, meine Kreditkartenabrechnung anzusehen.

Am nächsten Tag nahmen wir unser gemietetes Wohnmobil in Empfang: Es war ausgerechnet in Dunkelgrau gehalten, und eine Sauna war nichts gegen die Temperaturen in seinem Inneren. Der Übergabecheck, der online erfolgte und mit dem Smartphone in der Hand abgearbeitet werden musste, dauerte über eine halbe Stunde und brachte mich an den Rand eines Kreislaufkollapses. Erst später sollte ich auf die Idee kommen, den Motor einfach auch im Stand laufen zu lassen und die Klimaanlage voll aufzudrehen, was hier üblich ist. Auch wenn man kurz aussteigt, etwa um ein Foto zu machen oder einkaufen zu gehen, praktiziert man es so. Ich lernte schnell: In dem Land, in dem man unter Hitzewellen und Waldbränden leidet wie kaum anderswo, schert man sich einen Dreck um Klimaschutz! Natürlich geht man nicht mit gutem Beispiel voran, wenn man zum Schwitzen elf Stunden über den großen Teich fliegt und mit einem Wohnmobil durch die Gegend fährt, doch im Endeffekt bin ich auch nicht bereit, auch noch aufs Reisen ganz zu verzichten, wenn anderswo permanent voll aufgedreht wird.

Am Duck-Creek bei Cedar City. © Marc Szeglat
Nachdem die Formalitäten erledigt waren, ging es direkt auf die Straße und hinaus aus dem Höllenloch Las Vegas, hinauf in die kühleren Regionen des höher gelegenen Coloradoplateaus. Da es schon Spätnachmittag war, als wir endlich losfahren konnten, steuerten wir zuerst eine nette Bergregion bei Cedar City an und übernachteten im Duck-Creek-Statepark. Wie es der Zufall so will, gab uns einer der Security-Männer im Stratosphere den Tipp, uns dort umzusehen. Und tatsächlich war es ein wunderschöner Ort, mitten in einem Pinienwald, wo sich der Entenbach zu einem See erweiterte. Hier schlug gleich Leroys und mein Anglerherz höher, doch um die Ruten auszupacken, hatten wir noch nicht die Muße.

Als nächstes mussten wir den Zion Nationalpark und den Bryce Canyon ansteuern, da wir den Campingplatz im Bryce Canyon Nationalpark reserviert hatten. Erfahrungsgemäß ist es nicht einfach, auf die Plätze in den Nationalparks unterzukommen, besonders nicht in der Ferienzeit. Den Zion nahmen wir im Schnellgang mit, fotografierten die versteinerten Dünen und sagten die geplante Wanderung zu den Emerald Springs kurzerhand ab, weil es hier zwar kühler war als in Las Vegas, das Thermometer aber trotzdem die 40-Grad-Marke sprengte. Außerdem nervte es, dass man nur mit den nationalparkeigenen Bussen durch die Schlucht fahren durfte.

Camping im Bryce Canyon Nationalpark

Abends erreichten wir dann den Bryce Canyon Nationalpark, wo die Temperaturen immer noch warm, aber erträglich waren. Tatsächlich war der Campingplatz voll, doch die Reservierung hatte geklappt und wir konnten zwei Nächte hier bleiben. Wie auf solchen Plätzen üblich, gab es weder Strom für den Camper, noch anderen Luxus, der über einfache Toiletten (immerhin mit Spülung) und einem Waschbecken hinausging. Sehr zu Ullahs Leidwesen. Zwar hatte der Camper ein Duschklo, aber wir noch kein Wasser im Tank, und so richtig wollten wir Dusche und Klo nicht benutzen. Mich musste man eh mit Pressluft in die Kabine hineinschießen, so eng war das Teil, und außerdem hielt sich meine Motivation in Grenzen, ständig eine Kassette mit chemisch aufgelösten Fäkalien zu reinigen! Also, erstmal keine Dusche, dafür schnell zum Aussichtspunkt mit Blick auf den Canyon, um den Sonnenuntergang zu genießen.

Der Bryce Canyon gehört meiner Meinung nach zu den schönsten geologisch geprägten Naturwundern im Südwesten der USA. Der von Wind, Wasser und Frost modellierte Canyon im Sandstein des Colorado-Plateaus schimmert in allen vorstellbaren Nuancen von Rot bis Ocker. Die Farben variieren mit dem Licht. Am Morgen brachen wir mit dem Sonnenaufgang zu einer kleinen Wanderung auf und stiegen in den Canyon hinab. Das Besondere hier sind die Hoodoos genannten Sandsteintürme, die unter einem Deckstein aus härterem Material stehen geblieben sind, während der Sandstein rundherum erodierte. Ähnliche Feenkamine kenne ich ansonsten nur aus Göreme in der Türkei. Bereits um 10 Uhr beendeten wir aufgrund der zunehmenden Hitze unsere Tour und gingen im Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks zum Brunch. Wir erfuhren, dass es abends ein Rodeo geben sollte, das wir uns natürlich anschauen wollten. Zurück auf dem Campingplatz streiften wir auf dem Gelände umher und bestaunten die Gespanne der Einheimischen. Caravan-Salon lässt grüßen! Unser Campervan schnitt im Vergleich zu den anderen Wohnmobilen, die schnell mal 250.000 USD und mehr kosten, ziemlich schlecht ab. Bei uns kam die Frage auf, wie sich so viele Amerikaner sowas leisten können. Tatsächlich verdient man in den USA deutlich mehr als bei uns, was sich auf den Campingplätzen u.a. durch Stille bemerkbar machte: Saufgelage und nächtliches Krakeelen erlebt man auf Campingplätzen in den USA nicht. Hier steht man auch nicht Hering an Hering, sondern hat geräumige Stellplätze mit eigener Feuerstelle und Tischen mit angebauten Bänken zur Verfügung. Häufig gibt es sogar eine Bärenbox mit Stahltor, in der man Lebensmittel einschließt, damit Bären nicht Zelte oder Caravans demolieren und plündern. Außerdem kann man hierin prima übernachten, falls es doch mal ein Bär bis ins Zelt schafft.

Während die Campingplätze in den Parks meistens zwischen 20 und 30 USD pro Nacht kosten, sieht es bei den privat betriebenen Anlagen anders aus: Hier gibt es dann Duschen, Strom und Wasseranschlüsse für die Wohnmobile, aber auch Rechnungen, die dreistellig werden können. Auf so einem Campingplatz begaben wir uns nachmittags zum Duschen und Wassertankauffüllen. Für die Dusche bezahlten wir 8 USD pro Person, was in meinen Gedanken die 70 € für den Eintritt in der Blauen Lagune auf Island ein wenig abmilderte. Luxus hat eben seinen Preis, und wenn man sein Duschklo im Camper nicht dreckig machen will, muss man den zahlen und darf nicht jammern. Ein Gedanke, den ich noch öfter denken sollte.

An unserem letzten Abend in der Region besuchten wir dann noch das Rodeo. Es war mal eine interessante Erfahrung, so etwas live zu sehen. Das Ganze erinnerte ein wenig an eine Stuntshow mit gut trainierten Reitern, die gekonnt von Pferden und Bullen fielen.

Abstecher zum Grand Canyon

Vom Bryce Canyon ging es zu einem kurzen Abstecher ans North Rim des Grand Canyons. Den mehrtägigen Abstieg in die größte Schlucht der Welt sparten wir uns. Dafür absolvierten wir den Rim Drive und genossen von verschiedenen Parkplätzen aus den Blick über den Canyon. Besonders im Licht der tiefstehenden Sonne des Nachmittags entfalteten die Jahrmillionen alten Gesteinsschichten ihre volle Farbenpracht. Unglaublich, welche Naturkräfte hier am Werk gewesen sein müssen.

Da wir uns aufgrund der hohen Temperaturen so manche Wanderung erspart hatten, lagen wir ziemlich gut in der Zeit, und so beschlossen wir, Leroy seinen sehnlichsten Wunsch zu erfüllen und dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten. Dazu mussten wir nach Page zum Lake Powell fahren, wo der Colorado River in einer Schlucht, ähnlich dem Grand Canyon, gestaut wird. Der Weg dorthin führte durch die menschenleere Halbwüste, und hier bekamen wir einen schönen Eindruck von der Weite des amerikanischen Südwestens. Kurz vor dem Ziel legten wir eine kleine Pause an den beiden Navajo Bridges ein, die hier über den Fluss führen, der als Lebensader der gesamten Region gilt. Ich fragte zwei Biker, ob ich sie fotografieren dürfte, und einer sprang sogar von seiner Harley und gestattete Leroy, eine Runde zu drehen.

Der Antelope-Canyon: Steingewordener (Alp)Traum

Den Antelope Canyon kannte ich schon von einem früheren Besuch des Südwestens, und zweifellos gehörte er immer in meine Top 10 geologischer Naturwunder. Leider scheint er nicht nur in meiner Liste weit oben zu stehen. Im Vorfeld unseres Abstechers recherchierte Leroy während der Fahrt im Internet zum Antelope Canyon und kam zu dem Schluss, dass man zwingend eine Online-Reservierung bei einem der zahlreichen Veranstalter buchen müsste, doch praktisch alle Plätze waren natürlich vergeben. Außerdem waren mir diese Touren zu teuer, denn die Preise lagen zwischen 120 und 180 USD pro Person für einen gut 2-stündigen Trip. Doch ich, wie immer optimistisch, meinte, dass man beim Navajo vor Ort bestimmt noch etwas deichseln konnte. Ich erinnerte mich an das Gatter am Eingang zum Indianerland, vor dem ich vor 30 Jahren stand, an dem ein Schild mit einer Telefonnummer hing, die man anrufen sollte, wenn man den Slickrock-Canyon besichtigen wollte. Damals wählte ich diese Nummer und verabredete mich mit dem Besitzer der Schlucht, die in einem Navajo-Reservat auf Privatland liegt. Während ich mit meiner damaligen Begleiterin auf den Navajo wartete, gesellten sich noch eine Handvoll anderer Touristen zu uns und der Native American fuhr uns gegen ein moderates Entgelt zur Schlucht, wo wir uns frei umsehen konnten. Damals schrieb ich ins Tagebuch: „Der Antelope Canyon, ein steingewordener Traum, der in allen Variationen von Gelb, Rot und Ocker schillert“. Wieder am Tor gab er sein Einverständnis, dass wir uns noch in den Lower Antelope Canyon begeben konnten, den wir dann tatsächlich für uns ganz alleine hatten und eine spannende Klettertour erlebten. Umso heftiger musste ich schlucken, als wir jetzt auf die gut ausgebaute Touristenstation zufuhren, in der deutlich über 150 Schaulustige warteten. In der Ferne lag eine zweite Station, die den Eintritt in den Lower Canyon verwaltete.

Anstelle des alten Tors gab es einen gut ausgebauten Parkplatz, einen überdachten Wartebereich für die Touristen, zwei Ticketschalter, zwei Reihen echt vollgeschissener und seit Wochen nicht geleerter Dixiklos und gut 20 Pickups mit Sitzbänken für bis zu 14 Personen auf der Ladefläche. Die einen hatten rote Baldachine, die anderen blaue. Beide knackten sicher beim reinbeißen. Es gab also zwei Tourenanbieter, die alle 40 Minuten zeitversetzt mit einer Tour starteten. Soviel dazu! Am Ticketschalter stand ein Schild „cash only“ und ich fluchte bereits gedanklich, da ich keine 360 USD mehr cash hatte, aber zum Glück akzeptierte man auch Kreditkarten und es gab sogar noch ein paar freie Plätze für uns. Also, obwohl mir meine Lust angesichts des Massentourismus eigentlich vergangen war, zahlte die Kreditkarte. Da Filmen und Fotografieren vom Stativ auch noch verboten war, speckte ich meine Ausrüstung ab und nach kurzer Wartezeit wurden wir zusammen mit gut 70 anderen in Richtung Canyoneingang gefahren. Nach 10 Minuten über eine staubige Piste erreichten wir den Eingang zum Upper Antelope Canyon. Hier parkte bereits eine Doppelreihe klimatisierter Kleinbusse mit abgedunkelten Scheiben, die auswärtigen Reiseunternehmen gehörten, die nicht zum Navajo-Clan gehörten. Schätzungsweise waren gut 120 Personen in der Schlucht unterwegs, die so schmal ist, dass man in vielen Bereichen die beiden Steilwände mit ausgestreckten Armen berühren kann. Damit kein Chaos entsteht, gehörte zu jedem Pickup ein Führer, der seine Leute zusammenhielt und so durch die Schlucht bugsierte, dass kein größeres Gedränge entstand. Allerdings wurde das Tempo der Wanderung durch die Schlucht vorgegeben und man konnte nicht einfach an einem Ort länger verweilen, etwa um die einzigartige Stimmung in sich aufzunehmen oder um Fotos zu machen. Außerdem hatte man natürlich fast immer jemand anderes im Bild, sobald man den Boden der Schlucht mit auf dem Foto haben wollte. Obwohl der Canyon derselbe geblieben ist, stellte sich bei mir nicht mehr diese ehrfurchtsvolle Faszination ein, die ich bei meinem ersten Besuch hier empfand. Damals konnte man sich gut vorstellen, wie die Navajos tanzend und singend die Schlucht durchzogen, die eine heilige Stätte für sie war. Durch diese extreme Form des geschäftstüchtigen Massentourismus haben sie selbst diesen einmaligen Ort entweiht, obschon ich natürlich gut verstehen kann, dass auch Native Americans inzwischen den amerikanischen Traum des Weißen Mannes träumen. Und Geld lässt sich so auf jeden Fall verdienen!

Nach gut eineinhalb Stunden standen wir wieder am Ausgangspunkt der Touristenstation. Leroy war wieder um einen Traum ärmer und um eine Erfahrung reicher. im Angewsicht der herben Enttäuschung ob der Menschenmassen war mein Kommentar, dass es wohl erst besser wird, wenn die menschliche Zivilisation nach dem zu erwartenden Kollaps in den nächsten Jahrzehnten neu startet und wir mit modernen Segelschiffen den Atlantik überqueren. Allerdings wird Reisen dann wieder so exklusiv sein, wie es vor 3 bis 4 Generationen der Fall gewesen war. Ob Leroy -so wie ich- nach 30 Jahren eine zweite Chance erhält, dem Antelope Canyon einen Besuch abzustatten, ist fraglich. Soviel zu meinem Optimismus.

Den Mittag verbrachten wir dann in Page. Dort besichtigten wir den majestätischen Glen-Canyon-Damm. Der Pegel des Sees hat sich in diesem Jahr etwas von der vorherigen Dürre erholt, lag aber dennoch weit unter dem früher anvisierten Maximum. Im Marina State Park bezogen wir Quartier und zahlten für den Stellplatz prompt 105 USD. Aufgrund der Temperaturen von ca. 44 Grad benötigten wir allerdings für das Wohnmobil Elektrizität, damit die Klimaanlage auch nachts laufen konnte, daher war der teure Stellplatz alternativlos, zumindest, wenn man sich im Womo nicht wie in einem Schnellkochtopf fühlen wollte.

Nachmittags ging es dann noch zum Schwimmen ans Seeufer. Eigentlich hat die Umgebung des Sees schon so viele Naturwunder zu bieten, dass man hier einen ganzen Urlaub verbringen kann, doch da es mir ein wenig darum ging, Leroy einen möglichst umfassenden Eindruck des geologischen Wunderlands zu vermitteln, beschränkten wir uns auf die Highlights.

Arches Nationalpark: Im Wunderland der Steinbögen

In diesem Sinne dehnten wir unsere Tour noch etwas weiter aus und nahmen auch noch den Arches Nationalpark mit. Dafür hieß es einen ganzen Tag lang Autofahren und Kohlendioxidemissionen zu erzeugen, was der Auspuff nur so hergab. Morgens besichtigten wir noch den Horseshoe Bend am Colorado. Hier macht der Fluss eine spektakuläre 180-Grad-Wende. Anschließend ging es vorbei am Monument Valley, den gefalteten Gesteinen am Mexican Hat und dem Eingang zu den Canyonlands. Am Abend erreichten wir Moab mit dem nächsten 100-Dollar-Stellplatz. Wenigstens gab es hier nicht nur Strom, sondern auch Duschen und einen Pool, was wir bis in die Dunkelheit hinein ausnutzten. Verwöhnte Bande!

Am Morgen hieß es um 5:30 Uhr aufstehen und schnell in den Arches Nationalpark zu fahren. Wir wollten möglichst früh eine Wanderung zum Double-O-Arch unternehmen und wieder am Wagen sein, bevor die Hitze zuschlug. Die Wanderung hatte ich als ziemlich spektakulär in Erinnerung: Sie führt auf einer Strecke von ca. 7 Kilometern durch das Gebiet des Devil’s Garden. Bevor man den doppelten Steinbogen erreicht, passiert man den Landscape-Arch, der mit einer Spannweite von 88 m der Bogen mit der größten Spannweite ist. Doch das Spektakuläre an dieser Wanderung ist der Pfad, der teilweise auf schmalen Graten von Gesteinsrippen entlangführt und ein wenig Kraxelei erfordert. Ich war mir nicht ganz sicher, wie motiviert Ullah und Leroy waren und ob sie die teils exponierte Lage auf den Graten vertragen würden. Daher behielt ich diesen Detail der geplanten Wanderung für mich, ermahnte Leroy nur, bei uns zu bleiben und nicht voranzupreschen. Erstaunlicherweise schien es den beiden Spaß zu machen, auf den Gesteinsrippen, aus denen in einigen Hunderttausend Jahren vielleicht mal Natursteinbögen werden, entlangzulaufen. Der Double-O-Arch zählt meiner Meinung nach zu den schönsten Bögen im Park. Tatsächlich waren hier um diese Uhrzeit noch nicht viele andere Wanderer unterwegs, sodass wir einige kostbare Momente fast meditativer Stille im Angesicht der Steinbögen verbringen konnten.

Zurück am Parkplatz verließen wir während der Mittagshitze den Park, fuhren in die Stadt hinab, um Nahrung zu fassen, zu tanken und wieder in den Park zu fahren, als man uns plötzlich den Eintritt verwehrte: „Zwischen 7 und 16 Uhr darf man nur mit Online-Reservierung den Park betreten“, teilte uns der Ranger am Parkeingang mit. Es spielte auch keine Rolle, dass wir bereits morgens ein Ticket gelöst hatten, das typischerweise 7 Tage lang gültig ist. Da war es wieder, dieses „Online-Reservierung“, wie ich das mittlerweile abgrundtief hasse! Es erstickt jeden Raum für Spontanität. Heutzutage wird Reisen immer mehr nur noch etwas für Leute, die ihren Urlaub totplanen. Also, wieder mal ran ans Smartphone, und tatsächlich gab es noch 20 Zusatztickets für diesen Tag, die man gegen eine kleine Gebühr erwerben konnte.

Delicate-Arch vom unteren Aussichtspunkt aus gesehen. © Marc SzeglatNach der Verzögerung besichtigten wir einige andere Steinbögen, bis wir am Delicate-Arch ankamen. Dieser Steinbogen, den einigen Lesern noch aus der Mars-Werbung mit dem Indianer bekannt sein dürften, liegt ebenfalls spektakulär. Sollten wir die 5 Kilometer lange Wanderung trotz der Hitze von 42 Grad wagen? Der Weg wird in der nationalparkeigenen Karte als schwierig beschrieben und führt über eine schattenlose Sandsteinplatte stetig bergauf. Trotz Warnung eines Rangers, dass es keinen Schatten gäbe und viele Wanderer wegen der Hitze über 3 Stunden brauchten, packten wir reichlich Wasser ein und machten uns auf den Weg. Leroy war eindeutig zu warm und so opferte ich eine Wasserflasche für seine Kühlung. Auch hier waren nur wenige Menschen unterwegs. Kurz vor dem Ziel verlief der Pfad inmitten einer Felswand, in die er geschlagen war. In gut 20 Metern Höhe beschrieb er eine Kurve und gab unvermittelt den Blick auf den rot leuchtenden Steinbogen frei, der am Rande eines natürlichen Amphitheaters steht. Natürlich war man auch hier nicht alleine, was man auch nicht unbedingt erwarten konnte. Doch was mir den letzten Nerv raubte, war, dass jeder Tourist ein Foto von sich haben wollte, wie er in der Öffnung des Steinbogens steht. Instagram lässt grüßen. Eine leider komplett sinnbefreite Aktion, denn wenn man eine Person in einem 16 Meter hohen Steinbogen positioniert und diesen formatfüllend ablichtet, ist die Person auf dem Bild etwa stecknadelkopfgroß und somit beliebig. So wartete ich gut 30 Minuten, bis ich endlich Fotos vom Steinbogen machen konnte, auf denen KEINE Personen abgebildet waren.

Zurück am Wagen waren wir gut durchgekocht, aber froh, dass wir die Wanderung unternommen hatten.

Hier endete die erste Reisewoche. Die zweite wollten wir im kühleren Nordkalifornien verbringen. Darüber berichte ich im zweiten Teil der Reisedokumentation. Außerdem werden in lockerer Folge noch ein paar Beschreibungen zu den besichtigten Nationalparks veröffentlicht.

USA: Erdbeben M 5,2 erschüttert den Süden von Kalifornien

Starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 nahe Bakersfield in Kalifornien – Beckeneffekt verstärkte Erschütterungen

Datum 07.08.2024 | Zeit: 04:09:55. UTC |  35.114 ; -119.070 | Tiefe: 10 km | Mw 5,2

Im Süden Kaliforniens manifestierte sich an der berüchtigten San Andreas-Fault ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,2. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 24 Kilometer südwestlich der Kleinstadt Arvin lokalisiert. Das größere Bakersfield lag 29 Kilometer nördlich des Epizentrums. Diese Daten stammen vom USGS. Das EMSC ermittelte eine Magnitude von 5,4.

Es gab und gibt zahlreiche Nachbeben, das stärkste brachte es auf Mb 4,8 und ereignete sich in einem Zeitabstand von weniger als einer Minute zum Hauptbeben. Berichte über größere Schäden oder Verletzte liegen nicht vor.

Das Erdbeben ereignete sich um 21:09 Uhr Lokalzeit. Bei uns in Europa war es 04:09 UTC. Es wurde in einem großen Umkreis von mehr als 300 Kilometern gespürt und versetzte die Anwohner Südkaliforniens in Schrecken. Auch in der Innenstadt von Los Angeles, die gut 140 Kilometer vom Erdbebenzentrum entfernt liegt, wackelten die Häuser. Einige Bebenzeugen berichten von einem lang anhaltenden Erdstoß, den man bis zu 45 Sekunden lang spüren konnte. In einem Zeitungsinterview erklärte der Leiter des Southern California Seismic Network am Caltech, Geophysikprofessor Allen Husker, dass es keine Überraschung sei, dass so viele Menschen im Großraum L.A. die Erschütterungen des Erdbebens spürten. Demnach sollen die Erdbebenwellen durch die besondere Geometrie des Los Angeles Basins verstärkt worden sein. Bei diesem Becken handelt es sich um eine gut 10 Kilometer tiefe Depression im Grundgestein, die mit lockeren Sedimenten aufgefüllt ist. Die Erdbebenwellen werden von den Seitenwänden des Beckens reflektiert, weshalb man ein Erdbeben lange spüren kann. Dieser Effekt macht Erdbeben, die sich näher an Los Angeles ereignen, noch gefährlicher, als sie es ohnehin sind. Außerdem kommt hinzu, dass das Nachbeben Mb 4,8 ebenfalls im Großraum L.A. zu spüren war und dass sich die Erdbebenwellen beider Erdstöße überlagerten.

Das Erdbeben ereignete sich in einem weiten Farmland abseits von Gebäuden, weshalb wohl keine größeren Schäden entstanden. Es löste aber Steinschläge aus, und Medien berichten darüber, dass auf der Interstate 5 ein Felsbrocken von der Größe eines SUVs landete. Die Autobahn musste gesperrt werden. Vor zwei Wochen fuhr ich tatsächlich auf dieser Strecke und machte mir ein Bild von der San-Andreas-Verwerfung, die in dieser Region zutage tritt und sich für das Erdbeben verantwortlich zeigt. Ihr Verlauf wird von mehreren Bergrücken markiert, entlang derer man typische Strukturen entdecken kann, die auf die große Störungszone hindeuten. Aus der Luft kann man auch die Störung selbst erkennen, die durch die Carrizo Plains zieht. Hierbei handelt es sich um weitläufiges Grasland, das sich einst durch das gesamte Central Valley in Kalifornien zog. Heute ist das Gebiet um Bakersfield eines der größten agrarwirtschaftlich genutzten Ländereien der USA: Neben Zitrusfrüchten baut man Mandeln, Pistazien und Baumwolle an und betreibt intensive Milchwirtschaft. In Bakersfield, wo ich übernachtete, leben viele Migranten aus Mittelamerika, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeiten.

USA: Hurrikan Debby vor Landfall in Florida

Tropensturm verstärkte sich vor Landfall in Floriada zu einem Hurrikan – Weitere Intensivierung möglich

Wirbelsturm Debby hält auf die US-amerikanische Küste von Florida zu und hat sich kurz vor seinem Landfall über dem Golf von Mexiko verstärkt, so dass aus einem Tropensturm ein Hurrikan der Kategorie 1 wurde. Prognosen sagen, er bedroht die Region mit historischen Regenmengen.  Vorsorglich wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

Der Sturm befindet sich wenige Kilometer westnordwestlich von Tampa und soll mit maximalen Windgeschwindigkeiten von 120 km/h pro Stunde auf Land treffen. Das National Hurricane Center prognostiziert, dass Debby heute in der Big Bend-Region auf Land treffen wird und sich danach langsam über Nordflorida parallel zur Küste nach Georgia und South Carolina bewegen wird.

Bereits am frühen Sonntag begann Debby, als tropischer Sturm, heftige Regenfälle über Teile Floridas zu bringen, die möglicherweise historische Ausmaße annehmen könnten. Es wird erwartet, dass mehrere Städte auf der Bahn des Sturms, innerhalb eines Tages Regenmengen eines ganzen Monats erhalten könnten. Die Behörden in Florida, Georgia und South Carolina warnen vor möglichen Überschwemmungen und fordern die Bevölkerung zur Vorbereitung auf.

Sturmfluten und gewaltige Regenmassen in erwartet

Vor dem Landfall könnte sich Debby weiter verstärken. Außläufer des Sturms treffen bereits seit Sonntag auf Land, während der Hauptteil des Sturms am Montagmittag in der Big Bend-Region erwartet wird. Die größte Bedrohung geht von Überschwemmungen aus, verursacht durch Sturmfluten von bis zu 100 Zentimetern Höhe und heftige Regenfälle. Untersuchungen des Hurricane Centers zeigen, dass Süßwasserüberschwemmungen, die durch Regenfälle verursacht werden, in den letzten Jahrzehnten die tödlichste Gefahr tropischer Stürme darstellen.

Bezirks- und Staatsbeamte haben in verschiedenen Regionen, darunter Tampa und die Big Bend-Region, Evakuierungsbefehle erlassen und Hurrikanwarnungen herausgegeben. Für Teile der drei genannten Bundesstaaten gelten Tropensturm- und Sturmflutwarnungen. Eine Tornadowarnung wurde für weite Teile Floridas und Südgeorgiens herausgegeben, die über 13 Millionen Menschen betrifft.

Die Gouverneure von Florida, Georgia und South Carolina haben den Notstand ausgerufen. Floridas Gouverneur Ron DeSantis hat die Nationalgarde aktiviert und die Einwohner zur Vorbereitung auf Stromausfälle aufgefordert. In Florida und Georgia waren bereits Zehntausende ohne Strom. Präsident Joe Biden hat den Katastrophenfall für Florida erklärt und Bundesmittel für Katastrophenhilfemaßnahmen genehmigt.