Weitere Unwetter in Spanien – mehrere Tote und Vermisste
Nach den Unwettern wird langsam das volle Ausmaß der Katastrophe in den spanischen Unwetterregionen sichtbar. Besonders hart traf es die Region um Valencia, wo es am Nachmittag zu weiteren Niederschlägen kam. Westlich der Stadt wurden Rekordniederschlagsmengen von 340 mm innerhalb von 10 Stunden gemessen. Normalerweise fallen in der Region im ganzen Oktober ca. 80 mm Regen. Für solche Wassermengen sind die Kanalisationen nicht ausgelegt und sie können das Wasser nicht abführen. Weite Landflächen sowie die Orte und Gemeinden stehen unter Wasser. Es wurde der Notstand ausgerufen, damit auch das Militär zur Hilfe eingesetzt werden kann.
Augenzeugen berichten, dass es am Nachmittag zu einem Tornado kam. Er wurde in einem Industriegebiet zwischen den Orten Carlet und Alginet gesichtet, wo auch Schäden entstanden.
Mittlerweile wurden auch mehrere Todesopfer geborgen. Die genaue Anzahl wurde noch nicht bekanntgegeben. Zudem wurden mehrere Personen vermisst gemeldet. Die Suche nach diesen Leuten hält an. Dabei werden auch Drohnen mit Infrarotkameras eingesetzt. So suchte man in Letur mit dieser Luftunterstützung nach 6 Personen.
Bilder aus den Abendstunden zeigen Autos in engen Gassen, die von den Wassermassen zusammengeschoben wurden. Außerdem kam es zu mehreren Erdrutschen. Einer dieser Erdrutsch ließ einen AVE-Hochgeschwindigkeitszug entgleisen, der mit mehr als 270 Passagieren auf der Strecke von Málaga nach Madrid unterwegs war. Das Unglück ereignete sich bei der Ortschaft Álora. Verletzt wurde aber niemand. In dem Ort kam es auch zu Überflutungen und von den Wassermassen mitgerissenen Fahrzeugen.
In der Nacht zogen die Unwetter abgeschwächt in Richtung Nordosten weiter, ohne so starke Katastrophen wie im Bereich von Andalusien zu verursachen.
Die Unwetter werden durch ein extrem aufgeheiztes Mittelmeer verursacht, das in diesem Jahr neue Temperaturrekorde aufstellte. Zudem liegt über Italien und Mitteleuropa ein blockierendes Hochdruckgebiet, das die Unwetterfront daran hindert, abzuziehen.
Bei den Unwettern in Italien, die ich selbst miterlebte, war es so, dass es nur sehr wenig Wind gab, weshalb die Gewitter lange ortsstabil blieben und an einem Ort abregneten.
An den hohen Wassertemperaturen des Mittelmeers ist vor allem der anthropogen verursachte Treibhauseffekt schuld. Trotz aller Mahnungen wurde in den letzten Monaten so viel Kohle verfeuert wie noch die auf der Welt. Meteorologe und Klimaforscher Mojib Latif meinte gestern gegenüber den Medien, dass das Festhalten am 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens als lächerlich und unhaltbar. Vielmehr gehen aktuelle Prognosen davon aus, dass sich das Klima bis zum Ende des Jahrhunderts um 2,6 bis 3,1 Grad erwärmen wird. Und ganz klar: Die Erwärmung wird nicht am Ende des Jahrhunderts stoppen.