Erdbeben-News 03.03.23: Türkei

Nachbeben Mb 5,0 im Südosten der Türkei

Datum: 03.03.23 | Zeit: 02:53:43 UTC | 37.85 N ; 36.65 E | Tiefe: 4 km | Mb 5,0

Nachdem Anzahl und Stärke der Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung in den letzten Tagen nachgelassen hatten, löste heute ein Erdbeben Mb 5,0 eine neue Serie weiterer Nachbeben aus, die sich entlang der Verwerfung verteilen. Das Beben Mb 5,0 manifestierte sich am nördlichen Abzweig der Ostanatolischen Verwerfung und hatte eine Herdtiefe von nur 4 km. Das Epizentrum wurde 23 km südwestlich von Göksun verortet. Insgesamt gab es seit dem 6. Februar mehr als 9000 Nachbeben.

Gut dreieinhalb Wochen nach der größten Naturkatastrophe der letzten 100 Jahre auf dem europäischen Kontinent wurde gestern noch ein Hund lebend aus den Trümmern der Stadt Antakya geborgen. Die Rettungsmission ist längt in eine Leichenbergungsaktion transformiert worden, umso erfreulicher war es für die Einsatzkräfte noch ein lebendes Wesen zu bergen. Die Opferzahlen werden kaum noch aktualisiert. Zuletzt hat es geheißen, dass mehr als 50.000 Menschen nur tot geborgen  werden konnten. Wie viele noch unter den Trümmern liegen, ist unklar. Klar hingegen ist langsam das finanzielle Ausmaß der Katastrophe: alleine in der Türkei ist nach Einschätzungen der Weltbank ein Sachschaden von ca. 32 Milliarden Euro entstanden. Nach Türkischen Angaben soll sich der Schaden im Bereich von 80 Milliarden bewegen.

Hoch ist auch der Imageverlust der türkischen Regierung. Trotz -oder gerade wegen- der Katastrophe will Erdogan bereits im Mai Neuwahlen. Er hofft auf eine Bestätigung seiner Politik und möchte das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen. Dass es bereits bei früheren Wahlen den Verdacht der Wahlmanipulation gab, lässt natürlich nichts Gutes vermuten.

In Istanbul, der Metropole an der Nordanatolischen Verwerfung, herrscht derweilen unter Hausbesitzern Verunsicherung. Viele wollen die Bauwerke auf ihre Standhaftigkeit im Falle eines starken Erdbebens überprüfen lassen. Viele Hauseigentümer, die ihre Gebäude ohne Baugenehmigung errichtet haben und vielleicht sogar wissen, dass es Pfusch am Bau gab, dürften inzwischen nicht mehr besonders gut schlafen.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Vanuatu: Erdbeben Mw 6,5

Datum: 02.03.23 | Zeit: 18:04:32 UTC | 15.33 S ; 166.49 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,5

Das stärkste Erdbeben der letzten Tage manifestierte sich gestern Abend in Vanuatu. Es hatte eine Magnitude von 6,5 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum lag offshore und wurde 75 km westlich von Luganville verortet.


South Sandwich-Inseln: Erdbeben Mw 5,6

Datum: 03.03.23 | Zeit: 04:53:56 UTC | 59.45 S ; 17.97 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6 ereignete sich östlich der South-Sandwich-Inseln. Der Erdbebenherd befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 2605 km östlich von Stanley auf den Falklandinseln festgestellt.


Stromboli: Erdbeben ML 2,3

Datum: 03.03.23 | Zeit: 01:30:13 UTC | 38.86 N ; 15.16 E | Tiefe: 109 km | ML 2,3

Wenige Kilometer vor der Nordküste der Vulkaninsel Stromboli manifestierte sich ein schwacher Erdstoß der Magnitude 2,3. Das Epizentrum wurde 47 km nord-nordöstlich von Lipari verortet. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 109 km und könnte sich an der subduzierten Ionischen Platte ereignet haben. In dieser Region der Asthenosphäre kommt es auch zur Entstehung von Magmen infolge partiellen Schmelzens. In diesem Fall könnte die Schmelzbildung vom Material der subduzierten Platte ausgehen. Generell sind Erdbeben im Bereich von Stromboli relativ selten und daher messe ich ihnen eine besondere Bedeutung zu, da sie oft einer erhöhten Aktivitätsphase des Vulkans vorangehen, zumindest wenn sie flacher liegen. Im aktuellen Fall bin ich mir nicht sicher, ob man das Beben als Precursor interpretieren kann. Doch wie wir erst Anfang der Woche sahen, scheint der Vulkan weiterhin bereit zu sein, Lavaströme zu erzeugen. Ich selbst bin in der nächsten Woche ein paar Tage vor Ort. Stay tuned!

Erdbeben-News 27.02.23: Türkei Mw 5,2

Zentral-Türkei mit Erdbeben Mw 5,2

Datum: 27.02.23 | Zeit: 09:04:51 UTC | 38.25 N ; 38.29 E | Tiefe: 5 km | Mw 5,2

Im türkischen Erdbebengebiet an der Ostanatolischen Verwerfung bebte es mit einer Magnitude von 5,2. Dieser Wert stammt vom EMSC. Örtliche Erdbebendienste ermittelten eine Magnitude von 5,6. Das Hypozentrum befand sich in der geringen Tiefe von 5 km. Das Epizentrum wurde 11 km südlich von Malatya verortet. Der Erdstoß war stark genug, um weitere Häuser, die wohlmöglich vorgeschädigt waren, zum Einsturz zu bringen. Ein Grund dafür, dass sich das Erdbeben so stark auswirkte, dürfte in der geringen Herdtiefe zu finden sein. Das Epizentrum befand sich mehrere Hundert Kilometer westlich der Epizentren der beiden Starkbeben, die die Katastrophe am 6. Februar maßgeblich auslösten.

Der aktuelle Erdstoß scheint zu bestätigen, was ich schon früher mutmaßte: Ein großer Teil der Ostanatolischen Verwerfung scheint unter Spannung zu stehen. Diese hatten sich in den letzten Monaten ein wenig im Bereich des Van-Sees gelöst, doch auch nicht unbedingt genug, als dass dort das Risiko eines weiteren Starkbebens wesentlich geringer wäre als in anderen Regionen entlang der Verwerfung. Die Situation bleibt angespannt.

Angespannt ist auch die politische Situation in der Türkei: wie sich kürzlich herausstellte, ging die Regierung einen fatalen Deal ein, indem sie Bausündern Absolution erteilte, nachdem sie eine Ablöse gezahlt hatten. Diese staatliche Geldgier rächte sich jetzt und müsste eigentlich der Führung der Türkei den politischen Kopf kosten. Aber wie es für pseudodemokratische Autokratien typisch ist, wird die Schuld auf andere abgewälzt. Gespannt blickt man da gen Nordanatolische Verwerfung, an der es unter Garantie ähnlich verpfuschte Bauten wie im Südosten des Landes gibt. Nach den jetzigen Erkenntnissen infolge der Katastrophe müsste man eigentlich reagieren, und freigekaufte Gebäude, die nicht den Bauvorschriften entsprechen, abreißen. Wir wissen aber alle, dass das nicht geschehen wird. Stattdessen setzt man auf das Prinzip Hoffnung, wohlwissend, dass das Big One irgendwann kommen wird!


Weitere Erdbeben-Meldungen:

China: Erdbeben Mb 5,1

Datum: 26.02.23 | Zeit: 23:58:04 UTC | 41.74 N ; 79.93 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,1

Auch in anderen Teilen der Erde gibt es moderate bis starke Erdbeben. So bebte es kurz vor Mitternacht in der chinesischen Region Xinjiang mit einer Raumwellen-Magnitude von 5,1. Die Herdtiefe wird vom EMSC mit 10 km angegeben. Das Epizentrum befand sich 68 km nordwestlich von Aksu.


Sant-Cruz-Inseln: Erdbeben Mb 5,5

Datum: 27.02.23 | Zeit: 09:50:42 UTC | 11.24 S ; 166.31 E | Tiefe: 80 km | Mb 5,5

Bei den pazifischen Santa-Cruz-Inseln ereignete sich ein Beben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag 80 km tief und damit in der Asthenosphäre. Das Epizentrum wurde 323 km nordwestlich von Sola (Vanuatu) verortet. Damit ist auch klar, wo in etwa die Inselgruppe liegt. Sie befindet sich zwischen Vanuatu und den Salomonen.


Island: Erdbeben Mb 3,2 unter Katla

Datum: 27.02.23 | Zeit: 14:36:19 UTC | 63.601 ; -19.153 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,2

Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla bebte es mit einer Magnitude von 3,2. Das Hypozentrum befand sich in nur 100 m. Das Epizentrum lag 3.5 km NW of Hábunga. Der Vulkan gilt statistisch seit Jahren als überfällig, doch es wird mehr und mehr klar, dass sich Vulkane nicht an Statistiken halten.

 

Erdbebennews 25.02.23: Türkei

Erdbeben im türkischen Vulkangebiet

Datum: 24.02.23 | Zeit: 14:02:00 UTC | 37.98 N ; 34.04 E | Tiefe: 5 km | Mb 4,5

Die Erdbebenhäufigkeit entlang der Ostanatolischen Verwerfung hat in den letzten Tagen nachgelassen, doch wirklich zur Ruhe ist die Erde dort noch nicht gekommen. Immer noch gibt es moderate bis starke Nachbeben, die dann eine Serie schwächerer Erschütterungen mit sich bringen. Gestern kam es zu mehreren Beben im 4-er-Bereich, in deren Folge noch mindestens ein stark beschädigtes Gebäude ganz einstürzte. Die Opferzahlen sind mittlerweile auf über 50.000 gestiegen.

Von besonderem Interesse ist, dass es jetzt auch vermehrt Erdbeben abseits der Hauptstörungen gibt. So kam es in den letzten Tagen zu mehreren Erdstößen in der Region von Konya. Ein Beben der Magnitude Mb 4,5 manifestierte sich einige Kilometer nordöstlich des Vulkanfelds von Karapınar. Dort ist zwar kein Vulkan ausgebrochen, aber es bildete sich ein Senkloch. Es hat einen Durchmesser von gut 35 m und ist 12 m tief. Wahrscheinlich ist infolge des Erdbebens ein unterirdischer Hohlraum eingestürzt. Ob der Hohlraum vulkanischen Ursprungs war oder mit den Dolinen im nahegelegenen Kalksteingebiet zusammenhängt, vermag ich aus der Ferne nicht zu beurteilen. Im Zweifel für den Angeklagten und so postuliere ich mal, dass ein Hohlraum vulkanischen Ursprungs einstürzte.

Das Beben wurde übrigens 20 km nordöstlich von Emirgazi verortet. Das Hypozentrum befand sich in nur 5 km Tiefe. Es gab weitere Beben in dem Gebiet. Eines brachte es sogar auf Mw 5,2, das sich aber erst heute Vormittag ereignete, als die Meldung zum Senkloch schon veröffentlicht war. Also muss bereits das schwächere Beben den Kollaps ausgelöst haben.

Ein Ende der seismischen Aktivität entlang der Ostanatolischen Verwerfung ist noch nicht in Sicht, selbst wenn Häufigkeit und Stärke der Nachbeben langsam nachlassen.

Erdbeben-News 20.02.23: Türkei

Erdbeben Mw 6,4 erschüttert Erdbebengebiet in der Türkei

Datum: 20.02.23 | Zeit: 17:04:29 UTC | 36.13 N ; 36.04 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,4

Am späten Nachmittag ereignete sich heute in der türkisch-syrischen Erdbebenregion an der Ostanatolischen Verwerfung ein weiteres starkes Erdbeben der Moment-Magnitude 6,4. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 10 km. Das Epizentrum wurde 14 km südwestlich von Antakya (Türkei) verortet. Die Grenze nach Syrien ist nur wenige Kilometer entfernt. Das Beben war vergleichsweise stark und man kann kontrovers diskutieren, ob es sich um ein Nachbeben handelt oder um ein weiteres Hauptbeben. Obwohl das Beben mit den anderen Erdbeben in Verbindung stand, tendiere ich dazu, es als Hauptbeben zu bezeichnen, da es sich mehr als 100 km von den Epizentren der beiden anderen Hauptbeben entfernt ereignete. Den Menschen vor Ort dürfte es auch egal sein, wie der Seismologe das Beben einstuft, denn es dürfte weiter beschädigte Gebäude zum Einsturz gebracht haben.

Nachdem sich die Bebensituation in den letzten Tagen etwas beruhigt hatte, sehe ich jetzt wieder eine höhere Wahrscheinlichkeit für weitere starke Erdbeben in der Region. Besonders zwischen den Epizentren des Bebens von heute und dem Initialbeben vom 6. Februar könnte es weitere Spannungen entlang des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung geben, die noch nicht von den schwächeren Nachbeben abgebaut wurden. Auch im weiteren Verlauf des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung, der in den Zypern-Bogen übergeht, besteht die Gefahr eines weiteren Starkbebens. Ob sich die Spannungen bis in die Transformstörung des Toten Meeres übertragen können, ist spekulativ. Doch auch hier würde ich Erdbeben nicht ausschließen wollen, was man für Regionen entlang großer Störungszonen freilich nie kann, denn das Risiko starker Erdbeben ist praktisch immer da.

Erdbeben-News 19: Februar 2023: Türkei

Nachbeben Mb 5,2 erschüttert Zentraltürkei

Datum: 18.02.23 | Zeit: 19:31:32 UTC | 38.02 N ; 36.65 E | Tiefe: 10 km | Mb 5,2

Morgen ist es zwei Wochen her, dass die beiden Starkbeben mit den Magnituden 7,8 und 7,5 den Südwesten der Türkei erschütterten. Die Beben manifestierten sich an den beiden Westarmen der Ostanatolischen Verwerfung und wirkten sich bis nach Syrien aus. Hunderte Nachbeben folgten. In der Türkei wurden 200.000 Gebäude stark beschädigt oder stürzten wie Kartenhäuser zusammen und begruben Zehntausende Menschen unter sich. Die vorläufige Opferbilanz: Mehr als 46.000 Tote und über 80.000 Verletzte. Alleine in Syrien sollen Millionen Menschen ihre Unterkunft verloren haben und Hunderttausende sind bereits geflohen. Es droht eine weitere humanitäre Katastrophe, deren Ausmaß bis jetzt entweder noch nicht absehbar ist, oder von unseren Politikern falsch eingeschätzt wird, denn ich kann keine Maßnahmen erkennen, wie man sich bei uns erfolgreich auf immer weiter steigende Flüchtlingszahlen einstellt. Im Gegenteil, die meisten Kommunen sind bereits mit den ukrainischen Kriegsflüchtlingen überlastet und da sie mit deutschen Staatsbürgern quasi gleichgestellt sind, drohen Verteilungskämpfe in praktisch jedem sozialen Bereich, einschließlich Kita- und Schulplätzen!

Obwohl in der letzten Woche Anzahl und Stärke der Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung nachgelassen haben, gibt es immer noch viele davon. Das Stärkste gestern hatte eine Magnitude von 5,2 und einen Erdbebenherd in 10 km Tiefe. Das Nachbeben manifestierte sich am nördlichen Arm der Verwerfung, an dem es das Beben Mw 7,5 gegeben hatte. Das Epizentrum wurde 13 km östlich von Göksun verortet. Dort in der Nähe wurde letzte Woche auch von einem vermeintlichen Vulkanausbruch berichtet, dessen Ursache immer noch nicht geklärt ist. Ich halte es für wahrscheinlich, dass es sich dabei um eine Schlammeruption gehandelt hatte.

Auf der Shakemap erkennt man, dass praktisch die gesamte Ostanatolische Verwerfung von den Nachbeben betroffen ist. Man kann sich die Frage stellen, ob es Nachbeben sind, oder eigenständige Beben, die durch die starken Erschütterungen im Südwesten ausgelöst wurden.

Im Katastrophengebiet werden immer noch vereinzelt Überlebende aus den Trümmern geborgen, doch im Wesentlichen geht es mittlerweile darum, die Toten zu bergen und die Trümmer zu beseitigen. Es wird Monate bis Jahre dauern, um die Schäden zu beseitigen. Bleibt zu hoffen, dass die neuen Gebäude erdbebensicher gebaut werden, ansonsten erlebt man in einigen Jahrzehnten die nächste Katastrophe dort. Einstweilen drohen Seuchen und Unruhen. Themen, die uns in den nächsten Wochen bestimmt weiterhin beschäftigen werden.


Weitere Meldungen:

Chile: Erdbeben Mw 5,3

Datum: 19.02.23 | Zeit: 02:40:41 UTC | 19.98 S ; 71.09 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,3

Vor der chilenischen Küste bebte es mit Mw 5,3. Das Hypozentrum lag 10 km tief. Das Epizentrum befand sich 102 km westlich von Iquique. Entlang der chilenischen Subduktionszone gibt es aktuell viele Beben.


Kreta: Erdbeben Mb 4,8

Datum: 18.02.23 | Zeit: 17:32:57 UTC | 35.76 N ; 25.48 E | Tiefe: 10 km | Mb 4,8

Gestern Nachmittag bebte es nördlich von Kreta mit einer Magnitude von 4,8. Der Erdbebenherd lag 10 km tief. Das Epizentrum wurde 57 km nord-nordöstlich von Heraklion verortet. Zwischen Kreta und dem Ägäischen Vulkanbogen ereigneten sich mehrere schwache-moderate Erdstöße.


Ionisches Meer: Erdstoß Mw 4,5

Datum: 18.02.23 | Zeit: 20:14:32 UTC | 37.38 N ; 20.80 E | Tiefe: 10 km | M3 4,5

Gestern Abend gab es dann noch ein Erdbeben Mw 4,5 vor der Ostküste Griechenlands, genauer im Ionischen Meer. Südlich der Insel Zakynthos bebte es mit Mw 4,5. Das Hypozentrum befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 45 km südlich von Zakynthos festgestellt. Es gab mehrere Nachbeben.

Erdbeben Türkei: Zwei lange Risse entdeckt

Im türkischen Erdbebengebiet laufen die Bergungsarbeiten in der Türkei auf Hochtouren, doch mittlerweile schwindet die Hoffnung noch Überlebende unter den Trümmern zu finden. Mittlerweile sind mehr als 35000 Menschen tot geborgen worden. Experten gehen davon aus, dass sich die Opferzahlen noch verdoppeln könnten. Manche befürchten sogar eine Verdreifachung der Zahlen. Mehr als 80.000 Menschen wurden verletzt. Hunderttausende sind obdachlos geworden. Zeitweise kommt es zu Unruhen, da die Versorgungslage nicht für alle Menschen gut ist. Das Militär muss die Hilfskräfte vor Übergriffen schützen. Es gibt Berichte über Plünderungen. Mittlerweile wurden auch zahlreiche Personen festgenommen, denen eine Mitschuld an der Katastrophe gegeben wird: Sie werden für Pfusch am Bau verantwortlich gemacht, wegen dem so viele Hochhäuser wie Kartenhäuser einstürzten. Einige Personen wurden an Flughäfen verhaftet, als sie das Land verlassen wollten.

Erdbeben verursacht lange Risse in der Erdkruste

Nicht nur die Rettungskräfte sind fleißig, sondern auch Geowissenschaftler, die die geologischen Folgen der Erdstöße dokumentieren. Forscher des britischen Observation & Modelling of Earthquakes, Volcanoes & Tectonics (COMET) entdeckten auf Sentinel-Satellitenfotos zwei lange Risse in der Erdoberfläche. Der Längere ist 300 km lang und entstand während des ersten Erdstoßes Mw 7,8. Er verläuft in Nordost-Südwestrichtung und folgt damit parallel zur Streichrichtung des Südarms der Ostanatolischen Verwerfung. An der Mittelmeerküste verliert sich seine Spur. Die zweite Fraktur ist gut 125 km lang und öffnete sich infolge des zweiten starken Erdbebens Mw 7,5. Diese Fraktur verläuft entlang des Nordarms der Ostanatolischen Verwerfung.

Laut Aussage von Professor Tim Wrigh, dem Leiter von COMET, bilden sich bei starken Erdbeben oft solche Risse, doch diese beiden zählen zu den längsten, die je beobachtet wurden. Das zeugt von der enormen Energie der Beben. Die Risse verlaufen nicht nur durch Ortschaften, sondern sogar direkt durch Gebäude. Die horizontale Verschiebung des längeren Risses beträgt bis zu 5 Metern. Die Verschiebung am kürzeren Riss ist noch größer und beläuft sich fast auf 8 Metern.

NASA-Wissenschaftler Eric Fielding vergleicht das Erdbeben mit jenem, das im Jahr 1906 San Francisco zerstörte.

Vulkanausbruch im türkischen Erdbebengebiet?

Mögliche phreatische Eruption im türkischen Erdbebengebiet. © Twitter/ Prof. Dr. Övgün Ahmet Ercan

Die Erdbeben in der Türkei triggerten möglicherweise einen kleinen phreatischen Ausbruch

Nach den beiden verheerenden Erdbeben im Südwesten der Türkei, die am 6. Februar für große Zerstörungen mit Tausenden Todesopfern sorgten, wächst nun die Sorge vor einer weiteren Naturkatstrophe, denn in der Region gibt es viele Vulkane, die während des Holozäns eruptierten und teilweise als aktiv eingestuft werden. Tatsächlich geht auf Twitter ein Video viral, dass Spuren einer Eruption zeigt. Bei dem betroffenen Berg handelt es sich um den Kuşkayası Mountain, der nahe des Dorfes Büyükkızılcık (Gemeinde Göksun) in der Region Kahramanmaraş liegt. Zu sehen ist ein dampfender Bereich unter dem Berggipfel und ein dunkelgrauer Schuttfächer auf der unteren Flanke des Berges. Es sieht so aus, als wäre es hier zu einer kleinen seitwärts-gerichteten Eruption gekommen, wobei das ausgestoßene Material des Schuttfächers für mich nach Schlamm aussieht.

Es ist denkbar, dass es zu einer phreatischen Eruption gekommen ist und ein schlammartiges Gemisch aus Tephra und Wasser ausgestoßen wurde, das praktisch einen Lahar bildete. Durch die massiven Verschiebungen entlang der Ostanatolischen Verwerfungen könnten magmatische Fluide aus dem Boden gepresst worden sein, ähnlich als wenn man eine Zahnpastatube ausquetscht. Natürlich ist es auch möglich, dass es zu einem schnellen Aufstieg eines Magmenkörpers gekommen ist. Dann könnten weitere Eruptionen folgen. Die Frage ist, ob der Kuşkayası Mountain vulkanischen Ursprungs ist? Eruptionen abseits von bekannten Vulkanen sind mir in meiner Laufbahn noch nicht untergekommen. Ich bleibe an dem Thema dran!

Erdbeben können Vulkanausbrüche auslösen

Es ist bekannt, dass starke Erdbeben ab einer Magnitude von 6,0 Vulkanausbrüche triggern können. Doch normalerweise heißt es, dass der Vulkan dafür „geladen“ sein muss. Da es bislang keine Anzeichen für sich aufheizende Vulkane in der Türkei gab, habe ich diesmal auf entsprechende Hinweise in meinen Berichten zu den tragischen Ereignissen in der Türkei verzichtet. Wobei, ganz richtig ist diese Aussage auch nicht, denn nach einem der letzten stärkeren Erdbeben im Südwesten der Türkei wurden ähnliche Vorgänge beobachtet und man fürchtete ebenfalls einen bevorstehenden Vulkanausbruch, der dann aber ausblieb.

Das Video halte ich nicht für einen Fake, denn es wurde vom türkischen Geowissenschaftler Prof. Dr. Övgün Ahmet Ercan gepostet. Türkische Medien griffen die Meldung bereits auf und lieferten weitere Details, anhand derer ich die Lokation des betroffenen Berges als orangenen Marker in der Karte einzeichnen konnte. An dieser Stelle gab es bis jetzt keinen bekannten Vulkan. Diese haben grüne Vulkansymbole. Offensichtlich ist es aber, dass sich in der Region der auslaufenden und sich teilenden Ostanatolischen Verwerfungszone mehrere Vulkangebiete befinden, die laut Definition als aktiv eingestuft werden können. So liegt es im Bereich des möglichen, dass wir in der Region eines Tages einen Vulkanausbruch sehen werden. 

Update: Der unten ursprünglich zitierte Tweet von Professor Dr. Övgün Ahmet Ercan wurde inzwischen gelöscht! Ich habe ihn durch das entsprechende Youtube Video ersetzt. Eine andere Quelle schrieb mir, dass es sich bei dem Berg um den Büyük Kızılcık handelt. Weitere Recherchen ergaben, dass es sich dabei um ein Dorf handelt, das von Bergen umgeben ist. Bilder aus der Region zeigen schlammbeschmierte Kinder. Offenbar gibt es dort Schlammquellen. So könnte es sich bei dem eruptierten Fluid auch direkt um Schlamm handeln! Unklar ist, ob das Material unter Einwirkung von geothermaler Hitze eruptiert wurde oder ob es sich um ein rein tektonisch/seismologisches Phänomen handelt. Ich halte Letzteres mittlerweile für das wahrscheinlichere Szenario. Ich habe den Titel der Meldung daher mit einem Fragezeichen versehen. Hinweise, dass es sich bei den infrage kommenden Bergen um holozäne Vulkane handeln könnte, habe ich nicht gefunden.

Weiterführender Link: 

Vulkane und Erdbebenzonen der Türkei

Erdbeben Türkei: Küstenabschnitte überflutet

Eine um gut 3 m versetzte Straße im Zentrum von Kahramanmaraş. © CNN Turkey

Bodenabsenkung und horizontaler Versatz nach Erdbebensequenz

Im türkisch-syrischen Erdbebengebiet schnellen die Opferzahlen weiter in die Höhe und haben sich gegenüber gestern verdoppelt: bis jetzt wurden mehr als 16.000 Todesopfer bestätigt. Die Zahlen werden weiter ansteigen. Angestiegen ist auch der Meeresspiegel an der Küste im Südwesten der Türkei, zumindest relativ: Da das Land infolge des Erdbebens abgesackt ist, wurden mehrere Küstengemeinden im Bezirk Iskenderun in der Provinz Hatay überflutet. In den Medienberichten ist die Rede davon, dass das Wasser bis zu 200 m weit ins Landesinnere vorgedrungen ist. Der Boden soll sich um bis zu 1 m abgesenkt haben. Auf einem Video sieht man Autos, die eine überflutete Straße passieren. Das Wasser reicht ihnen fast bis zu der Stoßstange, steht also ca. 20 cm hoch in den Straßen. Anders als bei einer Flut wird das Wasser nicht mehr zurückweichen, da sich ja der Boden dauerhaft abgesenkt hat.

Es gibt weitere Bilder, auf denen zu erkennen ist, dass Straßen und Schienen um gut 3 Meter horizontal versetzt wurden. Dieser Wert wurde von örtlichen Seismologen als Versatz infolge des Erdbebens bestätigt. Die Verwerfung brach auf einer Linie von Gölbaşıbis nach Türkoğlu. In den nächsten Tagen sollten weitere wissenschaftlich bestätigte Daten zu den geologischen und geografischen Auswirkungen der Erdbebensequenz veröffentlicht werden.

Großbrand im Hafen von Iskenderun

Neben den allgemeinen Zerstörungen und den Überflutungen gab es in Iskenderun ein weiteres Problem: Im Containerhafen war ein Großbrand ausgebrochen, der mit Hilfe von Löschflugzeugen bekämpft werden musste. Außerdem gab es mehrere kleine Brände zu bekämpfen. Aufgrund der verschütteten und blockierten Straßen haben Feuerwehren und Einsatzkräfte Probleme bis zu den Feuern vorzudringen. Das gleiche gilt auch für viele entlegene Orte jenseits des Ballungsraums. Viele Menschen stehen in den Trümmern ihrer Orte und suchen ohne Hilfe von außen nach Verschütteten. Viele Menschen sind obdachlos und müssen in Autos übernachten, da nicht einmal genug Notunterkünfte zur Verfügung stehen.

Mangelhafter Katastrophenschutz

Wie immer war man auf so eine große Katastrophe nicht vorbereitet, obwohl das Erdbeben vorprogrammiert war genauso wie es vergleichbare (oder schlimmere) Ereignisse auch in Zukunft geben wird! Das ist jetzt nicht einmal Kritik an amtierende Politiker, sondern eine Kritik am menschlichen Verhalten generell, dass solche existenziellen Gefahren ausblendet, nur weil sie vermeintlich in ferner Zukunft liegen. Wir in Deutschland wären auf Katastrophen vergleichbaren Ausmaßes nicht im geringsten vorbereitet. Als Beispiel kann man auf die Ahrtal-Katastrophe verweisen, die im Vergleich zu den Geschehnissen in der Türkei ein sehr begrenztes Gebiet erfasste! Katastrophenschutz und unbürokratische Hilfe sind auch hierzulande Fremdwörter.

Erdbeben in der Türkei: Opferzahlen steigen weiter

Mehr als 8600 Todesopfer wurden im Erdbebengebiet bestätigt

Am 2. Tag nach der verheerenden Erdbebensequenz im Südwesten der Türkei steigen die Opferzahlen weiter an und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Bis jetzt wurden insgesamt 8600 Todesfälle bestätigt. Davon fallen mehr als 6200 auf die Türkei. Fast 40.000 Verletzte wurden registriert. Die Opferzahlen werden weiter stark steigen. Tausende Menschen gelten noch als Vermisst. Man steht noch am Anfang der Bergungsarbeiten, die in den entlegeneren Regionen Der Türkei und besonders in Syrien noch nicht einmal voll angelaufen sind: Winterwetter, zerstörte Verkehrswege und mangelnde Ausrüstung sind nur drei der Gründe, warum viele Menschen weiter auf Unterstützung warten müssen. Doch in den zentralen Gebieten der Erdbebenregion sind nach türkischen Angaben mehr als 16.000 Rettungsteams unterwegs. Insgesamt sollen 60.000 Helfer im Einsatz sein. Doch alleine in der Türkei wurde in 10 Provinzen der Notstand ausgerufen. Im gesamten Erdbebengebiet leben mehr als 13,5 Millionen Menschen. Viele von ihnen sich von der Strom, Wasser und Gasversorgung abgeschnitten und das bei strengem Frost. Lebensmittel und Benzin werden ebenfalls knapp. Am Rande Europas droht die nächste humanitäre Katastrophe.

Die starke Erdbebensequenz wirkte sich nicht nur auf Mensch und Infrastruktur aus, sondern versetzte beide beteiligten tektonischen Platten um mehrere Meter. Genaue Werte stehen noch aus, doch es gibt erste Gerüchte, dass der Versatz gut 4 m betragen soll. Auf Bildern einer zerstörten Straße sieht man auch einen vertikalen Versatz von mehreren Metern. Allerdings könnte es sich hier auch um ein lokales Phänomen handeln, da ein Berghang ein Stück abgerutscht sein könnte. Ebenso wissenschaftlich unbestätigt sind Aufnahmen, die überflutete Straßen an der Küste zeigen. Hier soll die Anatolische Platte abgesunken sein, sodass das Meer das Land überflutete. Doch da es sich bei der Ostanatolischen Verwerfung um eine Blattverschiebung handelt, die überwiegend horizontal versetzt, sind so große Höhenunterschiede eher unwahrscheinlich.

Vorprogrammierte Naturkatstrophe durch unsichere Bauten entlang einer Hauptstörungszone

Die Erdbebenkatstrophe macht den Menschen auf einmal bewusst, wie vergänglich sie sind und dass es vielleicht doch nicht klug ist, Megacitys direkt am Rand großer Störungszonen zu bauen! Im Falle des aktuellen Erdbebengebiets baute man Großstädte mit Hochhäusern, die alles andere als erdbebensicher sind, auch noch an einem Kreuzungspunkt wo sich die Ostanatolische Verwerfung in 2 Arme teilt. Sicher gründete man die Städte bereits vor langer Zeit, noch bevor der Verlauf von Störungszonen wissenschaftlich erforscht wurde. Und die Topografie der Landschaft war günstig, weil sich entlang der Störungszone ein langgestrecktes Tal auftut. Doch seit mindestens 50 Jahre weiß man um die realen Gefahren und trotzdem wurde in Sparbauweise gebaut: eine vorprogrammierte Katastrophe. Und sie wird sich widerholen! An der gleichen Stelle wahrscheinlich erst in ein paar Jahrhunderten, doch an anderer Stelle vielleicht schon morgen. Nicht nur hier, im Südwesten der Türkei, sondern auch an der Nordanatolischen Verwerfung, an der gegenüberliegenden Grenze der Anatolischen Platte, dort, wo der Europäische Kontinent beginnt und die Metropole Istanbul liegt. ein Damoklesschwert, dass den Menschen jetzt wieder bewusst wird- trotzdem gelingt es den Menschen immer wieder die Bedrohung zu verdrängen, obwohl sich nicht die Frage stellt, ob es zur Katastrophe kommen wird, sondern nur wann?

Doch nicht nur Megacitys in der Türkei sind bedroht. Davon gibt es leider viele. Die prominentesten Beispiele sind Tokio und San Francisco. Neue Gebäude in den gut entwickelten Metropolen sind zwar nach erdbebensicheren Standards gebaut, doch auch sie haben Grenzen. Außerdem gibt es in den Ballungsräumen noch mehr als genug Häuser, die eben nicht sicher sind. Bleibt zu hoffen, dass man aus der jüngsten Katastrophe Lehren zieht! Am erdbebensichersten wohnt man übrigens in einem Zelt oder Caravan.

Und nein, die Erde geht nicht unter, auch wenn es sich um eine schlimme Naturkatastrophe handelt! Die Erde ist ein dynamischer Planet und Erdbeben und Vulkanausbrüche sind notwendige Manifestationen der Erddynamik. Diese ist auch für unseren Schutzschirm, das Erdmagnetfeld verantwortlich, ohne das es kein Leben auf der Erde geben würde.

In unserer FB-Gruppe „Naturkatastrophen  und Naturphänomene“ wurden viele Medien zum Erdbeben in der Türkei geteilt. Ich kann hier immer nur einen Bruchteil einbinden.

Weiterführende Links bei Vnet:

Erdbeben und Seismik: Was Du schon immer darüber wissen wolltest

Vulkane und Erdbeben in der Türkei

Moment-Magnitude Mw

Erdbeben für Schüler