Türkei: Erdbeben Mb 5,0 am 27.10.24

Mittelstarkes Erdbeben in Region Gaziantep – Zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum 27.10.24 | Zeit: 17:07:10 UTC | Koordinaten: 37.637 ; 36.072 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0

Die türkische Erdbebenregion bei Gaziantep wurde von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,0 heimgesucht. Das Epizentrum des Erdstoßes wurde 30 km nordöstlich von Kozan verortet. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde auf 10 Kilometer fixiert, was bedeutet, dass der Erdstoß in geringer Tiefe stattfand. Diese Daten stammen vom EMSC. Nach Angaben des GFZ lag die Magnitude bei 4,8. Der türkische Erdbebendienst stellte die Tiefe des Erdbebenherds mit 20 Kilometern fest.

Auf der Shakemap mit den Wahrnehmungsmeldungen erkennt man, dass der Erdstoß noch im 400 Kilometer entfernten Beirut wahrgenommen werden konnte. Nahe des Epizentrums könnte es zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein. In bereits vorgeschädigten Häusern könnten auch größere Schäden aufgetreten sein. Meldungen hierüber liegen aber nicht vor.

Es gab mehrere schwächere Nachbeben, wobei das Hauptbeben wiederum als Nachbeben der katastrophalen Erdbebenserie vom Februar 2023 betrachtet werden kann, die in der Region extreme Verwüstungen verursachte und mehr als 57.000 Menschenleben forderte. Gut 316.000 Wohnungen wurden damals unbewohnbar und ca. 1,9 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause. Die Region hat sich noch lange nicht von den Auswirkungen der Katastrophe erholt. Viele Menschen leben noch heute in Notunterkünften und Containerhäusern.

Die Ursache für die außerordentlich hohe Seismizität der Region liegt nach allgemeiner Auffassung in der Ostanatolischen Verwerfungszone begründet. Sie stellt die 1200 Kilometer lange Nahtstelle zwischen der Anatolischen und Arabischen Platte dar und zählt zu den aktivsten Störungszonen der Welt. Im Bereich der Küstentiefebene bei Adana, in der sich der Erdstoß gestern manifestierte, zweigt eine weitere bedeutende Störungszone von der Ostanatolischen Störung ab: die Levante-Störung. Einige Autoren machen sie für den Doppelschlag der beiden katastrophalen Erdbeben vom Februar letzten Jahres verantwortlich. Die Levante Störung ist genauso lang wie die Ostanatolische Verwerfung und verläuft von Nord nach Süd im Küstenbereich der Arabischen Halbinsel und mündet in den Ozeanischen Rücken des Roten Meeres, über das sie mit dem Ostafrikanischen Graben gekoppelt ist. Entlang der Levante-Störung stoßen mehrere Kontinentalplatten zusammen, doch die Prozesse entlang dieser Störungszone sind noch nicht gut verstanden.

Türkei: Lithosphärischer Gesteinstropfen verursacht Beckengenese

Konya-Becken in der Türkei könnte sich durch gigantischen Gesteinstropfen der Lithosphäre absenken

Ein erst vor wenigen Jahren entdeckter geologischer Prozess könnte die zunehmende Senkung im zentralanatolischen Plateau in der Türkei erklären. Verantwortlich dafür ist nicht die Plattentektonik, sondern ein riesiger Gesteinstropfen, der in etwa 40 bis 80 Kilometern Tiefe am unteren Rand der Lithosphäre hängt und das Konya-Becken nach unten zieht, wie Geologen um Erstautorin Julia Andersen von der University of Toronto in „Nature Communications“ berichten.

Dies ist nicht das erste Mal, dass ein solcher Lithosphären-Tropfen in dieser Region entdeckt wurde. Eine ähnliche Studie aus dem Jahr 2017 zeigte, dass die Ablösung eines gigantischen Gesteinstropfens für die Hebung der zentralanatolischen Hochebene verantwortlich gewesen sein könnte.

Normalerweise sind plattentektonische Prozesse entlang von Störungszonen und die Drift der Kontinente für die Entstehung von Gebirgen, Hochplateaus oder Grabenbrüchen verantwortlich. Doch einige Landschaftsformen, wie das zentrale Hochplateau der Anden oder die zentralanatolische Hochebene in der Türkei, lassen sich nicht durch diese Prozesse erklären. Beide Regionen wurden angehoben, obwohl keine typischen tektonischen Einflüsse vorliegen.

Das Konya-Becken stellt dabei ein besonderes Rätsel dar: Inmitten des ansteigenden zentralanatolischen Hochplateaus senkt sich die Erdoberfläche in einem Bereich stetig. Satellitendaten zeigen, dass sich die Kruste im Konya-Becken jährlich um etwa 20 Millimeter absenkt, ohne erkennbare seitliche Krustenbewegungen oder plattentektonische Anzeichen.

Auf der Suche nach einer Erklärung nutzten Geologen seismische und gravimetrische Messungen und entdeckten an der Grenze zwischen der Lithosphäre und dem oberen Erdmantel eine Anomalie. Unter der Kruste des Konya-Beckens gibt es eine Zone, in der Erdbebenwellen schneller durch das Gesteinsmaterial verlaufen, was darauf hindeutet, dass es kühler und dichter ist als das umgebende Material. Dieses Material sinkt von der Lithosphäre in den darunterliegenden Mantel ab, ähnlich wie es bereits vor 25 Millionen Jahren in Zentralanatolien geschah. Damals löste sich ein großer Gesteinstropfen von der Lithosphäre, wodurch das Plateau aufgrund isostatischer Prozesse aufstieg. Der jetzt entdeckte Tropfen ist bereits der zweite in dieser Region. Da sich dieser Gesteinstropfen noch nicht abgelöst hat, zieht er die Erdkruste nach unten und verursacht die Senke des Konya-Beckens.

Durch Modellierungsexperimente im Labor konnten die Forscher den Prozess nachstellen: In einem Plexiglastank füllten sie zähflüssiges Polydimethylsiloxan (PDMS) als Modell für den Erdmantel. Darüber legten sie eine Schicht aus mit Ton vermischtem PDMS, die die Lithosphäre darstellte, und eine sandähnliche Schicht als Erdkruste. Ein Klümpchen PDMS diente als Auslöser des Prozesses. Innerhalb von zehn Stunden bildete sich ein erster Tropfen, der in den Mantel absank, gefolgt von einem zweiten Tropfen, der hängenblieb und wuchs. Dieser zweite Tropfen erzeugte eine Senke an der Oberfläche, ähnlich dem realen Konya-Becken.

Da komplexe geodynamische Prozesse in dieser Region stattfinden, sind vulkanische Aktivitäten nicht weit entfernt. Östlich von Konya liegt das quartäre Karapınar-Vulkanfeld, eine vulkanische Landschaft mit erloschenen Schlackenkegeln, Kratern und Lavafeldern. Diese vulkanischen Strukturen sind Teil des anatolischen Vulkanbogens, der durch frühere vulkanische Aktivität in der Region entstanden ist. (Quelle: https://www.nature.com/articles/s41467-024-52126-7)

Türkei: Starkes Erdbeben Mw 5,9 in Ostanatolien

Eilmeldung: Starkes Erdbeben Mw 5,9 erschüttert Osten der Türkei – Schäden möglich

Datum 16.10.24 | Zeit: 07:46:33 UTC | Koordinaten:38.336 ; 38.824 | Tiefe: 10 km | Mw 5,9

Vor wenigen Minuten erschütterte ein starkes bis sehr starkes Erdbeben der Magnitude 5,9 den Osten der Türkei. Das Epizentrum wurde 26 km südsüdöstlich von Baskil verortet. Die Großstadt Malatya liegt 44 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Dort leben 441000 Menschen. Der Erdbebenherd lag in 10 Kilometern Tiefe. Diese Angabe deutet darauf hin, dass es sich um ein flach liegendes Hypozentrum handelte, dessen genaue Tiefe aber noch nicht ermittelt wurde. Auch die Magnitude ist noch nicht endgültig festgestellt worden und kann noch korrigiert werden. Die Daten stammten vom GFZ. Beim EMSC wird die Magnitude mit 6,0 angegeben.

Erdbeben dieser Magnitude können starke Schäden verursachen und Todesopfer fordern. Entsprechende Meldungen liegen noch nicht vor.

Es sind schon zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen beim EMSC eingegangen. Das Beben war in einem Umkreis von 600 Kilometern deutlich zu spüren, u.a. auch in Ankara.

Tektonisch betrachtet manifestierte sich das Erdbeben an der Ostanatolischen Störung, an einem Segment, das weiter nordöstlich liegt, als es bei dem verheerenden Gaziantep-Beben im Februar 2023 der Fall war.

In der Region gibt es nicht nur die Ostanatolische Verwerfung, sondern auch die Malatya Fault: Dies ist eine lokale Verwerfung, die speziell die Region um Malatya betrifft. Sie verläuft parallel zur Ostanatolischen Verwerfung und ist ebenfalls ein potenzieller Auslöser für Erdbeben in der Region.

In den sozialen Medien sieht man, die zahlreiche Menschen in der Erdbebenregion ihre schwankenden Häuser verließen und auf die Straßen flüchteten. Es werden Videos schwankender Lampen und durchgerüttelten Inventars geteilt, aber Bilder von größeren Schäden konnte ich bis jetzt nicht entdecken.

Das Erdbeben löste zahlreiche schwächere Nachbeben aus und es stellt sich natürlich die Fragen, ob nicht noch ein starkes und vielleicht noch stärkeres Erdbeben folgen wird. Es werden sicher Stunden voller Unruhe und Angst und viele Menschen bleiben auf den Straßen in Erwartung eines weitern starken Erdbebens. Sicher ist man indes nicht in engen Straßenschluchten, sondern auf freien Plätzen, ohne das man von herabstürzenden Dach- und Fassadenteile getroffen werden kann.

Das Beben zeigt, dass die Ostanatolische Verwerfung auf ihrer gesamten Länge unter großen Spannungen steht, die durch die beiden sehr starken Erdbeben im Februar 2023 nur in der betroffenen Region um Gaziantep abgebaut wurden. In anderen Regionen kann es jederzeit zu weiteren starken Erdbeben kommen.

Update: Inzwischen wurde gemeldet, dass mehr als 40 Personen medizinischer Betreuung bedürfen und offenbar Verletzt wurden oder unter Schock stehen. Nahe des Epizentrums kam es zu einigen Gebäudeschäden. Was Bilder im Net betrifft, muss man skeptisch sein, teilweise werden solche des Starkbebens vom Februar 2023 gezeigt.

Türkei: Aktive Magmenkörper im Westen entdeckt

Geoforscher entdecken aktive Magmenkörper in der westtürkischen Region Manisa – Es besteht Eruptionsgefahr

Türkische Forscher unter der Leitung von Prof. Dr. Özgür Karaoğlu, Geologe an der Universität Eskişehir Osmangazi, entdeckten Hinweise auf acht Magmenkörper, die sich im Vulkangebiet Kula-Salihli in der westtürkischen Provinz Manisa befinden. Diese Magmenansammlungen liegen in Tiefen zwischen 5 und 30 Kilometern und sollen Durchmesser von bis zu 30 Kilometern aufweisen. Besonders die oberste Magmakammer beunruhigt die Forscher, da von ihr ein erhebliches Ausbruchsrisiko ausgehen soll.

In Kula befinden sich die jüngsten Vulkane der Türkei, um die sich bereits die alten Griechen Sagen erzählten. Die letzten Eruptionen ereigneten sich vor 4.700 Jahren in einem Gebiet, das als „Verbranntes Land“ bekannt ist. In der Region gibt es zahlreiche Thermalquellen, und das Gebiet ist aufgrund seiner Naturschönheit in einem Geopark geschützt, der als UNESCO-Weltnaturerbe gelistet ist.

Die Magmenkörper wurden mithilfe eines neu installierten seismischen Arrays aufgespürt. Die Geophone wurden im Rahmen eines von TÜBİTAK unterstützten Projekts installiert und von Wissenschaftlern von vier Universitäten unter der Leitung der Technischen Universität Eskişehir Osmangazi betrieben. Für ihre Forschungen nutzten die Geowissenschaftler auch Daten von Stationen des Nationalen Erdbeben-Beobachtungszentrums. In der Pressemeldung zu den Forschungsarbeiten wird nicht näher auf die angewandte Methodik eingegangen, doch ich vermute, dass die Magmenkörper mithilfe der Methode der seismischen Tomografie entdeckt wurden. Unklar bleibt auch, wie hoch der Schmelzanteil in den Magmenkörpern ist.




Die Forschungsarbeiten dauerten mehr als drei Jahre und umfassten ein Gebiet von 10.000 Quadratkilometern.

Aufgrund der Lage und Nähe der Magmenkörper besteht die Möglichkeit, dass sie durch tektonische Bewegungen wieder aktiv werden. Karaoğlu betonte, dass es in der Region aktive Verwerfungslinien gibt, die in Verbindung mit Erdbeben das Risiko eines Vulkanausbruchs erhöhen könnten.

Auch Prof. Dr. Bülent Kaypak, Leiter der Geophysikalischen Abteilung der Universität Ankara, erklärte, dass die Region anfällig für Spannungen ist und das Risiko eines Vulkanausbruchs durch diese geologischen Aktivitäten erhöht wird.

Waldbrände im Mittelmeerraum wüten weiter

Sommerzeit ist Waldbrandzeit! Besonders im Mittelmeerraum wüten im August wieder mehrere Waldbrände, die Metropolen besonders nahe kommen, Häuser zerstören und Evakuierungen nötig machen. Nachdem die verheerenden Waldbrände bei Athen in der letzten Woche gestoppt wurden, brennt es nun in der Türkei und Frankreich.

Bei einem Waldbrand bei Izmir in der Türkei kämpfen 3000 Einsatzkräfte gegen die Flammen

In den letzten Tagen wurden 131 Brände gemeldet, die auf türkischem Gebiet Wälder vernichten, landwirtschaftliche Nutzflächen schädigen und auch auf Ortschaften übergreifen. Sie wüten vor allem in den Provinzen Manisa und Bolu, wobei nun auch die Ägäisregion um Izmir von Flammen heimgesucht wird. Dichte Rauchschwaden ziehen zeitweise über die Stadt hinweg und beeinträchtigen die Luftqualität.

Izmir liegt im Westen der Türkei und die Waldbrände rücken an der Küstenmetropole an mehreren Stellen gefährlich nahe auf die Pelle. Erste Vororte sind bereits direkt von den Feuern betroffen. Einer dieser Vororte ist Karşıyaka, wo ein außer Kontrolle geratener Waldbrand auf den Ort übergesprungen ist und mehrere Häuser abfackelt. Darunter befanden sich ein Industriepark und ein zehnstöckiges Wohnhaus. Laut Behördenangaben wurden gut 4000 Anwohner des Wohngebietes evakuiert. Die Evakuierungsmaßnahmen lösten Panik bei der Bevölkerung aus.

Eine ähnlich hohe Zahl Einsatzkräfte hat den Kampf gegen die Flammen aufgenommen, denn es wird berichtet, dass gut 3000 Feuerwehrleute und Helfer in der Region Izmir sein sollen. Zum Einsatz kommen auch Löschflugzeuge. Bei ihnen handelt es sich um eine der wichtigsten Waffen gegen die immer weiter ausufernden Waldbrände.

Löschflugzeuge kommen insbesondere beim Kampf gegen einen Waldbrand bei am Berg Yamanla zum Einsatz. Das Feuer dort ist am Donnerstagabend ausgebrochen und war gestern noch nicht unter Kontrolle. Ähnlich wie wir es in der vergangene Woche in Griechenland sahen, sind es auch hier starke Winde, die für eine rasante Ausbreitung der Feuer sorgen. Diese wird man wahrscheinlich erst unter Kontrolle bekommen, wenn der Wind nachlässt.

Im Zusammenhang mit den Bränden wurden in Izmir und Bolu insgesamt sechs Personen festgenommen, die verdächtigt werden, einige der Feuer absichtlich gelegt zu haben. Die Ermittlungen dazu dauern an.

Eine Ursache für die Waldbrände steht schon fest: ungewöhnlich hohe Temperaturen, die teilweise über 40 Grad lagen, haben die Wälder und Böden ausgetrocknet.

Waldbrände in Frankreich machen Evakuierungen nötig

Im Südwesten Frankreichs ähnelt die Situation jener in der Westtürkei: Hier loderten am Wochenende Waldbrände in der Nähe von Montpellier auf und gestern Abend kam es zu ersten Evakuierungen in der Ortschaft Frontignan. 600 Einsatzkräfte bekämpfen im Verbund mit 11 Löschflugzeugen und 2 Hubschraubern das Flammenmeer, das einen Pinienwald erfasst hat. Dieses Beispiel verdeutlicht einmal mehr, welcher Bedeutung den Löschflugzeugen zukommt. Diese sind mittlerweile oft veraltet und nicht in genügender Stückzahl vorhanden. Daher hat die EU-Kommission nun beschlossen, den Staaten unter die Arme zu greifen, und hat die Firma Canadian Commercial Corporation mit dem Bau von 12 amphibischen Löschflugzeugen beauftragt. Die Maschinen vom Typ CL 415 und auch der neue Typ CL 515 kosten mehr als 45 Millionen Euro pro Stück und können 6000 Liter Wasser fassen. Eine Flugstunde kostet mehr als 40.000 Euro. Das zeigt, wie teuer die Bekämpfung der Waldbrände ist, einmal von dem Schaden abgesehen, den sie anrichten.

Frühe Hitzewelle in Südosteuropa im Juni

Hitzewelle in Südosteuropa trifft vor allem Griechenland, Türkei und Zypern – Fast 45 Grad erreicht

Eine außerordentlich heftige Hitzewelle, die zudem ungewöhnlich früh im Jahr auftritt, hält den Südosten Europas seit Tagen fest im Griff. Sie beschert der Region Temperaturen von bis zu 44 Grad. Die höchste Temperatur wurde an der türkischen Ägäisküste gemessen: Sie lag bei 44,6 Grad. Ein regionaler Rekord für die erste Hälfte im Juni und die höchste Junitemperatur seit 1938. Und das Thermometer könnte noch weiter klettern, denn für einige Regionen in Mittelgriechenland und auf der Peloponnes-Halbinsel wurden Temperaturen von bis zu 45 Grad prognostiziert. Bei diesen Temperaturen ist der menschliche Organismus extrem belastet und kaum noch leistungsfähig; es drohen Hitzeschlag und Kreislaufversagen. Besonders gefährdet sind kleine Kinder, alte Menschen und Kranke. Sie sollten sich laut ärztlicher Empfehlung nicht im Freien aufhalten, viel trinken und Anstrengungen meiden.

Urlauber in der Ägäis berichteten gestern in Fernsehbeiträgen, dass es an der Küste nachts noch 37 Grad heiß war und an Schlafen nicht zu denken gewesen sei. Kurzzeitige Abkühlung brachte nur eine Dusche oder ein Sprung ins Meer. Die Wassertemperaturen liegen zwischen 23 und 24 Grad, was am oberen Spektrum der Durchschnittstemperaturen für den Juni liegt. Wie bereits in den letzten Jahren heizen die Extremtemperaturen im Süden eine Debatte an, ob es noch sinnvoll ist, die Hauptferienzeit im Sommer zu belassen, da Reisen in den Süden, wohin es die meisten Menschen in den Ferien zieht, zu dieser Zeit nicht besonders sinnvoll erscheinen. Man kann natürlich auch einfach in den Norden reisen, nach Island zum Beispiel, das sich seit Jahren steigender Beliebtheit erfreut. Allerdings erlebt man dort derzeit einen der kältesten Junis seit Beginn der Klimaaufzeichnung.

Von der Hitzewelle sind nicht nur die Urlaubsregionen der Ägäis betroffen, sondern auch die griechische Hauptstadt Athen, wo gestern Morgen um 9 Uhr 33 Grad gemessen wurden. Besonders in Straßenschluchten staut sich die Hitze, sodass es nachts nur wenig abkühlt. Das Wahrzeichen Athens, die Akropolis, bleibt in den Mittagsstunden aufgrund der Hitze geschlossen.

Die Hitzewelle bedingt auch eine erhöhte Waldbrandgefahr. Auf der Insel Zypern brachen bereits erste Feuer aus. Sie wüten an den Südhängen der höchsten Berge der Insel, die sich nordöstlich der Stadt Paphos befinden. Einige Ställe nebst Tierbestand brannten ab. Drei Menschen mussten mit Rauchvergiftungen im Krankenhaus behandelt werden. Die Einsatzkräfte versuchen, die Feuer zu löschen. Die Waldbrände brachen infolge von Trockenheit bei Temperaturen um 40 Grad aus.

Vulkanausbruch in Tonga nimmt Einfluss auf das globale Klima

Die Hitzewelle hängt vordergründig mit einer massiven Warmluftfront aus Nordafrika zusammen. Hintergründig zeichnet sich ein gestörter Jetstream für diese Extremwettersituationen verantwortlich. Das Höhenwindband wird aufgrund des Klimawandels schwächer und mäandert immer stärker, was zu immer häufiger auftretenden Extremwetterlagen führt. Doch nicht nur der anthropogene Einfluss stört die Höhenwinde, sondern auch extrem viel Wasserdampf, der infolge der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai-Eruption im Januar 2022 bis in die Stratosphäre aufstieg und sich nun global verteilt. Eine neue Studie belegt den Einfluss der Eruption auf das aktuelle Wettergeschehen und geht davon aus, dass er vielleicht Jahrzehnte, aber mindestens bis 2030 anhalten wird. Mehr dazu in einem späteren Artikel, der hier während meines Urlaubs im Juli veröffentlicht wird.

Türkei: Moderates Erdbeben im Osten

Der Osten der Türkei wird von Erdbeben Mb 4,2 erschüttert – Möglicher Auftakt zu neuer Erdbebenserie

Datum: 06.06.2024 | Zeit: 10:47:49 UTC | Lokation: 38.088 ; 38.336 | Tiefe: 11 km | Mb 4,2

Heute Vormittag manifestierte sich im Osten der Türkei ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,2. Das Hypozentrum lag in 11 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 29 km südlich von Malatya lokalisiert. Es folgten mehrere schwache Nachbeben mit Magnituden zwischen 1 und 2, die sich weiter nördlich ereigneten. Das Beben war kein Einzelfall, denn in dieser Region der Türkei gibt es momentan häufig Erdbeben, die sich am mittleren Segment der Ostanatolischen Verwerfung manifestieren. Dieses Segment liegt nordöstlich des Erdbebengebiets von Gaziantep, wo im vergangenen Jahr zwei Starkbeben große Schäden anrichteten und weit über 55.000 Menschen starben. Die aktuellen Erschütterungen werden keine Nachbeben der Starkbeben sein, dafür liegen sie zu weit entfernt. Vielmehr sieht es danach aus, als hätten sich große Spannungen entlang der Störung aufgebaut, und meiner Meinung nach besteht die Gefahr, dass sich hier in den nächsten Monaten oder Jahren ein weiteres starkes Erdbeben ereignen könnte. Bleibt zu hoffen, dass sich die Spannungen stattdessen weiterhin über schwächere Erdbeben abbauen werden, so wie es momentan der Fall ist.

In der Türkei bebt es nicht nur direkt an der Ostanatolischen Verwerfung, sondern auch im Bereich des Van-Sees. Die Ostanatolische Verwerfung läuft etwas westlich des Sees aus. Er liegt in einem Zwickel nahe des Kreuzungspunktes zwischen der Ostanatolischen Verwerfung, dem Nordanatolischen Pendant und dem Bitlis-Zagros-Störungsgürtel, der südlich des Van-Sees entlang zieht. Der Van-See ist im Kontext von Vnet von besonderem Interesse, da sich hier einige der prominentesten Vulkane der Türkei befinden. Zu diesen zählen der Nemrut Dağı und der Süphan Dağı. Die Erdbeben zeugen von der geologischen Aktivität der Region, bedeuten aber nicht, dass die Vulkane kurz vor einer Eruption stehen. Im Prinzip kann man entlang der gesamten Ostanatolischen Verwerfung zwischen dem Erdbebengebiet bei Malatya bis zum Van-See mit starken Erdbeben rechnen. Westlich des Sees besteht momentan ein eher geringes Starkbebenrisiko, da es dort zuletzt 2011 ein entsprechendes Beben der Magnitude 7,3 gegeben hatte.

Türkei: Erdbeben Mw 5,6 verursacht Schäden

 

Ein mittelstarkes Erdbeben richtete in der Türkei Schäden an – Schwarzmeer-Region betroffen

Datum 18.04.2024 | Zeit: 15:11:26 UTC | Lokation: 40.043 ; 36.012 | Tiefe: 8 km | Mw 5,6

Am Donnerstag ereignete sich in der Türkei um 15:11 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 5,6. Das Hypozentrum lag in nur 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC im Süden des Schwarzen Meeres verortet und lag 8 km westnordwestlich von Sulusaray. In dem kleinen Ort, der gut 280 Kilometer östlich von Ankara liegt, leben gut 4000 Menschen.

Das Erdbeben richtete einige Schäden an. Betroffen waren vor allem ältere Gebäude im Dorf Bugdayli, das nahe des Epizentrums liegt. Auf Bildern sind einige eingestürzte Gebäudemauern zu sehen. Große Zerstörungen blieben aber aus und Berichte über Opfer liegen ebenfalls nicht vor. Dafür war der Erdstoß in einem großen Umkreis zu spüren gewesen: Dem EMSC liegen sogar Meldungen aus dem 600 Kilometer entfernten Istanbul vor. Es gab sowohl einige moderate Vorbeben als auch zahlreiche Nachbeben. Es besteht die Möglichkeit, dass in der Region demnächst stärkere Erdbeben auftreten.

Der Erdstoß manifestierte sich an einem Seitenarm der Nordanatolischen-Verwerfung. Diese prägnante Störungszone verläuft in etwa parallel zur Südküste des Schwarzen Meeres und ist gut 1500 Kilometer lang. Die dextrale Blattverschiebung bildet die Plattengrenze zwischen der Anatolischen Platte und Eurasien und ähnelt der San-Andreas-Fault in den USA. Genauso wie dort können Starkbeben auftreten, die einige Metropolen der Türkei gefährden, von denen Istanbul am Bosporus die bekannteste ist. Die beiden Erdkrustenplatten bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von 2 bis 3 Zentimetern im Jahr aneinander vorbei, und können sich in einigen Segmenten verhaken. Es entstehen große Spannungen im Gestein und es kann zum Bruch kommen. Die dabei freigesetzte Energie verursacht Erdbeben, die sich wellenförmig im Gestein ausbreiten. Das verheerende Gaziantep-Erdbeben (Mw 7,8) vom letzten Jahr manifestierte sich an der südöstlichen Plattengrenze der Anatolischen Platte, wo sie an die Arabische Platte stößt. Dort hat sich die Erde immer noch nicht beruhigt und es gibt weiterhin Nachbeben.

Erdbeben M4,6 im Westen der Türkei

Erdbeben Mb 4,6 erschüttert Marmara-Region zwischen Izmir und Istanbul

Datum 27.02.2024 | Zeit: 13:09:57 UTC | Lokation: 40.291 ; 26.852 | Tiefe: 13 km | Mb 4,6

Heute Mittag manifestierte sich an der Küste des Marmara-Meeres in der Türkei ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,6. Das Hypozentrum befand sich in einer Tiefe von 13 Kilometern. Das Epizentrum wurde 20 km ostsüdöstlich von Gelibolu lokalisiert, einem Ort an der Küste des Marmarameeres. In dieser Region endet die große Nordanatolische Verschiebung, die sich für den Erdstoß verantwortlich zeigt. Ein Starkbeben im westlichen Teil der großen Blattverschiebung wird seit Jahren erwartet, und so könnte das moderate Beben ein Vorspiel zu einer stärkeren Erschütterung gewesen sein. Ob was nachkommt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.

Der Erdstoß wurde in einem Umkreis von mehr als 200 Kilometern deutlich wahrgenommen und beim EMSC gingen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen ein. Besonders viele Bebenzeugen meldeten sich aus dem Ballungsraum Istanbul, wo latent eine gewisse Sensibilität in Bezug auf Erdbeben besteht, denn ein Starkbeben hier hätte katastrophale Folgen. Die Höhe der Opferzahlen würde wahrscheinlich jene der Erdbebensequenz von Gaziantep überschreiten, wo es vor einem Jahr zur Katastrophe kam und mehr als 57.000 Menschen ihr Leben verloren. Die Spuren der Katastrophe sind auch heute noch längst nicht alle beseitigt und der Wiederaufbau der Region hat erst begonnen. Dafür wurde dieser Tage ein Baumagnat wegen Pfusch am Bau verurteilt: Bauvorschriften waren nicht eingehalten worden, weswegen zahlreiche Gebäude wie Kartenhäuser einstürzten. Ähnliches wird bei einem starken Erdbeben am Marmarameer erwartet.

Doch nicht nur im Nordwesten der Türkei bebte es heute: nach wie vor gibt es viele Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung, die sich für die Erdstöße im letzten Jahr verantwortlich zeigte. Fasst man die Shakemap des EMSC etwas weiter, dann sieht man auch zahlreiche Erschütterungen in der griechischen Ägäis, aber auch einige Beben nördlich von Sizilien. Hier möchte ich zwei Erschütterungen M 2,0 hervorheben, die sich östlich des Inselvulkans Stromboli im Tyrrhenischen Meer ereigneten. Auch östlich von Vulcano gab es ein Erdbeben.

Erdbebenserien bei den Azoren und den Kanarischen Inseln

Verlässt man den Mittelmeerraum Richtung Atlantik, dann erkennt man auf der Erdbebenkarte eine kleine Erdbebenserie, die sich bei den Azoren zutrug. Auch die Kanarischen Inseln waren nicht frei von Erschütterungen. Hier ereigneten sich mehrere schwache Beben zwischen den beiden Inseln Teneriffa und Gran Canaria. Auf El Hierro gab es ein Erdbeben M 2,4 in 11 km Tiefe.