Mittelstarkes Erdbeben in Region Gaziantep – Zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen
Datum 27.10.24 | Zeit: 17:07:10 UTC | Koordinaten: 37.637 ; 36.072 | Tiefe: 10 km | Mb 5,0
Die türkische Erdbebenregion bei Gaziantep wurde von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 5,0 heimgesucht. Das Epizentrum des Erdstoßes wurde 30 km nordöstlich von Kozan verortet. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde auf 10 Kilometer fixiert, was bedeutet, dass der Erdstoß in geringer Tiefe stattfand. Diese Daten stammen vom EMSC. Nach Angaben des GFZ lag die Magnitude bei 4,8. Der türkische Erdbebendienst stellte die Tiefe des Erdbebenherds mit 20 Kilometern fest.
Auf der Shakemap mit den Wahrnehmungsmeldungen erkennt man, dass der Erdstoß noch im 400 Kilometer entfernten Beirut wahrgenommen werden konnte. Nahe des Epizentrums könnte es zu leichten Gebäudeschäden gekommen sein. In bereits vorgeschädigten Häusern könnten auch größere Schäden aufgetreten sein. Meldungen hierüber liegen aber nicht vor.
Es gab mehrere schwächere Nachbeben, wobei das Hauptbeben wiederum als Nachbeben der katastrophalen Erdbebenserie vom Februar 2023 betrachtet werden kann, die in der Region extreme Verwüstungen verursachte und mehr als 57.000 Menschenleben forderte. Gut 316.000 Wohnungen wurden damals unbewohnbar und ca. 1,9 Millionen Menschen verloren ihr Zuhause. Die Region hat sich noch lange nicht von den Auswirkungen der Katastrophe erholt. Viele Menschen leben noch heute in Notunterkünften und Containerhäusern.
Die Ursache für die außerordentlich hohe Seismizität der Region liegt nach allgemeiner Auffassung in der Ostanatolischen Verwerfungszone begründet. Sie stellt die 1200 Kilometer lange Nahtstelle zwischen der Anatolischen und Arabischen Platte dar und zählt zu den aktivsten Störungszonen der Welt. Im Bereich der Küstentiefebene bei Adana, in der sich der Erdstoß gestern manifestierte, zweigt eine weitere bedeutende Störungszone von der Ostanatolischen Störung ab: die Levante-Störung. Einige Autoren machen sie für den Doppelschlag der beiden katastrophalen Erdbeben vom Februar letzten Jahres verantwortlich. Die Levante Störung ist genauso lang wie die Ostanatolische Verwerfung und verläuft von Nord nach Süd im Küstenbereich der Arabischen Halbinsel und mündet in den Ozeanischen Rücken des Roten Meeres, über das sie mit dem Ostafrikanischen Graben gekoppelt ist. Entlang der Levante-Störung stoßen mehrere Kontinentalplatten zusammen, doch die Prozesse entlang dieser Störungszone sind noch nicht gut verstanden.