Vulkanausbruch geht weiter – Keine Abschwächung in Sicht
Auf Island geht der Vulkanausbruch weiter, der am Samstagabend begonnen hat. Obwohl die Eruption von den Geowissenschaftlern erwartet wurde, ließ sich der genaue Zeitpunkt ihres Anfangs nicht bestimmen. Erst ca. 40 Minuten vor der Spaltenöffnung ereignete sich ein Schwarmbeben, das aber deutlich schwächer war als bei den vorangegangenen Ausbrüchen auf Reykjanes. Dabei war bereits nach den ersten Stunden klar, dass es der stärkste Ausbruch der Eruptionsphase an den Sundhnúkar- Kratern ist. Doch nicht nur dieser Umstand ist bemerkenswert, denn es ist auch die am längsten anhaltende Eruption der Serie, die bis jetzt aus 4 Spalteneruptionen besteht.
Tatsächlich hält der Vulkanausbruch an, auch wenn sich die Förderrate der Lava nach den ersten 12 Stunden der Eruption signifikant verringerte. Was wir jetzt sehen, erinnert stark an die letzten beiden Eruptionen am Fagradalsfjall, die sich nach stärkeren Initialphasen auch auf ein niedriges bis moderates Eruptionsniveau einpendelten. Der erste Fagradalsfjall-Ausbruch unterscheidet sich aufgrund seines pulsartigen Charakters von anderen Eruptionen, obwohl es zu Beginn dieses Ausbruchs auch stabilere Phasen gab. Während dieser ungewöhnliche Ausbruch gut 6 Monate dauerte, hielten die beiden anderen Ausbrüche 2 bis 3 Wochen an. Eine Dauer, die der aktuelle Ausbruch auch annehmen könnte, wobei das jetzt keine Prognose sein soll.
Anzeichen, dass die Eruption in den nächsten Stunden aufhören könnte, sehe ich momentan nicht: der Tremor bewegt sich auf gleichbleibendem Niveau seitwärts und die Bodenhebung bei Svartsengi hält an, auch wenn sich der Boden weniger schnell hebt als vor dem Ausbruch. Die Hebung zeigt, dass mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt als eruptiert wird, und solange die Förderkanäle frei bleiben und der Gasdruck nicht nachlässt, wird auch die Eruption weitergehen. Ob der Vulkanspotter etwas davon hat, liegt in der Entscheidungsgewalt isländischer Behörden.
Meiner Meinung nach wäre das Gefahrenpotenzial durchaus vertretbar, wenn man eine der umliegenden vulkanischen Erhebungen auf denen die Livecams stehen, als Aussichtspunkt für Touristen freigeben würde. Und klar, eine Eruption kann sich immer anders entwickeln als Experten meinen: ein Restrisiko bleibt in einer aktiven Vulkanregion immer bestehen. Man darf auch nicht vergessen, dass das Wetter auf Island noch winterlich ist und plötzlich auftretende Wetterumschwünge eine zusätzliche Gefahr für Vulkanwanderer darstellen.
Der Vulkanausbruch ist stabil und Lava ist weiterhin unterwegs
Auf Reykjanes ist der neue Vulkanausbruch weiterhin im Gang und es sieht so aus, als hätte sich die Eruption auf einem stabilen Niveau eingependelt. Die Erdbebentätigkeit ist gering, dafür bewegt sich der Tremor auf dem gleichen Niveau seitwärts, dass er gestern eingenommen hat.
Betrachtet man die Húsafell-Livecam, dann sieht man, dass sich um den noch aktiven Part der Spalte bereits ein Lavawall aufbaut, der zu einem Kegel heranwachsen könnte. Mehrere Lavafontänen speisen einen Lavastrom, der sich flächig um das Eruptionszentrum herum ausbreitet.
Ob der Lavastrom in Richtung Süden weiterhin mit Nachschub versorgt wird, wurde heute Morgen noch nicht kommuniziert. Gestern Abend verlangsamte er sich weiter und bewegte sich zuletzt mit einer Geschwindigkeit von 12 m/h auf die 250 m entfernte Straße zu. Wenn sich der Lavastrom über Nacht mit dieser Geschwindigkeit weiter bewegt haben sollte, müsste er jetzt die Hälfte der Strecke geschafft haben.
Inzwischen wurden von den Forschern auch erste Zahlen zum Ausbruch veröffentlicht: sie bestätigen, dass es in Bezug auf die Fördermenge der ersten Eruptionsstunden der stärkste Ausbruch dieser Eruptionsphase war. Innerhalb von 21 Stunden wurden ca. 30 Millionen Kubikmeter Lava ausgestoßen, die eine Fläche von fast 8 Quadratkilometern bedeckt. Die Maximale Förderrate lag bei mehr als 700 Kubikmeter pro Sekunde. Zum Vergleich: bei der bislang stärksten Eruption am 8. Februar lag die Rate bei 600 Kubikmeter pro Sekunde. Innerhalb von 31 Stunden wurden 22 Millionen Kubikmeter Lava eruptiert, die sich auf einer Fläche von 4,2 Quadratkilometern ausbreitete. Allerdings richtete diese Eruption mehr Schaden an als der aktuelle Vulkanausbruch, wobei dieser ja noch weitergeht und es unklar ist, ob es nicht doch noch zu Schäden kommt. Doch ich rechne mehr damit, dass sich die Lava nicht mehr so weit vom Eruptionszentrum entfernt, solange sich die Förderrate nicht erhöht.
Interessant ist, dass die GPS-Messungen andeuten, dass die Subsidenz bei Svartsengi stoppte und sich der Boden sogar wieder anfängt zu heben, obwohl die Eruption noch im Gang ist. Aus der Tiefe steigt also mehr Magma auf, als an Lava aktuell eruptiert wird.
Erdbeben am Bardarbunga
Übrigens gab es heute Nacht ein Erdbeben der Magnitude 4,4 am subglazialen Vulkan Bardarbunga. Es ereignete sich in 7,4 km Tiefe und hatte ein Epizentrum, das 2,8 Kilometer nordöstlich der Caldera lag.
Vulkanausbruch bei Svartsengi geht weiter – Zittern um Straße und Leitungen
Im Laufe des Tages zeigte die Eruption auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ein stabiles Verhalten. Laut IMO spritz an drei Stellen entlang der ursprünglich 3 Kilometer langen Spalte Lava aus dem Boden. Am intensivsten ist die Aktivität im unteren Drittel der Spalte, was man auf der Husafell-Livecam gut sehen kann. Dort schießen noch kleine Lavafontänen auf einem ca. 100 m langen Teilstück der Spalte in die Höhe. Sie speisen überwiegend den Lavastrom, der in Richtung Süden fließt und dort auf die Küstenstraße zuhält. Ein Teil der zuvor eruptierten Schmelze sammelte sich offenbar in einem sekundären Lavapool, der tagsüber abfloss.
Die Lavafront bewegte sich heute Nachmittag nur noch um 20 Meter pro Stunde vorwärts und war einige Hundert Meter von der Küstenstraße (Suðurstrandarvégur) entfernt. Laut einem Bericht des Senders RUV betrug die Entfernung der Lavafront bis zur Küste um 13 Uhr noch gut 1000 m. Von der Straße zur Küste sollen es 350 m sein. Sollten die Entfernungsangaben stimmen, ist es fraglich, ob die Lava die Straße ohne eine Verstärkung der Aktivität noch erreichen kann. Allerdings verlaufen vor der Straße auch noch wichtige Versorgungsleitungen nach Grindavik, darunter ein Glasfaserkabel für die Kommunikation. Sollte die Lava die Straße erreichen, hätte das wieder entsprechende Konsequenzen für den geplagten Ort.
Im Westen überquerte die Lava die Hauptstraße nach Grindavik und dürfte auch die Blaue Lagune wieder vom Verkehr abgeschnitten haben. Sie stoppte gut 200 m von wichtigen Versorgungsleitungen entfernt. Es dürfte interessant werden, zu sehen, ob es den Isländern wieder in Rekordzeit gelingt, die Straße im Eiltempo zu reparieren.
Der Tremor fiel nach der Initialphase der Eruption fast genauso schnell wieder ab, wie er anstieg. Er stabilisierte sich auf einem niedrigen bis moderaten Niveau und bewegte sich seitwärts. Es könnte also sein, dass der Vulkanausbruch nicht ganz so schnell endet wie seine Vorgänger. Die GPS-Messungen deuten an, dass die Subsidenz gestoppt ist bzw. weitaus langsamer verläuft als heute Nacht. Wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Verlauf der Eruption lassen sich nicht stellen, allerdings waren die letzten Eruptionen kurzlebig und man nimmt einen ähnlichen Verlauf an. Auf der anderen Seite lässt sich nicht ausschließen, dass der Vulkanausbruch noch ein Weilchen so weiter geht oder sogar wieder verstärkt. Schmelze wäre dafür genug im System vorhanden.
Die Schutzwälle haben übrigens überraschend gut funktioniert und die Lavaströme von Grindavik ferngehalten.
Die seismische- und magmatische Aktivität auf der Reykjaneshalbinsel erwachte in einem langsamen Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzog und von einer Häufung von Schwarmbeben eingeleitet wurde, die sich ab 2019 signifikant steigerten und von Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg begleitet wurden. Nach den ersten Magmenintrusionen im Svartsengisystem verlagerte sich die Aktivität zum Fagradalsfjall, wo es zwischen März 2021 und Juli 2023 zu 3 Eruptionen kam. Im Herbst 2023 verlagerte sich die Aktivität wieder ins Svartsengisystem.
Seit dem 25. Oktober 2023 kam und kommt es bei Svartsengi erneut zu Erdbebenschwärmen und Intrusionen. Am 25. Oktober begann ein starker Erdbebenschwarm mit Magnituden von bis zu 4,5 im Fagradalsfjall- und Thorbjörn-Gebiet, begleitet von mehr als 7000 registrierten Erdbeben bis zum 28. Oktober. Am 28. Oktober zeigte sich eine Bodenerhebung im Thorbjörn-Gebiet nahe der Blauen Lagune, was auf eine Magmaintrusion hinwies. Diese Bodenhebung verlief schneller als bei früheren Ereignissen. Innerhalb von 48 Stunden hob sich der Boden um 3 cm an. Das Icelandic Meteorological Office erhöhte am 28. Oktober die Warnstufe für den Luftverkehr in der Region auf gelb.
In der Gemeinde Grindavik begann man sch auf den Ernstfall eines Vulkanausbruchs vorzubereiten.
Die Erdbebentätigkeit intensivierte sich wieder, und am 3. November ereigneten sich mehrere Erdbeben, darunter eines mit einer Magnitude von 4,2. Es wird vermutet, dass die Ursache eine Magmaintrusion in 5 km Tiefe war. Die Hebungen des Geländes hielten weiter an, und es wurde mit weiteren Erdbeben gerechnet.
Am 6. November bestätigte IMO die Bildung eines größeren Magmenkörpers unter dem Bereich des Geothermalkraftwerks Svartsengi. Pläne für den Umgang mit einem Ausbruch wurden diskutiert, darunter das Kühlen von Lavaströmen und die Einrichtung von Schutzdämmen. Am 8. November kündigte der Zivilschutz den Bau von Schutzdeichen um das Kraftwerk an. Am Folgetag wurde das Thermalressort Blaue Lagune geschlossen.
Riftbildung: Am 10. November 2023 begann ein extrem starker Erdbebenschwarm nördlich von Grindavík. Der Katastrophenschutz erklärte Grindavík zur Gefahrenzone. Aufgrund starker Erdbeben mit Magnituden über 5 wurde nachts begonnen, die Stadt zu evakuieren. Man fürchtete die Öffnung einer Eruptionsspalte innerhalb der Stadtgrenzen. Eine Magmaintrusion verursachte einen 15 km langen Riss unter der Erdoberfläche, der nordöstlich von Grindavík begann, unter der Stadt verlief und sich bis ins Meer erstreckte. Es hatte sich ein Rift gebildet in das Magma eindrang. In den folgenden Tagen wurde ein Vulkanausbruch befürchtet, doch dieser sollte von gut 5 Wochen auf sich warten lassen. Doch die Riftbildung hatte in Grindavik einiges an Schäden verursacht und große Risse zogen sich durch die Stadt.
Eruption 1: Am Abend des 18. Dezember 2023 brach eine rund drei Kilometer lange Spalte nördlich von Grindavík aus, östlich des Sýlingarfells und von Svartsengi im Bereich der alten Sundhnúkur-Kraterreihe. Die Lava floss in Richtung Norden mit einer geschätzten Menge von etwa 100 Kubikmeter pro Sekunde. Die Arbeiter, die den Schutzwall um das Geothermiekraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune errichteten, wurden vorübergehend abgezogen, da die Lage unübersichtlich war. Die Intensität des Ausbruchs nahm schnell ab, und bis zum Nachmittag des 20. Dezembers 2023 waren nur noch zwei Stellen aktiv, wobei der Lavafluss auf ca. 10 m³/s verringert war. Die Lava, ein tholeiitischer Basalt, ähnelt dem der drei Ausbrüche beim Fagradalsfjall, war jedoch etwas „gereifter“, was darauf hindeutete, dass sie einige Zeit geruht und sich abgekühlt hat, wodurch chemisch-physikalische Veränderungen stattfanden. Am Morgen des 21. Dezembers 2023 konnte keine Ausbruchsaktivität mehr festgestellt werden, aber die Erdbebentätigkeit nahm wieder zu, ebenso wie die Hebungen bei Svartsengi.
Eruption 2: Am 14. Januar 2024 brach um 7:57 Uhr (UTC und Ortszeit) erneut ein Vulkan aus, wobei Grindavík betroffen war und bis zum nächsten Tag drei Häuser zerstört wurden. Die Eruption erfolgte entlang zweier Spalten: eine rund 1500 Meter lange Spalte außerhalb der Stadt hinter dem Schutzwall und eine weitere, etwa 150 Meter von der Stadtgrenze entfernt. Am 15. Januar ließ die Aktivität nach und die Eruption an der südlichen Spalte bei Grindavík endete. Allerdings floss Lava weiterhin aus der nördlichen Spalte, wobei der Schutzwall dort seine Effektivität unter Beweis stellte. Bis zum 16. Januar waren die Lavaförderungen vollständig zum Erliegen gekommen.
Eruption 3: Am 8. Februar 2024 brach gegen 6:00 Uhr Ortszeit erneut ein Ausbruch aus. Eine rund 3 Kilometer lange Spalte öffnete sich zwischen den Bergen Sundhnúkur im Süden und dem Stóra-Skógfell im Norden. Die Lava floss hauptsächlich in westlicher Richtung. Das Thermalbad Blaue Lagune musste kurzzeitig evakuiert werden. Die Lava bewegte sich relativ schnell mit einer Geschwindigkeit von etwa 500 Metern pro Stunde und überquerte gegen 11:00 Uhr Ortszeit den Grindavíkurvegur S43. Sie floss weiter entlang des Bláalónsvegurs T426 nördlich außerhalb des Schutzwalls und beschädigte gegen 13:00 Uhr eine Heißwasser-/Fernwärmeleitung, die die Reykjanes-Halbinsel versorgt. Um etwa 14:00 Uhr wurde die Svartsengi-Stromleitung vorübergehend außer Betrieb genommen aus Angst, dass die Lava die Strommasten beschädigen könnte. Als sich herausstellte, dass die Schutzmaßnahmen an den Masten wirksam waren, wurde der Stromtransport durch diese Leitung um etwa 18:00 Uhr wieder aufgenommen. Der Lavastrom kam etwa 500 Meter nordöstlich des Thermalbads Blaue Lagune zum Stillstand.
Es wurde deutlich, dass auch dieser Ausbruch von kurzer Dauer war. Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Fernwärmeversorgung und die Reparatur der unterbrochenen Straße dauerten gut 2 Wochen. Sofort nach dem Ausbruch setzte erneut Bodenhebung ein und Magma stieg weiter auf.
Am 2. März manifestierte sich ein weiterer magmatischer Gang, doch ein Vulkanausbruch blieb überraschend aus. Dieser folgte dann 2 Wochen später.
Eruption 4: Am 16. März 2024 begann eine weitere Eruption. Wieder bildete sich eine gut 3 Kilometer lange Spalte im Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe. Es wurde sehr viel Lava ausgestoßen, die u.a. auf Grindavik zufloss. Die inzwischen fertiggestellten Dämme lenkten die Lava ab, so dass der südliche Strom in Richtung Meer floss, doch kurz vor der Küste stoppte die Lava.
Neue Spalteneruption auf isländischer Reykjaneshalbinsel stößt Lava aus – Vorwarnung war gering
Heute Abend begann auf der Reykjaneshalbinsel auf Island der seit Tagen erwartete Vulkanausbruch. Die Eruption startete gegen 20:23 Uhr Lokalzeit mit einer Spaltenöffnung entlang der Sundhnúkar-Kraterreihe zwischen den vulkanischen Erhebungen Stóra-Skógfell und Hagafell. Sie befindet sich in dem Areal der Eruption vom 8. Februar und somit vergleichsweise nahe an Grindavik. Die Eruptionsspalte ist ca. 3 Kilometer lang. Lavafontänen fördern einen großen Lavastrom, der sich flächig ausbreitet. Ein Teil der Lava fließt in Richtung Süden auf Grindavik zu. Die Stadt ist inzwischen von einem halbkreisförmigen Ringwall umgeben, der sie vor Lavaströmen schützen soll.
Die Eruption begann nach dem Einsetzen eines vergleichsweise kleinen Schwarmbebens und es gab nur eine kurze Vorwarnzeit, wobei der Schwarm so schwach war, dass man nicht wirklich darauf schließen konnte, dass der Ausbruch unmittelbar bevorstand. Der Tremor ist erhöht, dennoch kann man von einem seismisch sehr ruhigen Verlauf sprechen. Im Nachhinein betrachtet war das deutlichste Vorzeichen der Eruption ein GPS-Messpunkt, der höher als die Vorangegangenen lag. Er zeugte vom Magmaaufstieg, als der Dyke intrudierte. Die Spaltenöffnung selbst vollzog sich innerhalb weniger Minuten. Zu Fuß wäre es schwer gewesen, sich in Sicherheit zu bringen.
Die Eruption findet bei schönem Wetter statt und kann sehr schön via Livestreams beobachtet werden. Schaut man sich die gespeicherten Aufnahmen an, kann man sehen, dass es eine verstärkte Dampfentwicklung bereits einige Minuten vor der Spaltenöffnung gab. Das Video zeigt die Initialphase der Eruption. Wiedergabe 5-fach beschleunigt.
Wie sich die Eruption weiterentwickeln wird, ist ungewiss, allerdings darf man annehmen, dass wir einen ähnlichen Verlauf wie bei den vorangegangenen Vulkanausbrüchen im Svartsengisystem sehen werden. Morgen Abend könnte demnach die eruptive Hauptphase bereits wieder vorbei sein. Natürlich können sich auch weitere Spalten öffnen.
Betrieb des Geothermalkraftwerks verhärtete den Boden – Beeinflussen Menschen die Eruptionen?
Jeder Eingriff des Menschen in die Natur übt unweigerlich einen Einfluss auf die Geschehnisse der Umwelt aus. So auch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel, die seit drei Jahren von 6 Eruptionen und mehreren Gangbildungen heimgesucht wurde. Dabei könnte der Einfluss des Menschen auf das eruptive Verhalten größer sein, als man im Allgemeinen annimmt. Einen offensichtlichen Einfluss nehmen die Befestigungsanlagen, die um die Infrastruktur errichtet wurden. Maßgeblich sind hiermit die Erdwälle zum Schutz von Grindavik und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi gemeint, die auch die Blaue Lagune vor Lavaströmen schützen sollen. Dieser Einfluss ist gewollt, obgleich er natürlich einen größeren Einfluss auf die Gegend ausüben könnte als man wünscht. Er verändert den natürlichen Lauf der Lavaströme und übt somit Einfluss auf das Gelände aus, mit unabsehbaren Folgen für spätere Ereignisse.
Viel gravierender könnte aber der unbeabsichtigte und unsichtbare Einfluss sein, den der Betrieb des Geothermalkraftwerks Svartsengi mit sich bringt. Wie Mike Schüler in unserer FB-Gruppe anmerkte, wurde öfters diskutiert, dass die Verpressung großer Mengen Wassers in den Untergrund des Geothermalkraftwerks den Boden verdichtete: Salze und Mineralien zementierten die Lavaschichten, so dass eine besonders feste Gesteinsschicht entstanden ist, die für das aufsteigende Magma undurchdringlich zu sein scheint, obwohl die Schmelze direkt unter dem Gebiet aufsteigt. Zwar ist dadurch das Geothermalkraftwerk geschützt, doch die Schmelze muss zur Seite ausweichen und nimmt wohlmöglich einen anderen Lauf, als es von Natur aus der Fall wäre. Obwohl es bis jetzt kein Gegenstand von Forschungsarbeiten war, könnte sogar nicht ausgeschlossen werden, dass die Gangbildung vom 10. November 2023 diesem Umstand geschuldet war. Ein Großteil der Schäden in Grindavik manifestierte sich im Zuge dieser Gangbildung.
Bodenhebung und Erdbeben gehen weiter
Derweilen hat sich am aktuellen Status quo nicht viel geändert, was heißen soll, dass sich weiterhin Magma unter Svartsengi ansammelt. Nachts gab es 31 Beben entlang des oben erwähnten Gangs.
Vorgestern wurde von IMO mitgeteilt, dass sich 10 Millionen Kubikmeter Magma seit der letzten Intrusion am 2. März angesammelt haben sollen. Die IMO-Forscher rechnen nach wie vor mit einer anstehenden Eruption, weisen aber auch darauf hin, dass sich das Verhalten des Magmas nicht genau prognostizieren lässt und dass es nicht zwingend weiterhin so regelmäßig zu Ereignissen kommen muss, wie wir es seit November erleben.
Auf einem neuen Interferogramm aus nicht bearbeiteten Rohdaten erkennt man welche Dimensionen die Bodenhebung inzwischen angenommen hat. Interessant ist, dass man hier am Fagradalsfjall keine Hebung erkennen kann, obwohl die GPS-Daten mittlerweile eine Hebung von 45 mm seit Anfang Februar anzeigen.
Geoforscher rechnet mit Vulkanausbruch bei Svartsengi in dieser Woche – Erdbebentätigkeit bleibt erhöht
Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel bleibt die Bodenhebung und Erdbebentätigkeit erhöht. Innerhalb der letzten 2 Tage registrierte das seismische Netzwerk 133 Beben. Die Aktivität konzentriert sich auf den südlichen Abschnitt des magmatischen Gangs, der am 10. November entstanden ist und bis unter Grindavik reichte. Häufig werden als Lokationen der Beben die vulkanischen Erhebungen Thorbjörn und Hagafell genannt. Oft taucht auch der Fagradalsfjall in den Ortsbestimmungen der Erdbeben auf. Mittlerweile rechne ich schon fast damit, dass die Aktivität wieder dorthin shiften könnte, oder dass wir in den nächsten Wochen Eruptionen an zwei Lokalitäten erleben werden.
Eigentlich haben viele Experten bereits letzte Woche mit einem neuen Ereignis bei Svartsengi gerechnet. Heute gab der Leiter der Deformationsmessungen beim isländischen Wetteramt, Benedikt Gunnar Ófeigsson, ein Interview gegenüber MBL und meinte, dass er überrascht sein wird, wenn es diese Woche keine Neuigkeiten über die Halbinsel Reykjanes gibt. Er geht also mindestens von einer neuen Gangbildung aus, die vielleicht auch in einer Eruption gipfeln wird. Er betont, dass ein solches Ereignis sehr plötzlich eintreten könnte und dass es unter Umständen nur sehr kurze Vorwarnzeiten vor einem Vulkanausbruch geben könnte. Für Menschen, die sich in der Blauen Lagune oder in Grindavik aufhalten, könnte das zu einem Problem werden.
Sollte in dieser Woche nichts geschehen, die Bodenhebung infolge des Magmenaufstiegs aber weitergehen, dann könnte sich im Untergrund etwas grundlegendes geändert haben. Eine Änderung könnte letztendlich dann auch wieder zu einem Wechsel der Aktivität in Richtung Fagradalsfjall führen.
Eine Mustererkennung von Eruptionen ist immer so eine Sache, denn vom Ätna kenne ich es, dass die Paroxysmen ein paar Mal im gleichen Zeitintervall aufeinanderfolgen, nur damit sich das Intervall ausgerechnet dann ändert, wenn man selbst vor Ort ist.
Erdbeben gibt es heute auch vermehrt unter dem Vatnajökull, wo sich der Grimsvötn ebenfalls auf einen Vulkanausbruch vorbereiten könnte. Explosive Eruptionen von diesem Vulkan verursachten in der Vergangenheit bereits Störungen im Flugverkehr.
Update 16:15 Uhr: Kurz nachdem ich diesen Artikel veröffentlicht hatte, zog die seismische Aktivität nochmals an. Schwerpunkt bleibt die Reykjaneshalbinsel (150 Beben), aber auch entlang anderer Spaltensysteme und Zentralvulkanen gab es mehrere Erschütterungen. Die Grafik habe ich aktualisiert.
Nachdem nachts nur weniger Erdbeben im Bereich von Svartsengi und der Reykjaneshalbinsel detektiert wurden, zog die Seismizität im Tagesverlauf an. So registrierte IMO innerhalb von 48 Stunden 81 Erschütterungen auf der Halbinsel im Südwesten von Island. Auf ganz Island waren es 134 schwache Beben. Diese verteilten sich an mehreren Zentralvulkanen der Isländischen Riftzone. Die Erschütterungen auf Reykjanes konzentrierten sich bei Svartsengi, wo der Schwerpunkt der Erschütterungen am Thorbjörn-Vulkan lag. Ebenfalls von Beben heimgesucht wurden der Fagradalsfjall und das Krysuvik-System. Einzelne Erschütterungen manifestierten sich an unterschiedlichen Lokalitäten der Halbinsel.
Fast 400 mm Bodenhebung seit Dezember
Die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi kennt keinen Halt und steigt weiter an. An der Messstation SENG hob sich der Boden seit dem 8. Februar um fast 200 mm an. Fast doppelt so viel kamen seit der Eruption im Dezember zusammen. Es müssen sich inzwischen beachtliche Mengen Schmelze im Untergrund befinden. Es ist zwar nicht bekannt, wieviel davon fließfähig ist, doch da sich der Großteil der Schmelze in 4 bis 5 Kilometern Tiefe befindet, ist das Magma gut isoliert und bleibt wahrscheinlich über Monate oder Jahre hinweg eruptionsfähig. Konkrete wissenschaftliche Einschätzungen hierzu sind mir nicht bekannt. Es ist auch sehr schwer zu prognostizieren, da neben der Temperatur eine Menge andere Faktoren bestimmen, ob ein Magma eruptieren kann. Dazu zählen der Gasdruck im System, aber auch, wie viele Kristalle sich bereits gebildet haben.
Bodenhebung gibt es auch im Bereich des Fagradalsfjall-Vulkans. Hier stellt sich die Frage, ob sie mit der Hebung am benachbarten Svartsengisystem gekoppelt ist oder ob es hier einen eigenständigen Magmenaufstieg gibt. Wer weiß, vielleicht bekommen wir im Frühjahr auch einen doppelten Vulkanausbruch auf Island zu sehen? Die Vulkanologen halten auf jeden Fall ihre Warnung in Bezug auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch bei Svartsengi aufrecht.
Auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht die Bodenhebung weiter und ein Ende des Magmenaufstiegs ist bis jetzt nicht in Sicht. Er hält seit Oktober ununterbrochen an und seitdem kam es zu 5 Gangbildungen und 3 Eruptionen im Svartsengisytem. Zu diesen Ereignissen gesellen sich drei Vulkanausbrüche und ebenfalls mehrere Intrusionen, die wir in den letzten Jahren am benachbarten Fagradalsfjallsystem gesehen haben. Auch dort wird seit Anfang des Jahres wieder eine vergleichsweise schwache, aber stetige Bodenhebung festgestellt, die mittlerweile bei 3-4 cm liegt. So erscheint es mir möglich, dass wir am Fagradalsfjall bald wieder einen Vulkanausbruch sehen werden. Nach der Litli-Hrútur-Eruption sagten die statistischen Prognosen, dass es im Mai wieder soweit sein könnte.
Isländischer Geoforscher sagt langjährige Eruptionsphase voraus
In diesen Kontext passt die Aussage von Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson, dass dem Svartsengi-System eine mehrjährige Eruptionsphase bevorsteht und dass man sich auf Reykjanes und insbesondere in Grindavik darauf einstellen müsse. Bis jetzt wurden 10 bis 15 % der Schmelze eruptiert, die vor ca. 2000 Jahren ausgestoßen wurde, als die Sundhnúka-Kraterreihe entstand. Die geologische Geschichte der Region zeigt, dass Eruptionsphasen auf Reykjanes mehrere Jahrzehnte dauern und ca. alle 800 Jahre einsetzten. Aus der Tiefe scheint also periodisch eine ähnlich große Magmamenge aufzusteigen. Welcher Mechanismus dafür verantwortlich ist, konnte bis jetzt noch nicht erforscht werden. Der Geophysikprofessor sprach vorgestern vor einer Arbeitgeberversammlung in Grindavik. Die Unternehmer versuchen natürlich abzuschätzen, wie es in der Region weitergehen soll und welche Maßnahmen erforderlich sind, um die geschäftlichen Tätigkeiten auf lange Sicht aufrechtzuerhalten. Einfach dürfte sich in der Region wohl kein Geld verdienen lassen, es sei denn, man ist Bauunternehmer und damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen, die von den Erdgewalten permanent verursacht werden. Jeder, der einen Bagger hat, muss in Grindavik wohl nicht um seine finanzielle Existenz bangen.
Länge des magmatischen Gangs vom letzten Samstag bestimmt
Bei der Intrusion vom 2. März bildete sich ein 3 Kilometer langer Dyke zwischen Stóra-Skógfell und Hagafell, der jetzt auf einer neuen Karte von IMO eingetragen wurde. Das Volumen der Intrusion wurde bereits früher bestimmt und lag bei 1,3 Millionen Kubikmetern. Eine doppelt so große Menge dürfte inzwischen wieder ins Speichersystem aufgestiegen sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neues Ereignis eintritt, ist groß. Je mehr Zeit es sich lässt, desto stärker könnte es ausfallen. Natürlich besteht auch die Möglichkeit, das wieder nur etwas Dampf abgelassen wird, so wie es am letzten Samstag der Fall gewesen ist.
Übrigens, die Erdbebentätigkeit hält weiter an und gestern kam es zu einem Erdbeben Mb 2,8 am Thorbjörn-Vulkan im Svartsengisystem.