Island: Neuer Vulkanausbruch hat am 20.11.24 begonnen

Neue Eruption der Sundhnúkur-Kraterreihe auf Island – Nur sehr kurze Vorwarnzeit

Für die isländischen Vulkanologen dürfte es einem Schock gleichgekommen sein, als gestern am späten Abend die Seismizität langsam anstieg und sich in kürzester Zeit zu einer kleinen Krise entwickelte, der dann nur Minuten später eine neue Spalteneruption entlang der Sundhnukur-Kraterreihe folgte. Ein Schock deshalb, weil sie in den letzten Tagen mehrfach betonten, dass man in diesem Monat nicht mehr mit einem Ausbruch rechnen würde. Ich selbst war davon nicht ganz so überzeugt und wies in einem Update am Dienstag vorsichtig darauf hin, dass die Subsidenz westlich des Svartsengigebiets dadurch zustande kommen könnte, dass sich das Magma bereits auf den Weg in Richtung Osten gemacht hat. Dennoch war ich mir diesbezüglich alles andere als sicher, da die Seismizität bei Sundhnukur zwar etwas zunahm, aber gering blieb. Gestern Mittag stieg die Erdbebentätigkeit langsam an, wobei es aber nicht nur auf Reykjanes wieder öfter bebte, sondern auch bei Geirfuglasker (Eldey) vor der Südwestspitze von Reykjanes. Eindeutige Warnzeichen gab es dann in der Tat erst Minuten vor der Eruption: Mike Schüler schreibt in seiner FB-Gruppe, dass ca. 30 Minuten vor Einsetzen der Eruption eine Warnung von dem Kraftwerksbetreiber herausgegeben wurde, dass der Druck in den Bohrlöchern ansteigen würde. Zu dieser Zeit gab es dann auch ein kleines Schwarmbeben (weniger als 100 Einzelbeben) am Ort der Spaltenöffnung, die gegen 23:14 Uhr Lokalzeit begann.

Eine gut 3 Kilometer lange Eruptionsspalte öffnete sich

Die Spalte öffnete sich zwischen den vulkanischen Erhebungen Stóri Skógfell und Sýlingarfell auf der Sundhnukur-Kraterreihe und wuchs schnell auf eine Länge von ca. 3 Kilometer an. Es entstanden drei parallel verlaufende Risssegmente, die nur wenig versetzt sind. Ein Vorhang aus Lavafontänen schießt aus den Spalten hervor und speist zwei Lavaströme, die sich vornehmlich in nördlicher und westlicher Richtung bewegen. Der nördliche Lavastrom bedroht keine Infrastruktur, aber der westliche Strom fließt wieder in Richtung Geothermalkraftwerk Svartsengi. Inzwischen wurde erneut die Hauptstraße nach Grindavik unterbrochen und die Lavafront bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 300 m pro Stunde auf das Kraftwerk zu. Hier gibt es Schutzwälle, die das Kraftwerk zunächst vor Schlimmerem bewahren dürften, doch wie lange sie der Lava standhalten werden, ist ungewiss. Genauso ungewiss ist, wie lange die Eruption dauern wird. Entgegen den Erwartungen scheint der Ausbruch kleiner als die letzten beiden zu sein und könnte nur Stunden andauern. Aber da sich im Untergrund seit dem Ende der letzten Eruption am 5. September mehr als 23 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, könnte sich der Ausbruch auch verstärken und mehrere Wochen andauern.

Bis jetzt fließt keine Lava in Richtung Grindavik. Es ist aber nicht auszuschließen, dass sich weitere Risse öffnen werden, die der Stadt näher kommen. Die schwachen Vorwarnzeichen, die auch nur eine sehr geringe Vorwarnzeit ermöglichten, könnten sich irgendwann einmal als Problem darstellen, wenn sich eine Spalte näher bei Grindavik (oder sogar im Stadtgebiet) öffnen sollte.

Die Ereignisse zeigen einmal mehr, wie schwer es ist, einen Vulkanausbruch verlässlich zu prognostizieren. Ein Problem ist, dass man keine teuren Messinstrumente in einem Bereich aufstellt, wo sie schnell von der Lava gefressen werden könnten. Daher ist insbesondere das GPS/GNNS-Netzwerk im Bereich der Spalte, aber auch am Fagradalsfjall und nördlich davon nicht engmaschig genug, um dort die unterirdischen Prozesse vernünftig im Auge zu behalten.

Es ist übrigens die 10 Eruption auf Island, seit dem Beginn der Eruptionsserie am Fagradalsfjall im März 2021.

Island: Mögliches Erdbeben Mb 3,8 im Nordosten

Erdbeben Mb 3,8 erschüttert den Nordosten von Island – Daten könnten noch korrigiert werden

Datum 16.11.24 | Zeit: 07:39:55 UTC | Koordinaten:  65.143 ; -15.663 | Tiefe: 5 km | Mb 3,8

Update: Das Beben wurde beim IMO komplett gelöscht, während es beim EMSC noch angezeigt wird.

Originalmeldung: Auf Island wurde ein Erdstoß der Magnitude 3,8 detektiert, der sich im Nordosten der Insel ereignet haben könnte. Da das Beben bis jetzt nur vom automatischen System erfasst wurde, aber noch nicht von einem Seismologen geprüft und bestätigt wurde, könnte sich die Magnitude noch ändern, weshalb ich hier vorsichtig formuliere.

Laut den vorläufigen Angaben ereignete sich der Erdstoß in nur 5 Kilometern Tiefe und wurde 61 km west-südwestlich von Egilsstaðir verortet. Die Region am Rand des Hochlandes ist bis jetzt aus erdbebentechnischer Sicht unauffällig geblieben. Allerdings liegt der Calderavulkan Askja in gut 50 Kilometern Entfernung und es ist nicht auszuschließen, dass das Beben vom automatischen System falsch lokalisiert wurde. Ein Erdbebenschwarm blieb bis jetzt aus.

Bodenhebung im Bereich der Askja

Die Bodenhebung im Bereich der Askja hält an: An der Messstation OLAC werden gut 83 Zentimeter Hebung seit September 2021 angezeigt. In diesem Jahr verlangsamte sich die Heberate, doch man kann davon ausgehen, dass sich im Untergrund einiges an magmatischen Fluiden angesammelt hat. Ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommt, ist allerdings ungewiss. Viele Experten haben schon längst damit gerechnet, dass eine Eruption einsetzt, aber irgendwie will der Vulkan nicht durchstarten. Was augenblicklich auch für andere Feuerberge Islands gilt.

Erdbeben und Bodenhebung bei Svartsengi

Einer dieser Vulkane findet sich in der Sundhnukur-Eruptionsspalte bei Svartsengi. In den letzten 2 Wochen war die Erdbebenaktivität auf der Reykjaneshalbinsel und insbesondere im Svatsengigebiet überraschend gering. Zum Teil könnte das an dem schlechten Wetter liegen, das die seismischen Geräte stört, so dass besonders schwache Erdbeben nicht festgestellt werden können. Da die Bodenhebung weiter anhält – mittlerweile hat sie fast Parität mit der Hebung vor der letzten Eruption erreicht – und eigentlich immer höhere Spannungen entstehen, die vermehrt stärkere Erdbeben auslösen sollten, ist die geringe Seismizität schon verwunderlich. Nicht nur im Svartsengigebiet werden wenige Erdbeben festgestellt, sondern auch an den anderen Spaltensystemen, die in den letzten Wochen sehr aktiv waren. Auf der ganzen Halbinsel wurden in den letzten 48 Stunden nur 20 Beben festgestellt. Die meisten davon bei Krysuvik. Auf ganz Island waren es 68 Erschütterungen.

Island: Ausbruch im November unwahrscheinlich

Neue Gefahreneinschätzung von IMO veröffentlicht – Ausbruch im November gilt als unwahrscheinlich

Auf Island hält die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auf Reykjanes weiter an. Laut einem IMO-Update akkumulierten sich seit dem 5. September 23 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund an. Die Bodenhebung liegt nur noch wenige Zentimeter unter der vor Beginn des letzten Ausbruchs. Das Erreichen der Parität wurde bislang immer als unterste Schwelle angesehen, ab der ein neuer Vulkanausbruch beginnen kann. Doch bei allen Ausbrüchen musste diese Schwelle deutlich überschritten werden, bevor die nächste Eruption tatsächlich einsetzte. Wochen vor einem neuen Ausbruch stieg die Seismizität im Bereich von Svartsengi und Sundhnúkur deutlich an, was auf einen signifikanten Druckanstieg im Speichersystem zurückzuführen ist. Diese Zunahme der Seismizität konnte in den letzten Tagen nicht beobachtet werden, obgleich es Anfang November noch so aussah, als würde sich die Erdbebentätigkeit steigern. Die Vulkanologen von IMO kommen daher zu dem Schluss, dass im November noch nicht mit einem neuen Vulkanausbruch zu rechnen ist. Noch im letzten Monat war man von einem steigenden Eruptionsrisiko in der zweiten Novemberhälfte ausgegangen. Es wurde auch eine neue Gefahrenkarte für den Bereich Grindavik und Svartsengi veröffentlicht, die aber gegenüber der letzten unverändert blieb. Sie attestiert der Stadt ein vergleichsweise niedriges Risiko, in den nächsten Tagen von den direkten Folgen einer Eruption heimgesucht zu werden. Es gibt aber besonders für Gebiete nördlich der Stadt ein erhebliches Risiko von Gasverschmutzung oder Erdrutschen.

Wetterkapriolen und Erdrutsche im Westen

Auch wenn sich der erwartete Vulkanausbruch nach hinten verschiebt und vielleicht erst im neuen Jahr stattfinden wird, hat man auf Island mit Unbilden der Natur zu kämpfen: Gestern gab es ausgerechnet im Norden von Island europäische Rekordtemperaturen, als Warmluftmassen von den Azoren kommend die Insel erreichten. Nachts kletterte das Thermometer auf 22 Grad Celsius, eine Temperatur, die selbst im Sommer selten erreicht wird. Zugleich kam es in den letzten Wochen zu starken Regenfällen, die den Erdboden mit Wasser sättigten, was ihn in Hanglagen destabilisierte. Das löste zahlreiche Erdrutsche und Steinschläge aus, von denen besonders der Westen der Insel betroffen ist.

Island: Schwarmbeben bei Sundhnukur am 04.11.24

Schwarmbeben entlang der Eruptionsspalte Sundhnukur auf Island – Alarm stand kurz bevor

Seit einigen Tagen nimmt die Erdbebenaktivität bei Sundhnukur zu. Ein zunächst nur lang einsetzender Prozess, der sich letzte Nacht deutlich beschleunigte, als es zu einem Erdbebenschwarm kam, der gegen 01:30 Uhr einsetzte und aus 27 Einzelbeben mit niedrigen Magnituden bestand. Die Hypozentren lagen in geringen Tiefen zwischen 5 und 3 Kilometern, wobei es auch den einen oder anderen Ausreißer gab. Die Epizentren manifestierten sich zwischen den beiden Erhebungen Sylingarfell und Stora-Skogfell auf der Sundhnukur-Kraterreihe, also dort, wo bislang die meisten Eruptionen stattfanden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich in dem Areal ein Aufstiegsweg des Magmas befindet und dass diese Zone auch wieder bei der nächsten Eruption aktiv sein wird. Die Frage ist nur, ob der Spalt von hier aus mehr in Richtung Norden oder Süden expandiert.

Als der Schwarm einsetzte, gingen bei den Rettungsdiensten mehrere Hilferufe ein. Offenbar fürchtete man, dass es zu einer Magmenintrusion kommt und dass ein Ausbruch unmittelbar bevor stand. Entsprechend äußerte sich heute auch IMO-Wissenschaftler Benedikt Gunnar Ófeigsson gegenüber der Zeitung MBL. Die Vulkanologen waren sich ebenfalls unsicher, ob nicht der nächste Ausbruch in den Startlöchern steht, und überlegten, Alarm zu geben. Aber kurz vor seiner Auslösung beruhigte sich die Erde wieder. Die Vermutung liegt nach, dass es tatsächlich zu einer kleinen Intrusion gekommen war.

Die GPS-Messungen zur Bodenhebung zeigen heute einen stärkeren Anstieg, als es in den letzten Tagen der Fall gewesen war. Es kann sein, dass die Geschwindigkeit der Bodenhebung fluktuiert, oder dass es zu Messungenauigkeiten gekommen war, die jetzt wieder ausgebügelt wurden. Wie dem auch sei: Es ändert nichts an der grundlegenden Situation, dass ein nächster Vulkanausbruch auf Island nur Wochen entfernt zu sein scheint, und wie das Beispiel gestern gezeigt hat, kann es jederzeit ohne lange Vorwarnung zu einem Ausbruch kommen.

Island: Bodenhebung am 30.10.24

Bodenhebung auf Reykjanes hält an – Neues Update von IMO

Während die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes momentan eher niedrig ist – in den letzten 48 Stunden wurden nur 22 Erschütterung detektiert, was aber auch mit dem schlechten Wetter zusammenhängen könnte – geht die Bodenhebung unvermindert weiter. Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang September hob sich der Boden bei Svartsengi um gut 22 Zentimeter, was auf eine kontinuierlich anhaltende Magma-Akkumulation hindeutet.

Nach jüngsten Berechnungen der norwegischen Meteorologiebehörde deutet alles darauf hin, dass das Risiko einer Gangintrusion und möglicherweise sogar eines Vulkanausbruchs Ende November steigt. Diese Risikoeinschätzung basiert auf neuen GPS- und Satellitendaten, die zur Berechnung der Magmaansammlung unter Svartsengi herangezogen wurden.

Bisher bleibt die seismische Aktivität rund um die Sundhnúks-Kraterreihe gering, mit nur wenigen kleinen Erdbeben pro Tag. Frühere Ereignisse zeigen jedoch, dass eine verstärkte seismische Aktivität in den Wochen vor einem Ausbruch einen zunehmenden Druck in der Magmakammer anzeigt und so auf ein bevorstehendes Ereignis hindeuten kann. Ein solcher Anstieg in der Aktivität nordwestlich von Grindavík wurde z.B. vor den letzten beiden Ausbrüchen beobachtet.

Die Risikobewertung von IMO wurde kürzlich aktualisiert und ist unverändert bis zum 12. November gültig. Das Risiko für einen Ausbruch wird weiterhin als hoch eingeschätzt, sofern das Magmavolumen und die seismische Aktivität zunehmen. Die Behörde beobachtet daher sowohl die seismische als auch die magmatische Aktivität genau, um festzustellen, ob ein künftiges Ereignis möglicherweise früher eintreten könnte.

Beobachtungen und Analysen zur Magmaakkumulation sind essenziell, um den Zeitpunkt des nächsten Ereignisses besser einschätzen zu können. Der aktuelle Zeitraum hoher Wahrscheinlichkeiten für einen Magmafluss und eventuell für einen Ausbruch wird engmaschig überwacht, da weitere Magmazufuhr und erhöhte seismische Aktivität das Risiko eines baldigen Ausbruchs erhöhen könnten.

In den Sozialen Medien gehen Berichte um, nach denen die geothermale Aktivität im Geysir Feld vom Haukadalur weiter erhöht ist. Der Strokkur springt zwar nicht mehr außergewöhnlich hoch, doch dafür brodelt es an mehreren heißen Quellen verstärkt. Einen Grund für die erhöhte Aktivität benannten Forscher bis jetzt nicht.

Island: Statement zum Jahrestag der Bodenhebung

Bodenhebung auf Reykjanes hält an – Statement einer Wissenschaftlerin zum Jahrestag

Ein Jahr nach dem Beginn der beschleunigten Bodenhebung im Svartsengigebiet auf Island geht die Bodenhebung – nur marginal verlangsamt – weiter. Nach mehreren Eruptionen und Gangintrusionen ist der Untergrund so ausgeleiert, dass es kaum Erdbeben im direkt betroffenen Gebiet gibt, wohl aber in Spaltensystemen, die an das Svartsengisystem anschließen. Doch auch hier ist die Seismizität momentan nicht sonderlich hoch.

Rechnet man die Episoden mit der Bodenhebung zusammen, die sich zwischen den Eruptionen und Gangbildungen manifestierten, kommt man auf ca. 170 Zentimeter Gesamthebung. Ein beachtlicher Wert. Doch nicht nur dieser Wert beeindruckt, sondern auch die Geschwindigkeit der Hebung und die lange Gesamtdauer der Phase.

In diesem Kontext gab die Geophysikerin Kristín Jónsdóttir, Leiterin der Abteilung für Vulkanismus, Erdbeben und Erdrutsche beim isländischen Wetteramt, gestern ein Interview beim isländischen Fernsehsender RUV. Sie kommentierte dass ein derart schneller Landanstieg bisher einzigartig ist und beschreibt die vergangenen zwölf Monate als eine besonders intensive Phase. Seit dem Beginn der Aufstiegsphase unter Svartsengi steigt im Untergrund unablässig Magma auf, ohne dass ein Ende absehbar ist. Die schnelle Ausdehnung in Svartsengi stellt die Experten vor große Herausforderungen, und das vergangene Jahr galt aufgrund der extremen Entwicklungen als eine der anspruchsvollsten Perioden, die Kristín im Wetteramt erlebt hat.

Es gilt zu bedenken, dass das Magma unablässig aufsteigt, auch in Phasen, in denen auf dem Diagramm zu den GPS-Messungen ein Absinken des Bodens zu sehen ist. Diese Perioden kennzeichnen die Eruptionen und Gangbildungen, bei denen am Vulkan mehr Lava ausgestoßen wurde, als neues Magma aus der Tiefe aufgestiegen ist.

Wissenschaftliche Prognosen darüber, wann diese Phase des Magmenaufstiegs enden wird, kenne ich nicht. Mittlerweile ist es auch recht still um die Forscher geworden, die sich noch im Sommer regelmäßig in der Presse mit Prognosen und Theorien überwarfen.

Island ist geologisch gesehen eine relativ junge Insel und entstand vor etwa 16 bis 20 Millionen Jahren. Sie befindet sich noch immer im Aufbau, was die hohe vulkanische Aktivität und die häufigen Erdbeben auf der Insel erklärt. Klar ist auch, dass sich mit der Aktivität, die wir als „üblich“ bezeichnen können, nicht so eine große Insel in dieser Zeit aufbauen kann. Es muss also Phasen mit deutlich erhöhter Aktivität gegeben haben. Vielleicht werden wir Zeugen vom Beginn einer solchen Phase.

Island: Erdbeben und Bodenhebungen am 13.10.24

Weitere Erdbeben beim Herðubreið und Eyjafjallajökull – Bodenhebung bei Askja, Svartsengi und Fagradalsfjall

Nachdem es in den letzten beiden Tagen auf Island seismisch relativ ruhig war – wobei ich mich frage, ob es nicht zu einer Störung im seismischen Netzwerk gekommen sein könnte – zeigt sich die Erdbebentätigkeit auf der Insel im Nordatlantik heute wieder lebhaft. Aktuell ist ein Schwarmbeben südlich des Herðubreið im Gange. Es manifestiert sich entlang des vulkanischen Rückens von Herðubreiðartögl, der zwischen Herðubreið und Askja liegt. Der Schwarm umfasst bislang mehr als 20 schwache Beben. Die meisten Beben haben Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die beiden stärksten Erschütterungen erreichen Magnituden von 1,7 und haben Hypozentren in einer Tiefe von 3,4 Kilometern. Schwarmbeben treten in dieser Region besonders seit der Bárðarbunga-Eruption im Jahr 2014 auf. Damals wurde spekuliert, ob eine Magmenintrusion stattgefunden hatte, die mit der Holuhraun-Eruption in Verbindung stehen könnte. Kurioserweise gibt es in diesem Gebiet keine GPS-Messstationen. Diese konzentrieren sich auf die Askja, wo immer noch Bodenhebungen registriert werden. Innerhalb eines Jahres stieg der Boden an einigen Messstationen um gut 12 Zentimeter.

Einige Erdbeben ereigneten sich wieder rund um den Eyjafjallajökull und griffen auf die nördlich gelegene Torfajökull-Caldera über. Der vermeintliche Schwarm am Eyjafjallajökull, über den ich am Freitag geschrieben habe, stellte sich als Ergebnis fehlerhafter Messungen heraus. Es wird spekuliert, dass der starke Sonnensturm Störungen im Messsystem verursacht haben könnte. Einige Beben wurden jedoch bestätigt, sodass man von einer leichten Steigerung der Seismizität sprechen kann. Eine signifikante Bodenhebung wurde bisher nicht festgestellt.

Anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi

Anders sieht es auf der Reykjanes-Halbinsel aus, wo die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet anhält. An der Messstation SENG liegt die Hebung seit dem Ende der letzten Eruption am 5. September bei 17 Zentimetern. In einem IMO-Update vom 10.10.24 heißt es, dass es kleine Veränderungen in der Hebungsgeschwindigkeit gegeben hat, die sich etwas verlangsamt hat. Ähnliches beobachtete man bereits einige Wochen vor den Eruptionen an der Spalte bei Sundhnúkur. Vermutlich verlangsamt sich die Bodenhebung, weil der Druck im oberflächennahen Magmakörper steigt und das aus der Tiefe aufsteigende Magma bremst.

Das aktuelle Erdbebenmuster der Region ähnelt ebenfalls jenen, die wie einige Wochen vor den anderen Eruptionen sahen. Gerade setzte ein kleiner Erdbebenschwarm bei Eldeyjarboði ein. Ein paar Beben manifestierten sich nun auch wieder an der Sundhnúkur-Kraterreihe.

Es gibt auch Hinweise auf eine erneute Magmenakkumulation unter dem Fagradalsfjall. Diese wurde durch neue InSAR-Aufnahmen festgestellt. Dazu später mehr in einem gesonderten Bericht.

Island: Magma aus verschiedenen Quellen

Ausbruch auf der Sundhúnkur-Spalte. © Marc Szeglat

Neue Lavaprobenanalysen der Sundhnúkur-Eruptionen verblüffen Forscher – Magma stammt aus unterschiedlichen Quellen

Eine neue Studie, die gestern im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde und über die der isländische Fernsehsender RUV berichtete, brachte Überraschendes zutage: Das Magma, aus dem die Lava der verschiedenen Ausbrüche der Sundhnúkur-Kraterreihe seit Dezember letzten Jahres stammt, kommt nicht aus einer einzigen Quelle, sondern aus mehreren verschiedenen. Dieser Umstand erfordert eine Überarbeitung des bisherigen Modells der Magmaspeicher unter Svartsengi und Fagradalsfjall. Gleichzeitig erschwert die hohe Variabilität der Schmelzzusammensetzung die Vorhersage zukünftiger Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel.

An der Studie arbeiteten 20 Wissenschaftler aus verschiedenen Institutionen unter der Leitung des Geowissenschaftlichen Instituts der Universität Reykjavik zusammen. Im Rahmen der Untersuchung entdeckten sie, dass die Lava der Eruptionen nicht aus einer einzigen Magmaquelle stammt, sondern dass verschiedene Magmalinsen in der Erdkruste miteinander interagieren und so die Vulkanausbrüche auslösen.

Die Forscher untersuchten Lavaproben, die bei den ersten vier Eruptionen der Serie an verschiedenen Stellen des Lavafelds gesammelt wurden. Während sich die chemische Schmelzzusammensetzung des Basaltmagmas innerhalb einer Eruptionsphase nur wenig veränderte, zeigten sich zwischen den einzelnen Ausbrüchen deutliche Unterschiede. Die Forscher sprechen nun nicht mehr von einem einzelnen Magmenkörper, in dem sich das Magma ansammelt, sondern von einer Magmendomäne, die sich in mittleren Tiefen der Erdkruste gebildet hat.

Die unerwartete chemische Vielfalt der Schmelze macht die Vorhersage zukünftiger Eruptionen komplizierter. Zunächst war man von einer gleichmäßigen chemischen Zusammensetzung der Lava ausgegangen, doch die Ergebnisse der Studie zeigen eine viel komplexere Dynamik im Magmasystem.

Magmadomäne unter Svartsengi. © Simon Matthews, University of Iceland.

Ein in der Studie veröffentlichtes Bild veranschaulicht diese Komplexität anhand eines Querschnitts von der Erdoberfläche bis in den Erdmantel. Es wird deutlich, dass das Magma im Fagradalsfjall aus der Grenzschicht zwischen Kruste und Mantel aufgestiegen ist, während das Magma in der Sundhnúkur-Kraterreihe überraschend vielfältig war, obwohl es aus der gleichen Magmakammer stammt. Die Ergebnisse tragen nicht nur zum Verständnis isländischer Vulkane bei, sondern liefern auch wichtige Hinweise für das globale Verständnis von Vulkansystemen. (Quellen: Science/RUV)

Island: Mysteriöser Verkehrsunfall bei Grindavik

Zwei Fahrzeuge stürzten bei Svartsengi auf dem Grindavíkurveg in eine Senke

Auf Island kam es gestern zu einem mysteriösen Unfall, als offenbar zwei Fahrzeuge in eine große Senke am Nahe des Grindavíkurveg stürzten, wobei eines der Fahrzeuge umkippte und auf der Seite liegen blieb. Der Unfall geschah im Svartsengie-Gebiet unweit des Geothermalkraftwerks.

Bei den Fahrzeugen handelt es sich um einen Bus und einen Jeep, die beide in entgegengesetzten Fahrtrichtungen in der Senke feststecken. Laut einem Artikel des Magazins Víkrfréttir entdeckte ein Passant die Fahrzeuge und machte die Journalisten darauf aufmerksam. Der Vorfall ereignete sich auf dem Abschnitt des Grindavíkurvegurs, der sich direkt innerhalb der Anlage von Svartsengi befindet. Der betroffene Bereich ist offiziell für den Verkehr gesperrt, dennoch sollen sich dort viele Fahrzeuge bewegen.

Genaue Informationen über den Hergang des Unfalls sind nicht bekannt, aber offenbar war die Polizei vor Ort, da beide Fahrzeuge mit gelbem Polizeiband abgesperrt waren.

Ob es einen direkten Zusammenhang mit den tektonisch bedingten Erdbewegungen in dem Gebiet nördlich von Grindavik gibt, ist unklar. Die Reporter des Magazins meinten, dass das Loch aussieht, als sei es von einem Bagger gegraben worden. Auf Bildern sieht man eine ca. 20 Meter lange, 4 Meter breite und 2,5 Meter tiefe Senke am Rand einer asphaltierten Straße.

Im Zuge der Gang- und Riftbildung am 10. November kam es zu starken Erdbewegungen in dem Areal, und in Grindavik selbst entstanden große Verwerfungen und Erdspalten, die zum Teil bereits wieder verfüllt wurden. Bei den Arbeiten zu den Schutzanlagen um Grindavik und dem Geothermalkraftwerk wurden ebenfalls große Erdbewegungen verursacht, so dass es in dem Gebiet wie auf einem Schlachtfeld aussieht. Möglicherweise wurde die Senke, in der die beiden Fahrzeuge landeten, im Eifer des Gefechts aus unersichtlichen Gründen angelegt.

Spekulativ ist, dass der Bus von Volcano Tours sich auf einer nicht autorisierte Tour in dem gesperrten Gebiet befand, und verunglückte. Der Jeep wollte den Bus rausziehen, landete letztendlich aber selbst in dem Graben.