Island: Lavastrom fließt nach Osten

Satellitenaufnahme vom 24. November zeigt den Lavastrom an der Blauen Lagune auf Island. © NASA-Earth-Observatory

Eruption auf Island ist stabil – Lavastrom fließt überwiegend nach Osten

In den letzten 2 Tagen hat sich die Eruption auf Island nicht mehr wesentlich abgeschwächt und ist weitestgehend konstant, was sich auch in der Seitwärtsbewegung des Tremors widerspiegelt. Es ist nur noch ein Schlot aktiv, um den sich ein Schlackenkegel bildete. Bei diesem Schlot handelt es sich um den nördlichsten der drei Aufstiegskanäle, auf die sich die Tätigkeit nach den ersten 24 Stunden des Ausbruchs beschränkte. Er liegt unmittelbar östlich von Stóra-Skógfell. Der größte Teil der Lava aus diesem Schlot fließt in östliche Richtung zum Fagradalsfjall und nicht mehr nach Westen, wie es in den letzten Tagen der Fall war. Somit sind die Blaue Lagune und das Geothermalkraftwerk erstmal außer Gefahr. Da man aber nicht ausschließen kann, dass die Lava wieder ihre Richtung ändert, oder unterirdisch weiterfließt, ist man vor Ort noch mit dem Ausbau der Schutzanlagen beschäftigt. Bilder zeigen, dass man das Wasser zum Kühlen des Lavastroms dem Vorbecken der Blauen Lagune entnommen hatte, dessen Wasserspiegel signifikant gesunken ist.

IMO bestätigt in einem Update, dass mit der sinkenden Förderrate der letzten Tage auch die Bodenabsenkung im Bereich von Svartsengi zurückgegangen ist. Ob sich jedoch bereits eine erneute Hebung abzeichnet, kann nicht eindeutig gesagt werden, auch wenn aktuelle GPS-Messungen leichte Anzeichen dafür zeigen. Da die täglichen Veränderungen minimal sind, lassen sich aus einzelnen Datenpunkten keine eindeutigen Schlüsse ziehen. Stattdessen müssen Trends über mehrere Tage hinweg beobachtet werden. Bei den letzten beiden Eruptionen reduzierte sich die Absenkung über eine Woche hinweg allmählich, bevor eine erneute Hebung messbar wurde. Daher könnten bis zu einer Woche zusätzlicher Messungen notwendig sein, um festzustellen, ob die Hebung und Magmaansammlung unter Svartsengi wieder eingesetzt haben. Ich gehe einmal davon aus, dass dem so ist und uns die eruptive Tätigkeit noch eine Weile erhalten bleiben wird, wobei eine Verlagerung der Aktivität nicht ausgeschlossen werden kann.

Satellitenbild zeigt aktuelle Situation auf Island

Das Bild zeigt eine Satellitenaufnahme vom 24. November, als der Lavastrom bis zur Blauen Lagune vorgedrungen war. Bereits zu diesem Zeitpunkt floss die Lava auch in Richtung Osten und damit zum Fuß des Fagradalsfjall. Von dort aus sollte man die Eruption ganz gut sehen können. Grindavik liegt im Süden an der Küste. Sehr schön zu erkennen ist die schwarze Lava, die bei der letzten Eruption an den Wällen entlang floss, die die Stadt umgeben. Man muss ganz klar sagen: Ohne die Schutzmaßnahmen wären Grindavik, das Geothermalkraftwerk und die Blaue Lagune nun Geschichte. Ein bis jetzt erfolgreiches Beispiel im Kampf Mensch versus Lava.

Island: Eruption länger kraftvoll

Eruption auf Island ist noch stärker als bei den vorherigen Ausbrüchen nach 6 Tagen

Der Vulkan auf der Sundhnukur-Kraterreihe auf Island verliert diesmal langsamer an Kraft, als es bei den 6 vorherigen Ausbrüchen der Fall gewesen war. Zwar nahm die Eruptionsstärke in den vergangenen Tagen deutlich ab, aber die Abschwächung verlief langsamer als gewohnt. Wobei von Gewöhnung bei einem Naturphänomen wie einem Vulkanausbruch zu sprechen, kann ganz schön gefährlich sein, denn jeder Ausbruch verläuft individuell.




Auf den Webcams sieht man, dass nur noch ein neu gebildeter Kraterkegel aktiv ist: Kontinuierliches Lavaspattering eruptiert Lava mehrere Zehnermeter hoch und Lava strömt aus einer Bresche im Krater. Was wir nicht sehen, ist, dass (zumindest bis gestern) Lava unterirdisch durch Tunnel fließt, die im Bereich der Blauen Lagune austritt und dort den Lavastrom immer dicker werden lässt. Das geht aus einem Interview hervor, das MBL gestern mit Benedikt Gunnar Ófeigsson, Leiter der Deformationsmessungen beim Isländischen Meteorologischen Amt, führte. Benedikt meinte, dass der aktuelle Vulkanausbruch zwar während seiner Initialphase schwächer als die vorangegangenen war, aber dafür länger große Lavamengen ausstieß, so dass vor allem der Lavastrom im Westen so weit vordringen konnte, wie noch nie in dieser Eruptionsserie. Meiner Meinung nach liegt das auch ein wenig daran, dass die vorherigen Lavaströme den Weg geebnet haben und Vertiefungen im Gelände auffüllten, so dass der Strom wie auf einer Autobahn schneller und weiter vorankommt als zuvor.

Bis am späten Abend arbeiteten Einsatzkräfte im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune daran, Lava zu kühlen, Schutzdämme zu verstärken und die Strom- und Wasserleitungen zu reparieren, die beim ersten Lavavorstoß zerstört worden waren. Offenbar klappt das auf Island, ohne von bürokratischen Prozessen und rigorosen Arbeitsschutzmaßnahmen ausgebremst zu werden. Bei uns in Deutschland wäre so etwas undenkbar. Schon alleine, weil die Grenzwerte in Bezug auf die Schwefeldioxidkonzentrationen so nahe an einem aktiven Lavastrom unter Garantie überschritten werden.

Einen kleinen Lichtblick gibt es für die tapferen Isländer dennoch, denn auf dem Diagramm zur Bodendeformation zeichnet sich eine Trendwende ab: Auch wenn es für eine endgültige Lageeinschätzung zu früh ist, sieht es so aus, als wäre der Lavaausstoß zurückgegangen und als würde mehr Magma in der Tiefe aufsteigen, so dass sich der Boden wieder anfängt zu heben. Das bedingt natürlich eine schlechte Langfristprognose, wenigstens aus Sicht der Isländer.

Island: Nordlichter über dem Vulkanausbruch

Lava, Licht und Wasser am Vulkan auf Island – Nur noch ein Krater aktiv

Gestern Abend ließ die Stärke der Eruption weiter nach, stabilisierte sich nachts dann aber auf einem Niveau, das den Vulkanausbruch unter Umständen tage- oder wochenlang aufrechterhalten kann. Eigentlich der richtige Zeitpunkt, um das Naturschauspiel der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Nacht zuvor war davon allerdings noch keine Rede, denn die Einsatzkräfte pickten wieder einige allzu Schaulustige aus dem Gelände. In der Nacht auf Montag mussten die Touristen allerdings nicht so nahe an die Sundhnúkur-Eruptionsspalte heran, um auf ihre Kosten zu kommen, denn über dem Nachthimmel auf Reykjanes tanzten grüne Nordlichter, die ein fantastisches Lichtspiel im Wettstreit mit dem Rot des Vulkanausbruchs erzeugten. Die Nordlichter waren so intensiv, dass man sie sogar auf der Afar-TV-Webcam sehen konnte.

Neben Lava und Licht spielte gestern auch Wasser eine große Rolle am Vulkan, denn man hatte damit angefangen, Wasser auf die Lava zu pumpen, die sich immer noch bei der Blauen Lagune akkumulierte. Da sich der Lavastrom nicht mehr in der Länge ausbreitete, wuchs er in die Höhe und wurde immer dicker, so dass er über die Schutzwälle hinauszuwachsen drohte.

Im Bereich der Strommasten, die in den ersten Stunden der Eruption zerstört wurden, akkumulierte sich der Lavastrom auf eine Mächtigkeit von mehr als 8 Metern. Für heute wurde geplant, mit der Reparatur der Stromleitungen anzufangen, da die Aktivität abgenommen hat. Vor allem will man die neuen Strommasten höher als zuvor bauen, damit die Hitze neuer Lavaströme die Kabel nicht verschmoren kann.

Die Einschätzung, dass der Vulkanausbruch unter Umständen wieder mehrere Wochen dauern könnte, teilt auch Kristín Jónsdóttir – Abteilungsleiterin des Departments für Vulkanologie, Seismologie und Bodendeformationen des Isländischen Wetteramtes – und sprach in einem Interview darüber. Zudem meinte sie, dass der Zustrom von Magma unter Svartsengi stabil zu sein scheint. Tatsächlich flacht sich die Subsidenzkurve weiter ab, aber es wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe aufsteigt. Wir können uns erst sicher sein, dass der Magmenzustrom in der Tiefe weiter anhält, wenn eine neue Bodenhebung detektiert wird. In diesem Fall wird wahrscheinlich im Frühjahr eine weitere Eruption folgen. Es kann aber auch sein, dass das aktuelle Eruptionsmuster mal durchbrochen wird und an einer anderen Stelle eine Spalte aktiv wird. Bis jetzt gibt es darauf allerdings keine Hinweise.

Island: Eruptionsstärke nimmt ab

Vulkanausbruch der Sundhnúkur-Kraterreihe bleibt aktiv – Lavaausstoß nimmt ab

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am 4. Tag der Eruption weiter, allerdings hat die Stärke der Eruption in den frühen Morgenstunden sichtlich nachgelassen. Dabei folgt der Ausbruch in etwas dem, was wir in den vorangegangenen Eruptionen gesehen haben: Die Tätigkeit beschränkt sich zunehmend auf wenige Schlote, um die Schlackenkegel wachsen. Durch Breschen in diesen Kegeln fließen Lavaströme, die von kleinen Fontänen gespeist werden. Aktuell sieht man nur noch Lava aus zwei dieser neu gebildeten Kegel spritzen, wobei die stärkste Aktivität aus dem Kegel stattfindet, den ich gestern noch als Spaltensegment bezeichnet habe.

Die Subsidenz verläuft nicht mehr ganz so schnell wie in den ersten Tagen und die Kurve der GPS-Daten flacht langsam weiter ab. Allerdings wird immer noch mehr Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe als Magma aufsteigt. Bis jetzt gibt es aber keinen Grund zur Annahme, dass sich in der Tiefe unter Svartsengi etwas geändert hat und keine neue Schmelze aus großen Tiefen mehr aufsteigt. Doch Klarheit darüber werden wir erst erlangen, wenn sich wieder eine Bodenhebung einstellt.

Gestern war der westliche Lavastrom noch aktiver, als ich zunächst dachte: die Lava drang mittags noch bis auf Höhe der Blauen Lagune vor und erhöhte den Lavastrom, so dass man vor Ort auch die Befestigungsanlagen weiter verstärken musste. Man traf Vorbereitungen, um wieder Wasser auf die Lava zu pumpen, um den Lavastrom abzukühlen und an seiner weiteren Expansion in Richtung Süden zu hindern.

Ärger gab es nicht nur mit der Lava, sondern auch wieder mit allzu neugierigen Touristen, die sich dem Eruptionsgebiet annähern wollten und von der Polizei aus dem Sperrgebiet geleitet wurden.

Ein weiteres Ärgernis stellte die Luftverschmutzung dar, die gestern Abend in Grindavik groß war, als der Wind die Vulkangase dorthin wehte. Vor allem die Schwefeldioxid-Konzentration erreichte ein Niveau, das gesundheitsgefährdend ist. IMO gab eine Warnung aus und empfahl den Menschen, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und Klimaanlagen auszuschalten und Fenster geschlossen zu halten.

Island: Der Vulkanausbruch am 23.11.24

Vulkanausbruch auf Island hält an – noch 2 Spaltensegmente aktiv

Auf Island geht der Vulkanausbruch weiter, allerdings hat er sich über Nacht weiter abgeschwächt. Heute Morgen sind noch längliche zwei Segmente der Eruptionsspalte aktiv, während es gestern noch drei waren. Ich spreche hier von Segmenten, weil sie eine gewisse Längserstreckung haben und nicht so richtig kraterförmig sind. Man kann davon ausgehen, dass sich die Aktivität in den nächsten Tagen auf einzelne Förderschlote im Bereich der Segmente beschränken wird und dann klassische Schlackenkegel wachsen. Der Tremor hat übrigens weiter nachgelassen.

Die Förderrate ist ebenfalls zurückgegangen und auf den Livestreams sieht es momentan nicht danach aus, als wäre der Lavastrom an der Blauen Lagune noch sonderlich aktiv. In einem IMO-Statement von gestern Nachmittag heißt es, dass der Vormarsch der Lavafront an einem natürlichen Hindernis stoppte, dafür aber die Dicke des Stroms zunahm. Ein Rückstau könnte den Lavastrom so weit verdicken, dass er die Schutzwälle irgendwann überragt. Die Förderrate nahm aber bereits gestern deutlich ab, so dass sich der Strom nur langsam vergrößerte. Bei einer weiteren Abnahme wird der Bereich des Lavastroms westlich der Straße nach Grindavik vermutlich bald ganz stagnieren. IMO nannte auch erste Zahlen: so sollen in den ersten Stunden der Eruption gut 10 Millionen Kubikmeter Lava gefördert sein. Deutlich weniger als bei der letzten Eruption.

Tatsächlich kommunizierte die Verwaltung des Resorts der Blaue Lagune, dass man eine Wiedereröffnung für den 29. November plant. Der Polizeichef in Suðurnes -Úlfar Lúðvíksson- meinte gestern in einem RUV-Interview allerdings, dass es erhebliche Sicherheitsbedenken gäbe, den Zugang zur Blauen Lagune freizugeben, da es erhebliche Zerstörungen an der Infrastruktur der Zufahrtswege und der Stromversorgung gegeben habe. Mehr als 350 Parkplätze sind unter der Lava verschwunden. Außerdem appellierte er an Neugierige, sich dem Eruptionsgebiet nicht zu nähern. Pläne, dieses für Touristen freizugeben, gibt es momentan nicht. Mehrere Vulkanspotter wurden inzwischen von Polizei und anderen Einsatzkräften im Sperrgebiet ertappt und aus dem Gelände geleitet. Der isländische Tourismusverband würde es hingegen begrüßen, wenn man ein Aussichtsareal schaffen würde, von dem aus Besucher den Ausbruch beobachten könnten.

Livecams und Daten findet ihr unter dem Link.

Island: Der Vulkanausbruch am Mittag des 22.11.2024

Vulkanausbruch auf Island hält an – Lavafront verlangsamte sich

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel geht der Vulkanausbruch im Svartsengigebiet weiter und es sind 3 Aufstiegskanäle aktiv. Gegenüber heute Morgen hat sich die Breite des größten Kanals bzw. Spaltensegments aber verringert.

Die GPS-Messdaten zeigen, dass die Hauptphase der Eruption vorbei ist und sich die Subsidenz deutlich abflacht, der Lavaausstoß also nachlässt und sich langsam ein Gleichgewicht zwischen Lavaausstoß und Aufstieg aus größerer Tiefe einstellt. Betrachtet man in den Charts zu den GPS-Messungen nicht nur den vertikalen Versatz, sondern auch den horizontalen in nördlicher Richtung, dann sieht man, dass es bei den letzten Ausbrüchen hier eine Veränderung gab, die auf einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch hindeuten könnte.

Inzwischen hat sich auch IMO-Deformationsspezialist zu den Geschehnissen geäußert. Gegenüber VL meinte er, dass die Anzeichen eines bevorstehenden Ausbruchs diesmal viel schwächer waren als vor den letzten Eruptionen. Zudem wurde etwa nur etwa halb so viel Lava ausgestoßen wie bei der letzten Eruption. Genauere Daten sollen folgen. Zugleich drang die Lava in dieser Eruptionsserie noch nie so weit nach Westen vor wie diesmal. Die Lavafront bewegte sich auch noch heute Vormittag vorwärts, allerdings mit deutlich geringerer Geschwindigkeit als gestern Abend noch. Sie schreitet oder vielmehr kriecht mit einer Rate von 100 m/pro Stunde voran.

Bereits gestern meldete sich Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson via dem Magazin Visir zu Wort. Er ist weiterhin der Überzeugung, dass die Aktivitätsphase an der Sundhnukagigar bald enden wird. Das hatte er im Frühjahr bereits für den Spätsommer prognostiziert. Jetzt geht er davon aus, dass das Mitte nächsten Jahres der Fall sein wird. Auf welcher wissenschaftlichen Basis seine These fußt, bleibt er schuldig. Der Forscher hatte schon so manche Prognose zum Eruptionsgeschehen abgegeben, die nicht eintrat. Unter anderem meinte er, die Aktivität würde sich weiter nach Westen verlagern, was bislang ebenfalls nicht eintrat. Naja, irgendwann hat er alle möglichen Szenarien als Prognose durchgespielt und wird mal einen Zufallstreffer landen. Wissenschaft sieht für mich allerdings anders aus!

Island: Vulkanausbruch No 7 stabil

Vulkanausbruch auf Island stabil – Lava fließt überwiegend nach Westen

Während der Nacht nahm die Stärke der Eruption im Wesentlichen nicht weiter ab und stabilisierte sich auf einem mittelstarken Niveau. Die Aktivität konzentriert sich auf einen vielleicht 150 m langen Spaltenabschnitt in der Mitte der Spalte sowie 2 Förderkanälen, um die sich bereits Schlackenkegel bilden. Obwohl es einen Lavastrom in Richtung Norden gibt, fließt der Großteil der Lava in westlicher Richtung und dringt weiter bis an den Rand des Svartsengigebiets vor, in dem sich auch die Blaue Lagune befindet. Bis jetzt halten die Schutzanlagen die Lava noch von dem Thermalressort fern, doch ich denke, diesmal wird sie nicht ganz so schnell nach Eruptionsbeginn wieder öffnen, wie es bei den letzten beiden Eruptionen der Fall gewesen ist, da der Hauptparkplatz verschüttet ist und man erst einen neuen anlegen muss. Das geht natürlich nicht, solange die Lava in dem Areal unterwegs ist. Ich bin auch mal gespannt, ob es auf Island nach dem nicht vorhergesagten Ausbruch einen Paradigmenwechsel geben wird und wieder ein wenig mehr Respekt vor der Unberechenbarkeit der Erdgewalten geben wird: Während ich gegen immer weiter um sich greifende Sperrungen für individuelle Vulkanreisende bin, stehe ich dem Massentourismus in Regionen ausbrechender Vulkane skeptisch gegenüber, denn tatsächlich laufen Herden eher ahnungslos ihrem Schäfer hinterher, der im Falle der Tourismusindustrie Geld verdienen will und daher höhere Risiken eingeht, als es der aufgeklärte Einzelne tun würde. Wobei ich auch nichts gegen ein Bad in der Blauen Lagune hätte, wohlwissend, dass ich ein gewisses Risiko eingehe.

In diesem Sinne interviewte MBL den Geschäftsführer des Helikopter-Flugunternehmens Norðurflug, das Rundflüge über das Eruptionsgebiet anbietet. Birgir Ómar Haraldsson sagte, dass die Nachfrage nach Vulkanflügen aktuell niedriger ist als bei den vorherigen Eruptionen. Da der Vulkanausbruch ja auch offiziell für den November abgesagt wurde, ist das natürlich auch kein Wunder. Für Vulkanspotter besteht also eher die Chance, einen Platz in einem Heli zu bekommen, als sonst. Ein 35-minütiger Rundflug von Reykjavik aus kostet knapp 400 € pro Person. Man fliegt in mindestens 450 m Höhe über das Eruptionsgebiet. Zieht man die Zeit für An- und Abflug ab, bleiben vielleicht 10 Minuten über dem Spaltenvulkan. Dennoch könnte es eine gute Chance darstellen, so etwas einmal zu erleben. Übrigens gibt es noch weitere Anbieter am Flughafen. Gebucht werden die Flüge für gewöhnlich online, wobei Vorkasse per Kreditkarte gefordert wird.

Die GPS-Messungen zeigen, dass in den ersten 24 Stunden der Eruption ein Großteil des Magmas als Lava ausgestoßen wurde, das sich seit dem 5. September im Untergrund angesammelt hatte, denn der Boden ist wieder bis fast auf das Niveau abgesunken, das nach dem Ende der letzten Eruption erreicht wurde.

Island: Parkplatz der Blauen Lagune von Lava verschüttet

Lavastrom erreichte nachmittags den Parkplatz der Blauen Lagune – und fließt entlang des Schutzdamms weiter

Der Vulkanausbruch geht weiter und hat sich erwartungsgemäß im Tagesverlauf abgeschwächt, so dass nur noch einzelne Segmente der Eruptionsspalte aktiv sind, die sich weiter verkleinern, bis sich die Aktivität letztendlich auf einzelne Förderkanäle konzentriert, um die sich Schlackenkegel bilden, wie man auf den Livecamaufnahmen gut erkennen kann. Auch wenn sich die Eruption immer mehr auf einzelne Kanäle konzentriert, werden große Mengen Lava ausgestoßen, die in Form von Lavaströmen unterwegs sind. Bislang ist die Infrastruktur westlich der Eruptionsspalte am meisten gefährdet. Dort fließt die Lava an den Schutzwällen von Svartsengi entlang und erreicht nachmittags das Thermalressort Blaue Lagune. Der Parkplatz der Einrichtung wurde von der Lava verschüttet, doch die Gebäude und die Wasserpools blieben bis jetzt verschont.

Neben den künstlich angelegten Wällen gibt es noch die Kante eines alten Lavastroms, der den heißen Lavastrom in Richtung Westen ableitet. Jetzt hängt es davon ab, wie viel Lava weiter in Richtung Lagune fließt und ob die Wälle halten werden. Es besteht die Möglichkeit, dass das Ressort diesen Ausbruch nicht überleben wird. Sollte es noch einmal davon kommen, ist der Weg für den nächsten Lavastrom geebnet, sofern es eine weitere Eruption geben wird. Dann könnte die Lava die Lagune noch schneller erreichen und sich höher auftürmen, bis die Wälle überflossen werden oder brechen. Das wäre ein herber Verlust für die Isländer!

Und auch der Kampf um Grindavik ist noch nicht gewonnen: Obwohl die Stadt erst vor ca. 4 Wochen wieder für Besucher freigegeben wurde, musste sie heute zum wiederholten Male evakuiert werden. Man fühlt sich ein wenig an den Kampf des Don Quichotte gegen Windmühlenflügel erinnert, aber das Aufgeben liegt wohl nicht im Naturell der Isländer, was sie in meinen Augen natürlich ebenso bewundernswert macht wie die Ukrainer, die sich im Angesicht einer Übermacht tapfer wehren, obgleich es das Unvermeidliche nicht verhindern wird.

Auf der Seite des Isländischen Zivilschutzes ist zu lesen, dass der Tourismus von dem Vulkanausbruch nicht beeinträchtigt wird, sieht man mal davon ab, dass Grindavik und die Blaue Lagune nicht zugänglich sind. Der Flugverkehr am Flughafen Keflavik läuft normal.

Island: Vulkanausbruch-Update am Mittag

Eruption auf Island am Morgen des 21. November 2024. © IPCAMLIVE

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Strommasten zerstört

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hält auch mittags weiter an, hat sich aber gut 12 Stunden nach seinem Anfang deutlich abgeschwächt. Die Eruptionsspalte auf der Sundhnúkur-Kraterreihe ist nur noch auf halber Strecke aktiv und der Lavaausstoß hat sich reduziert. Während der Initialphase der Eruption betrug der Lavaausstoß ca. 1200 Kubikmeter pro Sekunde und lag damit deutlich unter den etwa 2500 Kubikmetern pro Sekunde, die bei der letzten Eruption gefördert wurden.

Obwohl sich der Lavanachschub bereits verringerte, hat sich die Lavafront in kurzer Zeit weiter ausgebreitet und die nördlichen Schutzwälle in der Region Njarðvíkuræd beim Geothermalkraftwerk Svartsengi erreicht. Dort wurden einige Strommasten zerstört, die außerhalb der Schutzwälle lagen. Offenbar hat es sich um wichtige Strommasten gehandelt, denn in Grindavik und im Geothermalkraftwerk selbst fiel der Strom aus. Damit wurde auch die Warmwasserversorgung von Grindavik unterbrochen, denn die Pumpen kamen zum Stillstand. Die Lava floss auch über die Wasserleitungen, die im Februar im Boden vergraben wurden. Sie sollen noch intakt sein. Grindavik selbst ist nicht weiter beschädigt worden, wird aber per Drohne überwacht.


Nachts wurde auch das Ressort der Blauen Lagune evakuiert. Gut 200 Personen haben sich dort aufgehalten. Bei den meisten Leuten handelte es sich um Hotelgäste. Ich finde es mittlerweile ziemlich erheiternd, wie unterschiedlich Gefahrenlagen eingeschätzt werden, sobald nur genug Geld im Spiel ist: Während man als Individualreisender und journalistischer Fotograf an den Vulkanen der Welt auf immer mehr Restriktionen stößt, wird der Badebetrieb eines millionenschweren Unternehmens seelenruhig weitergeführt, obwohl man weiß, dass sich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe unter dem Ressort Magma ansammelt. Kleine Verschiebungen im Untergrund können jederzeit dazu führen, dass die Lava woanders ausbricht als angenommen, und selbst wenn das Ressort selbst nicht direkt in der Lava vergeht, könnten Fluchtwege abgeschnitten werden. Die Fehleinschätzung der Vulkanologen, dass es im November aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr zu einem Ausbruch kommen wird, und die geringe Vorwarnzeit von weniger als 30 Minuten sollten doch langsam auch den verantwortlichen Behörden und Politikern klar machen, wie unberechenbar die Situation ist und auch bleiben wird, solange sich Magma im Untergrund akkumuliert. Was da wohl los sein wird, wenn sich das Thermalbad mal in einen gigantischen Kochtopf mit Fleischeinlage verwandelt?

Das Beispiel zeigt, dass an einem Vulkan alles sehr schnell eskalieren kann und Eruptionen nicht immer nach „Schema F“ ablaufen. Auf Island kommt hinzu, dass der Untergrund im Svartsengi-Gebiet und insbesondere bei Sundhnúkur ausgeleiert ist und dem Magma nur noch wenig Widerstand beim finalen Aufsteigen geboten wird, so dass die Seismizität vor einem Ausbruch von Mal zu Mal schwächer wird, was zuverlässige Prognosen erschwert bis unmöglich macht.

Übrigens, der Lavastrom nähert sich aktuell dem Parkplatz der Blauen Lagune an! Ohne Schutzdämme wäre das Resort spätestens jetzt Geschichte.