Island: Vulkanausbruch, Erdbeben und Bodenhebung

Der Vulkanausbruch aus Island geht weiter – Neue Erdbeben bereiten Sorgen

Auf Island dauert der Vulkanausbruch bei Svartsengi weiter an, jedoch lässt sich ein leicht rückläufiger Trend beobachten. In den letzten Tagen hat der Tremor etwas nachgelassen und entsprechend hat sich der Lavaausstoß verringert. Dennoch brodelt die Lava immer noch im Krater auf der Sundhnukar-Spalte, und es wird weiterhin ein Lavastrom gefördert. MIROVA zeigt eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW an.

Die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet setzt sich fort und bleibt im Großen und Ganzen konstant. Seit Beginn des Ausbruchs hat sich der Boden um fast 8 Zentimeter gehoben, und es fehlen nur noch etwa 2 Zentimeter bis zur Parität mit dem Niveau vor dem Ausbruch. Es wird also weiterhin Magma in die flach gelegenen Reservoirs unter Svartsengi gefördert.

Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson spekuliert in einem Interview mit MBL darüber, dass der Ausbruch in den nächsten zwei Wochen enden könnte, und dass sich wahrscheinlich eine weitere Eruption entwickeln wird, ähnlich wie wir es seit dem letzten Herbst bereits vier Mal gesehen haben. Er schließt jedoch auch nicht aus, dass eine mehrjährige Pause eintreten könnte. Es ist natürlich auch denkbar, dass sich der Ausbruch an eine andere Stelle auf Reykjanes verlagert. Die an Sundhnukar angrenzenden Eruptionsspalten wie Eldvörp oder das Krýsuvík-System wären dafür prädestiniert, wo gestern wieder mehrere Erdbeben auftraten.

Was die Erdbeben betrifft: Gestern gab es wieder zahlreiche, die sich auf verschiedene seismisch aktive Zonen Islands verteilten. Besonders betroffen waren Grímsvötn/Bardarbunga unter dem Vatnajökull, das Askja-System und die Tjörnes-Fracture-Zone. Þorvaldur Þórðarson sieht die Gefahr, dass auch Vulkane jenseits der Reykjaneshalbinsel aktiv werden könnten, und wies darauf hin, dass einige Vulkane statistisch gesehen für einen Ausbruch fällig wären. Dazu zählen Grímsvötn, Askja und Katla. Den Vulkan Hekla erwähnte der Vulkanologe nicht, dennoch zählt er zu den isländischen Vulkanen, die ebenfalls wieder fällig wären.

Immobilienpreis auf Island steigen kräftig

Auf Reykjanes bleiben die Probleme bestehen, und vor allem sorgt man sich um die Bewohner von Grindavik. Viele Betroffene, deren Häuser durch die Erdbewegungen im Stadtgebiet unbewohnbar geworden sind, warten weiterhin auf Zahlungen von den Versicherungen, ein Prozess, der sich über Monate hinziehen kann. Darüber hinaus haben auch viele andere Bewohner der Stadt beschlossen, sie zu verlassen. Infolgedessen steigen die Miet- und Immobilienpreise auf Island kräftig, was sich natürlich auf den Gesamtmarkt auswirkt.

Island: Magmakammer liegt flacher als gedacht

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Neues Modell zum Magmenkörper

Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengi-Gebiet weiter. Die Aktivität scheint leicht zu fluktuieren, denn wenn man durch die Aufzeichnungen der Livestream-Aufzeichnungen scrollt, erkennt man Phasen mit intensiverer Spatter- und Lavastromtätigkeit, die sich mit ruhigeren Phasen abwechseln. Der Tremor ist relativ stabil, allerdings gab es parallel zu den Schwarmbeben der letzten Tage ein paar Turbulenzen, als das niedrige Frequenzband anzog und eine Zeit lang über dem mittleren Frequenzband lag. Das für den vulkanischen Tremor relevante Frequenzband 2-4 Hz zeigt aber nur geringe Schwankungen. Die Bodenhebung bei Svartsengi kam infolge des Erdbebenschwarms scheinbar ein wenig ins Stocken, wobei es auch sein kann, dass einfach die Messgenauigkeit variierte. Interpoliert man den Verlauf des Graphen, so zeigt sich die Bodenhebung stetig: Seit Eruptionsbeginn beträgt sie ca. 70 mm. Die Bodenhebung findet statt, weil mehr Magma aus der Tiefe aufsteigt, als am Vulkan eruptiert wird.

Interessant ist ein neues Modell des Speicher und Fördersystems des Magmas, das jüngst von der Forschern der schwedischen Universität Uppsala veröffentlicht wurde. Demnach stammt das Magma, dass bei den Eruptionen der Sundhnukar-Kraterreiche gefördert wird und sich vorher unter Svartsengi akkumuliert aus einem großen Magmenkörper in größerer Tiefe, der sich unter Fagradalsfjall gebildet hat. Dieser Magmenkörper soll sich zwischen 8 und 12 Kilometern Tiefe befinden und nicht -wie bisher angenommen- in mehr als 15 Kilometern. Von diesem Magmenkörper zweigt seitlich ein Schlot ab, der sich für das flacher gelegene Reservoir unter Svartsengi verantwortlich zeigt. Dieser Magmenkörper soll sich in Tiefen von 2-5 Kilometern befinden und fördert das Magma durch einen schräg aufsteigenden Schlot in Richtung Sundhnukar. Die Schmelze, die bei den Fagradalsfjall-Eruptionen gefördert wurde, stieg demnach ohne weitere Zwischenstopps direkt aus dem tiefen Magmenkörper auf.

Dieses Modell würde auch erklären, warum das Krysuvik-System so unter Spannungen gerät, dass sich dort Erdbebenschwärme ereignen. Klar ist aber auch, dass es sich nur um ein Modell handelt. Eine andere Vorstellung ist, dass sich in der Asthenosphäre unter Reykjanes an mehreren Stellen Magmen bilden, die durch die jeweiligen Risssysteme aufsteigen, wobei es natürlich auch zur Zwischenspeicherung in mittleren und geringen Tiefen kommen kann.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 09. April


Im Bereich des Thermalgebiets Setlún im Krysuvik-Systems bebte es. © Marc Szeglat

Erdbebentätigkeit steigerte sich auf Island wieder – Bodenhebung an zwei Vulkanen

Mit Beginn der Eruption der Sundhnúkar-Kraterreiche im Svartsengigebiet auf Island nahm die Seismizität nicht nur auf der Reykjanes-Halbinsel ab, sondern auch in weiten Teilen Islands. Das änderte sich in den letzten Tagen, denn es wurden wieder zahlreiche Erdbeben registriert. Auf der ganzen Insel waren es innerhalb von 48 Stunden 113 Erschütterungen. Sicher ist das kein neuer Rekordwert, aber eine deutliche Zunahme gegenüber den letzten 3 Wochen. Auffällig ist eine Zunahme der Seismizität am Fagradalsfjall, im Kysuvik-System und am Bláfjöll, wobei es unklar bleibt, ob die Beben hier im Zusammenhang mit einem geänderten Spannungsfeld im Bereich von Svartsengi stehen, oder ob sie erste Symptome einer tiefen Magmenakkumulation im Untergrund sind. Natürlich kann es sich auch um eigenständige tektonische Erschütterungen in den jeweiligen Spaltensystemen handeln: Man darf nicht vergessen, dass ganz Island auf dem Mittelatlantischen Rücken liegt. Entlang der kontinentalen Naht findet Divergenz statt, weil sich die Platten von Amerika und Eurasien voneinander entfernen. So lassen sich natürlich auch die Erdbeben außerhalb von Reykjanes erklären, auch wenn sich die meisten davon an Zentralvulkanen ereigneten. Das stärkste Erdbeben hatte übrigens eine Magnitude von 2,9 und lag unter dem Hofsjökull.

Die erwähnte Bodenhebung manifestiert sich z.B. im Bereich von Svartsengi. Im Vergleich zur früheren Hebungsrate vor der Eruption ist sie aber gering. Innerhalb von 3 Wochen hob sich der Boden um 4 Zentimeter. Berücksichtigt man aber, dass die Eruption noch im Gange ist und ein Lavastrom gefördert wird, darf man die Vorgänge weiterhin mit Spannung beobachten. Anzeichen für ein baldiges Ende des Ausbruchs gibt es nicht und die Parallelen zur ersten Fagradalsfjall-Eruption werden immer deutlicher.

Starke Bodenhebung der Askja detektiert

Stärker als bei Svartsengi präsentiert sich die Bodenhebung der Askja. An der Messstation OLAC schoss der Boden in den letzten 4 Wochen um fast 15 Zentimeter in die Höhe. Seit Beginn der Hebungsphase hob sich der Boden um 80 Zentimeter. Stellt sich die Frage, wie elastisch der Untergrund noch ist und ob es nicht bald zu Brüchen kommt. Auffällig ist, dass die anderen Messstationen in der Caldera dem steilen Aufwärtstrend von OLAC nicht folgen.

Island: Eruption geht aus einem Krater weiter

Eruption der Sundhnúkar-Kraterreihe hält an – Bodenhebung bestätigt

Auf Island geht der Sundhnúkar-Ausbruch bei Svartsengi weiter, beschränkt sich inzwischen aber auf einen Kraterkegel. Die Eruption begann vor drei Wochen und erzeugte in ihrem Anfangsstadium den größten Lavaausstoß der Serie bei Svartsengi. Ich bin heute von meiner Stippvisite auf Island zurückgekehrt und konnte mir selbst ein Bild der Lage machen. Am Dienstag näherte ich mich der Eruption per Helikopter und sah noch Aktivität aus zwei Kratern, wobei sich die stärkste Aktivität auf den jetzt noch aktiven Krater konzentrierte. Gestern wurde ich dann mit einem Wagen der lokalen Einsatzkräfte durch Grindavik gefahren und konnte die Schäden in der Stadt begutachten. Im Anschluss ging es vom Südosten her auf den Husafjall, von wo ich aus einen Blick über das Eruptionsgebiet hatte und kurz eine Drohne in Richtung Krater fliegen lassen konnte. In den drei Tagen zwischen meinen beiden Beobachtungen hatte sich die Aktivität subjektiv verringert, was sich allerdings nicht im Tremor niederschlägt, denn dieser hat seitdem leicht zugenommen. Vom aktiven Krater ging gestern ein Lavastrom aus, der nur noch auf einer Länge von ca. 200 m Rotglut an der Oberfläche zeigte. Weiter vorangeschrittene Lavafronten waren inaktiv. Die Verschnaufpause nutzen die Isländer, um die Dämme um Grindavik und Svartsengi zu verstärken. Man schreckt auch nicht davor zurück, die erst wenige Wochen alten Lavafelder zu bearbeiten.

Das Eruptionsgebiet und insbesondere Grindavik sind weiträumig abgesperrt. In erster Linie geht es darum, die Bewohner von Grindavik zu schützen und Neugierige fernzuhalten. Gestern wurde aber aufgrund einer erfolgreichen Klage des isländischen Journalistenverbands Pressevertretern wieder der Zugang ins Sperrgebiet gestattet, allerdings nur in Begleitung einer Eskorte. Frei bewegen darf man sich nicht. Dennoch habe ich Glück gehabt, dass ich dann als einer der ersten Journalisten wieder ins Gebiet reingelassen wurde.

Einstweilen wurde von Seiten der IMO-Wissenschaftler eine Zunahme der Bodenhebung unter Svartsengi bestätigt. Anhand der GPS-Messdaten lässt sich dieser Umstand sehr schön nachvollziehen. Es wird also weniger Lava bei der Eruption ausgestoßen, als an Magma aus der Tiefe ausgestoßen wird.

Wie lange die Eruption noch anhalten wird, ist ungewiss. Prognosen, dass sie Ostern nicht überdauern wird, haben sich offensichtlich nicht bestätigt. Es scheint sich aber zu bestätigen, dass mit weiteren Eruptionen zu rechnen ist, nachdem der aktuelle Ausbruch vorbei ist. Bilder und ein ausführlicher Reisebericht folgen in Kürze.

Island: Vegetationsbrände verschlechtern Luftqualität

Moosfeuer am Rand des Lavafelds sorgen für dicke Luft auf Reykjanes

Die Eruption an der Sundhnúks-Kraterreihe auf der isländischen Reykjaneshalbinsel geht weiter und sorgt für ein weiteres Ärgernis, denn das gute Wetter auf Island befeuert Moosbrände, die sich am Rand des Lavafelds ausbreiten. Von den Feuern steigt Rauch auf, der mit dem Wind über weite Teile der Reykjanes-Halbinsel verteilt wird und die Luftqualität zusätzlich zu den vulkanischen Gasen weiter verschlechtert.

Die Feuerwehr ist im Einsatz und versucht, die Brände unter Kontrolle zu bekommen. Ein Problem besteht in der schweren Zugänglichkeit des Areals, das man mit schweren Löschfahrzeugen nicht erreicht. Daher setzt die Feuerwehr kleine Geländefahrzeuge und Quads ein, um zu den Brandherden vorzudringen. Das bedingt den Einsatz kleinerer Löschgeräte, so dass die Brandbekämpfung ein langwieriges Unterfangen darstellt. Das trockene Wetter soll auch in der nächsten Woche anhalten, so dass sich die Situation noch verschärfen könnte.

Der Vulkanausbruch selbst ist stabil und ein signifikantes Nachlassen der Tätigkeit ist nicht zu erkennen. Der Tremor ist stabil und es gibt nur schwache Fluktuationen der Amplitude. Nach einem leichten Abfall in den letzten Tagen, stieg er zuletzt genauso wieder an.

Größter Kraterkegel ist ca. 25 m hoch

Anders als bei den vorherigen Eruptionen am Fagradalsfjall ist der Zugang zur Eruptionsstelle öffentlich nicht zugänglich. Leider scheint es auch kein Interesse von Seiten der isländischen Behörden zu geben, internationaler Presse den Zutritt zur Eruption zu gewähren. So gibt es nur wenige Augenzeugenberichte und Aufnahmen jenseits der Livestreams. Ein isländischer Drohnenflieger schafft es aber -wahrscheinlich mit Hilfe von Vitamin B, wobei das „B“ für Beziehungen steht- immer wieder Pressezutritt zu bekommen, und teilt seine Aufnahmen auf Social Media. In einem seiner Berichte heißt es, dass der größte Kraterkegel inzwischen auf 20 bis 25 m Höhe angewachsen sei.

Ich persönlich finde das Verhalten der isländischen Behörden wenig erquicklich und reichlich unprofessionell: Einigen wenigen einheimischen Pressevertretern wird der Zugang zum Vulkan ermöglicht, und diese haben dann quasi ein Monopol für Bilder und Berichte, die sie an Agenturen verkaufen. Ausländische Journalisten bekommen keinen Zugang und werden benachteiligt. Hier sehe ich einen Verstoß gegen das Presserecht.

Island: Dämme bei Grindavik werden verstärkt

Der Vulkanausbruch geht weiter – Dämme werden im Kampf um Grindavik verstärkt

Auf Island geht der Vulkanausbruch im Svartsengigebiet weiter. Die Eruption ist stabil und es sind zwei bis drei Schlote aktiv, um die sich Kraterkegel bilden. Kleine Lavafontänen, die hauptsächlich aus 2 Schloten aufsteigen, speisen einen Lavastrom, der sich überwiegend in Richtung Süden ausbreitet und auf dem Lavafeld unterwegs ist, das in den ersten Eruptionstagen entstand. Das Lavafeld vergrößerte sich in den letzten Tagen praktisch nicht. Dafür wird es immer dicker. Probleme ergeben sich daraus entlang der Dämme, die Grindavik erfolgreich vor den Lavaströmen schützen, denn die Lava steht teilweise bereits bis zu den Kronen der Dämme.

Laut des Bautechnikers Arnar Smári Þorvarðarson wird Tag und Nacht daran gearbeitet, die Dämme nordöstlich von Grindavík zu erhöhen. Ziel ist es, den Nordostteil der Schutzanlage um vier Meter anzuheben. In einem besonders exponierten Bereich soll eine Erhöhung um fünf bis sechs Meter stattfinden. Natürlich müssen die Erdwälle nicht nur angehoben werden, sondern auch verbreitert, weil ja eine entsprechend stabile Basis geschaffen werden muss. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass der bisherige Steinbruch, in dem das Material für die Dämme abgebaut wurde, inzwischen von Lava überflutet wurde. Neue Abbaugebiete müssen erschlossen werden. Klar auch, dass das nicht ohne Umweltzerstörungen einhergeht.

Völlig unklar ist es, wie der langfristige Verlauf der Aktivität auf Reykjanes weitergehen wird. Sollte es sich so verhalten, wie viele Geowissenschaftler meinen, könnte es über viele Jahrzehnte hinweg immer wieder zu Vulkanausbrüchen auf Reykjanes kommen.

Ein Ende der aktuellen Eruption ist noch nicht in Sicht. Immer noch gibt es eine schwache Bodenhebung unter Svartsengi. Sie deutet an, dass Magma aus größeren Tiefen aufsteigt. Der weitaus größte Teil der Schmelze speist direkt die Eruption. Ein geringer Teil wird im Magmenkörper in 5 Kilometern Tiefe gespeichert.

Island: Hohe Luftverschmutzung durch Vulkanausbruch

Eruption hält unvermindert an – Hohe Gasverschmutzung der Luft nachgewiesen

Auch am achten Tag nach Eruptionsbeginn geht der Vulkanausbruch bei Sundhnúkagíga auf Reykjanes weiter. Ein Nachlassen der Aktivität ist nicht zu erkennen: Weiterhin sind 6 Schlote aktiv, um die sich 5 Kraterkegel formen. Während drei der Kegel nur noch schwach aktiv zu sein scheinen, was durch die immer weiter anwachsenden Kegel bedingt sein kann, konzentriert sich die Aktivität auf zwei der größten Kegel. Der Lavaausstoß scheint konstant zu sein und das gleiche gilt für den Tremor.

Gestern Abend war der Himmel über Island so wolkenfrei, dass die Erdbeobachtungssatelliten eine vernünftige Messung der Wärmestrahlung durchführen konnten: Sie brachte es laut MIROVA 2080 MW Leistung.

Trotz der Eruption gibt es weiterhin eine leichte Bodenhebung bei Svartsengi. Jetzt, eine Woche nach Eruptionsbeginn, kann man abschätzen, dass die Bodenhebung bei ca. 20 mm pro Woche liegt. Es steigt also noch etwas mehr Magma aus der Tiefe auf, als eruptiert wird. Generell sind sich die isländischen Wissenschaftler einig, dass das Magma nun direkt aus der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel bis zur Eruption aufsteigt. Damit gleicht die Eruption dem ersten Fagradalsfjall-Ausbruch, der gut ein halbes Jahr dauerte und in einer späteren Eruptionsphase Pulse erzeugte, die zu spektakulären Lavaüberläufen führten. Sollte sich so etwas wieder einstellen, dann wäre es tatsächlich eine schöne zweite Chance, so etwas zu sehen, für all jene, die es aufgrund der Corona-Pandemie im Jahr 2021 nicht zum Fagradalsfjall geschafft haben. Vorausgesetzt natürlich, man richtet wieder einen touristisch begehbaren Pfad zur Eruption ein. Viel würde es dafür eigentlich nicht benötigen, denn es gibt bereits genug Pisten auf die umliegenden Hügel, von denen aus die Eruption prima zu beobachten ist.

Starke Luftverschmutzung durch Vulkanausbruch

Ein Problem, warum man zögert die Eruption für Touristen freizugeben, liegt natürlich wieder in der Gasverschmutzung begründet, die es praktisch bei jeder vergleichbaren Eruption gibt. So driftete das vulkanische Gas gestern bis weit in den Osten nach Höfn, das 340 Kilometer Luftlinie von Grindavik entfernt liegt. Dort wurde eine Schwefeldioxid-Konzentration von 2200 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. In Deutschland liegt der Grenzwert für die Schwefeldioxid-Konzentration am Arbeitsplatz bei 2,5 mg/m³, was 1 ppm entspricht. Der in Höfn gemessene Wert liegt also noch knapp unterhalb des Grenzwertes. Anders sieht es hingegen in Grindavik selbst aus, wo die Gasverschmutzung gestern Abend bei 9000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft lag. Der Grenzwert wurde also fast um das Vierfache überschritten. Klar, dass das nicht gesund sein kann.

Gestern sammelte sich Lava immer noch im Steinbruch Melhólsnámu, wo die Vertiefung langsam aufgefüllt wird. Wenn sie voll sein sollte, stellt sich natürlich die Frage, wohin die Schmelze fließen wird. Sie könnte sich dann wieder in Richtung Grindavíkurvegi bewegen. Vor allem, wenn es zu Pulsen vergleichbar jenen am Fagradalsfjall kommen sollte, ist die Straße wieder in Gefahr.

Island: Vulkanologe sieht unerwartete Gefahr

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Vulkanologe sieht Gefahr durch Lavatümpelbildung

Auch eine Woche nach Eruptionsbeginn fließt Lava aus den Schloten, die von der 3 Kilometer langen Eruptionsspalte bei den Kratern übrig geblieben sind. Die Kegel um die Schlote werden immer höher, weshalb der Eindruck entstehen kann, dass die Stärke der Eruption nachlässt. Doch der Tremor zeigt an, dass es keinen signifikanten Druckabfall gibt und dass die Eruption weitestgehend stabil verläuft.

Von der Eruption geht ein moderates Gefahrenpotenzial aus. Der lokale Polizeichef Úlfari Lúðvíksson äußerte sich gestern Abend in einem MBL-Interview, dass sich der Lauf der Lavaströme ändern könnte und dann wieder Straßen in Gefahr seien. Auch die Luftverschmutzung durch vulkanische Gase müsste man im Auge behalten. Neben der Menge der ausgestoßenen Gase ist auch die Windrichtung entscheidend, ob Menschen gefährdet werden. Seiner Meinung nach sollten sich möglichst wenige Menschen in Grindavik und Svartsengi aufhalten. Durch die Blume heißt das wohl, dass er momentan der Wiedereröffnung des Thermalbads Blaue Lagune nicht zustimmt. Am Montag soll die Situation neu bewertet werden.

Der Vulkanologe Thorvaldur Thórðarson meldete sich nach längerer Abstinenz wieder zu Wort und meinte, dass er ein langsames Nachlassen der eruptiven Tätigkeit zu sehen glaubt. Er schätzt dem Lavaausstoß auf vier bis fünf Kubikmeter pro Sekunde und meint, solange er in diesem Bereich liegt, wäre die Eruption stabil. Fällt er unter 3 Kubikmeter pro Sekunde, dann würde der Ausbruch seinem Ende entgegen steuern. Hier sieht er Parallelen zu den Fagradalsfjall-Ausbrüchen. Eine weitere Parallele sieht er darin, dass die Lavafronten stagnieren. Die ausgestoßene Lava akkumuliert sich auf dem Lavafeld, das immer dicker wird. An einigen Stellen nahe der Schlote könnten sich Lavapools bilden, und wenn sie auslaufen, dann könnte es zu einem Lavaschub kommen, der die Lavafronten schnell voranschreiten lässt. Das würde vor allem die Arbeiter gefährden, die die Dämme bei Grindavik weiter ausbauen.

Magma könnte direkt aus tiefem Reservoir aufsteigen

Der Vulkanologe erklärte weiterhin, dass er meint, dass die Lava aktuell direkt aus einem 10 bis 14 Kilometer tief gelegenen Magmenreservoir aufsteigt und dass sich der Magmenkörper in 4 bis 5 Kilometer Tiefe praktisch entleert hätte. Schaut man sich die GPS-Daten der Bodenhebung genauer an, dann erkennt man unter Svartsengi aber noch eine schwache Zunahme der Bodenhebung. Nach Westen hin in Richtung Eldvörp scheint augenblicklich unterirdisch kein Magma mehr auszuweichen, denn hier stagniert die Hebung. Auffällig ist, dass die Bodenhebung an der Messstation GRVV bei Grindavik unvermindert anhält. Ein Indiz dafür, dass nicht das ganze aufsteigende Magma aus den Schloten abfließt, sondern dass ein Gang gespeist wird, der seine Finger bis unter Grindavik ausstreckt.

Island: Lava floss in Steinbruch

 

Vulkanausbruch auf Island hält an – Lava floss in einen Steinbruch

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält an. Heute Mittag sieht man auf den Livecams noch 4 aktive Schlote, um die sich Kraterkegel aufbauen. Die Kraterwände verdecken teilweise die Sicht auf die Lavafontänen, so dass es schwer ist, die Aktivität abzuschätzen. Ich finde, dass die Lavafontänentätigkeit in den letzten Stunden etwas nachgelassen haben könnte. Der Tremor ist stabil und sehr wahrscheinlich hat die effusive Förderrate nicht signifikant abgenommen.

In den letzten Tagen lag sie bei ca. 14,5 Kubikmetern pro Sekunde, was ausreicht, um einen Lavastrom zu speisen, der sich in Schüben weiterbewegt. Gestern Nachmittag floss die Lava in den Steinbruch Melhólsnáma, der bei Hagafell nördlich von Grindavík liegt. Dort hat man das Material für die Erdwälle geschürft, die in den letzten Wochen um Grindavik und dem Geothermalkraftwerk Svartsengi angelegt wurden. Die Arbeiter brachten Bagger und Lastkraftwagen rechtzeitig vor der herannahenden Lavawalze in Sicherheit.

Laut IMO wurden zwischen dem 17. und 20. März gut 20 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, die eine Fläche von fast 6 Quadratkilometern bedecken. Es wird nur noch eine geringe Bodenhebung bim Bereich des Hauptaufstiegskanals der Magma bei von Svartsengi gemessen. Die meiste Schmelze scheint direkt zur Eruptionsspalte zu strömen und wird dort eruptiert. Mit der Lava treten auch große Mengen Schwefeldioxid aus, die eine zunehmende Luftverschmutzung verursachen.

Mitarbeiter der Blauen Lagune erkrankte am Vulkangas

Gestern soll ein Mitarbeiter der Blauen Lagune über gesundheitliche Probleme geklagt haben, die im Zusammenhang mit der Luftverschmutzung gestanden haben könnten. Die Person wurde im Krankenhaus behandelt. Der isländische Zivilschutz warnt vor der Luftverschmutzung durch vulkanische Gase und fordert empfindsame Personen auf, sich in geschlossenen Räumen aufzuhalten und Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das gilt insbesondere für Kinder und Senioren oder Personen mit Erkrankungen des Atem- und Herzkreislaufsystems.

Die Blaue Lagune arbeitet an der Wiederaufnahme des Badebetriebs. Das Restaurant öffnet bereits jetzt mittags, um die Hilfskräfte zu versorgen. In Anbetracht der Luftverschmutzung, die in Abhängigkeit von der Windrichtung mal mehr mal weniger stark ist, bezweifle ich allerdings, dass der Badebetrieb wieder aufgenommen wird, solange der Vulkanausbruch nicht endet oder deutlich schwächer wird. Natürlich darf man sich auch fragen, wie sicher ein Besuch der Blauen Lagune ist, solange die geologischen Unruhen nicht aufgehört haben, denn schließlich sammelt sich Magma 5 Kilometer unter dem Ressort Magma an.