
Intrusion eines mehr als 20 Kilometer langen magmatischen Gangs hält an – Stärkstes Erdbeben M 5,2
Der sichtbare Teil des Vulkanausbruchs, der gestern Vormittag auf Island begonnen hat, endete am Abend, doch damit ist die Aktivität nicht zu Ende gewesen, denn unterirdisch ist noch einiges in Bewegung. Davon zeugt ein sehr starker Erdbebenschwarm, der sich bislang aus fast 2400 automatisch detektierten Beben zusammensetzt. Die stärkste Erschütterung hatte eine automatisch beurteilte Magnitude von 5,2 die von den Erdbebendiensten an zwei unterschiedlichen Lokationen verortet wurde. Während IMO dieses Beben vor der Küste bei Reykjanestá ausgemacht hat, siedelte das EMSC dieses Beben nahe des Nordendes des magmatischen Gangs an. Dieses Ende migriert in nordöstlicher Richtung und damit grob auf Reykjavik zu.
Der Gang hatte bereits gestern Abend eine Länge von gut 20 Kilometern erreicht und wanderte mehr als 9 Kilometer weiter in Richtung Nordost, als es bei vorherigen Ereignissen der Fall war. Anhaltende Subsidenz zeigt, dass der Prozess der Gangbildung weiter anhält, und es sieht so aus, als würde nicht nur das Magma abfließen, das sich seit der letzten Eruption unter Svartsengi angesammelt hat, sondern auch Schmelze, die davor vorhanden war und bislang nicht eruptierte. Es ist auch möglich, dass es eine Direktpipeline aus dem in 8 Kilometer liegenden Hauptmagmenkörper gibt.
Es fließt also eine große Menge Magma unterirdisch in Richtung Nordosten und bildet in einer Tiefe von 4 bis 5 Kilometern (der Tiefe der meisten Erdbebenherde) einen magmatischen Gang. Er reicht fast bis zur Küste östlich von Vogar. Wahrscheinlich sucht sich das Magma einen Weg entlang bereits existierender Risszone in Verlängerung der Sundhnúkur-Kraterreihe und erweitert den Spalt, wodurch starke Erdbewegungen ausgelöst werden.
Solange der Prozess in Gang ist, besteht die Möglichkeit einer weiteren Eruption an der Erdoberfläche. Am naheliegendsten ist, dass das Magma am Ende des Gangs durchbrechen wird, dort, wo noch die meisten Erdbeben stattfinden. Vielleicht sehen wir auch den Anfang einer Verlagerung der Aktivität in ein neues Risssystem.
Starke Erdbebenaktivität gibt es nicht nur entlang des magmatischen Gangs, der von Sundhnúkur und Svartsengi ausgeht, sondern auch entlang einer Spalte zwischen Reykjanestá und Eldey. In diesem Areal gab es bereits früher Schwarmbeben.
Die Vorkommnisse erinnern mich ein wenig an die Prozesse vor der Holuhraun-Eruption 2014. Der magmatische Gang, der sich ausgehend von Bardarbunga bildete, hatte zum Schluss eine Länge von 40 Kilometern. Diese Dimensionen wird der aktuelle Gang aber wahrscheinlich nicht erreichen.