Erdbeben-News 03.03.23: Türkei

Nachbeben Mb 5,0 im Südosten der Türkei

Datum: 03.03.23 | Zeit: 02:53:43 UTC | 37.85 N ; 36.65 E | Tiefe: 4 km | Mb 5,0

Nachdem Anzahl und Stärke der Nachbeben entlang der Ostanatolischen Verwerfung in den letzten Tagen nachgelassen hatten, löste heute ein Erdbeben Mb 5,0 eine neue Serie weiterer Nachbeben aus, die sich entlang der Verwerfung verteilen. Das Beben Mb 5,0 manifestierte sich am nördlichen Abzweig der Ostanatolischen Verwerfung und hatte eine Herdtiefe von nur 4 km. Das Epizentrum wurde 23 km südwestlich von Göksun verortet. Insgesamt gab es seit dem 6. Februar mehr als 9000 Nachbeben.

Gut dreieinhalb Wochen nach der größten Naturkatastrophe der letzten 100 Jahre auf dem europäischen Kontinent wurde gestern noch ein Hund lebend aus den Trümmern der Stadt Antakya geborgen. Die Rettungsmission ist längt in eine Leichenbergungsaktion transformiert worden, umso erfreulicher war es für die Einsatzkräfte noch ein lebendes Wesen zu bergen. Die Opferzahlen werden kaum noch aktualisiert. Zuletzt hat es geheißen, dass mehr als 50.000 Menschen nur tot geborgen  werden konnten. Wie viele noch unter den Trümmern liegen, ist unklar. Klar hingegen ist langsam das finanzielle Ausmaß der Katastrophe: alleine in der Türkei ist nach Einschätzungen der Weltbank ein Sachschaden von ca. 32 Milliarden Euro entstanden. Nach Türkischen Angaben soll sich der Schaden im Bereich von 80 Milliarden bewegen.

Hoch ist auch der Imageverlust der türkischen Regierung. Trotz -oder gerade wegen- der Katastrophe will Erdogan bereits im Mai Neuwahlen. Er hofft auf eine Bestätigung seiner Politik und möchte das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen. Dass es bereits bei früheren Wahlen den Verdacht der Wahlmanipulation gab, lässt natürlich nichts Gutes vermuten.

In Istanbul, der Metropole an der Nordanatolischen Verwerfung, herrscht derweilen unter Hausbesitzern Verunsicherung. Viele wollen die Bauwerke auf ihre Standhaftigkeit im Falle eines starken Erdbebens überprüfen lassen. Viele Hauseigentümer, die ihre Gebäude ohne Baugenehmigung errichtet haben und vielleicht sogar wissen, dass es Pfusch am Bau gab, dürften inzwischen nicht mehr besonders gut schlafen.


Weitere Erdbebenmeldungen:

Vanuatu: Erdbeben Mw 6,5

Datum: 02.03.23 | Zeit: 18:04:32 UTC | 15.33 S ; 166.49 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,5

Das stärkste Erdbeben der letzten Tage manifestierte sich gestern Abend in Vanuatu. Es hatte eine Magnitude von 6,5 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum lag offshore und wurde 75 km westlich von Luganville verortet.


South Sandwich-Inseln: Erdbeben Mw 5,6

Datum: 03.03.23 | Zeit: 04:53:56 UTC | 59.45 S ; 17.97 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,6 ereignete sich östlich der South-Sandwich-Inseln. Der Erdbebenherd befand sich in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 2605 km östlich von Stanley auf den Falklandinseln festgestellt.


Stromboli: Erdbeben ML 2,3

Datum: 03.03.23 | Zeit: 01:30:13 UTC | 38.86 N ; 15.16 E | Tiefe: 109 km | ML 2,3

Wenige Kilometer vor der Nordküste der Vulkaninsel Stromboli manifestierte sich ein schwacher Erdstoß der Magnitude 2,3. Das Epizentrum wurde 47 km nord-nordöstlich von Lipari verortet. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 109 km und könnte sich an der subduzierten Ionischen Platte ereignet haben. In dieser Region der Asthenosphäre kommt es auch zur Entstehung von Magmen infolge partiellen Schmelzens. In diesem Fall könnte die Schmelzbildung vom Material der subduzierten Platte ausgehen. Generell sind Erdbeben im Bereich von Stromboli relativ selten und daher messe ich ihnen eine besondere Bedeutung zu, da sie oft einer erhöhten Aktivitätsphase des Vulkans vorangehen, zumindest wenn sie flacher liegen. Im aktuellen Fall bin ich mir nicht sicher, ob man das Beben als Precursor interpretieren kann. Doch wie wir erst Anfang der Woche sahen, scheint der Vulkan weiterhin bereit zu sein, Lavaströme zu erzeugen. Ich selbst bin in der nächsten Woche ein paar Tage vor Ort. Stay tuned!

Vulkan Stromboli am 28.02.23: Tremor hoch

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavaspattering

Hoher Tremor und Lavaspattering am Stromboli

Der Lavastrom, der gestern am Stromboli geflossen ist und aus dem nordöstlichsten Schlot des Kraters entsprang, hat seine Aktivität mehr oder weniger eingestellt. Allerdings ist der Tremor heute Morgen stark angestiegen und erzeugte drei Peaks, die bis in den roten Bereich vordrangen, während es zu Zeiten der Lavastromaktivität gestern nur einen moderaten Tremorpeak gab. Mit Einbruch der Abenddämmerung würde auf den Livecams Lavaspattering sichtbar. Ein Indiz dafür, dass Stromboli noch nicht fertig hat!

In den letzten Monaten gab es mehrere Lavastrom-Überläufe. In den Pausen der Lavastromaktivität -oder kurz vor dem Erscheinen der Lavaströme- spatterte der Nordostkrater. Auch einige Paroxysmen kündigten sich in den letzten Jahren so an.

Das INGV hat heute sein Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 20- 26. Februar 2023 veröffentlicht. Darin wird dem Vulkan eine normale Aktivität attestiert. Die strombolianische Tätigkeit wird in Bezug auf Häufigkeit und Stärke der Eruptionen als schwach-moderat beschrieben. Pro Stunde wurden zwischen 4 und 11 Eruptionen gezählt. Lapilli wurde zwischen 80 und 150 m hoch ausgeworfen. Nur selten wurde die 150 m Marke überschritten. Die etwas stärkeren Eruptionen ereigneten sich meistens aus dem zentralen Kraterbereich.

Anzahl und Magnitude der Erdbeben mit sehr langen Amplituden waren gering und schwach. Das gleiche galt für die seismischen Explosionssignale.

Die sonstigen geophysikalischen Parameter waren unauffällig und wiesen keine größeren Abweichungen von den Werten auf, die typisch für die normalen strombolianischen Eruptionsphasen sind. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass diese Tätigkeit anhalten wird und weisen darauf hin, dass sie von Lavastromtätigkeit begleitet werden kann, ganz so, wie es gestern der Fall gewesen ist. Rückblickend lässt sich sagen, dass sich das eruptive Verhalten des Strombolis anhand des Monitorings praktisch nicht vorhersagen lässt.

Erdbeben-News 28.02.23: Tyrrhenisches Meer

Erdbeben M 4,5 erschüttert das Tyrrhenische Meer

Datum: 27.02.23 | Zeit: 21:50:10 UTC |  39.78 N ; 13.74 E | Tiefe: 414 km | Mb 4,5

Gestern Abend erschütterte ein moderates Erdbeben der Magnitude 4,5 das Tyrrhenische Meer zwischen Sizilien und dem Golf von Neapel. Das Epizentrum wurde 96 km süd-südwestlich der Insel Capri registriert. Neapel liegt 127 km vom Epizentrum des Bebens entfernt. Noch näher liegt der Marsili Seamount, der sich gut 70 km südöstlich des Epizentrums befindet. Die Tiefe des Hypozentrums ist allerdings überraschend und wird vom EMSC mit 414 km angegeben. Somit lag der Erdbebenherd mitten im oberen Erdmantel. Im Allgemeinen nimmt man an, dass die Gesteine des oberen Erdmantels aufgrund der Temperatur dort plastisch sind. Das heißt, sie sind zwar nicht komplett geschmolzen, verhalten sich aber wie Knetgummi, weshalb es eigentlich nicht zu Erdbeben kommen kann. Daher manifestieren sich Erdbeben am Erdmantel für gewöhnlich an einem Stück subduzierter Erdkruste, das noch nicht plastisch verformbar ist.

Tektonische Situation im Tyrrhenischen Meer

Schaut man sich die Shakemap an, dann erkennt man, dass im Bereich des Tyrrhenischen Meeres vergleichsweise viel Bewegung herrscht. Vor allem um die Liparischen Inseln herum gibt es einiges an Seismizität. Im Westen erkennt man einen kleinen Bebencluster bei Alicudi. Im Osten manifestieren sich Erdbeben zwischen Vulcano und Kalabrien. Die Beben dort treten nach meinen Beobachtungen besonders häufig auf, wenn sich am Inselvulkan Stromboli eine Periode erhöhter Aktivität anbahnt. Bei diesen Beobachtungen handelt es sich um eine Korrelation, nicht um einen wissenschaftlichen Beweis. Die Erdbeben ereignen sich in dem Bereich der subduzierten Ionischen Platte, auf dessen westlicher Naht sich die Vulkane Ätna, Vulcano und die liparischen Feuerberge aufreihen. Stromboli liegt ein wenig nach Osten versetzt und befindet sich in etwa dort, wo man einen Knick an der abtauchenden Ionischen Platte vermutet. An diesem Knick versteilt sich der Winkel, in dem die Platte abtaucht. Außerdem sitzt Stromboli am Rand des Marsili-Beckens, an dem sich eine Schwächezone in der Erdkruste befinden dürfte.

Stromboli ist übrigens noch aktiv und eruptiert einen Lavastrom, der aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor überläuft.


Weitere Erdbeben-Meldungen:

Erdbeben Mb 3,2 am Ätna

Datum: 28.02.23 | Zeit: 11:16:21 UTC |  37.73 N ; 15.10 E | Tiefe: 8 km | Ml 3,5

Zu der Titel-Meldung passt, dass sich heute Vormittag ein Erdbeben der Magnitude 3,2 im Osten des Ätnas ereignete. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 8 km. Das Epizentrum wurde 15 km nordwestlich von Acireale verortet. Das Beben manifestierte sich an einer bekannten Störungszone, die früher schon durch Änderungen des Spannungsfeldes infolge von Magmenaufstieg aktiviert wurde. Auffällig ist auch, dass der Tremor gestern nach einem kleinen Peak fiel. Ähnliches Verhalten war bereits mehrfach vor einer Änderung der Aktivität zu beobachten gewesen. Heute müsste noch ein Wochenbericht vom INGV erscheinen. Stay tuned!

Vulkan Stromboli am 27.01.23

Neuer Lavastrom am Stromboli

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Heute Morgen gegen 06:00 UTC hat ein neuer Lavaüberlauf aus einem Schlot des Nordostkraterbereichs begonnen. Das Ereignis lässt sich besonders gut auf der Thermalcam des INGVs verfolgen. Die Lava fließt im oberen Bereich der Sciara del Fuoco und verschwindet in der neuen Scharte unterhalb des Kraters. Schuttlawinen wirbeln abgelagerte Asche auf. Aus einer Meldung des Observatoriums geht hervor, dass die geophysikalischen Parameter unverändert sich. Der Tremorgraph hatte einen kleinen Peak, ohne den roten Bereich zu erreichen. Inflation wurde ebenfalls nicht festgestellt. Es ist der erste Lavaüberlauf in diesem Monat. Zwischen Oktober und Januar gab es mehrere dieser Ereignisse. Gestern Abend konnte man auf der LiveCam eine eine permanent angeleuchtete Dampfwolke erkennen. Die Lava stand also bereits zu diesem Zeitpunkt hoch im Schlot.

Neue Videoaufnahmen die mit einer Drohen aufgenommen wurden zeigen, dass sich ein kleiner Lavafall gebildet hat. Er entstand ein einem steilen Abbruch am Eingang der Schlucht unterhalb des Gipfels. Die Lava stürzt brockenweise mehrere zehner Meter hinunter. Der speisende Lavastrom ist wenig breiter als 2-3 m. Alles in allem ist die Förderrat gering, dennoch ein schön anzusehendes Ereignis. Das Video kann ich aufgrund seiner copyright-Einstellungen hier leider nicht teilen. Ihr könnt es aber in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ bewundern.

Ich habe nach längere Abstinenz nun auch beschlossen Stromboli mal wieder einen Besuche abzustatten. Auch wenn die Bedingungen nicht mehr als optimal bezeichnet werden können, wird es nach 6 Jahren mal wieder Zeit. Es ist die längste Stromboli-Pause meines Erwachsenenlebens. Grund für die Pause war -neben dem Corona-Reisechaos der letzten Jahre- die Sperrung des Aufstiegs zum Gipfel. Da diese aber wahrscheinlich nie mehr aufgehoben wird, muss man sich mit dem Verbot halt arrangieren.

Vulkan Stromboli am 30.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Ascheeruption

Stärkere explosive Sequenz am Stromboli

In den letzten Monaten stand der italienische Inselvulkan Stromboli in erster Linie wegen seiner Lavaströme im Fokus der Berichterstattung auf vulkane.net, doch heute kann ich eine explosive Sequenz melden, die sich laut INGV in den Morgenstunden zutrug. Demnach begann die Explosionsserie um 09:08 UTC. Sie bestand aus mehreren Explosionen, bei denen Tephra einige Hundert Meter über der Kraterhöhe ausgestoßen wurde. Das grobe pyroklastische Material deckte die Kraterterrasse und den oberen Bereich der Sciara del Fuoco ein. Das mit der Sequenz einhergehende seismische Signal hielt gut 3 Minuten an. Es gab einen kurzweiligen Tremoranstieg. Darüber hinaus konnten aber keine abnormalen geophysikalischen Parameter detektiert werden. Das gilt insbesondere für die Bodenverformung. Es stieg also nicht ungewöhnlich viel Magma auf.

Zu solchen stärkeren Eruptionen kann es u. a. kommen, wenn der Schlot kurzfristig verstopfte und es längere Zeit (im Fall des Stromboli sind damit Stunden gemeint) keine Eruptionen gab. Dann kann der Gasdruck steigen, bis das verstopfende Material explosiv ausgestoßen wird.

In diesem Fall ist es interessant zu wissen, dass die Schlote am Stromboli sehr unterschiedlich angelegt sein können. Auf der einen Seite gibt es freie Schlote, die oft weniger als 1 m Durchmesser haben und die man sich tatsächlich wie einen Kamin vorstellen kann. Ich konnte aber auch schon explosive Eruptionen aus Kratern filmen, in denen es keine sichtbaren Schlotöffnungen gab: der Krater war mit Pyroklastika gefüllt und in den Sekunden vor der Explosion blähte sich der ganze Boden auf, die frische Lava wurde ausgeworfen und ein Teil der abgekühlten Pyroklastika wurde mit ausgeschleudert. Ein Großteil des eruptierten Materials fiel wieder in den Krater zurück. So ist es nicht verwunderlich, dass besonders solche aufgefüllten Schlote schnell verstopfen können und freigesprengt werden müssen. Ob das tatsächlich zu der heutigen Sequenz führte, ist spekulativ.
Oft erfolgen solche explosiven Sequenzen in Serie, mit Abständen, die Tage oder Wochen betragen können.

Vulkan Stromboli am 24.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Neuer Lavaüberlauf und Hangrutsch

Wie das INGV heute Nachmittag berichtete, begann um 14.20 UTC ein neuer Lavaüberlauf. Zwei Minuten später ereignete sich ein Hangrutsch aus instabilem Material, der den Fuß der Sciara del Fuoco erreichte und ins Meer krachte. sehr wahrscheinlich hat der Lavastrom den Hangrutsch ausgelöst. Zu einem pyroklastischen Strom sit es scheinbar nicht gekommen. Der Tremor stieg an, erreichte aber nicht den roten Bereich und blieb somit moderat. Die Daten aus den Bodenverformungsmessnetzen zeigen keine signifikanten Schwankungen. Da die INGV Livecams am Stromboli allesamt offline sind, kann ich leider keine neuen Bilder mit Blick auf die Sciara liefern. Einzig die Livecam von ilvulcanoapiedi.it arbeitet, dort sieht man aber leider nur einen Anschnitt des Stroms.

Überblick über die Aktivität der letzten Woche

Im heute veröffentlichten INGV-Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 16.-22. Januar wurde dem Stromboli eine normale explosive Schlackenwurftätigkeit attestiert, wobei die Häufigkeit der Eruptionen pro Stunde variierte: Mal war sie mit 3 Ereignissen pro Stunde niedrig, um später mittelhohe Werte mit 9 Ereignissen pro Stunde anzunehmen. Die Intensität der Explosionen im Nordkrater wurde als überwiegend niedrig beschrieben. Zudem kam es dort zu Phasen mit Lavaspattering. Im zentralen Kraterbereich gab es einige stärkere Eruptionen. Am 17. Januar 2023 kam es zu einem kleineren Lavaüberlauf aus dem nördlichen Kraterbereich. Parallel zu diesem Ereignis wurde eine starke Wärmeanomalie detektiert.

Die Seismizität war in der letzten Woche unauffällig und der Tremor nahm niedrige bis mittelhohe Werte an. Es wurden keine signifikanten Schwankungen der Bodenverformung detektiert. Auch der Gasflux zeigte keine großen Veränderungen gegenüber der Vorwoche: Es wurden moderate Mengen Schwefeldioxid ausgestoßen. Der Kohlendioxid-Ausstoß erreichte mittelhohe bis hohe Werte. Das deutet darauf hin, dass aus der Tiefe Magma aufsteigt.

Die Vulkanologen rechnen nicht mit einer großartigen Änderung des eruptiven Geschehens und weisen darauf hin, dass im Zuge der Lavaüberläufe Schuttlawinen und pyroklastische Ströme entstehen könnten. Sekundäre Explosionen durch den Kontakt von Lava mit Meerwasser könnten Lavatrümmer einige Hundert Meter weit schleudern. Das Auftreten überdurchschnittlich starker Explosionen kann nicht ausgeschlossen werden.

Vulkan Stromboli mit Lavaüberlauf am 17.01.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Neuer Lavastrom am Stromboli

Wie das INGV soeben bekannt gab, begann heute um 9:51 UTC ein neuer Lavaüberlauf aus dem Nordkrater des Strombolis. Die Bewölkung lichtet sich gerade, so dass man auf der ThermalCam einen Hotspot am Krater erkennen kann. Auf der Scaira del Fuoco scheinen Schuttlawinen abzugehen, denn man sieht auf Livecambildern Dampf und aufgewirbelte Asche aufsteigen. Die Tremoramplitude steigt und befindet sich im orangenen Bereich. Eine signifikante Bodenverformung wurde bis jetzt nicht festgestellt. Der Prozess scheint noch am Anfang seiner Entwicklung zu sein und es bleibt spannend abzuwarten, wie schnell sich die Situation weiterentwickelt.

Der Lavastrom dampft mittlerweile stark und man sieht seine ausgeprägte Thermalspur via LiveCam auf der Sciara del Fuoco. Der Tremor ist jedoch nicht weiter gestiegen und bewegt sich seitwärts im orangenen Bereich. Es sieht nicht danach aus, als würde sich die Aktivität noch signifikant verstärken, aber wir wissen ja, dass solche Einschätzungen nur eine Momentaufnahme wiedergeben, die sich jederzeit ändern kann. Bei ähnlichen Ereignissen im letzten Jahr wurden pyroklastische Ströme generiert, die bis aufs Meer hinausliefen. Allerdings gab es diese eher während der Anfangsphase der effusiven Eruption.

Die Episode war nur von kurzer Dauer und endete bereits wieder. Der Lavastrom bewegte sich nur im oberen Drittel der Sciara del Fuoco und erreichte nicht das Tyrrhenische Meer. Dafür gingen von der Lavafront Schuttlawinen ab, die ins Meer krachten, was ein ziemlich spektakulärer Anblick sein kann. Während der Eruptionsphase im Jahr 2002-2003, die eigentlich als Initiator der Zeitenwende am Stromboli gilt (infolge der damaligen Flankeneruption wurde das Observatorium errichtet und es kam zu den ersten Zugangsbeschränkungen) konnte ich spektakuläre Steinschläge dokumentieren.

Vulkan-News 10.01.22: Popocatepetl

Popocatepetl mit Asche in 7000 m Höhe

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl bleibt aktiv und stößt Aschewolken aus, die bis auf 7600 m Höhe aufsteigen und in Richtung Osten verfrachtet werden. MIROVA detektierte eine moderate Thermalstrahlung mit 27 MW Leistung. Auf Sentinel-Satellitenaufnahmen kann man die Wärmestrahlung im Infrarotbereich sehen. Ihre Form verändert sich im Laufe der letzten Wochen. Einen neuen Lavadom kann ich aber noch nicht erkennen. CENAPRED berichtet von 115 Asche-Emissionen, 37 Minuten Tremor und einem vulkanotektonischen Erdbeben der Magnitude 1,4. Das hier gezeigte Video wurde vor 4 Tagen gepostet. Es zeigt, dass die Eruptionen durchaus kraftvoll sind und die Flanken mit glühender Tephra eingedeckt werden.

Auffällig ist, dass selbst bei den kraftvollen Ascheeruptionen keine vulkanischen Blitze generiert werden, während man am Sakurajima bei vergleichbaren Eruptionen ein wahres Blitzfeuerwerk erleben würde. Das wirft die Frage auf, warum es am Sakurajima zu so vielen Blitzen kommt und am Popocatepetl eben nicht. Was unterscheidet die beiden Vulkane? Auffälligste Merkmale sind die Höhenunterschiede, die Größe der Förderschlote und die geografische Lage der Vulkane und die damit einhergehenden klimatischen Bedingungen. Während der Popocatepetl über 5000 m hoch ist, einen großen Schlotdurchmesser hat und im Landesinneren liegt, ist der Sakurajima gerade mal etwas über 1100 m hoch, genießt maritimes Klima an der Küste und hat nicht so große Schlote. Ich vermute, dass der ausschlaggebende Faktor das maritime Klima ist, das die Ladungstrennung begünstigt und Blitze entstehen lässt. Natürlich können auch Faktoren wie die Korngröße der Asche und deren Ausstoßgeschwindigkeit eine Rolle spielen. Oder sollte es etwa am Chemismus der Lava liegen? Beide Vulkane fördern Andesit und Dazit. In meinen Augen scheidet da dieser Punkt eher aus. Neben Aschemenge, Korngröße und Ausstoßgeschwindigkeit scheinen die atmosphärischen Bedingungen eine wichtige Rolle zu spielen, ob es zu vulkanischen Gewittern bei kleinen und moderaten Eruptionen kommt.


Marapi mit weiteren Asche-Exhalationen

Der Vulkan auf Sumatra bleibt aktiv und emittiert kleinere Asche-Dampf-Wolken. Laut VAAC wurde Vulkanasche in einer Höhe von 3400 m detektiert. Die Driftrichtung ist Osten. Das VSI berichtet von Asche, die bis zu 300 m über Kraterhöhe aufsteigt.


Taal mit weiteren Erdbeben

Am philippinischen Taal Vulkan ist die Seismizität weiter erhöht. PHILVOLCS berichtet von 112 vulkanischen Tremorphasen, die sich gestern zutrugen. Sie dauerten zwischen 2 und 5 Minuten. Tremor wird für gewöhnlich von magmatischen Fluidbewegungen hervorgerufen und tritt meistens kurz vor und während einer Eruption auf. Der Schwefeldioxid-Ausstoß lag gestern bei 3718 Tonnen. Dampf stieg bis zu 600 m hoch auf und im Kratersee auf Volcano Island gab es Wasserturbulenzen. Es könnte gut sein, dass sich in den nächsten Tagen phreatische Eruptionen ereignen werden.


Stromboli mit Tremorpeak

Heute kam es am italienischen Inselvulkan Stromboli zu einem Tremorpeak. Kurzzeitig stieg die Tremor-Amplitude bis in den roten Bereich und erreichte fast Werte, wie sie für die Lavastrom-Überlaufaktivität der letzten Wochen typisch war. Bis jetzt kam es allerdings zu keinem neuen Ereignis. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Der letzte Lavaüberlauf war am 03.01.2023.

Vulkan Stromboli am 03.01.22

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Lavastrom

Erneuter Lavaüberlauf am Stromboli

Am Stromboli gab es gestern Abend einen neuen Lavaüberlauf. Wie schon bei den vorangegangenen Episoden floss der Lavastrom aus dem Nordschlot des Kraters und ergoss sich über die Sciara del Fuoco. Dabei teilte sich der Strom in zwei Arme. Der Aktivität voran ging Lavaspattering. Nachdem die Tätigkeit heute Morgen etwas zurückging, lebt der Lavastrom zur Stunde wieder auf. Das Geschehen lässt sich über die Thermalcam verfolgen. Allerdings sieht man dort nur den oberen Bereich der Sciara del Fuoco. Der Strom verschwindet dann in dem neu entstandenen Kerbtal, das sich infolge der Lavastromtätigkeit und den Abgängen pyroklastischer Ströme seit Oktober bildete. Auf Drohnenvideos ist zu sehen, dass der Lavastrom heute Nacht verhältnismäßig breit war und kleine Kaskaden bildete. Die Lavafront stagnierte kurz vor der Küste. Es gingen aber glühende Schuttlawinen ab, die bis ins Meer flossen. Das Video kann man in unserer FB-Gruppe betrachten. Leider lässt es sich auf anderen Webseiten nicht einbinden. Das geht nur mit Fotos des gleichen Autors, die ich Euch hier zeigen kann.

Eigentlich wäre gestern der neue INGV-Wochenbericht fällig gewesen, doch aufgrund des Jahreswechsels verzögert sich sein Erscheinen. Leider sind auch App und Website des LGS down, sodass kaum Daten zur Verfügung stehen. Daher kann ich jetzt nur kurz die geophysikalischen Parameter anreißen: Anhand der Seismik des INGVs lässt sich ablesen, dass der Tremor leicht erhöht ist. Die Anzahl der VLP-Beben ist vergleichsweise gering. MIROVA detektiert eine moderate Thermalstrahlung. Sie hat eine Leistung von 50 MW. Generell erscheint mir die ermittelte Leistung von Lavaströmen auf der Sciara vergleichsweise gering zu sein. Das kann an der Steilheit des Hangs liegen, sodass der Winkel zum Satelliten ungünstig ist und er nur einen Teil der tatsächlichen Fläche abtasten kann. Dadurch erscheint die Leistung geringer als sie tatsächlich ist.

Generell muss ich leider feststellen, dass der Internet-Datenfluss von Seiten europäischer Observatorien in den letzten Jahren eher zurückgegangen ist als dass er ausgebaut wurde. Das kann verschiedene Gründe haben: Einmal natürlich der Mangel an Personal und Geld, zum anderen aber auch, dass weniger Anhaltspunkte für Spekulationen und Beunruhigung der Bevölkerung geliefert werden sollen.