Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Stromboli
Stromboli ist ein Inselvulkan und liegt im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Er gehört zu den 7 Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Der 924 m hohe Feuerberg ist daueraktiv und gilt seit der Antike als das Leuchtfeuer des Mittelmeeres.
Am Stromboli hat sich die explosive Aktivität gesteigert. In unserer FB-Gruppe wurden Aufnahmen des Vulkans gezeigt, die strombolianische Eruptionen dokumentieren, die größer sind, als es in den letzten Wochen der Fall war. Glühende Tephra wird bis zu 250 m über Kraterhöhe gefördert und die glühenden Lavabrocken verteilen sich auf den oberen Bereich der Nordflanke.
Laut einem Bulletin vom LGS erzeugten die Explosionen einen Schalldruck von bis zu 3 bar. Normal sind Werte kleiner als 1 bar. Die Anzahl der thermischen Transienten ist hoch, was auf zahlreiche Explosionen hindeutet. Auffällig sind auch die häufigen VLP-Erdbeben, von denen 16 Ereignisse pro Stunde detektiert wurden. Standardwerte schwanken zwischen 5 und 12 Beben pro Stunde. Der Tremor wird ebenfalls als hoch bezeichnet. Die thermische Strahlung liegt auch über dem Durchschnitt: MIROVA stellte eine moderate Wärmestrahlung mit 21 MW fest.
Die restlichen geophysikalischen Parameter sind laut LGS eher unauffällig, dennoch wird dem Stromboli den dritten Tag in Folge ein hoher Aktivitätsindex attestiert.
Lavaüberläufe, so we wir sie in den letzten Wochen häufiger gesehen haben, gab es in den Tagen der erhöhten Explosivität offenbar nicht.
Gestern veröffentlichte das INGV auch den Stromboli-Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 4.-10. September 2023. Dort war von einer erhöhten Aktivität noch nicht die Rede. Allerdings wurde von Explosionen auf einem mittleren Niveau gesprochen und von Lavaspattering im nördlichen Kratersektor. Die geophysikalischen Parameter zeigten keine signifikanten Abweichungen von den Normbereichen und es gab keine Hinweise darauf, dass sich die Aktivität wenig später steigern wird, wobei man sagen muss, dass eine gewisse Variabilität in der Eruptionsstärke immer gegeben ist. Klar ist aber auch, dass es längerfristige Indizien für eine bevorstehende Aktivitätssteigerung gab, auf die ich in meinen Berichten öfters hinwies.
Am Inselvulkan Stromboli ist der Tremor erhöht. Auf dem Tremorgraphen erkennt man, dass die Tremoramplitude heute Morgen einen Peak beschrieb und seitdem im orangenen Bereich unterwegs ist. Nach einem Tief in der vergangenen Woche begann der Tremor bereits am Samstag langsam zu steigen. Eigentlich ist so ein Tremoranstieg typisch für einen Lavaüberlauf, allerdings kann man auf der Webcam aktuell keine entsprechende Thermalspur erkennen, obwohl es zu Abgängen von Geröll kommt. Dafür lässt sich Lavaspattering erahnen. In den letzten Tagen kam es öfters zu diesem Phänomen, welches oft ein Anzeichen dafür ist, dass sich am Stromboli eine stärkere Eruptionsphase zusammenbrauen könnte. Manchmal kann es allerdings Wochen dauern, bis sich die größere Eruption ereignet. Besonders kritisch wird es bei lang anhaltendem Spattering, dessen Intensität sich steigert. In den letzten Tagen scheint die normale strombolianische Tätigkeit bereits zugenommen zu haben und in unserer FB-Gruppe werden häufiger Screenshots der Ereignisse geteilt.
Betrachtet man die mehrjährige Grafik für die Rate der Erdbeben mit sehr langen Perioden, dann erkennt man, dass es dieses Jahr wieder einen steigenden Trend dieser Erschütterungen gibt, die mit Magmenbewegungen im Zusammenhang stehen. Ihr Wert bewegt sich an der Schwelle zum roten Bereich und ist höher, als es im letzten Jahr der Fall war. Vergangenes Jahr gab es aber auch Phasen mit erhöhter Aktivität. Die meisten VLP-Erdbeben gab es 2006/7 und 2014/15, als es zu einer größeren Flankeneruption kam, sowie in den Phasen mit Paroxysmen. Sollte der aktuelle Trend anhalten, dann liefert dieser Chart ein weiteres Indiz dafür, dass sich am Stromboli langsam wieder eine größere Eruption aufbauen könnte. Im letzten Wochenbericht vom INGV zeigten sich die meisten geophysikalischen Parameter allerdings unauffällig.
Wer heute Abend den Inselvulkan Stromboli beobachtet, der sieht nahezu kontinuierliches Lavaspattering und strombolianische Eruptionen aus dem nordöstlichen Kratersektor. Ein Blick auf den Tremorgraphen zeigt, dass die Tremoramplitude steigt und auf dem Weg zum roten Bereich ist. Die Aktivität begann sich bereits gestern Abend zu steigern, als es zu einem kleinen Lavaüberlauf gekommen war. Im oberen Bereich der Sciara del Fuoco hatte sich ein kurzer Lavastrom gebildet. Von der Lavafront gingen Schuttlawinen ab, die die Küste erreichen. Außerdem gab es intensive strombolianische Tätigkeit, die auf Screenshots der Livecam festgehalten wurden. Alles in allem sieht es so aus, als würde sich die Situation langsam wieder zuspitzen. Mich würde es nicht wundern, wenn wir bald wieder einen stärkeren Lavaüberlauf erleben würden. Bis jetzt scheint der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten frei zu sein.
Heute gab es auch ein Erdbeben der Magnitude 2,1, das sich südöstlich vom Stromboli ereignete. Das Hypozentrum lag in der Asthenosphäre, jener Erdschicht, in der die Schmelze entsteht, die am Vulkan austritt.
Der Stromboli ist nicht der einzige Vulkan Siziliens, der Anzeichen der Unruhe von sich gibt: Am Ätna ereignete sich bereits vor einigen Tagen ein kleines Schwarmbeben im Nordosten beim Ort Linguaglossa. Die Beben manifestierten sich in Tiefen von mehr als 15 km und könnten von Magma verursacht worden sein, das in die Erdkruste eindringt. Darüber hinaus gab es auch heute wieder kleinere Ascheemissionen aus dem Neuen Südostkrater und es wurden Dampfringe gesichtet, die vom neuen Schlot in der Bocca Nuoca ausgestoßen werden. MIROVA registriert sporadisch eine schwache Thermalstrahlung. Die Tremoramplitude bewegt sich im gelben Bereich und zeigt einen schwachen Aufwärtstrend. Ähnlich wie am Stromboli nimmt die vulkanische Unruhe auch am Ätna zu und es sieht so aus, als würde der Druck im Kessel steigen. Noch ist es zu früh, um Prognosen abzugeben, wann der nächste Paroxysmus beginnt, doch zumindest die Chancen für einen neuen Ausbruch in den nächsten Tagen stehen nicht ganz so schlecht.
Betrachtet man den Stromboli-Tremorgraphen des LGS, dann stellt man fest, dass es dort seit gestern 4 Peaks in der Grafik zu sehen gibt, die bis in den hohen „orangenen Bereich“ hineinragen. Außerdem gibt es Berichte über Lavaspattering, das sich auch seit dem Ende der letzten Lavastromtätigkeit in der letzten Woche fortsetzte. Tremor und Lavaspattering signalisieren, dass sich der Stromboli derzeit in einer Phase erhöhter Aktivität befindet und man jederzeit mit größeren Ereignissen rechnen muss. Bei diesen Ereignissen kann es sich um stärkere Explosionen handeln, aber auch um Lavaüberläufe und paroxysmalen Eruptionen, bei denen es zu Kollaps-Ereignissen und der Entstehung pyroklastischer Ströme kommt.
Der August ist normalerweise der besucherstärkste Monat auf Stromboli, und entsprechend viele Touristen wollen den Vulkan besichtigen. Momentan ist der Aufstieg zu den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern noch frei, letzterer Punkt darf aber nur in geführten Gruppen angesteuert werden, was sicherlich eine politische Entscheidung zugunsten der Bergführer ist und nichts mit einem echten Sicherheitsaspekt zu tun hat. Im Frühjahr und damit außerhalb der Reisesaison war der Aufstieg zu beiden Aussichtspunkten komplett gesperrt und es wurden sogar drastische Geldstrafen von bis zu 500 € pro Person verhängt, wenn man im Sperrgebiet erwischt wurde. Damals war die Aktivität vergleichbar mit der aktuellen, mit dem Unterschied, dass es bereits zu Abgängen pyroklastischer Ströme gekommen war, was sich jetzt auch ohne weitere Vorwarnungen zutragen könnte. Wir sehen deutlich, wie sehr Katastrophenschutz von anderen Umständen geprägt werden kann. Oftmals versagt er leider auch und es werden entweder keine vorsorglichen Maßnahmen getroffen oder übertriebene. Es ist scheinbar schwer, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Jetzt werden zahlreiche Touristen zu den Aussichtpunkten geschafft, wobei natürlich auch mit hohen Opferzahlen zu rechnen ist, sollte es widererwartend zur Katastrophe kommen. Außerhalb der Saison, wenn wenig oder kein Geld zu verdienen ist, wird der Zugang zum Berg einfach mal komplett gesperrt. Das Argument des Sicherheitsaspektes in Bezug auf Bergführern, die per Funk mit den Vulkanologen in Verbindung stehen, halte ich für an den Haaren herbeigezogen, da es am Stromboli praktisch keine Vorwarnzeit für größere Ereignisse gibt. Insbesondere größere Explosionen können sich jederzeit ereignen. Wenn man Glück hat, gibt es eine Vorwarnzeit von 2 Minuten. In denen wird es einem Bergführer kaum möglich sein, 20 Personen in Sicherheit zu bringen. Lavaspattering, Lavaüberläufe und Tremorpeaks warnen im übrigen davor, dass es kurz bis mittelfristig zu ungewöhnlichen Ereignissen kommen kann.
Stromboli mit weiteren Lavaüberlauf und morphologischen Änderungen
Am Stromboli kam es gestern wieder zur Bildung eines Lavastroms, der aus einem Schlot im nordöstlichen Kratersektor überlief. Wie bei den vorhergegangenen Episoden, gab es im Vorfeld der Aktivitätssteigerung keine nennenswerte Änderungen der geophysikalischen Parameter, mit Ausnahme eines Anstiegs der Tremoramplitude. Die zugehörige Grafik beschreibt einen entsprechenden Peak bis in den unteren roten Bereich. Dabei erreichte sie nicht den Wert der vorangegangenen Episode, die von einer stärkeren explosiven Eruption begleitet wurde. Fotos dokumentieren, dass die aktuelle Episode aber ebenfalls von einer lebhaften strombolianischen Aktivität nebst Lavaspattering begleitet wurde. Die Aktivität steigerte sich bereits in den Morgenstunden. Bis zum Mittag war der Lavastrom erst 100 m lang. Von seiner Front gingen Schuttlawinen ab.
Vulkanbeobachter Wolfgang meldete in unserer Vulkangruppe auf FB, dass es am Krater morphologische Veränderungen gegeben hat. Im Zuge der Initialphase der Lavastromtätigkeit ist wohl ein kleines Segment der Kraterwand abgerutscht.
Situation auf Vulcano
Während die Seismizität am Stromboli gering ist, manifestierten sich einige Erdbeben in anderen Regionen des Liparischen Archipels. In der letzten Woche ereigneten sich 3 Erdbeben zwischen den Inseln Alicudi und Filicudi. Zwei schwache Erschütterungen gab es im Bereich von Vulcano. Die allgemeine vulkanische Situation dort hat sich in den letzten Wochen nur leicht entspannt. Die Fumarolen-Temperaturen am Kraterrand haben sich auf relativ hohe Werte stabilisiert und liegen zwischen 336 und 348 °C. Der Kohlendioxidausstoß lag am Kraterrand bei moderaten 3400 g pro Quadratmeter und Tag. An den meisten Messstationen im Ort hat die Gaskonzentration normale Werte angenommen, mit Ausnahme der Messstation P4, wo weiterhin hohe Kohlendioxid-Konzentrationen nachgewiesen werden. Vor Ort sieht man die Situation inzwischen relativ entspannt und befürchtet wohl keinen mittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch mehr.
Gefahreneinschätzung am Stromboli
Während Urlauber auf den Liparischen Inseln ihre Ferien unbesorgt genießen können- sieht man einmal von der latenten Unwettergefahr infolge der hohen Wassertemperaturen des Mittelmeeres ab- muss man am Stromboli eine gewisse Vorsicht walten lassen. Die Erfahrung zeigt, dass es in Phasen mit Lavaspattering und Lavaüberläufen plötzlich und unvermittelt zu Kollapsereignissen am Krater kommen kann, bei denen pyroklastische Ströme entstehen können. Selbst wenn dies für gewöhnlich entlang der Sciara del Fuoco gleiten, stellen sie eine Gefahr für Bootsfahrer vor der Ostküste der Insel da. Auch Vulkanwanderer, die an einem der Aussichtspunkte unterwegs sind, können plötzlich in einer dichten Aschewolke stehen. Von daher empfehle ich jedem, wenigstens eine vernünftige Staubmaske griffbereit zu haben. Am besten so ein Modell aus Neopren mit Aktivkohle-Pad.
Gestern Abend ereignete sich um 19:06 Uhr eine explosive Eruption, die stärker war als die alltäglichen Ausbrüche am Stromboli. Das geht aus einer Meldung des INGV hervor. Die gesamte Kraterterrasse wurde mit Tephra bedeckt. Nach bisherigen Erkenntnissen gab es jedoch keine Einschläge größerer Blöcke oder Bomben auf dem Pizzo oder entlang der Cima, wo sich früher Touristen aufhalten durften. Im Zusammenhang mit der Explosion traten auch zwei Lavaüberläufe aus dem nördlichen Kraterbereich auf. Die Lavafronten erreichten rasch den oberen Bereich der Sciara del Fuoco. Ähnliche Lavaüberläufe wurden bereits in den vergangenen Tagen beobachtet. Damals wurde die Aktivität von Lavaspattering begleitet. Bereits in der letzten Woche wies ich darauf hin, dass sich Lavaströme am Stromboli üblicherweise phasenweise bilden. In solchen Phasen besteht auch eine erhöhte Gefahr für stärkere Explosionen und Paroxysmen, bei denen sogar pyroklastische Ströme entstehen können, die bis ins Meer reichen.
Seismische Messstationen am Stromboli haben das explosive Ereignis erfasst. In den folgenden Minuten stieg die Tremoramplitude an. Sie schnellte von einem mittleren Niveau auf ein sehr hohes Niveau, was sich im Tremorgraphen in einem steilen Peak manifestierte. Seitdem bewegt sich die Tremoramplitude auf einem erhöhten Niveau, was auf eine anhaltende gesteigerte Aktivität hinweist. Seit der größeren Explosion hat auch der Druck der Infraschallereignisse zugenommen, die von den LGS-Sensoren im nordöstlichen Kratersektor erfasst werden. Dies führte zu verstärkten strombolianischen Eruptionen, wie zahlreiche Livecam-Fotos zeigen, die von Mitgliedern unserer Vulkangruppe auf Facebook geteilt wurden. Bisher wurden keine signifikanten Bodendeformationen beobachtet.
Übrigens, bezüglich LGS: Die Webseite der Geophysiker aus Florenz ist seit einigen Wochen wieder online und liefert wichtige geophysikalische Messdaten. Die täglichen Berichte, die früher immer verfügbar waren, sind jedoch noch offline.
Inwiefern die Ereignisse den Zugang zu den Aussichtspunkten auf Quota 290 und 400 Höhenmetern beeinflusst haben, ist mir noch nicht bekannt. Da Hauptsaison ist, könnte eine Sperrung des Aufstiegs zu Protesten von Seiten der Bergführer führen, aber es ist auch zu beachten, dass der Aufstieg im Frühjahr aufgrund ähnlicher Aktivität gesperrt war. Ich werde ein Update liefern, sobald ich konkrete Informationen erhalte.
Update: Bis jetzt wurde der Zugang zum Vulkan nicht gesperrt. Die Aktivität ist leicht erhöht.
In den letzten Wochen zeigte sich der liparische Inselvulkan Stromboli von seiner charmanten Seite und begeisterte die Touristen mit seiner Show täglicher Eruptionen, die von den beiden Aussichtspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern aus beobachtet werden können, wobei der höher gelegene Aussichtspunkt nur in Begleitung eines Bergführers zugänglich ist. Gestern wandelte sich die Show ein wenig, als eine weitere Komponente hinzukam: Ein Lavastrom begann zu fließen und bewegte sich auf der Außenseite des Kraters in Richtung Sciara del Fuoco. Die Aktivität wurde von intensiver Schlackenwurftätigkeit aus mindestens 2 Schloten im nördlichen Kraterbereich begleitet.
Das INGV brachte bereits mittags eine Sondermeldung heraus und wies auf das Phänomen hin. Es wurden keine signifikanten Änderungen der geophysikalischen Parameter festgestellt. Dennoch zeigt der Tremor-Graf, dass dieser einen Peak durchlief, der bis in das obere Drittel des gelben (moderaten) Bereichs anstieg. Vor dem Beginn der Lavastrom-Tätigkeit bewegte sich die Tremoramplitude im unteren Drittel des gelben Bereichs. Der Tremor ist inzwischen wieder am Fallen, und das INGV bestätigte, dass das Ereignis heute Morgen nachgelassen hat. Der Lavastrom ist dabei abzukühlen.
Am Stromboli kommt es immer wieder zu Lavaüberläufen, die dann oft phasenweise stattfinden und mit einer generellen Aktivitätssteigerung in Verbindung stehen, bei denen auch größere Lavaströme und Paroxysmen entstehen können. So eine Phase sahen wir am Stromboli zuletzt im Frühjahr. Es wurden größere Lavaströme generiert, die einen Teil der nördlichen Kraterwand zum Einsturz brachten, was pyroklastische Ströme erzeugte. Diese wurden nicht allein durch den Kollaps der Kraterwand verursacht, sondern ereigneten sich im Zusammenhang mit Abbrüchen an der Lavafront, wodurch heißes Material inklusive Gas involviert war. Einige Pyroklastische Ströme flossen bis aufs Meer hinaus. Daher gibt es eine Sperrzone vor der Küste im Bereich der Sciara del Fuoco, in der sich keine Boote aufhalten dürfen.
Strombolianische Eruptionen aus dem Neuen Südostkrater am Ätna
Wie das INGV gestern Abend berichtete, nahm die Aktivität am neuen Südostkrater (NSEC) des Ätnas zu. Es wurden schwache strombolianische Eruptionen beobachtet. Die kleinen Eruptionen ereigneten sich gegen 20:40 Uhr Lokalzeit (18:40 UTC) und kamen nicht völlig überraschend, da Anfang der Woche bereits erste Ascheemissionen beobachtet wurden. Eine solche ging auch den aktuellen Strombolianern voran. Parallel zur strombolianischen Aktivität wurden Infraschallereignisse festgestellt, die von den Explosionen stammten.
Auf einem Sentinel-Satellitenfoto im Infrarotbereich erkannte man bereits vor 2 Tagen, dass sich der NSEC aufheizt, denn von einem seiner Schlote geht ein schwaches Wärmesignal aus. Einen zweiten kleinen Hotspot konnte man an der Bocca Nuova ausmachen.
Es wird mittelstarker Tremor registriert, dessen Quelle in 2700 m Höhe über dem Meeresspiegel unter den NSEC sitzt. Im Bulletin für die letzte Woche stand noch, dass der Tremor auf niedrige Werte gefallen war. Doch bereits da gab es eine Zunahme der Infraschalltätigkeit, die von tiefsitzenden Explosionen zeugte.
Weiter heißt es im Bulletin, dass es eine seismische Sequenz (Schwarmbeben) im Bereich der Stadt Cesarò gegeben hat, die einige Kilometer vom Fuß des Ätnas entfernt liegt. Scheinbar könnte es aber einen Zusammenhang zwischen Magmenaufstieg und der Bebensequenz geben. In diesem Zusammenhang passt es auch, dass das Helium-Isotopenverhältnis hoch bleibt, was auf eine große Menge Magma in größerer Tiefe hindeutet. Der Kohlendioxid-Ausstoß ist allerdings weiter rückläufig gewesen.
Eine außergewöhnliche Bodendeformation wird nicht festgestellt, so bleibt uns bis zum nächsten Paroxysmus noch etwas Zeit. Die Strombolianer könnten das Vorspiel zu einer größeren Eruption sein. Außerdem kann ich mir nur schwer vorstellen, dass sich die eitle Dame Ätna die Show von einem Newcomer wie dem Fagradalsfjall-Litli-Hrútur dauerhaft stehlen lässt.
Apropos vulkanische Tätigkeitsberichte des INGV: es liegen auch neue Berichte zu den sizilianischen Vulkanen Stromboli und Vulcano vor:
Am Krater von Vulcano liegen die Temperaturen der Fumarolen bei maximal 347 Grad und scheinen stabil zu sein. Der Gasausstoß normalisierte sich weiter, liegt vielerorts nur wenig über dem Hintergrundniveau. Heliumisotope deuten auf eine tief sitzende Magmaquelle hin.
Am Stromboli bewegt sich die Aktivität auf normalem Niveau und es gibt keine Anzeichen für eine außergewöhnliche Tätigkeit. Eigentlich spricht meiner Meinung nach nichts dagegen den Aufstieg wieder bis zur Cima freizugeben, doch dass wird wohl Wunschvorstellung bleiben.
Gestern war Rapport-Tag am INGV und es wurden die Bulletins zu den Vulkanen Ätna, Stromboli und Vulcano für den Beobachtungszeitraum 19/06/2023 – 25/06/2023 veröffentlicht. Hier eine Zusammenfassung des Geschehens. Außerdem gab es ein Erdbeben am Ätna.
Erdbeben M 3,1 im Osten des Ätnas
Datum 27.06.23 | Zeit: 22:12:46 UTC | 37.706 ; 15.100 | Tiefe: 2,8 km | Mb 3,1
Update 29.06.23: Erst heute wird auf der Karte des INGV ersichtlich, dass es gestern -wie vermutet- nicht nur das gemeldete Beben M 3,1 gegeben hatte, sondern zahlreiche schwächere Beben, die nicht beim EMSC gelistet waren. Der Schwarm umfasste über 30 einzelne Erschütterungen und passt zu den Vorkommnissen der letzten 4 Wochen. Ich gehe davon aus, dass sich die Magmen-Akkumulation unter dem Ätna steigert. Der Vulkan bereitet weitere Eruptionen vor.
Originalmeldung: Gestern Abend manifestierte sich an der Ostflanke des Ätnas ein Erdbeben der Magnitude 3,1. das Hypozentrum befand sich in nur 3 km Tiefe. Das Beben war stark genug, um von den Anwohnern gespürt zu werden. Das Epizentrum wurde 12 km nordwestlich von Acireale verortet. Damit befand sich das Epizentrum zwischen Zafferana und Milo und am auslaufenden Ostrand des Valle del Bove. Etwas weiter nördlich ereignete sich Ende Mai ein Schwarmbeben, das einige mediale Aufmerksamkeit bekam. Vor dem aktuellen Erdbeben ereigneten sich mehrere schwächere Erdbeben bei Zafferana, so dass man von einem kleinen Schwarm sprechen kann. Die Seismizität in der Gegend war bereits in den letzten Tagen erhöht. Zusammen mit dem Schwarmbeben vom 4. Juni im Westen des Vulkans, wurden in diesem Monat gut 170 Beben am Ätna registriert. Das ist zwar kein Spitzenwert, aber solides Mittelmaß und zeigt, dass der Vulkan aus dem Tief der letzten Monate langsam raus kommt.
Die Vulkanologen vom INGV schrieben in ihrem Bulletin, dass es eine geringe Seismische Aktivität infolge von Rissbildung gibt. der vulkanische Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf mittelhohem Niveau.
der aktivste Krater der letzten Tage war die Bocca Nuova. Hier kann man auf Satellitenaufnahmen im Infrarotbereich eine kleine Wärmeanomalie ausmachen. Der Krater dampfte und es gab einige Infraschallereignisse, die auf tiefsitzende Explosionen hindeuteten. Entgasungen wurden auch am Neuen Südostkrater festgestellt, doch dieser Krater ist recht kalt. Während der Schwefeldioxid-Ausstoß vergleichsweise gering war, blieb der Kohlendioxid-Ausstoß erhöht, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Ansonsten waren die geophysikalischen Parameter am Ätna unauffällig.
Stromboli mit Lavaspattering
Der Stromboli ist in den letzten Wochen ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung geraten, dabei gibt es eine rege strombolianische Aktivität aus dem Gipfelkrater. Mehrere Schlote sind aktiv und es gibt pro Stunde zwischen 11 und 17 Explosionen. Die Stärke der Eruptionen variiert nach den unterschiedlichen Schloten: im Nördlichen Kratersektor sind sie schwach bis moderat, im zentralen Sektor sind sie mittelstark bis stark und es wurde Lavaspattering beobachtet. Diese geht oft Lavastromtätigkeit voran, wobei in den letzten Monaten das Spattering überwiegend aus dem nördlichsten Schlot beobachtet wurde und nicht im Zentralbereich stattfand.
Die Tremoramplitude war vergleichsweise gering, es gab aber 2 Spitzen bis auf mittelhohe Werte. Am 19. Juni gab es ein schwaches Erdbeben im Bereich der Nordküste. Die restlichen Parameter zeigten keine Auffälligkeiten.
Vulcano mit Aktivitätsabnahme
Auf der Insel Vulcano scheint sich die Situation nach der Magmenintrusion vor 2 Jahren langsam etwas zu entspannen. Die Fumarolen-Temperatur am Kraterrand ist mit 349 Grad noch hoch, zeigt aber eine rückläufige Tendenz. Der Gasflux liegt an den meisten Messstellen ebenfalls noch über den langjährigen Normalwerten, lässt aber ebenfalls nach und hat sich vielerorts auf nur leicht erhöhte Werte eingependelt.
Zusammenfassend lässt sich für die Vulkane Siziliens sagen, dass sich aus den geophysikalischen Parametern keine unmittelbar bevorstehenden ungewöhnlichen Eruptionen ableiten lassen. Mittelfristig gesehen ist das Ausbruchspotential für den Ätna am größten, da sich weiter langsam Magma im Untergrund akkumuliert und die Schwarmbeben von Ende Mai/Anfang Juni größere Intrusionen nahelegten.