Nachrichten über Vulkanausbrüche, Erdbeben und Naturkatastrophen
Stromboli
Stromboli ist ein Inselvulkan und liegt im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien. Er gehört zu den 7 Liparischen Inseln vulkanischen Ursprungs. Der 924 m hohe Feuerberg ist daueraktiv und gilt seit der Antike als das Leuchtfeuer des Mittelmeeres.
Stromboli erzeugt größere Explosion – Glühende Tephra landet auf der Sciara del Fuoco
Gestern Abend erzeugte der liparische Inselvulkan Stromboli eine explosive Eruption, die stärker war als die normalen Ausbrüche des Vulkans. Wie das INGV heute morgen berichtete, manifestierte sich die Eruption um 21:53 Uhr UTC. Unmittelbar darauf erfolgte eine zweite etwas schwächere Explosion. Die beiden Ereignisse führten zu einem erheblichen Ausstoß von grobem pyroklastischem Material, das über den Krater hiansuflog und auf den oberen Hang der Sciara del Fuoco landete. Dort rollte das heiße Material den Hang hinab und bildete eine Schuttlawine. Es kam zu Steinschlägen, die die Küste erreichten.
Aus seismischer Sicht wurden zwei explosive Signale in schneller Folge aufgenommen: das erste um 21:51:40 UTC und das zweite um 21:53 Uhr.
In den nächsten Minuten, bis 22:00 UTC, blieb der Tremor leicht über den durchschnittlichen Werten.
Die Analyse der Bodenverformung zeigt in der kliniometrischen Messstation Timpone del Fuoco eine vorübergehende Bodenhebung von 0,4 Mikroradianten, die in Verbindung mit den Explosionen stand. Das Signal kehrte sofort nach den Explosionen wieder auf die ursprünglichen Werte zurück. Die kurzweilige Bodendeformation zeigt den Durchgang einer Magmablase an, die wie das Wachs in einer Lavalampe aufstieg und das Fördersystem des Vulkans durchlief.
Übrigens jährt sich dieser Tage die Flankeneruption von 2002 die ebenfalls zum Jahreswechsel von sich Reden machte. Damals kam es zu einem partiellen Kollaps der Kraterwand, als sich ein Riss auf der Sciara del Fuoco öffnete und ein Lavastrom zu fließen begann. Die Hangrutschmassen krachten ins Meer und lösten einen kleinen Tsunami aus, der Zerstörungen entlang der Uferpromenade von Stromboli-Ort verursachte. Der Ort wurde evakuiert. Ich versuchte zeitnah auf die Insel zu kommen, was zunächst scheiterte, da mich Polizisten am Hafen in Empfang nahmen und auf die Fähre zurückschickten. Ich landete auf Lipari und wandte mich ans Pressezentrum des Zivilschutzes und bekam dann als Journalist die Gelegenheit, mit einem Militärhubschrauber zu fliegen, der mich auf Stromboli absetzte. Dort durfte ich dann für einige Stunden die Schäden am Ort dokumentieren. Zu dieser Zeit wurde dann eifrig das Vulkanobservatorium eingerichtet.
Diese Eruption markierte den Anfang der Zeitenwende auf Stromboli, denn seitdem wurden die Aufstiegsbeschränkungen immer rigoroser, die sich im aktuellen Aufstiegsverbot akkumulierten. Solche Ausbrüche wie gestern gab es aber auch schon vor 2002 immer wieder, und gelegentlich gab es Tote und Verletzte auf dem Pizzo, dem Aussichtspunkt oberhalb des Kraters. Damals ging der Betrieb nach kurzer Pause dann trotzdem weiter.
Kleiner Lavaüberlauf am Stromboli – Intensives Lavaspattering beobachtet
Gestern Abend berichtete das INGV, dass gegen 20:30 UTC ein kleinerer Lavaüberlauf aus dem nordöstlichsten Schlot des Strombolikraters begann. Die Aktivität ging mit intensivem Lavaspattering einher. Die Vulkanologen des Ätna-Observatoriums beobachteten die Ereignisse via Livecam, genauso wie einige Mitglieder unseres Vulkanvereins, die sich darüber in unserer Gruppe zeitnah austauschten. Wie der Livecamshot von Wolfgang zeigt, muss die Aktivität bereits deutlich früher eingesetzt haben.
Die Lavastrom-Aktivität beschränkt sich auf den oberen Teil der Sciara del Fuoco. Die strombolianische Aktivität setzt sich sowohl im nördlichen als auch im zentralen Kratergebiet fort.
Aus seismischer Sicht gab es keine signifikanten Schwankungen, sowohl in der durchschnittlichen Amplitude des vulkanischen Bebens, die sich im mittleren Bereich bewegten. Auch die Häufigkeit und Amplitude der Explosionsbeben blieb unverändert. Das gleiche galt für die Bodenverformungsdaten, die keine signifikanten Schwankungen zeigten.
Kurzfristig lassen sich solche Lavaüberläufe kaum prognostizieren. Meiner Meinung nach kündigt sich ein verstärkter Magmenaufstieg am Stromboli einige Wochen zuvor mit schwachen Erdbeben im Bereich der Asthenosphäre an. Außerdem ist der Kohlendioxid-Ausstoß am Vulkan zuvor erhöht. Nicht selten gibt es einige Tage vor der Episode mit einem Lavaüberlauf einen Schloträumer in Form einer stärkeren Explosion, so wie es vor 3 Tagen der Fall gewesen war. Praktisch immer geht Lavaspattering den Lavaströmen voran.
Gestern Morgen meldete das LGS in seinem täglichen Update noch keine Auffälligkeiten. Die geophysikalischen Daten waren alle unauffällig, allerdings gab es keine aktuelle Messung des Kohlendioxid-Ausstoßes, der einige Tage zuvor erhöht gewesen war.
Immer mehr Webseiten arbeiten eingeschränkt
Leider ist die LGS-Seite mit den Livedaten weiterhin offline, so dass auch die eingebundenen Grafiken und Livecambilder auf Vnet nicht zur Verfügung stehen. Leider scheint es ein aktueller Trend zu sein, dass Institutionen weniger Ressourcen online zur Verfügung stellen können. Die Internetbegeisterung der letzten Jahre scheint stark nachzulassen. Vielleicht ist auch nur die Infrastruktur in die Jahre gekommen und marode, und Ersatz oder weiterer Ausbau ist zu teuer. Apropos, habe ich Euch schon erzählt, dass ich seit fast einem Jahr auf meinen Glasfaseranschluss der Telekom warte? Schon ein bisschen peinlich … Wie lange soll denn da der dringend benötigte Ausbau der Stromnetze für die grüne Revolution auf sich warten lassen? Aber das ist ein anderes Thema.
Gestern Nachmittag gab es am sizilianischen Inselvulkan Stromboli eine explosive Ascheeruption, die größer als die alltäglichen Strombolianer war. Das geht aus Aufnahmen hervor, die von Angelo Gitto in den sozialen Medien geteilt wurden. Sie zeigen eine Aschewolke, die über dem Vulkan in südlicher Richtung driftete. Der Krater selbst war von Wolken verhüllt gewesen. Auf der Seismik ist ein stärkeres Explosionssignal zu erkennen. Die Explosion war aber wohl nicht so stark, dass das INGV veranlasst sah, eine Extrameldung herauszubringen.
Gestern betätigte das LGS, dass der Kohlendioxid-Ausstoß hoch war und mehr als 1400 Tonnen des geruchslosen Gases emittiert wurden. Die meisten anderen geophysikalischen Messwerte bewegten sich auf einem moderaten Aktivitätsniveau, mit Ausnahme des Schalldrucks, der bei den normalen strombolianischen Eruptionen entstand. Dieser wurde als niedrig eingestuft und betrug 0,26 bar. Im Allgemeinen war die vulkanische Aktivität durch strombolianische Explosionen und Entgasungen im nordöstlichen und südwestlichen Sektor des Kraters gekennzeichnet.
Der erhöhte Kohlendioxid-Ausstoß zeigt, dass aus der Tiefe vermehrt Magma aufsteigen könnte. Dafür spricht auch eine hohe Konzentration von Helium-4-Isotopen, die im thermalen Grundwasser der Insel detektiert wurden. Ein ähnliches Signal liefern die tiefen Erdbeben im Bereich der Asthenosphäre, die in den letzten Tagen wieder vermehrt registriert wurden. Diese drei Faktoren sprechen dafür, dass in einigen Wochen/Monaten eine erneute Phase mit Lavastromaktivität am Stromboli einsetzen könnte. Zuletzt gab es Anfang Oktober Lavaströme, die über die Sciara del Fuoco flossen.
Der letzte Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 4. bis 11. Dezember enthüllte ansonsten keine besonderen Auffälligkeiten. Insbesondere die Seismizität und der Tremor bewegten sich auf normalem Niveau. Es wurde keine auffällige Bodenhebung detektiert. Aus einem Jahresdiagramm der strombolianischen Aktivität lässt sich im Jahresverlauf eine leichte Steigerung der Explosivität ablesen.
In den Herbstferien waren mein Sohn und ich auf den italienischen Vulkaninseln Stromboli und Vulcano. Nun ist das zugehörige Reisevideo fertig und ich kann die Impressionen mit Euch teilen. Auf Stromboli erlebte Leroy auf Quota 290 m seine ersten Eruptionen. Auf Vulcano konnten wir endlich wieder im Schlammbad baden.
Gestern war Berichttag beim INGV und es gibt neue Bulletins zu den aktiven Vulkanen Italiens. Daher möchte ich Euch heute über die aktuellen Entwicklungen informieren.
Ätna mit strombolianischer Tätigkeit
Die letzte Woche war am Ätna von strombolianischer Tätigkeit aus dem neuen Südostkrater geprägt gewesen. Außerdem kam es zur Bildung von Dampfringen. Mit dem Aufleben der strombolianischen Tätigkeit ging die Infraschall-Tätigkeit aus der Bocca Nuova zurück. Interessant ist, dass der Schwefeldioxid-Ausstoß leicht gestiegen ist. Die Seismizität befindet sich auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Der Tremor ist moderat. Seine Quelle sitzt stationär in geringer Tiefe unter dem Neuen Südostkrater. Dort hat sich also Magma akkumuliert. Im Gegensatz zu früheren Monaten erkennt man aber keine aufstrebende Tremorsignatur aus größerer Tiefe.
Campi Flegrei mit ruhiger Woche
Eigentlich waren es gleich zwei recht ruhige Wochen in der Campi Flegrei. Im Gegensatz zum seismischen Schub Mitte September bis Mitte Oktober war es geradezu ruhig in der größten Aschestrom-Caldera Europas. In der vergangenen Woche wurden nur 22 Erdbeben detektiert und auch die Bodenhebung scheint rückläufig gewesen zu sein. Der Wert wird zwar noch mit 15 mm pro Monat angegeben, aber könnte sich deutlich abgeflacht zu haben.
Stromboli mit normaler Tätigkeit
Auch am Stromboli zeigt sich ein Aktivitätsrückgang und seit gut 3 Wochen gab es keinen Lavaüberlauf mehr. Die explosive Tätigkeit wird als normal beschrieben. Pro Stunde gibt es zwischen 8 und 12 Eruptionen. Die aus dem zentralen Kraterbereich können dabei stärkere Strombolianer erzeugen. Schaut man sich den Chart der Helium-3 Konzentration an, erkennt man einen weiterhin ansteigenden Trend mit einer nur leicht abflachenden Kurve. In größerer Tiefe zwischen Erdkruste und Erdmantel scheint sich eine größere Menge Magma anzusammeln.
Vulcano mit leicht steigender Schwefeldioxid-Emission
Auf der Insel Vulcano gibt es einen leichten Anstieg der Schwefeldioxid-Emission. Die Fumarolentemperaturen lagen letzte Woche weiterhin bei 344 Grad und scheinen auf diesem erhöhten Niveau stabil zu sein. Eine außergewöhnliche Seismizität oder Bodenhebung wurde nicht detektiert.
Ein als potenziell aktiv aufgeführter Vulkan Italiens fehlt hier in der Meldung und zwar der Vesuv. Er dominiert den Golf von Neapel und ist selbst Menschen bekannt, die sich nicht für den Vulkanismus interessieren. Am Vesuv gibt es auch immer wieder schwache Erdbeben, doch diese werden in den letzten Jahren als Anzeichen für eine Abkühlung des Vulkans angesehen. Dennoch könnte sich das schnell ändern.
Der Vesuv ist zweifellos einer der bekanntesten Vulkane der Welt, hauptsächlich aufgrund seines verheerenden Ausbruchs im Jahr 79 n. Chr., der eine der tragischsten Katastrophen der Antike verursachte. Dieser Ausbruch begrub die blühenden römischen Städte Pompeji, Herculaneum und mehrere nahegelegene Siedlungen unter einer dicken Schicht von Asche, Schlamm und Lava.
Der Vulkan Vesuv befindet sich in unmittelbarer Nähe zur modernen Stadt Neapel in der Region Kampanien. Mit einer Höhe von etwa 1.281 Metern ist er zwar nicht der höchste, aber einer der gefährlichsten Vulkane der Welt aufgrund seiner Nähe zu dicht besiedelten Gebieten. Seine Form ähnelt einem typischen Kegelvulkan.
Vor dem katastrophalen Ausbruch im Jahr 79 n. Chr. war der Vesuv über mehrere Jahrhunderte hinweg ruhig gewesen. Als der Vulkan jedoch plötzlich ausbrach, schleuderte er Asche, Gase und glühende Gesteinsbrocken kilometerweit in die Atmosphäre. Die Städte Pompeji und Herculaneum wurden von einer Wolke heißer Asche und Gesteinsmaterial bedeckt, gefolgt von einer pyroklastischen Strömung – einer raschen Lawine aus heißer Gaswolke, Asche und Gesteinsfragmenten – die die Städte verschüttete und die Bewohner überraschte.
Die vulkanische Aktivität des Vesuvs hat sich seitdem fortgesetzt, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Es gab mehrere kleinere Ausbrüche in den Jahrhunderten danach. Obwohl der Vesuv derzeit als ruhend gilt, wird er von Vulkanologen als potenziell gefährlich eingestuft, da er in einem dicht besiedelten Gebiet liegt und Millionen von Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung leben.
In der 2. Woche der Herbstferien 2023 unternahm ich mit meinem Sohn Leroy einen spontanen Kurzurlaub auf den Liparischen Inseln nördlich von Sizilien. Hauptziel war natürlich der Stromboli. Nachdem ich mit dem mittlerweile elfjährigen Leroy bereits Pfingsten am Ätna war, dachte ich, es sei an der Zeit, dass er einmal glühende Lava sieht, sei es auch nur aus der Ferne. So brachen wir frühmorgens am Sonntag auf und mussten uns erst einmal über die marode Infrastruktur unseres Landes aufregen, da nämlich keine Züge zwischen Oberhausen und dem Düsseldorfer Flughafen verkehrten. Ausgerechnet zur Ferienzeit wurden die jahrelang vernachlässigten Gleisanlagen der Bundesbahn saniert, zur Freude tausender Urlauber. Anstatt 20 Minuten mit der Bahn zu fahren, mussten wir gut eine Stunde in einem Schienenersatzverkehr-Bus verbringen. Zum Glück hatte ich diesen Umstand bereits am Vortag erfahren und konnte die verlängerte Fahrtzeit einplanen.
Unser Flugzeug startete um 8 Uhr, und wir sahen aus dem kleinen Fenster nicht nur die Alpen, sondern auch die Campi Flegrei, den Vesuv und den Golf von Neapel sowie Capri und Ischia. Im Landeanflug auf Catania kamen wir dem Ätna sehr nahe. Da wir aufgrund der unverschämten Flugpreise, bei denen man jedes Gepäckstück separat buchen muss, nur mit unseren Handgepäckrucksäcken unterwegs waren, konnten wir direkt zum Autoverleiher eilen, den Mietwagen übernehmen und nach Milazzo fahren. Dort parkten wir den Wagen in einer Mietgarage und begaben uns zum Hafen. Paradoxerweise ist diese Art der Anreise zu den Inseln immer noch günstiger als mit dem Taxi zu fahren. Zwar verkehren auch Busse zwischen Catania und Milazzo, aber da das letzte Tragflächenboot nach Stromboli um 14:30 Uhr ablegt, schafft man es an einem Tag nur, wenn man sehr früh am Flughafen ankommt. Das nächste Tragflächenboot ging um 14 Uhr, und wir schafften es pünktlich dorthin.
Für Leroy war es die erste Fahrt in einem Tragflächenboot, und entsprechend groß waren seine Erwartungen. Natürlich wurden sie gedämpft, als er merkte, dass sich nur der Bug des Schnellbootes etwas hob und das Gefühl des Fliegens einfach ausblieb. Nichtsdestotrotz erreichten wir Stromboli gegen 16:30 Uhr. Tatsächlich war die Insel deutlich voller, als ich erwartet hatte, und am Hafen stand dieses Mal kein Pensionsvermieter, der uns abschleppen wollte. So mussten wir zunächst in den Ort hineinmarschieren und uns ein Zimmer in einer mir bekannten Pension besorgen. Leider waren alle Zimmer ausgebucht, und wir erhielten nur eines für eine Nacht. Also schaute ich schnell in einer bekannten Hotel-App nach, wo ich ein tolles Angebot fand: ein 4-Sterne-Hotel am Strand mit Swimmingpool und einer terrassierten Anlage. Das Hotel war deutlich reduziert und lag somit in unserer Preisklasse, also buchte ich es für die nächsten 2 Nächte. Dann gingen wir zu meiner Lieblingspizzeria und genossen eine leckere Pizza aus dem Holzofen. Nach dem Essen wäre ich natürlich am liebsten zu einem der Aussichtspunkte am Vulkan gegangen, aber Leroy schlossen sich nach der 12-stündigen Anreise langsam die Augen, so dass wir beschlossen, ein paar Stunden zu schlafen und dann um 4 Uhr morgens zum Vulkan zu gehen. Kaum im Bett hörte ich das unverkennbare Geräusch einer großen Drohne, die mehrmals startete und landete. Außerdem schepperte es ein paar Mal ordentlich, als Druckwellen der Explosionen oben am Krater Türen und Fensterläden zum Klappern brachten. Mir war klar, dass ich am Vulkan etwas verpassen würde. Tatsächlich war es wieder zu einem Lavaüberlauf gekommen, den ich genauso wie im März, als ich mit Manfred auf Stromboli war, verpasste!
Gegen 4:15 Uhr machten Leroy und ich uns auf den Weg zum Vulkan. Im Licht der Taschenlampen durchquerten wir Stromboli-Ort und erreichten nach 25 Minuten den Schilfgürtel, der den Beginn der alten Aufstiegsroute zum Vulkan markierte. Je näher wir der Sciara del Fuoco kamen, desto mehr schob sich der Krater in unser Sichtfeld, und wir konnten bald erste rot illuminierte Wolken am Nachthimmel glühen sehen. Ein paar Minuten später gab der Grat der Cima den Blick auf den Krater frei. Und da war sie dann, die erste strombolianische Eruption, die Leroy sehen sollte. Eine rotglühende Fontäne aus Tephra schoss in die Luft, begleitet vom zeitverzögerten Grollen der Explosion. Ich bemerkte, dass ihn nicht nur Freude überwältigte, sondern dass ihm auch ein bisschen mulmig zumute war, da wir die einzigen waren, die zu dieser Zeit am Vulkan unterwegs waren. Als wir uns den gepflasterten Serpentinenweg zum Aussichtspunkt auf 290 Höhenmeter hinarbeiteten, kam dann auch die Frage: „Bist du sicher, dass hier kein pyroklastischer Strom hinunterkommen kann?“ Definitiv habe ich ihm zu viele Ausbruchsvideos gezeigt! Nach einer weiteren halben Stunde erreichten wir die Quota 290, das Ende des legalen Aufstiegsweges, den man ohne Führer beschreiten darf. Da ich ja als gutes Vorbild agieren muss, beendeten wir hier unseren Aufstieg und warteten auf die Morgendämmerung. Der Lavaüberlauf hatte bereits wieder gestoppt, aber der nördlichste Förderschlot spuckte ununterbrochen Lava. Die Eruptionen erfolgten in relativ kurzen Abständen.
Ein Smartphone, eine Kamera und eine herbe Enttäuschung!
Ab und zu trat auch ein Schlot im südlichen Kraterbereich in die eruptive Tätigkeit ein. Hier wurden die glühenden Schlacken kleiner fragmentiert, und es wurde auch Asche eruptiert, die gelegentlich bis über den Pizzo aufstieg. Solche Eruptionen waren auch vom Ort aus sichtbar. Das Wetter war deutlich besser als im März, und selbst in den kältesten Stunden kurz vor der Morgendämmerung kam ich mit einem dünnen Langarmshirt und meiner Weste aus. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, ausführlich zu testen, wie weit man mit einem Smartphone der Oberklasse in Sachen Vulkanfotografie kommt, also befestigte ich mein Samsung in der Stativhalterung. Leider rastete das Phone nicht richtig ein und fiel aus der Halterung, als ich das Stativ justieren wollte. Es schlug natürlich mit dem Display auf die scharfkantige Lava und erlitt eine ordentliche Macke, allerdings ohne zu reißen, was meiner guten Vulkanlaune einen Dämpfer versetzte. Anstatt meine Testserie zu schießen, zog ich es vor, die große Kamera herauszuholen und sie vom Stativ aus zu benutzen. Mit dem Smartphone machte ich Aufnahmen aus der Hand und stellte bei näherer Betrachtung fest, dass die Nachtaufnahmen deutlich schlechter waren als die, die ich im März mit meinem vier Jahre alten Huawei gemacht hatte. Die KI des Samsung agierte willkürlich und ließ Details weg oder fügte sie nach Belieben hinzu. Was herauskam waren Bilder voller seltsamer Artefakte. Was für eine herbe Enttäuschung! Dennoch muss man sagen, dass es erstaunlich ist, wie gut die Bildstabilisierung funktioniert, denn als wir morgens wieder unten im Dorf waren und ein paar Szenen mit Leroy beim Gehen drehten, wirkten die Aufnahmen, als wären sie mit einem Führstativ gemacht.
Neben dem Smartphone wollte ich auch die Lowlight-Fähigkeiten meiner neuen Panasonic-Vollformat-Ausrüstung ausprobieren und wurde auch hier auf der Videoseite auch ein wenig enttäuscht. Bei Aufnahmen „out of the box“ rauschte das Bild bei 6400 ISO Verstärkung unangenehm, wobei die Bildstabilisierung auch hier gut funktionierte. Sieht man hier einen Trend? Als es hell genug war, starteten wir unsere kleine Drohne und flogen mit ihr in Richtung Krater. Leider reichte es von Quota 290 nur bis auf Augenhöhe mit den Förderschlöten, so dass wir die Drohne nicht höher steigen lassen konnten, um von oben in den Krater zu filmen. Alles, nix Halbes und nix Ganzes, mit dem Beigeschmack von verschaltem Wasser und abgestandenem Kaffee, in dem dreckige Socken ausgewaschen wurden. Was für Leroy ein kleines Abenteuer war, nahm mir jede Motivation. Nächstes Mal muss ich wieder zum Pizzo hinaufsteigen, so geht es nicht!
Kurz nach Sonnenaufgang machten wir uns auf den Rückweg. Leroy gefiel die Wanderung bei Tageslicht besser als im Schein der Taschenlampen und genoss den Ausblick über den Schilfgürtel, der sich nach dem verheerenden Feuer im Mai letzten Jahres wieder recht gut erholt hatte, bis weit hinaus aufs Meer. Im Ort angekommen, frühstückten wir ausgiebig in der Pension und wechselten dann zu unserem 4-Sterne-Hotel. Die Anlage war toll, und wir genossen das Baden im Pool, der stilecht mit Basaltplatten eingefasst war. Das Frühstück am nächsten Morgen im Hotel war jedoch recht bescheiden im Vergleich zu dem, was uns der Pensionswirt aufgetischt hatte. Dafür konnten wir nach dem Überqueren der Uferpromenade direkt ins Meer springen, das überraschend warm für den Oktober war. Abends machten wir noch einen Spaziergang in Richtung Vulkan und kehrten in der Pizzeria am Punta Labronzo ein, von wo aus man bereits den Vulkankrater mit seinen strombolianischen Eruptionen beobachten konnte. Die Aussicht war tatsächlich schön, aber typisch italienisch fing der Service erst um 19 Uhr an, und das Essen war mittelprächtig, die Preise allerdings umso prächtiger!
Am nächsten Morgen nahmen wir das erste Tragflächenboot in Richtung Vulcano. Das Frühstückspaket, dass wir netterweise vom Hotel mitbekommen hatten, bestand aus einzeln eingepackten Zwieback und jeder menge Marmeladendöschen und einem kleinen Orangensaft. Wo bitte war mein Croissant und ein schöner Kaffee? Aber das ist sicherlich ein Luxusproblem.
Vulcano: Eine Insel blüht auf
Ähnlich wie Stromboli erblühte Vulcano zu neuem Leben und machte wieder einen gepflegten Eindruck. Wer sich an meinen Bericht zur Märzreise erinnert, weiß, dass ich im Frühjahr von der Gesamtsituation auf den Inseln wenig begeistert war. Der wieder aufgelebte Tourismus im Sommer tat dem Archipel gut, auch wenn es auf Vulcano noch deutlich ruhiger war, als ich es von früheren Jahren kannte. Doch für mich war es jetzt im Oktober angenehm: Die Patina war richtig dosiert, und man fühlte sich nicht wie auf einem Friedhof. Auf der anderen Seite war es noch so ruhig, dass man Strand und Schlammpool morgens fast für sich alleine hatte. Ja, richtig gelesen: Schlammpool! Dieser war zwar noch nicht offiziell eröffnet, aber inoffiziell hatte man sich Zutritt verschafft und es wurde wieder im Fango gebadet. Ob des Gestanks nach faulen Eiern war Leroy zunächst nicht besonders vom Schlammbad angetan, doch nachdem seine Geruchsnerven überladen und lahmgelegt waren, gefiel ihm das Bad im schlammigen Thermalwasser. Allerdings war das Baden nur an den Stellen möglich, wo keine Gasblasen dem Boden des Pools entströmten. Die Gase waren extrem heiß, deutlich heißer, als ich es von früher kannte, und schon an der Schmerzgrenze, wenn man damit in Berührung kam. Ein untrügliches Anzeichen dafür, dass Magma im Untergrund des Vulkans schlummert. Am Grund des Pools hatte sich erstaunlich viel Schlamm gebildet, und dieser war tatsächlich jungfräulich, das heißt frei von Haaren und anderen unappetitlichen Dingen, die sich in früheren Jahren von den Körpern der Badenden gelöst hatten und im Schlamm angesammelt hatten. Das wird jedoch wahrscheinlich nicht lange so bleiben!
Den Schlamm konnten wir im Meer am Spiaggia delle Acque Calde wieder loswerden. Dort blubberte es kräftig, und es fühlte sich an wie in einem Whirlpool. Den besonders starken Gasaustritt im Wasser im nördlichen Strandbereich hatten die Behörden mittlerweile mit Bojen abgesperrt.
So richtige Badefreude kam für Leroy dann in der gegenüberliegenden Bucht der Landbrücke zwischen Vulcano und Vulcanello auf. Vom Schlammbad aus mussten wir nur den Isthmus überqueren, um zur Baia Negra zu gelangen. Die Bucht mit dem schwarzen Sandstrand und dem ausgedehnten Flachwasserbereich war besonders kinderfreundlich, und Leroy war natürlich nicht mehr aus dem Wasser zu bekommen. Zugegeben, mir ging es ähnlich, und im Rausch der flachen Tiefe verbrachten wir hier den Nachmittag und ließen den Aufstieg zur Fossa sausen. Irgendetwas muss man sich ja noch für das nächste Mal aufheben.
Ätna: Das Wichtige im Leben
Nach einer Nacht in unserem Apartment auf Vulcanello ging es am nächsten Morgen erneut kurz zum Strand und anschließend zum Hafen, von wo aus wir zurück nach Milazzo fuhren. Mit dem Mietwagen fuhren wir zum Ätna, wo wir stilecht die letzte Nacht unseres Kurzurlaubs im Wagen schliefen, so ganz ohne Klo und anderem Komfort, aber mit Blick auf einen tollen Sternenhimmel und einen komplett ruhigen Ätnagipfel. Nicht die geringste Spur von Rotglut war aus der Ferne zu sehen. Trotzdem war es ein tolles Erlebnis, das mich an die goldenen Zeiten meiner Vulkanfilmerei erinnerte und daran, was im Leben wirklich wichtig ist. Dazu gehören nicht unbedingt Swimmingpools in 4-Sterne-Hotels!
Der Stromboli kommt nicht zur Ruhe und begann heute Nacht mit einem weiteren Lavaüberlauf aus dem nördlichsten Schlot, der am Rand zur Sciara del Fuoco liegt. Das INGV brachte eine Sondermeldung heraus, nach der die Lava gegen 1 Uhr Nachts zu fließen anfing. Die effusive Eruption ging einher mit einer Phase erhöhten Spatterings und einer gesteigerten strombolianischen Aktivität aus mehreren Schloten. Der Lavastrom beschränkt sich auf den oberen Bereich der Sciara del Fuoco.
Gut eineinhalb Stunden vor Beginn des Lavaüberlaufs steigerte sich die Tremoramplitude von mittelhohen auf hohe Werte. MIROVA registrierte eine moderate Wärmestrahlung mit 59 MW Leistung. Die anderen geophysikalischen Werte blieben unauffällig, das gilt insbesondere auch für die Bodenhebung. Leider ist die Seite des LGS weiterhin nicht betriebsbereit, so fehlen die Livedaten und Cams zum Stromboli.
In unserer FB-Gruppe wurden Livecam-Screenshots von Vulkanbeobachtern geteilt, die bereits zur Abenddämmerung einen lebhaften Stromboli vorfanden und Bilder strombolianischer Eruptionen aufnahmen. Natürlich war auch wieder der auf Stromboli wohnende Drohnenflieger von „Stromboli stati d’animo“ unterwegs und nahm ein Video der Aktivität auf, das ich euch nicht vorenthalten möchte.
Stromboli ist der aktivste Vulkan des Liparischen Archipels, einer Inselgruppe nördlich von Sizilien. Bei der Insel Vulcano handelt es sich um einen weiteren Inselvulkan der Liparischen Inseln, der als aktiv eingestuft wird, auch wenn er aktuell nicht ausbricht. Hier akkumulierte sich vor 2 Jahren Schmelze im Untergrund und es wurde ein Ausbruch befürchtet. Die Situation dort hat sich inzwischen ein wenig entspannt, dennoch kann nicht ganz ausgeschlossen werden, dass es nur die Ruhe vor dem Sturm ist. Nicht weit entfernt liegt der größte Vulkan Europas. Gemeint ist der Ätna. Dort kann man einen leichten Anstieg der Seismizität beobachten. Doch dazu später mehr.
Am Liparischen Inselvulkan Stromboli endete der Lavaüberlauf inzwischen, der am 3. Oktober begonnen hat. Erst heute sind auf der Erdbebenkarte des INGVs zwei schwache Erdbeben zu sehen, die sich ebenfalls am 3. Oktober im Bereich der Insel ereigneten. Das stärkere Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,7 und manifestierte sich am oberen Rand von Stromboli Ort. Der Erdbebenherd lag in fast 5 km Tiefe. Offshore ereignete sich ein Mikrobeben in ca. 3 km Tiefe. An anderen Vulkanen wären diese Erschütterungen nicht erwähnenswert gewesen, doch am Stromboli verhält es sich anders, denn dort folgen solchen Beben oft größere eruptive Ereignisse und traten bereits einige Wochen von Paroxysmen auf.
Inzwischen wurde vom INGV auch der Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 25.09.23 bis 01.10.23 veröffentlicht. Er attestiert dem Vulkan eine leichte Aktivitätszunahme, was ja auch schon aus den aktuellen Meldungen hier hervorging. Während des Beobachtungszeitraums kam es zu einem Lavaüberlauf. Die strombolianische Tätigkeit schwankte zwischen moderaten und hohen Werten, was konkret heißt, dass pro Stunde zwischen 13 und 20 Explosionen beobachtet wurden. Die beiden Schlote im nördlichen Kratersektor förderten Tephra unterschiedlich hoch. Zeitweise betrug die Auswurfshöhe weniger als 80 m, manchmal reichte sie aber auch an die 150 m-Marke heran. Außerdem gab es Lavaspattering. Diese Aktivität fiel mit der Eruption des Lavastroms zusammen. Lavaspattering wurde aber auch aus einem der drei aktiven Schlote im südlichen Kratersektor beobachtet. Dort gab es die größten Explosionen, bei denen glühende Tephra über 150 m hoch ausgeworfen wurde.
Der Kohlendioxid-Ausstoß stieg auf einen hohen Wert und auch die Schwefeldioxidemissionen stiegen an. Ebenfalls steigende Tendenzen zeigt das Verhältnis der Heliumisotope, die im Thermalwasser eines Brunnens gemessen werden. All diese Werte legen nahe, dass vermehrt Magma aus größeren Tiefen aufsteigt, was meine Erdbebenthese stützt.
Bis jetzt sind die beiden Aussichtspunkte auf Quota 290 m und 400 m noch zugänglich, wobei der höhergelegene Aussichtspunkt nur in geführten Gruppen angesteuert werden darf. Der Gipfelbereich bleibt gesperrt und wird wohl auch nicht mehr freigegeben werden.
Apropos Erdbeben: Ende September gab es unter der Fossa auf Vulcano 5 Mikrobeben, die auf der Karte oben ebenfalls sichtbar sind.
Am Stromboli begann heute Morgen ein neuer Lavaüberlauf
Heute Morgen begann gegen 06:33 UTC ein neuer Lavastrom zu fließen, der seinen Ursprung wieder im nördlichsten Schlot des Kraters findet. Er bewegt sich aktuell im oberen Bereich der Sciara del Fuoco. Von der Lavafront gehen glühende Schuttlawinen ab, die z.T. das Meer erreichen. Während der Initialphase der Aktivität ist es zu einem kleineren pyroklastischen Dichtestrom gekommen. Sehr wahrscheinlich kollabierte ein Stück des Kraterrands, als sich der neue Lavastrom aus dem Schlot zu schieben begann. Da INGV berichtete über das Ereignis und teilte mit, dass sich die Tremoramplitude von mittelhohen auf hohe Werte verstärkte. Auch die Anzahl der VLP-Erdbeben ist erhöht. Parallel zu der effusiven Eruption gibt es strombolianische Explosionen. Diese Art der Aktivität bewegt sich seit Tagen auf relativ hohem Niveau.
Das geophysikalische Messnetzwerk hat im Vorfeld der Lavastromaktivität keine nennenswerten Veränderungen detektiert. Insbesondere blieb die Versteilung des Vulkans aus und es gab keine außerordentliche Bodendeformation, die auf den Aufstieg eines größeren Magmenkörpers hingedeutet hätte.
In den letzten Tagen gab es aber wieder mehrere Erdbeben im Bereich des nördlichen Siziliens und des Tyrrhenischen Meeres, von denen ich vermute, dass die tiefer gelegenen Erdstöße zum Teil mit der Entstehung des Magmas zusammenhängen, das am Stromboli eruptiert wird.
Der neue INGV-Wochenbericht steht noch aus und wird später nachgereicht.
Beim Stromboli handelt es sich um einen 924 m hohen Stratovulkan, der eine Vulkaninsel im tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien bildet. Seine Basis liegt in gut 2000 m Tiefe, sodass der Vulkan tatsächlich fast 3000 m hoch ist. Die Krater liegt nicht am Gipfel des Vulkans, sondern gut 200 m unterhalb des Pizzos. Früher konnte man den Gipfel besteigen und in den aktiven Krater hinabblicken.