Stromboli: Lavaüberlauf am 15.08.24

Lavaüberlauf und intensives Lavaspattering am Stromboli – Tremor auf Höhenflug

Der Vulkan Stromboli auf den Liparischen Inseln beeindruckte gestern erneut mit einer besonderen Aktivität, die jedoch weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, da die Beobachtungspunkte auf den Höhen 290 und 400 Meter weiterhin unzugänglich sind. Wie das INGV in einer Mitteilung berichtete, begann um 16:45 UTC ein Lavaüberlauf aus einem Schlot des nördlichen Kratersektors auf der Sciara del Fuoco. Innerhalb kurzer Zeit erreichte der Lavastrom das 400-Meter-Höhenniveau. Ob er im weiteren Verlauf bis zum Meer vordrang, wurde nicht kommuniziert. Auf einer Thermal-Kamera ist jedoch eine schwache Wärmesignatur zu erkennen, die möglicherweise darauf hindeutet. Da sich auf der Sciara del Fuoco inzwischen eine tiefe Schlucht gebildet hat, durch die die Lava abfließt, sind Lavaströme von den meisten Webcam-Standpunkten und auch von den beiden Besucherterrassen aus nicht mehr einsehbar.

Auf einem Foto, das gestern vom Meer aus aufgenommen wurde, sieht es so aus, als käme der Lavastrom maßgeblich aus der neuen Bocce unterhalb des Kraters, die bei dem Paroxysmus im Juli entstanden ist.

Bereits gegen Mittag verstärkte sich das Lavaspattering im nördlichen Kratersektor deutlich, und der Tremor begann wieder, in den roten Bereich zu steigen. Das INGV berichtet, dass der Tremor sogar höhere Werte erreichte als in der Nacht vom 13. auf den 14. August. Betrachtet man jedoch das Tremor-Diagramm des LGS, lässt sich diese Aussage nicht bestätigen. Signifikante Bodendeformationen wurden während dieser Episode nicht registriert.
Inzwischen endete die Episode und der Tremor ist in den orangenen Bereich zurückgekehrt.

Anders als vor der Eruptionsserie im Juli gibt es derzeit keine ungewöhnliche seismische Aktivität am Stromboli. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die aktuelle Aktivität wieder in einem Paroxysmus endet. Wie immer lassen sich wissenschaftliche Prognosen zu diesem Vulkan kaum erstellen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es gewöhnlich zu mehreren Lavaüberläufen in Folge kommt, insbesondere in Zeiten mit Lavaspattering. Gelegentlich kollabiert dabei auch ein Teil des Kraterrands, wodurch pyroklastische Dichteströme entstehen können.

Auf dem INGV-Kartenblatt der Liparischen Inseln zu den Erdbeben erkennt man zwar keine Erschütterungen am Stromboli, aber dafür ein Beben südwestlich von Vulcano. Es hatte eine Magnitude von 2 und manifestierte sich bereits am 11. August.

Stromboli zeigt am 14.08.24 erhöhte Aktivität

Italienischer Inselvulkan Stromboli mit Tremor-Peak im roten Bereich – Lavaspattering die Ursache

Stromboli, der aktive Vulkan des Liparischen Archipels nördlich von Sizilien, zeigte gestern Abend einen starken Tremorpuls, der einen Peak erzeugte, der weit in den roten Bereich hineinreichte. Allerdings stehen Meldungen über eine besonders starke Eruption aus. Dafür ist aber dem täglichen Update vom LGS zu entnehmen, dass der Aktivitätsindex des Vulkans auf Hoch steht. Demnach kam der Tremorpuls durch intensives Lavaspattering zustande, der sich im nordöstlichen Kratersektor zutrug und sich im Tagesverlauf aufbaute. Aufgrund des Lavaspatterings wurden 506 thermische Durchgänge registriert. Ihren Höhepunkt erreicht die Aktivität gegen 22:oo UTC. Neben dem Tremor stiegen auch andere Werte signifikant an. Hierzu gehörte der akustische Explosionsdruck von 2,1 bar, der darauf hindeutet, dass es nicht nur Lavaspattering gab, sondern auch starke strombolianische Eruptionen. Die Tätigkeit trieb auch den Schwefeldioxid-Ausstoß auf sehr hohe Werte: 257 Tonnen dieses Gases wurden innerhalb von 24 Stunden ausgestoßen. Diesem Anstieg des SO2-Flusses ging ein Trend zur Zunahme des CO2-Flusses auf ebenfalls sehr hohe Werte voraus, der länger als eine Woche anhielt. Zuletzt wurden 640 Tonnen Kohlendioxidausstoß pro Tag gemessen. Die Lava, die sich infolge des Spatterings im Krater akkumulierte, erzeugte eine Wärmestrahlung von 32 MW.

Gestern wurde auch der Wochenbericht des INGVs zum Stromboli veröffentlicht. Im Beobachtungszeitraum vom 5. bis 11. August attestierten die Vulkanologen dem Vulkane eine moderate bis hohe Tätigkeit und wiesen ebenfalls auf Lavaspattering hin, das die aktuelle Aktivität kennzeichnet. Außerdem meldeten sie strombolianische Tätigkeit, die als mittelstark beschrieben wurde. Sie wiesen darauf hin, dass nicht nur der Gasausstoß im Kraterbereich als mittelstark bis stark beschrieben werden kann, sondern dass auch tiefer liegende Mofetten vergleichsweise viel Kohlendioxid ausstoßen. Kohlendioxid gilt für gewöhnlich als Frühindikator eines aufsteigenden Magmenkörpers und erreicht noch vor Schwefeldioxid die Oberfläche. Alle Daten inkl. dem Spattering deuten darauf hin, dass man mittelfristig wieder mit Lavaüberläufen und evtl. mit Paroxysmen rechnen muss.

Stromboli: Erhöhung der Aktivität am 09.08.24

Stromboli zeigt Anzeichen der Erholung und erhöhte seine eruptive Aktivität

Der sizilianische Inselvulkan Stromboli war seit der starken Explosion vom 11. Juli deutlich weniger aktiv und zeigte nur eine geringe Gipfeltätigkeit. In den letzten Tagen scheint sich der Vulkan jedoch von seinem Kraftakt zu erholen: Der Tremor stieg gestern wieder bis in den orangefarbenen Bereich und erreichte in der vergangenen Nacht einen Peak, der fast in den roten Bereich reichte. Das LGS meldet eine steigende explosive Aktivität mit 248 thermischen Durchgängen, die auf strombolianische Eruptionen und Lavaspattering hindeuten. Außerdem nahm die Infraschalltätigkeit zu. Es gab Explosionen, die einen akustischen Schalldruck von 1,27 bar erzeugten. Auch die Steinschlagaktivität nahm stark zu, und gestern wurden 16 Abgänge seismisch registriert.

Im Wochenverlauf reduzierte sich der Gasausstoß von hohen Werten, die noch am 4. August gemessen wurden, auf niedrige Werte. Zuletzt wurden 53 Tonnen Schwefeldioxid und 361 Tonnen Kohlendioxid pro Tag registriert.

Interessant ist, dass dem LGS-Wochenbericht vom 2. bis 8. August 2024 zu entnehmen ist, dass es offenbar Explosionen aus der Depression unterhalb des 650-Meter-Höhenniveaus gab, die während der starken Explosion im Juli entstanden ist. Es ist möglich, dass sich hier ein neuer Krater bildet, der länger aktiv sein wird. Früher gab es auf diesem Höhenniveau öfter Eruptionsspalten, aus denen Lavaströme flossen, doch die explosive Hauptaktivität verlagerte sich immer in den bekannten Krater zurück. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass sich die Quelle der VLP-Erdbeben etwas weiter nach oben verlagerte. Zuvor lag sie tiefer als bei dem Flankenausbruch im Jahr 2014. Die tägliche Rate der Ereignisse zeigte einen stabilen Trend zu mittleren Werten, wobei am 6. August maximal 11,1 Ereignisse pro Stunde verzeichnet wurden.

Obwohl sich langsam ein Trend in Richtung Normalisierung der Aktivität abzeichnet, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, dass die Phase außerordentlicher Eruptionen bereits vorbei ist. Es besteht weiterhin ein erhöhtes Gefahrenpotenzial, und soweit mir bekannt ist, wurden die Aussichtspunkte auf 290 und 400 Metern Höhe noch nicht wieder für Besucher freigegeben. Während der Hauptsaison ist das natürlich ein herber Schlag für Touristen und Vulkanführer gleichermaßen.

Stromboli mit Explosion und verändertem Krater

Stärkere Explosionsserie am Freitagabend nach mehrtägiger Ruhephase

Der Inselvulkan Stromboli generierte gestern Abend gegen 19:15 UTC (21:15 Uhr Lokalzeit) zwei stärkere Eruptionen, die in schneller Folge nacheinander auftraten. Das geht aus einem Bericht des LGS (Laboratorio Geofisica Sperimentale in Florenz) hervor. Die beiden Explosionen lagen deutlich über der Norm und lösten starke VLP-Erdbeben aus. Auch der Tremor zeigte eine Spitze. Kurz vor den Eruptionen wurde eine Versteilung der Flanken um fast 2 µrad gemessen, was sich nach wenig anhört, doch vergleichsweise viel ist.

Nach den Explosionen kehrte der Vulkan zu seiner vorherigen Aktivität zurück, die man seit der ungewöhnlich starken Ausbruchsserie in der ersten Monatshälfte als sehr gering bezeichnen kann. Es gibt praktisch keine nennenswerte explosive Aktivität und die meisten geophysikalischen Parameter weisen seitdem geringe Werte auf, mit Ausnahme der Steinschlagaktivität und dem Kohlendioxidausstoß. Letzterer betrug vorgestern fast 3000 Tonnen am Tag und deutet darauf hin, dass sich in größerer Tiefe ein größerer Magmenkörper befindet, der darauf wartet aufzusteigen und weiteren Ärger zu verursachen. Die Seismizität ist aktuell jedoch unauffällig.

Signifikante Veränderungen der nördlichen Kraterterrasse

Die starken Explosionen und die Lavastromtätigkeit, die zwischen dem 3. und 11. Juli stattfanden, hinterließen eine stark veränderte nördliche Kraterterrasse. Der Kraterboden sackte um mehrere Dutzend Meter ab, und der Kegel mit dem Hornito ist verschwunden. Stattdessen öffnete sich der Krater in nördlicher Richtung zur Sciara del Fuoco und mündet in einer Schlucht, durch die die Lavaströme flossen und die pyroklastischen Ströme abgingen. Es wird wohl einige Zeit dauern, bis sich der neue Krater wieder verfüllt. Doch wann ist damit zu rechnen, dass die normale Aktivität wieder einsetzt? Bei vorherigen Ereignissen vergleichbarer Stärke dauerte es oft ein halbes bis dreiviertel Jahr, bis es wieder zu normalstarken Eruptionen kam. Doch bis jetzt ist unklar, ob die Serie außergewöhnlicher Eruptionen bereits vorbei ist. Die beiden Explosionen von gestern sowie der starke Kohlendioxidausstoß der vergangenen Tage lassen Zweifel daran aufkommen.

Erdbeben bei Vulcano

Mit Vulcano zeigt ein weiterer Liparischer Inselvulkan Zeichen der Unruhe: Hier manifestierten sich in den letzten Tagen mehrere schwache Erdbeben, die im Zusammenhang mit Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen stehen könnten. Ein Vulkanausbruch steht aber nicht unmittelbar bevor.

Stromboli mit sehr starker Explosion am 11. Juli

Stromboli generierte sehr starke Explosion – Pyroklastischer Strom floss zum Meer

  • Sehr starke Explosion ließ Aschewolke kilometerhoch aufsteigen
  • Ein pyroklastischer Strom floss bis zur Küste
  • Menschen am Strand bei Stromboli wurden evakuiert
  • Forscher veröffentlichten Messdaten
Pyroklastischer Strom am Stromboli. © LGS

Der Vulkan auf den Liparischen Inseln kommt – wie erwartet – nicht zur Ruhe und erzeugte am 11. Juli um 12:08 Uhr UTC eine besonders starke Explosion. Sie erzeugte eine Aschewolke, die mehreren Kilometern hoch aufstieg und weithin sichtbar war. Von Bildern her schätze ich, das sie mindestens eine Höhe von 4 Kilometern erreichte.

Neben der Aschewolke ging ein pyroklastischer Strom ab, der über die Sciara del Fuoco bis zum Meer floss. Ein Phänomen, das früher am Stromboli sehr selten war, mittlerweile aber vergleichsweise häufig in Phasen erhöhter Aktivität vorkommt. Pyroklastische Ströme zählen zu den gefährlichsten Manifestationen des Vulkanismus. Sie bewegen sich sehr schnell einen Vulkanhang abwärts und bestehen aus einem Gemisch aus extrem heißen Gasen, Vulkanasche und größeren Lavablöcken, die alles zerstören, was sich in ihrem Weg befindet. Am Stromboli gehen sie über die Sciara ab, auf der sich niemand befinden sollte, doch pyroklastische Ströme, die über das Meer hinaus laufen, könnten Boote gefährden. Darum gibt es eine mit Bojen markierte Sperrzone vor der Feuerrutsche.
In italienischen Medienberichten hieß es, dass Anwohner und Urlauber von den Sicherheitskräften vom Strand und der Küste evakuiert wurden. Zu Schaden kam aber niemand. Man befürchtete offensichtlich die Entstehung eines Tsunamis, doch dieser blieb aus. Durch die Massen vulkanischen Materials, das von dem pyroklastischen Strom ins Meer eingebracht wurde, gab es aber eine Welle von 50 Zentimetern Höhe. Laut LGS war sie zu niedrig, um das Tsunami-Frühwarnsystem zu aktivieren.

Geophysikalische Messdaten zur Explosion auf Stromboli

Quelle des Explosionssignals auf 650 m. © LGS

Das LGS veröffentlichte bereits kurz nach der Explosion einige geophysikalische Daten zum Geschehen: Die Explosion verursachte einen sehr starken akustischen Explosionsdruck von 472 Pa. Das gehört schon zur Spitzenklasse der Explosionen am Stromboli. Die Quelle der Explosion soll kurz unterhalb des Kraters auf 650 Höhenmeter gelegen haben.

Drei Minuten vor dem Ereignis sprach das Frühwarnsystem an, das vor Paroxysmen warnen soll. Bereits gut 50 Minuten vor dem Knall wurde eine ordentliche Versteilung des Hangs gemessen. Sie betrug an der Messstation OHO fast 10 Mikrorad. Die Bodendeformation entstand durch einen größeren Magmakörper, der schnell aufstieg. Sofort wurden die Wissenschaftsteams verständigt, die am Vulkan unterwegs waren, um Messstationen zu reparieren. Offenbar gelang ihnen die Evakuierung.

Die Erdbeben der letzten Tage kann man als Hinweise auf die außerordentlichen Vorgänge am Stromboli interpretieren. Es ist noch nicht gesagt, dass nun das Ende der Phase erhöhter Aktivität erreicht ist, weitere Ereignisse könnten folgen.

Übrigens hatte man erst zwei Tage vorher den Touristen wieder erlaubt, bis auf 100 Höhenmeter aufzusteigen, wo sich die Pizzeria Punta Labronzo befindet, damit der Tourismus nicht ganz abgewürgt wird und die Menschen die Lavaströme beobachten können. Diese „Freiheit“ dürfte jetzt wieder vorbei sein. (Bilder: LGS Laboratory of Experimental Geophysics)

Stromboli mit Lavastrom und hohem Gasausstoß

Stromboli eruptiert weiter effusiv – Lavastrom fließt ins Meer

Der Stromboli eruptiert weiterhin einen Lavastrom, der über die Sciara del Fuoco bis zur Küste fließt und dort ins Meer mündet. Die Lava kreiert ein Lavadelta, das aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allzu lange bestehen wird, da die Wellen es schnell erodieren werden, sobald die Eruption stoppt. Beim Kontakt zwischen Lava und Wasser kommt es zur Dampfentwicklung, die heute Mittag via Livecam betrachtet nicht mehr so stark aussieht wie gestern.

Gestern Abend und nachts boten sich spektakuläre Anblicke, die man aber nur vom Meer aus genießen konnte. Zum einen, weil man aus dieser Perspektive direkt in den Canyon blicken kann, in dem die Lava fließt, zum anderen, weil der Zugang zu den Aussichtspunkten an der Sciara del Fuoco gesperrt worden sein soll. Zudem gilt ein Drohnenflugverbot, damit die Drohnen und Hubschrauber der Forscher und Einsatzkräfte ungehindert fliegen können. Natürlich möchte man auch Touristen von waghalsigen Manövern abhalten, um in eine günstige Startposition für die unbemannten Flugkörper zu kommen.
Das LGS veröffentlichte nicht nur eindrucksvolle Bilder des Lavastroms, sondern auch neue geophysikalische und chemische Messdaten. Demnach bewegen sich Tremor und VLP-Erdbebentätigkeit auf moderatem Niveau. Seitdem der Lavastrom aus den Boccen auf 480 m Höhe fließt, gab es weder messbare Explosionen noch sonderlich starke Gaspuffs. Dafür sind die Emissionen vulkanischer Gase hoch. Gestern wurde ein sehr hoher Wert Schwefeldioxid-Emissionen von 556 Tonnen am Tag gemessen. Auch der Kohlendioxidausstoß war mit 1455 Tonnen am Tag hoch. Die Thermalstrahlung brachte es auf 589 MW Leistung. Die Daten entsprechen dem, was man in Zeiten eines aktiven Lavastroms dieser Dimension erwarten würde. Die Lavastromaktivität verursacht auch eine hohe Steinschlagaktivität. Bei früheren Gelegenheiten war sie interessanter zu beobachten gewesen als der eigentliche Lavastrom. Dazu müsste man aber überhaupt noch bis an die Sciara del Fuoco vordringen können.

Der Vulkanaktivitätsindex wird als sehr hoch eingestuft.

Stromboli: Lavastrom erreicht das Meer am 7. Juli

Stromboli ist weiterhin aktiv – Lavastrom erreicht das Meer und erzeugt Dampfwolke

Am liparischen Vulkan Stromboli, der im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien liegt, bleibt es spannend. Wie das INGV soeben in einem Sonderbulletin mitteilte, fließt weiterhin ein Lavastrom über die Sciara del Fuoco. Er erreicht das Meer und baut ein kleines Lavadelta auf. Der Kontakt zwischen Lava und Wasser lässt eine Dampfwolke aufsteigen. Von solchen Dampfwolken geht oft ein feiner Sprühregen säurehaltiger Tropfen aus. Das ist schädlich für die Vegetation und natürlich auch für Menschen, die diese Aerosole einatmen. Doch dem nicht genug, der Lavastrom entspringt nicht dem Krater, sondern zwei Förderschloten, die sich auf der Sciara del Fuoco gebildet haben und sich auf einer Höhe von 485 m befinden. Wann diese beiden Schlote entstanden sind, ist nicht bekannt, doch bereits das LGS berichtete heute Morgen darüber. Am Stromboli findet also eine (bis jetzt kleine) Flankeneruption statt.

Die Forscher aus Florenz, die eigene Messstationen am Stromboli betreiben, berichteten zudem, dass es am Vortag praktisch keine explosive Tätigkeit gab. Wenigstens wurden keine thermischen Durchgänge im nördlichen Kraterbereich gemessen. Es wurden auch nur mittelviele VLP-Erdbeben festgestellt. Dafür aber eine vergleichsweise hohe Thermalstrahlung mit 405 MW Leistung, und es kam zu sehr vielen Abgängen von Schuttlawinen und Steinschlägen.

All diese Daten und das Aussetzen der explosiven Tätigkeit sind typisch für Flankeneruptionen. Trotzdem besteht die Gefahr plötzlich auftretender Explosionen, die deutlich stärker als sonst ausfallen können.

Ungewöhnlich hohe Erdbebentätigkeit am Stromboli

Besorgniserregend finde ich auch die ungewöhnlich hohe Anzahl schwacher Erschütterungen auf Stromboli. Heute gab es zwei weitere Mikrobeben am Westrand der Sciara del Fuoco. Die Erdbebenherde lagen knapp unterhalb des Meeresspiegels. Es kann natürlich sein, dass es früher bereits entsprechende Bebentätigkeit gab, die nur nicht detektiert wurde und was jetzt mit Hilfe neuer Technik möglich ist. Es ist aber auch durchaus denkbar, dass sich die Aktivität in den nächsten Tagen und Wochen weiter intensivieren wird und die Beben als Warnsignale interpretiert werden müssen. Eine Stellungnahme der Wissenschaftler ist mir nicht bekannt. Es gab nur ein Hinweis des Zivilschutzes, dass die Bebentätigkeit erhöht ist.

Stromboli: Lavastrom und Erdbeben-Aktivität

Ein weiterer Lavastrom floss aus dem Stromboli Krater über – Erdbebenaktivität erhöht

Nach der spektakulären Serie pyroklastischer Dichteströme, die am Donnerstag am Stromboli auftraten, nahm die vulkanische Aktivität kurzfristig ab, um dann gegen Abend wieder zuzulegen: Wie das INGV in einem Sonderbulletin um 22:28 Uhr MESZ mitteilte, kam es zu einem erneuten Lavaüberlauf, der aus einem Schlot im Norden des Kraterbereichs ausging. Über die Livecam war bereits gegen 21 Uhr eine entsprechende Aktivität sichtbar. Auch tagsüber war Lava unterwegs, und auf der Thermalcam konnte man eine Wärmesignatur an der Küste erkennen. Zu größeren Kollapsereignissen kam es nicht. Wie die Vulkanologen schrieben, nahm die Tremoramplitude trotz des Lavaüberlaufs weiter ab. Aktuell bewegt sie sich im gelben Bereich und liegt so tief wie seit Wochen nicht mehr. Auch eine Bodendeformation wurde nicht registriert.

Wie das LGS in einer Mitteilung kommunizierte, gab es am Donnerstagmittag eine Bodenhebung von etwas mehr als einem Mikroradiant. Es folgte eine stärkere Explosion. Am Nachmittag kam es zu einer deutlichen Deflation, und es öffnete sich ein neuer Schlot auf 700 Höhenmetern, wobei ein Lavastrom seinen Weg durch den Vulkan brannte. Diese Schlotöffnung war letztendlich für die Generierung der pyroklastischen Ströme am Abend verantwortlich. Interessanterweise hatten das Lavaspattering und die erhöhte strombolianische Tätigkeit des Vortags zu diesem Zeitpunkt bereits abgenommen.

Obwohl die meisten Daten heute Morgen auf Entspannung hindeuten, kann man das von der Erdbebenaktivität nicht behaupten: Seit dem 30. Juni manifestierten sich sechs schwache Erdbeben unter dem Zentralbereich des Feuerbergs. Zwei Erschütterungen gab es gestern. Die Magnituden lagen im Bereich der Mikroseismizität. Während solche Erschütterungen an anderen Vulkanen kaum der Rede wert sind, verhält es sich am Stromboli anders, denn hier sind solche Beben selten und kommen in normalen Zeiten, in denen der Vulkan strombolianisch eruptiert, praktisch nicht vor. Die Interpretation der letzten Beben ist schwierig: Während ich mir bei den ersten Ereignissen im Juni ziemlich sicher war, dass wir eine Aktivitätssteigerung erleben werden, könnten die letzten Beben eben direkt mit jener zusammenhängen. Sie müssen nicht zwingend Vorboten weiterer ungewöhnlicher Ereignisse sein, könnten aber auch auf weiteres Ungemach hindeuten. Die nächsten Tage und Wochen werden es zeigen. Vorsicht bleibt am Stromboli das Gebot der Stunde.

Die ersten Erdbeben manifestierten sich übrigens Ende Mai, also gut drei bis vier Wochen vor Beginn der Lavaüberläufe.

Update 14:30 Uhr: Heute gab es ein weiteres schwaches Erdbeben nahe der Küste im Westen der Insel. Es hatte eine Magnitude von 0,3 und manifestierte sich in nur 20 m Tiefe, als kurz unterhalb des Meeresspiegels. Ich erinnere mich vage, dass man während der Flankeneruption im Jahr 2007 eine Rissöffnung an der Küste fürchtete. Damals patrouillierten Boote mit sonar vor der Küste um etwaigen Rissbildungen auf die Spur zu kommen. Die Shakemap oben wurde aktualisiert.

Stromboli: Alarmstufe Rot gilt weiterhin

Nach den Abgängen der pyroklastischen Ströme gilt weiterhin Alarmstufe Rot – Katastrophenschutz warnt vor Seismizität

Der liparische Inselvulkan Stromboli erzeugte gestern eine Serie pyroklastischer Ströme, von denen wenigstens einer mehrere Hundert Meter weit aufs Meer hinauslief und dort eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellte. Seit einigen Jahren gibt es aus diesem Grund im Meer vor der Sciara del Fuoco, über die die pyroklastischen Ströme normalerweise abgehen, einen Sperrbereich, der mit Bojen markiert ist. Bilder zeigen nun, dass sich einige Boote dennoch in Küstennähe aufhielten und fast vom pyroklastischen Strom erwischt worden wären. Dennoch hatte man Glück, und es liegen keine Berichte über Personenschäden vor.

Die Vulkanasche, die von den pyroklastischen Strömen aufstieg, erreichte eine Höhe von 2000 Metern und wehte in Richtung Süden. Auf der Sciara del Fuoco war ein Lavastrom unterwegs. Leider sind die meisten Livecams offline, sodass es keine Möglichkeit gibt, aus der Ferne visuelle Beobachtungen vorzunehmen. Vermutlich löste der Lavastrom einen weiteren Kollaps im Kraterbereich aus, und es kam zur Fragmentation heißer Lavablöcke, aus denen die Dichteströme hervorgingen. Auf einer Thermalcam an der Küste, die noch funktioniert, sieht man eine thermische Signatur, die darauf hindeutet, dass der Lavastrom aktiv ist und inzwischen die Küste erreicht hat.

Gestern Abend um 20 Uhr, als die Hauptphase der Eruption vorbei war, wurde vom Zivilschutz und der Kommunalverwaltung die rote Alarmstufe über Stromboli verhängt. In den Medien heißt es nur, dass Maßnahmen zum Schutz aller Anwesenden auf der Insel erlassen wurden und man mit diesen in Kontakt steht. Man befinde sich in der Einsatzphase „Frühwarnung“ und stärke die Überwachung des Vulkans. Was das nun konkret für die Zugangsbeschränkungen am Vulkan bedeutet, wurde nicht kommuniziert. Man kann aber davon ausgehen, dass auch der Zugang zu den Beobachtungspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern verboten ist. Für alle Stromboliurlauber ist das bestimmt eine herbe Enttäuschung.

Was mich in diesem Zusammenhang persönlich enttäuscht, ist, dass es immer noch keine zentrale Informationsstelle bzw. Website gibt, auf der sich potenzielle Stromboliurlauber und Vulkanspotter über die Zugangsmöglichkeiten und Beschränkungen informieren können. Selbst wenn man vor Ort ist, heißt es immer nur: „Da musst du heute Nachmittag zu einem der Vulkanführer gehen, der weiß vielleicht Bescheid.“ Ich vermute mal, diese Salamitaktik ist gewollt, und man hofft, dass die Touristen trotzdem (wieder) kommen. Eine Zumutung im Zeitalter der Smartphone-Apps!

Medienberichten zufolge warnen die Behörden inzwischen auch vor Erdbebentätigkeit auf Stromboli. Was mich ebenso wie die mangelnde Kommunikation in Bezug auf den Tourismus wundert, ist der Umstand, dass man von Seiten der Wissenschaftler keine Prognosen bekommt und immer nur im Nachhinein die Warnstufe erhöht wird, wenn bereits etwas passiert ist. Dabei gab und gibt es ja Warnzeichen, die schon Monate im Voraus zu erkennen sind. Hier könnte nach dem fatalen Urteil zu den Erdbeben in Norditalien, bei denen Forscher wegen fehlerhafter Prognosen verurteilt wurden, den Wissenschaftlern der Wind aus den Segeln genommen worden sein.

Übrigens werden Erdbeben auf Stromboli nicht die größte denkbare Gefahr darstellen. Vielmehr gelten sie als Indikatoren vor einer weiteren Aktivitätssteigerung des Vulkans. Sollte es doch einmal zu einem stärkeren Erdbeben kommen, drohen hier insbesondere große Hangrutschungen, die Tsunamis auslösen können. Natürlich können diese auch ohne größere Erdbeben entstehen, etwa durch einen größeren Vulkanausbruch. Andersherum könnten große Hangrutschungen auch Eruptionen triggern. Es gibt ein Tsunami-Frühwarnsystem, doch auf Stromboli selbst bleiben bestenfalls Minuten, um Küstenbereiche im Falle eines Tsunamis zu verlassen.