Stromboli mit Lavaüberlauf am 06.02.24

Winzige thermische Anomalie am Stromboli. Foto vom 5. Februar. © Copernicus

Lavaüberlauf am Stromboli – Tremor leicht erhöht

In den letzten Wochen war es am Stromboli relativ ruhig und der Vulkan bestach durch seine schwachen strombolianischen Eruptionen, die man früher schön vom Rand der Cima aus aus nächster Nähe beobachten konnte. Spätestens seit dem Einsetzen der paroxysmalen Phasen 2018 ist damit Schluss gewesen und der Zugang zum Krater wurde gesperrt. In ruhigen Zeiten darf man noch in geführten Touren bis zum Aussichtspunkt auf Quota 400 m steigen. Wer ohne Führer geht, für den ist bei 290 Höhenmetern Schluss. Ob es mit diesen Reglementierungen bald noch genug Nachwuchs an Vulkanologen geben wird? Für viele dieser vom Aussterben bedrohten Spezies war Stromboli der Einstieg ins Vulkangeschäft. Heute dürfte es immer schwieriger sein, junge Menschen für den Vulkanismus zu begeistern, denn in fast allen Staaten der Welt wurden die Daumenschrauben angezogen, so dass man von einer weltweiten Verbotskultur sprechen kann. Sicherlich gibt es noch ein paar entlegene Vulkane, die man auf eigene Faust besteigen kann, doch Reisen hierhin sind meistens teuer und aus politischer Sicht nicht unbedingt empfehlenswert. Aber zurück zum Stromboli und dem eigentlichen Grund für diesen Artikel.

Das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), Observatorium Etneo, teilt mit, dass anhand der Überwachungskameras seit 06:08 UTC ein effusiver Lavaüberlauf aus dem nördlichen Kraterbereich stattfindet. Diese Aktivität ist auf eine in den vergangenen Tagen verstärkte Spattering-Phase zurückzuführen. Der Lavastrom erreicht derzeit den oberen Abschnitt der Sciara del Fuoco. Gleichzeitig setzt die gewöhnliche explosive Aktivität sowohl im nördlichen als auch im zentral-südlichen Kraterbereich fort.

Aus seismischer Sicht schwankte die mittlere Amplitude des vulkanischen Tremors im Tagesverlauf zwischen mittleren und hohen Werten und liegt aktuell auf mittlerem Niveau. Es sind keine bedeutenden Veränderungen in der Häufigkeit oder Stärke der Explosionsbeben zu verzeichnen. Die Deformationsmessungen zeigen derzeit keine signifikanten Veränderungen.

Aus den täglichen Updates des LGS geht hervor, dass der Aktivitätsindex auf Mittel hoch steht. Es gibt eine vergleichsweise geringe Anzahl an VLP-Erdbeben, die am unteren Durchschnittsbereich angesiedelt ist. Messdaten zu der eruptiven Aktivität lagen zuletzt nicht vor. Auch der Gasflux ist relativ unauffällig. Einzig der Tremor ist erhöht. Ob sich die Aktivität weiter steigern wird, lässt sich nicht prognostizieren. Allerdings gab es in den letzten Tagen tief sitzende Erdbeben in der Nähe des Strombolis. Gut möglich, dass diese den Lavaüberlauf triggerten.

Ätna: Tremor steigt am 05.02.25

Der Tremor am Ätna stieg schnell an – Erdbeben im Norden

Mein letztes Update zu Ätna ist schon ein paar Tage her. Zuletzt schrieb ich am 27. Januar über einen kleinen Erdbebenschwarm, der von Ascheemissionen begleitet wurde. Seitdem haben sich weitere schwache Erdbeben manifestiert, die vor allem im Bereich des Monte Rosso auftraten. Dieser Schlackenkegel liegt nordöstlich der Station Etna Nord. Die Beben hatten überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die stärkste Erschütterung brachte es auf m 2,0. Einige Beben ereigneten sich auch im Bereich des Valle del Bove und im Süden des Vulkans. Interessant ist auch eine Erschütterung M 1,3 zwischen dem neuen Südostkrater und dem Zentralkrater, die negative Höhenangaben hatte und sich in 1,5 Kilometern Höhe über dem Meeresspiegel ereignete, also in etwa dort, wo man einen Aufstiegskanal für das Magma vermutet. Doch all diese Beben sind nicht der Auslöser für dieses Update gewesen. Dieser ist in dem rasant steigenden Tremor zu finden, der gestern Abend rasant zu steigen begann und in den frühen Morgenstunden einen Peak erzeugte, der bis an die Obergrenze des gelben Bereichs reichte. Aktuell fällt der Tremor wieder, aber eine Zeit lang sah es so aus, als wolle der Vulkan auf einen Paroxysmus zusteuern. Tremor wird von sich bewegenden magmatischen Fluiden erzeugt und tritt an Vulkanen oft kurz vor einem Ausbruch auf. Am Vortag war der Tremor bis in den grünen Bereich abgefallen, ein Verhalten, das man auch vor den letzten Paroxysmen beobachten konnte. Auch wenn es gerade nicht danach aussieht, dass Ätna sofort durchstartet, könnte sich das in den nächsten Stunden oder Tagen ändern.

Auf den letzten wolkenfreien Sentinel-Bildern vom Januar präsentierten sich die Förderschlote der Gipfelkrater ungewöhnlich kalt. Sieht man von der im Dezember leicht gestiegenen Seismizität ab, könnte man meinen, die alte Dame zeigt uns die kalte Schulter. Doch überlässt sie die ganze mediale Aufmerksamkeit dem Geschehen bei den griechischen Nachbarn Santorin und Kolumbos? Kaum vorstellbar!

Stromboli und Vulcano

Darüber hinaus gab es im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien in den letzten Tagen ebenfalls einige Erschütterungen. Einige manifestierten sich im Bereich von Vulcano und sogar östlich vom Stromboli bebte es gestern mit einer Magnitude von 2,5. Doch dieses Beben lag in 186 Kilometern Tiefe und hängt nicht direkt mit der Aktivität des Inselvulkans zusammen. Dieser zeigte in den letzten Tagen seine normale strombolianische Aktivität.

Stromboli erzeugte Lavaüberlauf am 26.12.24

Lavaüberlauf am Stromboli generierte Lavaströme – Tremoramplitude hoch

Der liparische Inselvulkan Stromboli ist weiterhin erhöht aktiv und erzeugte gestern Abend Lavaspattering aus zwei Schloten im nördlichen Kratersektor, das gegen 18:30 begann und nur eine halbe Stunde später in einer effusiven Eruption gipfelte. Das Überlaufen der Lava aus den beiden Förderschloten generierte einen doppelten Lavastrom, der recht schnell auf der Sciara del Fuoco unterwegs war und etwa den halben Weg bis zum Meer zurücklegte. Von der Lavafront brach ständig Material ab, das in Form von glühenden Schuttlawinen über die Feuerrutsche bis ins Meer rollte.

MIROVA registrierte eine hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 435 MW, was für einen Lavaüberlauf am Stromboli ein hoher Wert ist. Die Lava war relativ dünnflüssig und somit heiß.

Mit dem Einsetzen des Lavaspatterings schoss die Tremoramplitude in die Höhe und reichte bis in den roten Bereich der Tremorgrafik des LGS hinein. Dort bildete sich der dritte Peak innerhalb von einer Woche.

In einer Notiz des INGV heißt es, dass die GPS-(GNSS-)Messungen keine Auffälligkeit zeigten. Eine nennenswerte Bodenhebung im Vorfeld der Aktivität wurde also nicht festgestellt und die effusive Phase kam ohne kurzfristige Ankündigungen. Längerfristig betrachtet, könnte sich die Aktivität doch angekündigt haben, denn wie berichtet gab es am 28. November ein Beben an der Südküste der Insel. Da die vulkanotektonische Tätigkeit am Stromboli gering ist, liefert praktisch jedes Beben Hinweise auf eine möglicherweise bevorstehende Aktivitätssteigerung.

Berichte vom LGS liegen aktuell nicht vor. Die Florentiner Geoforscher befinden sich offenbar in den Weihnachtsferien. Beim Durchforschen der öffentlich zugänglichen Daten bin ich auf einen interessanten 5-Jahres-Chart der VLP-Erdbebentätigkeit gestoßen. Daran lässt sich ablesen, dass die sehr langperiodischen Erdbeben in den Zeiten mit starker explosiver Tätigkeit deutlich höher waren, als es derzeit der Fall ist. Aktuell ist die Eruptionstätigkeit ebenfalls erhöht, doch weniger explosiv als in früheren Phasen erhöhter Aktivität. Im allgemeinen werden VLP-Erdbeben mit Fluidbewegungen in einem vulkanischen Fördersystem in Verbindung gebracht. am Stromboli schlug eine Forschergruppe aber vor, diese als die elastische Reaktion des Bodens aufgrund eines überdruckbeaufschlagten Rohrs anzusehen. Überdruck in einem Förderschlot entsteht in erster Linie dann, wenn der Vulkan explosiv eruptieren will.

Stromboli: Lavaüberlauf und stärkere Explosion

Stromboli machte mit einem Lavaüberlauf und einer stärkeren Explosion auf sich aufmerksam – Erdbeben südöstlich der Insel

Der Stromboli machte zu Weihnachten mit kontinuierlichem Lavaspattering auf sich aufmerksam, das gestern Nacht in einen Lavaüberlauf überging. Die Lava quoll aus dem nordöstlichsten Krater über und floss in die Schlucht auf der Sciara del Fuoco. Die Schlucht ist so tief, dass sie inzwischen die Lavaströme vor den Blicken der Livecams verbirgt, doch die Vulkanologen berichten, dass sich der Strom im oberen Teil des Hangs bewegte.

In den frühen Morgenstunden des 24. Dezember ereignete sich dann eine Explosion, die deutlich stärker als die allstündlichen Eruptionen war. Sie ereignete sich um 05:14 UTC und löste eine etwa fünf- bis zehnminütige Phase erhöhter Aktivität aus, in deren Folge glühende Pyroklastika über die Sciara del Fuocco floss. Die Aktivität war von einer Phase erhöhten Tremors begleitet, der schnell in die Höhe schoss und einen Peak im roten Bereich des Seismogramms verursachte. Dennoch blieb er unter dem Peak vom 22. Dezember. Über dieses Ereignis liegen allerdings keine Berichte der Vulkanologen vor.

Schaut man sich die Videoaufzeichnungen des Events an, dann schaut die Explosion gar nicht so stark aus. Sie bewirkte vielmehr einen partiellen Kollaps der Kraterwand um den Förderschlot, was dann den Abgang pyroklastischen Materials verursachte.

Messungen der Bodenverformung mithilfe von Klinometern und dem GPS-Netzwerk zeigten keine signifikanten Veränderungen, die mit dem Ereignis in Verbindung gebracht werden können. Das INGV berichtet zudem, dass der Lavaüberlauf im Nordkratergebiet inzwischen gestoppt hat und abkühlt.

Die strombolianische Aktivität und das Lavaspattering im Nordkratergebiet setzten sich mit unterschiedlicher Intensität am Morgen fort, ebenso wie die strombolianische Aktivität im zentralen und südlichen Kratergebiet.

Auch die Sensoren des LGS erfassten die ungewöhnliche Aktivität. Die Daten bestätigen im Wesentlichen die Beobachtungen vom INGV, ergänzen diese aber mit weiteren Daten.

Demnach zeigte der Vulkan bereits am Morgen des 23. Dezember eine sehr hohe Entgasungsaktivität, die sich insbesondere durch starkes Puffen mit einem Druck von 160 mbar manifestierte. Die explosive Aktivität war moderat, mit einem maximalen Schalldruck von 1,5 bar. Der vulkanische Tremor erreichte hohe Werte, während die Anzahl der VLP-Ereignisse als mittel eingestuft wurde.

Die thermischen Daten von MODIS/VIIRS wiesen keine Auffälligkeiten auf. Gasemissionen zeigten niedrige SO₂-Werte und mittlere CO₂-Konzentrationen. Die Steinschlagaktivität war jedoch hoch, was mit der außergewöhnlichen Eruption im Zusammenhang stand.

Bemerkenswert ist, dass am 22. Dezember ein sehr hoher Kohlendioxid-Ausstoß gemessen wurde. Dieser lag bei 2350 Tonnen am Tag und könnte ein Vorzeichen der Explosion gewesen sein.

Interessant ist, dass es gestern Mittag ein Erdbeben der Magnitude 4,3 (Daten GFZ) gab, das sich in einer Tiefe von 212 Kilometern unter dem Tyrrhenischen Meer ereignete. Das Epizentrum lag süd-südöstlich von Stromboli, etwa auf der Breite von Panarea.

Stromboli: Tremorpeak in der Nacht zum 21. Dezember

Tremor am Stromboli stieg bis in den roten Bereich – Explosionsdruck stärker als normal

Der Inselvulkan Stromboli dümpelte in den letzten Wochen vor sich hin, ohne irgendwelche Highlights zu liefern. Daher war es zuletzt ziemlich still um diesen süditalienischen Vulkan geworden. Bis vorgestern fiel der Tremor immer weiter ab und erreichte die Mitte des gelben Bereichs. Gestern schoss er unvermittelt in die Höhe und erzeugte einen Peak, der bis weit ins Rote hineinragte, um dann ebenso schnell wieder auf ein moderates Niveau abzufallen, das aber noch deutlich höher ist, als es zuvor der Fall gewesen ist. Was genau hinter dem Tremorpeak steckt, bleibt im Verborgenen, denn es liegen weder Berichte vom INGV noch vom LGS über ungewohnte Aktivität vor. Auch in den sozialen Medien ist es ruhig um den Vulkan bestellt. Bei früheren Tremorpeaks dieser Art gab es entweder starke Explosionen oder Lavaspattering nebst einem Lavaüberlauf. Doch im letzten Fall war der Tremor meistens über einen längeren Zeitraum erhöht.

Ein Drohnenvideo vom 21. Dezember, das als Reel in unserer FB-Gruppe geteilt wurde und sich hier leider nicht einbinden lässt, zeigt schöne strombolianische Tätigkeit aus dem nordöstlichen Schlot. Im LGS-Update von heute heißt es, dass unterdurchschnittlich viele thermische Durchgänge waren. Während der Standardwert bei 100 liegt, wurden am 21. Dezember nur 50 registriert. Dafür war der akustische Explosionsdruck überdurchschnittlich stark und lag bei 1,6 bar. Normalerweise liegt er unter 1 bar. Als sehr hoch wurde der Druck der Entgasungen bezeichnet.

Der Ausstoß vulkanischer Gase, insbesondere von Schwefeldioxid und Kohlendioxid, hat mittelhohe Werte erreicht. Innerhalb von 24 Stunden wurden 819 Tonnen CO₂ und 79 Tonnen SO₂ registriert.

Die Rate der VLP-Erdbeben ist ebenfalls als moderat eingestuft und es wurden 9,8 Ereignisse pro Stunde gemeldet. MIROVA registrierte eine Thermalstrahlung mit 20 MW Leistung. Das ist zwar auch nur ein mittelhoher Wert. liefert aber ein Indiz dafür, dass es heute Nacht tatsächlich zu einem kleinen Lavaüberlauf gekommen sein könnte.

Der Aktivitätsindex steht auf hoch und der Alarmstatus auf gelb. Eine Besteigung des Gipfelbereichs bleibt verboten.

Stromboli mit Lavastrom und Tremorpeak

Stromboli eruptierte effusiv und erzeugte einen hohen Tremorpeak

Der liparische Inselvulkan Stromboli wurde heute Nacht aktiver als üblich und begann im Zuge einer Phase mit intensivem Lavaspattering aus dem nordöstlichsten Schlot, einen Lavastrom zu speisen, der laut INGV ab 01:09 UTC auf den Livecams sichtbar wurde. Zum Zeitpunkt eines Communiqués der Vulkanologen befand sich die Lavastromfront im oberen Teil der Sciara del Fuoco. Zeitgleich schoss die Tremoramplitude in Höhen des roten Bereichs, wie wir sie normalerweise von stärkeren Eruptionen her kennen. Doch Berichte über starke Explosionen o.ä. liegen nicht vor. Stärkere Bodendeformationen wurden ebenfalls nicht registriert.


Leider sind auch die Messinstrumente der LGS, die die Anzahl der explosiven Eruptionen messen, noch offline, so dass die täglichen Updates nur beschränkt tauglich sind, um Verhaltensänderungen des Vulkans frühzeitig zu erkennen. Zwar war der akustische Druck, den die Explosionen erzeugten, gestern mit 0,7 Bar gering, doch wir wissen nicht, wie oft der Vulkan ausbrach, denn hierfür werden die thermischen Durchgänge gezählt. Da der Schalldruck ja registriert wird, müsste man ja eigentlich nur die Anzahl der Ereignisse zählen, um wenigstens einen Richtwert zu bekommen. Dafür liegen aber Werte über den Gasflux vor: Während der Schwefeldioxid-Ausstoß als mittelstark interpretiert wird, wurden hohe Werte beim Kohlendioxid gemessen. Es scheint eine größere Magmenakkumulation in der Tiefe zu geben.




Bereits am 28. November ereignete sich ein Erdbeben Mb 1,8 vor der Südostküste der Insel. In einem Update wies ich darauf hin und meinte, dass am Stromboli auch vereinzelt auftretende Erdbeben oft ein Vorzeichen ungewöhnlicher Ereignisse darstellen. Den Lavaüberlauf von heute Nacht würde ich jetzt noch nicht unbedingt in Zusammenhang mit dem Erdbeben bringen, aber der hohe Tremorpeak deutet an, dass der Vulkan vielleicht kurz vor einem Paroxysmus stand. Nicht ausgeschlossen, dass Stromboli bald einen weiteren Anlauf nimmt.

Der Aufstieg in die Kraterregion bleibt weiterhin geschlossen. Meinen letzten Informationen zufolge sind aber die Aussichtspunkte zugänglich. Quota 400 nur in Begleitung eines Bergführers.

Italien: Erdbeben Mb 4,2 im Süden

Erdbeben Mb 4,2 erschüttert Süditalien – Beben auch am Ätna und Stromboli

Datum 28.11.24 | Zeit: 23:54:55 UTC | Koordinaten: 39.209 ; 16.358 | Tiefe: 20 km | Mb 4,2

Ein Erdbeben der Magnitude 4,2 erschütterte gestern Nacht den süditalienischen Stiefel 14 Kilometer südöstlich von Cosenza. Das Hypozentrum lag mit 20 Kilometern vergleichsweise tief, weshalb die Folgen an der Erdoberfläche gering blieben. Dennoch konnte der Erdstoß in einem Umkreis von mindestens 40 Kilometern gespürt werden. Es gingen aber nur wenige Wahrnehmungsmeldungen ein, was auch an der nachtschlafenden Zeit kurz vor Mitternacht gelegen haben könnte. Die Daten stammen vom EMSC. Das GFZ veröffentlichte leicht abweichende Daten. Hier wurde die Magnitude mit Mw 4,4 angegeben und der Erdbebenherd in 10 Kilometern Tiefe fixiert.

In den vergangenen Monaten kam es in der Region Cosenza immer wieder zu Erdbeben. Die Tektonik dieser Region von Kalabrien ist relativ komplex und hängt zum einen mit der Auffaltung des Apennin-Gebirges im Zusammenhang, zum anderen mit der Subduktion am Tyrrhenischen Meer, die auch für die Bildung der Vulkane der Liparischen Inseln verantwortlich ist. In der Erdbebenregion gibt es zudem eine Host-und-Graben-Struktur, deren Mittelpunkt der Crati-Graben bildet. Der Graben verläuft in Nord-süd-Richtung und ist von zahlreichen kurzen Störungszonen umgeben. Hier vermute ich denn Ursprung des beschriebenen Erdbebens.

Schaut man sich die Shakemap beim EMSC genauer an, dann sieht man, dass es in der letzten Woche zahlreiche Beben im Bereich des Tyrrhenischen Meeres und auch auf Sizilien gegeben hat. Einige der Erdbeben lagen in großen Tiefen von mehr als 100 Kilometern.

Erdbeben an Stromboli und Ätna

Ein sehr interessantes Erdbeben manifestierte sich gestern unmittelbar vor der Südostküste der Vulkaninsel Stromboli. Es wird nur auf der INGV-Shakemap angezeigt und hatte eine Magnitude von Mb 1,8. Das Hypozentrum lag in nur 130 m Tiefe. An anderen Vulkanen wäre so ein einzelner Erdstoß nicht von Bedeutung, doch im Falle des Strombolis sieht das anders aus. Das Beben könnte ein Vorbote einer intensiveren Eruptionsphase sein.

Am Ätna auf Sizilien gab es schließlich ein kleines Schwarmbeben unter der Südflanke bei Ragalna. Mehr als 10 Erschütterungen wurden registriert. Die Erdbebenherde lagen in Tiefen zwischen 9 und 11 Kilometern. Die Magnituden waren gering. Hier könnte aufsteigendes Magma im Spiel sein, das sich seinen Weg zur Oberfläche bahnt. Sehr gut möglich, dass wir in einigen Tagen einen flach liegenden Schwarm im Osten des Vulkans sehen werden, denn das aufsteigende Magma scheint meinen langjährigen Beobachtungen nach beim Aufsteigen einen Bogen von Norden über den Süden nach Osten und dann zum Krater zu beschreiben. In diesem Monat wurden bislang 105 Beben am Ätna registriert. Deutlich mehr als im Sommer.

Sizilien: Unwetter verursachen Überflutungen in der Ätnaregion

Starke Regenfälle verursachen Überflutungen am Fuß des Ätnas – Auto von den Wassermassen mitgerissen

Heute Morgen gab und gibt es neue Unwetter im Osten Siziliens. Besonders betroffen ist wieder die Region um den Vulkan Ätna und hier insbesondere die Gemeinden entlang der Küste. Videos, die in den sozialen Medien geteilt werden, zeigen überflutete Straßen, die sich teilweise in reißende Flüsse verwandelten. Auch die Küstenautobahn A8 steht zwischen Taormina und Catania streckenweise unter Wasser. Hier ist der Abschnitt zwischen Giarre und Fiumefreddo, wo es Richtung Ätna Nord abgeht, überflutet.

Dramatische Szenen spielten sich bei Torre ab. wo mindestens ein Fahrzeug von einer Sturzflut vom Hang des Ätnas kommend die Küstenstraße querte und mindestens ein Fahrzeug mitriss und es ins Meer spülte.

Bereits gestern wurden Unwetterwarnungen für die Ätna-Region herausgegeben, nach denen bis zu 150 Liter Niederschlag auf den Quadratmeter fallen sollten. Es sieht so aus, als würden diese Mengen aktuell deutlich überschritten werden. In einigen Meldungen heißt es, dass zwischen 250 und 400 Liter Wasser innerhalb von 8 Stunden gefallen sind.

In den letzten Wochen häufen sich im Osten Siziliens Unwetter mit Starkregenereignissen, die praktisch immer zu Sturzfluten führen. Das Mittelmeer ist dieses Jahr deutlich zu warm, wodurch mehr Wasser als üblich verdunstet. Stoßen dann kalte und warme Luftmassen zusammen, bilden sich Unwetter, die insbesondere am Ätna hängen bleiben. Hinzu kommt, dass es auch in den Höhenlagen wärmer als sonst ist und weniger Schnee, sondern mehr Regen fällt. Dadurch fließt das Wasser schneller zu Tal.

Krisensitzung zum Stromboli

Doch nicht nur der Ätna wird von einem Unwetter nach dem anderen getroffen, denn sie bleiben auch gerne am Stromboli hängen, der im Tyrrhenischen Meer ebenfalls ein Wolkenfänger ist. Offenbar haben sich neue Abflussrinnen des Wassers gebildet, die vom Gipfelbereich bis in den Ort hinunterreichen und Lahare auslösen. Diese sind bis jetzt noch vergleichsweise klein gewesen, doch die voranschreitende Erosion destabilisiert die oberen Hänge, wodurch auch das Erdrutschpotenzial steigt. Heute trifft man sich auf Stromboli zu einer Krisensitzung mit Wissenschaftlern, dem Bürgermeister der Liparischen Inseln und anderen Behördenvertretern. Hier werden sicherlich auch Gelder von Seiten des italienischen Staates benötigt, um die Bevölkerung mit baulichen Maßnahmen vor Laharen und Erdrutschen zu schützen, was allerdings stark ins Landschaftsbild der Insel eingreifen würde. Ich habe so das Gefühl, dass man stattdessen die Bevölkerung zur Umsiedlung auffordern wird. So oder so, die Grundstückspreise auf Stromboli dürften fallen. Vielleicht wird Stromboli das erste europäische Inselopfer des Klimawandels.

Übrigens, wäre es sicher auch angebracht am Ätna entsprechende bauliche Maßnahmen nach dem Vorbild Sakurajima zu ergreifen, was natürlich auch hier alles andere als optisch schön wäre.

Stromboli: starke Explosionen und Lahare

Starke Explosionen und hoher Tremor am Stromboli – Lahare durch Regenfälle

Am Stromboli, nördlich von Sizilien gelegen, ist die explosive Aktivität deutlich erhöht. Daten, die vom LGS zur Verfügung gestellt werden, zeigen, dass es aktuell zu ungewöhnlich starken strombolianischen Eruptionen kommt, die sich überwiegend im nordöstlichen Kratersektor abspielen. Die Explosionen erzeugen einen hohen akustischen Druck von bis zu 2,13 bar, was mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt ist. Auch die Entgasungen sind überdurchschnittlich stark. Zudem kommt es zu Phasen mit Lavaspattering. Der Tremor bewegt sich seit dem 8. November überwiegend im roten Bereich. Leider scheint ein Teil der Messinstrumente bzw. der Telemetrie ausgefallen zu sein, da es keine Daten zur Häufigkeit der Eruptionen und zum Gasflux gibt. Doch im Großen und Ganzen sieht es so aus, als würde die Aktivität des Vulkans generell erhöht bleiben.

Wenig Erfreuliches gibt es aus den beiden Ortschaften an der Küste des Inselvulkans zu berichten. Weitere starke Regenfälle verursachten kleine Lahars, die insbesondere den Norden von Stromboli-Ort trafen und vornehmlich durch Gassen liefen, die abschüssig verlaufen. Die Gassen werden nicht nur von Schlamm und Geröll zugeschüttet, sondern auch erodiert, wobei es auch zur Beschädigung von Mauern kommt. Ein Grund für die Zunahme erosiver Prozesse ist in dem Vegetationsbrand vom Mai 2022 begründet, den eine Filmcrew bei Dreharbeiten auslöste. Ein weiteres Problem stellen die Ziegen dar, die sich in den letzten Jahren stark vermehrten und insbesondere die oberen Flanken des Vulkans kahlgefressen haben. Mir ist nicht klar, ob man sich vor Ort des Problems bewusst ist. Bis jetzt beschwerten sich Anwohner nur, dass die Ziegen die oberen Berghänge verlassen und nun auch in Gärten einfallen, um dort alles kahl zu fressen. Es sieht so aus, als müsse man den Ziegenbestand deutlich reduzieren, aber so wie ich die Lage einschätze, sieht sich wieder niemand dafür verantwortlich und will die Kosten dafür übernehmen. Natürlich liegt die Schuld auch bei den vermehrt auftretenden Starkregenereignissen infolge eines zu warmen Mittelmeeres.

Sturzfluten in Orten der Ätna-Region

Ähnlich sieht es in den Gemeinden am Fuße des Ätnas auf Sizilien aus: Mittlerweile löst praktisch jeder stärkere Regenfall Sturzfluten aus, die insbesondere durch Catania rauschen, aber auch andere Orte heimsuchen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kanalisationen nicht nur unterdimensioniert, sondern auch verstopft sind. Hinzu kommt, dass es auch in den Höhenlagen am Vulkan zu warm ist: Was früher als Schnee runterkam und erst nach und nach beim Schmelzen als Flüssigkeit freigesetzt wurde, rauscht nun gleich zu Tale.

Angesichts des Klimawandels muss man vermehrt mit Wetterextremen rechnen. Da es unwahrscheinlich ist, dass der Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts auch nur ansatzweise unter Kontrolle gebracht wird, wäre es ratsam, die Infrastruktur entsprechend anzupassen. Zudem wird immer deutlicher, dass frühere Klimamodelle die Realität nur unzureichend abbilden: Man ging davon aus, dass die Desertifikation im Mittelmeerraum voranschreiten und die Region zunehmend trockener werden würde, ohne zu berücksichtigen, dass sich Phasen der Dürre und Phasen mit übermäßigem Niederschlag abwechseln könnten.

Wie schwer es ist, dem Klimawandel zu begegnen, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen und andere Probleme auszulösen, zeigt nichts so deutlich wie das Scheitern der deutschen Ampelregierung. Für einen echten gesellschaftlichen Wandel stehen bei weitem nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung, erst recht nicht bei angezogener Schuldenbremse und weiteren geopolitischen Herausforderungen und Bedrohungslagen durch alte und neue Feinde!