Santorin: Weitere Steigerung der Seismizität

Erdbebenaktivität bei Santorin nimmt zu – Stärkstes Beben M 4,5

Auf Santorin wächst die Spannung – nicht nur bei den Anwohnern, sondern auch im Untergrund. Die Erdbeben werden nicht nur häufiger, sondern auch stärker. So meldete das GFZ heute gleich vier Beben mit Magnituden zwischen 4,2 und 4,5. Die Tiefen wurden mit 10 Kilometern fixiert. Beim EMSC erhielten die zwei stärksten Beben eine Magnitude von 4,3. Die Erdbebenherde wurden in Tiefen von 13,6 und 14,5 Kilometern festgestellt. Die Epizentren lagen offshore, nordöstlich von Santorin, im Flankenbereich des submarinen Vulkans Kolumbos. Von gestern bis heute wurden mehr als 100 Beben mit Magnituden ab 2 registriert. Einige Erschütterungen ereigneten sich auch direkt auf Santorin.




Kontroverse um Ursprung des Schwarmbebens

Über die Natur der Beben gibt es kontroverse Diskussionen. Eine Gruppe geht davon aus, dass sie zumindest teilweise vulkanotektonischen Ursprungs sind und mit Bewegungen magmatischer Fluide zusammenhängen. Diese These wird laut griechischen Medienberichten vom Chefseismologen Efthymios Lekkas und dem Zivilschutzminister Vassilis Kikilias vertreten, die die Beben auf ein Erwachen des Vulkans zurückführen. Da ich weder Lekkas noch Kikilias persönlich gesprochen habe, ist nicht auszuschließen, dass die Medien die Angelegenheit aufbauschen oder den beiden Männern Worte in den Mund legen.

Das andere Lager beruft sich auf Aussagen des Seismologieprofessors Gerasimos Papadopoulos, der in einem Interview erklärt, dass die jüngsten Erdbeben im Nordosten von Santorin tektonischen Ursprungs sind. Die meisten Erschütterungen ereignen sich nicht innerhalb der vulkanischen Caldera oder auf der Insel selbst, sondern 10 bis 30 Kilometer nordöstlich, insbesondere im Meeresgebiet südlich von Amorgos. Die Region liegt auf einer unterseeischen Bruchzone, die von Amorgos bis Astypalea verläuft und von großen tektonischen Verwerfungen geprägt ist. Eine dieser Verwerfungen verursachte 1956 das stärkste Erdbeben des letzten Jahrhunderts in Griechenland mit einer Magnitude von 7,7 und löste einen 20 Meter hohen Tsunami aus. Laut Papadopoulos müsse man sich keine Sorgen um ein Erwachen des Vulkans machen. Allerdings erwähnt er den submarinen Vulkan Kolumbos, der sich sieben Kilometer nordöstlich von Santorin befindet, nicht. Auch bleibt unklar, ob die Gefahr eines starken Erdbebens besteht.

Schwarmbeben an Vulkanen oft vulkanotektonischen Ursprungs

Meiner Erfahrung nach spielen magmatische Fluide bei Beben in Regionen mit aktivem Vulkanismus oft eine Rolle. Selbst wenn es sich um tektonische Beben entlang von Störungszonen handelt, die durch Vulkane verlaufen, verändern magmatische Fluide die Spannungen im Boden und können Erschütterungen auslösen. Außerdem entstehen Erdbeben an Vulkanen häufig entlang von Störungen, wenn eine Vulkanflanke in Bewegung gerät und langsam abrutscht.

Sicherheit über den Ursprung der Bebentätigkeit kann man erst haben, wenn entweder Bodenhebung festgestellt wird, oder es aber zu einem so starken beben kommt, dass eine vulkanotektonische Natur der Erschütterung praktisch ausgeschlossen ist.

Santorin: Erdbebenschwarm intensivierte sich

Der Calderarand von Santorin fällt steil ab. © Marc Szeglat

Erdbebenschwarm bei Santorin und Kolumbos verstärkte sich – Behörden beobachten Situation

Datum 31.01.25 | Zeit: 08:10:59 UTC | Koordinaten: 36.580 ; 25.790 | Tiefe: 5 km | Mb 3,3

Das Schwarmbeben beim griechischen Unterwasservulkan Kolumbos intensivierte sich und das EMSC registrierte in den letzten 24 Stunden eine wachsende Anzahl (38) von Erdbeben, wobei auch deren Energiefreisetzung zunahm. So hatte das stärkste Beben eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in nur 5 Kilometern Tiefe. Da es sich aber gut 15 Kilometer vor der Küste von Santorin ereignete, wurde es von den Anwohnern offenbar nicht gespürt. Standardmäßig zeigen die Erdbebenkarten von EMSC nur Beben mit Magnituden ab 2 an. Besucht man die Shakemap des griechischen Erdbebendienstes, dann sieht man, dass es auch eine Vielzahl schwächerer Erdbeben gibt. Diese manifestieren sich nicht nur unter der Nordostflanke von Kolumbos, sondern auch auf Santorin.




Konferenz des Katastrophenschutzes mit Geoforschern einberufen

Dieser Umstand hat bereits am Mittwoch die griechischen Behörden alarmiert, woraufhin der Zivilschutzminister Vassilis Kikilias eine Sondersitzung des Katastrophenschutzes veranlasst hat. Man kam überein, der Situation besondere Aufmerksamkeit zu schenken und sie weiterhin genau zu überwachen, man sieht aber noch keinen Grund für Alarmismus. Die anwesenden Geoforscher meinten, dass die Beben vulkanotektonischen Ursprungs sind und sich überwiegend entlang der zentralen Störungszone des Calderavulkans ereignen.

Efthymios Lekkas, Seismologe und Leiter des wissenschaftlichen Überwachungsausschusses für den Hellenischen Vulkanbogen, meinte gestern in einem Interview mit dem griechischen Fernsehsender ERT, dass Santorin alle 20.000 Jahre eine gewaltige Eruption erzeugt. Da seit der letzten großen Explosion erst 3600 Jahre vergangen sind, hätte man sehr viel Zeit, bevor man erneut mit einer großen Explosion konfrontiert wird. Der Seismologe vergisst aber offensichtlich, dass sich Vulkane nicht unbedingt an Statistiken halten und dass auch normal große Eruptionen ein Problem für Inselbewohner und Touristen darstellen könnten.

Die Situation zeigt Parallelen zu der seismischen Krise, die im Jahr 2011 begann und 14 Monate anhielt. Damals wurden nicht nur Erdbeben, sondern auch eine erhöhte hydrothermale Aktivität auf Nea Kameni und eine Bodenhebung am Grund der Caldera festgestellt. Eine Eruption blieb aber aus. Von vergleichbaren Ereignissen wurde aktuell bisher nicht berichtet.

In den Newsartikeln zu der Konferenz werden nicht die deutlich stärkeren Beben unter dem Kolumbos erwähnt, obwohl von diesem Unterwasservulkan am ehesten eine überregionale Bedrohung ausgeht. Eine Studie aus dem Jahr 2022 entdeckte unter dem Vulkan einen großen Magmenkörper. Er hat ein Volumen von 1,4 Kubikkilometer und vergrößert sich mit einer jährlichen Rate von etwa 4 Millionen Kubikmetern. Bei der letzten starken Eruption des Unterwasservulkans im Jahr 1650 wurden etwa 2 Kubikkilometer Tephra ausgeworfen. Bei der aktuellen Zuflussrate wäre dieser Wert in gut 150 Jahren erreicht.

Santorin: Weitere Erdbeben am 30.01.25

Schwarmbebentätigkeit nordwestlich von Santorin hält an – Mehr als 30 Beben seit gestern

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin kommt seismisch betrachtet nicht zur Ruhe und es ereignen sich immer noch Erdbeben. In den letzten 24 Stunden wurden mehr als 30 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich detektiert. Innerhalb einer Woche wurden mehr als 70 Erschütterungen registriert. Das stärkste Beben brachte es heute auf Mb 2,9 und hatte ein Hypozentrum in 13300 m Tiefe. Das Epizentrum lag ca. 15 Kilometer vor der Küste der Insel und 7 Kilometer vom Krater des submarinen Vulkans Kolumbos entfernt. Ich bringe den Erdbebenschwarm mit diesem Unterwasservulkan in Verbindung, da sie sich größtenteils an der unteren Nordostflanke des Vulkans abspielen. Doch ob sie tatsächlich vulkanotektonischen Ursprungs sind und von Bewegungen magmatischer Fluide ausgelöst werden, vermag ich nicht zu sagen. Denkbar sind auch rein tektonische Erschütterungen oder Beben, die zwar tektonischer Natur sind, aber durch ein verändertes Spannungsregime infolge einer Bodenhebung ausgelöst werden. Meldungen über Bodendeformationen stehen aus, wobei es in dem Bereich des Meeres wahrscheinlich keine unterseeischen Messstationen gibt.

Generell sind Flanken von Unterwasservulkanen relativ steil und neigen zum Abrutschen, mit der Folge, dass Tsunamis entstehen können. So ein Tsunami hätte verheerende Auswirkungen auf die Inselwelt der Ägäis und umliegende Küsten des Mittelmeeres. Sollte es zu einem submarinen Vulkanausbruch am Kolumbos kommen, steigt diese Gefahr noch einmal.

Auch auf Santorin selbst gab es eine weitere Erschütterung. Sie hatte die Magnitude 2,1 und lag direkt unter dem Ort Thira. Der Erdbebenherd befand sich in 7 Kilometern Tiefe. Vereinzelte Erdbeben sind auf einer Vulkaninsel normal, aber auch hier gibt es seit einigen Wochen eine leichte Steigerung der Seismizität.

Santorin ist eine beliebte Urlaubsinsel am Rand einer großen Caldera, die in der Bronzezeit durch eine verheerende Eruption die Geschichte beeinflusste und möglicherweise den Untergang der Minoer verursachte.

Santorin: Schwarmbeben nördlich der Insel

Blick von Thira auf Santorin in Richtung Nea Kameni. © Marc Szeglat

Schwarmbeben nördlich von Santorin erschüttert submarinen Vulkan Kolumbos

Die Region der griechischen Vulkaninsel Santorin wurde seit letzter Woche von mehreren Erdbeben getroffen. Das stärkste ereignete sich am 25. Januar und hatte eine Magnitude von 3,6. Der Erdbebenherd lag in 11 Kilometern Tiefe und das Epizentrum manifestierte sich an der Küste von Thirasia. Hierbei handelt es sich um die westliche Insel des Archipels, wo sich der westliche Calderarand über den Meeresspiegel erhebt. Aber auch auf Nea Kameni und Santorin selbst bebte es. Heute kam es dann zu einem kleinen Erdbebenschwarm nördlich von Santorin, der auch das Areal des submarinen Vulkans Kolumbos streifte. Der Schwarm setzt sich aus 19 Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich zusammen. Die Hypozentren liegen in Tiefen zwischen 5 und 21 Kilometern. Ob sie tektonischen Ursprungs sind oder durch die Bewegung magmatischer Fluide ausgelöst wurden, ist noch unklar.

In den letzten Wochen konnte man eine leichte Zunahme der Seismizität bei Santorin beobachten. So wie es aussieht, ergibt sich hieraus ein Trend. Obgleich es immer wieder zu Erdbeben kommt, treten Schwärme nicht ganz so häufig auf. Zuletzt ereignete sich auf Santorin im Jahr 2012 eine signifikante Aktivitätssteigerung, während der es zu zahlreichen Schwärmen kam, die mit einer partiellen Hebung des Calderabodens einherging. Damals rechnete man schon fast mit einem Vulkanausbruch, der dann aber doch ausblieb.

Die Santorin-Caldera gehört zusammen mit den Campi Flegrei und dem Vesuv zu den gefährlichsten Vulkanen Europas. Sie zeigte sich für die wohl verheerendste Eruption im Europa der Bronzezeit und Antike verantwortlich. Als Minoische Eruption, die sich ca. vor 3600 Jahren ereignete, ging sie in die Geschichtsbücher ein. Der durch diese Eruption ausgelöste Tsunami könnte den Untergang der Minoischen Kultur eingeläutet haben und wirkte sich auch auf die Ägypter aus. Bei dem Ausbruch entstand eine Caldera, in der folgende normale Eruptionen den Inselvulkan Nea Kameni bildeten. Dieser war zuletzt im Jahr 1950 aktiv. Eine stärkere Eruptionsperiode ereignete sich zwischen 1939 und 1941. Der Vulkan ist also alles andere als erloschen und könnte mittelfristig betrachtet wieder ausbrechen. Für den Tourismus wäre bereits ein normalgroßer Ausbruch katastrophal, sieht man mal von Vulkantouristen ab, die gezielt Eruptionen beobachten wollen.

Beim Kolumbos handelt es sich übrigens um einen hydrothermal aktiven submarinen Vulkan, der ca. 7 Kilometer nordöstlich von Santorin liegt. Sein Calderarand reicht bis in eine Wassertiefe von 18 m auf. Der Calderaboden befindet sich allerdings in mehr als 500 m Tiefe.

Kreta: Erdbeben Mb 4,5 am 29.12.24

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert griechische Ferieninsel Kreta – Wahrnehmungsmeldungen aus 80 Kilometern Entfernung

Datum 29.12.24 | Zeit: 08:02:09 UTC | Koordinaten: 35.092 ; 26.394 | Tiefe: 26 km | Mb 4,5

Vor der Ostküste der griechischen Ferieninsel Kreta ereignete sich heute Morgen um 08:02:09 UTC ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,5. Das Epizentrum wurde 17 km östlich von Palekastro verortet. In dem Ort leben nur gut 1.000 Einwohner. Das Hypozentrum befand sich in gut 26 Kilometern Tiefe und damit bereits in der oberen Asthenosphäre. Dennoch konnte der Erdstoß noch in gut 80 Kilometern Entfernung vom Hypozentrum gespürt werden. Dem EMSC liegen einige Wahrnehmungsmeldungen vor. Bebenzeugen sprechen von wackelnden Möbeln.

Tektonisch betrachtet stehen Erdbeben bei Kreta mit der Subduktion entlang des Hellenischen Grabens in Verbindung, entlang dem die Afrikanische Platte unter der Ägäischen Platte abtaucht. Bei der Ägäischen Platte handelt es sich um eine Kleinplatte, die dem Europäischen Kontinent vorgelagert ist. Tatsächlich liegen im Osten von Kreta einige sinistrale (linksschiebende) Blattverschiebungen. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich an einer dieser Störungen. Laut einer Studie von Uwe Ring u. a. aus dem Jahr 2022 sind diese Störungen zusammen mit der westlich von Kreta gelegenen Kefalonia-Verwerfung für die starke Krümmung der Hellenischen Subduktionszone südlich von Kreta verantwortlich.

Betrachtet man die Shakemap genauer, erkennt man, dass es nicht nur ein Nachbeben der Magnitude 3,2 im Osten von Kreta gab, sondern auch eine Erschütterung der Magnitude 2,5 in der Santorin-Caldera. Dieses Beben manifestierte sich in nur 4 Kilometern Tiefe am Nordwestrand der Vulkaninsel Nea Kameni, die sich in der Caldera erhebt. Ein weiteres Beben lag nordöstlich von Santorin, in der Nähe des submarinen Vulkans Kolumbos. Im Bereich von Nea Kameni ereigneten sich in den letzten zwei Wochen zwei weitere Erschütterungen mit Magnituden im Zweierbereich. Die Beben deuten darauf hin, dass der Vulkan längst nicht erloschen ist und mittelfristig betrachtet wieder zu neuem Leben erwachen könnte. Der letzte Ausbruch von Nea Kameni ereignete sich 1950. Es gab explosive aber auch effusive Aktivität. Es handelte sich allerdings nicht um einen Katastrophalen Vulkanausbruch mit überregionalen Wirkungen. Erste Schwarmbeben manifestierten sich bereits 1949, so dass man sagen kann, dass sich der Ausbruch innerhalb von einem Jahr zusammenbraute. Weitere Anzeichen eine bevorstehenden Ausbruchs waren Bodenhebung, erhöhte Gasemissionen und eine verstärkte Geothermie im Küstenbereich der Insel.

Griechenland: Schwarmbeben zwischen Kreta und Santorin

Zahlreiche Erdbeben erschüttern die Ägäis zwischen Kreta und Santorin – Stärkste Erschütterung Mb 4,2

Datum 29.04.2024 | Zeit: 04:24:38 UTC | Lokation: 35.769 ; 25.552 | Tiefe: 12 km | Mb 4,2

Die griechische Ägäis ist Schauplatz eines Erdbebenschwarms, der sich nördlich der Insel Kreta und südlich von Santorin zuträgt. Die Erdbeben begann bereits in der letzten Woche und halten bis heute an. Der stärkste Erdstoß ereignete sich heute und hatte eine Magnitude von 4,2 und ein Hypozentrum in 12 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 61 Kilometer nördlich von Heraklion verortet. Die Vulkaninsel Santorin liegt ca. 80 Kilometer vom Epizentrum entfernt. Das zweitstärkste Erdbeben brachte es auf Mb 4,0 in 15 Kilometern Tiefe. Insgesamt besteht der Schwarm aus fast 50 Einzelbeben.

Die meisten Erdbeben der Ägäis manifestieren sich im Allgemeinen entlang der Grenze der Ägäischen Platte zu den umliegenden Platten. Südlich von Kreta befindet sich die Kollisionszone mit der Afrikanischen Platte, wo am Hellenischen Graben Subduktion stattfindet. Im Norden grenzt die Ägäische Platte an die Anatolische und Eurasische Platte. In der Kretischen See, wo die aktuellen Erdbeben stattfinden, liegt ein nicht-vulkanischer Inselbogen. Auf tektonischen Karten ist dieser Bogen durch die Benniof-Zone markiert, die den unterirdischen Verlauf des Plattensegments widerspeigelt, das bei der Subduktion abtaucht und in der Asthenosphäre verschwindet. Nun könnte man meinen, dass sich das Schwarmbeben an der Oberseite der abtauchenden afrikanischen Platte ereignet, doch sie müsste so weit nördlich von Kreta weitaus tiefer liegen. Eine Möglichkeit für den Ursprung des Schwarmbebens wäre die Aktivierung einer lokalen Störungszone oder der Aufstieg von magmatischen Fluiden, was in einem nicht-vulkanischen Inselbogen eher unwahrscheinlich ist.

Hinter diesem nicht-vulkanischen Inselbogen schließt sich dann der vulkanische Inselbogen an, zu dem Santorin gehört. Schaut man sich die Shakemap der letzten 7 Tage genauer an, erkennt man zwei Erschütterungen nördlich von Santorin. Dort liegt in etwa der submarine Vulkan Kolumbos.

Santorin: Hinweise auf Eruption im Mittelalter entdeckt

Geoforscher finden Beweise auf eine größere mittelalterliche Eruption des Santorin-Vulkans

Ein internationales Forschungsteam unter Leitung von GEOMAR in Kiel und der Universität Hamburg hat mit seinen Forschungen auf einem Bohrschiff vor Santorin Beweise für einen submarinen Vulkanausbruch gefunden, der bis jetzt nur aus historischen Aufzeichnungen bekannt war. Diese stammten aus dem Mittelalter und berichteten von brodelndem und verfärbtem Wasser und treibenden Bimssteinen vor der Küste der Insel. Es sollen sich sogar Glutwolken gebildet haben. Demnach hatte es im Jahr 726 n. Chr. eine Eruption gegeben, die mit der kleinen Vulkaninsel Kameni, die sich in der Bucht von Santorin befindet, im Zusammenhang stand. Bis jetzt fehlten allerdings wissenschaftliche Beweise für die Eruption. Die Forschungen lösten somit ein historisches Rätsel. Dabei stellte sich auch heraus, dass das Ausmaß des Ausbruchs viel größer als bisher angenommen war.

Santorin ist Teil des gut erforschten Vulkansystems im Kykladenbogen. Der Kameni-Vulkan, der im Zentrum des Archipels liegt, brach mehrfach aus. Anzeichen vulkanischer Unruhe gab es zuletzt in den Jahren 2011/12, als Schwarmbeben und Bodenhebungen in der Caldera detektiert wurden. Die Studie widerlegt die Annahme, dass Caldera-Zyklen stets ähnlich verlaufen, und zeigt, dass explosive Ausbrüche auch unabhängig großer Eruptionen auftreten können, die in der Vergangenheit zur Calderablildung geführt haben.

Die Forscher fanden in bei ihren Untersuchungen des Meeresbodens Spuren vulkanischer Ablagerungen, die mit dem Ausbruch von 726 in Verbindung gebracht werden konnten. Die Auswurfmassen von Bimsstein und Asche bedeckten damals große Flächen des Meeres und erreichten Küsten in mehr als 400 Kilometern Entfernung. Mit einem Vulkanexplosivitätsindex von 5 war die Eruption deutlich stärker als bisher angenommen.

Die Studie warnt vor möglichen Auswirkungen eines ähnlichen Ereignisses in der heutigen Zeit, einschließlich Tsunamis, Bimsstein-Teppichen und Aschewolken, die den östlichen Mittelmeerraum gefährden könnten. Die Instabilität des Kameni-Vulkans macht ihn anfällig für Hangrutsche, die ebenfalls zu schweren Schäden infolge von Tsunamis führen könnten.

Experten betonen die Notwendigkeit von Frühwarnsystemen, da ein unvorbereiteter Vulkanausbruch oder Flankenkollaps schwerwiegende Folgen haben könnte. Diese Erkenntnisse haben auch Relevanz für andere Vulkanregionen, wie die Phlegräischen Felder bei Neapel, wo sich ein Teil des Calderavulkans Unterwasser befindet. Sie zeigen die Bedeutung der Erforschung von Ablagerungen am Meeresgrund für das Verständnis und die Vorhersage von Vulkanausbrüchen.

Santorin: Gigantische Eruption nachgewiesen

Forscher entdecken Ablagerung einer Supervulkan-Eruption bei Santorin

Forscher haben Spuren der wohlmöglich größten Eruption in der Geschichte der Ägäis entdeckt. Sie wird als „Archaeos-Eruption“ bezeichnet und weist beeindruckende Ausmaße auf. Der unterseeische Vulkanausbruch ereignete sich im Santorin-Vulkanfeld und hinterließ massive Bimssteinablagerungen von bis zu 150 Metern Mächtigkeit am Meeresgrund. Diese Entdeckung basiert auf Bohrkernanalysen, bei denen Geologen unter der Leitung von Tim Druitt von der Universität Clermont-Auvergne zwölf Bohrungen im Christiana-Santorin-Kolumbo-Vulkanfeld durchführten, um vulkanische Ablagerungen der letzten 23 Millionen Jahre zu untersuchen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Archaeos-Eruption vor etwa 520.000 Jahren stattfand und von einem unter Wasser liegenden Vulkan des Santorin-Komplexes ausging. Die Menge an vulkanischem Material, die während dieses Ereignisses ausgestoßen wurde, war beeindruckend. Die Tuffstein-Ablagerung hatte ein Volumen von mehr als 90 Kubikkilometern und eine Mächtigkeit von bis zu 150 Metern. Dies übertrifft die Ablagerungen der berühmten Minoischen Eruption um das Sechsfache und die des jüngsten Hunga-Tonga-Ausbruchs vom Januar 2022 um das Zehnfache.

Die rekonstruierte Eruptionsdynamik deutet darauf hin, dass gasreiches Magma mit hoher Geschwindigkeit aus dem unterseeischen Vulkanschlot schoss und sich mit dem teilweise verdampfenden Wasser vermischte. Dies führte zur Bildung eines heißen Gemischs aus Gas, Vulkanasche und Bimssteinlapilli, das sich als pyroklastische Ströme ausbreitete. Diese Dichteströme erreichten eine Länge von bis zu 70 Kilometern und glitten über das Meer.

Die Entdeckung hat auch Auswirkungen auf das Verständnis des südägäischen Vulkanbogens, indem sie auf eine größere Kapazität für hochgradig gefährliche unterseeische Ausbrüche hinweist. Die Existenz einer großen, begrabenen submarinen Caldera unter dem modernen Vulkanfeld wird angedeutet, und die eruptive Geschichte des Christiana-Santorini-Kolumbo-Vulkanfelds wird weiter in die Vergangenheit verlängert.

Obwohl diese Ergebnisse auf eine explosive Vergangenheit hinweisen, betonen die Forscher, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass das Vulkanfeld in absehbarer Zeit eine ähnlich massive Eruption erleben wird. Dennoch tragen solche Erkenntnisse dazu bei, das Verhalten und die Gefahren solcher Vulkane besser zu verstehen, und können bei der Vorhersage zukünftiger Aktivitäten eine Rolle spielen.

So beunruhigend die Vorstellung eines weiteren europäischen Supervulkans auch sein mag, zeigen die Forschungen auch, dass nicht jeder Ausbruch eines solchen Calderasystems in eine Supervulkaneruption enden muss. Ich denke da insbesondere an die aktuellen Vorgänge der süditalienischen Caldera Campi Flegrei, die in diesen Tagen wieder unruhiger geworden ist.
(Quellen: Geomar, Communications Earth & Environment, 2024: doi: 10.1038/s43247-023-01171-z)

Rätsel um Tsunami der Kolumbos-Eruption gelöst?

Studie findet Belege für unterseeischen Hangrutsch während der Kolumbos-Eruption nahe Santorin

Während die Minoische Eruption des griechischen Inselvulkans Santorin, die sich in der Bronzezeit ereignete, vielen Menschen bekannt ist, wissen die Wenigsten um einen ebenfalls sehr starken Vulkanausbruch, der sich im Jahre 1650 am nur 7 km entfernten Unterwasservulkan Kolumbos zutrug. Diese Eruption galt als die stärkste Eruption des östlichen Mittelmeers innerhalb von 1000 Jahren.

Im Jahr 1649 hatte sich der submarine Vulkan durch eine Reihe kleinerer Eruptionen so weit erhoben, dass er über die Wasseroberfläche ragte. Im September 1650 eruptierte der junge Inselvulkan dann so stark, dass er einen Tsunami auslöste, der noch in 150 km Entfernung große Zerstörungen anrichtete. Mehr als 70 Bewohner der 7 km entfernten Insel Santorin starben. Viele Gebäude wurden zerstört, der Ascheregen brachte Ackerbau und Viehzucht zum Erliegen.

Augenzeugenberichte beschrieben den Ausbruch, bei dem der Vulkan sieben Kilometer nordöstlich von Santorini glühendes Gestein, Feuer und Blitze ausspuckte, begleitet von einem dunklen Himmel. Das Meerwasser wich zurück und kehrte mit gewaltigen Wellen zurück, die bis zu zwanzig Meter hoch waren. Die Explosion war noch in einer Entfernung von mehr als 100 Kilometern zu hören. Es entstanden enorme pyroklastische Ströme, die weit aufs Meer hinaus flossen.

Die genaue Ursache der Tsunami-Entstehung ist eines der Rätsel, dass sich um die Eruption rankt, denn die Kraft der Eruption reichte nicht aus, um bis zu 20 m hohe Wellen zu erzeugen. Dieses Rätsel zu lösen, nahm sich ein deutsches Forscherteam unter Leitung von Dr. Jens Karstens vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel als Aufgabe. Sie erstellten eine Studie, die jüngst in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde.

Die Forscher an Bord des Forschungsschiffs Poseidon nutzten seismische Untersuchungsmethoden zur dreidimensionalen Visualisierung des Untergrunds, um ein Bild des Kraters in 18 m Tiefe zu erstellen. Dabei entdeckten sie erhebliche Verformungen an einer Seite des Depression, die auf einen großen Erdrutsch hindeuteten. Die Kombination aus Erdrutsch und Vulkanausbruch führte laut Computermodellierungen zur Entstehung des Tsunamis, wobei der Vulkanausbruch allein nicht ausreichte, um die beobachtete Tsunami-Höhe zu erklären.

Dr. Karstens erklärte, dass die Instabilität, die Zusammensetzung des Vulkans und seine steilen Hänge zur Intensität des Ausbruchs beitrugen und dass der Ausbruch „wie das Entkorken einer Champagnerflasche“ war, wobei er über mehrere Wochen Lava ausstieß.

Die Erkenntnisse aus dieser Studie sind von großer Bedeutung für die Entwicklung von Überwachungsprogrammen für aktive Unterwasservulkane. Ein solches Programm namens SANTORY wird von Co-Autor Prof. Dr. Paraskevi Nomikou von der Nationalen und Kapodistrischen Universität Athen (NKUA) geleitet. Dr. Karstens hofft, dass die Ergebnisse dazu beitragen, innovative Ansätze zur Echtzeitüberwachung vulkanischer Aktivitäten zu entwickeln und möglicherweise ein Frühwarnsystem zu etablieren.

Kolumbos stand in diesem Jahre bereits einmal in den Schlagzeilen von Vnet, da Forscher einen aktiven Magmenkörper nachwiesen. Hier der Artikel.

(Quelle: Studie bei nature.com)