Island: Kontroverse um Bau eines Flughafens bei Hvassahraun

Kontroverse Diskussion um neuen Flughafen auf Lavafeld Hvassahraun vor Reykjavik entbrannt

Seit einigen Jahren wird in Island darüber nachgedacht, den Hauptstadtflughafen in Reykjavik einige Kilometer südwestlich auf das alte Lavafeld Hvassahraun zu verlegen. Hauptgründe dafür sind zum einen die Lärm- und Abgasbelastung für die Anwohner am bestehenden Flughafen, zum anderen die kurze Start- und Landebahn, die es größeren Flugzeugen unmöglich macht, den Flughafen anzufliegen. Daher wird der Hauptstadtflughafen nur für den regionalen Flugverkehr genutzt, meist mit zweimotorigen Turbopropmaschinen. Auch die Hubschrauber für Rundflüge, die oft bei Vulkanausbrüchen gebucht werden, sind dort stationiert.

Bereits vor mehreren Jahren wurde eine sechsköpfige Expertenkommission eingerichtet, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen, die nun vorgestellt wurde. In der Studie heißt es, dass es nur wenige Gründe gegen die Verlegung des Flughafens gebe und die Experten stuften das Risiko eines Vulkanausbruchs in der Gegend als gering ein. Allerdings beruhen die wesentlichen Daten dieser Studie auf Informationen aus der Zeit vor den Ausbrüchen im Svartsengi-Gebiet.

Das Lavafeld Hvassahraun liegt am Rand der bekannten Spaltenvulkane auf Reykjanes, doch der südlichste Teil des potenziellen Flughafengebiets vor den Toren Reykjavíks liegt nur zwei Kilometer vom Krýsuvík-System entfernt, einem Gebiet, in dem es in den letzten Tagen und Wochen häufig zu Schwarmbeben gekommen ist. Sollte es im Krýsuvík-System zu einer Eruption kommen, könnten Lavaströme bis zum geplanten Flughafen vordringen.

Auch der bekannte Vulkanologieprofessor Þorvaldur Þórðarson meldete sich zu Wort und kritisierte, dass die vulkanischen Gefahren von der Arbeitsgruppe kaum berücksichtigt worden seien. Er betonte, dass Lava dort, wo sie bereits geflossen ist, jederzeit wieder fließen könnte – eine Erkenntnis, die auf Island jedoch wenig überrascht, da die Insel fast vollständig aus Lava besteht.

Der isländische Verkehrsminister sprach sich ebenfalls gegen die Verlegung des Flughafens aus und betonte, dass sein Ministerium dafür keine Mittel bereitstellen werde. Der Minister zeigte sich visionär, indem er darauf hinwies, dass es in einigen Jahren elektrisch betriebene Flugzeuge geben werde, die emissionsfrei und leiser seien. Es gibt zwar bereits erste Prototypen elektrisch betriebener Propellerflugzeuge, doch Passagiermaschinen sind von der Serienreife noch ein gutes Stück entfernt.

Island: Der 6. Vulkanausbruch hat am 22.08.24 begonnen

Der erwartete Vulkanausbruch bei Svartsengi auf Island hat begonnen – Fast 4 Kilometer lange Eruptionsspalte öffnete sich

Auf Island hat am Abend des 22. August der erwartete Vulkanausbruch angefangen. Gegen 21.25 Uhr öffnete sich entlang der Sundhunukur-Kraterreiche ein neuer Eruptionsspalt. Die Initialzündung manifestierte sich östlich der vulkanischen Erhebung Sýlingarfell als eine Dampfwolke über 1 Kilometer hoch aufstieg. Von dort aus breitete sich der Riss auf einer Länge von 3,9 Kilometern überwiegend in nördlicher Richtung  aus. Lavafontänen wurden gefördert, die Lavaströme speisten, die nach Osten und Westen flossen und fließen. Erneut könnte der Grindavíkurvegur – die Hauptstraße nach Grindavik – von der Lava überflossen werden. In Richtung Grindavik flossen zunächst keine Lavaströme. Da sich die Seismizität auf dem nördlichen baschnitt der Sundhnkur-Kraterreihe konzentrierte, ging man nicht davon aus, dass sich die Eruptionsspalte weiter in Richtung Grindavik ausdehnen würde.

Dem Ausbruch voran ging eine kurze seismische Krise, die um 20:48 UTC einsetzte. Die meisten Epizentren lagen zwischen Stóra-Skógfell und Sýlingarfell. Der Druck in Bohrlöchern nahm zu. Minuten vor der Eruption brachte IMO eine Warnung heraus, dass die Ausbreitung eines Magmatischen Gangs begonnen hätte und der Ausbruch unmittelbar bevorsteht.

Das Geschehen konnte gut per Livestream verfolgt werden und wer – wie ich – gestern Abend bereits offline war, der kann jetzt noch eine Aufzeichnung des Eruptionsbeginns sehen. Wie auch bei den letzten Eruptionen war die Initialphase die stärkste und war somit auch die Hauptphase des Ausbruchs. Seine Kraft hat deutlich schneller nachgelassen, als es bei den letzten beiden Ausbrüchen der Fall gewesen war. Bereits 4 Stunden nach Eruptionsbeginn nahm die Intensität der Lavafontänen deutlich ab und die Länge des aktiven Teils der Spalte schrumpfte. Heute Morgen ist nur noch ein kleiner Teil aktiv und der Lavaausstoß hat stark nachgelassen. Es sieht so aus, als würde die Tätigkeit im Laufe des Tages bereits versiegen oder sich nur noch auf einen Schlot beschränken. Der Eruptionsverlauf würde dann jenen der ersten kurzlebigen Eruptionen ähneln, wie sie zu Beginn der Eruptionsphase typisch waren.

RUV-Livecam auf dem Sylingarfell. In der Aufzeichnung, die noch einige Stunden lang verfügbar ist, erkennt man wie die Spalte ins Bild hineinwächst.

Betrachtet man die Grafen zur Bodenhebung, dann erkennt man, dass diese deutlich zurückgegangen ist. Es ist noch zu früh um detailliert auf die Werte einzugehen, aber es wurde in der kurzen Zeit eine beachtliche Menge Lava gefördert. Die Erdbebentätigkeit hat stark nachgelassen, ist aber noch erhöht. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass sich kurzfristig eine weitere Eruptionsspalte öffnen wird.

Grindavik: Neue Hohlräume aufgespürt

Hohlräume unter Grindavik führen zu Sperrungen – Vulkanausbruch geht weiter

Während der Vulkanausbruch in Sichtweite von Grindavik weiter geht, haben Geologen und Landvermesser Hinweise auf weitere Hohlräume unter Grindavik aufgespürt, die durch die Erdbewegungen der letzten Monate entstanden sind. Einer dieser Hohlräume wurde unfreiwillig entdeckt, als ein LKW durch die intakte Fahrbahn eines asphaltierten Weges brach und halb im Loch darunter verschwand.

Die Hohlräume wurden in 9 Bereichen im Westen von Grindavik aufgespürt. Die betroffenen Bereiche wurden abgesperrt und nun wird darüber diskutiert, wer für die Finanzierung der Löcher aufkommen soll, die teilweise ja noch im Verborgenen liegen, ähnlich dem Hohlraum, der von besagtem LKW aufgespürt wurde. Bevor man die Hohlräume verfüllen kann, müssen sie oberflächlich freigelegt oder erbohrt werden. Ein Unterfangen, das mehrere Millionen ISK kosten wird.

Atli Geir Júlíusson, Dezernentin für Umwelt- und Planungsarbeiten der Kommune Grindavik legte heute einen entsprechenden Bericht vor und forderte den Staat dazu auf, die Kosten zu übernehmen. Ob die Regierung der Aufforderung nachkommen wird ist noch offen.

Derweilen geht der Vulkanausbruch weiter und unterliegt den Veränderungen, die für eine Eruption dieser Art typisch sind. Nachdem der Tremor gestern leicht gefallen ist, drehte sich sich der Trend nachts wieder um und es kam zu einem leichten Anstieg. Alles in allem scheint die Eruption noch stabil zu sein, allerdings beschränkt sie sich auf die beiden größten Kraterkegel, die sich auf der Spalte gebildet haben. Wahrscheinlich ist, dass in den nächsten Tagen auch der kleinere der beiden Kegel seine Aktivität einstellen wird. Dafür wird die Lavafontänentätigkeit in dem verbliebenen Krater stärker. Ein schönes Schauspiel für die wenigen privilegierten Wissenschaftler und isländischen Pressevertretern, die sich der Eruptionsstelle nähern dürfen. Sieht man einmal von der Luftverschmutzung durch den Gasausstoß ab, so könnte man nun das Naturspektakel relativ gefahrlos von einem der umliegenden Hügel beobachten. Es könnten sich zwar kleinere neue Risse entlang des Gangs öffnen, oder Lavaströme schubweise anschwellen und ihren Lauf verändern, doch dass sich ein neuer Kilometerlanger Riss auftut, der mit einer gewaltigen Eruption Schaulustige gefährdet ist eher unwahrscheinlich.

Dafür ist es umso wahrscheinlicher, dass es außerhalb der Reisesaison wohl nicht zur Einrichtung eines Walk-In-Volcanoes kommen wird, da es sich finanziell nicht lohnen wird, Touristen anzulocken.

Weiterführender Link: Vulkane und Erdbeben auf Island.

Neuer Vulkanausbruch auf Island am 16.03.24

Neue Spalteneruption auf isländischer Reykjaneshalbinsel stößt Lava aus – Vorwarnung war gering

Heute Abend begann auf der Reykjaneshalbinsel auf Island der seit Tagen erwartete Vulkanausbruch. Die Eruption startete gegen 20:23 Uhr Lokalzeit mit einer Spaltenöffnung entlang der Sundhnúkar-Kraterreihe zwischen den vulkanischen Erhebungen Stóra-Skógfell und Hagafell. Sie befindet sich in dem Areal der Eruption vom 8. Februar und somit vergleichsweise nahe an Grindavik. Die Eruptionsspalte ist ca. 3 Kilometer lang. Lavafontänen fördern einen großen Lavastrom, der sich flächig ausbreitet. Ein Teil der Lava fließt in Richtung Süden auf Grindavik zu. Die Stadt ist inzwischen von einem halbkreisförmigen Ringwall umgeben, der sie vor Lavaströmen schützen soll.

Die Eruption begann nach dem Einsetzen eines vergleichsweise kleinen Schwarmbebens und es gab nur eine kurze Vorwarnzeit, wobei der Schwarm so schwach war, dass man nicht wirklich darauf schließen konnte, dass der Ausbruch unmittelbar bevorstand. Der Tremor ist erhöht, dennoch kann man von einem seismisch sehr ruhigen Verlauf sprechen. Im Nachhinein betrachtet war das deutlichste Vorzeichen der Eruption ein GPS-Messpunkt, der höher als die Vorangegangenen lag. Er zeugte vom Magmaaufstieg, als der Dyke intrudierte. Die Spaltenöffnung selbst vollzog sich innerhalb weniger Minuten. Zu Fuß wäre es schwer gewesen, sich in Sicherheit zu bringen.

Die Eruption findet bei schönem Wetter statt und kann sehr schön via Livestreams beobachtet werden. Schaut man sich die gespeicherten Aufnahmen an, kann man sehen, dass es eine verstärkte Dampfentwicklung bereits einige Minuten vor der Spaltenöffnung gab. Das Video zeigt die Initialphase der Eruption. Wiedergabe 5-fach beschleunigt.

Wie sich die Eruption weiterentwickeln wird, ist ungewiss, allerdings darf man annehmen, dass wir einen ähnlichen Verlauf wie bei den vorangegangenen Vulkanausbrüchen im Svartsengisystem sehen werden. Morgen Abend könnte demnach die eruptive Hauptphase bereits wieder vorbei sein. Natürlich können sich auch weitere Spalten öffnen.

Island: Eigentümer von Grindavik bekommen Entschädigung

Erdbeben und Bodenhebung gehen weiter – Regierung kauft Häuser

Heute sitze ich wieder am heimischen PC und kann in gewohnter Manier die Daten aus Island auswerten und sehe, dass auf der Reykjaneshalbinsel Bodenhebung und Erdbeben weitergehen. Die Erdbebentätigkeit ist weiter recht hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass der jüngste Ausbruch bereits für beendet erklärt wurde. Normalerweise würde man direkt nach einer Eruption erst einmal eine Phase mit Entspannung erwarten, doch die gibt es auf Reykjanes nicht. In den letzten 48 Stunden wurden von IMO 122 Erdbeben registriert. Sie manifestierten sich entlang des Svartsengi-Systems, aber auch am benachbarten Fagradalsfjall und im Krýsuvík-System. Die Daten der GPS-Messungen sind hier nicht ganz eindeutig. Während an einigen Stationen im Krýsuvík-System eine leichte Subsidenz angezeigt wird, deuten die letzten Messungen der Messstation am Kleifarvatn eine leichte Bodenhebung an. Deutlich stärker fällt sie da im Bereich von Svartsengi aus, wo sich der Boden im Schnitt mit 10 mm am Tag hebt. Besonders groß scheint die Hebungsrate gerade an der Station Eldvörp zu sein, wo der Graph besonders steil ansteigt. Ein Ende der magmatischen Prozesse ist hier nicht in Sicht, und die Isländer und besonders die Grindavikings müssen sich auf weitere Gangintrusionen und Vulkanausbrüche einstellen. Grindavik wird nicht so schnell zur Ruhe kommen und es ist nicht absehbar, was für Schäden dort noch entstehen werden und ob die Stadt jemals wieder bewohnbar werden wird.

Das haben nun wohl auch die führenden Politiker von Island eingesehen und haben nach zähem Ringen beschlossen, den Grundeigentümern in Grindavik ihre Immobilien abzukaufen, damit sie an anderer Stelle ein neues Leben beginnen können. Ihnen wird als Kaufpreis 95% der Summe angeboten, die man im Falle eines Totalschadens von der isländischen Naturkatastrophenversicherung bekäme. Dieses Angebot gilt insbesondere für die Eigentümer, deren Häuser bis jetzt noch bewohnbar sind. Die direkt Geschädigten werden von der Versicherung entschädigt. Dies wurde beschlossen, nachdem die Premierministerin Katrín Jakobsdóttir gestern Grindavik besuchte.

Eine gute Nachricht gibt es wenigstens für die Region von Reykjanes: Gestern füllten sich die Heißwassertanks wieder, nachdem man am Vortag die vom Lavastrom zerstörte Warmwasserleitung repariert hatte.

Island: Der Ofen ist (fast) aus

Nur noch Spattering aus einem Schlot – Zu früh für Entwarnung

So schnell wie sie begann, so schnell war auch diese erste Eruption entlang der neuen Spalte zwischen den Sundhnúks-Kratern und Stóra-Skógfell vorbei oder so gut wie vorbei. Auf einer langsam schwenkenden Panorama-Livecam erkennt man noch Lavaspattering aus einem einzigen Förderschlot. Ansonsten ist momentan keine vulkanische Aktivität sichtbar. Es sieht so aus, als wäre der Ausbruch bereits nach knapp 36 Stunden (erst einmal) fast aus.

Dabei hatten isländische Vulkanexperten gestern noch vermutet, dass die Eruption wahrscheinlich zwischen 7 und 10 Tagen dauern wird. Solche Aussagen sind immer mit Vorsicht zu genießen, denn im Endeffekt wird immer deutlicher, dass Eruptionen nicht exakt (eigentlich nicht einmal ungefähr) prognostiziert werden können, egal, wieviel Ressourcen man darin investiert. Aber immerhin bestätigte das Geschehen der letzten Stunden, dass die Modelle nicht ganz daneben lagen: Ein Ausbruch setzte erst ein, nachdem der Magmenkörper unter Svartsengie wieder soweit unter Druck stand, wie vor der Dykebildung am 10. November. Indirekt ist es auch eine Bestätigung dafür, dass die Riftbildung wahrscheinlich infolge der Dykeintrusion stattfand, als das Magma unter Svartsengi am 10. November einen Ausbruchsversuch startete. Auch mit dem orakelten Ausbruchsort lag man nicht ganz verkehrt: zwar lag bei den Sundhnúks-Kratern nur das untere Ende der Eruptionsspalte, doch immerhin hatte man hier mit der Eruption gerechnet. Allerdings befand sich das Haupteruptionszentrum weiter nördlich der alten Kraterreihe.

An eine Prognose, wie es weitergeht, wage ich mich nicht, doch es gibt mindestens 3 Szenarien:

  • Der Ausbruch endet in Kürze, und das war es dann erstmal.
  • Der Ausbruch pausiert nur und wird zeitnahe fortgeführt.
  • Es öffnen sich weitere Spalten an anderer Stelle entlang des magmatischen Gangs.

Da die Bodenhebung erst zum geringen Teil abgebaut wurde, befindet sich sehr wahrscheinlich noch reichlich Schmelze im Fördersystem, so dass man mit weiterer Tätigkeit rechnen kann. Es ist sogar möglich, dass wir erst eine kleine Voreruption erlebten und der Hauptausbruch noch kommt. Die nächsten Stunden werden zeigen, ob es erneut Bodenhebungen gibt. Wenn ja, wächst das Eruptionsrisiko wieder. Langfristig betrachtet muss man in den kommenden Monaten und Jahren mit weiteren Eruptionen auf Reykjanes rechnen.

Island: Unklare Situation an der Eruptionsspalte am 20.12.23

Unklare Situation an der Ausbruchsstelle – Schlechtes Wetter behindert die Sicht

Die Aktivität entlang der Eruptionsspalte zwischen den Sundhnúks-Kratern und Stóra-Skógfell hat im Laufe der letzten Stunden stark nachgelassen. Nachts konnte man das Geschehen via Livecam nur temporär verfolgen, da Wolken und starker Schneefall die Sicht behinderten. Was man sehen konnte, war, dass die Eruption signifikant an Kraft verlor: Zuletzt wurde noch von 2 aktiven Stellen entlang der ursprünglich 4 km langen Eruptionsspalte gesprochen. Ich habe gerade durch die Aufzeichnungen der Livestreams gescrollt und mich würde es nicht wundern, wenn der Lavaausstoß schon ganz gestoppt hätte. Heute Morgen sieht man auf den Cams aufgrund des Wetters aber nichts. Die geophysikalischen Daten deuten auch auf einen starken Rückgang der Aktivität hin. Insbesondere der Tremor ist gegen Null gegangen und auch die Subsidenz des Bodens stoppte.

Auf den jüngsten GPS Messungen erkennt man, dass sich der Boden bei Svartsengi im Laufe der Nacht kaum noch senkte, nachdem er gestern zunächst um mehrere Zentimeter abgefallen war. Allerdings sackte er bei weitem nicht soweit ab, als dass bereits das ganze Magma aus dem Sill abgeflossen wäre. Je nach verwendeten Diagramm kann man eine Absenkung zwischen 8 und 12 cm ablesen. Kurz vor der Eruption kam es zu einer starken Bodenhebung, die ich aber bei meinen Betrachtungen außen vor gelassen habe, da sie nur durch einen einzelnen Messpunkt vertreten war. Die näher an der Spalte gelegenen Messstationen sind seit der Eruption offline.

Kurzum, selbst wenn die Eruption bereits vorbei sein sollte, wurde wohl längst nicht die gesamte Schmelze eruptiert, die sich seit Mitte Oktober im Untergrund angesammelt hat. Natürlich ist es unklar, wie viel der Schmelze noch eruptionsfähig ist, da zumindest ein Teil des Magmas im Sill und Dyke erstarrt sein könnte. Warten wir mal ab, was die isländischen Experten heute zu sagen haben, aber ich denke nach der Eruption ist vor der Eruption!

Gestern brachten sie auf jeden Fall eine neue Gefahrenkarte heraus und Grindavik wurde einmal mehr zum Hochrisikogebiet erklärt. Der Zugang zur Stadt wurde großräumig abgesperrt und alle Einsatzkräfte abgezogen. Offenbar hielt man eine Spaltenöffnung im Stadtgebiet für möglich, fürchtete sich vor weiteren Erdbeben und machte sich Sorgen wegen der Gasbelastung.. Da wir nicht wissen, was als nächstes geschehen wird, ist Vorsicht sicher angebracht.

Übrigens, in unserer FB-Gruppe wurden zahlreiche Videos der Eruption geteilt. Darunter auch das unten eingebundene Zeitraffervideo der Spaltenöffnung.

Der Ofen ist aus! Gerade gaben die Wolken einen Livecamblick frei und man sah an der Stelle des Hauptförderschlotes nur noch etwas Rotglut. Zwar weiß ich nicht wie es an anderen Stellen aussieht, doch die Vermutung liegt nahe, dass die Eruption erst einmal stoppte bzw. eine Pause einlegt.

Island: IMO aktualisierte Erdbebendaten

IMO hat Mittags die Erdbebendaten der Nacht nachgereicht – kein nennenswerter Aktivitätsrückgang

Heute Mittag hat IMO der Erdbebenstatistik von heute Morgen ein Update verpasst und die Erdbeben der Nacht in den Tabellen ergänzt. Somit ist mein Artikel von heute Morgen praktisch hinfällig, in dem ich schrieb, dass die Seismizität stark nachgelassen hätte. Defacto ist die Erdbebenaktivität praktisch gleich geblieben, vielleicht mit einer leicht rückläufigen Tendenz in den letzten Tagen, wobei zu berücksichtigen gilt, dass starker Wind herrschte und vielleicht nicht alle schwachen Beben detektiert werden konnten. IMO meldet jetzt, 50 Erdbeben in der Nacht detektiert zu haben, etwa genauso viele wie gestern im gesamten Tagesverlauf.

Neue GPS-Messungen zeigen anhaltende Bodenhebung

Es gibt auch eine neue GPS-Messung der Bodenhebung von Svartsengi, die von IMO durchgeführt wurde. Hier ist von einer Verlangsamung der Bodenhebung nichts zu sehen und der Verlauf des Grafen schaut ziemlich steil aus. Es fehlen die vielen Zwischenwerte der Messung der Uni, so dass der Verlauf nicht so kleinmaßstäblich ist. Der letzte Datenpunkt schloss auf jeden Fall zum Wert vom 10. November auf, der gemessen wurde, bevor es zur Dykebildung kam. Da weiterhin Magma in den Sill unter Svartsengi fließt und der Druck im System zunimmt, stellt sich nun die Frage, ob es in den nächsten Stunden/Tagen zu einem neuen Ausbruchsversuch der Schmelze kommen wird. Es könnte also jetzt sehr kurzfristig zu einem Vulkanausbruch oder einer neuen unterirdischen Gangintrusion nebst Erdbeben kommen. Natürlich kann auch erstmal nichts passieren. Vielleicht wurde der Untergrund durch die Intrusion des Ganges soweit stabilisiert und neues Volumen geschaffen, in dem die Schmelze ausweichen kann, sodass wir erst weitere Ereignisse sehen werden, wenn die unterirdischen Speicherkapazitäten erschöpft sind oder der Schwellenwert einer weiteren Schwachstelle überschritten wird und diese vom Magma durchbrochen werden kann.

Island: Neue Erdlöcher in Grindavik

Neue Erdlöcher und Gebäudeschäden in Grindavik – Erde bewegt sich noch

Letzte Nacht registrierte IMO ca. 90 Erdbeben am Dyke. Das ist wieder deutlich weniger als am Vortag und die seismische Aktivität fluktuiert. Neue GPS-Messungen liegen noch nicht vor, aber man kann erwarten, dass sie sich parallel zur Seismizität verhält und ebenfalls wieder rückläufig ist. Doch trotz der Fluktuationen bewegen sich Seismizität und Bodenhebung immer noch auf relativ hohem Niveau, besonders wenn man bedenkt, dass es bereits mehrere Wochen lang so geht. Die Riftbildung ist heute 3 Wochen her, doch bereits vorher gab es besorgniserregende Bodenhebung.

Dass es im Untergrund von Grindavik auch nicht ganz so still geworden ist, wie die geophysikalischen Parameter vielleicht nahe legen, sieht man daran, dass gestern neue Erdfälle entdeckt wurden. Einige der Löcher hat man mit einem Senklot vermessen und festgestellt, dass sie mehr als 20 m tief sind. In den Löchern sammelt sich Grundwasser. Es entstanden auch neue Gebäuderisse. Wahrscheinlich sind dies Spätfolgen der Riftbildung, die jetzt erst langsam an die Oberfläche durchgereicht werden, indem sich Hohlräume, die bereits am 10. November in der Tiefe entstanden, nun nachsacken. Dennoch kann es natürlich weitere Verschiebungen aufgrund der magmatotektonischen Ereigniskette geben. Horizontale Verschiebungen waren in den letzten Wochen in Grindavik größer als vertikaler Bodenversatz. Noch auch eine seitliche Verschiebung des Erdbodens kann neue Hohlräume im Untergrund schaffen, die dann nachgeben.

RUV berichtet, dass gestern Vertreter der Naturkatastrophenversicherung in Grindavik unterwegs waren. Sie begutachteten u.a. das Restaurant Salthúsið, das zu den Häusern gehört, die bereits während der Riftbildung stark beschädigt wurden und durch die neusten Bodenbewegungen weiter in Mitleidenschaft gezogen wurden. Der Eigentümer, Þorlákur Guðmundsson, durfte aus Sicherheitsgründen die Tür des Gebäudes nicht überschreiten, um sein Haus zu betreten. Entsprechend deprimiert klingen seine Statements, aus denen Hoffnungslosigkeit und Resignation herauszuhören sind. Er hatte nicht einmal Gelegenheit, die Lebensmittel aus seiner Speisekammer zu retten, die nun verfaulen und einen üblen Geruch verbreiten.

Ich sehe gewisse Parallelen zu der schnellen Evakuierung des Ortes Plymouth auf Montserrat in den 1990er-Jahren. Dort musste die Bevölkerung auch ihre Häuser binnen Minuten verlassen. Noch heute sieht man in den Ruinen der teilweise verschütteten Stadt die zurückgelassenen Habseligkeiten der einstigen Stadtbewohner.