Island: Weiterhin Förderung von Lavafontänen

Der Vulkanausbruch im Norden von Sundhnúkur geht weiter – Forscher beschreibt ihn als außergewöhnlich

Der Vulkanausbruch auf Island geht auch am fünften Tag weiter und zeigt sich von seiner stabilen Seite: Aus mindestens fünf Schloten entlang des aktiven Spaltensegments im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe werden weiterhin kraftvolle Lavafontänen gefördert. Laut Angaben des Vulkanologieprofessors Þorvaldur Þórðarson erreichen zwei der Lavafontänen Höhen zwischen 75 und 150 Metern. Die anderen drei Jets speien die Lava bis zu 50 Meter hoch. Dass auch noch fünf Tage nach Beginn der Eruption so viele kraftvolle Lavafontänen aktiv sind, bezeichnet der Vulkanologe als ungewöhnlich. Möglicherweise enthält die Schmelze mehr Gas als bei vorherigen Eruptionen, was auf eine längere Speicherzeit im Reservoir hindeutet. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass die Aktivität am Nordende der Spalte am größten ist. Hier hatte sich in der Nacht zum Freitag eine zweite, fast 1 Kilometer lange Eruptionsspalte gebildet, nachdem sich die erste, gut 3,9 Kilometer lange Spalte geöffnet hatte. Genau genommen hat sich die Sundhnúkur-Kraterreihe in Richtung Norden verlängert. In diesem Gebiet soll zuletzt vor etwa 2500 Jahren Lava geflossen sein.

Momentan bewegt sich ein Lavastrom in Richtung Norden, kommt jedoch nur verhältnismäßig langsam voran. Er fließt über das Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes, auf dem noch scharfe Granaten vermutet werden, die bei Schießübungen nicht detonierten. Diese werden gerade von Lava überdeckt.

Der Vulkanologe sieht eine Gefahr für die Infrastruktur nördlich der Eruptionsstelle. In einem Interview mit MBL meinte Þorvaldur: „Es ist besorgniserregend, wenn der Lavastrom weiterhin nach Norden fließt. Dann besteht durchaus die Möglichkeit, dass die dortige Infrastruktur im Norden, wie die Wasserquelle von Vogamann und sogar die Hauptstraße Reykjanesbraut, möglicherweise von einem Lavastrom betroffen sein könnte.“ Doch so wie wir die Isländer kennen, würden sie nicht tatenlos zusehen, wie die wichtige Verbindungsstraße zwischen dem internationalen Flughafen und Reykjavik verschüttet wird. Bestimmt würde man schnell Dämme bauen und versuchen, die Lava mit Wasser abzukühlen.

Die Eruption ist ein Paradebeispiel dafür, wie schwer es ist, Vulkanausbrüche vorherzusagen. Über mehrere Wochen hinweg hatte man damit gerechnet, dass die Eruption jederzeit beginnen könnte und war davon ausgegangen, dass sich die Eruptionsspalte eher nach Süden und damit in Richtung Grindavík ausdehnen würde. Dort hatte man die Befestigungsanlagen verstärkt. Auch eine Verlagerung der Aktivität in Richtung Westen wurde zu einem frühen Zeitpunkt in Betracht gezogen. Doch niemand rechnete damit, dass sich der Ausbruch nach Norden verlagern würde.

Erdbeben der Stärke 3,6 bei Krýsuvík

In den letzten 24 Stunden war die Erdbebenaktivität entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe leicht erhöht. Besonders im Vergleich zu vorherigen Eruptionen ist das ungewöhnlich. Bemerkenswert war auch ein Erdbeben der Stärke 3,6 im Spaltensystem von Krýsuvík. Diese Erschütterung hatte ein Hypozentrum in 7,6 km Tiefe und löste einen kleinen Erdbebenschwarm aus. Vermutlich handelte es sich um ein tektonisches Beben infolge der Spannungsänderungen durch die starke Subsidenz bei Svartsengi.

Island: Stärkster Ausbruch der Serie

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Stärkster Ausbruch der Serie

Heute ist Tag 4 der neuen Eruption auf Island, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Allerdings verkleinerte sich der aktive Teil der Spalte weiter, und heute Morgen erkennt man auf der Vogastapi-Livecam noch Lavafontänen, die aus sechs bis sieben Schloten aufsteigen, um die sich mittlerweile ein langgestreckter Schlackenkegel zu bilden beginnt. Im weiteren Verlauf könnten sich um die  Schlotbereiche separate Krater bilden, vorausgesetzt, alle Schlote bleiben aktiv. Erfahrungsgemäß wird sich die Aktivität bald auf einen Schlotbereich konzentrieren.

Die Anfangsphase der Eruption war die stärkste der Ausbruchsserie entlang der Sundhnukur-Kraterreihe. Laut IMO-Deformationsexperte Benedikt Ófeigsson wurden in den ersten Stunden schätzungsweise 20 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, was den bis dato stärksten Ausbruch im Mai um 5 Millionen Kubikmeter übertraf. Auch die von Lava bedeckte Fläche ist um 30 % größer als bei dem letzten Ausbruch und bedeckt eine Fläche von 12 Quadratkilometern. Bis gestern Mittag war der längste Arm des Lavastroms noch 3200 Meter von der wichtigen Straße Reykjanesbraut entfernt, die die Hauptstadt Reykjavik mit dem internationalen Flughafen in Keflavik verbindet. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass die Straße vom Lavastrom zerstört wird. Dies könnte allerdings der Fall sein, sollte sich die Eruptionsspalte bei einer der nächsten Eruptionen – sofern es welche geben wird – weiter nach Norden ausbreiten.

Sorgen bereitet momentan die Tatsache, dass nördlich der Eruptionsspalte ein ehemaliger Truppenübungsplatz liegt. Dort könnten noch scharfe Granaten herumliegen, die bei Kontakt mit Lava explodieren könnten. Mir ist nicht bekannt, wie abgesichert das Gelände ist, aber falls Schaulustige versuchen, zur Lavafront vorzudringen, könnten sie auf das Gelände gelangen und sich in größerer Lebensgefahr befinden, als ihnen bewusst ist. Explodierende Granaten töten nicht nur durch ihre Explosion selbst, sondern vor allem durch Splitter, die noch in mehreren Hundert Metern Entfernung vom Explosionsort wirken können.

Die Erdbebentätigkeit im Svartsengi-Gebiet ist gering, was als Anzeichen gilt, dass die Spannungen durch die Bodenhebung vorerst abgebaut sind und es als unwahrscheinlich angesehen werden kann, dass sich jetzt weitere Eruptionsspalten öffnen werden. Die GPS-Daten zeigen, dass sich die Subsidenz des Bodens deutlich verlangsamt hat aber noch nicht ganz zum Erliegen gekommen ist. Für genaue Interpretationen ist es noch zu früh, doch es deutet sich an, dass ungefähr die doppelte Menge an Lava eruptiert wird, als aus großer Tiefe in das Speichersystem einströmt.

Wir sind also noch ein Stück weit von einem Gleichgewicht entfernt. Spannend dürfte auch die ersten Analysen der Lavaproben sein, die wir bestimmt in der nächsten Woche erwarten dürfen. Es sieht aber nicht danach aus, als hätte sich etwas grundlegendes am Eruptionsverhalten im Vergleich zur letzten Eruption geändert.


Island: Vulkanausbruch geht am 24.08.24 weiter

Der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur auf Island geht weiter und hat sich weitestgehend stabilisiert

Die Spalteneruption auf Island, die am Abend des 22. August begann, setzt sich auf moderatem Niveau fort und scheint weitgehend stabil zu sein. Lava strömt aus zwei Stellen im Norden des Spaltensystems an die Oberfläche, bildet zunächst kleine Lavafontänen und fließt dann als Lavaströme weiter. Der Großteil des ursprünglich fast fünf Kilometer langen Systems aus zwei Eruptionsspalten ist jedoch inaktiv geworden. Entlang der beiden aktiven Segmente am Nordende der Spalten bilden sich Schlote und Hornitos, die in den nächsten Tagen zu Schlackenkegeln heranwachsen können. Erfahrungsgemäß wird sich die Aktivität wieder auf wenige Kraterkegel konzentrieren. In der Vergangenheit war es so, dass bei länger anhaltenden Eruptionen zum Schluss nur noch ein Kraterkegel aktiv blieb.

Tatsächlich ist es bisher nicht völlig auszuschließen, dass sich weitere Eruptionsspalten öffnen werden, doch dieses Risiko ist vergleichsweise gering: Auch wenn noch keine Zahlen vom IMO vorliegen, war die Initialphase der Eruption ziemlich stark, und der größte Teil des Drucks im Fördersystem dürfte sich abgebaut haben. Erste Messdaten zur Bodendeformation zeigen, dass die Bodenhebung, die sich seit dem Ende der letzten Eruption akkumuliert hatte, bereits wieder abgebaut wurde. Die verbleibende Eruption fördert immer noch mehr Lava, als aus der Tiefe nachströmt, und die Subsidenz geht mit verringerter Rate weiter.

Die verbleibenden Eruptionsstellen im Norden des Sundhnukur-Gebiets liegen viel näher an der Hauptstraße Reykjanesbraut als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall war. Und auch der Grindavikurvegur ist nicht sicher, denn es fehlt der Schutz der vorgelagerten Vulkanhügeln. Je nach Förderrate und Dauer der Eruption droht zumindest der Grindavikurvegur wieder von Lava unterbrochen zu werden.

Schaulustige Person ist verunglückt und brach sich das Bein

Die Eruption kann vergleichsweise gut von den Straßen aus gesehen werden, und gestern Abend hielten zahlreiche Schaulustige am Straßenrand und auf Nebenwegen an, um das Spektakel zu bewundern. Die Einsatzkräfte waren stark gefordert, die Menschen daran zu hindern, sich der Eruption zu nähern. Manche gelangten dennoch näher heran und mussten zurückgewiesen werden. In dem unwegsamen Gelände kam es auch zu einem Unfall, als eine Person in eine Spalte trat und sich das Bein brach. Þorbjörg Pálsdóttir, die Einsatzleiterin der Bodenkontrolle in Grindavík, äußerte gegenüber der Zeitung MBL, dass die meisten Menschen den Anweisungen der Sicherheitskräfte folgen, manche sich jedoch unverantwortlich verhalten: Sie parken am Straßenrand der viel befahrenen Kraftfahrtstraße, reißen die Türen auf und gefährden so andere Autofahrer. Manche kommen direkt vom Flughafen und stürmen zum Vulkan. Mmh, das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Ein Vorteil der Lage der aktiven Eruptionsstellen ist, dass sie ein gutes Stück von Grindavik entfernt liegen und das Gelände relativ eben ist. Sollte der Ausbruch länger andauern, kann ich mir gut vorstellen, dass hier Parkplätze und Aussichtspunkte eingerichtet werden, um die Eruption für Touristen zugänglich zu machen. Die nahe gelegene Blaue Lagune soll heute übrigens wieder geöffnet werden.

Island: Nordende der Spalte bleibt aktiv

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Phreatische Eruption erzeugte Asche-Dampfwolke

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Abend begann, setzt sich fort, hat sich jedoch im Vergleich zur Initialphase deutlich abgeschwächt. Laut einem Update des isländischen Wetteramts (IMO) von 16 Uhr sind noch zwei Spaltensegmente im Norden der Fissur aktiv. Der aktivste Teil befindet sich in einem fast einen Kilometer langen Abschnitt, der sich erst in der Nacht geöffnet hat, nachdem die Hauptspalte, die fast vier Kilometer lang ist, vollständig aufgebrochen war. Diese Eruptionsspalte befindet sich in einem Gebiet, das bisher von der Aktivität verschont geblieben war. Südlich von Stóra-Skógafell gibt es derzeit keine vulkanische Aktivität mehr. Entgegen den Vorhersagen vieler Geoforscher hat sich die Aktivität nach Norden verlagert und nicht wie prognostiziert nach Süden. Grindavík bleibt somit vorerst verschont. Allerdings sind Vulkanausbrüche sehr dynamische Prozesse, bei denen jederzeit unvorhergesehene Entwicklungen möglich sind.

Am Nachmittag gab es eine Phase phreatomagmatischer Aktivität (siehe Titelbild), ähnlich der, die gegen Ende der Initialphase des letzten Ausbruchs beobachtet wurde. Asche- und Dampfwolken stiegen aus einem Teil der nördlichen Fraktur auf. Vermutlich floss ein Lavastrom in diesen bereits inaktiven Teil der Eruptionsspalte zurück und geriet in Kontakt mit Grundwasser. Das war zumindest die Theorie, die in den sozialen Medien während der ähnlichen Ereignisse des letzten Ausbruchs verbreitet wurde.

Schwefelwolke zog bis nach Schottland

Vulkanische Asche- und Gaswolken vermischten sich mit den Rauchwolken der Moosfeuer und breiteten sich schnell über ein weites Gebiet in Richtung Süden aus. Satellitenbilder zeigen, dass die Schwefeldioxidwolke bereits mehr als 1.000 Kilometer in Richtung Schottland gezogen ist.

Während die Luftverschmutzung hoch ist, haben die Seismizität und die Bodenverformung nachgelassen, wovon besonders die Region Grindavík profitiert. Hier wurde die Gefahrenstufe von „Rot“ auf „Orange“ gesenkt.

In der Nacht wurden übrigens die sogenannten Grindavík-Schläfer – es handelt sich um 22 Personen – sowie die Gäste der Blauen Lagune mitsamt dem Ressorthotel evakuiert. Dort sollen sich 1.300 Personen aufgehalten haben. Es scheint, als würde die Gefahr eines Vulkanausbruchs eher zusätzliche Besucher anlocken als abschrecken. Sehr wahrscheinlich wird alles darangesetzt, so schnell wie möglich wieder zu eröffnen.

Island: Weitere Infos zur Eruption am 23.08.24

Ausbruch hält mit verminderter Intensität an – Nachts gab es eine zweite Spaltenöffnung mit Erdbeben M 4,0

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält mit verminderter Intensität an. Nachdem es in den frühen Morgenstunden zunächst so aussah, als würde die Eruption bald enden, sieht man jetzt, dass sie sich stabilisiert hat. Im Wesentlichen ist noch eine Sektion der ursprünglich 3,9 Kilometer langen Eruptionsspalte auf einigen Hundert Metern Länge aktiv. Dieser Part befindet sich im Norden des Eruptionsgebiets. Die meisten Webcams decken den Eruptionsbereich nicht ab oder haben nur eine marginale Einsicht. Nur eine der mir bekannten Cams bei Vogastapi zeigt momentan das Geschehen. Weiter südlich gibt es außerdem noch 2 aktive Schlote.

Die Spaltenöffnung vollzog sich nicht in einem Rutsch. Sie ging von einem Punkt in der Nähe des Förderschlotes aus, der bei den letzten beiden Eruptionen am längsten aktiv war. Unmittelbar vor dem Durchbruch der Lava dampfte es zunehmend stark. Zunächst breitete sich der Riss auf einer Länge von gut 1,4 Kilometern aus, bevor seine Expansion zunächst stoppte. Dann gab es um 22:37 Uhr im Norden der Spalte ein Erdbeben Mb 4,0. Sein Epizentrum lag 3 km nordöstlich von Stóra-Skógsfell und die Spalte begann sich weiter zu öffnen. Innerhalb von 40 Minuten dehnte sich der Riss um weitere 1,5 Kilometer Länge aus.

Gegen 2 Uhr nachts entstand ein weiteres Spaltensegment, das ungefähr ein Kilometer lang ist Es schließt sich mit einer kleinen Lücke am Nordende der ersten Spalte an. Aus den ersten Beschreibungen ging nicht hervor, dass die Gesamtlänge des Spaltensystems also fast 5 Kilometer beträgt. Die Karte unten zeigt den zweiten Riss noch nicht. Er liegt außerhalb des bis jetzt aktiv gewesenen Gebiets.

Zunächst ergoss sich relativ viel Lava aus der Eruptionsspalte. Sie floss überwiegend nach Westen und Osten. Der westliche Strom hielt auf die Hauptstraßen nach Grindavik zu, stoppte aber wenige Hundert Meter vor dem Grindavikurvegur. Vorerst scheint er seiner erneuten Zerstörung entgangen zu sein. In Richtung Süden floss nur wenig Lava und sie hielt sich von Grindavik fern. Damit sind die schlimmsten Befürchtungen der IMO-Vulkanologen bislang nicht eingetreten. Im Vorfeld der Eruption wurde spekuliert, dass sich eine Eruptionsspalte im Bereich der nördlichen Befestigungen von Grindavik öffnen könnte. Grund hierfür war eine Zunahme der Seismizität in diesem Bereich.

Island: Gefährliche Bereiche in Grindavik werden eingezäunt

Besonders gefährliche Bereiche in Grindavik sollen eingezäunt werden

Aus Grindavik gibt es Neuigkeiten, denn bereits in den kommenden Tagen soll damit begonnen werden, besonders gefährliche Bereiche in Grindavik einzuzäunen. Zum Einsatz kommen Arbeitsplatzzäunen, wie sie zur Abgrenzung von Baustellen genutzt wurden. Diese Maßnahme findet im Rahmen eines Aktionsplans zur Instandsetzung von Straßen, Freiflächen und weiterer Infrastruktur statt.

Es wurde bekanntgegeben, dass es sich nicht vermeiden lässt, dass bei den Einfriedungsarbeiten Privatgrundstücke betreten werden.

Die Stadt Grindavík hat eine Karte veröffentlicht, auf der die Bereiche, die abgesperrt werden sollen, in Rot und Gelb gekennzeichnet sind. Beide farblich markierten Bereiche werden eingezäunt, aber eventuell auf unterschiedliche Weise.

Im Wesentlichen werden zwei Nord-Süd-orientierte Bereiche abgesperrt, die quer durch ganz Grindavik verlaufen und die von den beiden Riftarmen unterwandert sind, die sich am Schicksalstag Grindaviks bildeten: dem 10. November. Obwohl man mit aller Kraft versucht, die Stadt vor ihrem endgültigen Untergang zu bewahren, ist es noch lange nicht sicher, ob dieses auch gelingt. Bis jetzt ist der weitere Verlauf des Geschehens völlig offen. Die Aktivität könnte jederzeit einschlafen, aber auch eskalieren, wobei es schlimmstenfalls direkt zur Öffnung einer Eruptionsspalte in Grindavik kommen könnte.

Erdbeben auf Reykjanes halten an

Vom seismischen Standpunkt aus gesehen ist die Lage gegenüber meinem letzten Update gestern unverändert, und seit gestern gab es gut 60 Erdbeben entlang des Rifts bzw. der Sundhnukur-Kraterreihe. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2 und manifestierte sich zwischen Westgrindavik und der Antennenanlage. Die Bodenhebung setzt sich fort. Je nachdem, welche Graphen zur Bodendeformation man betrachtet, könnte es eine leichte Verlangsamung der Bodenhebung geben. In zeitlich weniger gut aufgelöster Darstellung erkennt man allerdings eher eine Erhöhung des Anstiegs.

Die Seismizität bei Reykjanestá und Fagradalsfjall ist abgeklungen. Dafür gab es einige Erschütterungen im Krysuvik-System und ein Beben 2,2 im Brennisteinsfjöll-System.

Die Erdbebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls ist ebenfalls noch etwas erhöht.

Island: Erdbeben am 21.08.24

Die Erdbebensituation auf Island bleibt angespannt: In den letzten 48 Stunden wurden 245 Erdbeben auf der gesamten Insel verteilt registriert. Bebenspots lagen auf der Reykjanes-Halbinsel, im Bereich des Vatnajökulls einschließlich Askja und Herdubreid und bei Borgarnes auf der Snæfellsnes-Halbinsel. Vereinzelte Beben ereigneten sich entlang der Tjörnes-Fracture-Zone und unter der Katla.

  • Im Bereich von Reykjanes gab es 171 Erschütterungen
  • Unter Vatnajökull und an der Askja bebte es 45 Mal
  • Bei Borgarnes wurden 12 Beben registriert

Die erhöhte Bebentätigkeit im Bereich vom Grimsfjall unter dem Vatanjökull wird mit dem Gletscherlauf in Verbindung stehen, über den ich bereits heute Morgen schrieb. Die Erdbeben der Askja stehen mit der Bodenhebung infolge von Magmenakkumulation unter dem Vulkan zusammen. Doch was uns alle am meisten beschäftigt, ist nach wie vor die Situation auf Reykjanes.

Intrusion oder Eruption kann jederzeit beginnen

Die seismische Tätigkeit bleibt im Bereich von Svartsengi hoch und in seinem jüngsten Update von gestern Mittag titelte IMO, dass man jederzeit mit einer Intrusion oder Eruption rechen müsse. An manchen Tagen wurden in der letzten Woche bis zu 90 Erschütterungen bei Sundhnukur festgestellt. Gestern waren es 70. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,7 und konnte nicht gespürt werden. Einige Beben gab es auch unter Stóra-Skógfell, doch die Beben wurden noch nicht von final aufsteigendem Magma ausgelöst. Dabei hat sich unter Svartsengi die größte Menge Magma angesammelt, seit die Aktivität im Herbst letzten Jahres begann. Man rechnet dementsprechend mit einem großen Ausbruch.

Entsprechend nervös ist man in Grindavik und arbeitet weiterhin fieberhaft an einer Erhöhung der Deichanlagen, insbesondere im Norden von Grindavik und beim Geothermalkraftwerk. Der Polizeichef der Region Suðurnes überwacht täglich, wie viele Menschen in Ihren Häusern in Grindavik übernachten. Ihre Anzahl reduzierte sich kontinuierlich. Waren letzte Woche noch 34 Häuser nachts bewohnt, sind es nun nur noch 22. Am liebsten würde er die Stadt zumindest über Nacht ganz räumen, aber die isländischen Gesetze erlauben Zwangsevakuierungen nur über einen gewissen Zeitraum. Nach dem Ende der unmittelbaren Gefahrenlage hat jeder das Recht, in sein Haus zurückzukehren. Aber so richtig gemütlich ist es in Grindavik derzeit bestimmt nicht und für die Sicherheitskräfte und den Polizeichef wäre es bestimmt einfacher, nachts nicht parat stehen zu müssen, um bei Gefahr schnell genug reagieren zu können.

Island: Schwarmbeben in Progress

Schwarmbeben vor der Südwestspitzte von Reykajens bei Reykjanestá im Gange

In Island bleibt es in Bezug auf Erdbeben weiterhin spannend: Heute Mittag begann ein Schwarmbeben vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel, das seitdem anhält. Bis jetzt hat sich das Beben aus 25 einzelnen Erschütterungen zusammengesetzt, wobei die vier stärksten Beben Magnituden im Bereich von 2 erreichten. Die höchste Magnitude betrug M 2,9 und war damit das stärkste Erdbeben der letzten Wochen in diesem Gebiet. Die Hypozentren liegen in Tiefen von etwa 6 Kilometern, einem Bereich, in dem sich gerne Magma ansammelt. Ob dies tatsächlich der Fall ist, bleibt zunächst ungewiss. Die Epizentren befinden sich in einem Gebiet, das 4 bis 7 Kilometer südwestlich von Reykjanestá liegt. Dort befindet sich ein Kap mit einem Leuchtturm. Unweit des Leuchtturms liegt das Hydrothermalgebiet Gunnuhver, das ich im Frühjahr besichtigen konnte. Ein Teil der dort vorhandenen Erdwärme wird zur Energiegewinnung genutzt, denn in Sichtweite befindet sich das klein Geothermalkraftwerk Suðurnesjavirkjun. Noch mehr kritische Infrastruktur die im Laufe der nächsten Jahrzehnte gefährdet werden könnte.

Tektonisch betrachtet gehört die Gegend zum Reykjanes-Spaltensystem, das die Verbindung zwischen dem submarinen Reykjanes-Rücken und dem überseeischen Teil der Reykjanes-Halbinsel darstellt. Das Reykjanes-Spaltensystem grenzt an die Eldvörp-Kraterreihe, die wiederum mit dem Svartsengi-Gebiet assoziiert ist. Dort ist weiterhin eine deutlich erhöhte Seismizität zu verzeichnen, und die Bodenhebung hält an. Vor den letzten Eruptionen bei Sundhnukur kam es ebenfalls bei Reykjanestá zu Schwarmbeben, und es besteht die Möglichkeit, dass die Bodenhebung bei Svartsengi so weitreichende Spannungen erzeugt, dass benachbarte Störungszonen wie die von Reykjanes aktiviert werden.

Gestern manifestierte sich im Bereich der Antennenanlage bei Grindavik auch ein Erdbeben der Magnitude 2,5. Es war das stärkste Erdbeben seit Ende der letzten Eruption am 29. Mai. Innerhalb von 48 Stunden wurden mehr als 200 Beben auf der Halbinsel festgestellt.

Die Bodenhebung hat ein Allzeithoch von 80 Zentimetern erreicht. Entsprechend groß ist die Magmamenge, die sich im Untergrund bei Svartsengi angesammelt hat. Seit dem Ende der letzten Eruption haben sich mehr als 20 Millionen Kubikmeter Schmelze im Untergrund angesammelt, was eine Bodenhebung von etwa 27 Zentimetern verursachte. Hochgerechnet auf die gesamte Bodenhebung ergibt sich ein Magmakörper von gut 40 Millionen Kubikmetern, sogar mehr, wenn man bedenkt, dass die Bodenhebung seit dem 10. November 100 cm beträgt. Es bleibt die Frage, wie viel davon sich in einem eruptionsfähigen Schmelzzustand befindet. Je länger die nächste Eruption auf sich warten lässt, desto größer könnte sie ausfallen.

Island: Das Warten auf Reykjanes geht weiter

Warten auf den Ausbruch auf Reykjanes geht weiter – Erdbebenaktivität nimmt zu

Seit Wochen wird auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein unmittelbar bevorstehender Vulkanausbruch erwartet, und langsam fühlt es sich an, als würde man auf Godot warten, der niemals kommt. Doch im Gegensatz zu Becketts Stück scheint es ziemlich sicher zu sein, dass der Ausbruch kommen wird – die Frage ist nur, wann. Leider kann ich darauf keine belastbare Antwort geben. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass die Erdbebenaktivität auf der Reykjanes-Halbinsel seit gut zwei Wochen kontinuierlich zunimmt und heute einen neuen Höhepunkt erreicht hat: Das seismische Netzwerk des IMO registrierte in den letzten 48 Stunden 223 Erschütterungen auf der Halbinsel, die meisten davon entlang der Sundhnukur-Kraterreihe. Besorgniserregend ist die Konzentration der Erdbeben in einem Gebiet zwischen Thorbjörn und Grindavík Nord. Diese Region liegt in der Verlängerung der eigentlichen Kraterreihe und im Bereich des Rifts vom 10. November. Zwar gab es auch unmittelbar vor den letzten Eruptionen Beben in dieser Region, jedoch waren diese bei weitem nicht so stark wie jetzt. Daher wächst bei den IMO-Forschern die Sorge, dass es diesmal nördlich von Grindavík zu einer Spaltenöffnung kommen könnte. Sollte dieses Worst-Case-Szenario eintreten, wäre der ganze Kampf um Grindavík, den man seit November letzten Jahres führt, vergeblich gewesen.

Nicht nur die Erdbeben halten an, sondern auch die Bodenhebung. An der Messstation Svartsengi deutet sich in den letzten Tagen tatsächlich eine leichte Abflachung der Hebung an, was als Hinweis darauf interpretiert wird, dass der Druck im flach gelegenen Magmenreservoir unter Svartsengi inzwischen so hoch ist, dass es dem Magma schwerfällt, aus tieferen Regionen aufzusteigen. Genaue Zahlen liegen zwar noch nicht vor, aber es wird davon ausgegangen, dass sich seit Ende der letzten Eruption am 29. Mai mindestens 20 Millionen Kubikmeter Schmelze angesammelt haben. Ich vermute, dass es inzwischen gut 24 bis 25 Millionen sind, da die 20-Millionen-Marke schon seit längerem vermutet wird und mittlerweile deutlich überschritten sein müsste.

Zu Beginn erwähnte ich Godot: Natürlich besteht keine hundertprozentige Gewissheit, dass der Ausbruch tatsächlich kommt, denn nach wie vor können wir nicht in die Tiefen der Erde blicken und genaue Vorhersagen über zukünftige Ereignisse machen. Letztendlich besteht immer die Möglichkeit, dass der Magmen-Nachschub aus der Tiefe versiegt und der Ausbruch ausbleibt. Es könnte auch zu einer unterirdischen Intrusion eines magmatischen Gangs kommen, die vorerst wieder Druck aus dem System nimmt. Doch letztlich glauben die wenigsten Forscher daran.

Auf ganz island wurden übrigens 354 Erdbeben festgestellt. Das lag u.a. daran, dass es ein Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone gab, das aus 67 Erschütterungen bestand. Auch die Bebentätigkeit im Bereich vom Vatnajökull ist erhöht. Dort wurden 31 Beben festgestellt. Einige davon manifestierten sich im Bereich der Askja.