Island: Neue Daten zur Eruption

IMO brachte ein Update mit neuen Daten zur Größe der Eruption auf Reykjanes

Es gab ein neues Update des IMO zur Eruption auf der Sundhnukur-Spalte, in dem eine neue Karte des Lavafelds veröffentlicht wurde. Graue Bereiche der Karte zeigen das Lavafeld, das seit Dezember 2023 entstanden ist. In Ocker gehalten sind die neuen Lavaflächen, und rotbraune Farbtöne markieren die mächtigsten Lavaablagerungen. Im Nordosten beim Sýlingarfell fällt der mächtigste Bereich der Lavaablagerungen auch mit dem Lavateich zusammen, von dem aus am letzten Samstag der Lavastrom ausging, der über den Grindavikurvegur geflossen ist. Aktuell strömt die Lava hauptsächlich in diese Richtung und der Lavateich füllt sich wieder auf.

Im Update wurde bestätigt, dass der aktuelle Ausbruch die größte Fördermenge aller Eruptionen an dieser Stelle aufweist. Bis zum 10. Juni wurden 41 Millionen Kubikmeter Lava gefördert, die eine Fläche von 9,2 Quadratkilometern bedecken. Der Märzausbruch förderte 35 Millionen Kubikmeter Lava.

Im Zeitraum vom 3. bis 10. Juni wurde die Förderrate auf 10 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt. Vom Nachmittag des 29. Mai bis zum 3. Juni betrug der Lavafluss etwa 27 Kubikmeter pro Sekunde, die Eruption ist also seitdem schwächer geworden. Die Förderrate lag aber immer noch über jener, die wir Anfang April gesehen haben, als der Boden unter Svartsengi stärker anstieg als es jetzt der Fall ist, was eine Erklärung dafür sein könnte, dass die Bodenhebung unter Svartsengi momentan noch langsamer abläuft als in der zweiten Aprilhälfte, als die Eruptionsspalte halb so produktiv war wie es bis zum 10. Juni der Fall war.

Interessant ist, dass die Kurve des Graphen zur Bodenhebung an der Eldvörp-Messstation momentan steiler verläuft als bei Svartsengi. Möglicherwiese ist das ein Indiz dafür, dass sich die Struktur des Speicherreservoirs ändert und nach Westen verlagert. In der letzten Aktivitätsphase von Reykjanes vor 800 Jahren verlagerten sich die Eruptionen zu der Kraterreihe dort.

Die Gaswolke driftete weit über den Atlantik hinaus und war zwei Tage nach Eruptionsbeginn – als der Schwefeldioxid-Ausstoß am höchsten war – sogar in Nordschottland nachweisbar. In Edinburgh war die Konzentration des vulkanischen Gases um das 2322-Fache überhöht und betrug 1161 Mikrogramm. Deutlich mehr als in den schlimmsten Perioden der Schwerindustrie. Edinburgh liegt fast 1400 Kilometer von der Reykjaneshalbinsel entfernt.

Übrigens kam es gestern erneut zu Lufverschmutzung durch den hohen Gasausstoß der Eruption, was darauf hindeutet, dass noch einiges an Lava austritt. Der Wind wehte das Gas in Richtung Westen, sodass die Blaue Lagune geschlossen blieb. Schlecht für alle, die bereits ein Online-Ticket gekauft hatten!

Island: Magma-Art änderte sich

Vulkan Sundhnukur bleibt aktiv – Eruptionsverhalten und Magma-Art änderten sich

In den letzten zwei Tagen war das Wetter auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel schlecht: Wolken und Nebel zogen über das Land hinweg und gaben nur kurze Blicke auf die Eruption an der Sundhnúkur-Spalte frei, sodass eine genaue Einschätzung der Lage schwierig war. Tatsächlich kann man bei besserem Wetter nun beobachten, dass die Stärke des Vulkanausbruchs fluktuiert, wenigstens in Bezug auf das, was wir auf den Livecams sehen können. An der Basis des aktiven Kraterkegels hat sich im Bereich des Ablaufkanals ein Lavapool gebildet, dessen Pegel im Zeitverlauf um mehrere Dezimeter schwankt. Der Lavaspiegel steigt bis zur Oberkante des Beckenrands und versucht sich manchmal an einem Überlauf, was nicht so richtig klappt. Dann fällt der Pegel wieder und es kommt zeitweise zu Lavaspattering aus mehreren Öffnungen, wenn die Lava in einem Tunnel verschwindet. Ob hier aktiv Lava aufsteigt oder ob es nur zu starken Entgasungen kommt, die das Lavaspattering auslösen, ist nicht eindeutig zu erkennen. Generell scheint die Schmelze zäher zu sein als zuvor und fließt nicht mehr so schnell ab. Das ist ein Indiz dafür, dass nicht nur weniger Lava gefördert wird, sondern dass sich auch ihr Chemismus geändert hat.



Neue chemische Analyse von Lavaproben deuten veränderte Magma-Art an

Diese Hypothese wird durch neue Untersuchungen von Lavaproben bestätigt, die gestern Abend von der Universität Reykjavik veröffentlicht wurden. Demnach hat sich das Verhältnis der Konzentrationen von Kaliumdioxid zu Titandioxid verschoben und generell wurde eine geringere Konzentration dieser Oxide nachgewiesen, als es noch bei der letzten Analyse der Fall war. Geowissenschaftler Ol­geir Sig­mar­sson vom Institut für Geowissenschaften an der Universität von Island erklärte gegenüber der Zeitung MBL, dass der Chemismus der Lava nun näher an dem liegt, was während der ersten Eruptionsphase des Fagradalsfjall-Vulkans im Jahr 2021 gefördert wurde. Das zugrunde liegende Magma war älter als die Schmelze späterer Eruptionen und verweilte länger in einem Speicherreservoir als andere Magmen. Mit anderen Worten wird jetzt sehr wahrscheinlich Lava gefördert, deren Magma älter ist als zuvor. Es könnte sich also um eine Restschmelze handeln, die darauf hindeutet, dass sich etwas im Untergrund geändert hat. Hier gibt es zwei Szenarien: Der flache Magmenkörper unter Svartsengi ist fast leer und pumpt alte Restschmelze vom Boden des Reservoirs nach oben, oder der Aufstiegskanal von diesem Reservoir ist abgeschnitten und es läuft Schmelze aus einem anderen Speichersystem aus. Hier könnte ich mir vorstellen, dass Schmelze aus älteren Gangbildungen abfließt. Ähnliches wurde ja bereits während der Endphase der März-Eruption vermutet.

Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson ist der Meinung, dass die veränderte Schmelzzusammensetzung anzeigt, dass sich die Eruptionsphase an der Sundhnúkur-Kraterreihe ihrem Ende zuneigt. Er erklärt, dass zu Beginn der Eruption am Fagradalsfjall altes Magma gefördert wurde, das sich schon vor Beginn der Hebungsphase im Jahr 2020 dort angesammelt haben könnte. Als der Ausbruch dann losging, wurde die alte Schmelze vor der neuen hergetrieben, wobei wohl ein Teil der alten Schmelze im Reservoir verblieb. Diese Restschmelze tritt nun aus.

Allerdings geht der Forscher nicht darauf ein, dass wir wieder Bodenhebung unter Svartsengi sehen und offenbar weiterhin Magma aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper in den kleineren und flacher gelegenen Speicher unter Svartsengi aufsteigt. Die Hebungsrate ist aber noch geringer als wir es im April gesehen haben.

Island: Bodenhebung von Forschern bestätigt

Eruption bei Sundhnukur schwächelt heute Mittag – Bodenhebung von Wissenschaftlern inzwischen bestätigt

Der neue Ausbruch der Sundhnuhur-Kraterreihe bei Svartsengi dauert nun seit 14 Tagen an. Es ist noch ein Krater aktiv, der bis heute Nacht eine relativ stabile Aktivität zeigte. Heute Mittag ist es sehr neblig und die Kameras geben nur selten Blicke frei. Bei meinen Beobachtungen konnte ich keine glühende Lava mehr ausmachen, dafür aber reichlich Dampf. Der Tremor ist noch erhöht, von daher könnte der Ausbruch nur pausieren.

In den letzten Tagen wurde in vielen Teilen des Hauptstadtgebiets und im westlichen Teil Südislands eine erhebliche Luftverschmutzung durch vulkanische Gase festgestellt. Aktivitäten im Freien sollten in den betroffenen Gebieten vermieden werden. Dennoch hat die Blaue Lagune geöffnet.

Messungen deuten darauf hin, dass die Landhebung wieder eingesetzt hat. Lava sammelt sich weiterhin in einem Lavasee südöstlich von Sýlingarfell. Der Ausbruch an der Kraterreihe Sundhnúkur bleibt stabil. Die Seismizität war in der letzten Woche sehr gering, es wurden nur wenige Erdbeben festgestellt.

In den letzten Tagen gewann der Lavastrom an der Basis von Sýlingarfell wieder an Kraft im Westen zuzunehmen. Die Lava fließt weiter nach Nordwesten entlang eines ähnlichen Kanals wie am Samstag und ist noch einige hundert Meter von der Straße entfernt. Lava sammelt sich weiterhin im Lavateich und könnte in den nächsten Tagen erneut durchbrechen.

Messungen zeigen, dass die Landhebung am letzten Wochenende wieder eingesetzt hat und die zuvor festgestellte Absenkung aufgehört hat. Die Hebungsrate kann noch nicht genau ermittelt werden, aber es wird angenommen, dass der Zufluss von Magma in das Magmareservoir den Abfluss aus dem Krater überschritten hat.

Die Gaskonzentration in der Luft überschreitet die Grenzwerte für gesundheitliche Auswirkungen. In vielen Teilen des Hauptstadtgebiets und im westlichen Teil Südislands wird inzwischen erhebliche Luftverschmutzung gemessen. Die höchsten SO2-Werte im Hauptstadtgebiet haben 500 μg pro Kubikmeter überschritten und die Verschmutzung wird voraussichtlich den ganzen Tag über anhalten. Menschen mit empfindlichen Atemwegen können Beschwerden verspüren. Bei so hohen Gaskonzentrationen ist es ratsam, von körperliche Aktivitäten im Freien abzusehen.

Heute Morgen haben sich Nebelwolken über dem westlichen Teil des Landes gebildet, und es war sichtbarer Vulkansmog zu sehen, der durch die Umwandlung von SO2-Gas in SO4 entsteht. Vulkansmog besteht aus sehr feinen Schwefelpartikeln (SO4), die durch chemische Reaktionen der Vulkanfahne mit Feuchtigkeit und Sauerstoff in der Atmosphäre mithilfe von Sonnenlicht entstehen. Dieser Smog wird nicht mit SO2-Gasdetektoren gemessen, ist aber als blauer Nebel sichtbar. Eine Zunahme von Feinstaub kann auf das Vorhandensein von SO4 hinweisen.

Die Wetterprognosen sagen eine Variabilität der Windrichtung voraus. In vielen Teilen der südwestlichen Ecke Islands ist Gasverschmutzung messbar. Heute wird Südostwind erwartet, der das Gas nach Nordwesten wehen wird. (Quelle IMO)

Island: Forscher widersprechen sich

Eruption auf Island hält an – Geoforscher widersprechen sich in Zeitungsinterviews

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hält an und weiterhin strömt Lava aus dem größten Krater, der sich im Laufe der letzten beiden Eruptionen auf der Sundhnukar-Kraterreiche gebildet hat. Der Kraterkegel hat eine respektable Höhe erreicht, und es spritzt nur selten glühende Tephra über den Kraterrand. Dafür quillt an der Basis des Kegels Lava heraus, die überwiegend in Richtung Norden fließt und ungefähr bis zum Hügel Sýlingafell strömt. Dort akkumuliert sich die Lava und es bildet sich ein neuer Lavateich. Das Lavafeld in Kraternähe wird immer mächtiger.

Die seit letzter Woche zu beobachtende Bodenhebung bei Svartsengi tritt in den Verlaufskurven der GPS-Messungen immer weiter hervor. Geophysikprofessor Magnús Tumi Guðmundsson meinte in einem MBL-Interview, dass es keine Anzeichen dafür gebe, dass sich der Zustrom vom Schmelze in das flach gelegene Reservoire unter Svartsengi seit Eruptionsbeginn verlangsamt hätte. Damit widerspricht er den Aussagen des Vulkanologen Þorvaldur Þórðarson, der am Vortag in einem Interview gesagt hatte, dass er berechnet hätte, dass der Magmenszustrom beständig schwächer werde und vermutlich Ende August/Anfang September zum Erliegen käme und damit die Eruptionen im Svartsengigebiet aufhören würden. Dafür sieht Magnús Tumi keine Anzeichen. Er schließt zwar nicht aus, dass die Eruption Ende des Somemrs enden könnte, meint aber auch, dass sie auch im nächsten Jahr noch anhalten könnte. Er vergleicht die aktuellen Vorgänge auf Reykjanes mit den letzten historischen Eruptionen im 13. Jahrhundert. Damals kam es zu eruptiven Phasen an drei Spaltensystemen, und wenn man die geförderte Lavamenge mit jener der aktuellen Eruptionen und Intrusionen am Fagradalsfjall und Svartsengi vergleicht, wurde etwa die Hälfte der Magmenmenge von damals eruptiert.

Konkret wurden bei der aktuellen Eruptionsphase innerhalb von 7 Monaten 70 bis 80 Millionen Kubikmeter Lava eruptiert. Bei der größten Intrusion am 10. November drangen 100 Millionen Kubikmeter Magma in den Untergrund ein und sorgten zur bekannten Riftingepisode nebst Gangbildung. Auf die Größe der anderen Gangbildungen geht Magnús Tumi nicht näher ein. Konsens scheint darin zu bestehen, dass beide Wissenschaftler die aktuelle Eruption für die stärkste bei Sundhnukur halten, und dass jede bisherige Eruption immer etwas stärker war als die vorangegangene. Mal sehen, ob sich dieser Trend fortsetzen wird.

Übrigens forschen beide hier genannte Geowissenschaftler an der Universität von Reykjavik.

Island: Lavastrom fließt erneut über Straße bei Svartsengi

Eruption auf Island geht weiter – Lavastrom überquert erneut die Straße nach Grindavik

Auf Island hält der Vulkanausbruch unverändert an und Lava strömt aus den verbliebenen Kratern, wobei der südliche Krater der deutlich aktivere ist. Hier bildete sich ein Schlot an der Basis des Kegels, aus dem Lava quillt. Die Lavaströme bildeten einen Kanal, der heute Nacht seitlich überlief. Generell floss die Schmelze in den letzten Tagen sowohl in südliche als auch in nordwestliche Richtung. Dort akkumulierte sie sich in einem sekundären Lavateich nach der Erhebung Sýlingarfell. Heute Morgen begann die Lava von dort aus in Richtung Svartsengi zu fließen, und man befürchtete, dass sie die Straße nach Grindavik, die bei den Isländern Grindavíkurvegi heißt, unterbrechen wird. Daher entschied man sich morgens dafür, die Blaue Lagune geschlossen zu halten. Die Mitarbeiter durften sich noch bis um 11 Uhr dort aufhalten.

Die Einsatzkräfte begannen schnell damit, die Öffnung entlang der Straße zwischen den Deichfragmenten der Befestigungsanlagen zu schließen, und baggerten, was das Zeug hergab. Tatsächlich brach dann wahrscheinlich eine Barriere am Lavateich, die die Schmelze bis dahin zurückgehalten hatte, und der Lavastrom beschleunigte sich deutlich. Bereits um 10:40 Uhr Lokalzeit und somit viel früher als man angenommen hatte, erreichte die Lavafront die Straße und unterbrach sie zum dritten Mal an dieser Stelle. Aktuell fließt die Lava nördlich der Deichanlage, die Svartsengi und die Blaue Lagune beschützt. Der unablässige Kampf Man versus Lava ist in eine weitere Runde gegangen.

Die Seismizität auf Reykjanes war in den letzten 48 Stunden gering. Die GPS-Daten deuten eine leichte Bodenhebung im Bereich von Svartsengi an, aber es tritt fast so viel Lava aus dem Spaltenvulkan aus, wie aus größerer Tiefe unter Svartsengi aufsteigt. Wie lange die Eruption weitergehen wird, lässt sich nicht sagen. Offenbar reißt der Nachschub aus der Tiefe immer noch nicht ab.

Island: Petrografie der Lava entschlüsselt

Petrografie der Lava der aktuellen Sundhnukur-Eruption entschlüsselt – Zugrundeliegendes Magma wie beim Fagradalsfjall

Das Petrologische Institut der Universität von Reykjavik analysierte frische Lavaproben der Sundhnúkur-Eruption, die am 29. Mai begonnen hat und bis jetzt anhält. Das vorläufige Ergebnis der Untersuchungen wurde heute in einer Pressemeldung und bei nature.com veröffentlicht. Die Mineralogen untersuchten Proben, die am ersten und vierten Tag der Eruption gesammelt wurden. Zum Teil waren es Proben bereits erkalteter glasartiger Tephra und Lava von einem Lavastrom. Aus den Proben wurden unter anderem Dünnschliffe gefertigt, die im Polarisationsmikroskop betrachtet wurden, um den Mineralienbestand zu klassifizieren. Dieser bestand überwiegend aus Plagioklas, Olivin und Klinopyroxenkristallen, die im Falle der Tephra in einer glasartigen Matrix eingebettet waren. In den Proben der erkalteten Lava entdeckte man Mikrolithen, also winzigste Kristalle, die eine Matrix bilden. Mit Hilfe der Elektronenmikrosonde des Instituts für Geowissenschaften wurden die elementaren Bestandteile der Proben bestimmt.

Auf den ersten Blick ähnelt die Basaltlava jenem Material, das seit Dezember letzten Jahres bei den anderen Eruptionen entlang der Sundhnúksgígar gefördert wurde und enthält zwischen 6,2 und 7,0 Gewichtsprozent Magnesiumoxid, was typisch für tholeiitischen Basalt ist. Was aber aus dem Rahmen fällt, ist das Verhältnis zwischen Kaliumoxid und Titandioxid. Dieses Verhältnis liegt bei den Proben der aktuellen Eruption zwischen 0,13 und 0,14. Damit unterscheidet es sich erheblich von dem K₂O/TiO₂-Verhältnis der anderen Eruptionen entlang der Sundhnúksgígar, bei denen es Werte zwischen 0,21 und 0,23 annahm. Dafür ähnelt es aber jenem K₂O/TiO₂-Verhältnis der ersten Fagradalsfjall-Eruption im Jahr 2021. Daher vermuten die Forscher der Universität Reykjavik, dass die zugrunde liegende Schmelze, aus der die Lava entstand, eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie das Magma der ersten Fagradalsfjall-Eruption hat. Möglicherweise gibt es eine Kopplung der beiden Systeme in einem tiefer gelegenen Magmenkörper an der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel. Diese Grenze wird durch die Mohorovičić-Diskontinuität (kurz Moho) definiert. Forscher vermuten sie unter Island in 15 Kilometern Tiefe, wobei sie unter Kontinenten bis zu 70 Kilometer tief abtauchen kann.

Wer sich mit dem Thema eingehender beschäftigen will, empfehle ich die Studie zu Lesen, die bei natur.com erschienen ist.

Island: Vulkanausbruch geht am 7. Juni weiter

Vulkanausbruch auf Island hält an – In Grindavik werden Häuser aufgekauft

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel zeigt sich von seiner stabilen Seite und geht unvermindert weiter. Der aktivste Krater ist jener im Süden der Sundhnukur-Spalte, der bereits im März entstanden ist und nun angebaut wurde. Der Kraterkegel hat deutlich an Höhe gewonnen und ist auf dem Weg dorthin dem größten Kegel im Fagradalsfjall-Gebiet Konkurrenz zu machen. Aktuelle Drohnenaufnahmen zeigen den Kegel im Hintergrund von Grindavik und lassen seine Dimensionen erahnen. In der Stadt arbeitet man daran, die Stromversorgung wiederherzustellen, was wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Inzwischen kauft die staatliche Katastrophenversicherung weitere beschädigte Gebäude auf. Etwas, woran man sich im italienischen Pozzuoli ein Beispiel nehmen könnte!

Langsam wird klar, wie groß die Schäden in Grindavik tatsächlich sind. Die meisten wurden durch Erdbewegungen im Zuge der Gangbildung nebst Riftingprozeß am 10. November verursacht, obgleich auch bei späteren Ereignissen Schäden verursacht wurden, etwa durch einen Lavastrom, der im Januar den Stadtrand erreichte. Heute treffen sich hochrangige Politiker und Bankenmanager in Island um einen Kredit in Höhe von 150 Millionen Euro bei der Entwicklungsbank des Europarats zu beantragen um die Schäden in Grindavik zu begleichen bzw. um unbewohnbare Häuser aufzukaufen und die Eigentümer zu entschädigen.

Ob die Bemühungen letztendlich reichen werden, um die Stadt zu retten, ist ungewiss. Wie sich die Situation in Grindavik weiterentwickeln wird, hängt in erster Linie von den Naturgewalten ab, davon, ob die Eruptionen bald enden oder noch jahrelang weitergehen werden. Irgendwann muss man sich auch in Grindavik die Sinnfrage stellen, inwiefern man es sich leisten kann, den Ort um jeden Preis zu retten, was natürlich nur möglich ist, denn der Vulkan nicht noch größere Lavafluten in seine Richtung schickt.

Unterdessen gibt es Anzeichen dafür, dass das Magmenreservoir unter Svartsengi wieder auflädt: Die GPS-Messungen deuten seit drei Tagen einen leichten Aufwärtstrend der Bodenhebung unter Svartsengi an. Die Bodenhebung steigt, seitdem der Nordkater auf der Sundhnukur-Spalte seine Aktivität stark reduziert hat. Zuerst sah es so aus, als wäre er ganz erloschen, doch auf Webcamaufnahmen von gestern Abend sieht man, dass wieder Lava aus der Basis dieses Kegels austritt.

Island: Starke Rauchentwicklung durch Moosbrand

Eruption hält aus einem Krater an – Starke Rauchentwicklung infolge von Moosbrand

Wer heute Morgen einen Blick auf eine der Livecams am Vulkan auf Island wirft, der wird sich vielleicht über die starke Rauchentwicklung wundern, die die Szenerie in ein wunderschönes orangebraunes Licht wirft. Der Rauch wird von brennender Vegetation verursacht. Was brennt, sind überwiegend Moos und Flechten, vermischt mit etwas Gras. Es sieht so aus, als hätte Lava bisher unberührtes Land erreicht, was im Angesicht des ausgedehnten Lavafelds nicht so einfach ist.

Ein neues NASA-Foto zeigt die Aktivität vor einigen Tagen, als noch zwei Eruptionszentren aktiv gewesen waren. Jetzt fließt die Lava aus dem aktiven Krater zunächst nach Nordwesten in Richtung Sýlingarfell und schlägt dann einen Weg in nördliche Richtung ein. Darüber hinaus gibt es aktive Lavaströme, die sich südwärts in Richtung Hagafell bewegen. Der Lavastrom in Richtung Südosten hat nachgelassen. Die Gefahr, dass Lavaströme doch noch Grindavik erreichen, ist geringer geworden.

Gestern Abend gab es ein neues IMO-Update, das im Wesentlichen meine zuvor gemachten Einschätzungen der Situation an der Sundhnukar-Kraterreihe bestätigte und mit einigen genaueren Daten versehen war. Seit gestern ist nur noch ein Krater sichtbar aktiv. Hierbei handelt es sich um den Krater nahe dem Krater der Märzeruption, wobei es für mich so aussieht, als wäre es praktisch der gleiche Krater, der ein wenig anbaute, als die neue Spalte durch ihn hindurchging. Bis gestern wurde weiterhin Subsidenz beobachtet: Während der Initialphase der Eruption sackte der Boden um ca. 15 Zentimeter ab. In den Tagen danach belief sich die Absenkung auf 4-6 Zentimeter. Inzwischen zeigen die neuen Messwerte, dass die Subsidenz aufgehört hat und sich ungefähr ein Gleichgewicht zwischen Lavaausstoß und Aufstieg eingestellt hat.

Die Isländer lassen sich von den Eruptionen nicht unterkriegen und kämpfen weiter gegen die Naturkatastrophe an. Man ist inzwischen wieder dabei, die von den jüngsten Lavafluten verschütteten Straßen zu reparieren, obwohl die Lava noch nicht ganz abgekühlt ist. Das konnte man in den letzten Monaten gut üben.

Island: Eruption schwächelt am 4. Juni

Eruption auf Reykjanes hat heute Morgen nachgelassen – Schwarmbeben am Herdubreid

Auf Island lässt die Aktivität der aktiven Krater auf der Sundhnukur-Spalte langsam nach. Nachts begann zuerst der nördliche Krater nachzulassen und stellte gegen Morgen das Lavaspattering ein. Es floss aber noch Lava aus dem Krater. Momentan ist es zu hell, um zu sehen, ob der Lavastrom noch aktiv ist, doch ich gehe davon aus, dass auch er versiegte. Im Laufe des Vormittags reduzierte sich auch die Tätigkeit des südlichen Kraters signifikant. Heute Mittag kann man noch Lavaspattering beobachten, aber viel Tephra fliegt nicht mehr über den Kraterrand hinaus. Auch die Fließgeschwindigkeit des Lavastroms nahm deutlich ab. Nicht zu dem Muster des Aktivitätsrückgangs passt der Tremor, der sich auf gleichem Niveau wie zuvor bewegt. Es könnte also sein, dass die Aktivität bald wieder auflebt oder dass an einer nicht einsehbaren Stelle vermehrt Lava austritt.

Die Vermutung liegt nahe, dass die Subsidenz im Bereich von Svartsengi nun nachlassen dürfte. Letzte Messungen lassen ein langsames Abflachen der Kurve vermuten. Seit Eruptionsbeginn wurde ein Großteil der Bodenhebung abgebaut, die wir seit dem 16. März beobachten konnten. Sie wurde von ca. 20 Millionen Kubikmetern Magma verursacht.

Die Erdbebentätigkeit entlang des magmatischen Gangs ist niedrig, doch gestern manifestierte sich ein Erdbebenschwarm bei Hellisheiðarvirkjun. Seismizität in dieser Region wird gewöhnlich menschlicher Aktivität am Geothermalkraftwerk dort zugesprochen und soll durch die Verpressung von Wasser in Borhlöcher verursacht werden.

Vorgestern gab es auch einen kleinen Erdbebenschwarm in der Nähe vom Thermalgebiet Haukadalur mit dem Geysir Strokkur.

Schwarmbeben am Herdubreid

Ein nicht menschengemachtes Schwarmbeben manifestiert sich gegenwärtig im Bereich des Tafelvulkans Herdubreid. IMO registrierte gut 160 Erschütterungen, die überwiegend schwach sind und in geringer Tiefe liegen. Es ist der massivste Schwarm dort seit längerer Zeit und könnte mit der Magmenakkumulation der Askja zusammenhängen, die der Zentralvulkan des Systems ist, zu dem der Herdubreid gehört. Die Epizentren der Beben manifestieren sich ca. 5.1 km südöstlich vom Herðubreiðarlindir und liegen unter der Furt, die man auf dem Weg ins Hochland der Askja durchqueren muss. Tatsächlich war es eine der tiefsten und breitesten Furten, die ich auf Island bisher überwinden musste. Die Bodenhebung an der Askja nahm zuletzt etwas ab und beläuft sich aktuell auf ca. 70 Zentimeter.

Update: Nachdem der Vulkan ein paar Stunden vergleichsweise ruhig geköchelt hat, nimmt der Ausbruch am Spätnachmittag wieder etwas an Fahrt auf. Der Tremor bleibt erhöht.