Island: Erdbeben M 2,9 im Krýsuvík-System

Das Krýsuvík-System auf Island wurde von einem Erdbeben M 2,9 erschüttert

Heute Morgen ereignete sich um 05:52:01 UTC ein Erdbeben der Magnitude 2,9 im Krýsuvík-Spaltensystem auf der Reykjanes-Halbinsel. Das Hypozentrum lag in 5,6 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,6 km nördlich von Krýsuvík lokalisiert. Tatsächlich manifestierte sich das Beben jedoch 2 km westlich des Kleiftavatn und ebenso weit entfernt vom Thermalgebiet Seltún, das südlich des Epizentrums liegt. In diesem Gebiet haben wir in den vergangenen Monaten und Jahren häufig Erdbeben beobachtet, die mit dem Erwachen der vulkanischen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel zusammenhingen. Ein Erdbebenschwarm blieb aktuell aus. Im Herbst letzten Jahres haben GPS-Messungen im Krýsuvík-System eine leichte Bodenhebung festgestellt, doch seit März hat sich der Boden um 2 Zentimeter abgesenkt.

(Update: Zunächst wurde der nachfolgende Erdbebenschwarm beim IMO nicht angezeigt, aber es sieht doch so aus, als hätte das Beben einen Schwarm ausgelöst, denn mittlerweile gibt es in dem Areal einen ordentlichen Cluster zu sehen.)

Anders sieht es im benachbarten Fagradalsfjall-System aus, wo es im Laufe der Woche zahlreiche Erdbeben gab. Hier hat sich der Boden in diesem Monat um fast 2 Zentimeter gehoben. Diese Bodenhebung steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Intrusion unter Svartsengi. Dort hält die Bodenhebung weiterhin an und beläuft sich in diesem Monat auf fast 10 Zentimeter.

Anhaltende Seismizität bei der Askja

Im Bereich der Askja ist die Seismizität hoch, und seit gestern wurden 17 schwache Erdbeben in der Caldera registriert. Die Bodenhebung hält an, hat sich jedoch vom westlichen Rand des Öskjuvatn in den Norden verlagert. An der Messstation KASC nimmt die Hebung derzeit am schnellsten zu: die Hebungsrate liegt bei etwa 12 mm pro Monat. An dieser Messstation hat sich der Boden in den letzten 3 Jahren um gut 55 Zentimeter gehoben. An der Messstation OLAC stagniert die Hebung in den letzten Tagen bei 80 Zentimetern. Insgesamt hat sich die Bodenhebung in diesem Jahr verlangsamt, wofür es mehrere mögliche Gründe gibt: Entweder steigt weniger Magma aus der Tiefe auf, was daran liegen könnte, dass der Gegendruck im flach liegenden Magmareservoir zu groß geworden ist, oder der Boden kann sich nicht weiter ausdehnen, da er seine Elastizitätsgrenze erreicht hat. Der nächste logische Schritt wäre dann das Bersten des Deckgesteins des Magmenkörpers und die Bildung eines Gangs oder eine Eruption.

Island: Schwarmbeben Keilir und Eldey

Zwei Erdbebenschwärme im Bereich von Reykjanes auf Island – 128 Beben in zwei Tagen

Auf Island hat es in den letzten Stunden wieder zahlreiche Erdbeben gegeben. Insgesamt wurden 203 Erschütterungen auf der ganzen Insel detektiert, einschließlich jener, die sich im Südwesten am Reykjanes-Rücken vor der Küste ereigneten. Dort gab es heute Mittag die beiden stärksten Erdstöße mit Magnituden von 3,3 und 3,2. Die Hypozentren wurden auf eine feste Tiefe von 10 Kilometern geschätzt, lagen also relativ flach, aber die Erdbebenherde konnten in der Tiefe nicht genau lokalisiert werden. Die Epizentren befanden sich 18,1 km west-südwestlich von Eldey. Es folgten weitere leichte Erschütterungen. Erdbeben sind hier keine Seltenheit und könnten tektonischen Ursprungs sein, jedoch möglicherweise durch Spannungsänderungen aufgrund von Magmenaufstieg ausgelöst worden sein.

Ein zweiter Schwarm ereignete sich letzte Nacht. Er manifestierte sich einige Kilometer östlich von Keilir und westlich von Krýsuvík. Der erste magmatische Gang, der sich am Fagradalsfjall bildete, erstreckte sich bis in diese Region. Außerdem gab es erneut einige Erschütterungen direkt am Fagradalsfjall sowie am Sylingarfell bei Sundhnúkur. Es scheint, als würden die Spannungen infolge der Bodenhebungen wieder zunehmen. Der Boden hebt sich nicht nur im bekannten Gebiet von Svartsengi, wo er seit dem Ende der letzten Eruption bereits um 8 Zentimeter angestiegen ist, sondern auch in Meradalir bei Fagradalsfjall, wo die Hebung seit Anfang September 2 Zentimeter betrug. Dies deutet darauf hin, dass sich das Svartsengi-Fagradalsfjall-System erneut auflädt und sich allmählich auf eine weitere Eruption vorbereitet.

Bodenhebungen und dadurch verursachte Erdbeben sind auch im Bereich der Askja zu beobachten. Die neuesten Messungen deuten auf eine Beschleunigung der Bodenhebung hin, was nicht überrascht, da die Seismizität in der vergangenen Woche deutlich zugenommen hat.

Auch wenn das Thema Island in den Medien derzeit weniger präsent ist als zu Beginn des Jahres, bleibt die Gesamtsituation dennoch spannend. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Monaten und Jahren weitere interessante Eruptionen erleben werden. Darüber hinaus ist die Sonnenaktivität in diesem Jahr besonders intensiv, und der Herbst auf Island ist ideal, um Nordlichter zu beobachten – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.

Neues aus Island am 13. September 2024

Erdbeben, Bodenhebung und Schadensbilanz der Vulkanausbrüche auf Reykjanes

Der Vulkanausbruch auf Island ist seit einer Woche vorbei. Wenn man das Ausbruchsgebiet am Nordende der Sundhnúkur-Kraterreihe heute betrachtet, sieht man nur noch etwas Dampf aus dem neu gebildeten Kraterkegel aufsteigen. Ansonsten scheint es ruhig in dem Gebiet zu sein. Doch der Schein trügt: In den letzten 48 Stunden wurden 48 Erschütterungen auf der Halbinsel registriert, die meisten davon lagen wenige Kilometer südwestlich vom Fagradalsfjall und im Krysúvik-Gebiet. Die Bodenhebung im Bereich des Geothermalkraftwerks hält an, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie schwächer wäre als bei den beiden letzten Hebungsphasen, die den Ausbrüchen von März und Mai vorausgingen. Es steigt weiterhin Magma vom tief gelegenen Reservoir unter dem Fagradalsfjall in den kleineren, flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi auf. Daher ist es wahrscheinlich, dass wir im Winter eine weitere Eruption in dieser Gegend erleben werden.

Vulkanologe fürchtet Nordwärtsverlagerung der Aktivität

Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson wies in einem Zeitungsinterview erneut darauf hin, dass die wichtige Verbindungsstraße Reykjanesbraut, die zwischen dem Flughafen Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik verläuft, gefährdet sei. Die Lavafront der jüngsten Eruption reicht bis auf 2,7 Kilometer an die Straße heran und hat den Weg für weitere Lavaströme geebnet, die die Straße innerhalb eines Tages erreichen könnten, sollte es in diesem Areal zu einem weiteren Ausbruch kommen. Besonders wenn sich das nächste Eruptionszentrum weiter nach Norden verlagern sollte, sieht er die Reykjanesbraut als gefährdet an. Þorvaldur sagte, dass Forscher Anzeichen für eine solche Verlagerung sehen, gab jedoch keine Details dazu bekannt. Er betonte, dass man sich Gedanken darüber machen sollte, wie man die Verbindung zum Flughafen aufrechterhalten kann, falls die Straße unterbrochen wird.

Auf Island wird bereits seit einiger Zeit über eine Verlagerung des Flughafens von Reykjavik nach Hvassahraun nachgedacht, einem alten Lavafeld an der Küste, wenige Kilometer westlich von Reykjavik. Ein neuer Flughafen dort könnte so angelegt werden, dass er auch den internationalen Flugverkehr abwickeln kann. Der Vulkanologe meinte, dass es wenig Sinn machen würde, einen neuen Flughafen in einem Gebiet zu bauen, das durch Vulkanausbrüche und Lavaströme gefährdeter ist als der bisherige Flughafen. Der Inlandsflughafen von Reykjavik ist auf jeden Fall zu klein, um den internationalen Flugverkehr abzuwickeln.

Hoher Versicherungsschaden in Grindavik

Die Schäden, die bis jetzt in Grindavik durch Vulkanausbrüche und Erdbewegungen entstanden sind, belaufen sich auf 6,9 Milliarden Isländische Kronen, was etwa 45 Millionen Euro entspricht. Der Versicherungswert aller Immobilien in Grindavik beträgt ca. 150 Milliarden Kronen. Demnach hätten ungefähr 5% der Gebäude in Grindavik einen Totalschaden erlitten. Da sich die Schäden jedoch nicht nur auf Totalverluste beziehen, gehe ich davon aus, dass etwa 10-15% der Gebäude betroffen sind.

Island: Schwarmbeben an mehreren Lokationen am 08. September

 

An mehreren isländischen Vulkansystemen gibt es Schwarmbeben – der Südwesten der Insel ist besonders betroffen

Der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur auf der Reykjanes-Halbinsel ist offiziell für beendet erklärt worden, und tatsächlich ist die Erdbebentätigkeit entlang der Kraterreihe gering. Trotzdem geht die Bodenhebung unverändert weiter und zeigt, dass sich der nächste Vulkanausbruch bereits vorbereitet. In einem MBL-Interview meinte der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson, dass bei einem der nächsten Ausbrüche die wichtige Hauptstraße Reykjanesbraut in Gefahr sein könnte. Es besteht die Möglichkeit, dass ein Lavastrom die Straße wenige Stunden nach einem neuen Vulkanausbruch erreichen könnte. Þórðarson gibt den Denkanstoß, den Bau von Schutzdämmen von Grindavik in den Norden zu verlagern. Auf der nördlichen Seite der Straße beginnt auch der dichtbesiedelte Küstenstreifen bei Vogar. Þorvaldur verrät außerdem, dass man seit Beginn der Krise im Jahr 2021 bereits Pläne entwickelt, was zu tun ist, wenn Siedlungsgebiete im Norden von Vulkanausbrüchen betroffen werden.

Während man über Eruptionen nördlich der Wasserscheide auf Reykjanes nachdenkt, kam es zu zwei Schwarmbeben westlich von Reykjanes: Am Reykjanes-Rücken bebte es vor der Küste bei Reykjanestá und bei Geirfugladrangur, einer kleinen Insel bei Eldey. Schwarmbeben kamen hier im Zusammenhang mit der gesteigerten seismischen Aktivität auf Reykjanes häufiger vor, darunter auch einige von signifikanter Stärke. Insgesamt wurden 44 Beben registriert.

Unter dem subglazialen Vulkan Katla manifestierte sich ein kleinerer Schwarm, dessen Beben bis zum westlich gelegenen Nachbarvulkan Eyjafjallajökull streuten. Innerhalb von 24 Stunden gab es gut zwei Dutzend schwache Erschütterungen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1 und lag direkt in der Katla-Caldera.

Der Erdbebenschwarm beim südlich vom Langjökull gelegenen Schildvulkan Skjaldbreið, über den ich bereits gestern berichtete, hält an. Innerhalb von 48 Stunden gab es genauso viele Erdbeben.

Auffällig ist, dass sich die isländische Bebentätigkeit auf den Südwesten der Insel konzentriert, obgleich es auch Erdbeben unter dem Vatnajökull und entlang der Tjörnes-Fracture-Zone im Norden gab. Insgesamt wurden auf Island 129 Erschütterungen in den letzten zwei Tagen registriert.

Island: Schwarmbeben am Skjaldbreiður

 

Schwarmbeben am Schildvulkan Skjaldbreiður im Südwesten von Island

Gestern begann ein kleiner Erdbebenschwarm im Bereich des Schildvulkans Skjaldbreiður. Er liegt südlich des Langjökull-Gletschers, an der Grenze zwischen Südwestisland und der Snæfellsnes-Halbinsel. Der Schwarm setzte sich vom gestrigen Morgen bis in die heutige Nacht fort, und es ist möglich, dass weitere Erschütterungen folgen. Bis jetzt wurden 18 Beben registriert, das stärkste mit einer Magnitude von 2,1. Der Erdbebenherd lag in einer Tiefe von 4,1 Kilometern, was typisch für Magmenakkumulationen oder Fluidbewegungen ist. Allerdings verläuft in dieser Region auch eine aktive Riftzone, weshalb auch tektonische Bewegungen für den Erdbebenschwarm verantwortlich sein könnten. Das Epizentrum befand sich 6,5 km nordwestlich von Skjaldbreiður.

Der Skjaldbreiður liegt etwa 40 Kilometer nordwestlich des Þingvellir-Nationalparks. Der Name „Skjaldbreiður“ bedeutet auf Isländisch „breit wie ein Schild“, was auf die charakteristische flache Form des Vulkans hinweist. Schildvulkane entstehen durch den Ausfluss von dünnflüssiger Lava, die sich weiträumig verteilt und eine sanft geneigte, kuppelförmige Struktur bildet. Der Vulkan ist 1060 Meter hoch und entstand vor etwa 9.000 Jahren am Ende der letzten Eiszeit. Dabei bildete sich ein ausgedehntes Lavafeld, das sich bis zum Þingvallavatn-See erstreckt. Der Skjaldbreiður ist ein großer Vulkan und zudem relativ jung. Es ist bemerkenswert, wie in so kurzer Zeit ein solch großer Vulkan entstehen konnte. Offenbar gab es gegen Ende der Eiszeit eine Phase erhöhter vulkanischer Aktivität auf Island, was möglicherweise mit dem Abschmelzen des Eises zusammenhing: Durch die Druckentlastung infolge der Eisschmelze konnte Magma leichter aus flach liegenden Magmenkammern aufsteigen.

In den letzten Monaten hat die seismische Aktivität im Grenzbereich der Snæfellsnes-Halbinsel, insbesondere in der Langjökull-Region, zugenommen. Dies könnte der Beginn des Erwachens eines größeren Vulkansystems sein.

Auch in den Bereichen Katla, Torfajökull und Hekla gab es gestern vermehrt Erdbeben. Unter der Hekla wurden zwei Erschütterungen registriert, während im westlichen Teil der Torfajökull-Caldera zehn Beben auftraten. Die Caldera ist für das Landmannalaugar, ein beliebtes Thermalgebiet, bekannt. Im Bereich der Katla wurden sieben Beben verzeichnet.

Aktivität auf Reykjanes und bei Sundhnúkur

Auf der Reykjanes-Halbinsel ist es seismisch gesehen derzeit relativ ruhig. In den letzten 48 Stunden wurden nur 14 Beben registriert, die sich hauptsächlich auf die Bereiche Fagradalsfjall und Krysuvik konzentrieren.

Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unvermindert an, hat jedoch bisher keine Beben ausgelöst. Der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur kann als beendet betrachtet werden, obwohl noch etwas glühende Lava an der Nordseite des Lavafelds gesichtet wurde. Dabei handelt es sich vermutlich um Restschmelze, die vor zwei bis drei Tagen den Krater verlassen hat und langsam durch Lavatunnel migriert. Auf der weiter gefassten Ansicht der Vogarstapi-Livecam ist deutlich zu sehen, wie nah die Lavafront an die wichtige Verbindungsstraße zwischen dem Flughafen Keflavik und der Hauptstadt Reykjavik herangerückt ist. Sollten sich weitere Eruptionen nördlich von Sundhnukur ereignen, könnte die Straße gefährdet sein.

Island: Vulkanausbruch in Endphase

Eruption auf Island hat stark nachgelassen und liegt wahrscheinlich in den letzten Zügen

Der 6. Vulkanausbruch entlang der Sunhnúkur-Kraterreihe auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel scheint sich seinem Ende zu nähern. Seit gestern ist auf den Livecams kein Lavaspattering mehr zu sehen, und es gibt nur noch eine schwache effusive Aktivität, bei der etwas Lava aus dem Krater strömt. Nachts war zeitweise ein kleiner Lavaaustritt sichtbar, der jedoch gegen Morgen ebenfalls seine Aktivität einstellte. Ein schmaler Streifen entlang der Lavafront glüht noch und wird weiterhin mit fließfähiger Lava versorgt, doch der Lavastrom bewegt sich kaum noch vorwärts. Diese Beobachtungen stellen jedoch nur eine Momentaufnahme dar, und Vulkanausbrüche sind dynamische Prozesse, die sich schnell ändern können. Es besteht also weiterhin die Möglichkeit einer Wiederbelebung der Eruption, doch meiner Meinung nach sieht es derzeit nicht danach aus.

Die These eines baldigen Endes der Eruption wird durch die Tatsache gestützt, dass die GPS-Messungen eine Abflachung der Bodenhebung andeuten. Sicher kann man sich jedoch erst nach 2-3 Tagen weiterer Messungen sein. Die aktuelle Kurve der Bodenhebung folgt jener nach der vorangegangenen Eruption, die am 29. Mai für beendet erklärt wurde. In Bezug auf den Magmenaufstieg aus dem tiefen Reservoir unter Fagradalsfjall in das flachere Reservoir unter Svartsengi scheint sich im Wesentlichen nichts geändert zu haben. Nach dem Vulkanausbruch ist also vor dem Vulkanausbruch.

Die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes ist gering und folgt dem Muster, das wir in ähnlichen Eruptionsphasen der vorangegangenen Ausbrüche gesehen haben. Das isländische Wetteramt registrierte in den letzten 48 Stunden nur 13 Erdbeben auf Reykjanes. Dennoch hält die Wetterbehörde ihre Warnung vor Luftverschmutzung aufgrund vulkanischer Gase aufrecht. Diese Warnung gilt auch für das Hauptstadtgebiet nordöstlich von Sunhnúkur.

Starkes Erdbeben am Reykjanes-Rücken

Am Reykjanes-Rücken, der sich in Verlängerung durch Island zieht, gab es ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,5. Das Hypozentrum lag in einer fixierten Tiefe von 10 Kilometern, was darauf hindeutet, dass es sich um ein flaches Erdbeben handelt, dessen genaue Tiefe nicht bestimmt werden konnte. Es stand jedoch nicht in direktem Zusammenhang mit dem eruptiven Geschehen auf Island, da das Epizentrum 1467 km süd-südwestlich von Reykjavík lag.

Island: Lava mit Polarlichtern am 29.08.24

Vulkanausbruch auf Island hält an und bietet zusammen mit Nordlichtern spektakuläre Lichtshow

Der sechste Ausbruch am Sundhunúkur in Folge lieferte letzte Nacht eine atemberaubende Lichtshow, bei der glühende Lava und Nordlichter um die Aufmerksamkeit der Zuschauer und Fotografen konkurrierten. Unsere Vereinsmitglieder Jochen und Sandra sind weiterhin vor Ort und haben spektakuläre Bilder der Lichtshow aufgenommen.

Wie bereits gestern erwähnt, scheint es aktuell von den Sicherheitsbehörden toleriert zu werden, dass Schaulustige bis zur Lavafront vordringen und auch das Parken am Straßenrand des Grindavikurvegur scheint akzeptiert zu werden, obwohl es keine offiziellen Bekanntmachungen gibt, dass der Zugang zur Eruptionsstelle offen ist. Relativ problemlos kann man bis zur breit aufgefächerten Lavafront vordringen, die sich etwa 3 Kilometer vom Eruptionszentrum entfernt befindet. Die Lavafront ist noch etwa 2 Kilometer von der Straße entfernt. Sollte sich der Lavastrom in den nächsten Tagen nicht deutlich abschwächen, könnte es auch für die Hauptstraße Reykjanesbraut, die zwischen Reykjavik und dem Flughafen Keflavik verläuft, kritisch werden.

Was die Polizei allerdings nicht toleriert, sind Schaulustige, die einfach auf der Schnellstraße Reykjanesbraut anhalten und dort Staus provozieren. Solches Verhalten wird als lebensgefährlich und rücksichtslos angesehen, und die Polizei patrouilliert ununterbrochen, um den Verkehr am Fließen zu halten.

Erstaunlich ist, dass es weiterhin Erdbeben entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe gibt. Die Subsidenz hält an und ist stärker als bei den vorherigen Eruptionen. Laut dem IMO-Wissenschaftler Magnús Tumi stammt die Schmelze aus demselben Reservoir wie bei den früheren Eruptionen. Dass sich die Spalte so weit nördlich auf der Kálfellsheiði, nordöstlich von Stóra-Skógfell, öffnete, kommt für ihn nicht überraschend. Damit habe man gerechnet. Diese Aussage steht etwas im Widerspruch zu früheren Äußerungen, als die IMO-Wissenschaftler befürchteten, dass sich die nächste Eruption näher an Grindavik im Süden ereignen würde.

Einer der von Anfang an meinte, dass in der Nähe von Grindavik keine Gefahr drohe, war der Vulkanologe Þorvalður Þórðarson. Die weite Ausbreitung in Richtung Norden entspreche dem Verhalten einer Eruptionsserie von vor 2500 Jahren, als es hier zum letzten Mal zu Ausbrüchen kam, so Þorvalður in einem Visir-Interview. Der Vulkanologe vermutet, dass sich im unterirdischen Fördersystem möglicherweise etwas verändert hat, als es am 22. August zu einem Erdbeben der Magnitude 4,1 kam. Sollten sich weitere Eruptionen noch weiter nach Norden verlagern, könnten Siedlungen in der Nähe der Hauptstadt gefährdet werden.

Übrigens wurden gerade die ersten Ergebnisse der Lavaproben-Analysen veröffentlicht, aber dazu später mehr.

Island: Stärke des Vulkanausbruchs fluktuiert

Stärke der Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel fluktuiert – Touristen wagen sich näher heran

Der Vulkanausbruch im Norden der Sundhnúkur-Kraterreihe hält an, hat jedoch gestern im Tagesverlauf an Intensität verloren. Die Anzahl der dauerhaft aktiven Lavafontänen hat sich auf eine reduziert. Die Aktivität fluktuiert jedoch, und nachts stieg zeitweise ein zweiter Schlot wieder in die Aktivität ein und erzeugte eine weitere Lavafontäne. Einige der anderen Schlote köcheln noch ein wenig vor sich hin. Dennoch scheint der Lavaausstoß weiterhin beträchtlich zu sein, da in den GPS-Diagrammen zur Bodendeformation (noch) kein Nachlassen der Subsidenz zu erkennen ist und der Boden weiterhin absinkt. Die Geschwindigkeit des Absinkens ist etwa doppelt so hoch wie bei der letzten Eruption im Mai. Inzwischen ist die Bodenabsenkung etwas größer als die vorherige Bodenhebung, die nach dem Ende der letzten Eruption stattfand. Es wird also Schmelze gefördert, die sich bereits vor der letzten Phase der Bodenhebung im Speichersystem akkumuliert hatte. Das zeigt, dass Magma über längere Zeit hinweg eruptionsfähig bleibt. Derzeit ist unklar, ob nur bereits gespeicherte Schmelze eruptiert wird oder ob es erneut einen Expressweg aus größerer Tiefe gibt. Analysen von Lavaproben werden dieser Frage sehr wahrscheinlich bald auf den Grund gehen.

Gestern wanderten auch mehrere Touristen auf die alte Lavaebene hinaus, um sich der Eruption zu nähern. Laut einem Bericht von MBL beobachtete die Polizei das Geschehen und regelte den Verkehr auf dem Grindavíkurvegur. Allerdings hinderte sie die Schaulustigen nicht daran, das offizielle Sperrgebiet zu betreten. Offenbar sehen die Behörden die Situation derzeit relativ entspannt, möglicherweise weil die Eruption in einiger Entfernung zur kritischen Infrastruktur stattfindet und die Gefahr gering ist, dass die Touristen bis nach Grindavík vordringen. Der Schutz der Bewohner der stark betroffenen Stadt hatte in den letzten Monaten für die Behörden Priorität, daher wurden wohl auch keine Aussichtspunkte in der Nähe der Eruption eingerichtet. Am aktuellen Ausbruchsort könnte sich dies jedoch wieder ändern.

Gestern parkten die Touristen am Straßenrand des teilweise offenen Grindavíkurvegurs. Es wurde lediglich die Warnung ausgegeben, dass man auf den Wanderwegen bleiben soll, wenn man sich von Norden nähert, da abseits der Wege die Gefahr besteht, in das mit Munition kontaminierte Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes zu gelangen. Ein Freifahrtschein für Schaulustige wurde dennoch nicht ausgestellt, und offiziell gilt weiterhin das Verbot, sich der Eruption zu nähern. Doch möglicherweise ändert sich das noch.

Zusammenfassung:

  • Stärke der Eruption hat nachgelassen und fluktuiert
  • Nur noch eine größere permanent Lavafontäne aktiv
  • Subsidenz (Bodensenkung) hält unvermindert an
  • Touristen konnten sich der Eruption vom Grindavikurvergur aus ungehindert nähern

Island: Von Lavafontänen und Schwefeldioxidwolken

Lavafontänen weiterhin kraftvoll – Schwefeldioxidwolken erreichten Mitteleuropa

  • Drei Schlot fördern weiterhin Lavafontänen
  • Der Lavaausstoß liegt bei 25 Kubikmetern pro Sekunde
  • Während der Initialphase waren es 1.500 – 2.000 Kubikmeter Lava pro Sekunde
  • Es wurden zwischen 17 und 27 Millionen Kubikmeter Lava gefördert
  • Lavafeld bedeckt eine Fläche von 15,1 Quadratkilometern
  • Schwefeldioxidwolke erreichte Mitteleuropa

Es ist Tag 6 der sechsten Eruption auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel, und verglichen mit den vorangegangenen Eruptionen entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe stabilisierte sich der aktuelle Ausbruch auf einem Niveau, das deutlich höher liegt als es bei den anderen Ausbrüchen nach fast einer Woche der Fall war. Freilich haben die Eruptionsstärke und der Ausstoß an Lava seit der Initialphase stark abgenommen, aber es war auch die stärkste Initialphase aller Ausbrüche, die wir seit Dezember in der Region gesehen haben. Laut einem neuen IMO-Bericht wurden in den ersten Ausbruchsstunden zwischen 1.500 und 2.000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert. Bis jetzt sollen zwischen 17 und 27 Millionen Kubikmeter Lava gefördert worden sein, die ein Lavafeld hervorbrachten, das eine Fläche von mehr als 15 Quadratkilometern bedeckt. Der Boden, der seit Oktober letzten Jahres um gut 80 Zentimeter angehoben wurde, sackte bereits um gut 30 Zentimeter ab. Damit wurde bei der Eruption in etwa soviel Lava ausgestoßen, wie sich nach der Vorangegangenen angesammelt hat. Gestern belief sich die Förderrate auf gut 25 Kubikmeter pro Sekunde und lag damit noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Schwefeldioxidwolken erreichten Mitteleuropa

Die starke Eruption fördert nicht nur große Mengen Lava, sondern weist auch einen hohen Gasausstoß auf. Sorgen bereitet vor allem das gesundheits- und umweltschädliche Schwefeldioxid, das sich nicht nur auf Island weit verbreitet, sondern in den letzten Tagen auch seinen Weg nach Skandinavien, den Britischen Inseln und Mitteleuropa gefunden hat. Die Boulevardpresse titelte gestern, dass Giftgaswolken Europa erreicht hätten. Natürlich sind solche Darstellungen überspitzt und sollen nur Klicks generieren. Das Schwefeldioxid ist mit Hilfe von Satellitenaufnahmen in höheren Atmosphärenschichten zwar nachweisbar, wirkt sich bislang in Bodennähe aber kaum aus. Anders sieht es in Vulkannähe aus, wo die Konzentrationen sämtliche Grenzwerte überschritten haben und je nach Windrichtung Probleme für Mensch und Tier verursachen können. Hier wirken sich dann auch Gasbestandteile wie Flour negativ aus, welches die Weideflächen kontaminiert. Last but not least gibt es intensive Moosbrände, die klassischen Rauch von Verbrennungen hervorbringen und die Atemluft zusätzlich belasten. Wer auf Island unterwegs ist, sollte die Luftverschmutzung im Auge behalten. Entsprechende Daten und Vorhersagen gibt es auf der IMO-Seite.

Neue Drohnenaufnahmen von zwei Vereinsmitgliedern gefertigt

Unsere Vereinsmitglieder Sandra und Jochen sind vor Ort und haben ein paar schöne Drohnenaufnahmen erstellt. Für Normalsterbliche ist das Gebiet nach wie vor nicht zugänglich. Bei der letzten Eruption war es so, dass man Drohnen im Eruptionsgebiet maximal 60 m hoch fliegen lassen durfte und nicht wie sonst üblich 120 m. Natürlich müssten die Drohnen in Sichtweite bleiben. Wer mit einer Drohne dort unterwegs ist, sollte sich erkundigen, ob es weitere Restriktionen gibt. Erfahrungsgemäß können Hubschrauber auch tiefer als 60 m fliegen und man fühlt sich als Drohnenpilot sehr unwohl, wenn das eigene Fluggerät wohlmöglich außer Sichtweite unterwegs ist und Hubschrauber tief kreisen.

Übrigens: MBL hat nun auch wieder eine Livecam online, die sich auf anderen Webseiten einbinden lässt und einen guten Blick auf die Eruption liefert. Sie steht auf der Erhebung Sandhóll. Ich habe sie von den der Seite zu den Livedaten Grindavik verlinkt.