Island: Erhöhte Seismizität unter dem Vatnajökull

Vermehrte Erdbebenaktivität im Bereich vom Vatnajökull – Erdbeben auch in Nähe der Lakispalte

Auf Island gibt es aktuell nicht nur Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich der nächste Vulkanausbruch zusammenbraut, sondern auch im Bereich des größten Gletschers Europas, des Vatnajökull. In den letzten 48 Stunden wurden 33 Erdbeben registriert, vor allem unter den Vulkanen Bárðarbunga und Grímsfjall/Grímsvötn. Es gab aber auch einige Erschütterungen südwestlich der Eisbedeckung, die bereits dem Laki-System zugerechnet wurden, das sich rund 16 Kilometer vom Epizentrum in Form der bekannten Kraterreihe präsentiert. Dort kam es im Jahr 1783 zu einer der größten Spalteneruptionen in historischen Zeiten auf Island. Die meisten Erdbebenherde lagen in Tiefen zwischen 3 und 9 Kilometern und hatten geringe Magnituden. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 1,5. Drei der Beben wurden der Askja zugerechnet. Am Herðubreið blieb es diesmal still.




Am Grímsfjall wird aktuell eine rapide steigende Bodenhebung angezeigt, die Anfang Oktober begann und mittlerweile 20 mm beträgt. Allerdings kam es dort immer wieder zu vergleichbaren Hebungen, die sich nach einigen Tagen oder Wochen wieder auflösten. Daher ist bei der Interpretation der angezeigten Daten Vorsicht geboten, da auch andere Ursachen als eine Bodenanhebung dahinterstecken könnten. Bevor man sich also auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch freut oder fürchtet (je nach Standpunkt des Betrachters), sollten die Interpretationen der Vulkanologen abgewartet werden.

Die Hebung im Svartsengi-Bereich auf der Reykjanes-Halbinsel hingegen wird eindeutig interpretiert: Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang September hat sich der Boden dort um etwa 22 Zentimeter angehoben. Es sind weitere 10 Zentimeter nötig, um das Bodenhebungsniveau zu erreichen, das vor der letzten Eruption gemessen wurde. Obwohl es jederzeit ohne weitere Ankündigung zu einer Eruption kommen könnte, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch ab dem Zeitpunkt, an dem das vorherige Bodenhebungsmaximum erreicht wird, deutlich. Ich denke, diesen Punkt erreichen wir Ende November/Anfang Dezember. Vermutlich dauert es dann noch einmal 3–4 Wochen, bis wir tatsächlich einen Ausbruch sehen werden, da bei den letzten Ausbrüchen das Bodenhebungsmaximum deutlich überschritten werden musste. Jeder folgende Ausbruch war dafür auch stärker als der vorherige.

Island: Grindavik wieder zugänglich

Grindavik wieder für die Öffentlichkeit zugänglich – Bodenhebung verlangsamt sich kurz vor kritischer Marke

Am Montag wurde auf Island der Zugang für Grindavik wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Somit durften erstmalig auch nicht ansässige Isländer und Touristen die Stadt betreten, seitdem sie vor fast einem Jahr evakuiert wurde. Zwischendurch gab es ein paar Ansätze, mehr Menschen in der Stadt zuzulassen, doch diese wurden durch die zunächst schnell hintereinander erfolgenden Eruptionen vereitelt. Nun, da die Pausen zwischen den Ausbrüchen länger geworden sind und man davon ausgeht, dass sich künftige Aktivität mehr im Norden von Sundhnúkur abspielen wird, wurden die gröbsten Straßenschäden repariert bzw. gesichert und die Arbeiten an den Befestigungsanlagen beendet. Es gibt wohl noch einige abgesperrte Bereiche, die noch als unsicher eingestuft werden, doch den größten Teil der Stadt kann man wieder betreten.

Zunächst wurde erwartet, dass sich deutlich mehr Menschen Gringavik anschauen wollten, doch der große Ansturm blieb bis jetzt aus. MBL und RUV berichteten über die Öffnung und der Polizeichef vom Distrikt Suðurnes, Úlfar Lúðvíksson, meinte, dass die Wiederöffnung reibungslos verlaufen ist. Seinen Angaben zufolge haben bereits einige Touristen die Stadt betreten, doch insgesamt bleibt der touristische Verkehr gering, und die Zahl der Besucher ist bisher überschaubar. Zunächst waren nur 32 Häuser wieder bewohnt.

Am Tag der Wiedereröffnung bemängelte Lúðvíksson jedoch die unzureichende Information für Touristen, da Hinweisschilder fehlten. Dieser Mangel sei inzwischen teilweise behoben, und Warnschilder wurden an den Zufahrtsstraßen aufgestellt. „Besonders ausländische Touristen müssen über die Risiken im Gebiet informiert werden“, betont er. In Zusammenarbeit mit dem Grindavík-Komitee soll die Informationsbereitstellung weiter verbessert werden.

Lúðvíksson fordert seine Mitarbeiter auf, die Lage aufmerksam zu beobachten. Angesichts möglicher neuer geologischer Aktivitäten, wie Magmaströmen oder Vulkanausbrüchen, könnte eine erneute Zugangsbeschränkung zur Stadt notwendig werden.

Das bevorstehende Wochenende könnte laut Lúðvíksson eine stärkere Besucherzahl bringen, was auch vom Wetter abhängt.

Unterdessen geht die Bodenhebung bei Svartsengi weiter, doch es sieht so aus, als würde sich eine Verlangsamung der Hebung andeuten. Entsprechendes hatten wir in den Wochen vor den letzten Eruptionen ebenfalls gesehen. IMO-Wissenschaftler Benedikt Ófeigsson spekuliert heute in einem RUV-Artikel darüber, dass die nächste Eruption bis zu 30 % mehr Lava fördern könnte als die vorangegangene, die bereits große Lavamengen förderte. Doch davon später mehr.

Island: Erdbeben und Bodenhebungen am 13.10.24

Weitere Erdbeben beim Herðubreið und Eyjafjallajökull – Bodenhebung bei Askja, Svartsengi und Fagradalsfjall

Nachdem es in den letzten beiden Tagen auf Island seismisch relativ ruhig war – wobei ich mich frage, ob es nicht zu einer Störung im seismischen Netzwerk gekommen sein könnte – zeigt sich die Erdbebentätigkeit auf der Insel im Nordatlantik heute wieder lebhaft. Aktuell ist ein Schwarmbeben südlich des Herðubreið im Gange. Es manifestiert sich entlang des vulkanischen Rückens von Herðubreiðartögl, der zwischen Herðubreið und Askja liegt. Der Schwarm umfasst bislang mehr als 20 schwache Beben. Die meisten Beben haben Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die beiden stärksten Erschütterungen erreichen Magnituden von 1,7 und haben Hypozentren in einer Tiefe von 3,4 Kilometern. Schwarmbeben treten in dieser Region besonders seit der Bárðarbunga-Eruption im Jahr 2014 auf. Damals wurde spekuliert, ob eine Magmenintrusion stattgefunden hatte, die mit der Holuhraun-Eruption in Verbindung stehen könnte. Kurioserweise gibt es in diesem Gebiet keine GPS-Messstationen. Diese konzentrieren sich auf die Askja, wo immer noch Bodenhebungen registriert werden. Innerhalb eines Jahres stieg der Boden an einigen Messstationen um gut 12 Zentimeter.

Einige Erdbeben ereigneten sich wieder rund um den Eyjafjallajökull und griffen auf die nördlich gelegene Torfajökull-Caldera über. Der vermeintliche Schwarm am Eyjafjallajökull, über den ich am Freitag geschrieben habe, stellte sich als Ergebnis fehlerhafter Messungen heraus. Es wird spekuliert, dass der starke Sonnensturm Störungen im Messsystem verursacht haben könnte. Einige Beben wurden jedoch bestätigt, sodass man von einer leichten Steigerung der Seismizität sprechen kann. Eine signifikante Bodenhebung wurde bisher nicht festgestellt.

Anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi

Anders sieht es auf der Reykjanes-Halbinsel aus, wo die Bodenhebung im Svartsengi-Gebiet anhält. An der Messstation SENG liegt die Hebung seit dem Ende der letzten Eruption am 5. September bei 17 Zentimetern. In einem IMO-Update vom 10.10.24 heißt es, dass es kleine Veränderungen in der Hebungsgeschwindigkeit gegeben hat, die sich etwas verlangsamt hat. Ähnliches beobachtete man bereits einige Wochen vor den Eruptionen an der Spalte bei Sundhnúkur. Vermutlich verlangsamt sich die Bodenhebung, weil der Druck im oberflächennahen Magmakörper steigt und das aus der Tiefe aufsteigende Magma bremst.

Das aktuelle Erdbebenmuster der Region ähnelt ebenfalls jenen, die wie einige Wochen vor den anderen Eruptionen sahen. Gerade setzte ein kleiner Erdbebenschwarm bei Eldeyjarboði ein. Ein paar Beben manifestierten sich nun auch wieder an der Sundhnúkur-Kraterreihe.

Es gibt auch Hinweise auf eine erneute Magmenakkumulation unter dem Fagradalsfjall. Diese wurde durch neue InSAR-Aufnahmen festgestellt. Dazu später mehr in einem gesonderten Bericht.

Island: Schwarmbeben am Ljósufjöll

Am Vulkan Ljósufjöll auf der Snæfellsnes-Halbinsel manifestierte sich ein Erbebenschwarm

Die Erde auf Island kommt nicht zur Ruhe und nach und nach gibt es an den unterschiedlichsten Zentralvulkanen immer häufiger Erdbeben. Ob es wirklich zu einer seismischen Aktivitätszunahme kommt oder ob die Wahrnehmung eine andere geworden ist, weil das seismische Netzwerk und die Kommunikation immer besser werden, vermag ich nicht zu beantworten. Fakt ist, dass es heute am Ljósufjöll auf der Snæfellsnes-Halbinsel zu einem kleinen Erdbebenschwarm kam, der sich aus gut 13 flach liegenden Erschütterungen mit geringen Magnituden zusammensetzt. Ljósufjöll ist eines der größten Vulkansysteme im Westen von Island und liegt in einer Gegend, in der wir in den letzten Monaten eine Zunahme der seismischen Aktivität beobachten konnten, die auch andere Vulkane erfasste.

Neuer Seismograf  am Grjótárvatn installiert

Seit 2021 beobachten isländische Geoforscher hier bereits eine Aktivitätszunahme und Ende des Monats wurde in dem Areal ein neuer Seismograf installiert. Er fühlt der Erde den Puls im Hítárdalur, etwa 5 km nordwestlich des Grjótárvatn. Die Forscher vermuten hinter den Beben eher tektonische Prozesse, allerdings liegt die Region westlich der isländischen Hauptstörungszonen, und ein wenig auffällig ist es schon, dass sich die Beben überwiegend im Bereich der Vulkane ereignen. Natürlich liegen die Vulkane dort, wo es bereits Schwächezonen in der Erdkruste gibt, die sich oft in Störungen manifestieren, dennoch könnte mindestens ein Teil der Beben mit Magmenaufstieg in Verbindung stehen. Doch um das herauszufinden, bedarf es nicht unbedingt neuer Seismografen, sondern zusätzlicher GPS-Messstationen, die Hinweise auf Bodenhebung liefern.

2021, ein besonderes Jahr für Island, in dem die Eruptionsserie auf Reykjanes begann. Vielleicht gibt es zwischen den beiden Halbinseln eine Kopplung, indem die Spannungen durch die Bodenhebungen auf Reykjanes auch auf Snæfellsnes einwirken und dort die Beben auslösen. Vielleicht fließen aber auch magmatische Fluide bis nach Snæfellsnes und erhöhen dort direkt den Druck auf Störungen.

Erdbeben auf Reykjanes halte an

Apropos Reykjanes. Dort gab es heute auch wieder mehrere Erdbeben, die diesmal nicht nur auf Krysuivk und Fagradalsfjall beschränkt waren, sondern auch bis nach Sunhnukur reichten. Insgesamt wurden auf Reykjanes 55 Beben innerhalb von 48 Stunden festgestellt. Die Bodenhebung bei Svartsengi hält unvermindert an und beträgt fast 16 Zentimeter.

Weitere Erdbeben am Bardarbunga

Gerade werden auch weitere Erdbeben mit Magnituden über 3 am Bardarbunga angezeigt. Erste Meldungen gingen sogar von einem Beben M 5,0 aus, doch der Wert wurde herabgestuft. Details folgen später.

Island: Erdbeben und Bodenhebung am 01.10.2024

Erdbeben Mb 3,2 am Bardarbunga – Erhöhte Seismizität bei Krysuvik

Die Erdbebenaktivität auf Island ist weiterhin leicht erhöht. Unter der gesamten Insel wurden innerhalb von 48 Stunden 176 Erschütterungen festgestellt. Das Stärkste manifestierte sich unter dem subglazialen Vulkan Bardarbunga. Es hatte eine Magnitude von 3,2 und ein Hypozentrum in 0,1 Kilometern Tiefe. Verortet wurde es von IMO 6.1 km nordöstlich von Bárðarbunga. Theoretisch war es stark genug, damit es von Menschen wahrgenommen werden konnte, doch entsprechende Berichte liegen nicht vor. Dafür registrieren einige Messstationen ab Calderavulkan seit Juni eine Anhebung des Bodens, die deutlich schneller abläuft, als es zuvor der Fall war. Besonders an der Messstation KISTA, die am Rand des Gletschers steht, hob sich der Boden seitdem um 5 Zentimeter. Eine halb so starke Bodenhebung messen GPS-Stationen am Grimsvötn sowie am südlich gelegenen Öræfajökull, wo es in den letzten Tagen auch zu einzelnen Beben kam. Da es im Bereich des Vatnajökull zu einer generellen Bodenhebung kam, stellt sich die Frage, warum das so ist. Möglicherweise wird das ganze Gebiet vom Islandhotspot angehoben. Es könnte sich aber auch um ein messtechnisches Phänomen handeln.

Weiter nördlich und außerhalb des Eisschildes des Gletschers liegt die Askja-Caldera, wo wir seit einiger Zeit eine permanent erhöhte Bebentätigkeit sehen, die einhergeht mit einer Anhebung des Bodens infolge von Magmeninflation. Nach einigen Schwankungen in den letzten Monaten hebt sich der Boden nun wieder mit einer Rate, die wir vor den Schwankungen gesehen haben. An der Messstation OLAC liegt die Hebung bei 80 Zentimetern seit Beginn der Hebungsphase. In diesem Jahr betrug die Hebung gut 12 cm.

Auf der Reykjanes-Halbinsel konzentriert sich die Bebentätigkeit auf den Bereich von Krysuvik und Fagradalsfjall, in denen es bereits in den vergangenen Tagen bebte. Eine Bodenhebung in diesen Gebieten scheint nicht Ursache der Seismizität zu sein. Im Gegenteil, im Krysuvik-System gibt es einen leicht deflationären Trend. Dafür hält die Bodenhebung im benachbarten Svartsengi-System weiter an, allerdings ohne großartige Seismizität. Der Boden hob sich seit Ende der letzten Eruption bereits um 12 Zentimeter. Ein Stopp des Magmenaufstiegs zeichnet sich nicht ab. Prognosen, nach denen die Aktivität im Spätsommer enden sollte, haben sich offensichtlich nicht erfüllt.

Island: Droht ein Jahrzehnte lang andauernder Vulkanausbruch?

Isländischer Vulkanologe sieht die Möglichkeit eines Jahrzehnte lang andauernden Vulkanausbruchs auf Reykjanes

Auf Island halten die Erdbebenaktivität und die Bodenhebung weiterhin an, wobei es paradox erscheint, dass gerade in dem Bereich der größten Bodenhebung praktisch keine oder nur wenige Erdbeben auftreten. Stattdessen bebte es heute erneut in der Gegend von Hvannadalshnúkur im Vulkanmassiv des Öræfajökull, einem großen Vulkan am Südrand des Vatnajökullgletschers. Doch die Erdbebenaktivität soll nicht das Hauptthema dieses Blogeintrags sein; vielmehr möchte ich Euch von einem Interview mit dem bekannten isländischen Vulkanologen Prof. Þorvaldur Þórðarson berichten, das heute in Morgunblaðið veröffentlicht wurde.

Þórðarson hält es für möglich, dass die Aktivität entlang der Sundhnúkagígar-Kraterreihe so weit zunimmt, dass sie in einem Ausbruch mündet, der mehrere Jahre andauern könnte. Dabei könnte sich sogar ein Schildvulkan bilden. Dies würde bedeuten, dass nicht nur die wichtige Reykjanesbraut-Straße, sondern auch weitere Infrastrukturen auf der Halbinsel Reykjanes gefährdet wären.

Der Professor erklärte, dass Schildvulkane auf Island oft in einem einzigen langanhaltenden Ausbruch entstehen, der sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken kann. Um jedoch große Schildvulkane wie Skjaldbreiður zu formen, müsste ein Ausbruch bis zu 100 Jahre andauern.
Falls der nächste Ausbruch erneut zwischen den Erhebungen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell beginnt, könnte die Wahrscheinlichkeit eines länger andauernden Ausbruchs steigen. Þórðarson betont jedoch, dass dies nicht das wahrscheinlichste Szenario sei, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür wachse.



Vergleich mit dem Puʻu ʻŌʻō-Krater am Kilauea auf Hawaii

In seinen Ausführungen verwies der Vulkanologe auf Hawaii, wo der Ausbruch des Vulkans Kilauea 1983 begann und 35 Jahre anhielt. Vermutlich meint er die Puʻu ʻŌʻō -Eruption, bei der sich ein schildartiger Nebenkegel auf der Flanke des Kilauea bildete. Allerdings ist der Puʻu ʻŌʻō  kein eigenständiger Schildvulkan, und um zu einem solchen heranzuwachsen, hätte er bei gleichbleibender Förderrate Jahrhunderte bis Jahrtausende gebraucht. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage die Spekulationen beruhen, bleibt der medienaffine Professor jedoch schuldig. Tatsächlich widersprechen seine Aussagen den jüngsten Forschungen, die vermuten lassen, dass die Eruptionen entlang von Sundhnúkur von einer Magmadomäne in der Erdkruste gespeist werden, in der sich das Magma in mehreren kleinen Taschen ansammelt. Ob ein Jahrzehnte andauernder Ausbruch ohne Unterbrechung von einer solchen Magmadomäne gespeist werden kann, bleibt unklar.

Island: Erdbeben bei Askja und Krysuvik

Erhöhte Erdbebenaktivität auf Island setzt sich fort – Vulkansysteme Askja, Krysuvik und Fagradalsfjall betroffen

Die erhöhte Erdbebenaktivität, die wir bereits in den letzten Tagen auf Island sehen konnten, hielt auch in den letzten 24 Stunden weiter an. Besonders auffällig sind die Beben im Bereich des Zentralvulkans Askja, der unweit des Gletschers Vatnajökull im Hochland liegt. Einige Forscher vermuten, dass Askja mit dem Bardarbunga-System unter dem Gletscher gekoppelt ist. Als gesichert sieht man an, dass der Tafelvulkan Herdubreid zum Askja-System gehört. Die IMO-Tabellen zeigen für den gesamten Bereich 39 Erschütterungen an, von denen sich 29 im Bereich Askja/Herdubreid zutrugen. Die Bodenhebung in der Askja-Caldera geht weiter.

Eine leichte Bodenhebung wird inzwischen auch wieder im Krysuvik-System registriert, wo es ein kleines Schwarmbeben westlich des Kleifarvatn und in der Nähe des Keilir gegeben hat. Darüber hinaus ist auch die Gegend um den Fagradalsfjall weiter seismisch sehr aktiv. Die Beben hier sind sehr schwach und haben Hypozentren in 8 Kilometern Tiefe. Wahrscheinlich stehen diese Erschütterungen mit dem großen Magmenreservoir in Verbindung, das unter dem Fagradalsfjall liegt und den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi speist. Über die Vorgänge in dem tiefen Speichersystem lässt sich nur spekulieren. Möglicherweise versucht sich Magma wieder, einen direkten Weg nach oben zu bahnen, um am Fagradalsfjall zu eruptieren.

Im Bereich der Reykjanes-Halbinsel manifestierten sich innerhalb von 48 Stunden 87 Erschütterungen. Direkt entlang der Sundhnukur-Eruptionsspalte ist es aus seismischer Sicht ruhig und es gibt nur vereinzelte Beben. Dafür geht die Bodenhebung im gesamten Svartsengibereich ungebremst weiter. Der Boden hob sich seit Ende der letzten Eruption um gut 8 Zentimeter.

Erdbeben gibt es auch an anderen Stellen, wie im Bereich der Snæfellsnes-Halbinsel im Westen der Insel. Auf ganz Island wurden übrigens 152 Beben festgestellt.

Zusammenfassung:

  • 152 Erdbeben innerhalb von 48 Stunden auf ganz Island
  • 29 Beben im Askja-System
  • 87 Erschütterungen auf Reykjanes
  • Bodenhebung an den Bebenlokationen

Island: Erdbeben M 2,9 im Krýsuvík-System

Das Krýsuvík-System auf Island wurde von einem Erdbeben M 2,9 erschüttert

Heute Morgen ereignete sich um 05:52:01 UTC ein Erdbeben der Magnitude 2,9 im Krýsuvík-Spaltensystem auf der Reykjanes-Halbinsel. Das Hypozentrum lag in 5,6 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 5,6 km nördlich von Krýsuvík lokalisiert. Tatsächlich manifestierte sich das Beben jedoch 2 km westlich des Kleiftavatn und ebenso weit entfernt vom Thermalgebiet Seltún, das südlich des Epizentrums liegt. In diesem Gebiet haben wir in den vergangenen Monaten und Jahren häufig Erdbeben beobachtet, die mit dem Erwachen der vulkanischen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel zusammenhingen. Ein Erdbebenschwarm blieb aktuell aus. Im Herbst letzten Jahres haben GPS-Messungen im Krýsuvík-System eine leichte Bodenhebung festgestellt, doch seit März hat sich der Boden um 2 Zentimeter abgesenkt.

(Update: Zunächst wurde der nachfolgende Erdbebenschwarm beim IMO nicht angezeigt, aber es sieht doch so aus, als hätte das Beben einen Schwarm ausgelöst, denn mittlerweile gibt es in dem Areal einen ordentlichen Cluster zu sehen.)

Anders sieht es im benachbarten Fagradalsfjall-System aus, wo es im Laufe der Woche zahlreiche Erdbeben gab. Hier hat sich der Boden in diesem Monat um fast 2 Zentimeter gehoben. Diese Bodenhebung steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Intrusion unter Svartsengi. Dort hält die Bodenhebung weiterhin an und beläuft sich in diesem Monat auf fast 10 Zentimeter.

Anhaltende Seismizität bei der Askja

Im Bereich der Askja ist die Seismizität hoch, und seit gestern wurden 17 schwache Erdbeben in der Caldera registriert. Die Bodenhebung hält an, hat sich jedoch vom westlichen Rand des Öskjuvatn in den Norden verlagert. An der Messstation KASC nimmt die Hebung derzeit am schnellsten zu: die Hebungsrate liegt bei etwa 12 mm pro Monat. An dieser Messstation hat sich der Boden in den letzten 3 Jahren um gut 55 Zentimeter gehoben. An der Messstation OLAC stagniert die Hebung in den letzten Tagen bei 80 Zentimetern. Insgesamt hat sich die Bodenhebung in diesem Jahr verlangsamt, wofür es mehrere mögliche Gründe gibt: Entweder steigt weniger Magma aus der Tiefe auf, was daran liegen könnte, dass der Gegendruck im flach liegenden Magmareservoir zu groß geworden ist, oder der Boden kann sich nicht weiter ausdehnen, da er seine Elastizitätsgrenze erreicht hat. Der nächste logische Schritt wäre dann das Bersten des Deckgesteins des Magmenkörpers und die Bildung eines Gangs oder eine Eruption.

Island: Schwarmbeben Keilir und Eldey

Zwei Erdbebenschwärme im Bereich von Reykjanes auf Island – 128 Beben in zwei Tagen

Auf Island hat es in den letzten Stunden wieder zahlreiche Erdbeben gegeben. Insgesamt wurden 203 Erschütterungen auf der ganzen Insel detektiert, einschließlich jener, die sich im Südwesten am Reykjanes-Rücken vor der Küste ereigneten. Dort gab es heute Mittag die beiden stärksten Erdstöße mit Magnituden von 3,3 und 3,2. Die Hypozentren wurden auf eine feste Tiefe von 10 Kilometern geschätzt, lagen also relativ flach, aber die Erdbebenherde konnten in der Tiefe nicht genau lokalisiert werden. Die Epizentren befanden sich 18,1 km west-südwestlich von Eldey. Es folgten weitere leichte Erschütterungen. Erdbeben sind hier keine Seltenheit und könnten tektonischen Ursprungs sein, jedoch möglicherweise durch Spannungsänderungen aufgrund von Magmenaufstieg ausgelöst worden sein.

Ein zweiter Schwarm ereignete sich letzte Nacht. Er manifestierte sich einige Kilometer östlich von Keilir und westlich von Krýsuvík. Der erste magmatische Gang, der sich am Fagradalsfjall bildete, erstreckte sich bis in diese Region. Außerdem gab es erneut einige Erschütterungen direkt am Fagradalsfjall sowie am Sylingarfell bei Sundhnúkur. Es scheint, als würden die Spannungen infolge der Bodenhebungen wieder zunehmen. Der Boden hebt sich nicht nur im bekannten Gebiet von Svartsengi, wo er seit dem Ende der letzten Eruption bereits um 8 Zentimeter angestiegen ist, sondern auch in Meradalir bei Fagradalsfjall, wo die Hebung seit Anfang September 2 Zentimeter betrug. Dies deutet darauf hin, dass sich das Svartsengi-Fagradalsfjall-System erneut auflädt und sich allmählich auf eine weitere Eruption vorbereitet.

Bodenhebungen und dadurch verursachte Erdbeben sind auch im Bereich der Askja zu beobachten. Die neuesten Messungen deuten auf eine Beschleunigung der Bodenhebung hin, was nicht überrascht, da die Seismizität in der vergangenen Woche deutlich zugenommen hat.

Auch wenn das Thema Island in den Medien derzeit weniger präsent ist als zu Beginn des Jahres, bleibt die Gesamtsituation dennoch spannend. Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Monaten und Jahren weitere interessante Eruptionen erleben werden. Darüber hinaus ist die Sonnenaktivität in diesem Jahr besonders intensiv, und der Herbst auf Island ist ideal, um Nordlichter zu beobachten – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit.