Island: Vulkanausbruch No 7 stabil

Vulkanausbruch auf Island stabil – Lava fließt überwiegend nach Westen

Während der Nacht nahm die Stärke der Eruption im Wesentlichen nicht weiter ab und stabilisierte sich auf einem mittelstarken Niveau. Die Aktivität konzentriert sich auf einen vielleicht 150 m langen Spaltenabschnitt in der Mitte der Spalte sowie 2 Förderkanälen, um die sich bereits Schlackenkegel bilden. Obwohl es einen Lavastrom in Richtung Norden gibt, fließt der Großteil der Lava in westlicher Richtung und dringt weiter bis an den Rand des Svartsengigebiets vor, in dem sich auch die Blaue Lagune befindet. Bis jetzt halten die Schutzanlagen die Lava noch von dem Thermalressort fern, doch ich denke, diesmal wird sie nicht ganz so schnell nach Eruptionsbeginn wieder öffnen, wie es bei den letzten beiden Eruptionen der Fall gewesen ist, da der Hauptparkplatz verschüttet ist und man erst einen neuen anlegen muss. Das geht natürlich nicht, solange die Lava in dem Areal unterwegs ist. Ich bin auch mal gespannt, ob es auf Island nach dem nicht vorhergesagten Ausbruch einen Paradigmenwechsel geben wird und wieder ein wenig mehr Respekt vor der Unberechenbarkeit der Erdgewalten geben wird: Während ich gegen immer weiter um sich greifende Sperrungen für individuelle Vulkanreisende bin, stehe ich dem Massentourismus in Regionen ausbrechender Vulkane skeptisch gegenüber, denn tatsächlich laufen Herden eher ahnungslos ihrem Schäfer hinterher, der im Falle der Tourismusindustrie Geld verdienen will und daher höhere Risiken eingeht, als es der aufgeklärte Einzelne tun würde. Wobei ich auch nichts gegen ein Bad in der Blauen Lagune hätte, wohlwissend, dass ich ein gewisses Risiko eingehe.

In diesem Sinne interviewte MBL den Geschäftsführer des Helikopter-Flugunternehmens Norðurflug, das Rundflüge über das Eruptionsgebiet anbietet. Birgir Ómar Haraldsson sagte, dass die Nachfrage nach Vulkanflügen aktuell niedriger ist als bei den vorherigen Eruptionen. Da der Vulkanausbruch ja auch offiziell für den November abgesagt wurde, ist das natürlich auch kein Wunder. Für Vulkanspotter besteht also eher die Chance, einen Platz in einem Heli zu bekommen, als sonst. Ein 35-minütiger Rundflug von Reykjavik aus kostet knapp 400 € pro Person. Man fliegt in mindestens 450 m Höhe über das Eruptionsgebiet. Zieht man die Zeit für An- und Abflug ab, bleiben vielleicht 10 Minuten über dem Spaltenvulkan. Dennoch könnte es eine gute Chance darstellen, so etwas einmal zu erleben. Übrigens gibt es noch weitere Anbieter am Flughafen. Gebucht werden die Flüge für gewöhnlich online, wobei Vorkasse per Kreditkarte gefordert wird.

Die GPS-Messungen zeigen, dass in den ersten 24 Stunden der Eruption ein Großteil des Magmas als Lava ausgestoßen wurde, das sich seit dem 5. September im Untergrund angesammelt hatte, denn der Boden ist wieder bis fast auf das Niveau abgesunken, das nach dem Ende der letzten Eruption erreicht wurde.

Island: Parkplatz der Blauen Lagune von Lava verschüttet

Lavastrom erreichte nachmittags den Parkplatz der Blauen Lagune – und fließt entlang des Schutzdamms weiter

Der Vulkanausbruch geht weiter und hat sich erwartungsgemäß im Tagesverlauf abgeschwächt, so dass nur noch einzelne Segmente der Eruptionsspalte aktiv sind, die sich weiter verkleinern, bis sich die Aktivität letztendlich auf einzelne Förderkanäle konzentriert, um die sich Schlackenkegel bilden, wie man auf den Livecamaufnahmen gut erkennen kann. Auch wenn sich die Eruption immer mehr auf einzelne Kanäle konzentriert, werden große Mengen Lava ausgestoßen, die in Form von Lavaströmen unterwegs sind. Bislang ist die Infrastruktur westlich der Eruptionsspalte am meisten gefährdet. Dort fließt die Lava an den Schutzwällen von Svartsengi entlang und erreicht nachmittags das Thermalressort Blaue Lagune. Der Parkplatz der Einrichtung wurde von der Lava verschüttet, doch die Gebäude und die Wasserpools blieben bis jetzt verschont.

Neben den künstlich angelegten Wällen gibt es noch die Kante eines alten Lavastroms, der den heißen Lavastrom in Richtung Westen ableitet. Jetzt hängt es davon ab, wie viel Lava weiter in Richtung Lagune fließt und ob die Wälle halten werden. Es besteht die Möglichkeit, dass das Ressort diesen Ausbruch nicht überleben wird. Sollte es noch einmal davon kommen, ist der Weg für den nächsten Lavastrom geebnet, sofern es eine weitere Eruption geben wird. Dann könnte die Lava die Lagune noch schneller erreichen und sich höher auftürmen, bis die Wälle überflossen werden oder brechen. Das wäre ein herber Verlust für die Isländer!

Und auch der Kampf um Grindavik ist noch nicht gewonnen: Obwohl die Stadt erst vor ca. 4 Wochen wieder für Besucher freigegeben wurde, musste sie heute zum wiederholten Male evakuiert werden. Man fühlt sich ein wenig an den Kampf des Don Quichotte gegen Windmühlenflügel erinnert, aber das Aufgeben liegt wohl nicht im Naturell der Isländer, was sie in meinen Augen natürlich ebenso bewundernswert macht wie die Ukrainer, die sich im Angesicht einer Übermacht tapfer wehren, obgleich es das Unvermeidliche nicht verhindern wird.

Auf der Seite des Isländischen Zivilschutzes ist zu lesen, dass der Tourismus von dem Vulkanausbruch nicht beeinträchtigt wird, sieht man mal davon ab, dass Grindavik und die Blaue Lagune nicht zugänglich sind. Der Flugverkehr am Flughafen Keflavik läuft normal.

Island: Vulkanausbruch-Update am Mittag

Eruption auf Island am Morgen des 21. November 2024. © IPCAMLIVE

Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Strommasten zerstört

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hält auch mittags weiter an, hat sich aber gut 12 Stunden nach seinem Anfang deutlich abgeschwächt. Die Eruptionsspalte auf der Sundhnúkur-Kraterreihe ist nur noch auf halber Strecke aktiv und der Lavaausstoß hat sich reduziert. Während der Initialphase der Eruption betrug der Lavaausstoß ca. 1200 Kubikmeter pro Sekunde und lag damit deutlich unter den etwa 2500 Kubikmetern pro Sekunde, die bei der letzten Eruption gefördert wurden.

Obwohl sich der Lavanachschub bereits verringerte, hat sich die Lavafront in kurzer Zeit weiter ausgebreitet und die nördlichen Schutzwälle in der Region Njarðvíkuræd beim Geothermalkraftwerk Svartsengi erreicht. Dort wurden einige Strommasten zerstört, die außerhalb der Schutzwälle lagen. Offenbar hat es sich um wichtige Strommasten gehandelt, denn in Grindavik und im Geothermalkraftwerk selbst fiel der Strom aus. Damit wurde auch die Warmwasserversorgung von Grindavik unterbrochen, denn die Pumpen kamen zum Stillstand. Die Lava floss auch über die Wasserleitungen, die im Februar im Boden vergraben wurden. Sie sollen noch intakt sein. Grindavik selbst ist nicht weiter beschädigt worden, wird aber per Drohne überwacht.


Nachts wurde auch das Ressort der Blauen Lagune evakuiert. Gut 200 Personen haben sich dort aufgehalten. Bei den meisten Leuten handelte es sich um Hotelgäste. Ich finde es mittlerweile ziemlich erheiternd, wie unterschiedlich Gefahrenlagen eingeschätzt werden, sobald nur genug Geld im Spiel ist: Während man als Individualreisender und journalistischer Fotograf an den Vulkanen der Welt auf immer mehr Restriktionen stößt, wird der Badebetrieb eines millionenschweren Unternehmens seelenruhig weitergeführt, obwohl man weiß, dass sich in 4 bis 5 Kilometern Tiefe unter dem Ressort Magma ansammelt. Kleine Verschiebungen im Untergrund können jederzeit dazu führen, dass die Lava woanders ausbricht als angenommen, und selbst wenn das Ressort selbst nicht direkt in der Lava vergeht, könnten Fluchtwege abgeschnitten werden. Die Fehleinschätzung der Vulkanologen, dass es im November aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr zu einem Ausbruch kommen wird, und die geringe Vorwarnzeit von weniger als 30 Minuten sollten doch langsam auch den verantwortlichen Behörden und Politikern klar machen, wie unberechenbar die Situation ist und auch bleiben wird, solange sich Magma im Untergrund akkumuliert. Was da wohl los sein wird, wenn sich das Thermalbad mal in einen gigantischen Kochtopf mit Fleischeinlage verwandelt?

Das Beispiel zeigt, dass an einem Vulkan alles sehr schnell eskalieren kann und Eruptionen nicht immer nach „Schema F“ ablaufen. Auf Island kommt hinzu, dass der Untergrund im Svartsengi-Gebiet und insbesondere bei Sundhnúkur ausgeleiert ist und dem Magma nur noch wenig Widerstand beim finalen Aufsteigen geboten wird, so dass die Seismizität vor einem Ausbruch von Mal zu Mal schwächer wird, was zuverlässige Prognosen erschwert bis unmöglich macht.

Übrigens, der Lavastrom nähert sich aktuell dem Parkplatz der Blauen Lagune an! Ohne Schutzdämme wäre das Resort spätestens jetzt Geschichte.

Island: Mehrere Erdbeben bei Sundhunkur

Weitere Zunahme der Seismizität bei Sundhunkur – Bodenhebung bei Svartsengi stagniert

Die geophysikalischen Messdaten, die uns aus dem Svartsengigebiet erreichen, scheinen auf den ersten Blick widersprüchlich zu sein, denn es wird ein leichter Anstieg der Seismizität, bei nachlassender Bodenhebung festgestellt. Wie das zusammenpassen kann, versuche ich hier zu entschlüsseln.

Seit gestern manifestierten sich bei der Sundhnukur-Eruptionsspalte 8 schwache Erdbeben mit Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die Beben deuten an, dass sich der Druck im Speicher- und Fördersystem des Magmas langsam weiter erhöht. Dabei stagniert die Bodenhebung an der Svartsengi-Messstation SENG seit einigen Tagen, anstatt weiter anzusteigen, wie man es bei einer Zunahme des Drucks erwarten würde.

An einigen Messstationen im Bereich von Svartsengi und der Blauen Lagune bis hin zum Thorbjörn, Grindavik und Eldvörp im Südwesten zeigt sich sogar eine deutliche Subsidenz. Vorausgesetzt, es handelt sich nicht um messtechnische Eigenheiten, scheint hier die Bodenhebung sogar in eine Absenkung übergegangen zu sein. Doch wohin verschwindet das Magma? Vielleicht ist es doch schon in Richtung Sundhnukur unterwegs und zieht sich dort im tieferen Untergrund zusammen. Da es im Bereich der Sundhnukur-Spalte keine funktionierenden Messstationen mehr gibt, lässt sich keine fundierte Aussage über die Bodendeformation am wahrscheinlichsten Ort eines weiteren Ausbruchs treffen.

Das sagt IMO zur aktuellen Situation

In einem soeben veröffentlichten IMO-Update ist zu lesen, dass es noch zu früh ist, einen Rückgang der Bodenhebung zu postulieren, da ähnliche Absenkungen des Bodenniveaus auch an Messstationen außerhalb des Svartsengigebietes auftreten. Als mögliche Gründe werden Messungenauigkeiten infolge von leichten Schwankungen in den Umlaufbahnen der Satelliten angegeben. Diese sollen aufgrund des Weltraumwetters zustande kommen, wobei ich immer noch gravitative Kräfte für die wahrscheinlichste Erklärung halte.

In dem Bericht wird auch erklärt, dass es aufgrund des Islandwetters in den letzten beiden Wochen passiert sein könnte, dass nicht alle schwachen Erdbeben festgestellt wurden.

Die Forscher rechnen nicht mehr mit einem Ausbruch im November und lassen ihre Risikobewertung für das betroffene Gebiet gegenüber der letzten Woche unverändert.

Island: Mögliches Erdbeben Mb 3,8 im Nordosten

Erdbeben Mb 3,8 erschüttert den Nordosten von Island – Daten könnten noch korrigiert werden

Datum 16.11.24 | Zeit: 07:39:55 UTC | Koordinaten:  65.143 ; -15.663 | Tiefe: 5 km | Mb 3,8

Update: Das Beben wurde beim IMO komplett gelöscht, während es beim EMSC noch angezeigt wird.

Originalmeldung: Auf Island wurde ein Erdstoß der Magnitude 3,8 detektiert, der sich im Nordosten der Insel ereignet haben könnte. Da das Beben bis jetzt nur vom automatischen System erfasst wurde, aber noch nicht von einem Seismologen geprüft und bestätigt wurde, könnte sich die Magnitude noch ändern, weshalb ich hier vorsichtig formuliere.

Laut den vorläufigen Angaben ereignete sich der Erdstoß in nur 5 Kilometern Tiefe und wurde 61 km west-südwestlich von Egilsstaðir verortet. Die Region am Rand des Hochlandes ist bis jetzt aus erdbebentechnischer Sicht unauffällig geblieben. Allerdings liegt der Calderavulkan Askja in gut 50 Kilometern Entfernung und es ist nicht auszuschließen, dass das Beben vom automatischen System falsch lokalisiert wurde. Ein Erdbebenschwarm blieb bis jetzt aus.

Bodenhebung im Bereich der Askja

Die Bodenhebung im Bereich der Askja hält an: An der Messstation OLAC werden gut 83 Zentimeter Hebung seit September 2021 angezeigt. In diesem Jahr verlangsamte sich die Heberate, doch man kann davon ausgehen, dass sich im Untergrund einiges an magmatischen Fluiden angesammelt hat. Ob und wann es zu einem Vulkanausbruch kommt, ist allerdings ungewiss. Viele Experten haben schon längst damit gerechnet, dass eine Eruption einsetzt, aber irgendwie will der Vulkan nicht durchstarten. Was augenblicklich auch für andere Feuerberge Islands gilt.

Erdbeben und Bodenhebung bei Svartsengi

Einer dieser Vulkane findet sich in der Sundhnukur-Eruptionsspalte bei Svartsengi. In den letzten 2 Wochen war die Erdbebenaktivität auf der Reykjaneshalbinsel und insbesondere im Svatsengigebiet überraschend gering. Zum Teil könnte das an dem schlechten Wetter liegen, das die seismischen Geräte stört, so dass besonders schwache Erdbeben nicht festgestellt werden können. Da die Bodenhebung weiter anhält – mittlerweile hat sie fast Parität mit der Hebung vor der letzten Eruption erreicht – und eigentlich immer höhere Spannungen entstehen, die vermehrt stärkere Erdbeben auslösen sollten, ist die geringe Seismizität schon verwunderlich. Nicht nur im Svartsengigebiet werden wenige Erdbeben festgestellt, sondern auch an den anderen Spaltensystemen, die in den letzten Wochen sehr aktiv waren. Auf der ganzen Halbinsel wurden in den letzten 48 Stunden nur 20 Beben festgestellt. Die meisten davon bei Krysuvik. Auf ganz Island waren es 68 Erschütterungen.

Island: Ausbruch im November unwahrscheinlich

Neue Gefahreneinschätzung von IMO veröffentlicht – Ausbruch im November gilt als unwahrscheinlich

Auf Island hält die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auf Reykjanes weiter an. Laut einem IMO-Update akkumulierten sich seit dem 5. September 23 Millionen Kubikmeter Magma im Untergrund an. Die Bodenhebung liegt nur noch wenige Zentimeter unter der vor Beginn des letzten Ausbruchs. Das Erreichen der Parität wurde bislang immer als unterste Schwelle angesehen, ab der ein neuer Vulkanausbruch beginnen kann. Doch bei allen Ausbrüchen musste diese Schwelle deutlich überschritten werden, bevor die nächste Eruption tatsächlich einsetzte. Wochen vor einem neuen Ausbruch stieg die Seismizität im Bereich von Svartsengi und Sundhnúkur deutlich an, was auf einen signifikanten Druckanstieg im Speichersystem zurückzuführen ist. Diese Zunahme der Seismizität konnte in den letzten Tagen nicht beobachtet werden, obgleich es Anfang November noch so aussah, als würde sich die Erdbebentätigkeit steigern. Die Vulkanologen von IMO kommen daher zu dem Schluss, dass im November noch nicht mit einem neuen Vulkanausbruch zu rechnen ist. Noch im letzten Monat war man von einem steigenden Eruptionsrisiko in der zweiten Novemberhälfte ausgegangen. Es wurde auch eine neue Gefahrenkarte für den Bereich Grindavik und Svartsengi veröffentlicht, die aber gegenüber der letzten unverändert blieb. Sie attestiert der Stadt ein vergleichsweise niedriges Risiko, in den nächsten Tagen von den direkten Folgen einer Eruption heimgesucht zu werden. Es gibt aber besonders für Gebiete nördlich der Stadt ein erhebliches Risiko von Gasverschmutzung oder Erdrutschen.

Wetterkapriolen und Erdrutsche im Westen

Auch wenn sich der erwartete Vulkanausbruch nach hinten verschiebt und vielleicht erst im neuen Jahr stattfinden wird, hat man auf Island mit Unbilden der Natur zu kämpfen: Gestern gab es ausgerechnet im Norden von Island europäische Rekordtemperaturen, als Warmluftmassen von den Azoren kommend die Insel erreichten. Nachts kletterte das Thermometer auf 22 Grad Celsius, eine Temperatur, die selbst im Sommer selten erreicht wird. Zugleich kam es in den letzten Wochen zu starken Regenfällen, die den Erdboden mit Wasser sättigten, was ihn in Hanglagen destabilisierte. Das löste zahlreiche Erdrutsche und Steinschläge aus, von denen besonders der Westen der Insel betroffen ist.

Island: Erdbeben bei Sundhnukur am 01.11.24

Zunahme der Seismizität bei Sundhnukur bei gleichzeitiger Reduzierung der Hebegeschwindigkeit

Die Erdbebentätigkeit im Südwesten von Island ist heute wieder einmal erhöht, wobei sich die Seismizität nicht auf die Reykjanes-Halbinsel beschränkt. So gab es wieder ein Schwarmbeben nahe Ljósufjöll auf Snæfellsnes, das 26 Kilometer nördlich von Borgarnes verortet wurde und bereits seit dem Spätsommer auffällig geworden ist. Noch ist unklar, ob die Beben tektonischen Ursprungs sind oder durch Fluidbewegungen verursacht werden, die letztendlich darauf hindeuten könnten, dass hier ein Vulkansystem erwacht. Doch solche Prozesse können sich über Jahre hinziehen, so dass man davon ausgehen kann, dass hier mittelfristig nicht mit einer Eruption zu rechnen ist.

Anders sieht es in dem Svartsengi-System auf Reykjanes aus, wo sich wahrscheinlich der nächste Vulkanausbruch oder auch eine Intrusion zusammenbraut. Nach Wochen mit sehr geringer seismischer Aktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreihe, dafür aber mit konstant anhaltender Bodenhebung scheint sich das Bild zu ändern: Die GPS-Messungen deuten seit 2 Tagen an, dass sich die Bodenhebung verlangsamt. Parallel dazu nimmt die Erdbebenaktivität etwas zu. Ein Prozess, den wir einige Wochen vor den letzten Eruptionen ebenfalls feststellen konnten. Je mehr Magma sich im Speichersystem akkumuliert, desto größer wird der Gegendruck, den neu aufsteigendes Magma überwinden muss, was letztendlich zu den beschriebenen Phänomenen führt. Ab der zweiten Novemberhälfte wird eine neue Eruption Tag für Tag wahrscheinlicher, wobei es natürlich noch nicht feststeht, dass es tatsächlich zu einer Eruption kommen wird.

Auch an den benachbarten Risssystemen steigerte sich die Seismizität. In den letzten 48 Stunden gab es 116 Erschütterungen. Viele davon im Krysuvik-System, aber auch am Fagradalsfjall und bei der Raufarhólshellir-Höhle.

Im Kartenabschnitt Vatnajökull bebte es nachts auch wieder an den bekannten Vulkanen unter dem Eis, aber auch nördlich davon. Gemeint sind Bardarbunga, Grimsvötn und Askja. Am letztgenannten Vulkan hält die Bodenhebung ebenfalls an.

Island: Erdbeben bei Krysuvik am 31.10.24

Schwarmbeben bei Raufarhólshellir und Krýsuvík – 109 Beben in 48 Stunden

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hat sich die Seismizität in den letzten 24 Stunden deutlich erhöht. Nachdem zuerst ein Schwarmbeben nahe der Lavahöhle Raufarhólshellir eingesetzt hatte (Vnet berichtete), setzten in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag auch wieder Beben im Krýsuvík-System ein. Während bei Krýsuvík gut 35 Beben registriert wurden, manifestierten sich nahe der Lavahöhle mehr als 40 Beben. Auch am Fagradalsfjall, Keilir und Stóra-Skógfell gab es eine Handvoll Erschütterungen. Insgesamt wurden auf Reykjanes in den letzten 2 Tagen 109 Beben gezählt. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Wochenanfang, wobei ich ja bereits erwähnte, dass das seismische Netzwerk aufgrund des schlechten Wetters gestört gewesen sein könnte, so dass die ganzen schwachen Beben nicht registriert werden konnten.

Die Ursache für die beiden Schwarmbeben bei Raufarhólshellir und Krýsuvík dürfte tektonischer Natur sein. Eine Möglichkeit ist, dass hier Störungen auf geänderte Spannungen im Untergrund reagieren, die durch die Magmenakkumulation unter Svartsengi und die damit einhergehende Bodenhebung zustande kommen. Die Bodenhebung liegt bei 22 Zentimetern seit Anfang September. Die Messungen der letzten Stunde deuten eine Verlangsamung der Bodenhebung an, aber wir müssen gucken, ob sich hier ein neuer Trend abzeichnet, oder ob es andere Ursachen wie Messabweichungen geben kann.

Auch bei Krýsuvík scheint sich der Boden ein wenig zu heben, doch das könnten Auswirkungen der Inflation bei Svartsengi sein. Hier gab es in den letzten Monaten öfter leichte Hebungen und Senkungen im Rhythmus des Geschehens bei Svartsengi.

Einige Beben gab es auch wieder im Bereich des Vatanjökulls und am Grimsfjall scheint sich der Boden zu heben. In den letzten 2 Wochen gab es einen vertikalen Versatz von 2 Zentimetern, der mit einer gleich großen horizontalen Verschiebung in Richtung Norden einherging. Allerdings sind diese Daten mit Vorsicht zu genießen. Hier könnten andere Einflüsse als Inflation am Werk sein.

Island: Schwarmbeben bei Raufarhólshellir

Schwarmbeben nahe des Lavatunnels Raufarhólshellir auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel

Heute Nachmittag manifestierte sich auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel ein Schwarmbeben, das sich bis jetzt aus 30 Erschütterungen zusammensetzt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,1 und ein Hypozentrum in 8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 2,4 km westsüdwestlich von Raufarhólshellir verortet. Hierbei handelt es sich um eine der längsten Lavatubes auf Island. Die Lavahöhle ist 1300 Meter lang und wird von der Hauptstraße gequert, die von der Südküste von Reykjanes zur Hauptstadt Reykjavik an der Nordküste der Halbinsel führt.

Lavahöhlen bzw. Tubes entstehen, wenn sich auf einem fließenden Lavastrom eine Erstarrungskruste bildet, unter der der Lavastrom weiterhin fließt. Endet die Eruption, fließt die Lava ab und zurück, bleibt ein röhrenförmiger Tunnel. Die Raufarhólshellir ist teilweise für Besucher erschlossen worden. Der Eintritt kostet ca. 57 €. Die Wände sind illuminiert und im Winter gibt es herrliche Eisstalagmiten zu bewundern.

Raufarhólshellir bildete sich während des Leitahraun-Ausbruchs vor etwa 5200 Jahren, der sich östlich des Bláfjöll-Gebirges im Hengill-System ereignete. In der Region gab es bereits im Frühsommer Schwarmbeben und es stellt sich die Frage, ob sie rein tektonischer Natur sind oder mit dem Magmatismus/Vulkanismus zusammenhängen, der auf Reykjanes in eine neue Aktivitätsphase eingetreten ist.

Neben dem Erdbebenschwarm gab es auch an anderen Lokationen auf Reykjanes Erdbeben, darunter auch im Krysuvik-System und am Fagradalsfjall. Insgesamt wurden 54 Erdbeben innerhalb von 2 Tagen detektiert.

Neue Erdbeben wurden auch im Areal von Vatnakökull festgestellt. Hier bebte es im Bereich Bardarbunga/ Grimsfjall und unter der Askja. Der Boden im Bereich des Calderavulkans außerhalb der Eisbedeckung des Gletschers hält weiter an und summierte sich inzwischen auf mehr als 80 Zentimeter. Island hat mehrere vulkanische Baustellen und es sieht nicht so aus, als würde es in den nächsten Jahren langweilig werden, auch wenn das Thema aus dem Fokus der allgemeinen Berichterstattung verschwunden ist.