Vulkan-News 15.02.22: Ätna

  • Ätna: 5 Tage nach dem Paroxysmus werden die Veränderungen immer deutlicher
  • Am Erta Alé ist der Lavasee weiter aktiv
  • Unter Vulcano gab es einige schwache Erdbeben
  • Bei Grindavik auf Island bebte es mit M 3,0

Ätna: Veränderungen sehr deutlich sichtbar

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Staat: Italien |Eruption: Strombolianisch

5 Tage nach dem letzten Paroxysmus, werden dessen Folgen immer deutlicher. Kaum ein anderer Ausbruch der letzten Monate, hat so starke morphologische Änderungen am Kraterkegel bewirkt. Auf dem neuen Foto von Etnawalk ist die deutlich vergrößerte Scharte gut zu sehen. Ähnliches ereignete sich zur Geburtsstunde des Neuen Südostkraterkegels im Jahr 2006. Damals war es der ursprüngliche Südostkrater, der während eines Paroxysmus praktisch gespalten wurde. Jetzt bleibt es spannend abzuwarten, ob folgende Eruptionen den tiefen Einschnitt wieder auffüllen, oder vergrößern werden.

Eins wird beim Betrachten des Fotos auch klar: wer auf den zentralen kraterkomplex steigen möchte, hat einen steinigen Weg vor sich und muss die frischen Lavaströme und Hangrutschmassen queren.

Erta Alé: Lavasee bleibt aktiv

Staat: Äthiopien | Lokation: 13.60, 40.70 | Eruption: Hawaiianisch

Ein neues Sentinel-Satellitenfoto enthüllt, dass der Lavasee im Südkrater des Schildvulkans Erta Alé weiterhin aktiv bleibt. Gestern wurde ein moderates Wärmesignal mit 10 MW Leistung registriert. Sehr wahrscheinlich ist ein Großteil des Lavasees weiterhin gedeckelt und somit gut isoliert.

Momentan sind mir nur 2 größere Lavaseen bekannt, die tatsächlich erreichbar sind: Kilauea auf Hawaii und Erta Alé. Ein recht kleiner Lavasee brodelt zudem im Masaya. Ambrym und Nyiragongo scheinen nur sporadisch aktiv zu sein. Über den Lavasee am Erebus in der Antarktis liegen mir keine neuen Informationen vor, aber wer einen Lavasee aus nächster Nähe sehen will, ist dort sowieso falsch. Allerdings, bevor ihr die Koffer packt: der Lavasee am Kilauea liegt im Sperrgebiet und Reisen in die das Afar-Dreieck sind momentan unsicher, da es in der Nähe einen bewaffneten Konflikt gibt.

Vulcano mit Erdbeben

Staat: Italien | Lokation: 14.87 ; 38.50 | Eruption: Fumarolisch

Die Liparisch Insel Vulcano wurde in den vergangenen Tagen von weiteren schwachen Erdbeben erschüttert. In der Übersichtskarte der vergangenen 10 Tage sind 4 Erdbeben eingetragen. Sie waren von geringen Magnituden und bewegten sich im Bereich der Mikroseismizität. Ein Beben manifestierte sich unter dem Krater der Fossa. Die Beben zeigen, dass sich Magmatische Fluide unter dem Vulkan bewegen. Allerdings ist man dort weit entfernt von einer seismischen Krise, die einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch ankündigen würde.

Reykjanes: Erdbeben M 3,0

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Seismik

Unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich ein Erdbeben der Magnitude 3,0. Es lag 2,4 km nördlich von Grindavik und damit nur wenige Kilometer vom Fagradalsfjall entfernt. Das Hypozentrum lag knapp 5 km tief. Am Keilir bebte es zuvor mit M 2,5.

Inzwischen fragt man sich auf Island, wie sicher es in der Hauptstadt Reykjavik ist und ob es nicht auch in der Nähe der Stadt (oder sogar in der Stadt) zu einem Vulkanausbruch kommen könnte. Doch davon später mehr.

Erdbeben-News 10.02.22: Reykjanes

  • Die leicht erhöhte Seismizität unter Reykjanes auf Island hält an
  • Auf Vulcanello gab es einige schwache Erdstöße

Island: Weitere Erdbeben unter Reykjanes

In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 97 Erschütterungen unter der Reykjanes-Halbinsel. Die Beben manifestierten sich an verschiedenen Risssystemen. Besonders betroffen war die Zone um Grindavik, wo es vor allem am Magmatischen Gang des Fagradalsfjall bebte. Neue Erschütterungen gab es auch am Brennisteinsfjöllum und in einer Region, die sich direkt südlich von Reykjavik befindet.
In Online-Medien wird diskutiert, ob die Beben dort mit der Verpressung von Kohlendioxid zusammenhängen könnten, denn in 15 km Entfernung befindet sich das alte Geothermalkraftwerk Hveragerði, in dem man entsprechende Versuche aufgenommen hat. Der Tenor der Diskussionen geht allerdings dahin, dass es in der Region schon früher tektonische Erdstöße gab.

Neue Informationen über etwaige Bodenhebungen wurden vom IMO bislang nicht veröffentlicht. Dennoch sind ja einige isländische Forscher der Meinung, dass der Reykjanes-Halbinsel eine mehrere Dekaden dauernde seismische- und vulkanische Aktivitätsphase bevorsteht. Wir können also gespannt sein. Stay tuned!

Selbst im 21. Jahr meiner Berichterstattung auf vulkane.net, entdecke ich noch Neues. Dazu zählt die hier gezeigte Karte von IMO, die nicht nur die Beben zeigt, sondern sogar die entsprechenden Störungszonen. Bei den prominentesten Systeme handelt es sich um:

  • Reykjanes-Risszone: Die Reykjanes-Risszone ist das bekannteste Risssystem auf der Reykjanes-Halbinsel. Sie erstreckt sich über eine Länge von etwa 80 Kilometern und verläuft entlang des Mittelatlantischen Rückens.
  •  Svartsengi/ Fagradalsfjall Risszone liegt in Bereich des Svartsengi-Geothermiekraftwerks bei Grindavik und dem Vulkan Fagradalsfjall, der letztes Jahr ausbrach.
  • Krýsuvík-Seltún-Riss: Dieser Riss verläuft entlang des Krýsuvík-Vulkansystems und ist für die geothermische Aktivität in der Region verantwortlich. Die Krýsuvík-Seltún-Gebiete sind bekannt für ihre heißen Quellen, Fumarolen und Schlammquellen.
  • Brennisteinsfjöll-Riss: Dieser Riss liegt nordöstlich des Krýsuvík-Seltún-Risses und erstreckt sich entlang der Brennisteinsfjöll-Berge. Die Gegend ist vulkanisch aktiv und weist eine hohe geothermische Aktivität auf.
  • Reykjanesvirkjun-Riss: Dieser Riss liegt in der Nähe des geothermischen Kraftwerks Reykjanesvirkjun. Er ist für Erdbebenaktivitäten in der Umgebung verantwortlich.
  • Das Hengil-Risssytem liegt am Randbereich der Reykjanes-Halbinsel und wird oft zu Südisland gezählt.

Vulcano: 4 schwach Erdbeben

Zuletzt wurde ein Rückgang der Seismizität unter Vulcano verzeichnet, doch ganz aus scheint der Ofen noch nicht zu sein: offenbar gab es in den letzten 10 Tagen 4 neue schwache Erdstöße, die sich im Bereich von Vulcanello manifestierten. Sie hatten Magnituden die sich im Bereich der Mikroseismizität bewegten und lagen in Tiefen um 3 km. Im Vormonat registrierte das INGV 9 Erschütterungen im Einzugsbereich der liparischen Vulkaninsel. Im wöchentlichen Bulletin ist nachzulesen, dass die meisten physikalischen- und geochemischen Parameter leicht abnehmende Tendenzen zeigen, wenngleich die Fumarolentemperaturen weiter hoch sind und vergleichsweise viel Gas ausgestoßen wird.

Erdbeben-News 25.11.21: Reykjanes auf Island

In den heutigen Erdbeben-News versuche ich eine Interpretation des Geschehens auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel.

Reykjanes: Erdbeben und Bodendeformationen

Das Schwarmbeben unter der Reykjanes-Halbinsel hält weiter an. Heute wurden bereits mehr als 1200 Beben registriert. Gestern waren es 3600. Seit Beginn des Schwarmbebens müssen mehr als 10.000 Beben stattgefunden haben. Die Intensität des Schwarms fluktuiert und zeitweise wurden wieder stärkere Erdbeben mit Magnituden ab 3 generiert. Gestern Nachmittag kam es zu einem Erdstoß Ml 4,4. Heute Morgen wurde die Halbinsel von einem Erdbeben Ml 4,1 erschüttert. Die stärkeren Erdbeben sind in weitem Umkreis zu spüren und rocken sogar Reykjavik. Seit gestern Abend verlagern sich die Beben im Bereich des Fagradalsfjalls auch immer mehr in flachere Regionen und selbst die Experten von IMO spekulieren über Magmenaufstieg, der bald in einer neuen Eruption gipfeln könnte. Stellt sich die Frage, wo das Magma austreten könnte? Dort, wo es die meisten flachen Erdbeben gibt, oder im Bereich der größten Bodenhebung?

Erst Inflation, dann Deflation am Fagradalsfjall

Etwas verwirrend ist, dass die meisten Beben nahe der alten Eruptionsstelle am Fagradalsfjall detektiert werden, dort aber laut INSAR Deflation registriert wird. GPS-Messungen zeigten bis vor wenigen Tagen eine Bodenhebung von bis zu 20 mm an. Dann gab es einen jähen Absturz bis auf ca 4 mm Bodenhebung. Das korreliert mit den INSAR-Daten der letzten Woche. Die stärkste Bodenhebung gibt es nördlich des Keilirs und damit in der Verlängerung des alten magmatischen Ganges. Es könnte sein, dass Magma im Gang unterhalb des Fagradalsfjall weiter nach Norden migrierte und sich dort evtl. mit neu aufsteigendem Magma mischt. Allerdings gibt es auch eine leichte Bodenhebung nordwestlich vom Fagradalsfjalls, wie man auf der INSAR-Karte unten sieht.

Ein aufmerksamer Leser wies mich darauf hin, dass die GPS-Daten schon seit mehreren Wochen auf Bodenhebungen hindeuteten, die an mehreren Stationen auf Reykjanes gemessen wurden. In einem Statement von Mitte November heißt es, dass diese Bodenhebung durch Magmenintrusion in Tiefen um 15 km verursacht wurde, also noch unterhalb der Ozeankruste angesiedelt war. Möglicherweise ist dieses Magma nun dabei weiter aufzusteigen und dringt in die Kruste ein.

Vulkan-News 28.11.21: Cumbre Vieja, Reykjanes

Am Cumbre Vieja öffneten sich neue Schlote. Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel wurde leichte Inflation detektiert. Am Stromboli versiegte der Lavastrom.

Cumbre Vieja: Neue Spalten auf der Nordflanke

Staat: Spanien | Koordinaten: 28.57-17.84 | Eruption: Flankeneruption

Auf der Nordflanke des Kegels bildeten sich kleine Eruptionsspalten. Auf der LiveCam (siehe Bild unten) erkennt man unten links Lavaaustritte. Wie die Fumarolen schon seit Wochen andeuteten, gibt es dort eine Schwächezone im Kegel. Aus einem nicht einsehbaren Schlot im Osten des Kegels trat zur Dämmerung eine Lavafontäne aus und fütterte einen Lavastrom, der sich über eine steile Kannte ergoss. Der Tremor machte zu dieser Zeit einen Sprung nach oben und schuf einen neuen Peak. Genauso zog die Bodenhebung weiter an. Heute Morgen beträgt sie an der Station LP3 11 cm. Es ist damit zu rechnen, dass die Förderrate demnächst wieder steigt und weitere Häuser zerstört werden. Gestern wurden ca. 73 Erdbeben detektiert. Heute sind es bereits mehr als 50. Es sieht so aus, als würde wieder mehr Magma aus größerer Tiefe aufsteigen, was den allgemeinen Trend der Aktivitätssteigerung bestätigt.

Island: Erdbeben und Bodenhebung

Staat: Island | Koordinaten: 63.903, -22.273 | Eruption: Hawaiianisch

Unter der isländischen Halbinsel Reykjanes gab es weitere Schwarmbeben. Die meisten Erschütterungen manifestierten sich in dem Gebiet Fagradalsfjall-Keilir. Obwohl die Eruption dort erst einmal zu Ende zu sein scheint, detektierte IMO wieder eine leichte Bodenhebung von 1-2 cm. Der Schwerpunkt der Deformation befindet sich nördlich des Vulkans Keilir. Man rechnet nicht mit einem kurzfristigen Ausbruch, doch sollte der Trend weiter anhalten, dann könnte sich in einiger Zeit wieder eine neue Eruption in dem Areal ereignen.

Stromboli: Lavastrom stoppt

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Eruption: Strombolianisch

Der Lavastrom auf Stromboli stellte seine Tätigkeit ein. Dennoch scheint aus einem Schlot am Kraterrand weiter Lavaspattering stattzufinden. Das LGS meldet für gestern 425 thermische Durchgänge, die mit strombolianischer Tätigkeit in Verbindung gebracht werden. Die restlichen Werte sind unauffällig. Die Seismizität im Osten des Tyrrhenischen Meeres ist in den letzten Wochen auffällig hoch. Auch wenn es keinen wissenschaftlichen Beleg für einen Zusammenhang zwischen den seismischen- und vulkanologischen Prozessen gibt, so liegt doch die Vermutung nahe, dass es hier eine Wechselwirkung geben kann.

Island: Tremorpuls sorgt für Alarmstimmung

Der Erdbebenschwarm schwächte sich Nachts etwas ab, geht aber dennoch mit starker Intensität weiter. Heute Vormittag manifestierte sich ein weiteres -relativ starkes- Erdbeben der Magnitude 4,6. Eine Eruption hat bisher noch nicht begonnen und meiner Einschätzung nach, könnte sie auch noch ein Weilchen auf sich warten lassen. IMO veröffentlichte folgende Szenarios, wie es weitergehen könnte.

  • Die anhaltende Seismizität nimmt in den kommenden Tagen und Wochen ab.
  • Der seismische Schwarm wird an Intensität zunehmen, möglicherweise mit einem Erdbeben bis zur Stärke 6 in der Nähe von Fagradalsfjall.
  • Im Brennisteinsfjöll, über 20 km östlich von Fagradalsfjall, könnte ein Erdbeben bis zu einer Stärke von 6,5 ausgelöst werden.
  • In der Umgebung des Fagradalsfjall finden weiterhin Magmaintrusionen statt.
  • Die intrusiven Magmabewegungen stoppen und erstarren schließlich.
  • Es könnte zu einem effusiven Vulkanausbruch kommen, der zu Lavaströmen führt, die keine bewohnten Gebiete der Halbinsel bedrohen sollten.

(Quelle IMO)

Die Forscher halten auch starke Erdbeben bis zur Magnitude 6,5 für möglich. Die Magmenintrusion wird als „klein“ beschrieben und soll sich noch deutlich unterhalb des 1 Kubikkilometer-Niveaus vom Bardarbunga bewegen. Allerdings wurde dort auch ungewöhnlich viel Magma eruptiert.

Auf Island laufen die Nachrichtenticker heiß und die Tweets überschlagen sich, doch bisher gibt es nicht mehr als Spekulationen. Dennoch scheinen sich die örtlichen Wissenschaftler ziemlich sicher zu sein, dass eine Eruption eingesetzt hat, oder das Magma kurz vor dem Durchbruch steht. Es gibt Vermutungen darüber, dass sich bereits eine Spalte geöffnet haben könnte. Doch visuelle Bestätigungen gibt es bisher nicht. Dafür wurde vom örtlichen TV eine Livecam eingerichtet.

Seit heute Nachmittag (14.20 Uhr Ortszeit) geht die Meldung rum, dass IMO einen vulkanischen Tremorpuls empfangen hat. Die Quelle des Tremors liegt südlich von Keilir bei Litli Hrútur. Das Signal soll in sämtlichen Messstationen der Region zu empfangen sein. Die Alarmstufe wurde auf „orange“ erhöht. Trotz schlechten Wetters sind Hubschrauber in das Gebiet entsandt worden, um das Geschehen vor Ort zu inspizieren. Auf der öffentlich zugänglichen Seite kann ich bis jetzt nur das Tremorsignal im Frequenzband 2-4 Hz entdecken, dass schon die ganze Zeit aufgezeichnet wird. Allerdings gab es zu der genannten Zeit einen starken Erdbebenpuls, der aus mehr als Hundert schwachen Erschütterungen bestand. Etwas geht auf jeden Fall im Untergrund von Reykjanes vor!

Island: Magmenintrusion wahrscheinlich

Update 03.03.21: Die Intensität des Erdbebenschwarms hat in der Nacht weiter abgenommen. Erdbeben mit Magnituden ab 3 werden nur noch sporadisch registriert. Dennoch werden für die letzten 48 Stunden noch 1761 Erdbeben angezeigt. Die meisten Beben ereignen sich in einem Gebiet zwischen den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir. Es gibt auch einige Beben an der Westspitze von Reykjanes. In mehreren Zeitungsartikeln ist zu lesen, dass die Vulkanologen nicht ausschließen können, dass es bald zu einer Eruption kommt. Allerdings halten sie es für wahrscheinlicher, dass die Magmenintrusion in der Erdkruste stecken bleibt.

Originalmeldung: Das starke Schwarmbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel geht weiter, allerdings mit leicht reduzierte Intensität. Nichtsdestotrotz tagte gestern der isländische Wissenschaftsrat per Videoschaltung und diskutierte das Geschehen. Es wurden u.a. neue INSAR-Satellitenfotos diskutiert, die massive Bodendeformationen offenlegten. Die Wissenschaftler halten eine Magmenintrusion für die wahrscheinlichste Ursache des starken Erdbebenschwarms und der Bodendeformation. Einen Zusammenhang, den viele von uns bereits ahnten, fühlten sie sich doch an die Geschehnisse vor der Bardarbunga-Eruption von 2014 erinnert. Bevor es damals zu der Eruption kam, gab es Wochenlang ähnliche Erdbeben. Allerdings war dort ein großer Zentralvulkan involviert, den man eine entsprechend starke Magmenförderung zugetraut hatte. Auf Reykjanes gibt es hingegen viele Spaltensysteme, die sich in historischen Zeiten überwiegend durch kleinere Eruptionen bemerkbar machten. So sprachen die Wissenschaftler im letzten Jahr noch davon, dass es -wenn überhaupt- bei Grindavik nur zu einer kleineren Eruption kommen würde. Zugegeben, damals waren die Erdbeben nicht annähernd so intensiv wie jetzt, aber was sich nun zusammenbrauen könnte, hat ganz andere Dimensionen. Trotzdem, es ist immer noch nicht sicher, dass es zu einer Eruption kommen wird, die Möglichkeit ist allerdings gegeben. Und je länger die Beben in dieser Stärke andauern, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit dafür. Bei den letzten beiden größeren Spalteneruptionen am Eyjafjallajökull und Bardarbunga dauerten die Erdbeben mehr als 1 Monat an, bevor es zu den Eruptionen kam.

Island: Erdbeben M 5,7

Update 21.10.20: Das Erdbeben von gestern hat einen starken Schwarm an Nachbeben ausgelöst. Er zählt zu den stärksten Schwärmen der letzten Monate. Bis heute Morgen um 9:30 Uhr zeigte IMO auf seiner Website 993 Beben an, die sich im Bereich der Reykjanes Halbinsel manifestierten. Im zugehörigen Bericht ist von 1700 Nachbeben die Rede. 28 Erschütterungen hatten Magnituden ab 3. Die Magnitude des Hauptbebens gestern wurde auf 5,6 korrigiert. Bisher wird nichts von Inflation berichtet, ich halte es allerdings für Wahrscheinlich, dass sich das bald ändern wird. IMO warnt ausdrücklich vor den gefahren des Schwarms: starke Beben könnten Hangrutsche und Steinschläge auslösen, die eine Gefahr für Wanderer darstellen. Hier der übersetzte Text von der Seite der isländischen Meteorologiebehörde:

„Gestern, am 20. Oktober, ereignete sich um 13.43 Uhr ein Erdbeben der Stärke M5,6 in Núplahlíðarháls auf der Halbinsel Reykjanes. Über 1700 Nachbeben wurden in einem anhaltenden Schwarm entdeckt. Heute Morgen wurden in Fagradalsfjall um 6:05 und 6:23 Uhr zwei Erdbeben der Stärke M3,7 und M3,8 gemessen.

Reisende und Wanderer werden dringend gebeten, in der Nähe der Steilhänge in Reykjanes Vorsicht walten zu lassen, da die Wahrscheinlichkeit von Steinschlag steigt, während der seismische Schwarm andauert.“

Originalmeldung: Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel bebte es heute Nachmittag um 13.43 UCT mit einer Magnitude von 5,7. Das Epizentrum lag 3.9 km westlich von Krýsuvík und nur wenige Kilometer von Grindavik entfernt. Das Hypozentrum wurde in 3,3 km Tiefe lokalisiert. Das Beben konnte in weiten Teilen von Südwest-Island gespürt werden und erschütterte die Hauptstadt. Für Island war es ein starkes Beben. Es gab zahlreiche Nachbeben, wobei ich ehr sagen würde, dass das Hauptbeben einen seismischen Schwarm auslöste. Bisher wurden 219 Beben registriert, 12 mit Magnituden größer 3.

In der Region gab es in den letzten Monaten mehrere starke Erdbebenschwärme, die im Zusammenhang mit Inflation und dem Eindringen magmatischer Gänge im Untergrund standen. Zu einem Vulkanausbruch ist es bisher allerdings nicht gekommen.

Island: Erdbeben M 4,6

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel manifestierte sich heute Abend ein Erdstoß der Magnitude 4,6. Das Epizentrum wurde 19 km südlich von Hafnarfjörður lokalisiert. Damit lag es im ca. 10 km weiter westlich als die bisherigen Bebenspots bei Grindavik und dem Thorbjörn-Vulkan. Das Hypozentrum wird mit nur 1,1 km Tiefe angegeben. Dem moderaten Erdstoß voran ging ein seismischer Schwarm. IMO zeigt 164 Beben in den letzten 48 Stunden an.

Cumbre Vieja: erhöhter Gasflux auf La Palma

Auf der Kanareninsel La Palma könnte sich wohlmöglich ein Vulkanausbruch zusammenbrauen. Die Lokalzeitung „El Diario“ berichtet über Forschungsergebnisse der Geowissenschaflter von INVOLCAN, die die Vulkane der Inseln überwachen. Bereits vor Beginn der aktuellen Erdbebentätigkeit unter La Palma, hat eine geochemische Messstation am Vulkan Cumbre Vieja einen erhöhten Gasstrom festgestellt. Die Kohlendioxid-Konzentration stieg von einem Durchschnittswert von 52 Gramm Kohlendioxid pro Quadratmeter am Tag auf 138 Gramm an. Ein erster Anstieg wurde bereits im Mai 2020 registriert, als Spitzenwerte von 162 Gramm Kohlendioxid pro Quadratmeter am Tag gemessen wurden. Eine erhöhte Kohlendioxid-Emission zählt an Vulkanen zu einem frühen Anzeichen aufsteigenden Magmas. Das Gas erreicht die Oberfläche deutlich früher als schwefelhaltige Gase. Das Schwarmbeben, dass die Südspitze von La Palma seit dem 24. Juli erschüttert, gilt als weiteres Indiz für aufsteigendes Magma. Auch heute Morgen gab es wieder eine Erschütterung der Magnitude 2,0 in 28 km Tiefe. Den Tiefen der Erdbebenherden zufolge dringt gerade Magma in die untere Erdkruste ein. Freilich kann der Magmenkörper im Gestein stecken bleiben, ohne dass es zu einer Eruption kommt und selbst wenn das Magma die Erdoberfläche erreichen sollte, lässt sich bisher nicht vorhersagen, wann dass der Fall sein wird. Es werden mindestens noch einige Monate vergehen, bis wir mit einer Eruption rechnen können. Dennoch, es ist der konkreteste Hinweis auf magmatischer Aktivität unter den Kanarischen Inseln, seit der Eruption von „El Discreto“ vor El Hierro im Jahr 2011. Auch statistisch betrachtet wäre eine Eruption auf La Palma mal wieder fällig.

Cumbre Vieja stand in der Vergangenheit auch immer wieder im Fokus der Berichterstattung, weil man dort das Abscheren einer Flanke befürchtete. Sollte sich ein großer Flankenkollaps ereignen, dann könnten die Erdmassen im Ozean landen und einen gewaltigen Tsunami auslösen. Doch INVOLCAN widersprach der These: die Forscher gehen davon aus, dass sich dazu ein ähnliches Ereignis wie 1980 am Mount St. Helens ereignen müsste.

Island: Erdbeben M 3,4

Auf Island ist die magmatische Aktivität Vielerorts bereits in einem weitere fortgeschrittenen Stadium als unter La Palma. Dort füllen sich diverse Magmenreservoire in geringeren Tiefen. Heute gab es wieder einen Erdstoß der Magnitude 3,4 in nur 7,1 km Tiefe. Das Epizentrum des Bebens lag unter der Reykjanes-Halbinsel zwischen den Vulkanen Thorbjörn und Fagradalsfjall. In dem Areal wurden bereits Bodendeformationen registriert.

IMO warnt heute auch vor die Gefahr von Erdrutschen im Norden der Insel. Sie könnten allerdings nicht durch Erdbeben verursacht werden, sondern von langanhaltenden Regenfällen.